Titel: | Verfahren der HHrn. Flach und Keil zur Emaillirung gußeiserner Gefäße. |
Fundstelle: | Band 78, Jahrgang 1840, Nr. VIII., S. 40 |
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VIII.
Verfahren der HHrn. Flach und Keil zur Emaillirung gußeiserner
Gefaͤße.
Aus dem Frankfurter Gewerbsfreund 1840, Nr.
3.
Flach's und Keil's Verfahren zur Emaillirung gußeiserner
Gefaͤße.
Die Eisengußgeschirre und Geräthe dürfen nicht unrein oder löcherig gegossen und mit
zufälligen Narben, Warzen oder schädlichen Erhabenheiten versehen seyn. Weißes, in
der Glühhize leicht springendes Eisen ist ebenfalls verwerflich, und überhaupt
müssen zum Emailliren stets die gelungensten, reinsten und glättesten Gußstüke
ausgewählt werden. Die Vorbereitung solcher Geschirre und Geräthe geschieht dadurch,
daß dieselben zuerst mit rauhen scharfen Steinen oder Feilen von allem mechanisch
anhängenden Sande, Lehm oder Schlaken und Kohlentheilen gänzlich befreit werden.
Vermuthet man, daß Fettigkeit durch irgend einen Zufall oder Beschmuzung auf die zu
emaillirende Fläche gekommen ist, so muß das Geräth einer leichten dunkelrothen
Glühhize zur Entfernung dieser Verunreinigung unterworfen werden, welches aber im
gewöhnlichen Falle nicht nöthig ist.
Nun wird das mechanisch gereinigte Geschirr gebeizt. Man
bedient sich hiezu am vortheilhaftesten der Essigsäure,
wie solche in der sauer gegohrenen Kornmaische, in Wein oder Bier, oder Fruchtessig,
oder in jener Flüssigkeit vorkommt, welche bei der Verkohlung des Holzes in
verschlossenen Oefen oder Meilern durch Niederschlag gewonnen wird.Obwohl die Holzessigsäure das wohlfeilste Beizmaterial zu seyn scheint, so
ist sie doch oft hinderlich, weil sie im gewöhnlichen wohlfeilsten Zustande
noch zu viel ätherische und empyreumatische Oehl- und Harztheile
beigemengt enthält, welche das Beizen stellenweise verhindern und die ganze
Emaillirung mißglüken lassen. Nur sehr sorgfältig gereinigter Holzessig kann
hiezu verwendet werden. Im Großen wird am gewöhnlichsten und vortheilhaftesten die Kornbeize
angewendet. Sie wird ganz so bereitet, wie die Maische zum Branntweinbrennen, nur
daß man die geistige Gährungsperiode vorübergehen läßt, bis die Flüssigkeit in saure
Gährung getreten ist, welche durch Wärme unterstüzt wird.
Die mechanisch gereinigten Kochgeschirre werden nun in jene saure Beize gethan,
dergestalt, daß die Oeffnung, z.B. der Töpfe, oben zu stehen kommt, damit die sich
bildenden Gasblasen frei entweichen können. Die Beizung wird, wenn die Arbeit rasch
gehen soll, durch Erwärmung des Beizmittels auf etwa + 20 bis 25° R.
befördert. Auch ist es zwekmäßig, die Geschirre nach etwa 6 Stunden herauszunehmen,
mit einem groben Fezen zu bewischen und neuerdings in die Beize zu stellen. Dadurch bewirkt man
das bessere Angreifen der Säure, wegen der Befreiung der Eisenfläche vom
Eisenschlamm, der sich stets schwärzlich am Gefäße zeigt. Im Ganzen sind 10 bis 12
Stunden hinreichend bei + 15 bis 20° R. Temperatur, jedes Eisengeschirr zu
beizen, wenn nämlich eine Beize von 1 Wiener Mezen Kornschrot (oder Gerstenmalz) mit
100 Maaß lauem Wasser und etwa 1 Pfd. Sauerteig oder ein anderes Gährmittel bereitet
worden.
Nachdem die Geschirre oder Geräthe auf diese Weise gebeizt worden, werden solche nach
einander aus der Beize genommen, schnell im lauwarmen Wasser abgeschweift und mit
einem groben Fezen und Sand rein ausgescheuert, so daß das Geschirr oder Geräth auf
der zu emaillirenden Fläche recht rein und blank erscheint. Je sorgfältiger dieses
Scheuern geschieht, je gewisser ist man der Festigkeit der demnächstigen
Emaillirung. Nun wird das Gefäß oder Geräth nochmals zwei- oder dreimal mit
stets reinem Wasser ausgespült und unter Wasser ausgewischt. Man muß sehr sorgfältig
darauf sehen, daß während dieser Reinigung das Gefäß nicht länger als etwa 5 bis 10
Secunden außer der Flüssigkeit sich, befindet, weil sich sonst sofort ein gelblicher
Niederschlag ans Eisen ansezt, welcher höchst schädlich ist und die Emaille nicht
binden läßt. Nachdem nun das Geschirr oder Geräth möglichst rein und säurefrei ist,
wird es sogleich unter reines Wasser gebracht, damit sich kein Rost ansezt. Hier
bleibt es so lange, bis es mit Emaillemassen überzogen werden soll. Fast immer sezt
sich aber auch in sehr reinem Flußwasser an das blanke Gefäß eine dünne gelbe
Schlammhaut, welche jedoch nur loker aufsizt, und kurz vor dem Gebrauche des
Geschirres durch reines Wasser abgespült werden kann.
Sowohl das Beizen des Geschirres, als das Ausschweifen geschieht am besten in
hölzernen Gefäßen.
Zubereitung der
Emaillemassen.
A) Grundmasse. Sie besteht
aus Kieselerde, Borax und Thon. Erstere beiden Ingredienzien werden
zusammengeschmolzen (eigentlich zusammengesintert); der Thon dient als Bindemittel,
um der gepulverten Masse eine gewisse Consistenz und der Emaille eine
undurchsichtige Farbe zu geben. Kieselerde: Reiner,
eisenfreier Quarz, Bergkrystall, reine, nicht kalkschalige Feuersteine, oder reine,
eisenfreie, ganz weiße Flußkiesel und Geschiebe, selbst bei Mangel an diesen bessern
Kieselgesteinen, auch sehr weißer, höchst rein gewaschener Sand ist hiezu anwendbar.
– Das Quarzgestein wird rein gewaschen, roth geglüht und in einem reinlichen
Gefäße in reinem kaltem
Wasser abgelöscht. Die mürben Steine werden dann in einem Steinmörser zur
Erbsengröße gestoßen, und dann unter einer Porzellanglasurmühle oder unter einer
Mühle von sehr grobkörnigem festem Sandsteine (Conglomerat) zu fast unfühlbarem
Pulver, troken oder besser naßgemacht, zerrieben, dann aufs feinste geschlemmt. Ist
man überzeugt, daß weder durch die Mühle, noch durch das Brennen oder durch sonst
anhängende Theile dieses Pulver eisenhaltig ist, so bedarf es weiter keiner
Reinigung. Ist man aber aus Mangel an Vorrichtungen genöthigt, den Quarz in eisernen
Mörsern oder Schalen zu stampfen oder zu reiben, so ist ein langsames Digeriren des
Kieselpulvers mit verdünnter Salzsäure nöthig, wobei auch Wärme angewendet werden
kann. Nach vielmaligem Aussüßen ist dann, wenn das abfließende Wasser nicht mehr auf
Säure reagirt, das Kieselpulver, welches man der Kürze wegen Kieselerde nennt,
hinreichend rein, muß aber natürlich ganz farblos erscheinen. Es wird mit Abhaltung
von Staub am besten in irdenen oder reinen hölzernen, nicht schieferigen Gefäßen
aufbewahrt. – Borax: Der gewöhnliche käufliche
raffinirte Borax ist hiezu dienlich, und wird nur fein gemahlen, höchst fein
gesiebt, so daß das Pulver kaum fühlbar ist, und dann dieses Pulver in trokenen, am
besten großen gläsernen Gefäßen wohl verschlossen aufbewahrt. – Thon: Reiner weißer Thon, welcher nach dem Brennen noch
weiß bleibt, und wozu der Passauer der Erfahrung zufolge
sich am besten bewährt, jedoch jeder andere, nicht Talkerde haltiger, obige
Eigenschaften besizende weiße Thon auch anwendbar ist, wird in lufttrokenem Zustande
gepulvert, gesiebt, mit vielem reinem Wasser zur Milch angerührt, und auf die
gewöhnliche Weise, jedoch höchst rein geschlemmt, so daß keine Spur von Sand oder
unaufgelösten Theilen bemerkt werden kann. Der so geschlemmte Thon wird durch
Abgießen des Wassers oder Filtriren concentrirt, und dann bei etwa + 80° R.
getroknet. Man prüft ihn mit Schwefel- oder Salzsäure, ob er Kohlensäure
entwikelt. In diesem Falle ist er gänzlich unbrauchbar.
Mischung der Grundmasse. Dem Gewichte nach werden 5
Theile der oben erwähnten Kieselerde in trokener Pulvergestalt mit 8 Theilen des
gepulverten Borax innigst vermengt, am besten in einer großen Reibschale durch
einander gerieben. Dieses Gemenge wird in einen von nicht leicht schmelzbarem Thon
angefertigten runden, etwas hohen Schmelztiegel gethan, der Tiegel aber nur zur
Hälfte gefüllt. Man bringt den Tiegel wohlbedekt in einen Muffelofen, welcher eine
dunkelrothe Wärme gewährt. Nach 10 bis 15 Minuten ist der Borax in seinem
Krystallwasser geschmolzen, hat die Kieselerde in das Gemenge aufgenommen und ist
aufgeblähet. Die Masse
darf nun nicht so warm gemacht werden, daß das Gemenge in glühenden Fluß geräth,
sondern nachdem man keine Bewegung mehr an der Masse wahrnimmt, wird sie auf eine
reine irdene Schüssel ausgeschüttet und so lange wieder frisches Gemenge von Kiesel
und Borax in jenen Tiegel gethan und entwässert, bis man so viel hat, um mit dieser
entwässerten (calcinirten) Masse, welche vorher noch fein gerieben wird, denselben
Schmelztiegel bis zu 5/6 seiner Höhe fest eingedrükt zu füllen. Er wird zur Schonung
gegen alles Unreine mit einer Thonplatte bedekt und nun in den Muffelofen gestellt,
welchen man, gleichviel ob mit Holz, Holzkohlen, Steinkohlen, Kohks oder Torf so
stark heizt, daß der Tiegel eine gleichförmige und dabei eine solche Hize erhält,
welche etwa jener gleichkommt, worin Messing dünnflüssig wird. Man läßt den Tiegel
gegen eine Stunde in dieser gleichförmig zu erhaltenden Hize, bei Massen von mehr
als 3 Pfd. aber verhältnißmäßig länger. Nun sezt man noch warm den Tiegel aus dem
Ofen, und läßt ihn ziemlich bald an der Luft abkühlen. Nach gänzlichem Erkalten wird
der Tiegel behutsam zerschlagen. Die halbgeschmolzene Masse ist gewöhnlich zu einem
Stük zusammengesunken, bimssteinartig versintert, also nicht eigentlich geflossen,
und dennoch sehr fest. Sie hat Oeffnungen und Löcher. Diese Masse muß von allen
anhängenden Theilen des Schmelztiegels mittelst einer Feile wohl gereinigt werden.
Dieses Stük, oder wenn die Masse zufällig zerbrochen, die Stüke werden in einem
Thonscherben braunwarm geglüht und in kaltem Wasser abgelöscht. Die Masse ist dann
leicht zerbrechlich und zerreiblich, und wird nun in einem Steinmörser gröblich
zerstoßen, und dann auf einer harten Mühle, welche nichts Unreines hinzukommen läßt,
naß so zart gemahlen, als es nur immer möglich ist. Dann muß das Pulver noch auf das
feinste geschlemmt werden, und die gröberen Rükstände ferner gemahlen. Das
geschlemmte und getroknete Pulver muß durchaus farblos erscheinen, und zur Probe vor
dem Löthrohre in starker Hize zu einer etwas opalisirenden Perle schmelzen. Dieses
Grundmassenpulver wird nun mit 1/4 seines Gewichtes von dem oben erwähnten
Thonpulver troken vermengt, so daß 5 Gewichtstheile aus 4 Grundmassenpulver und 1
Thon bestehen. Dieses Gemenge, welches überhaupt fertige
Grundmasse genannt wird, muß in einer steinernen oder porzellanenen
Reibschale erst troken sehr innig vermengt werden. Dann wird diese Masse vor
Feuchtigkeit geschüzt, in reinen steinernen, irdenen oder gläsernen Gefäßen
verwahrt.
B) Die Glasur besteht aus
einem wirklichen Glase, welches aus Kieselerde, Natron (gereinigter Soda) und Borax
zusammengesezt ist. Kieselerde und Borax erhalten keine weitere Vorbereitung, als jene, welche oben
beschrieben worden. Die gereinigte, kohlensaure, käufliche Soda wird jedoch des
größten Theiles ihres Krystallwassers durch Calciniren in braunrothglühender Muffel
in einem reinen Thontiegel oder einer Schüssel beraubt, so daß der Natrongehalt
dadurch concentrirt wird. Die so calcinirte Soda wird fein gerieben, möglichst zart
gesiebt und vor Feuchtigkeit geschüzt, reinlich aufbewahrt.
Es werden nun zu 6 Gewichtstheilen Kieselerde von obiger Beschaffenheit 3 Theile des
beschriebenen Boraxpulvers und 2 Theile des obigen Sodapulvers genommen, auf einer
Reibschale troken innig ineinander gerieben. – Zur gänzlichen Austreibung des
Krystallwassers aus dem Borax und der Soda in diesem Gemenge wird solches bei der
Vorbereitung der Grundmasse, vor dem wirklichen Zusammenschmelzen, erst in einem
reinen irdenen Schmelztiegel oder in einer solchen Schüssel unter der Muffel bei
braunrother Hize so lange geglüht, bis kein Aufschäumen oder Aufblähen mehr bemerkt
wird. Die auf solche Art calcinirte Fritte wird nun nochmals fein gerieben und in
einen Schmelztiegel von etwa 2 bis 5 Pfd. Inhalt fest eingedrükt, wohl bedekt, und
bei anfänglich gelinder, nach einer halben Stunde stärkerer Hize
zusammengeschmolzen. Diese Hize wird so weit getrieben, daß sie derjenigen
gleichkommt, welche etwa zwischen der Kupfer- und Eisenschmelzhize liegt,
also ziemlich wie in einem gewöhnlichen Glasofen. Diese Hize ist genau erreicht
worden, wenn die Glasur zu einem durchaus farblosen, vollkommen krystallklaren,
compacten Glase ohne alle Blasen und Fleken geflossen ist. Hat man einen
Schmelztiegel von 3 bis 5 Pfd. oder mehr Inhalt, so kann dieses Glas sofort aus dem
Tiegel in reines klares Wasser gegossen werden. – Der Tiegel ist dann wohl
noch ferner zu gebrauchen. Bei kleineren Quantitäten läßt man das Glas im Tiegel
erkalten, zerbricht denselben und verfährt bei Reinigung, Glühen und Ablöschen des
Glasstükes wie bei der beschriebenen Grundmasse. Die abgekühlte, durch das plözliche
Ablöschen im Wasser äußerst mürbe Glasurmasse wird nun in einer steinernen
Reibschale gestoßen, gerieben und dann auf der erwähnten Mühle auf das zarteste
gemahlen, höchst fein geschlemmt, nach Abgießen des Wassers getroknet und in
Pulvergestalt reinlich in sauberen Gefäßen aufbewahrt.
Auftragung der Grundmasse und
Glasur.
Die fertige Grundmasse wird in einem sehr reinen, am besten porzellanenen oder
eisernen emaillirten Geschirr (Hafen) mit lauem, bis etwa + 30° R. erwärmtem
(vorher kochend gewesenem), durchgeseihetem Wasser mittelst eines reinlichen
hölzernen Spatels eingerührt. Dieser Mischung wird nach und nach bloß so viel Wasser
zugesezt, daß solche bei anhaltendem gleichmäßigem Umrühren die Consistenz des
gewöhnlichen Zukersyrups erhält. Das Umrühren wird in anhaltender gleichförmiger
Erwärmung so lange fortgesezt, bis durchaus keine Knoten zu erkennen sind. Die
Temperatur muß stets auf etwa + 30 bis 35° R. zu erhalten gesucht werden. Man
nimmt zu einer solchen Vermischung nach Maaßgabe der auf einmal zu emaillirenden
Gegenstände etwa 6 Pfd. fertige Grundmasse in Pulverform, und das entsprechende, zu
jener Consistenz erforderliche Quantum Wasser, welches etwa in einem Geschirr von 3
Wiener Maaß behandelt werden kann, und für etwa 50 Topfe à 1 1/2 Maaß, welche emaillirt werden sollen, beiläufig hinreicht.
– Nachdem nun diese Grundmasse in stets gleicher, beschriebener Wärme
gehalten und fortwährend vom Grund auf durchgerührt wird, kann zum Auftragen auf die
zu emaillirenden Geschirre oder Geräthe geschritten werden. – Diese nimmt man
aus dem Wasser, spült sie nochmals rein ab, troknet sie mit einem trokenen
Leinenhader und erwärmt sie in dem Muffelofen so stark, daß sie auf der blank
gescheuerten, zu emaillirenden Seite die violette Anlauffarbe zeigen. – Sie
werden dann schnell aus der Muffel genommen, und man läßt das Geschirr bis zu etwa +
60 bis 70° R. abkühlen. Durch diese Erhizung wird die lezte Spur von
Pflanzensäure verjagt, auch alle Feuchtigkeit fortgeschafft. Die auf etwa + 30 bis
35° R. erwärmte (stets im Umrühren begriffene) Grundmasse wird nun mit einem
sehr reinen, tiefen Löffel in das Geschirr, welches, wie gesagt, noch 60 bis
70° R. Wärme hat, gegossen. In den zu emaillirenden Topf gießt man etwa ein
gutes halbes Seidel der Grundmasse; dieselbe wird nun durch einen höchst reinen
scharfen Borstenpinsel, welcher auch an den Seiten mit Haaren versehen ist, in die
Wände des Topfes oder sonstigen Geschirres oder Geräthes eingerieben, so daß alle
Stellen desselben, welche emaillirt werden sollen, rasch hinter einander, während
der Topf noch warm ist, mit der Grundmasse in innige Berührung kommen. Dieses
Einreiben wird auf allen Stellen so lange fortgesezt, bis das Geschirr etwas
erkaltet. Ist es handwarm, oder etwa + 30° R., so hört man mit dem Einreiben
des Pinsels auf und schwenkt die im Geschirre befindliche Grundmasse dermaßen herum,
daß sie überall die zu emaillirenden Stellen gleichförmig überzieht. Dann wird das
Geschirr plözlich umgekehrt, so daß der Rand nach Unten kommt und in horizontaler
Richtung sich befindet (wobei der Boden des Gefäßes oben ist): während man das
Geschirr auf diese Weise schwebend hält, und mit einem reinen hölzernen Stok von
etwa 1'' Dike und 10'' Länge an die Außenwände des Gefäßes klopft, fließt die überflüssige
Grundmasse heraus, welche man in einem unten stehenden reinen Geschirr auffängt.
Findet man, daß die Grundmasse das Geschirr inwendig etwa 1/10 oder 1/20 Zoll dik
(nach Maaßgabe der Dimension des Geschirres) gleichförmig zu überziehen hinreichend
ist, so wird dasselbe schnell wieder umgekehrt, so daß die Oeffnung nach Oben kommt.
Abermals wird mit dem erwähnten hölzernen Stoke ringsumher auf das Geschirr leise
geklopft, bis dem Auge die Grundmasse recht gleichförmig vertheilt erscheint. Ist
dieß der Fall, so wird die Grundmasse 1/8 Zoll vom Rande mit einem steifen Leder,
welches einen Einschnitt hat, rein abgewischt, so daß die Emaille nicht bis an den
äußersten Rand reicht. Zur schöneren Ausgleichung der Emaille werden außen an dem
Rande ringsherum noch einige Schläge (leise) mit dem Stoke gegeben, und nun sofort
das Geschirr zur Glasur gebracht. – In diesem Moment hat die aufgetragene
Grundmasse etwa Honigconsistenz und oft schon etwas steifere. Sie muß aber immer
etwas feucht seyn, um die aufzupudernde Glasur fest anzusaugen. Die sub B beschriebene Glasur in zarter Pulverform wird
durch einen battistleinenen Beutel, welcher am Boden durch einen Blechring inwendig
ausgespreizt ist, auf das mit der Grundmasse versehene Geschirr gepudert, indem man
das Geschirr nach allen Seiten wendet. Dieses Pudern geschieht, indem der Beutel mit
der Glasur etwa 4 Zoll vom Gefäße in zukender Bewegung senkrecht auf- und
niederbewegt wird. Es wird so lange und ununterbrochen gepudert, bis man bemerkt,
daß alle Stellen des Geschirres, welche bereits mit der Grundmasse überzogen worden,
gleichförmig etwa 1/12 bis 1/15 Zoll dik überstäubt sind. Die wie lokerer Reif
angeflogene Glasur würde sofort stellenweise abfallen, wenn das Geschirr erschüttert
oder angestoßen würde. Leise wird nun das während dieses Processes ziemlich
erkaltete Geschirr auf eine erwärmte Stelle gebracht, so daß ohne Zögerung die
Verdunstung der in der aufgetragenen Grundmasse und dieselbe überziehenden Glasur
bewerkstelligt ist; wenn man keinen Dampf aus dem Geschirre mehr entweichen sieht,
auch dasselbe nach und nach bis auf etwa + 80 bis 90° R. erwärmt, und 10 bis
15 Minuten in dieser Temperatur erhalten worden, ist das Auftragen der Emaille
vollendet.
Das Einbrennen oder Aufschmelzen der Emaille geschieht
nun, indem das mit der Grundmasse und Glasur gehörig überzogene trokene Geschirr
behutsam mittelst einer Zange, welche nach der Gestalt des zu emaillirenden
Geschirres oder Geräthes bequem eingerichtet, und mit wenigstens 3 Schuh langen
Schenkeln versehen seyn muß, in den Muffelofen gebracht und gerade aufrecht gestellt
wird. Die beinahe bis zur Messingschmelzhize erwärmte eiserne Muffel wird mittelst einer
starken Blechthüre geschlossen. Sobald man durch eine zollgroße Oeffnung in der
Thüre bemerkt, daß das Geschirr in der Muffel braunroth glüht, so wird die Thür
geöffnet und das Geschirr dergestalt gedreht, daß die gegen die Thür gerichtete
Seite desselben gegen die Rükwand zu stehen kommt, weil die Wärme im hinteren Theile
der Muffel gewöhnlich etwas stärker ist. Dieses Drehen des Geschirres, wobei dessen
Oeffnung immer nach Oben gerichtet bleibt, muß sehr behutsam und ohne Erschütterung
geschehen, indem die Glasur noch nicht fest angeschmolzen ist und leicht abfallen
könnte. Nach und nach erhält das Geschirr Rothwärme. Es wird dann noch einmal in
jener Richtung gedreht, um die Hize demselben recht gleichförmig mitzutheilen. Ist
dieß bewirkt, so wird die Glasur schon so fest halten, daß nun das Geschirr gelegt werden kann, nämlich, daß der Boden nach dem
Hinteren Theile der Muffel, die Oeffnung aber nach der Thüre zu gerichtet ist. Nach
jedem auf die beschriebene Art verrichteten Drehen oder Wenden des Geschirres wird
die Muffel stets geschlossen. Bemerkt man durch das Thürloch, daß die Glasur glatt
wird, d.h. fließt, so wird abermals das Geschirr gedreht, so daß die geschmolzene
Seite (gewöhnlich die untere, weil hier die Hize zuerst einwirkt) nach Oben kommt.
Da also die Glasur nicht gleichzeitig fließt, so ist ein mehrmaliges Wenden des
Geschirres nothwendig. Dieß zu beurtheilen, wird durch Uebung erlangt. Der Boden
eines gewöhnlichen Geschirres (Hafens) wird gewöhnlich zulezt flüssig, weil es
gemeiniglich der stärkste Theil ist, also zulezt sich erwärmt. – Ist nun die
Emaille gehörig geflossen, welches man daraus sieht, daß die ganze Fläche
gleichförmig glasirt ist, so nimmt man ohne Weiteres das Geschirr aus der Muffel,
und läßt es von selbst abkühlen. Noch heiß (etwa + 90° R.) wird gewöhnliches
Kochgeschirr auswendig auf der nicht emaillirten Seite mit einem Firniß geschwärzt,
welcher bald abdampft, troknet und mit dem Geschirr abkühlt, auch demselben ein
besseres Ansehen gibt. Die angeschmolzene Emaille wird, wenn sie gelungen ist,
ziemlich weiß, einen Schatten ins Graue habend, erscheinen, und muß überall
gleichartig mit Glasur überzogen sich darstellen. Sie muß beim Erkalten des
Geschirres nicht abspringen und keine erhabenen Blasen oder gefärbte große Fleken
zeigen.