Titel: | Verbesserungen an den Rauhmaschinen für Wollentücher, worauf sich Joseph Webb, in Huddersfield in der Grafschaft York, am 1. August 1839 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 78, Jahrgang 1840, Nr. VI., S. 29 |
Download: | XML |
VI.
Verbesserungen an den Rauhmaschinen fuͤr
Wollentuͤcher, worauf sich Joseph Webb, in Huddersfield in der Grafschaft York, am 1. August 1839 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Jun. 1840,
S. 301.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Webb's Verbesserungen an den Rauhmaschinen fuͤr
Wollentuͤcher.
Der erste Theil meiner Erfindung betrifft eine gleichmäßige Benezung der Tücher zum
Behufe einer gleich- und ebenmäßigen Aufrauhung derselben. Der zweite Theil
dagegen betrifft Verbesserungen an den sogenannten Rauhmühlen, deren man sich zum
Aufrauhen oder zum Aufstellen des Haares an wollenen und anderen Zeugen bedient. Die
Zeichnungen, zu deren Beschreibung ich sogleich schreiten will, werden Alles
deutlich machen.
Beim Aufrauhen der Wollentücher ist bekanntlich eine gleichmäßige Nezung derselben
von höchster Wichtigkeit, indem sonst das Aufstellen der Haare, es mag mit
Distel- oder Drahtkarden geschehen, an den stärker genezten Stellen schneller
von Statten gehen wird, als an den minder genezten, und indem hieraus nothwendig
eine Ungleichheit in der Aufrauhung und mithin auch in dem äußeren Aussehen des
Tuches entstehen würde.
Fig. 20 ist
ein seitlicher Aufriß einer zum Nezen der zum Aufrauhen bestimmten Wollentücher
dienlichen Maschine. Fig. 21 zeigt dieselbe
Maschine vom Ende her betrachtet. Das Gestell A dieser
Maschine, welches aus der Zeichnung deutlich genug zu ersehen ist, trägt eine
Platform B, auf der das Tuch ausgebreitet wird. C, C, C sind drei Röhren, von denen jede mit zahlreichen
Löchern versehen ist, so daß auf diese Weise viele kleine Wasserstrahlen aus ihr
ausströmen. Je nach dem Grade der Nezung, den man dem durch die Maschine laufenden
Tuche zu geben beabsichtigt, kann man eine oder mehrere dieser Röhren spielen
lassen. D ist eine Walze, über die das Tuch zuerst
läuft. E eine Walze, mittelst welcher das Tuch durch die
Maschine gezogen wird. Die Welle dieser lezteren mit Filz oder einem Wollentuche
überzogenen Walze erhält ihre Bewegung durch einen Treibriemen oder auf sonstige
andere Weise von einer Dampfmaschine oder einer anderen Triebkraft her mitgetheilt;
auch befindet sich an ihr ein Zahnrad F, welches in das
Zahnrad G eingreift. An der Welle dieses lezteren sind
zwei Krummhebel H befestigt, von denen aus die
Verbindungsstangen I an die zu beiden Seiten der
Maschine angebrachten Schiebestangen J laufen. Hieraus
folgt, daß, wenn die Maschine in Thätigkeit ist, die Stangen J sich in eigenen, zu deren Führung dienenden Bändern hin und her bewegen,
und das durch die Maschine gelaufene Tuch in Falten legen. Die Länge der Arme der
Krummhebel hat sich nach der Größe der Falten, die man zu legen wünscht, zu richten.
Die beiden Schiebstangen J tragen zwei Walzen K, K, welche mit Leichtigkeit in ihren Anwellen
umlaufen, und zwischen denen das Tuch durchgeht. Das Tuch wird also so, wie es von
der Walze E herabgelangt, hin und her bewegt und dadurch
in Falten gelegt, wie man aus einem Blike auf die Zeichnung deutlich genug ersehen
wird. Die Walze L, welche auf dem über die Walze E laufenden Tuche aufruht, dient zur Vertheilung und
Regulirung der Feuchtigkeit; sie ist hohl, mit zahlreichen Löchern durchbrochen, und
mit Filz oder Wollentuch überzogen, welches dadurch feucht erhalten wird, daß an dem
einen Ende dieser Walze Wasser in dieselbe eingetrieben wird. Ihre Welle spielt zu
diesem Behufe frei in den zu diesem Zweke vorhandenen Anwellen.
Was den zweiten Theil meiner Erfindung betrifft, so sieht man in Fig. 22 eine Ansicht des
zur rechten Hand gegebenen Endes einer meiner Erfindung gemäß gebauten Rauhmühle.
Fig. 23
zeigt das linkhandige Ende derselben Maschine. Fig. 24 ist eine
Frontansicht. Fig.
25 endlich zeigt mehrere der zum Aufstellen des Haares bestimmten
Theile.
An allen diesen Figuren sind gleiche Theile mit gleichen Buchstaben bezeichnet. Es
ist nämlich a das Gestell der Maschine, dessen
Einrichtung aus der Abbildung auch ohne weitere Beschreibung zur Genüge erhellt; und
in dessen Seitentheilen in entsprechenden Zapfenlagern die Welle des vorderen
Aufrauhcylinders b sowohl, als jene des Hinteren
Aufrauhcylinders c läuft. Diese Cylinder sind zur
Aufrauhung mit Distelkarden eingerichtet; doch ist klar, daß man auch Cylinder, die
mit Drahtkarden arbeiten, anwenden kann, indem dieß nicht mit zu meiner Erfindung
gehört. Eben so wenig macht die Aufstellung zweier Cylinder hinter einander einen
Theil meiner Erfindung aus, ausgenommen, sie sind mit solchen Treibvorrichtungen
verbunden, daß beide Walzen das durch die Maschine laufende Tuch entweder in einer
und derselben Richtung aufrauhen, oder daß sie eben so gut auch im Stande sind, die
Aufrauhung nach entgegengesezten Richtungen zugleich zu bewirken. Ich weiß wohl, daß
man sich zum Aufrauhen der Wollentücher bereits sogenannter doppelter Rauhmühlen
bediente, an denen beide Cylinder zugleich, jedoch über einander arbeiteten: eine
Einrichtung, die wegen der Höhe, welche die Maschine dadurch bekam, ihre bedeutenden
Unannehmlichkeiten hatte. Ich weiß ferner, daß es auch bereits Rauhmaschinen gibt,
an denen zwei Cylinder hinter einander aufgezogen sind. Allein diese Maschinen
vollbringen, indem immer nur einer ihrer Cylinder auf einmal arbeitet, nur das
Geschäft einer einfachen Rauhmühle, obwohl sie den Raum einer doppelten einnehmen.
– Die Haupttreibwelle d, welche an dem zur
Rechten gelegenen Ende der Maschine in entsprechenden Anwellen e, e läuft, erhält ihre Bewegung auf die allen
Mechanikern bekannte Weise durch einen Treibriemen oder mit einer anderen
Vorrichtung von einer Dampfmaschine oder der sonstigen Triebkraft her mitgetheilt.
Von den Winkelrädern f, f ist je eines an den Wellen der
Rauhcylinder aufgezogen. Das an der Treibwelle d
befindliche Winkelrad g greift in das an dem vorderen
Rauhcylinder angebrachte Winkelrad f, und sezt somit
diesen Cylinder in rotirende Bewegung. Die beiden an der Treibwelle d aufgezogenen Winkelräder h,
i, welche durch diese Welle umgetrieben werden, lassen sich in der Art
längs der Welle verschieben, daß bald das Rad h, bald
das Rad i in das an der Welle des Hinteren Rauhcylinders
angebrachte Winkelrad f eingreift. Vermöge dieser
Einrichtung kann also der
hintere Rauhcylinder in solcher Art umgetrieben werden, daß er das durch die
Maschine laufende Tuch entweder in derselben Richtung aufrauht, in der es durch den
vorderen Rauhcylinder aufgerauht wird, oder in einer Richtung, welche dieser
entgegengesezt ist. Die beiden Räder h, i sind entweder
durch Bolzen oder mittelst einer die Haupt- oder Treibwelle umfassenden Röhre
mit einander verbunden; auch befindet sich an der Treibwelle ein Vorsprung oder eine
sogenannte Feder, vermöge welcher die Räder h, i
gezwungen werden, zugleich mit der Welle umzulaufen, während ihnen jedoch eine
Längenverschiebung an dieser Welle gestattet ist. j ist
ein gabelförmiger Hebel, der seinen Drehpunkt in j' hat,
die ausgekehlte Nabe des Rades i umfaßt, und mittelst
der Schraube k gegen den vorderen oder Hinteren Theil
der Maschine zu bewegt werden kann, so daß also die Räder h,
i auf diese Weise mit dem Rade f des hinteren
Rauhcylinders in oder außer Berührung gesezt werden können. l, l sind zwei unter einem Winkel abfallende Bretter, an deren unteren
Enden sich Rinnen befinden, und die das auf sie herabfallende Wasser aus der
Maschine ableiten.
A ist der Boden, auf dem die Maschine steht. Diese
selbst soll sich nur zu einer solchen Höhe erheben, daß der Arbeiter das durch sie
gehende Tuch unter den Augen und im Bereiche seiner Hände hat. Zugleich soll sich
aber auch das Tuch nach Abwärts bewegen und unter der Maschine hinweggehen. Ich habe
zu diesem Behufe veranstaltet, daß die Fläche m, m, auf
der sich das Tuch bewegt, unter dem Boden hinläuft, auf dem die Maschine und der
diese bedienende Arbeiter steht. Das Aufrauhen des Tuches geht auf diese Weise mit
großer Leichtigkeit von Statten; auch ist dieser Theil der Erfindung sowohl auf
einfache als auf doppelte Maschinen anwendbar, beide Rauhcylinder mögen sich
gleichzeitig bewegen oder nicht. n, n sind zwei Walzen,
über und unter denen das Tuch hinläuft, bevor es an den vorderen Rauhcylinder
gelangt. Die Stellung dieser Walzen läßt sich verändern, je nachdem man die Hälse
oder Zapfen, welche die Rahmen n¹ tragen, mehr
senkrecht oder horizontal stellt, was mittelst Stellschrauben, zu deren Drehung die
Griffe n² dienen, geschehen kann. Die Tücher
werden während ihres Laufes über den vorderen Cylinder mehr oder minder fest gegen
dessen Oberfläche drüken, je nachdem die Walzen n
mittelst der an der Welle o¹ befindlichen
Zahnräder o emporgehoben oder herabgesenkt werden. Diese
Zahnräder o greifen in die gebogenen Verzahnungen o, welche die Zapfen des Rahmens der Walzen n tragen. An dem einen Ende der Welle o¹ befindet sich eine Platte o² und ein Sperrkegel o³, womit die Welle o¹ und
mithin auch die Walzen n, n in jeder beliebigen Stellung erhalten werden
können. Die Welle o¹ wird, wie die Zeichnung
zeigt, mittelst der Kurbel o⁴ umgedreht. Das von
dem vorderen Rauhcylinder kommende Tuch läuft zum Theil um die Walzen p, q, die durch ein an dem linken Ende des vorderen
Rauhcylinders befindliches Zahnrad in Bewegung gesezt werden, und zwar indem dieses
Rad in ein Zwischenrad p¹ eingreift, welches
seinerseits in das an der Welle der Walze p angebrachte
Zahnrad p² eingreift. Die Walzen p, q sind, wie die Zeichnung zeigt, durch Zahnräder, die
an deren Wellen aufgezogen sind, aneinander geschirrt. Von dem vorderen Rauhcylinder
aus läuft das Tuch über eine weiter unten näher zu beschreibende Vorrichtung, womit
das Haar nach der Quere aufgestellt wird. Nachdem das Tuch sodann über die Walze r gelaufen, die mittelst eines ähnlichen Apparates, wie
ich ihn oben für die Walzen n angegeben habe, höher oder
tiefer gestellt werden kann, gelangt es an den hinteren Rauhcylinder, von dem aus es
durch Walzen, die den oben beschriebenen Walzen p, q
ähnlich sind, abgeleitet wird. Diese zu dem unteren Rauhcylinder gehörigen Walzen
p, q erhalten ihre Bewegung durch eine Welle s, und diese erhält ihrerseits ihre Bewegung durch ein
Winkelrad, welches an der Welle der Walze p des vorderen
Rauhcylinders festgemacht ist, und in ein ähnliches, an der Welle s befindliches Winkelrad eingreift. Eben so sind auch
noch zwei solche Winkelräder vorhanden, nämlich das eine an der Welle s und das andere an der Welle des Rades p des hinteren Rauhcylinders.
Ich gehe nunmehr zur Beschreibung jener Vorrichtung über, welche zur Aufstellung des
Haares nach der Quere bestimmt ist, und deren man sich je nach Gutdünken bedienen
kann, oder auch nicht. Ich weiß recht wohl, daß die quere Aufrauhung des Tuches in
den Rauhmühlen nichts Neues ist; und beschränke daher in dieser Beziehung meine
Ansprüche auf die Anwendung der geeigneten Vorrichtungen zur Regulirung des Drukes,
der beim Aufrauhen nach der Quere stattfindet, damit auf diese Weise die größere
Dike der Sahlleisten des Tuches gehörig in Anschlag gebracht wird.
Die Maschine ist so eingerichtet, daß auf einmal und neben einander zwei Breiten
eines schmalen Tuches durch sie laufen können. Sie hat daher vier endlose
Drahtkardenbänder: nämlich für jede Sahlleiste eines. Würde breites Tuch in die
Maschine gebracht, so wären bloß zwei solcher Kardenbänder erforderlich, oder man
müßte, im Falle man ihrer doch vier belassen wollte, nur die beiden äußeren in der
Art adjustiren, daß sie gehörig auf die Sahlleisten wirken. Das Gestell t, t ist aus vier parallelen Stäben zusammengesezt und
trägt vier Rahmen, von denen jeder zwei Walzen v, v
führt. Die Wellen dieser
Walzen, von denen je eine durch die Stäbe t sezt, bilden
die Treibwellen dieser Walzen, und die Punkte, an denen die Rahmen v' höher oder tiefer gestellt werden, wie aus der
Zeichnung zu ersehen ist. Um diese Rahmen v' und die
Walzen v bewegen sich endlose Kardenbänder; und da sich
die Rahmen v' an ihren Treibwellen auf und nieder
bewegen lassen, so können auch die anderen Enden dieser Rahmen v' je nach Bedarf höher oder niedriger oder horizontal
gestellt werden. Die rotirende Spindel u erhält ihre
rotirende Bewegung von der Welle s' her, und zwar
mittelst eines an dieser befindlichen Winkelrades w,
welches in ein Winkelrad x eingreift, das an dem zur
Rechten gelegenen Endgestelle an einer gehörigen Welle angebracht ist. An diesem
Rade x ist ein Zahnrad y
befestigt, und dieses greift in das an der Welle u
aufgezogene Zahnrad z. An derselben Welle u befinden sich aber ferner auch noch zwei andere
Winkelräder, die in andere ähnliche, an den Wellen o von
einigen der Walzen v befestigte Winkelräder eingreifen,
wie dieß Alles aus Fig. 25 erhellt. Die endlosen Kardenbänder, die am Rüken mit Kautschuk
überzogen oder auch auf andere Art verfertigt seyn können, bewegen sich auf Führern
oder Platformen auf der Oberfläche der Rahmen v, die
sich folgendermaßen höher oder tiefer stellen lassen. Unter den Rahmen v¹ befinden sich nämlich Excentrica v², die sich um ihre Achsen drehen können. Jede
dieser Achsen trägt ein Schraubenrad v³ und diese
Schraubenräder erhalten ihre Bewegung durch die endlosen Schrauben v⁵, die sich an den von den äußeren Enden des
Gestelles auslaufenden Spindeln v⁴ befinden. Bei
dieser Anordnung der Theile ist klar, daß, wenn zwei schmale Tuchbreiten durch die
Maschine laufen, die Enden der Rahmen v¹ aus der
horizontalen Linie gehoben werden können, so daß die endlosen Kardenbänder nur dann
in Thätigkeit gerathen, wenn sie an die Sahlleisten gelangen. Da die Rahmen v¹ nach dem Gutdünken des Arbeiters mehr oder
minder hoch gehoben werden können, so kann man veranstalten, daß die endlosen
Kardenbänder entweder nur auf eine kleine, in der Nähe der Sahlleisten befindliche
Streke oder auch auf die ganze Tuchbreite wirken. Wird breites Tuch in der Maschine
behandelt, so müssen die beiden inneren Kardenbänder sich horizontal bewegen, und
nur die äußeren Enden der beiden anderen Bänder in der Art erhoben werden, daß sie
die Sahlleisten erfassen. Im Falle man sich nur zweier endloser Kardenbänder
bedienen will, müssen diese von solcher Länge seyn, daß jedes nur auf die eine
Hälfte des Tuches wirkt.