Titel: | Church's neue Maschine zum Bedruken von Kattunen, Papiertapeten etc. |
Fundstelle: | Band 77, Jahrgang 1840, Nr. CIII., S. 417 |
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CIII.
Church's neue Maschine zum
Bedruken von Kattunen, Papiertapeten etc.
Aus dem zu St. Petersburg in russischer Sprache
erscheinenden Journal fuͤr Manufacturen. Maͤrz 1840, S. 283.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Church's Walzendrukmaschine.
Church erhielt in England ein Patent auf eine Erfindung,
welche in einer neuen Art Drukwalzen mit Reliefmustern herzustellen und in einer
Maschine zum Bedruken der Gewebe in mehreren Farben mittelst solcher Walzen
besteht.
Die Drukwalzen sind aus einer Anzahl (aus Letternmetall gegossener) Stüke oder Typen
zusammengesezt, welche auf ihrer Oberfläche convex und überhaupt so gestaltet sind,
daß sie beim Zusammensezen auf der eisernen Achse genau aneinander passen und einen
vollkommenen Cylinder bilden. Fig. 5 zeigt die Form
eines solchen Stüks oder Typen, woraus die Drukwalzen bestehen, im senkrechten
Durchschnitt. Fig.
6 zeigt die obere Fläche eines solchen mit dem Reliefmuster. Fig. 7 ist eine
eiserne Achse, um welche herum die Typen an einander gereiht werden; ihre Anordnung
ersieht man noch deutlicher im Querdurchschnitt der Walze Fig. 8. Jede Type hat auf
zwei entgegengesezten Seiten eine Kerbe, welche als ein Kreisbogen aus dem
Mittelpunkt der Walze beschrieben ist, wie man in Fig. 5 sieht. Ein Ring,
welcher in diese Kerben eingelegt wird, hält jeden um die eiserne Achse gelegten
Typenkreis fest zusammen; übrigens werden die verschiedenen Typenscheiben an den
beiden Enden der Achse noch gehörig zusammengeschraubt.
Die Anwendung solcher Drukwalzen zum Bedruken der Zeuge in mehreren Farben ersieht
man in Fig. 9,
wo die Maschine von der Seite und ohne Gestell abgebildet ist. a, a, a ist der große Cylinder, welcher den oberen oder
Pressionscylinder der gewöhnlichen Walzendrukmaschinen bildet; b, b, b sind drei Drukwalzen von obiger Construction,
welche in geeigneten Entfernungen von einander an den großen Cylinder mittelst
beschwerter Hebel angedrükt werden; ihre Achsen sind in dem Gestell der Maschine so
verstellbar, daß man ihnen die für den Rapport des Musters gerade erforderliche
Stellung zu einander geben kann. c sind weite Röhren,
welche durch Dampf oder heiße Luft erwärmt werden; sie dienen dazu, jede Drukfarbe
zu troknen, ehe das Stük unter die nächste Drukwalze kommt oder wieder aufgerollt
wird. Die Zapfen, womit die Röhren im Gestell der Maschine fixirt sind, sind hohl,
und es sind auch die nöthigen Verbindungen hergestellt, um den Dampf oder die heiße
Luft aus einer Röhre in die andere zu leiten; die Röhren werden durch Scheiben, über
welche endlose Riemen gehen, in Bewegung gesezt. Auf der äußeren Oberfläche dieser
Trokenröhren sind kleine Fänger angebracht, welche man in der Zeichnung durch Punkte
angedeutet sieht; sie nöthigen die heiße Luft an den gedrukten Zeug hinzuströmen und
beschleunigen also das Troknen desselben. Zwischen jedem Röhrenpaar c befindet sich eine krumme Scheidewand d, zur besseren Ableitung der verdunstenden
Feuchtigkeit.
Der zu bedrukende Zeug wird zuerst auf die Doke oder hölzerne Welle e aufgerollt und an seinem Ende dann das als Vorlauf
dienende Zeugstük angenäht; lezteres führt man hierauf um den großen Cylinder a, zwischen diesem und den Walzen b und c an die hölzerne Aufrollwelle f, wo er festgemacht wird. Wenn die Maschine in
Thätigkeit ist, geht der Zeug nach der Richtung des Pfeils, kommt nacheinander unter
alle drei Drukwalzen d und rollt sich endlich um f auf; die nöthige Spannung theilt ihm der beschwerte
Hebel g mit, welcher am Ende der Welle e aufruht und folglich in Verbindung mit der Welle i, auf welcher die Aufrollwelle f liegt, das Abwikeln des Zeugs verzögert; die Welle i dreht sich nämlich durch einen um die Scheibe h am Pressionscylinder geschlungenen Riemen mit der zu
diesem Zwek erforderlichen Geschwindigkeit. Das Zurükhalten des Zeugs bei c und das Streben der Welle f ihn schneller anzuziehen, erzeugt nochwendig die erforderliche Spannung.
k, k, k sind kleine Walzen, welche die Farbe auf die
Drukcylinder auftragen; da aber Church die Einrichtung
des Apparats zum Auftragen der Farbe nicht als einen Theil seines Patents
betrachtet, so beschreibt er ihn auch nicht näher.
Daß die Erfindung Church's auch zum Papiertapetendruk
anwendbar ist, scheint unzweifelhaft; eben so, daß sich Drukwalzen nach Art des
typographischen Sazes wohlfeiler herstellen lassen, als die gewöhnlichen gravirten kupfernen
oder messingenen Cylinder, denn wenn man einmal ein Modell der für ein bestimmtes
Muster erforderlichen Theile oder Typen hat, kann man sie in jeder Schriftgießerei
in der erforderlichen Menge gießen lassen. Wahrscheinlich ließen sich solche
Cylinder auch zum Pressen von bunten Papieren, Leder etc. anwenden.