Titel: | Ueber die industriellen Anstalten in Gmund bei Tegernsee; von Prof. Desberger. |
Fundstelle: | Band 77, Jahrgang 1840, Nr. XCVII., S. 379 |
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XCVII.
Ueber die industriellen Anstalten in Gmund bei
Tegernsee; von Prof. Desberger.Zur Mittheilung dieser Abhandlung aus dem Kunst- und
Gewerbeblatt des polytechn. Vereins für Bayern, 1840, Heft 7 veranlassen uns außer dem speciellen
Gegenstand derselben, insbesondere die beachtenswerthen Bemerkungen über
Flachsspinnerei im Allgemeinen etc., welche der scharfsinnige Hr. Verfasser
darin niedergelegt hat. A. d. R.
Ueber die industriellen Anstalten in Gmund bei
Tegernsee.
Man hat schon viel von den Anstalten in Gmund gesprochen, aber immer noch hat das
Publicum eigentlich keine Belehrung darüber, sondern wer nur irgend eine bestimmtere
Vorstellung sich bilden will, muß sehr zerstreute und unzusammenhängende Aeußerungen
von großentheils nicht Sachkundigen und bloß neugierigen Reisenden zusammenstellen
und ergänzen. Ich benüzte eine mir dargebotene Gelegenheit, Gmund mit seinen
Einrichtungen ganz und genau zu sehen, und glaube, daß ein Bericht über diesen
Gegenstand Vielen angenehm seyn wird.
Ueber die Lage von Gmund ist nichts zu sagen, und im Allgemeinen ist bekannt, daß
dort eine Flachsspinnerei und eine Maschinenwerkstätte errichtet sind, daß diese
Anstalten von Manhardt und Droßbach geleitet werden, und daß diese mit Erich und Gebrüder v. Ruedorfer verbunden sind.
Der Ruf hat ausgesagt, daß die Spinnmaschinen vollkommner seyen als die englischen,
und daß in der Werkstätte mit dem Grade der Vollendung gearbeitet werdenden man seit
Reichenbach von einem bayerischen Atelier erwartet.
Weiter gehen die bisher verbreiteten Nachrichten nicht. Für den Leser im
Allgemeinen, so wie für den Freund des Vaterlandes und der Industrie ist aber ein
Rükblik auf die Entstehung dieser Anstalten so interessant als die Beschreibung
ihres gegenwärtigen Zustandes.
Die Baumwollspinnmaschinen waren ganz zu ihrer Vollkommenheit gebracht, als man noch
immer höchst unvollkommne Versuche mit Flachsspinnerei machte. Aber die Aufgabe war
einmal da, Flachs und Hanf auf Maschinen zu verspinnen, wie Baumwolle, weil vorauszusehen war, daß
das Resultat dem bei der Baumwolle erhaltenen analog seyn werde. Auch der große
Preis, welchen Napoleon für die Erfindung vollkommner
Spinnmaschinen ausgesezt hatte, brachte Viele zum Nachdenken über diesen Gegenstand.
Es scheint, daß man schon damals in England oder Schottland anfing, sich mit dieser
Aufgabe zu beschäftigen. In unserm Vaterlande selbst hatte Reichenbach auf Kosten des Hrn. v. Utzschneider
eine zusammenhängende Reihe von Versuchen gemacht, und einen Spinnapparat
hergestellt, der sich wohl noch, wiewohl in verwahrlostem Zustande, in dem
mannichfaltigen Nachlasse des verunglükten Utzschneider's
finden wird. Dann trat eine Periode von vielen Jahren ein, während welcher von
Flachsspinnmaschinen nicht mehr öffentlich die Rede war, weil man an der Lösung des
Problems im Allgemeinen verzweifelte. Die wiederholten unvollkommnen Versuche Hofer's brachten zwar bei uns die Sache von Zeit zu Zeit
wieder ins Gedächtniß, aber sie leisteten nicht mehr, als daß sie die Erinnerung an
eine schwierige Aufgabe erwekten. In der Stille aber, und zwischen ihren vier Wänden
scheinen scharfsinnige Köpfe den Gegenstand fortwährend bearbeitet zu haben. Ganz
unvermuthet hörte man von Spinnmaschinen in England, die jede Erwartung übertreffen,
und es kam nun auch Maschinengarn durch den Handel nach Deutschland. Die Maschinen
kannte man noch nicht, und ehe englische Originale nach Deutschland und Frankreich
kamen, hörte man nur sehr unbestimmt, man habe an den Feinspinnmaschinen das Princip
der Drosselstühle so viel möglich beibehalten, und das Gespinnst laufe durch warmes
Wasser. Von den vorarbeitenden Maschinen wußte man gar nichts.
Ungefähr um die nämliche Zeit verbreitete sich in unserm Lande das Gerücht, Manhardt und Droßbach seyen im
Besiz einer Spinneinrichtung, die jeden Wunsch zu erfüllen scheine, und deren Garn
in jeder Beziehung den Vergleich mit dem englischen aushalte. Dieses Gerücht war
allerdings auf die Wahrheit gegründet, aber genau konnte doch Niemand Auskunft
geben. Droßbach, Vater und Sohn, waren unter denen, die
sich in der Stille mit der Aufgabe der Spinnmaschinen beschäftigten. Die ersten
Versuche mögen wohl auch unbefriedigend genug ausgefallen seyn, aber nach und nach
kamen sie doch dahin, schönes Garn zu erhalten. Was nun aber aus der Erfindung
geworden seyn möchte, das weiß kein Mensch zu sagen. Der Vater war durch seinen
Beruf als Baubeamter auf ein ganz anderes Feld der Thätigkeit hingewiesen, und der
Sohn ohne Aussicht, ohne eigentliches Vermögen, und vermöge seiner Studien
eigentlich auch dem Baufache zugewendet. So lernte beide der bekannte Mechanikus Manhardt kennen, der als Blessirter nach einem
gefährlichen Wagensturz im Hause Droßbach's Pflege fand.
In dieser Zeit wurde Manhardt mit der Erfindung der
Spinnmaschine bekannt, deren Werth und Nuzen er gar wohl zu beurtheilen verstand.
Die weiteren Versuche, die sich der Vollkommenheit immer mehr näherten, wurden nun
von Droßbach
jun. und Manhardt in der
Werkstätte des lezteren zu München vorgenommen. Ob bei diesen Arbeiten Manhardt viel oder wenig zur Vollkommenheit beigetragen,
ist völlig unbekannt. Wenn er aber auch dabei gar kein weiteres Verdienst hat, als
daß er diese wichtige Erfindung aus dem Dunkel gezogen, in welchem sie sonst noch
lange geblieben seyn möchte, und ihr seine Werkstätte, wo mit der größten Präcision
gearbeitet wird, zum Wohnsiz angewiesen hat, so bleibt er doch rühmlich in diese
Geschichte verflochten, als der erste, der die Sache gewürdiget und voran zu bringen
bestrebt war. Mit den
Brüdern v. Ruedorfer war Manhardt schon länger bekannt und in Berührung. Er suchte nun auch
dieselben für die Droßbach'sche Erfindung zu
interessiren. Dieses gelang in zunehmendem Maaße, denn die Spinnmaschine empfahl
sich, so zu sagen, selbst. Die Brüder v. Ruedorfer hatten
bei verschiedenen Gelegenheiten dem Mechanikus Manhardt
gesagt, daß sie als Bankiers mit ihm als bloßen Mechanikus nicht wohl in einer
Geschäftsberührung bleiben konnten, daß aber, wenn er etwas wüßte, das zu einem
großartigen Fabricationsbetrieb geeignet wäre, die Sache sich ganz anders gestalten
würde. Als einen solchen Gegenstand zeigte sich die Spinnerei allmählich in einem
klaren Lichte.
Manhardt erhielt den Auftrag, den eisernen Dachstuhl für
die Walhalla zu bauen. Da wurde auch die Localität in Gmund, als ganz geeignet,
erworben. Manhardt ist in dieser Gegend zu Hause und
kannte Ort und Menschen genau. Der ganze Plaz, den jezt die Gebäude einnehmen, war
mit Wald bedekt, und das Thal selbst ist nicht viel breiter, als das wilde Flußbett
der Mangfall. Die dort erlangte Wasserkraft ist sehr beträchtlich und constant. Die
ganze gegenwärtige Anlage ist zwar noch lange kein Seraing, aber sie ist zwekmäßig
und noch einer ansehnlichen Ausdehnung fähig.
Unterdessen reisten einer der Brüder v. Ruedorfer und Droßbach nach England, um ihre Fortschritte mit denen der
Engländer vergleichen zu können. Am wichtigsten scheint ihre Bekanntschaft mit Lawson in Leeds gewesen zu seyn. Dieser Mann hatte sich
lange und fast ausschließend mit der Flachsspinnerei beschäftigt, besizt und
betreibt selbst eine beträchtliche Spinnerei, und hat eine große Werkstätte für
Erbauung von Spinnmaschinen in Gang. In einem der Gespräche mit den beiden Fremden
äußerte er sich gegen Droßbach, daß er eigentlich nicht
ganz Recht habe, sich vorzugsweise mit der Bewegung und Geschwindigkeit der Spindeln
zu befassen, sondern daß es fast noch wichtiger wäre, die Maschinen selbst auf das
Minimum des Raumes zu bringen, den sie nothwendig und unumgänglich einnehmen müssen.
Der Droßbach'sche Spinnstuhl nahm viel Plaz ein, so wie
auch der englische. Man kann von dem englischen sagen, es seyen zwei Maschinen auf
einem gemeinschaftlichen Gestelle. Diese Aufgabe beschäftigte nun Droßbach, und bei seiner Zurükkunft nach Bayern wurde
sogleich sein neuer Spinnstuhl gebaut, der bei gleicher Länge mit einem englischen
kaum den fünften Theil der Breite hat. Die Anordnung der einzelnen Theile der
Maschine war völlig verändert und neu, die Mittheilung der Bewegung von den früheren
ganz verschieden, und vieles in verticalen Ebenen aufgestellt, was früher horizontal
oder schief stand. Diese Veränderungen bezogen sich auf den Feinspinn- und
Vorspinnstuhl. Nun verfügte sich Lawson selbst nach
Gmund, und nahm von diesen wesentlichen Verbesserungen Einsicht. Von diesem
Zeitpunkt an muß die Anstalt in Gmund als förmlich constituirt betrachtet
werden.
Zwischen den HHrn. Erich und Gebrüder v. Ruedorfer einerseits und Droßbach und Manhardt von der andern, war schon
lange vor der Ankunft Lawson's ein Gesellschaftsvertrag
geschlossen. Lawson war aber von den Vorzügen der Droßbach'schen Einrichtung so vollkommen überzeugt, daß
er mit den oben genannten Contrahenten noch einen besondern Vertrag schloß, in Folge
dessen er in England für die vereinigten Königreiche auf die Droßbach'sche Erfindung ein Patent auf seine Kosten aber für die ganze
Gesellschaft nahm. Eine solche Anerkennung ist wohl das kompetenteste Urtheil über
den Werth der neuen Maschinen. Seit jener Zeit sind noch mehrere Verbindungen mit großen Unternehmern
in verschiedenen Ländern geschlossen worden, welche alle, obwohl sie sehr natürlich
im kaufmännischen Interesse der Contrahenten lagen, doch eben so viele vollkommen
competente Urtheile über den Werth und die Vorzüge der neuen Maschinen bilden, weil
die fremden Contrahenten die englischen alle kannten, ja meistens selbst besaßen,
also zu dem neuen Contract durch nichts bewogen werden konnten, als durch den
selbstständigen Vorzug der Maschinen in Gmund. Es ist einem Bayer gewiß nicht zu
verdenken, wenn er auf diese Sache mit einigem Stolze blikt, denn die
Flachsspinnerei ist nicht bloß für Bayern speciell sehr wichtig, sondern die
Flachsspinnerei durch Maschinen wird ganz gewiß in nicht langer Zeit für die ganze
civilisirte Welt wenigstens eben so wichtig und folgenreich, als es bisher die
Baumwollspinnerei geworden ist.
Nach diesem kurzen Ueberblik der Entstehung der Anstalten in Gmund kann man nun sie
selbst betrachten. Das Bett der Mangfall ist durch einen Uferbau geregelt und
bleibend gemacht. Da der Fluß so nahe an seinem Austritte aus dem Tegernsee benüzt
wird, so hat man fast ununterbrochen ganz klares Wasser, weil jeder schlammige
Niederschlag im See bleibt. Dieser Umstand ist für die Erhaltung der Wassergerinne
und der Räder nicht ohne Wichtigkeit. Die Differenz zwischen dem höchsten und
niedrigsten Wasserstand beträgt in Jahresfrist kaum einen Fuß, weil das nahe
oberhalb liegende Seebett die Anschwellung durch Gebirgswasser auf eine sehr große
Fläche vertheilt. Man ist deßwegen bei der Anlage von Gerinnen und Rädern durch
keinen jener Uebelstände gehindert, die sonst den sehr variabeln Stand von freien
Flüssen begleiten. Der mittlere Wasserstand ist hier bald ermittelt, und da die
Abweichungen von demselben durch Ueberschreitung und Darunterbleiben nur klein sind,
so fällt es dem Ingenieur leicht, Constructionen vorzunehmen, bei welchen die
mechanische Arbeit nur in sehr engen Gränzen oscillirt. Gegenwärtig ist noch ein
sehr großer Ueberschuß an unbenüzter Wasserkraft vorhanden, weil zu dem Betriebe der
Werke, wie sie jezt sind, bei weitem nicht die ganze Kraft erfordert wird. Es ist
also noch Gelegenheit vorhanden, den Anstalten eine weit größere Ausdehnung zu
geben, als jezt nöthig ist. Diesen ursprünglich ganz wilden Winkel hatte früher
schon Manhardt mit vieler Sachkenntniß ausgesucht.
Die Gebäude stehen auf beiden Ufern des Flusses. Auf. dem linken Ufer sind sämmtliche
Fabrikgebäude mit dem für sie hergestellten Gerinne. Auf dem rechten Ufer steht das
Wirthschaftshaus, die nothwendigen Oekonomiegebäude und ein noch nicht ganz
vollendeter Garten. Die Verbindung ist durch eine gleichfalls neue, breite Brüke
hergestellt. Die Gebäude auf dem linken Ufer sind das Gießhaus mit einem Cupoloofen,
die Hammerschmiede, eine große Kohlenremise, in welcher zuvor der eiserne Dachstuhl
der Walhalla sich befand, und endlich das Gebäude, welches die Werkstätte und die
Spinnerei enthält.
Die Gießerei macht eigentlich einen Theil der Maschinenfabrik aus, und enthält außer
dem Cupoloofen noch einen gewöhnlichen Ofen für Messingguß. Das Gebläse ist nur
einstweilen und provisorisch ein Balggebläse, bis die Werkstätte selbst sich das
beschlossene Cylindergebläse gebaut hat. Die gegenwärtig gelieferten Gußwaaren
bestehen in lauter Maschinentheilen, nämlich Rädern, herzförmigen Platten, allen
Theilen der Gestelle u. f. w. Formerei und Guß sind nun sehr gut, und ein ganz
besonderer Beweis dafür besteht wohl darin, daß Droßbach
nun alle seine Spindeln gießt, was, so viel bekannt ist, vor ihm noch Niemand gethan
hat, weil man dem Gußeisen nicht die Federkraft zutraute, um in so kleinen
Querschnitten, als die Spindeln in allen ihren Theilen darbieten und bei ihrer sehr
großen Umdrehungsgeschwindigkeit, noch die Sicherheit und Dauer zu gewahren, welche
von ihnen nothwendig gefordert werden müssen.
Die Hammerschmiede ist ganz von Manhardt eingerichtet. Das
Hammerrad hat nichts Besonderes, es ist ein sehr stark gebautes Rad im Kropfgerinne.
Die Hammerwelle ist von Eichenholz, und ein ausgezeichnet schönes Stük. Die Daumen,
mit welchen die Hämmer gehoben werden, weichen in ihrer Construction vortheilhaft
von den gewöhnlichen ab. Sie befinden sich zwischen zwei starken Eisenringen, und
bilden so mit diesen eine Art Laterne, bei welcher die Daumen die Triebsteken sind.
Die Prelle liegt schief. Der Kopf des Glatthammers geht in einem Parallelogramm, so
daß er bei jeder Erhebung, und also auch bei jeder Dike des untergehaltenen Eisens
parallel mit dem Ambos auffällt. Es ist das schönste und stärkste Eichenholz zu
allen aufrecht stehenden und liegenden Theilen verwendet, es ist alles noch ganz
neu, und mit Präcision gearbeitet, und doch bemerkt man selbst jezt schon den
Uebelstand, der mit Schwanzhämmern in hölzernem Gestelle unzertrennlich verbunden
ist, nämlich bei jedem Hub zittern die senkrechten Säulen. Solch ein Hammer muß
nämlich so betrachtet werden, als bestünde er aus zwei Stüken, von der Drehungsachse
bis zum Schwerpunkte des Kopfes und von der Drehungsachse bis zum Berührungspunkt
des Schwanzes mit den Daumen und der Prelle. Für den vorderen Theil fällt das
Centrum der Percussion nahe an den Schwerpunkt des Kopfes, überhaupt in den Kopf,
wenn die Helmstüke von Holz sind. Wenn daher der Hammer niederfällt, so leidet durch
seinen Streich das ganze Helmstük keine Erschütterung. Wenn aber der Hammer gehoben
wird, so bewirkt die Trägheit des Kopfes, daß er der Bewegung des Helmstükes nicht
augenbliklich folgt, der Helm wird also gebogen. Aber noch viel früher, als sich
dieser wieder gerade stellen und die permanente Spannung annehmen kann, die das
Gewicht des Kopfes veranlaßt, ist schon die Prelle erreicht. Nun wird augenbliklich
die Elasticität des Helmes in entgegengesezter Richtung in Anspruch genommen; die
Trägheit des Kopfes verhindert wieder ein augenblikliches Mitgehen, und es erfolgt
ein heftiger Stoß auf die Drehungsachse, der sich den senkrechten hölzernen Säulen
mittheilt. Dieser Stoß, der sich bei jedem Hub wiederholt, bringt die Holztheile aus
ihrem festen Verband und Schluß, und nimmt also an Wirksamkeit immer zu. Daß dieser
Uebelstand zerstörend wirkt, ist leicht zu sehen, und an alten, ausgelaufenen
Hammerwerken schwingt sich bei jedem Hub sogar die Daumenwelle sammt dem Wasserrade.
Dem hier beschriebenen Uebelstande läßt sich auf keine andere Weise begegnen, als
daß man das ganze Gestelle von Gußeisen macht, denn die Wirkung des beschriebenen
Stoßes läßt sich nur dadurch unschädlich machen, daß der Stoß auf eine viel zu große
Masse ausgeübt wird, als daß diese in Bewegung gerathen könnte.
Noch ist hier an der Welle des Hammerrades bleibend eine Bremse angebracht, wie Prony's Zaum, sie hat aber hier nicht die Bestimmung, die
Kraft des Wasserrades zu messen, sondern nach dem Wunsche und Bedürfnisse des
Schmiedes die Umlaufsgeschwindigkeit des Rades zu mäßigen oder fast augenbliklich
ganz aufzuheben. Der an der Bremse angebrachte Hebel endet in einem horizontalen
Fußtritt oder Bügel. Wenn man auf diesen tritt, bringt man das Wasserrad, ohne die
Schüzenöffnung geändert zu haben, sogleich zum Stillstand. Diese Vorrichtung ist
hier für die Bedürfnisse des arbeitenden Schmiedes, sie ist aber auch jeden Augenblik zu benüzen,
um die Kraft des Rades bei jeder Schüzenöffnung, also bei jedem Zufluß des Wassers,
mit Genauigkeit zu erfahren. Es läßt sich also auch sehr genau die Kraft erfahren,
die ein gegebener Hammer für seinen zwekmäßigen Betrieb nöthig hat. Bei der Arbeit
unter dem Hammer sind immer zwei Mann beschäftigt; der eine ist der eigentliche
Schmied und behandelt das Eisen; der andere aber hat nach dem Commando des ersten
drei Hebelenden zu bedienen, nämlich den Aufzug und Schluß der Schüze; die Krüke am
Hammerhelm und die Bremse an der Daumenwelle. Uebrigens ist nicht zu vergessen, daß
hier ein ausgezeichneter Schmied functionirt.
In den nämlichen Raum, in welchem sich die Hammer befinden, reicht noch die Welle
eines zweiten Rades. An dieser Welle stekt ein großer Schleifstein, auch wird durch
die nämliche Welle mittelst einer Stelze das Gebläse unter dem Dachraum betrieben,
und ein Ventilator, oder eigentlich Windzubringer, wenn der Gußofen in Gang ist. Das
Brüllen dieses Ventilators ist in einigen Richtungen auf eine halbe Stunde weit
hörbar.
Getrennt von diesem Gebäude, aber in unmittelbarer Nähe desselben steht ein größeres,
und mit dem Erdgeschoß zweistökiges Haus, in welchem die Maschinenfabrik und die
Spinnerei sich befinden. Im Erdgeschoß ist auch eine große Schreinerwerkstätte, in
welcher die Modelle für das Gießhaus gemacht werden. Beim Eintritt in dieses
Gebäude, vorzüglich aber im oberen Stokwerk, ist man überrascht durch die großen
lichten Räume, welche für die einzelnen Arbeiten bestimmt sind. Hier ist überall
Bewegung, und wenn der Ausdruk nur irgend gangbar wäre, so könnte man sagen, hier
ist mechanisches Leben. Bei der Menge von Transmissionen, denen man allenthalben
begegnet, geht man gern der Quelle aller dieser Bewegungen nach, und gelangt so zum
Wasserrade, das Alles in diesem Hause treibt. Dieses Rad ist von bedeutender Größe
nach allen Dimensionen. An diesem Rade sind zwei Einrichtungen sogleich als höchst
zwekmäßig auffallend. Bei dem bedeutenden Gewichte des Rades könnte Niemand für die
Dauer des Wellbaums bürgen, wenn auf die gewöhnliche Weise die Verbindung zwischen
dem Kranz und dem Wellbaum hergestellt wäre, nämlich durch starke Arme, die den
größten Theil des Gewichtes auf die Mitte des Wellbaumes bringen. Hier hingegen sind
gar keine Arme im gewöhnlichen Sinne, sondern es ist eine Verspeichung von
Schmiedeisen angebracht, und das Gewicht des Rades auf die beiden Wellzapfen und
ihre Anwellen gleich vertheilt und hinausgebracht. Der ganze Grindel zwischen diesen
Speichen leidet vom Rade keinen Druk, und ist mit nichts beschwert, als mit seinem
eigenen Gewichte; jeder der beiden Wellzapfen aber trägt das halbe Gewicht des
Rades. Diesen Druk haben die Anwellen auszuhalten, und die Wirkung der Reibung an
diesen Stellen ist das erste Hinderniß, das überwunden werden muß, und den Nuzeffect
verkleinert. Der zweite auffallende Umstand ist die Art der Verspeichung. Bei der
gewöhnlichen Einrichtung, selbst bei den größten Rädern, äußert sich am Wellbaum
eine Tendenz zur Torsion, welche unter den nothwendigen Umständen einen gußeisernen
Wellbaum sehr wohl zum Bruche bringen kann. Dieser gefährliche Umstand ist hier
durch die Art der Verspeichung vermieden. Die Speichen sind dünne Eisenstäbe, die
zum Theil in der Richtung der Radien und zum Theil in einer der Bewegung des Rades
entgegengesezten, schiefen Richtung angebracht sind. Die Speichen für sich allein
betrachtet, sind zu schwach, das Gewicht des Rades zu tragen; sie würden sich
einbiegen. Der Radkranz ist also mit dem Wellbaum durch diese Speichen durch
Verspannung verbunden. Wenn also auch eine Tendenz zur Torsion übrig bleibt, so
verwandelt sich diese bloß in eine Tendenz, die Speichen zu streken, und da die
Anzahl dieser leztern nicht klein ist, so wird die Wirkung der angegebenen Tendenz
eigentlich aufgehoben. Die Schauflung des Rades ist nicht eben so zu empfehlen. Die
Schaufeln sind Sakschaufeln, und das Rad gießt bei seinem Umlauf sehr viel Wasser
einwärts gegen den Grindel aus. Dieses Begießen des Wellbaums bringt zwar an und für
sich keinen Schaden, erleichtert aber im Winter die Bildung des Eises, und ist
überhaupt ein äußeres Kennzeichen einer fehlerhaften Schauflung. Wenn nämlich die
Richtung des arbeitenden Wasserstrahles während seinem Durchgang durch das Rad um
einen ganzen Halbkreis gewendet wird, wie es die Theorie der unterschlächtigen Räder
verlangt, so fällt kein Wasser auf den Wellbaum. Nun kann man zwar die angegebene
Wendung des Strahles in der Praxis nie erreichen, aber sich derselben doch nähern,
und je mehr man sich derselben nähert, desto näher kömmt die Leistung des Rades der
ganzen Kraft des Wassers selbst. Es ist wahrscheinlich, daß das Rad nicht mehr als
40 Proc. der Wasserkraft gibt, aber für den Betrieb der Maschinen reicht dieß hin,
und es ist hier überhaupt noch keine Ursache vorhanden, Kraft zu sparen. Die Bildung
des Eises im Winter wird hier durch Zulassen von Wasserdampf verhindert. Mitten auf
der Länge der Schaufeln befindet sich ein breiter, gußeiserner Zahnkranz, dessen
Durchmesser also dem des Rades gleich ist, und welcher nun die Bewegung des Rades
ins Innere des Gebäudes überträgt. Daß der Zahnkranz auf der Mitte des Rades ist,
ist für das Wasserrad selbst sehr vortheilhaft, denn sein Wellbaum braucht auf
keiner Seite verlängert oder fortgesezt zu werden, und da auf der inneren Seite des
Rades gerade auch von der Mitte aus die schiefen Streben angebracht sind, welche den
Druk auf die Wellzapfen hinausbringen, so wird auch der Druk, den der Eingriff des
Zahnkranzes verursacht, aus der Mitte weg auf die Enden des Wellbaums gebracht, so
daß dieses Rad in Bezug auf seine Belastung vollkommen symmetrisch ist. Doch ist
diese vortheilhafte Einrichtung nicht ganz ohne Nachtheil. Es bewegt sich nämlich
jezt Gußeisen auf Gußeisen, und zwar mit keiner andern Schmiere als dem Wasser, das
der Zahnkranz aus dem Gerinne heraufbringt, in dem er sich zugleich mit den
Schaufeln des Rades bewegt. Hier ist man also nicht Herr über die Schmiere und die
Verminderung der Reibung. Das Wasser ist für das Gußeisen die schlechteste Schmiere
von allen. Man kann das Verhältniß der Reibung zum Druk durch eine fleißig
unterhaltene Schmiere aus Schweinfett und Graphit auf 5 Proc. herunter bringen,
während dasselbe Verhältniß beim Wasser 31 Proc. ausmacht. Bei der Einrichtung des
hiesigen Rades kann man also die Reibung an den Wellzapfen und Anwellen auf den
geringen Betrag von 5 Pfd. auf den Centner des Drukes reduciren, während sie beim
Eingriff des Zahnringes 31 Pfd. auf den Centner des Drukes ausmacht, und also gerade
nochmal so groß ist, als wenn gar keine Schmiere vorhanden wäre, sondern sich bloß
Gußeisen auf Gußeisen bewegte ohne Dazwischenkunft irgend eines Mediums. Dieser
Uebelstand ist überall unvermeidlich, wo die Verzahnung am Wasserrade selbst
angebracht ist; er findet sich auch in München an der Walzmühle, wo das Rad mit zwei
Zahnkränzen ins Wasser taucht. Hier in Gmund braucht man noch nicht darauf zu
achten, weil man noch keine Ursache hat, Kraft zu sparen.
Im Erdgeschoße befindet sich auch der Dampfkessel, welcher gegenwärtig noch nicht
alle seine Bestimmungen zu erfüllen hat, sondern nur erst den Dampf zur Heizung der Wassertröge an
den Spinnstühlen liefert. Wenn die ganze Einrichtung einmal vollendet ist, wird der
Dienst dieses Dampfkessels weitläufiger und mehrseitiger. Jezt liefert er auch im
Winter den nöthigen Dampf in die Radstube, um das Ansezen von Eis zu verhindern.
In der Werkstätte der Maschinenfabrik sind außer den Vorrichtungen und Werkzeugen,
die man auch in andern guten mechanischen Werkstätten findet, einige Maschinen
merkwürdig, welche Droßbach und Ruedorfer in England angekauft haben, und welche sehr viel zur
Vollkommenheit der Arbeiten beitragen. Es befinden sich auch Arbeitsmaschinen aus
der Schweiz hier, z.B. eine Räderschneidmaschine, welche nach vorgegebener Theilung
die Zähne an Rädern ausschneidet und abrundet. Diese Maschine ist so schön
gearbeitet, als die englischen, aber sie ist nicht, wie die Engländer sagen, self-acting, sondern muß immer bedient werden,
d.h. sie macht bloß sehr genau ihren Einschnitt in den Rand des Rades, muß aber mit
der Hand gestellt werden, um den folgenden zu machen, also um die Dike des Zahnes
hervorzubringen. Hr. Droßbach ist damit beschäftigt,
diese Maschine selbstarbeitend zu machen. Sie hat übrigens für die Anstalt nicht
mehr die Wichtigkeit, die sie ursprünglich besaß; denn seitdem die Gießerei und
Formerei in Ordnung sind, werden alle Modelle für Räder, die oft gegossen werden
müssen, von Messing hergestellt. Die Maschine hat also die messingenen Modelle zu
schneiden, die Räder selbst aber werden schon verzahnt gegossen. Außer diesen wird
nur zuweilen ein einzelnes Rad geschnitten.
Unter den englischen Maschinen sind die zwei schönsten eine Bohrmaschine (Drilling machine) und eine Metallhobelmaschine (Planing machine), beide von Withworth in Manchester. Beide Maschinen sind im eigentlichen Sinne
selbstarbeitend (self-acting), und ihre Leistung
darf buchstäblich für unübertrefflich angegeben werden. Beim Anblik solcher
Maschinen fühlt man die Ueberlegenheit der englischen Industrie, und es läge etwas
sehr Niederschlagendes darin, wenn man sie nicht gerade in einer Werkstätte sähe,
welche die Engländer selbst unter ihre vorzüglichsten zählen würden, und wenn man
nicht bedächte, daß uns zwar die Engländer einen großen Vorsprung abgewonnen haben,
daß aber die große Entfaltung ihrer Industrie selbst noch sehr jung ist, und nicht
viel über die Wirksamkeit von James Watt hinaufreicht. In
diesem Umstande liegt eine große Ermuthigung für Deutschland, das größer ist als
England, ein gleicheres Volk enthält und den Unterricht ganz gleich verbreitet.
Endlich kömmt man zur Spinnerei selbst. Man sieht unter Weges noch einen englischen
Feinspinnstuhl unthätig stehen, und kann so leichter einen Vergleich anstellen; es
erfolgt auch einige Ueberraschung, wenn man unmittelbar nach dem breiten englischen
Stuhl den schmächtigen Droßbach'schen erblikt. Die
Thätigkeit Droßbach's hat sich bisher größtentheils auf
den Vorspinn- und Feinspinnstuhl bezogen, und diese beiden Musterstühle
stehen hier durch zwei eiserne Bogen verbunden, so daß zwischen ihnen ein Gang offen
ist. Es ist hier wohl zu bemerken, daß das Princip des Spinnens immer und überall
dasselbe ist, und daß alle Erfindungen sich auf die Anordnung und Gestalt der
arbeitenden Theile beziehen. Man kann sagen, die Erfinder der Spinnmaschinen haben
den Vorgang der Handspinnerei am Rade aufs genaueste studirt, in einzelne elementare
Operationen zerlegt, und jede solche Operation einem eigenen Maschinentheile
zugewiesen. Diese Austheilung ist freilich sehr ungleich ausgefallen, je nachdem die
einzelne Operation leichter oder schwieriger zu verrichten ist. Um sich eine getreue Vorstellung machen
zu können, muß man den Weg der Erfinder selbst in Gedanken gehen. Beim Handspinnen
am Rade wird vor Allem rein gehechelter Flachs gebraucht. Von diesem Momente an
betrachte man nun die Sache. Die erste Operation ist, den Roken anzulegen. Dieses
muß nun eine Maschine thun, und muß es vollkommner thun als die Menschenhand, weil
die nachfolgenden Maschinen als vernunftlose Wesen keinen vorausgegangenen Fehler
compensiren können. Dieses Geschäft verrichten die Anlegmaschinen und Bandmaschinen.
Diese Maschinen liefern keinen Roken, d.h. sie wikeln den Flachs nicht auf irgend
einen Cylinder auf, sondern sie liefern lokere, sehr homogene Bänder, in welchen die
Flachsfasern möglichst parallel liegen, und lassen diese in cylindrische Kübel von
Weißblech niedergleiten. Statt des Rokens der Spinnerin hat man also diese Bänder,
die ohne allen Vergleich vollkommner sind, als irgend ein Roken. Beim Handspinnen
wird nun aus dem Roken mit dem Zeigefinger und Daumen der linken Hand ein Büschel
Fasern herausgezogen, der einen Garnfaden geben soll. Diese einfache Operation muß
durch eine besondere Maschine verrichtet werden, und diese Maschinen sind zweierlei
Vorspinnmaschinen oder Lokenstühle. Auch dieses muß vollkommner geschehen, als mit
der Hand, weil die nachfolgende Maschine einen Fehler, der hier begangen wird, nicht
mehr verbessern kann. Es geschieht übrigens ganz genau, was beim Handspinnen
geschieht; die linke Hand zieht nicht nur einen Büschel Fasern heraus, sondern das
umlaufende Rad dreht schon diesen Büschel zu einem lokeren, diken Faden. Gerade
dieses thut der Vorspinnstuhl, er verwandelt die ihm dargereichten Bänder in einen
lokern, diken, wenig gedrehten Faden. Bei der Handspinnerei faßt nun der Daumen und
Zeigefinger der rechten Hand in einiger Entfernung von der linken den Faden, und
strekt ihn bis auf den gehörigen Durchmesser; auch wechseln wohl beide Hände, und
streichen abwechselnd am Faden. Für diese Operation ist wieder eine eigene Maschine
erforderlich, und diese ist der Feinspinnstuhl. Die Spulen des Vorgespinnstes sind
zu oberst aufgestekt, von ihnen weg geht der lokere Faden durch heißes Wasser, und
aus diesem durch die Strekwalzen auf die Spulen der Feinspindeln. Statt der
menschlichen Finger sind die Strekwalzen vorhanden, welche abwechselnd von Holz und
Messing sind. Im heißen Wasser wird der vegetabilische Leim, oder vielmehr Gummi,
der an der Pflanzenfaser ist, erweicht und beinahe flüssig, und nur dadurch ist es
möglich, die einzelnen Fasern von einander wegzuziehen, ohne sie abzureißen, und nur
dadurch also ist es möglich, einen fest geschlossenen Faden von überall gleichem
Durchmesser und gleicher Drehung herzustellen. Wenn man schon im Allgemeinen
zugestehen muß, daß die Maschinenarbeit eine Nachahmung und dann eine Verbesserung
derjenigen Arbeit ist, die der Mensch mit der Hand verrichtet, wenn sie nur
gleichförmig ist, und nicht stets das Urtheil des denkenden Wesens braucht, daß also
alle Erfindungen in dieser Sphäre, sie mögen betreffen was sie wollen, denselben
Gang zu gehen haben, so muß man doch auch zugestehen, daß die Analyse einer
tausendmal gesehenen Arbeit, und ihre Auflösung in elementare und ganz einförmige
Verrichtungen eine geistige Operation ist, zu welcher immer nicht viele Menschen
Talent, Neigung und Vorbereitung besizen; auch zeigt die Erfahrung, daß keine
Erfindung gleich anfangs vollkommen war. So ging es auch mit der Flachsspinnerei,
und sie würde wahrscheinlich noch nicht in ihrer gegenwärtigen Gestalt vorhanden
seyn, wenn nicht die Baumwollenspinnerei vorausgegangen wäre. In den Dachräumen der
hiesigen Anstalt steht noch der alte, ursprüngliche Spinnstuhl Droßbach's, der dem gegenwärtigen gar nicht einmal mehr ähnlich sieht. Der
gegenwärtige ist also hervorgegangen, nicht durch eigenes Nachdenken und Forschen
ausschließlich allein, sondern auch eben so sehr aus der Vergleichung eigener
Erfindung mit fremder, und aus der Bestrebung, gemachte Einwendungen zu widerlegen,
oder aus ihnen Nuzen und eigene Belehrung zu ziehen.
Durch die Operation des Hechelns, die in der obigen Betrachtung vorausgesezt worden
ist, erhält man aber nicht bloß Flachs, sondern auch Werg. Auch dieses muß
versponnen werden. Das Werg braucht aber weit mehr Vorbereitung, als der Flachs,
denn die Fasern des Werges sind zerrüttet unter einander. Es muß also zuerst auf
irgend eine Weise entwirret, und dann wie her Flachs versponnen werden. Man braucht
zu diesem Zwek zwei verschiedene Kard- oder Krazmaschinen, die Wattmaschine
und Strekwerke; dann erst kommen die Vorspinn- und Feinspinnmaschinen. Nun
hat man denselben Faden, wie vom Flachs, nur von minderer Feinheit.
Aber der Flachs muß vor Allem gehechelt seyn. Diese Arbeit kann man nun nicht mehr
der Hand überlassen, nachdem jede folgende durch ein System von Maschinen geschieht,
und gerade das Hecheln eine Operation ist, bei welcher die Ausscheidung zwischen
Flachs und Werg vor sich geht, und die also einen bedeutenden Einfluß auf das ganze
Spinngeschäft hat. Zur ganzen Einrichtung einer Spinnerei ist also nöthig, daß man
den Flachs so empfangen kann, wie er von der Röste kommt. Man braucht daher eigene
Maschinen zum Brechen, zum Hecheln und Absondern des Wergs und zum Schwingen. Wenn
aber der Flachs diese Operationen durchgegangen hat, so geht jeder Büschel hinten
und vorne abnehmend in ein spiziges Ende aus. In diesem Zustande ist er für die
Maschinen unbrauchbar. Man würde nur wellenförmige Lagen erhalten. Es ist deßwegen
noch eine Maschine vorhanden, die den Büschel zu beiden Seiten der Mitte, und nicht
weit von derselben faßt, und durch zwei eigenthümlich verzahnte Räder ganz in der
Mitte abreißt. Die beiden Hälften werden nun verkehrt über einander gelegt, und nur
in diesem Zustande kann er von den Maschinen verarbeitet werden. Auch ist es nur auf
diese Weise möglich, Wurzel- und Spizenden gehörig zu vermischen.
Von den vorbereitenden Maschinen sind hier noch manche die rein englischen, und unter
diesen die Hechelmaschine. Obwohl nun diese mit vielem Scharfsinn zusammengesezt,
und mehr eine Kamm- als Hechelmaschine ist, so läßt doch diese gerade am
meisten zu wünschen übrig. Sie hat auch beim Betriebe einer größeren Spinnerei das
Unangenehme, daß sie im ganzen System aller Maschinen die einzige ist, die
körperliche Kraft erfordert, und also zu ihrer Bedienung erwachsene Menschen
braucht, wobei noch überdieß die linkshändigen unbequem arbeiten. Alle übrigen
Verrichtungen sind in Bezug auf körperliche Anstrengung so kindisch leicht, und
gehen so ganz ohne alle Eile vor sich, daß sie wahre Faulenzerei für Erwachsene, und
eine eben angemessene Beschäftigung für Mädchen sind, welche die Schule verlassen,
und zu Hause mitunter wirklich harte Arbeit verrichten. Da nun die Hechelmaschine
von einem durchgreifenden Einfluß auf die ganze Fabrication des Garnes ist, so ist
schon seit einiger Zeit Droßbach damit beschäftigt, eine
ganz neue Hechelmaschine zu erbauen. Ich habe das Modell gesehen, und bin vollkommen
überzeugt, daß der Zwek ganz und gar erreicht wird. Von einer Kraftanwendung von
Seite der Arbeiterin ist hier gar keine Rede mehr, auch scheint es, daß die
Operation des gewöhnlichen Hechelns genauer studirt, und in elementare Verrichtungen aufgelöst wurde,
als bei dem englischen System. Gelingt das Ganze, wie es vorliegt, und woran nicht
zu zweifeln ist, so scheint mir diese Erfindung fast eben so wichtig, als die
Verbesserung des Spinnstuhles, denn sie erleichtert die Verarbeitung von ordinärem
Flachs, was in unserm Lande noch lange von sehr bedeutender Wichtigkeit bleiben
wird.
Einen noch genaueren Begriff von allen hier vorkommenden Maschinen zu geben, ist ohne
Zeichnungen nicht wohl möglich, und man wird diese seiner Zeit erhalten, wenn die in
verschiedenen Ländern genommenen Patente veröffentlicht werden. Ich wende mich daher
nun zu einigen einzelnen Betrachtungen und auch Einwürfen, die von einigen gemacht
werden, welche die Maschinen nicht mit eigenen Augen gesehen haben. Am öftesten hört
man den Vorwurf, daß die Droßbach'schen Stühle viel zu
wenig Breite haben, um den gehörigen Grad von Standfestigkeit zu besizen. Die Droßbach'schen Stühle haben in der That nur eine sehr
geringe Breite, welche selbst mit den vorspringenden Theilen des Fußes noch lange
nicht zwei Fuß ausmacht. Ihre Höhe beträgt etwa fünf Fuß, und die Länge richtet sich
nach der Zahl der Spindelpaare, die ein Stuhl enthalten soll. Der Einwurf wäre also
nicht ohne Gewicht, wenn die beweglichen Theile des Stuhles großen Erschütterungen,
und die ganze Maschine Angriffen in horizontaler Richtung ausgesezt wären. Beides
ist aber nicht der Fall. Man könnte also bei dem bedeutenden Gewichte der Maschine
mit derjenigen Stabilität sich zufrieden geben, welche eine Mauer von den nämlichen
Dimensionen und von dem nämlichen Gewichte haben würde, um so mehr, da an der
Maschine die einzelnen Theile des Gewichtes so vertheilt sind, daß der Schwerpunkt
unter der halben Höhe der Maschine sich befinden muß. Wenn man aber auch annimmt,
daß diese Stühle nie auf einem eigentlich festen Boden, sondern immer auf Holz
stehen, wobei Schwankungen allerdings möglich werden, so gibt es doch mehr als Ein
Mittel, dem Einfluß dieser bloßen Möglichkeit vorzubeugen. Es hindert nichts, den
Fuß der Maschinen mit den Balken des Gebäudes zu verschrauben, oder den unteren
Theil schwerer zu machen, um den Schwerpunkt tiefer zu legen, oder zwei Stühle an
ihren obersten Theilen mit Bögen zu verbinden, welche den Gang zwischen denselben
frei lassen, wie er ohne dieselben ist. Wenn aber in einer Fabrik einmal mehrere
tausend Spindeln thätig sind, so wird man wohl auf das ungeheure Gewicht der
Maschinen schon beim Bau des Hauses und bei der Eintheilung der Lokalitäten Rüksicht
nehmen, und somit scheint mir die Einwendung ihre ganze Wichtigkeit zu verlieren.
Der englische Stuhl enthält auch Spindelpaare, die sich aber in einer Entfernung von
mehr als vier Fuß einander gegenüberstehen, er besteht also wirklich aus zwei
gleichen Maschinen mit einfachen Spindelreihen, deren Gestelle verbunden sind. Hier
ist Raum verschwendet, und zwar gerade der horizontale Raum, der nicht bloß immer
bezahlt werden muß, sondern immer theurer ist, als der verticale. An dem englischen
Stuhl liegen die Spindeln schief, was zur Vergrößerung der horizontalen Dimensionen
beiträgt. Droßbach hat seine Spindeln ganz bleirecht
aufgestellt, und die gegenüberstehenden, die ein Paar bilden, einander so nahe
gerükt, daß sie sich nur mit ihren Federn ausweichen können. Es sind dadurch die
vier Fuß der englischen Maschinen bei Droßbach bis auf
ungefähr vier Zoll herabgekommen, und durch diese Distanz ist die Breite des Stuhles
bedingt. Aber hier kann man nicht mehr sagen, man habe zwei Maschinen mit einfachen
Spindelreihen vor sich, denn die Spindelpaare, die sich gegenüberstehen, gehören
wirklich nur zu einem einzigen System. Für jede Spindel ist zwar ein besonderer Spulen
mit Vorgespinnst aufgestekt, aber ihre Fäden alle gehen durch einen
gemeinschaftlichen Trog mit heißem Wasser, treten aus diesem zu beiden Seiten aus,
aber die Fäden jedes gegenüberstehenden Paares gehen nun gemeinschaftlich durch
dieselben Strekwalzen, und begeben sich beim Austritt aus diesen zu ihren
respectiven Spindeln. Auch wird jedes Spindelpaar gemeinschaftlich umgedreht. Die
zwei Spindeln eines Paares sind also an drei Stellen in directer Verbindung, nämlich
am Wassertrog, an den Walzen und am Triebwerk. Wollte man dem Stuhl eine größere
Breite geben, so müßte entweder das Gestell allein breiter gemacht, oder die eben
aufgezahlten wesentlichen Vortheile aufgegeben werden. Man braucht nur einen
einzigen Wassertrog und das System der Strekwalzen auch nur einmal. Beim englischen
Stuhl muß man beides doppelt haben. Der englische Stuhl ist eigentlich nur mit
einfachen Spindelreihen versehen, und der Rüken von zwei Stühlen an einander
befestigt.
Der Weg, den das Vorgespinnst vom Austritt aus dem Troge bis zum Eintritt zwischen
die Walzen zurükzulegen hat, ist darum nicht gleichgültig, weil bei einem weiten Weg
der Faden sich abkühlt und der Gummi wieder erhärtet, oder wenigstens zähe wird.
Dieser Weg oder diese Distanz ist wieder nicht an allen Spinnmaschinen gleich lang.
Man hat über die Gränzen seiner nothwendigen Länge wohl nie Versuche angestellt,
sondern sich nur an die Forderung gehalten, daß dieser Weg überhaupt nur kurz seyn
soll; aber Differenzen von ein Paar Zoll sind sicher von keinem merklichen Einfluß.
Die Temperatur des Wassers im Troge ist von stärkerem Einfluß, und wenn es nicht
warm genug ist, tritt ein öfteres Abreißen der Fäden zwischen den Walzen ein. Man
hat behauptet, an den Droßbach'schen Maschinen seyen die
Walzen zu weit vom Troge entfernt. Diese Behauptung kömmt aber sicher nur von
Personen, die den Spinnstuhl nicht in seiner Arbeit gesehen haben. Jene Distanz ist
überhaupt nicht groß, und wenn man quer über den Stuhl hinsieht, so daß die Reihe
der Fäden sich dekt, so bemerkt man zuweilen noch Spuren von Dampf, der von den
Fäden nahe an den Walzen aufsteigt. Es ist also sicher die Temperatur nicht so
erniedrigt, daß ein Zähewerden des Gummi zu befürchten wäre; und überdieß darf man
ja nur den Faden beobachten, wie er durch die Walzen geht, und bis er den Hals der
Spindel erreicht. Wenn auf diesen Punkt eine Einwendung zu gründen ist, so betrifft
sie den englischen Stuhl gemeinschaftlich mit dem Droßbach'schen; an beiden ist nämlich immer nur ein kurzes Stük des
Vorgespinnstes im warmen Wasser und verweilt nicht lange dort. Man möchte sich
wundern, daß die Erweichung so schnell vor sich geht. Man kann annehmen, daß es
besser wäre, wenn die Spulen mit dem Vorgespinnste unter dem Dekel des Troges
aufgestekt wären, weil dann der Faden von dem aufsteigenden Dampfe getroffen würde
und der darauffolgende Durchgang durch das heiße Wasser in jedem Falle wirksam genug
wird, und das Wasser den überflüssigen, frei gewordenen Gummi in sich aufnimmt. Bei
der gegenwärtigen Gestalt des Troges ist dieser Versuch nicht zu machen, und es ist
zweifelhaft, ob die bisher erhaltenen Resultate nicht schon so vollkommen sind, daß
der Versuch überhaupt unterbleibt; es müßte nur Jemand den Einfall zum Gegenstand
eines besondern Patentes machen wollen.
Die aufrechte Stellung der Spindeln ist nicht bloß raumsparend, sondern auch bloß
mechanisch betrachtet, vortheilhaft. Es ist hier leichter möglich, das Schwingen und
Zittern zu vermeiden, als bei einer schiefen Stellung. Schwingungen können dem Gespinnste schädlich
werden, und tragen auf alle Fälle viel zur Zerstörung der Maschinen bei. Aber ein
anderer Punkt, über den die Theorie sich deutlich vernehmen läßt, besteht darin, daß
das Gewicht der Spindeln keineswegs gleichgültig ist. Das Gewicht der Spindeln hat
einigen Einfluß auf die Differenz der Geschwindigkeit, mit welcher Spindel und
Spulen umlaufen, und dadurch, ungeachtet aller für diesen Zwek construirten
Vorrichtungen, auch Einfluß auf die Drehung des Fadens und sein Aufwinden auf die
Spulen. Ob hierin das vortheilhafteste Verhältniß bereits erreicht ist, kann weder
behauptet noch verneint werden. Das Trägheitsmoment der Spindel ist constant,
hingegen ist das Trägheitsmoment der Spulen variabel, bei den leeren Spulen am
kleinsten, und bei den vollen am größten. Die Umlaufsgeschwindigkeit der Spulen wird
durch eine schwache Bremse gemäßigt, die bloß in einer dünnen Schnur und einem ganz
geringen Gewichte besteht. Die Wirkung dieser Bremse ist gleichförmig, und die
Verzögerung, die sie hervorbringt, wird daher desto unwirksamer, je mehr sich die
Spulen füllen. Die Spulen werden immer nur durch Friction bewegt, und ihre
Geschwindigkeit hängt also von der Geschwindigkeit der Spindel, ihrem eigenen
Gewichte, dem Frictionscoefficienten, und überdieß von der Stärke der Bremse ab.
Unter diesen vier Bestimmungsstüken ist nur eines variabel, nämlich das Gewicht. So
wie aber ihr Gewicht zunimmt, wächst auch ihr Durchmesser, da die Vergrößerung des
Gewichts nur von dem aufgewundenen Garne herrührt. Es wird daher ohne sehr
künstliche Vorrichtungen mit Centrifugalregulatoren nie möglich seyn, die
Geschwindigkeit der Spulen absolut und unabhängig zu reguliren. Die Spindeln selbst
werden gleichfalls durch Friction bewegt; hier soll aber ein wirkliches Abwikeln
gleicher Theile der sich berührenden Peripherien stattfinden, und die Spindeln
sollen weder vorauseilen noch zurükbleiben. Hier ist also ihr Gewicht von Einfluß,
der Frictionscoefficient und der Druk, oder die Festigkeit der Berührung. Bei der
Construction ist man aber am meisten über das Gewicht Herr, und um also den
verlangten Erfolg sicher zu stellen, sollte das nöthige Gewicht der Spindeln bekannt
seyn. Man hat es wirklich nicht ermittelt, aber man sieht aus dem Erfolge, daß die
Differenz zwischen der zufälligen Wirklichkeit und der theoretischen Forderung
unbedeutend ist.
Nun frägt sich noch, welche Kraft nöthig ist, um eine gegebene Spinnerei zu treiben.
In Gmund läßt sich dieses nicht gut ermitteln, da die Spinnerei nur klein ist, und
das Wasserrad alle Maschinen der Werkstätte und die Spinnerei treibt, und zwar alles
durch einzelne Transmissionen. Man pflegt bei Spinnereien die Kraft so anzugeben,
daß man sagt, wie viele Spindeln auf die Pferdekraft kommen, alle vorarbeitenden
Maschinen schon mit eingerechnet. Mir ist eine einzige Arbeitsberechnung einer
Flachsspinnerei in Frankreich bekannt, wo die Arbeit des Wasserrades, das nur die
Spinnerei zu treiben hat, richtig und genau berechnet ist. Dort treffen im
günstigsten Falle nur 90 Spindeln auf die einzelne Pferdekraft. Ich glaube, daß bei
der Droßbach'schen Einrichtung eine weit größere Menge
auf die Pferdekraft kömmt. Wenn man bei der Einrichtung einer größeren Spinnerei
recht vorsichtig in Bezug auf die Transmissionen ist, welche ohne weiters die meiste
Kraft absorbiren, so glaube ich, daß man immerhin 150 Spindeln auf eine Pferdekraft
ansezen darf. Troz aller Verbesserungen aber sieht man doch, um wie viel mehr Kraft
zu einer Flachsspinnerei gehört, als zu einer Baumwollspinnerei von gleich viel
Spindeln.
Es herrscht gegenwärtig eine Art Enthusiasmus für Flachsspinnereien, so daß viele von
den kleineren Industriellen und von den Besizern sehr mäßiger Summen Geldes mit dem
Vorsaze umgehen, Spinnereien zu errichten. Diese Tendenz könnte den Unternehmern
leicht schädlich werden; es läßt sich nämlich dieses Geschäft im Kleinen nicht mehr
mit Nuzen treiben. Die Einrichtung einer Spinnerei mit Maschinen, die Gebäude, der
Ankauf einer Wasserkraft kosten so viel Geld, daß nur erst bei einer gewissen Größe
der Unternehmung außer der nothwendigen Verzinsung jenes Geldes auch noch eine Rente
zu fließen anfängt. Ich glaube nicht, daß eine Spinnerei mit weniger als 500
Spindeln mit Nuzen betrieben werden kann; wird sie noch kleiner, so erhält man nur
mehr eine bloße Mannsnahrung, und endlich bei weiterer Reduction verfiele sie unter
die Gegenstände eines bizarren Luxus, der bloßen Liebhaberei, die viel kostet, aber
keinen Ertrag gibt. Um diese Ueberzeugung zu begründen, lege ich hier zwei
Preisübersichten dar. Die erste ist von den HHrn. Bruder
und Döbelli in Waldkirch bei Freiburg, und gibt wohl das
kleinste Assortiment, das noch gewinnbringend in Gang gesezt werden kann.
Allgemeine Maschinen.
1 Schneidmaschine
400 fl.
1 Hechelmaschine
900 –
Maschinen zum Spinnen von langem Flachs.
1 Strektisch zu 2 Baͤndern
1200 fl.
6 doppelte Laminoirs
4800 –
4 Vorspinnmaschinen zu 16 Spindeln
3600 –
3 Spinnmaschinen zu 120 Spindeln, jede
Spindel zu 18 fl.
6480 –
Maschinen zum Spinnen von Werg.
1 Vorkarde
2500 fl.
1 Feinkarde
2500 –
2 Kardengarnituren
3000 –
4 Laminoirs zu 4 Baͤndern
jede
2400 –
2 Vorspinnmaschinen
1400 –
1 Spinnmaschine zu 120 Spindeln
2160 –
–––––––
Summe
31340 fl.
Zu dieser Summe kömmt aber noch die Herstellung des Gebäudes, der Ankauf des Wassers,
die Herstellung des Wasserbettes, des Rades und aller Transmissionen. Alles dieses
stellt man um 40,000 fl. nicht her, und man sieht, daß die Errichtung selbst einer
so kleinen Spinnerei schon eine Summe von 70,000 fl. übersteigt, ehe sie noch ein
Loth Garn geliefert hat.
Folgendes ist eine Zusammenstellung der Einrichtungskosten einer großen Spinnerei von
10,000 Spindeln, nämlich 6000 für Flachs und 4000 für Werg, nach den Preisangaben
verschiedener Maschinenfabriken. Es ist dabei ein Gespinnst von Nr. 2 bis Nr. 60
nach englischer Scala angenommen. Die mit * bezeichneten Ansäze betreffen Maschinen,
welche die bezeichneten Werkstätten entweder gar nicht, oder nach einem geringeren
Systeme aufführten. Es sind deßwegen dafür die Preise von Gmund festgesezt.
Textabbildung Bd. 77, S. 392
Fairbairn; Köchlin; Schlumberger;
Escher; Gmund; Reinigungsmaschinen; Brechmaschinen; Schwingmaschinen;
Abschneidmaschinen (selbstthätige); Hechelmaschinen nach Fairbairn;
Vorspinnmaschinen für Flachs; Anlegmaschinen (Spreaders,
screw-spiral-system); Bandmaschinen (2d Drawings) 20 Köpfe zu 2 Bändern; Bandmaschinen (3d Drawings) 27 Köpfe zu 2 Bändern;
Lokenmaschinen zu 162 Spindeln; Lokenmaschinen mit Regulator, 144 Spindeln;
Vorspinnmaschinen für Werg; Vorkarden mit Garnitur; Feinkarden mit Garnitur;
Wattmaschinen; Strekwerke, 20 Köpfe (Screw-spiral-system);
Strekwerke (2d Drawing) 24 Köpfe;
Lokenmaschinen, 100 Roving Spindeln; Lokenmaschinen, 100 Roving Spindeln mit
Regulator; Feinspinnmaschinen; Feinspindeln für Flachs; Feinspindeln für Werg;
Bei Fairbairn sind noch 50 Proc. zuzuschlagen wegen der Ausfuhr
Aus diesem Conspect sind zwei Dinge sogleich zu sehen, nämlich welche große Summen
zur Errichtung bedeutender Spinnereien gehören, und dann wie schwer mit den
Engländern zu concurriren wäre, wenn nicht das Verbot der Maschinenausfuhr bestünde,
denn nur durch die Schmuggelprämie werden die englischen Maschinen theurer als alle
andern. Die Maschinenfabriken auf dem Continent würden zum Theil gar nicht
entstanden seyn, wenn nicht die englische Gesezgebung in diesem Punkte noch alten
Vorurtheilen huldigte.
Nach Allem nun, was bisher gesagt ist, sieht man wohl, daß die Anstalt in Gmund nicht
als Spinnerei betrachtet werden darf, sondern lediglich als Spinnmaschinenfabrik.
Die dort bestehende Spinnerei ist nur ein Muster für die Vergleichenden Vorzüge der
neuen Maschinen und keine selbstständige Anstalt. Dem Vernehmen nach will aber die
Gesellschaft nun eine größere Spinnerei in München selbst errichten, wo es weder an
Wasserkraft, noch an arbeitenden Händen fehlt.