Titel: | Auszug aus einem Berichte des Hrn. Baron Séguier über die von dem Büchsenmacher Hrn. Desnyau in Paris, rue J. J. Rousseau, No. 5, an der Robert'schen Flinte angebrachten Verbesserungen. |
Fundstelle: | Band 77, Jahrgang 1840, Nr. LXXXIII., S. 338 |
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LXXXIII.
Auszug aus einem Berichte des Hrn. Baron Séguier uͤber
die von dem Buͤchsenmacher Hrn. Desnyau in Paris, rue
J. J. Rousseau, No. 5, an der Robert'schen Flinte angebrachten Verbesserungen.
Aus dem Bulletin de la Société d'encouragement pour
l'industrie nationale. April 1840, S. 121.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Ueber Desnyaus Verbesserungen an der Robert'schen
Flinte.
Die Robert'sche Flinte, diese durch ihre Einfachheit und
ihre vielfachen Vortheile so ausgezeichnete Erfindung, schien keiner beträchtlichen
Verbesserungen fähig zu seyn.
Dennoch hat Hr. Desnyau, ein geschikter Waffenschmied,
welcher sich zuerst mit der Verfertigung dieser Waffe unter der Leitung ihres
Erfinders, des Hrn. Robert, befaßte, nüzliche
Veränderungen daran vorgenommen.
Unter den Jägern, welche sich gewöhnlich der Robert'schen
Flinte bedienen, konnten ihr selbst die am schwersten zu befriedigenden nur drei
Vorwürfe machen: der erste, ganz unbedeutende ist, daß die Bewegungen der Stangen
etwas strenge sind, eine sehr geringfügige Sache, auf die man bei einiger Uebung gar
nicht mehr achtet.
Die zweite Ausstellung betraf die Schwierigkeit den Flintenlauf vom Schafte behufs
der Reinigung der metallenen Stüke der Flinte zu trennen. Dieser Vorwurf hatte mehr
Grund, da man wenigstens vier Schrauben abnehmen mußte, um diese Trennung zu
bewerkstelligen: eine Arbeit, welche unangenehm ist für jeden, der eine unsichere
Hand hat, und mit dem Schraubenzieher die Schraubenköpfe an seiner Flinte
auszudrehen fürchtet. Die dritte, noch größere Unannehmlichkeit betraf das Auswerfen
an den Adjustirungen, welches man jedoch leicht verhüten kann, wenn man sich für die
Robert'sche Flinte der Patronen mit Boden (cartouches à culot) bedient, die dermalen von
allen Fabrikanten der übrigen, von der Schwanzschraube aus zu ladenden Flinten
eingeführt sind.
Hr. Desnyau hat nun gesucht, die Robert'sche Flinte nach und nach von diesen geringen Mängeln zu befreien,
was ihm auch gelungen ist, indem er die Bequemlichkeit mit der Sicherheit, welche
diese Flinte, die keinen äußeren Hahn hat, darbietet, in Einklang zu sezen
wußte.
Ohne den Mechanismus des Drükers auch nur im Geringsten zu Verändern oder zu
compliciren, wußte er durch die von ihm angebrachten Verbesserungen, den Abgang des
Schusses, ausnehmend leicht und so sanft zu machen, daß selbst ein sehr schwer zu befriedigender Jäger
nichts mehr auszusezen finden wird.
Durch die eben so einfache als sinnreiche Zugabe eines Bascülenhakens am Flintenlaufe
kann Hr. Desnyau ohne alle Schraube mittelst eines
einzigen Zapfens den Lauf sehr fest auf den Schaft aufsezen, und, indem er an der
Robert'schen Flinte die so bequemen Metallpatronen
des Hrn. Pépin de la Rachée anwendet,
gelang es ihm, an derselben allem Entweichen von Gas, und zwar sowohl dem äußeren,
als dem inneren vorzubeugen. Zu diesem unläugbaren Vorzuge kommt noch eine
Steigerung der Tragweite. Desnyau hat aber nicht bloß
Unvollkommenheiten beseitiget, sondern er hat auch die Robert'sche Flinte noch dadurch wesentlich verbessert, daß er ihr eine
Einrichtung gab, in deren Folge es möglich ist, sich an ihr der gewöhnlichen
Zündkapseln statt des eigenthümlichen, oft schlecht bereiteten Robert'schen Zündkrautes zu bedienen.
Diese neue Eigenschaft verdient für sich allein eine besondere Berüksichtigung; auch
haben Jäger, die sich der veränderten Flinte bedienen, dieses mit Dank
anerkannt.
Fig. 37 ist
ein Längendurchschnitt eines Theiles der geladenen, und zwar von der Schwanzschraube
aus geladenen Flinte.
Fig. 38 ein
Durchschnitt derselben Flinte, an dem die bewegliche Schwanzschraube aufgehoben und
die Patrone in den Lauf gebracht ist.
Fig. 39 zeigt
den Flintenlauf und die Schwanzschraube vom hölzernen Schafte getrennt, und für sich
allein betrachtet.
Fig. 40 zeigt
die Röhre, welche die Patrone enthält, der Länge nach und von Rükwärts gesehen.
Dieselben Buchstaben bezeichnen an allen Figuren dieselben Gegenstände.
a ist der Flintenlauf; b die
bewegliche Schwanzschraube; c der an dieser
Schwanzschraube befestigte Hebel; d der Ring, womit man
die Schwanzschraube aufhebt oder niederläßt; e eine
Wange, welche eine Verlängerung der Schwanzschraube bildet; f eine starke Schraube, um welche sich diese Wange dreht; g die Schraube der Schwanzschraube; h die hinter dem Ringe d
angebrachte Feder, welche den Hebel c zurükhält, wenn er
niedergelassen ist; i die große, mit einem Hammer k versehene Feder, welche sich unter die Kerbe des
Drükers l einsenkt; m der
Handbügel; n kleines, im Winkel gebogenes Stük, auf
dessen hervorragende Spize der Hammer auffällt. Der Schlag, den dieses Stük
empfängt, theilt sich der auf der Zündröhre des Bodens der Patrone gesezten
Zündkapsel mit, wodurch das Feuer an die Ladung fortgepflanzt wird. o ist ein Stük, bandeur genannt, welches
sich mittelst eines Rollrädchens auf die große Feder stüzt, um sie zusammenzudrüken.
Sobald der Drüker l durch seine Kerbe zurükgehalten und
die Schwanzschraube herabgelassen ist, verläßt der Bandeur die Feder und nimmt die
Stellung in Fig.
37 ein; p ein Haken, welcher mit dem
Flintenlaufe zusammenhängt, und in das Eisenwerk des Schaftes eingreift, um diesen
mit dem Laufe zu vereinigen. q ist ein mit einer
Oeffnung versehener Zapfen, in welche man ein Vorstekeisen bringt, um die
Vereinigung des Laufes mit dem Schafte zu sichern. r ist
die Patrone aus Kupfer, welche Pulver und Blei enthält. s, der mit der Patrone zusammenhängende Boden ist mit einer Zündröhre
versehen, auf die man eine gewöhnliche Zündkapsel sezt. t ist der Tupfer. u ein kleiner, an der
Patrone angebrachter Vorsprung, welcher verhindert, daß diese nicht zu weit in den
Lauf vorfällt; er trifft nämlich auf einen kleinen Schieber, der, wenn man den Hebel
c aufhebt, zurükgeht, und die Patrone zurükbringt,
welche man alsdann leicht herausnehmen kann, um sie gegen eine andere ganz gefüllte,
von denen der Jäger einen Vorrath führt, zu vertauschen.
Die Gase, welche sich aus dem Zündkraute entbinden, werden, anstatt durch vertical in
der Schwanzschraube angebrachte Oeffnungen zu entweichen, durch eine kleine
gekrümmte Röhre, welche über die Schwanzschraube geht, nach Vorwärts getrieben. Auf
diese Weise ist also der Jäger nicht durch das sich entwikelnde Gas belästiget, und
die Feuchtigkeit vermag nicht in das Innere der Flinte zu dringen.
Hebt man den Hebel auf, so entblößt man den Grund des Laufes; man sezt die Patrone in
denselben ein und schließt sodann die Schwanzschraube, womit die Flinte geladen ist.
Will man abfeuern, so darf man nur an den Tupfer drüken, denn dadurch wird sogleich
die große Feder frei, und der Hammer n schlägt auf das
Stük h, durch welches das Zündkraut entzündet wird.