Titel: | Ueber ein elektrochemisches Verfahren zum Vergolden des Silbers und Messings; von A. de la Rive. |
Fundstelle: | Band 76, Jahrgang 1840, Nr. LXXIV., S. 297 |
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LXXIV.
Ueber ein elektrochemisches Verfahren zum
Vergolden des Silbers und Messings; von A. de la Rive.
Aus den Comptes rendus, 1840, No. 14.
de la Rive's galvanisches Verfahren zum Vergolden.
Die traurigen Folgen, welche sich so oft bei der Anwendung des Queksilbers zum
Vergolden ergeben, brachten mich längst auf den Gedanken, ob man nicht eine
Goldauflösung durch den elektrischen Strom so zersezen kann, daß sich das Gold
Molecul für Molecul auf den zu vergoldenden Gegenstand ablagert und somit die
Anwendung des Queksilbers, wenn nicht in allen, doch in vielen Fällen vermieden
werden könnte. Die ersten Versuche hierüber stellte ich schon vor fünfzehn Jahren
an, da ich aber damals kein günstiges Resultat erhielt, ließ ich sie wieder fallen.
Die zahlreichen Untersuchungen, welche seitdem über die Elektricität angestellt
wurden, besonders aber mehrere wichtige Entdekungen des Hrn. Becquerel veranlaßten mich, die Versuche auf eine andere Art
wieder aufzunehmen, und ich glaube nun auf ein Verfahren gekommen zu seyn, welches
zwar noch nicht vollkommen ist, aber doch schon mit Nuzen angewandt werden kann und
unter den Händen der Praktiker ohne Zweifel bald verbessert werden wird.
Die Grundsäze, welche mich bei dieser Anwendung der zersezenden Kraft des
elektrischen Stroms zum Vergolden der Metalle leiteten, sind folgende:
1) Benuzung schwacher elektrischer Kräfte zur Zersezung des aufgelösten Chlorgolds,
um eine regelmäßige und gleichförmige Fällung des Goldes zu bewirken;
2) Anwendung einer Blase, um die beiden zu einer galvanischen Kette verbundenen
Auflösungen so von einander zu trennen, daß sie sich nicht vermischen können und sie
der elektrische Strom doch nach einander durchdringen kann. Die eine dieser
Auflösungen ist die Goldauflösung, die andere schwach angesäuertes Wasser, welches
durch seine Wirkung auf eine hineingetauchte Zinkplatte den Strom erzeugt.
3) Der dritte Grundsaz ist die Eigenschaft des elektrischen Stroms, um so leichter
von einer Flüssigkeit in ein Metall und umgekehrt überzugehen, je leichter dieses
Metall von der Flüssigkeit chemisch angegriffen wird. In dem gegebenen Falle wird
das in die Goldauflösung getauchte Metall von der Flüssigkeit leichter angegriffen
als das Gold selbst; so lange folglich der eingetauchte Theil nicht gänzlich
vergoldet ist, wird der Strom die Punkte aufsuchen, wo das zu vergoldende Metall
noch bloß ist, sie durchstreichen und darauf Gold absezen, wie lange auch der Weg
seyn mag, den er in der Flüssigkeit zu durchlaufen hat, d.h. so unregelmäßig als
auch die Form des zu vergoldenden Gegenstandes ist.
Das hienach von mir eingeschlagene Verfahren ist folgendes:
Ich gieße eine möglichst neutrale Auflösung von Chlorgold (salzsaurem Goldoxyd),
welche sehr verdünnt ist (ein Pfund davon soll nur 40–80 Gran Gold
enthalten), in einen aus einer Blase bestehenden cylindrischen SakAnstatt eines aus einer Blase bestehenden Behälters kann man auch ein aus
gebranntem aber nicht glasirtem Thon bestehendes Gefäß benuzen, dergleichen
Spencer bei seinen galvanischen
Kupferniederschlägen zum Copiren von Medaillen etc. benuzte; man vergleiche
polytechn. Journal Bd. LXXV. S.
34.A. d. R. und tauche diesen Sak in einen Glascylinder, worin sich sehr schwach
angesäuertes Wasser befindet. Der zu vergoldende Gegenstand wird in die
Goldauflösung gestellt und durch einen Metalldraht mit einer Zinkplatte verbunden,
welche in das angesäuerte Wasser getaucht ist. Man kann auch das angesäuerte Wasser
und den Zink in die
Blase, die Goldauflösung aber mit dem zu vergoldenden Gegenstand in den Glascylinder
bringen. Nach Verlauf von etwa einer Minute nimmt man den Gegenstand heraus, troknet
ihn mit feinem Leinenzeug ab, und wenn man ihn dann mit einem Tuch stark reibt,
findet man, daß er schon ein wenig vergoldet ist; nachdem dieses Eintauchen
zwei- oder dreimal vorgenommen wurde, ist die Vergoldung schon so dik, daß
man die Operation nicht mehr weiter fortzusezen braucht.
Ich will hier nicht alle für das Gelingen dieses Verfahrens nöthigen
Vorsichtsmaßregeln umständlich anführen, sondern begnüge mich, einige derselben zu
erwähnen.
Der elektrische Strom muß sehr schwach seyn und man hat sehr darauf zu sehen, daß
sich nicht zu reichlich Wasserstoffgas entbindet welches das Gold verhindern könnte,
sich fest auf den Gegenstand abzusezen. Deßhalb gießt man nur einige Tropfen
Schwefelsäure oder Salpetersäure in das Wasser, in welches der Zink taucht und stekt
dieses Metall auch nur so weit in die Flüssigkeit, daß ein hinreichend starker Strom
entsteht.
Der zu vergoldende Gegenstand kann vorher gereinigt und sorgfältig polirt oder auch
bloß gereinigt worden seyn. Im ersten Falle nimmt er eine glänzende Vergoldung an,
welche mit dem Polirstahl polirt worden zu seyn scheint; im zweiten Falle ist die
Vergoldung matt, gerade so wie bei Gegenständen, welche mit Amalgam vergoldet worden
sind, in dem Augenblik, wo man sie aus dem Feuer zieht. Jedenfalls muß der zu
vergoldende Gegenstand gut von Oxyd, hauptsächlich aber von Fett gereinigt werden;
auch ist es gut, wenn man ihn nach jedesmaligem Herausnehmen aus der Goldauflösung
in schwach angesäuertem Wasser abwascht, ehe man ihn abtroknet, dann abreibt und
wieder mit angesäuertem Wasser abwascht, bevor man ihn in die Goldauflösung
zurükbringt. Ein wirksames Mittel die zu vergoldenden Gegenstände von Oxyd (Rost) zu
befreien, besteht darin, sie in Berührung mit einem Stük Zink kurze Zeit in
angesäuertes Wasser zu legen; der Zink bildet dann mit dem Gegenstand ein
galvanisches Plattenpaar, so daß sich auf der Oberfläche des lezteren reichlich
Wasserstoffgas entbindet.
Die Farbe der Vergoldung scheint von mehreren Umständen abzuhängen, von dem
Feingehalt des aufgelösten Goldes, von der Natur des zu vergoldenden Metalles und
auch von der Concentration der Goldauflösung. Je nachdem der Gegenstand vor dem
Vergolden polirt worden ist oder nicht, scheint die Farbe ebenfalls verschieden
auszufallen; war er nicht polirt worden, so ist die Vergoldung bei weitem röther,
wahrscheinlich weil die Goldmolecule bei ihrer Ablagerung auf einer rauhen und unebenen
Oberfläche ein ähnliches Lichtspiel hervorbringen, wie es im Innern eines
vergoldeten Gefäßes Statt findet; merkwürdig ist, daß diese Wirkung beim Uebergehen
der Vergoldung mit dem Polirstahl nicht zerstört wird.
Es ist sehr darauf zu sehen, daß man den zu vergoldenden Gegenstand erst dann in die
Goldauflösung bringt, wenn alles vorbereitet ist, so daß der elektrische Strom in
dem Augenblik Statt findet, wo der Gegenstand mit der Goldauflösung in Berührung
kommt; die directe Einwirkung dieser lezteren, ohne vorhandenen Strom, auf die
Oberfläche des Gegenstandes, würde nämlich, besonders wenn lezterer aus Silber
besteht, die gehörige Annahme der Vergoldung verhindern.
Das beschriebene Verfahren scheint mir sehr ökonomisch zu seyn; was man außer dem
Gold dabei nöthig hat, kommt nicht hoch zu stehen, und vom Gold selbst braucht man
zu einer ziemlich schönen Vergoldung nur sehr wenig. Ich habe einmal zehn silberne
Kaffeelöffel mit einer Auflösung vergoldet, die nur 13 Gran metallisches Gold
enthielt; die Vergoldung war freilich nicht sehr dik, widerstand aber dem
wiederholten Abreiben mit einem Leder und dem Polirstahl; ihre Farbe war schön
grünlichgelb, was man englisches Gold zu nennen pflegt. Durch Erhizen auf 240 bis
320° R. veränderte sich die Vergoldung nicht, sondern das Gold drang nur
etwas tiefer in die Oberfläche ein und eine nochmalige Vergoldung auf dieselbe Art
lieferte dann eine sehr dike Schichte.
Ich habe auf die beschriebene Art Drähte, Bleche, silberne Kaffeelöffel, messingene
Uhrgehäuse und selbst einige Uhrenräder vergoldet; die Spizen der Zähne vergolden
sich bei lezteren gut, die Farbe ist aber nicht die bei den Uhrmachern beliebte,
sondern zu roth; ich hoffe jedoch, daß es mir noch gelingen wird, sie gelber und
matter hervorzubringen. Es scheint mir, daß jeder Gegenstand, was er auch immer für
eine Form haben mag, nach obigem Verfahren vergoldet werden kann; man kann darnach
auch eine Fläche theilweise vergolden, indem man entweder die Stellen, welche kein
Gold annehmen sollen, mit Wachs überzieht, oder indem man die Goldauflösung auf die
zu vergoldenden Stellen mit einem Pinsel aufträgt.
In der lezten Zeit kam sowohl in Deutschland als in England eine Auflösung von
Goldoxyd in kohlensaurem Kali zum Vergolden in Gebrauch (polytechnisches Journal
Bd. LXVII. S. 270); bei dieser Methode
muß aber eine erhöhte Temperatur angewandt werden, während das elektrochemische
Verfahren nur die gewöhnliche Temperatur erheischt. Ferner hat sie nicht wie
lezteres den Vortheil, den Sauerstoff und das Chlor dem Gold zu entziehen, und
dieselben zu verhindern,
den zu vergoldenden Gegenstand anzugreifen, wie dieses beim elektrochemischen
Verfahren der Fall ist, wobei durch den elektrischen Strom das Chlor und der
Sauerstoff aus der Auflösung heraus durch die Blase auf den im angesäuerten Wasser
befindlichen Zink übertragen werden. Jenes rein chemische Verfahren scheint auch nur
eine matte Vergoldung zu liefern, und es ist überdieß nicht ökonomischer als das
elektrochemische; doch müssen wir es den Praktikern überlassen, über die Vorzüge des
einen oder anderen zu entscheiden.Aus Göttingen berichten öffentliche Blätter, daß Hr. Dr. Karl Hymli daselbst ein Verfahren
entdekte, auf galvanischem Wege eine dauerhafte Vergoldung zu bewirken,
welche das Eigenthümliche hat, daß eine Nachpolitur nicht nöthig ist,
wodurch beim Vergolden viel Zeit erspart wird; offenbar ist Hymli's Methode mit der von
de la Rive beschriebenen im Wesentlichen
übereinstimmend.A. d. R.