Titel: | Ueber eine Verfälschung des im Handel vorkommenden Catechu-Extracts; von den HHrn. Girardin und Preisser in Rouen. |
Fundstelle: | Band 76, Jahrgang 1840, Nr. L., S. 204 |
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L.
Ueber eine Verfaͤlschung des im Handel
vorkommenden Catechu-Extracts; von den HHrn. Girardin und Preisser in
Rouen.
Aus dem Journal de Pharmacie, Jan. 1840, S.
50.
Girardin und Preisser, uͤber eine Verfaͤlschung des
Catechu-Extracts.
Reinsch's Abhandlung über die
künstliche Bereitung des braunen Catechu's (polytechn. Journal Bd. LXXII. S. 389) veranlaßt uns auf eine
Verfälschung aufmerksam zu machen, welche die Materialisten mit dem Catechu
vornehmen, seitdem dasselbe in der Färberei häufiger angewandt wird. Würden sich die
Kaufleute begnügen, das würfelförmige gelbe Catechu durch Umschmelzen in braunes
Catechu zu verwandeln, so könnte man sich dieses noch gefallen lassen, weil diese
beiden Catechusorten in der Färberei ziemlich gleiche Resultate geben; sehr
tadelnswerth ist es aber, daß sie bisweilen das braune Catechu mit einer
unauflöslichen und ganz unwirksamen Substanz verfälschen, zum großen Nachtheil der
Fabrikanten, welche diesen Saft als Färbe- oder Gerbematerial benuzen.
Seit 1836, wo die größte Menge Catechu in den Färbereien und Kattunfabriken
verbraucht wurde, schikten die Pariser Materialisten nach Rouen eine neue Sorte
Catechu unter der Benennung gereinigtes Catechu (cachou épuré) oder Catechu-Extract, dessen Aussehen schon zeigt, daß es ein
inländisches Product ist; es sind nämlich flache dunkelbraune Stüke mit glatter und
glänzender Oberfläche, stumpfen Rändern, welche dadurch erzielt zu seyn scheinen, daß man heißes und
halbflüssiges Catechu-Extract auf eine ebene Fläche ausgoß, worauf man es
erkalten und erhärten ließ. Diese Stüke, im Gewicht von einem bis mehreren Pfunden,
haben einen röthlichbraunen glasigen Bruch, einen sehr bitteren und adstringirenden
Geschmak und kleben dem Papier, worin sie eingewikelt sind, stark an.
Im Jahre 1837 brachte uns ein Färber von Rouen ein Muster von diesem sogenannten
gereinigten Catechu und wünschte zu wissen, ob es wirklich reiner sey, als das auf
Baumblätter gegossene braune Catechu, welches er ausschließlich anzuwenden pflegte.
Wir fanden bei der Untersuchung, daß dieses Product mit 40 Proc. einer fremdartigen
Substanz verfälscht war.
Während sich das reine Catechu in heißem Wasser, schwachem Alkohol und in Essigsäure
fast vollständig auflöst, hinterließ nämlich das sogenannte gereinigte Catechu fast
die Hälfte seines Gewichts eines pulverigen, dunkelschwarzen Rükstands, welcher auf
Kohlen einen starken Geruch nach thierischer Substanz verbreitete, und in einem
geschlossenen Gefäße geglüht, reichliche ammoniakalische Dämpfe lieferte.
Dieser Rükstand färbte Aezkalilösung stark braun; nach einige Minuten anhaltendem
Kochen entfärbte er sich darin fast vollständig, nahm aber sehr an Volumen zu und
verschwand bei fortgeseztem Kochen dann gänzlich. Salzsäure löste in der Wärme einen
Theil dieses Rükstandes auf, wobei sie sich schmuzigbraun färbte und eine klebrige
Consistenz annahm; der hiebei unaufgelöst gebliebene Theil hatte ein viel größeres
Volumen als das anfänglich mit der Säure in Berührung gebrachte Pulver. Essigsäure
und Alkohol entzogen dem fraglichen Rükstand nur wenig Farbstoff. Ammoniak färbte
sich hingegen durch ihn stark braun und nach öfterer Behandlung damit war ihm
endlich aller Farbstoff entzogen, so daß nur mehr eine grauliche faserige Substanz
zurükblieb, welche alle Eigenschaften des Faserstoffes besaß.
Nach allen Anzeichen wird jedoch das Catechu nicht mit Faserstoff versezt, sondern
man vermengt das Extract kurz vor dem Ausgießen auf Tafeln mit getroknetem und
gepulvertem Blut; dieses ist auch die einzige Substanz, welche die Eigenschaften des
untersuchten unauflöslichen Catechurükstands besizt und sich in der Farbe dem
braunen Catechu so nähert, daß sie durch das Auge schwer darin zu entdeken ist.
Dieser Betrug ist dem Consumenten nicht nur insofern nachtheilig, als er eine
Materie, die gar nicht färbt, als Catechu bezahlt, sondern hat überdieß zur Folge, daß in
die Färbeflotte eine Substanz kommt, welche einen großen Theil des Catechufarbstoffs
hartnäkig zurükhält; diese Substanz, der Faserstoff nämlich, hat nach unseren
Versuchen eine auffallende Verwandtschaft zu den Farbstoffen; es bleiben daher bei
Anwendung dieses verfälschten Catechu's nicht nur 40 Proc. unauflöslicher Rükstand
im Färbekessel zurük, sondern wohl 60 bis 70 Proc. Mit Blut verseztes Catechu färbt
auch kaum kochenden Alkohol, so stark hält der Faserstoff das Catechupigment
zurük.
Ein gutes Catechu muß sich in kochendem Wasser bis auf beiläufig 3 Proc. erdigen
Rükstand auflösen; ein solches enthält nur 11 bis 12 Proc. in kochendem Alkohol
unauflöslicher Substanzen, die bloß aus Salzen und Gummi bestehen; endlich liefert
es beim Einäschern nur 3 bis 4 Proc. Asche, welche etwas alkalisch, aber nicht
eisenhaltig ist.