Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 69, Jahrgang 1838, Nr. LXXXV., S. 392 |
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LXXXV.
Miszellen.
Miszellen.
Preisaufgaben der wissenschaftlichen Gesellschaft in
Harlem.
Die in Harlem bestehende Gesellschaft der Wissenschaften hat fuͤr gut
erachtet, folgende Preisfragen zu wiederholen und als Termin das Ende des Jahres
1839 zu sezen.
1. Die Gesellschaft wuͤnscht eine genaue Pruͤfung jener Substanzen,
welche man unter dem Collectivnamen thierisches Extract
oder Osmazom begreift, obschon sie je nach der
Verschiedenheit der Thiere oder je nach den Koͤrpertheilen, aus denen sie
gezogen sind, Unterschiede darbieten. Sie wuͤnscht zu wissen, ob dieß
einfache organische Substanzen, oder ob sie aus anderen einfacheren Bestandtheilen
des thierischen Koͤrpers zusammengesezt sind, und welche Unterschiede zu
bemerken sind, wenn sie aus verschiedenen Thieren oder aus verschiedenen Theilen
eines und desselben thierischen Koͤrpers gewonnen worden.
2. Da die von Lavoisier, Seguin, H. Davy, Pfaff, Allen, Pepys,
Dulong, Despretz, Prout und anderen uͤber den Respirationsproceß
angestellten Versuche zum Theil zu widersprechenden Resultaten fuͤhrten, und
da unsere chemischen Kenntnisse in dieser Hinsicht immer noch sehr
beschraͤnkt sind, so wuͤnscht die Gesellschaft eine kritische
Zusammenstellung, und in so weit man es fuͤr noͤthig erachtet, auch
eine Wiederholung dieser Versuche, so wie die Loͤsung folgender Fragen.
„Welcher Unterschied besteht in der Zusammensezung der ein- und
ausgeathmeten Luft? Wird waͤhrend der Respiration Stikstoff absorbirt?
Wird der Sauerstoff der Luft mit dem ausgeathmeten kohlensauren Gase in gleicher
Menge und in Verbindung mit dem Kohlenstoffe ausgestoßen? Wird bei der
Respiration Stikstoff aus dem Blute abgeschieden? Was ist im Allgemeinen bei der
Respiration der verschiedenen Thierclassen zu bemerken? Welche Schluͤsse
lassen sich aus einer groͤßeren Kenntniß der Respiration in Hinsicht auf
die Veraͤnderungen, die das Blut durch diese erleidet,
ziehen?“ Die Gesellschaft wuͤnscht, daß man sich bei der
Beantwortung dieser Fragen an die Thatsachen halte, und nicht in gewagte
Speculationen verliere.
3. Die Gesellschaft wuͤnscht, daß durch neue Versuche ermittelt werde: 1) Wie
weit die elektro-magnetische Triebkraft erhoͤht werden kann, um als
solche allgemeine Anwendung zu finden? 2) welches die elektro-magnetischen
Apparate sind, mit deren Huͤlfe z.B. eine Kraft von drei oder vier Pferden
hervorgebracht werden kann? 3) welche Metalle und welche Saͤuren am
vortheilhaftesten anzuwenden sind? Welche Form und welche Anordnung man diesen
Metallen zu geben hat, damit sie mit dem geringsten Verluste an Metall und mit dem
geringsten Aufwande an Saͤure als kraͤftige Elektro-Magnete
wirken?
4. Welches ist die Zusammensezung der in den Niederlanden vorkommenden Eisenerze und
welche von ihnen koͤnnen auf gutes Eisen benuzt werden? Welche Eisensorten
lassen sich aus unseren Erzen erzeugen, und welches ist das Verhaͤltniß, in
welchem das Eisen aus denselben zu gewinnen ist? Durch welche Eigenschaften und
Kennzeichen unterscheiden sich die aus mehreren Oxyden gewonnenen verschiedenen
Eisensorten, und welche Modificationen waͤren an den uͤblichen
Processen anzuwenden, um eine Verbesserung zu erzielen?
Die Gesellschaft hat ferner folgende neue Preisfragen ausgeschrieben, deren
Beantwortung sie vor dem 1. Jan. 1840 erwartet.
5. Bestimmung eines oder mehrerer Orte der Niederlande durch genaue astronomische
Beobachtungen.
6. Die Gesellschaft wuͤnscht eine genaue und deutliche Beschreibung, so wie
eine vollkommene Theorie des von Steinheil erfundenen und
von Ertel verbesserten Prismen-Reflexionskreises
und zugleich eine Vergleichung dieses Instrumentes mit dem nautischen Sextanten und
dem gewoͤhnlichen Reflexionskreise. Sie wuͤnscht ferner eine genaue
Bezeichnung der Anwendung des Instrumentes in der Astronomie und bei der
Schifffahrt, eine Darlegung der Vortheile, die es vor den genannten Instrumenten
gewaͤhrt, und Angabe von Veraͤnderungen, die sich anbringen ließen, um
es minder kostspielig und allgemeiner anwendbar zu machen.
7. Die Gesellschaft wuͤnscht, daß jene chemische Wirkung, welche von Berzelius mit dem Namen der Katalysis bezeichnet wird, in allen Beziehungen studirt werde; daß man
Koͤrper, welche diese Wirkung beurkundeten, unter hoͤchst
verschiedenen Umstaͤnden auf einander wirken lasse; daß man die Katalysis an
Koͤrpern, an denen sie bisher noch nicht beobachtet worden ist, erforsche;
daß man untersuche, ob sie sich auch in dem organischen Gewebe von Pflanzen und
Thieren zeigt; und endlich, daß man, wenn dieß der Fall ist, pruͤfe, welche
Folgen hieraus fuͤr die Erklaͤrung der Erscheinungen, welche die
lebenden Koͤrper darbieten, hervorgehen koͤnnen.
8. Die Meteorologen sind einig, daß die großen Temperaturveraͤnderungen vom
Oriente her zu uns gelangen. Man bemerkt dieß namentlich im Winter, wo z.B. der
Frost in St. Petersburg immer um mehrere Tage fruͤher eintritt als in
Amsterdam. Die Gesellschaft wuͤnscht daher, daß man diese Erscheinung in
allen ihren Details pruͤfe und daß man deren Ursachen so genau als
moͤglich bestimme.
9. Nach den in England angestellten Versuchen scheint erwiesen, daß Fahrzeuge bei
großer Geschwindigkeit, indem sie an die Oberflaͤche des Wassers emporgehoben
werden, von Seite des Wassers einen geringeren Widerstand erfahren. Die Gesellschaft
wuͤnscht in dieser Hinsicht Aufklaͤrung durch weitere Versuche, und
Darlegung durch analytische Forschungen, hauptsaͤchlich aber durch praktische
Versuche, welchen Einfluß die Hebung der Fahrzeuge von verschiedenen Formen auf das
zwischen der Geschwindigkeit und dem Widerstande bestehende Verhaͤltniß haben
kann, wenn die Geschwindigkeit sehr bedeutend wird. Die Gesellschaft wuͤnscht
ferner, daß man aus dem Vorhergehenden durch Analyse jene Form des Fahrzeuges
ableite, die bei großer Geschwindigkeit den geringsten Widerstand erleiden
wuͤrde.
10. Warum gewaͤhrt die Anwendung stark erhizter Geblaͤsluft an den
Hohoͤfen so große Vortheile? Kann die heiße Luft auch bei anderen
Operationen, denen das Eisen zu verschiedenen Zweken zu unterliegen hat, und bei
denen man sich ihrer bisher noch nicht bediente, mit Vortheil angewendet werden?
Duͤrfte sie endlich auch bei der Fabrication anderer Substanzen, bei der man
mit kalter Luft arbeitet, Anwendung finden?
Die Gesellschaft bringt endlich in Erinnerung, daß bis zum Schlusse des Jahres 1839
noch folgende Preisfragen offen stehen.
11. Welches sind die verschiedenen Substanzen, aus denen man auf chemischem Wege
Zuker erzeugen kann? Welche verschiedene Arten solchen Zukers gibt es, und welches
ist fuͤr jede derselben die beste Bereitungsart? Welcher von diesen Zukern
ist der nuͤzlichste, und welcher ist am meisten geeignet den Rohrzuker und
andere gebraͤuchliche Zuker zu ersezen?
12. Die Gesellschaft wuͤnscht, daß man auch in den Niederlanden so wie es
anderwaͤrts geschah, mit aller Genauigkeit und mit allen Mitteln, welche die
Chemie und die Physik an die Hand gibt, nachforsche, ob auch der Austritt unserer
Quellen mit einer Gasentwiklung verbunden ist? Sie wuͤnscht ferner, wenn dieß
der Fall ist, zu wissen, welche Gase dieß sind?
13. Was lehrt die Erfahrung in Hinsicht auf die Ursache so heftiger Stuͤrme,
wie z.B. jene am 9. Nov. 1800 und am 29. Nov. 1837 waren? Gingen ihnen Erscheinungen
voraus, die auf deren Eintreten schließen ließen? In welcher Ausdehnung hat der
Sturm vom 29. Nov. 1837 mit derselben Heftigkeit geherrscht, wie in den
Niederlanden? In welchen Theilen Europa's begann er fruͤher oder spaͤter als bei uns, und
was laͤßt sich hieraus uͤber den Gang, den er nahm, schließen? Ist aus
bestimmten Nachrichten bekannt, daß an verschiedenen und von einander entfernten
Orten gleichzeitig oder beinahe gleichzeitig derlei heftige Stuͤrme Statt
fanden? Welche eigenthuͤmliche und besonders merkwuͤrdige
Erscheinungen bot der lezt erwaͤhnte Sturm dar?
Der fuͤr die preiswuͤrdig befundene Beantwortung einer jeden dieser
Fragen bestimmte Preis besteht in einer goldenen Medaille von 150 fl. im Werthe, und
außerdem in einer Entschaͤdigung von 150 fl. holl. Die Aufsaͤze
koͤnnen in hollaͤndischer, franzoͤsischer, englischer,
lateinischer oder deutscher Sprache (mit lateinischen Lettern geschrieben) abgefaßt
seyn, und muͤssen franco in der uͤblichen Art an den staͤndigen
Secretaͤr der Gesellschaft in Harlem eingesendet werden.
Neues Mittel, um die Incrustationen der Dampfkessel zu
verhindern.
Die Annales maritimes enthalten folgendes Schreiben,
welches Hr. Kennedy, Befehlshaber des englischen
Kriegsdampfbootes Sphih Fire, an Hrn. Gautier,
franzoͤsischen Consul in Malta, richtete:
„Vor etwa zehn Monaten kam mein erster Mechaniker auf den Gedanken, daß
wenn man die Roͤhren und das Innere der Dampfkessel an den Stellen,
worauf das Feuer am staͤrksten wirkt, mit einem Gemisch aus Graphit (Reißblei) und geschmolzenem Talg einreiben wuͤrde, der salzartige
Niederschlag aus dem Wasser oder der sogenannte Stein sich daraus nicht leicht
befestigen duͤrfte und dieselben daher viel laͤnger dauern
muͤßten. Dieß leuchtete mir sogleich ein und ich ließ mehrere Monate lang
auf meine Kosten Talg und Graphit kaufen, um Versuche in dieser Hinsicht
anstellen zu koͤnnen.“
„Meine Kessel wurden seitdem durch den Admiral Thomas Briggs, den Commodore John Louis und durch die Ingenieure und Mechaniker in Malta untersucht,
welche alle diesem Praͤservativmittel vollen Beifall zollten. Die Lords
der Admiralitaͤt beschlossen daher, daß in Zukunft alle
koͤniglichen Dampfboote mit Talg und Graphit zu diesem Zweke versehen
werden sollten, und alle Capitaͤne von Dampfbooten erhielten den Befehl,
diese Composition anzuwenden, besonders im Mittelmeere, dessen Wasser den
Kesseln bekanntlich sehr nachtheilig ist.“
„Man vermischt 3 Pfd. gepulverten Graphit mit 18 Pfd. geschmolzenem Talg
und reibt damit die Roͤhren und die inneren, dem Feuer ausgesezten Theile
der Kessel ein, nachdem man sie vorher sorgfaͤltig gereinigt hat, was bei
der Zuruͤkkunft von jeder Reise geschehen muß; man hat dann nicht mehr
noͤthig sie mit dem Hammer zu bearbeiten, um den Stein loszuklopfen und
abzukrazen.“
„Seitdem ich diese Composition anwende, war ich zwei Mal in Gibraltar und
zwei Mal auf den jonischen Inseln, ohne daß ich bei meiner Zuruͤkkunft
jemals noͤthig gehabt haͤtte, meine Kessel mit dem Hammer oder
Krazeisen zu beruͤhren; ich durfte bloß einen salzartigen
Ruͤkstand auskehren lassen, welcher weder an den Waͤnden, noch aus
dem Boden der Kessel festsaß, und die Roͤhren mit Werg reinigen
lassen.“
„Durch diese wohlfeile, von meinem Mechaniker Hrn. John entdekte Composition lassen sich also die Dampfkessel viel
laͤnger erhalten, und es wird uͤberdieß an Brennmaterial erspart,
weil mittelst dieses Ueberzuges der Dampf sich schneller und mit weniger Kohlen
erzeugen laͤßt.“ (Europe
industrielle.)
Elektro-magnetische Locomotive.
Man schreibt aus London vom 28. Jul.: Die elektrische Gesellschaft stattete am 17.
dem gegenwaͤrtig hier in der Adelaiden-Gallerie aufgestellten Modell
einer elektro-magnetischen Locomotive einen Besuch ab. Hr. Coombs, der die erste Maschine der Art in Europa (aus
Amerika) eingefuͤhrt hat, bedauerte, daß in Folge der Schwaͤche des
schwefelsauren Kupfers, da der Vorrath in der Gallerie erschoͤpft sey, die
bewegende Kraft eine ungemeine Veraͤnderung erleide. Das Gewicht des kleinen
Waggons, des Locomotivs, der Batterie etc. ist 73 Pfd., die Circumferenz der
Schienen, welche das Modell durchlaͤuft, betraͤgt 43 Fuß, und diese
Entfernung legte es am 5. Mai in 1 Minute zuruͤk, also mehr als zwei engl.
Meilen in der Stunde. Das Modell ist von den HHrn. Davenport und
Cook in den Vereinigten Staaten gebaut, welche eine
Actiencompagnie gebildet haben, um den Elektro-Magnetismus auf Eisenbahnen
anzuwenden. (Wiener Zeitung vom 9. Aug. 1838.)
Croasdale's Verbesserungen an
den elliptischen Kutschenfedern.
Hr. William Croasdale von Hartsville in Pennsylvanien
besizt ein Patent auf Verbesserungen an den elliptischen oder
doppelbaͤuchigen Kutschenfedern, welche das Mechanics'
Magazine in No. 757 also beschreibt. Der
Patenttraͤger bringt zwischen die beiden Baͤuche der elliptischen
Feder eine Spiralfeder; manchmal auch zwischen die Enden der elliptischen Federn und
die Achse und zwischen sie und die untere Seite der Wagen. In den meisten
Faͤllen haͤlt er eine einfache Spiralfeder fuͤr
genuͤgend, und diese verfertigt er aus Stahldraht von 1/8 bis zu 3/8 Zoll im
Durchmesser, der in offene Windungen gelegt wird. Die Spiralfeder wird in die Mitte
zwischen die beiden Bauche gebracht, so daß sie sich von dem einen bis zum anderen
erstrekt. Die Drahtenden sind in Loͤcher, welche zu deren Aufnahme dienen,
eingefuͤgt. Die Federwindungen sind gewoͤhnlich gleich, so daß die
ganze Spiralfeder einen Cylinder vorstellt; manchmal jedoch gibt der
Patenttraͤger der Feder eine solche Windung, daß sie gleichsam aus zwei mit
ihren duͤnneren Enden an einander stoßenden, abgestuzten Kegeln besteht. Auch
im Zikzak kann man die Federn biegen, obwohl die Spiralform dem Patenttraͤger
den Vorzug zu verdienen scheint. Man kann auch innerhalb des Bauches der
elliptischen Feder in gehoͤriger Entfernung von einander zwei Spiralfedern
anbringen; und eben so kann man deren zwei unter den elliptischen Federn so
befestigen, daß sie mit den unteren Enden auf der Achse ruhen, waͤhrend man
uͤber den elliptischen Federn zwei an ein an dem unteren Theile des
Kutschenkasten fixirtes Holz emporsteigen laͤßt. Die elliptischen Federn
erlangen auf diese Weise eine groͤßere Elasticitaͤt, und sie brechen
auch nicht so leicht, wie sonst.
Einfluß der Dampfschiffsverbindung mit Amerika auf die
Baumwollwaaren-Fabrication.
Ein Ballen Baumwolle, der am 6. Mai l. J. in New-York an Bord des Great
Western Dampfschiffes geladen wurde, und den man am 22. desselben Monates an der
King-Road landete, ward schon am 24. Mai in der in Bristol neu errichteten
Baumwollspinnerei verarbeitet, so daß man noch an demselben Tage in einer
Versammlung die ersten in Bristol gesponnenen Baumwollgarne vorzeigte! Bald wird man
in England Baumwollzeuge tragen koͤnnen, deren Material einen Monat
fruͤher in Amerika noch an der Stande haͤngte!
Einiges zur Geschichte der Tull- oder
Bobbinnetfabrication in England.
Die Geschichte und Statistik der Bobbinnetfabrication in England wurde von Hrn. Felkin zum Gegenstande einer sehr interessanten
Abhandlung gewaͤhlt, die in Nr. 536 des Athenaeum
abgedrukt erschien, und aus der wir Einiges, die neueren Vorgaͤnge hierin
Betreffendes, entnehmen. Wenn man den Gang der Fabrication vom J. 1831 bis zum J.
1836 beobachtet, so wird man finden, daß sie sich innerhalb dieser Zeit aus ihrem
fruͤheren Hauptsize, Nottingham, in dessen Umgebung verbreitete, so zwar, daß
dieser Ort nicht weniger als 600 Maschinen verlor. Man findet ferner, daß die
Fabrication von gemustertem Tull (Fancy-Net) so
zunahm, daß dermalen 1/3 der Maschinen solches Nez erzeugen, waͤhrend
fruͤher nur der 20ste Theil dazu verwendet wurde. Diese Veraͤnderung
scheint noch fortwaͤhrend im Steigen, denn von 3712 Maschinen standen 165,
die zur neueren Fabrication eingerichtet werden sollten. Das Sinken der Preise des
Tulles im J. 1833 und das Herabfallen des Werthes der schmalen Maschinen bis auf den
Werth von altem Eisen, trieb den Erfindungsgeist in hohem Grade zu neuen
Verbesserungen an. Man verzweifelte in den Jahren 1833 und 1834 so sehr an der
Moͤglichkeit, schmale und langsam arbeitende Maschinen gewinnbringend zu
machen, daß in dieser kurzen Zeit ihrer 5–600 zerstoͤrt wurden. Viele
von diesen wurden sogar zu oberst unterst aus den Fenstern hinaus geworfen, weil man
es nicht der
Muͤhe werth hielt, Maschinen, die wenige Jahre fruͤher noch mehrere
100 Pfd. Sterl. das Stuͤk kosteten und die noch in gutem Zustande waren, auch
nur uͤber die Treppe hinab zu tragen! „Haderlumpen und
Twistmaschinen“, so hoͤrte man in allen Straßen Nottinghams
rufen, und viele dieser lezteren wanderten auf solche Weise in Schmieden. In
neuester Zeit hat sich dieß jedoch wieder geaͤndert; denn da man diese
Maschinen zu neuen Artikeln gewinnbringend zu benuzen lernte, so haben sie jezt
einen zehn Mal hoͤheren Werth als im J. 1833. Gewisse quere Ketten –
und Levers'sche Maschinen erlitten eine solche Veraͤnderung, daß sie dermalen
mit gleichem Kostenaufwande Fabricate erzeugen, die zu 3 Schill. 6 D. bis 4 Schill.
der Rak gelten, waͤhrend ihre fruͤheren Fabricate nur zu 3 1/2 bis 4
Den. der Rak bezahlt wurden. Maschinen, deren Werth auf 2 bis 10 Pfd. Sterl.
gesunken war, erhielten durch eine Veraͤnderung, die nur auf 10 bis 20 Pfd.
per Maschine zu stehen kam, wieder einen Werth von
50 bis 100 Pfd. St.! Dadurch, daß man sich im J. 1835 auf die Fabrication von
Fancy-Net warf, wurden gegen 1000 Maschinen wieder auf diesen Werth von 50
bis 100 Pfd. gebracht, 1500 bis 2000 Arbeiter mehr finden jezt
Beschaͤftigung, als bei der Fabrication von glattem Neze und von Quillings
haͤtten verwendet werden koͤnnen; 100,000 Pfd. wurden in jenem Jahre
allein fuͤr das Garn bezahlt, aus welchem Fancy-Net gearbeitet wurde;
und 300,000 Pfd. mehr circulirten als Arbeitslohn, Gewinn etc. Die Nachfrage nach
Fancy-Net ist noch immer im Steigen, und mit dem groͤßten Scharfsinne
sucht man dem Fabricate groͤßere Guͤte und Mannichfaltigkeit zu geben.
In neuester Zeit ward endlich auch der Jacquard mit Vortheil mit der
Bobbinnetmaschine verbunden, und es duͤrste kaum einem Zweifel unterliegen,
daß die verschiedenen Apparate, welche noͤthig sind, um die Weberei und
Stikerei mit den bisher in den Bobbinnetmaschinen erzeugten Fabricaten zu verbinden,
in Kuͤrze eine wesentliche Verbesserung erfahren und damit auch ihre
allgemeine Nuzanwendung finden duͤrften. – Die Maschinen waren in
lezter Zeit an folgenden Orten zu folgenden Zweken verwendet:
Zu glattem Nez.
Zu Quillings.
Zu Fancy-Net.
Summa.
Zu
Nottingham
372
1006
784
2162
–
Leicestershire
207
37
99
343
–
Derbyshire
192
49
14
255
–
West-England und auf der Insel Wight
654
30
103
787
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
1425
1122
1000
3547.
Ueber die Anwendung der braunroth gebrannten Holzkohle in den
Huͤttenwerken.
Die Anwendung der rothbraun gebrannten Holzkohle, sagt Hr. Ingenieur Gueymard in einem Berichte uͤber die
Huͤttenwerke im Departement de l'Isère,
hat ungeachtet der Vortheile, die sie verspricht, bisher nur eine sehr geringe
Ausdehnung erlangt. Die Ursache hievon ist theils darin zu suchen, daß der Erfinder
des Verfahrens ein Patent darauf besizt; theils aber auch darin, daß man diese Kohle
in Apparaten brannte, welche man an der Gicht der Hohoͤfen anbrachte: eine
Fabricationsweise, die zu beschraͤnkt ist und offenbar nur wenigen
Huͤttenwerken zusagen kann. Hiedurch veranlaßt, versuchte Hr. G. schon im
Herbste 1837, neuerlich aber anfangs May l. J. auf den Werken des Hrn. Bankier
Charles Durand zu Riouperoux, Kohle in Meilern rothbraun
zu brennen. Man errichtete aus Hagebuchen-, Kastanien-,
Birken-, Zitterespen- und Haselstaudenholz einen Meiler, dessen
Volumen 41 Met. 97 Centim. im Gewichte von 11816 Kilogr betrug. Nach 10 Tagen war
der Brand beendigt und man erhielt 17 Met. 24 Centim. Kohle im Gewichte zu 3681
Kilogr. Die Kohle war nur an den aͤußeren Theilen des Meilers rothbraun, in
der Mitte aber schwarz gebrannt, was Hr. G. dem Umstande zuschreibt, daß man den
Brand zu rasch, innerhalb 10 Tagen durchfuͤhrte, waͤhrend er gerathen
hatte, ihn mit sehr kleinen Zugloͤchern 15 bis 16 Tage lang zu
fuͤhren. Bei diesem ersten Versuche gaben 100 Kilogr. Holz 31,15 Kilogr.
rothbraune und schwarze Kohle, waͤhrend man an schwarzer Kohle allein sonst
nur 17 bis 21 Kilogr. erzielt. Man wird die Versuche weiter fortsezen und hegt alle
Hoffnung, spaͤter zu noch guͤnstigeren Resultaten zu gelangen. (France industrielle, 1838, No. 21.)
Ueber die Anwendung der Gaskohks beim
Eisenschmelzprocesse.
Die HHrn. Merrick und Agnew,
Eisengießer in Southwark, richteten an die Direction der Gaswerke in Philadelphia
ein im Franklin Journal enthaltenes Schreiben, worin sie
uͤber die vergleichsweise Anwendung des Anthracites und der in den Gaswerken
gewonnenen Kohks zum Eisenschmelzen Bericht erstatteten. Sie sagen hiebei, daß sie
an dem Gelingen ihrer Versuche zweifelten, da sie nie gehoͤrt haͤtten,
daß man in England Gaskohks zu diesem Zweke anwendete; zu ihrem Erstaunen
uͤberzeugten sie sich aber in wenigen Tagen, daß diese Kohks vortheilhafter
als der Anthracit in den Eisengießereien verwendet werden koͤnnen. Der zu den
Versuchen verwendete Cupolo-Ofen hatte 30 Zoll im Durchmesser. Der Wind ward
mittelst eines Windfangers mit 4 Fluͤgeln, die zusammen 384 Zoll
Oberflaͤche hatten, und mit einer Geschwindigkeit von 1800 Umgaͤngen
in der Minute umliefen, durch drei Formen eingetrieben, von denen zwei 4 1/2 Zoll im
Durchmesser und eine 5 Zoll hatte, so daß deren Gesammtflaͤchenraum 51 1/2
Zoll betrug. Der Versuch wurde mit jedem der beiden Brennstoffe in zwei Hizen
vorgenommen und lieferte folgende Resultate.
1) Anthracit mit weißer Asche und von vortrefflicher
Qualitaͤt.
Geblaͤsdauer der ersten Hize
3 St.
15 Minut.
Geblaͤsdauer der zweiten Hize
3 –
30 –
–––––––––––
Summa
6 St.
45 Minut.
Geschmolzenes Metall 15,464 Pfd. oder 2300 Pfd. in der
Zeitstunde.
Aufgewendetes Brennmaterial 2300 Pfd. oder 470 Pfd. auf die
Tonne Eisen.
2) Gaskohks.
Geblaͤsdauer der ersten Hize
1 St.
54 Minut.
Geblaͤsdauer der zweiten Hize
1 –
18 –
–––––––––––
Summa
3 St.
12 Minut.
Geschmolzenes Metall 14,342 Pfd. oder 4450 Pfd. in der
Zeitstunde.
Aufgewendetes Brennmaterial 3,065 Pfd. oder 470 Pfd. auf die
Tonne Eisen.
Das Gewicht des auf jede Tonne geschmolzenen Eisens verwendeten Brennmateriales war
in beiden Faͤllen genau dasselbe, allein die Quantitaͤt des in einer
und derselben Zeit geschmolzenen Metalles war mit den Kohks doppelt so groß. Der
Zeitgewinn kann in Werkstaͤtten, wo viele Haͤnde beschaͤftigt
sind, nicht hoch genug angeschlagen werden. Die Tauglichkeit eines Ofens zu großen
Guͤssen waͤchst auch im Verhaͤltnisse der Zunahme der Raschheit
des Schmelzprocesses; waͤhrend z.B. in unserem Ofen mit Anthracit nur
Guͤsse von 3000 bis 3500 Pfd. ausgefuͤhrt werden koͤnnen,
eignet sich derselbe bei Anwendung von Kohks selbst zu Guͤssen von 3 und 4
Tonnen. (Mechanics' Magazine No. 772)
Seller's Ofen zum
Eisenausschmelzen mit Kohlenblende oder Anthracit.
Ein Hr. Georg E. Geller in Pennsylvanien nahm
kuͤrzlich ein Patent auf einen Ofen zum Eisenschmelzen mittelst Anthracit,
uͤber den das Mechanics' Magazine Folgendes
berichtet. Der Anthracit wird in diesem Ofen nicht in denselben Schacht, in welchem
das Erz geschmolzen wird, sondern in einen eigenen Schacht gebracht. In den
Schmelzschacht wird nur das Erz mit dem Flußmittel und der zur Verkohlung des Eisens
noͤthigen Kohle gebracht. Die Form befindet sich in der Fronte des
Kohlenschachtes und diesem gegenuͤber ist eine Oeffnung angebracht, welche
der Patenttraͤger den Concentrircanal nennt, und welche in den Schmelzschacht
fuͤhrt. In diesem Canale befindet sich eine Vertiefung, in welche das
geschmolzene Metall fließt und deren Boden zu diesem Zweke eine Neigung hat. Der
Patenttraͤger ist keineswegs gesonnen, die bereite laͤnger versuchte
Scheidung des Erzes von dem Brennmaterials in zwei Schachten als seine Erfindung in
Anspruch zu nehmen, sondern das Neue ist lediglich in der Gesammteinrichtung des
Ofens zu suchen.
Ueber eine Legirung von Platin und Silber fuͤr
Uhrmacher.
Hr. Baron Séguier lenkte in einer der
dießjaͤhrigen Versammlungen der Société
d'encouragement die Aufmerksamkeit der Gesellschaft auf eine Legirung aus
Platin und Silber, aus welcher Hr. Benoit, Uhrmacher in
Versailles, verschiedene Gegenstaͤnde und namentlich jene reibenden Theile,
die man bisher aus Messing zu arbeiten pflegte, verfertigt. Aus den hieruͤber
vorgetragenen Bemerkungen geht hervor, daß unter den zahlreichen Ursachen, welche
stoͤrend auf den Gang und die Dauerhaftigkeit unserer Zeitmessungsapparate
wirken, das Oehl, welches man gezwungen ist, zwischen die der Reibung unterliegenden
Theile und namentlich zwischen die Zapfen der Raͤder und deren Loͤcher
zu dringen, eine der Hauptrollen spielt. Hr. Benoit
sucht, nachdem er die fruchtlosen Versuche, die gemacht wurden, um sich ein zu
diesem Zweke geeignetes Oehl zu verschaffen, beruͤhrt, und nachdem er seine
Meinung uͤber die Mittel, die dasselbe ersezen sollen, wie z.B. die Rubine,
ausgesprochen, darzuthun, wie nothwendig die Uhrmacherkunst ein Metall bedarf,
welches sowohl die Eigenschaften des Messings als auch jene der Loͤcher aus
Rubin besizt, ohne die Fehler von beiden zu haben, und welches dabei zugleich auch
leicht zu arbeiten und nicht zu theuer ist. Hr. Benoit
glaubt, ein solches Metall in einer neuen, von den HHrn. Mention und Wagner verfertigten Platinlegirung
entdekt zu haben. Die Gesellschaft wird die ihr von Hrn. Benoit vorgelegten Uhren einer vergleichsweisen Probe unterwerfen.
Guinand's Geheimniß in der
Flintglasbereitung der franzoͤsischen Regierung angetragen.
Das Echo du monde savant enthaͤlt in seiner
heurigen Nr. 25 folgenden Artikel: „Das beste Flintglas hat bekanntlich
zuweilen Streifen, die den Gestirnen, welche man durch derlei Glaser beobachtet,
eine Art von leuchtendem Schweife geben. Hrn. Guinand, dem Sohne, ist es gelungen, diesen Fehler ganz zu beseitigen, ja
sein Flintglas hat vor dem Frauenhofer'schen sogar
noch das voraus, daß es frei von den Blaͤschen ist, die man in diesem
hier und da trifft. Das gewoͤhnliche Flintglas wird ferner, wenn es mit
schwefligen Daͤmpfen in Beruͤhrung kommt, von diesen angegriffen,
so zwar, daß es sich nach und nach mit einem irisirenden Haͤutchen
uͤberzieht. Auch diesen Fehler hat das Guinand'sche Glas nicht. Hr. Guinand hat die
von ihm befolgten Verfahrungsweisen bisher geheim gehalten; da er jedoch das
Geheimniß nicht mit sich zu Grabe tragen will, und bereits in einem ziemlich
vorgeruͤkten Alter sich befindet, so trug er der franzoͤsischen
Regierung dasselbe gegen eine lebenslaͤngliche Jahresrente von 2000 Fr.
an. Die HHrn. Arago und Dumas, denen er das Geheimniß mittheilte, haben in der Sizung der
Akademie in Paris am 25. Jun. 1838 lebhaft darauf angetragen, daß die Akademie
allen ihren Einfluß verwenden moͤge, um die Regierung zur Annahme des
Vorschlages des Hrn. Guinand zu
bestimmen.“
Versuch mit de
Fonvielle's Filtrirapparat.
Am Anfange des Monates Junius l. J. ward in Paris in Gegenwart des Praͤfecten
und einer zahlreichen Versammlung von Notabilitaͤten und Gelehrten die Probe
mit einem der Filtrirapparate vorgenommen, welche die Filtrircompagnie an der
Notre-Dame Pumpe nach dem Systeme de Fonvielle's
errichtet hatte. Die Leistungen des Apparates entsprachen vollkommen; denn ein
einziger solcher Apparat lieferte in einer Minute 240 Liter des klarsten Wassers von
der Welt. Ein Filter gibt demnach bei einem Druke von 1 1/2 Atmosphaͤren
innerhalb 24 Stunden 4000 Hectoliter klares reines Wasser. Ebenso ging die Reinigung
des Filters, die sonst so viele Umstaͤnde und Kosten veranlaßt, mit
groͤßter Leichtigkeit von Statten. (Man vergleiche uͤbrigens
uͤber diese Filter den von Hrn. Arago erstatteten
Bericht im polyt. Journal Bd. LXVII. S.
218.)
Versuche mit dem nach Brewin's, Chaplin's und Cox's Methode gegerbten Leder.
Ein Correspondent des Mechanics' Magazine gibt in einem
kritischen Artikel uͤber die in unserem Journal bereits wiederholt
besprochene Patent-Gerbemethode des Hrn. Chaplin
an, daß er sowohl das hienach gegerbte Leder, als auch Leder aus der Fabrik des Hrn.
Brewin, Leder aus der Fabrik der HHrn. Herapath und Cox, und endlich
Leder aus einer der besten gewoͤhnlichen Gerbereien Londons einem Versuche
unterworfen habe. Er nahm naͤmlich von allen diesen Ledersorten Stuͤke
von einem halben Zoll Breite auf 2 Zoll Laͤnge, und weichte sie in einem
Beken Wasser ein. Chaplin's Leder saͤttigte sich
hiebei in 3 bis 4 Minuten mit Wasser; Brewin's Leder
brauchte kaum laͤnger; auf gewoͤhnliche Weise gegerbtes Leder
erforderte 20 Minuten; nur das Leder der HHrn. Herapath
und Cox zeigte am anderen Morgen noch (das Einweichen war
Abends geschehen) in der Mitte eine kleine, vollkommen trokene Stelle.
Gotthilff's Mittel Holz gegen
Wuͤrmer und gegen den Trokenmoder zu schuͤzen.
Hr. August Gotthilff in New-York ist der Besizer
eines Patentes aus ein Mittel, durch dessen Anwendung das Holz gegen Wuͤrmer
und gegen den Trokenmoder geschuͤzt werden soll. Dieses besteht in nichts
weiter als in gewoͤhnlichem vegetabilischem Theer, in Pech, in dem
theerartigen Ruͤkstande, der bei der Gasbereitung aus vegetabilischem oder
thierischem Oehle, aus Harz, oder aus einem Gemische beider, oder uͤberhaupt
aus irgend einer oͤhligen oder harzigen Substanz bleibt. Gewoͤhnlich
schmilzt der Patenttraͤger mehrere dieser Stoffe in Verhaͤltnissen,
wie sie am passendsten erscheinen, zusammen, wobei er ihnen meistens, namentlich
wenn das Holz sehr poroͤs ist, den vierten oder achten Gewichtstheil Kochsalz
beimengt. Da die Mischung ohne Anwendung von Hize in die Poren des Holzes eindringen
und sie ausfuͤllen soll, so wird es bisweilen noͤthig, sie zu
verduͤnnen, was mittelst Terpenthingeist oder einem anderen
aͤhnlichen, aus einem der aufgezaͤhlten Materialien destillirten
Aufloͤsungsmittel zu geschehen hat. Um eine vollkommene Saͤttigung des
Holzes zu erzielen, bringt der Patenttraͤger dasselbe zugleich mit den
harzigen Stoffen in entsprechende metallene Behaͤlter, und zwar so, daß das
Holz ganz von dem harzigen Stoffe bedekt ist. Das Ganze sezt er hierauf einer
Temperatur von 108–163° R. aus, und zwar je nach der Groͤße und
Beschaffenheit der Hoͤlzer eine bis zwoͤlf Stunden lang oder
daruͤber. Man kann zur Beschleunigung der Operation auch das Vacuum oder den
Druk anwenden, was jedoch selten noͤthig seyn duͤrfte. (Mechanics' Magazine, No. 776.)
Demarçay's Methode
Getreide aufzubewahren.
Wir haben zu dem, was wir im polyt. Journal Bd.
LXVIII. S. 473 uͤber die von Hrn. General Demarçay angegebene Methode das Getreide aufzubewahren,
mittheilten, nunmehr noch beizufuͤgen, daß der Akademie in Paris
kuͤrzlich durch Hrn. Gay-Lussac ein
guͤnstiger Bericht hieruͤber erstattet wurde. Der Hr. General hat
bereits eine 12jaͤhrige Erfahrung zu seinen Gunsten aufzufuͤhren, und
darunter einen Versuch, bei welchem das Getreide volle drei Jahre in dem
hoͤlzernen, in den Eiskeller versenkten Silo aufbewahrt war.
Merkwuͤrdig ist es auch, daß man ein Mal Getreide, welches beim Messen durch
einen heftigen Regen benezt worden war, naß in den Silo brachte, und daß man es, als
man nach drei Wochen darnach sah, vollkommen troken und so glatt wie Leinsamen fand.
In einem anderen Falle sog Getreide, welches man im Februar aus dem Silo nahm und
auf einen Speicher brachte, innerhalb 2 Monaten auf diesem so viel Feuchtigkeit an,
daß es in Folge der hiedurch erlittenen Aufschwellung um 2 Kil. per Hectoliter leichter wog. Die Bedekung des Eiskellers
hat nach Art der amerikanischen Eisgruben mit einem kegelfoͤrmigen Dache aus
Stroh zu geschehen. (Echo du monde savant 1838, No. 23.)
Ueber den Einfluß des gebrannten Mergels auf den
Weinstok.
Im IV. Bde. des Recueil supplémentaire zum Journal de l'Académie de l'Industrie findet man
einige neuere Daten uͤber die bereits bekannte, an mehreren Orten
bewaͤhrt gefundene guͤnstige Wirkung, welche gebrannter Mergel auf den
Weinstok auszuuͤben pflegt. Namentlich wird auch in diesem Aufsaze wieder
hervorgehoben, um wie Vieles durch Anwendung dieses einfachen Mittels der
Alkoholgehalt der Weine erhoͤht werden kann. Als Beispiel wird
angefuͤhrt, daß man im suͤdlichen Frankreich in Weinbergen, an denen
man im Winter die Reben mit gebranntem Mergel zu speisen pflegt, aus 680 Liter Wein
310 Pfd. Alkohol gewann; waͤhrend man in ganz gleich gelegenen Weinbergen, in
denen kein Mergel angewendet wurde, aus einer gleichen Menge Wein nur 250 Pfd.
Alkohol erlangen konnte.
Hrn. Milleret's Butterfaß.
Hr. Milleret, Sohn, Oekonom im Departement de l'Aisne, schreibt: „Das bisher
gebraͤuchliche Butterfaß mit umlaufenden Fluͤgeln hatte das
Unangenehme, daß es sich in kurzer Zeit verkleisterte, daß seine Reinigung
Schwierigkeiten machte, und daß es zu gebrechlich war. Ich habe daher die
Fluͤgel, welche die eigentliche Ursache der Unreinlichkeit und
Gebrechlichkeit sind, weggelassen, die runde Form des Fasses gegen die
vierseitige umgetauscht, und die Einrichtung getroffen, daß nicht die
Fluͤgel, sondern das Butterfaß selbst mit bedeutender Geschwindigkeit
umgetrieben wird. Ich bewerkstelligte dieß mittelst eines außerhalb des Fasses
angebrachten Raͤderwerkes. Das vierseitige Faß, dessen ich mich bediene,
hat 50 Centimeter (beilaͤufig 1 1/2 Fuß) Laͤnge und 33 Centimeter
Breite. Jeder Zimmermann kann ein solches herstellen und es gewaͤhrt
nicht nur groͤßere Dauerhaftigkeit und Reinlichkeit, sondern wie ich aus
laͤngerer Erfahrung versichern kann, auch einen nicht unbedeutenden
Gewinn an Zeit. (Journal des connaissances usuelles.
Decbr. 1837)
Zunahme des Verkehres im Hafen zu London.
Nach dem in historischer, statistischer und commercieller Hinsicht interessanten
Werke, welches Hr. James Elmes uͤber den Hafen von
London herausgab, und welches soeben die Presse verließ, hat sich der Handel
daselbst in den lezten zwei Jahren folgender Maßen gesteigert:
Englische Fahrzeuge
Fremde Fahrzeuge
Im
Jahre
1836
liefen ein:
3500
mit
766,010
Tonnen;
1449
mit
249,080
Tonnen;
–
–
1837
–
4058
–
818,179
–
1530
–
236,662
–
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Zunahme
558
mit
52,169
Tonnen;
81
mit
12,418
Tonnen;
(Abnahme)
Summa
im J.
1836:
4949
Schiffe
mit
1,015,090
Tonnen;
–
–
1837:
5588
–
–
1,054,841
–
–––––––––––––––––––––––––––
Zunahme:
639
Schiffe
mit
39,751
Tonnen.
Dazu kommt noch der Kuͤstenhandel, der
im J.
1836:
19,715
Schiffe
mit
2,656,750
Tonnen
–
1837:
21,390
–
–
2,811,520
–
zaͤhlte.
––––––
––––––––
Zunahme:
1605
Schiffe
mit
134,770
Tonnen.
Die Gesammtzunahme im fremden Handel sowohl als im Kuͤstenhandel belief sich
also auf 2444 Schiffe mit einer Ladung von 194,521 Tonnen.