Titel: | Anleitung zum Lakiren des Kartenpapiers für Geometer. |
Fundstelle: | Band 69, Jahrgang 1838, Nr. LXXVIII., S. 369 |
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LXXVIII.
Anleitung zum Lakiren des Kartenpapiers
fuͤr Geometer.
Anleitung zum Lakiren des Kartenpapiers fuͤr
Geometer.
Die folgende, in Hannover behufs Anfertigung der Gemeinheitstheilungskarten officiell
bekannt gemachte Anleitung ruͤhrt urspruͤnglich von dem bekannten,
jezt verstorbenen Oberbergcommissaͤr Brande her.
Man lakirt das Papier vor dem Zeichnen auf der Ruͤkseite. Zu diesem Ende
zieht man es wie gewoͤhnlich erst auf ein Reißbret auf und laͤßt es
troknen. Nun grundirt man es mit einer Aufloͤsung von Schellak in Weingeist
auf folgende Art: Man gießt den Lak in ein gewoͤhnliches Medicinglas mit
nicht zu großer Oeffnung, und bedient sich zum Auftragen selbst eines kleinen
Stuͤkchens Schwamm, das von den kleinen Steinen sorgfaͤltig gereinigt
und voͤllig troken seyn muß. Diesen Schwamm haͤlt man auf die Oeffnung
des Glases und sprizt den Lak in die Hoͤhe, so daß sich dem Schwamme davon
mittheilt. Man reibt diesen moͤglichst lose und schnell auf dem Papiere
auseinander, damit nicht zu viel an eine Stelle kommt, indem es sonst
durchschlaͤgt und das Papier auf der andern Seite gelb macht. Mit diesem Lak,
der bei dem Auftragen schon unter den Haͤnden troken wird, uͤberzieht
man das Papier vier- bis fuͤnfmal, je nachdem es gut oder schlecht
geleimt ist, so daß allenthalben ein matter Glanz verbreitet wird. So wie man von
diesem Lak nicht zu wenig auftragen darf, um das Durchschlagen des zweiten Laks zu
verhuͤten, so kann man auch leicht das rechte Maaß uͤberschreiten, wodurch der Lak zu
sproͤde wird und leicht abspringt. Uebrigens koͤnnen bei
zusammengeseztem Papiere die Naͤhte nicht leicht zu viel mit dem Unterlak
uͤberzogen, und kann auf diesen der Lak immerhin sieben bis acht Mal
aufgetragen werden, indem hier Oehllak besonders leicht durchschlaͤgt und das
Papier dann auf der andern Seite Fleken bekommt. Eben so muß man die etwa im Papiere
befindlichen schlechten und losen Stellen vorher sorgfaͤltig untersuchen und
mit dem Unterlak ebenfalls viel staͤrker als das uͤbrige Papier
uͤberziehen. Im Allgemeinen dient bei dem Auftragen dieses Laks als
Vorschrift: Der Unterlak darf nicht auf ein Mal so stark aufgetragen werden, daß das
Papier dadurch dergestalt angefeuchtet wird, daß es, einmal stramm gewesen, bei dem
Lakiren wieder Beulen bekommt, indem diese nach aufgetragenem Lak sich nicht leicht
wieder zurecht ziehen, uͤberhaupt der Lak zu tief in das Papier eindringt und
die reine Seite gelb wird.
Ist das Papier troken, so traͤgt man den sogenannten Oehllak, aus 1 Th.
Asphalt, 8 Th. Leinoͤhlfirniß und 2 Th. fettem Kopallak bestehend, auf. Dieß
geschieht mit der flachen Hand. Soll die Karte sehr dunkel und stark lakirt werden,
so muß das Auftragen des Laks wenigstens in drei Malen geschehen, und der
aufgetragene Lak troken seyn, ehe wieder Lak aufgetragen wird. Bei dem ersten Male
wird der Lak nur maͤßig und duͤnn aufgetragen. Man traͤufelt
ihn aus dem Glase auf das Papier und reibt ihn mit der flachen Hand
gleichmaͤßig auseinander, so daß das Papier nirgends
geflammt wird. Dieses gibt bei dem ersten Male das Maaß des Auftragens an,
indem, wenn zu viel Lak auf einmal aufgetragen wird, er sich nie gleichmaͤßig
auseinanderreiben laͤßt, sondern jederzeit geflammt oder marmorirt wird.
Nachdem der Lak gehoͤrig getroknet ist, verfaͤhrt man beim zweiten und
dritten Male eben so, mit dem Unterschiede, daß, wenn das Papier geflammt werden
soll, der Lak staͤrker auf ein Mal aufgetragen
werden muß. Zum dritten Male kann man auf jeden Fall den Lak so dik auftragen, daß
die Lakirung die gewuͤnschte Staͤrke, Dunkelheit und Glanz
erhaͤlt. Soll das Papier an allen Stellen schlicht und gleichmaͤßig
lakirt werden, so darf nie zu viel auf ein Mal aufgetragen werden. Wird der Lak auf
einmal stark aufgetragen, damit das Papier gestammt werde, so hat man, um dem Lak
den gehoͤrigen Glanz zu verschaffen, Folgendes zu beachten: Wenn man den Lak
stark aufgetragen, mit der Hand in dem Maaße auseinandergerieben und gestammt hat,
wie man ihn zu behalten wuͤnscht, und sodann das Papier eine Weile stehen
laͤßt, so wird man bemerken, daß der Lak sich uͤberall zusammenzieht
und eine Menge kleiner Punkte entstehen, so daß es scheint, als sey der Lak nicht gehoͤrig
aufgeloͤst oder Unreinigkeit darin. Dadurch verliert das Papier an Glanz und
Schoͤnheit und bleibt, nachdem der Lak troken, immer rauh anzufuͤhlen.
Um dieses zu verhindern, muß man, nachdem der Lak aufgetragen, denselben eine gute
halbe Stunde oder wenigstens so lange mit der flachen Hand reiben, bis man das
Zusammenziehen des Laks nirgends mehr bemerkt. Dabei wird der Lak so troken, daß er
sich nicht mehr auseinanderreiben laͤßt und unter der flachen Hand nicht mehr
gleitet. Dessen ungeachtet wird sich aber der Lak noch immer etwas zusammenziehen,
und muß das Reiben sodann mit den fuͤnf Fingerspizen, bei aufgehobener Hand,
fortgesezt werden. Man streiche naͤmlich fortwaͤhrend mit den
Fingerspizen in einem schlanken Zuge moͤglichst nach einer Richtung uͤber das Papier her, bis man das Zusammenziehen des
Laks durchaus nicht mehr bemerkt.
Der Oehllak wird aͤußerst langsam und besonders im Zimmer beim warmem Ofen oft
in 14 Tagen nicht so troken, daß man zum zweiten Male lakiren kann. Man thut daher
wohl, das Lakiren bei heiteren Tagen im Freien vorzunehmen. Bei Sonnenschein,
besonders aber bei einigem Luftzuge, troknet der Lak in etwa 2 Stunden dergestalt,
daß mit dem fernern Lakiren fortgefahren werden kann. Man kann daher im Sommer bei
heiterem Wetter das Papier in einem Tage sehr fuͤglich drei Mal
uͤberziehen; jedoch muß man mit dem zweiten und dritten Male des Lakirens
nicht eher verfahren, als der vorhergehende Lak wenigstens so troken ist, daß man
allenthalben mit der Hand daruͤber herstreichen kann, ohne etwas Klebriges
mehr zu spuͤren, weil sonst beim Auftragen des neuen Laks der vorhergehende
leicht wieder losreißt und dann an einigen Stellen in kleinen Kluͤmpchen
sizen bleibt. Verrichtet man das Lakiren im Sommer bei heiteren Tagen, so muß man,
so lange der Lak noch sehr fluͤssig auf der Karte ist, eine Weile dabei
stehen bleiben, um das haͤufig darauf fallende Ungeziefer, als Fliegen,
Muͤken u. dgl. m., etwa mit einem Zirkel oder einem andern Instrumente
herunter zu nehmen. Ist der Lak jedoch erst zu einiger Consistenz gekommen, so kann
man das darauf gefallene Ungeziefer bis zum voͤlligen Troknen darauf sizen
lassen, indem sodann dergleichen Stellen fast gar nicht zu bemerken sind. Auf jeden
Fall muß aber das lakirte Papier an eine solche Stelle zum Troknen hingelegt werden,
wo es nicht staͤubt. Uebrigens kann man auch das Lakiren im Winter bei
heiterem Wetter fuͤglich im Freien verrichten, indem ein wenig Regen oder
Schnee dem Lak gar keinen Schaden verursacht. Nur muß in einem solchen Falle auch
der Rand des Papiers, da, wo es festgeklebt ist, gehoͤrig mit Lak
uͤberzogen seyn, indem sonst durch den Regen der Leim oder Kleister losweicht, das Wasser
unter das Papier laͤuft und es verdirbt. Auch muß man das lakirte Papier,
wenn es ein Mal naß geregnet ist, gleich nachher in die Waͤrme bringen, damit
die darauf haͤngenden Tropfen schnell abtroknen. Ist das Wetter aber gar zu
unguͤnstig, um das Papier im Freien stehen zu haben, so thut man wohl, es im
Zimmer bei geoͤffnetem Fenster und Luftzuge stehen zu lassen.
Ist das Papier drei Mal lakirt und dann so troken geworden, daß man uͤberall
mit dem Finger aufdruͤken kann, ohne daß das geringste Merkmal nachbleibt, so
kann man es losschneiden. Bevor jedoch dieser Grad von Trokenheit erreicht wird, muß
das Papier, wenn es stark lakirt ist, wenigstens einige Tage an der freien Luft
gestanden haben. Nachdem das Papier losgeschnitten ist, darf es nicht sofort
aufgerollt werden, sondern muß erst einige Tage in der Stube ausgebreitet auf dem
Tische liegen, damit es sich in eine gehoͤrige Lage zieht, zugleich aber auch
noch nachtroknet. Auf jeden Fall ist es immer sehr anzurathen, wenn die Zeit es
irgend erlaubt, das lakirte Papier etwa 4 Wochen vor Anfang der Arbeit aufgerollt
liegen zu lassen, damit es gehoͤrig austroknet, indem, wenn man bei der
Arbeit mit den Armen fest auf dem Papiere liegt und dieses dadurch erwaͤrmt,
der Lak gar leicht an seiner Unterlage festklebt oder doch wenigstens viel von
seinem Glanze verliert. Jedoch ist dieses nur bei stark lakirtem Papiere zu
befuͤrchten, da das schwach lakirte bedeutend schneller austroknet.
Uebrigens ist es raͤthlich, das Papier zu solchen Karten, die einen sehr
starken Gebrauch und wenige Schonung zu erwarten haben, nicht
allzustark zu lakiren, wenn gleich dadurch der Schoͤnheit etwas
abgeht. Das Papier ist naͤmlich bei einem mittlern Grade der Lakirung am
geschmeidigsten und biegsamsten, mithin auch am dauerhaftesten, und man hat den
Vortheil, daß es schneller troknet. Sehr starke Lakirung paßt nur etwa fuͤr
Reinkarten, die nicht viel gebraucht und nicht oft transportirt werden, indem bei
haͤufigem Transport der starke Lak, wenn er
gehoͤrig aufgetragen, zwar nicht abspringt, aber auf den Naͤhten, wo
das Papier doppelt liegt, oft sich abschabt.
Um nach geschehener Lakirung die Haͤnde von dem Oehllak zu saͤubern,
gießt man etwas gewoͤhnliches Baumoͤhl auf die Haͤnde, reibt
diese damit bei dem Feuer eine Zeit lang ein, reinigt
dann mit einem Blatte Loͤschpapier die Haͤnde wieder von dem Oehle,
und waͤscht endlich mit warmem Wasser und Seife nach. Mit Wasser und Seife allein, ohne zuvor
Oehl gebraucht zu haben, ist es dagegen fast unmoͤglich, die Haͤnde
vom Oehllak zu befreien.
(Hannoͤv. Mittheilungen, 15. Lief., S. 41–45).