Titel: | Ueber das Troknen der Runkelrüben; von Dr. Ph. von Holger. |
Fundstelle: | Band 68, Jahrgang 1838, Nr. LXXXII., S. 393 |
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LXXXII.
Ueber das Troknen der Runkelruͤben; von
Dr. Ph. von
Holger.
Im Auszuge vorgetragen in der allgemeinen Sizung
der k. k. Landwirthschaftsgesellschaft am 18. December
1837.
Holger, uͤber das Troknen der
Runkelruͤben.
Schutzenbach's Methode, die
getrokneten Runkelruͤben auf Zuker zu verarbeiten, hat seit ihrem ersten
Bekanntwerden bedeutendes Aufsehen gemacht, aber noch sind die Meinungen
uͤber ihren Werth an und fuͤr sich und uͤber ihre
zwekmaͤßigste Anwendung im Großen getheilt; waͤhrend die Vortheile
derselben, wie die Zeitschriften noch immer behaupten, auffallend und
unwidersprechlich seyn sollen, wird von Manchem der Sache aller Werth abgesprochen,
und es scheint immer noch an der Zeit, durch neue Versuche zur endlichen
Entscheidung dieses Gegenstandes beizutragen. Die Fragen, welche einer genauen
Beantwortung wuͤrdig seyn duͤrften, sind: 1) Gibt der Saft aus der
getrokneten Runkelruͤbe Krystallzuker, und gibt er ihn in solcher Menge, daß
die Kosten des Troknens bezahlt werden? 2) Welches ist die zwekmaͤßigste Art
Runkelruͤben zu troknen, daß mit den geringsten Arbeits- und
Feuerungskosten der groͤßte Gehalt an Krystallzuker erhalten werde? Meine
Versuche beschraͤnkten sich dießmal nur auf Beitraͤge zur
Loͤsung der zweiten Frage. Es erklaͤrten sich aber mehrere bei dem
Vortrage gegenwaͤrtige, kenntnißreiche und achtungswerthe Fabrikbesizer so
ganz gegen diese Methode, daß alle weiteren Versuche uͤberfluͤssig zu
seyn schienen; namentlich wurde behauptet: durch das Troknen der Runkelruͤbe
werde aller Krystallzuker in derselben zerstoͤrt und in unkrystallisirbaren
Syrup verwandelt; man koͤnne aus einer Ruͤbe, die nur 24 Stunden im
Trokenofen gelegen habe, keinen Krystallzuker mehr erhalten. Gegen diese
Einwuͤrfe laͤßt sich erinnern: in den neuesten Heften der Journale
finden sich noch immer Aufsaͤze, welche das Vorhandenseyn des Krystallzukers
in den getrokneten Ruͤben als eine ausgemachte Sache voraussezen. In der
lezten Zeit wurde einer geachteten Prager Fabrik ein ausschließendes Privilegium auf
die Gewinnung des Krystallzukers aus getrokneten Ruͤben, nach Schutzenbach's Methode, ertheilt,
was doch wohl zu schließen erlaubt, diese Fabrik werde sich durch Versuche
uͤberzeugt haben, daß aus getrokneten Ruͤben wirklich Krystallzuker zu
erhalten sey. – Dann erhielt ich selbst aus dem ausgepreßten Safte einer der
Ruͤben, die nach den folgenden Angaben durch vierzehn Tage in einer
Waͤrme von 23 bis 27° gelegen hatten, welcher mit Alkohol nach
Margraf's Methode
behandelt wurde, einige
Wochen nach abgehaltenem Vortrage eine ziemliche Menge Krystallzuker, der, von
mehreren Sachverstaͤndigen gesehen, als solcher anerkannt wurde, wonach es
nicht mehr gelaͤugnet werden kann, daß Versuche, in der Absicht angestellt,
den praktischen Werth der Schutzenbach'schen Methode zu
erheben, allerdings Nuzen gewaͤhren muͤssen, und daß diese Methode
nicht als verwerflich dargestellt werden koͤnne, denn es muß doch auffallend
erscheinen, wenn eine Ruͤbe vierzehn Tage in hoͤherer Temperatur lag,
ausgepreßt, der Saft zur Syrupsdike eingedampft, dann mit gewaͤssertem
Weingeist ausgezogen und vom Eiweißstoffe befreit wurde, wenn der Auszug, neuerdings
zur Syrupsdike verdampft, in offenen Gefaͤßen der Einwirkung der
Atmosphaͤre und einer spaͤter einfallenden starken Frostkaͤlte
ausgesezt war, nach etwa vier Wochen eine bedeutende Menge Krystallzuker absezte,
welcher durch Alkohol von dem anhaͤngenden Syrup gereinigt wurde. Darin liegt
gewiß ein auffallender Beweis fuͤr die Haltbarkeit des Krystallzukers im
Safte der getrokneten Ruͤbe.Da nach den neuesten Nachrichten aus Carlsruhe in Nr. 48 der W. Z. die
Ruͤbentroknung in der Naͤhe von Carlsruhe fabrikmaͤßig
betrieben wird und uͤber die Haltbarkeit des Krystallzukers in
denselben die Erfahrung bestimmt entschieden hat, so kann um so sicherer
das, was nachstehende Versuche hinsichtlich der zweiten Frage gelehrt haben,
als nicht ganz uͤberfluͤssig bekannt gemacht werden.A. d. O.
So viel scheint gewiß zu seyn, daß, wenn das Troknen der Ruͤben im Großen
Vortheil bringen soll, die Trokenanstalt dem Erzeugungsorte der Ruͤbe
moͤglichst nahe liegen muͤsse, denn da dieselbe durch das Troknen mehr
als die Haͤlfte ihres Gewichtes an verdampfendem Wasser verliert, so entsteht
ein bedeutender Gewinn an Fuhr- und Aufladungskosten bei getrokneten
Ruͤben gegen ungetroknete, der verloren ginge, wenn die Trokenanstalt ferne
vom Aker und nahe bei der Zukererzeugungsanstalt oder wohl gar mit ihr verbunden
waͤre. Kann nicht alles auf Einem Punkte vereinigt bleiben, so muß die
groͤßere Entfernung zwischen den beiden lezteren Anstalten liegen. Ferner
duͤrfte es sehr im Zweifel stehen, ob die getrokneten Ruͤben Vortheil
bringen, wenn man zum Troknen eigene Gebaͤude errichten, sie zu diesem Zweke
eigens heizen muß. Meine Versuche wurden in dem freien Raume uͤber dem
Dampfkessel der Dampfmaschine der k. k. Porzellanfabrik angestellt, welcher Tag und
Nacht ununterbrochen erwaͤrmt wird und wo die Temperatur zwischen 23 bis
27° R. wechselte, wobei auch das Troknen am besten von Statten ging.
Schlaͤgt man den Bedarf einer Fabrik im Durchschnitte jaͤhrlich auf
20,000 Cntr. Ruͤben an, und wiegt eine Ruͤbe im Durchschnitte 3 Pfd.,
so gibt dieß 666,666 2/5 Ruͤben, welche innerhalb 4 Monate getroknet seyn muͤssen, es
kaͤmen demnach auf den Monat 166,666 Ruͤben zu troknen, und es
muͤßten wohl große erwaͤrmte Raͤume zu diesem Unternehmen
vorhanden seyn; indeß duͤrfte es nicht als unmoͤglich angesehen
werden, solche aufzufinden, wenn sich uͤbrigens der Vortheil, den man aus den
getrokneten Ruͤben ziehen kann, bewaͤhren wird.Wenn aber die Gesellschaft fuͤr Nationalindustrie in Frankreich
fuͤr ihre Preisaufgabe nur einen Apparat fordert, der 20 Cntr.
Ruͤben taͤglich troknet (S. 138 in diesem Bde. des polyt.
Journals), so muͤßte dieser Raum 2000 Pfd., also 666 Ruͤben
fassen, und ein solcher waͤre bei unzerschnittenen Ruͤben
gewiß bald aufzufinden.A. d. O.
Ich troknere Nr. 1 eine geschaͤlte Scheibe einer weißen Runkelruͤbe, 20
Loth; nach 4 Tagen wog sie 4,5 Loth, mithin Wasser 77,5, Rest 22,5; Nr. 2
desgleichen 15 Loth, nach 4 Tagen 2,9 Loth, mithin Wasser 80,7, Rest 19,3; Nr. 3
gewuͤrfelte Ruͤben, 23 Loth, nach 9 Tagen 3,9 Loth, mithin Wasser
83,2, Rest 16,8; Nr. 4 Scheibe, 26,4 Loth, nach 9 Tagen 5,8 Loth, mithin Wasser
78,1, Rest 21,9.
Hieraus ergab sich, daß 4 Troknen dasselbe Resultat geben wie 9 Tage, folglich
hinreichend sind; daß die gewuͤrfelten Ruͤben in derselben Zeit mehr
Wasser verlieren als die Scheiben, weil sie natuͤrlich der erwaͤrmten
Luft eine groͤßere Oberflaͤche zur Aufnahme der Wasserduͤnste
darbieten; daß die Ruͤben, bei diesem Temperaturgrade getroknet, stets nach
Belieben nur an der Außenseite einschrumpfen, doch ist der in den inneren Theilen
enthaltene Saft bedeutend concentrirter als in der frischen Ruͤbe, und fließt
nicht mehr von selbst aus. Sollen die Ruͤben, wie man dieß haͤufig
angegeben findet, so getroknet werden, daß sie ganz hart sind und sich zu Pulver
mahlen lassen, so ist natuͤrlich ein weit hoͤherer Temperaturgrad
erforderlich, und dann duͤrfte wohl ein Theil des darin enthaltenen
Krystallzukers verloren gehen.
Die gewonnene Ueberzeugung, daß die gewuͤrfelten Ruͤben leicht
verderben, wenn die Temperatur beim Troknen hoͤher steigt, besonders wenn sie
zu rasch erhoͤht wird, weil der Saft dann auf die Oberflaͤche
getrieben, zum Theil verbrannte, aber an den Gefaͤßen, in welchen die
Ruͤbenwuͤrfel lagen, haͤngen blieb; dann, daß beim
Wuͤrfeln selbst ein Theil des Saftes ausfloß und verloren ging, daß die
gewuͤrfelten Ruͤben großen Raum erfordern; daß das Wuͤrfeln
selbst und das Hin- und Hertragen der Ruͤbenwuͤrfel einen im
Großen bedeutenden Arbeitslohn erheischt: bewog auch zu Versuchen, die Ruͤben
unzerschnitten und ungeschaͤlt, bloß mit abgeschnittenen Trieben und
Wurzelfasern der Troknung zu unterwerfen. Hiebei ergab sich folgendes Resultat:
Weiße Runkelruͤbe 2 Pfd. 31 Loth, nach 13 Tagen 1 Pfd. 17 Loth, mithin Wasser
58,9, Rest 41,0; gelbe Runkelruͤbe 3 Pfd. 23 Loth, nach 9 Tagen 1 Pfd. 13
Loth, mithin Wasser 61,8, Rest 38,1; rothe Runkelruͤbe 3 Pfd. 9 Loth, nach 9
Tagen 1 Pfd. 16 Loth, mithin Wasser 54,4, Rest 45,6; gelbe Runkelruͤbe 3
Pfd., nach 12 Tagen 1 Pfd. 2 Loth, mithin Wasser 64,6, Rest 35,4.
Sie blieben alle weich und waren durchgeschnitten nur ungefaͤhr bis 1 Zoll vom
Umkreise zusammengeschrumpft, im Innern frisch, doch war der Saft concentrirt wie
Zukersyrup, rein suͤß, farblos und ohne weiteren Wasserzusaz zum Verkochen
geeignet.
Diese getrokneten Ruͤben, Anfangs in zwei Haͤlften, dann in vier Theile
geschnitten, in einer Schraubenpresse ausgepreßt, wobei sie nur am Ende mit etwas
Wasser befeuchtet wurden, der Preßruͤkstand scharf getroknet, gaben folgende
Resultate:
Nr. 1, in Haͤlften gepreßt, gab trokenen Preßruͤkstand 16,3 Loth = 17,1
Proc.; Nr. 2, in vier Theile geschnitten, gab trokenen Preßruͤkstand 13,5
Loth – 11,3 Proc.; Nr. 4, in vier Theile geschnitten, gab trokenen
Preßruͤkstand 10,7 Loth – 11,2 Proc.; Nr. 3 wurde unzerschnitten
vorgezeigt und blieb bei der Gesellschaft aufbewahrt; nach zwei Monaten war sie noch
vollkommen weich und frisch, und schien durch ihre Aufbewahrung in einem ungeheizten
Zimmer nicht veraͤndert, wog aber nur noch 31 Loth, hatte also
waͤhrend des Aufbewahrens noch 17 Loth am Gewichte verloren, waͤhrend
nach der ausgesprochenen Meinung die getrokneten Runkelruͤben wieder
Feuchtigkeit anziehen, schwerer werden und der Saft durch die neu aufgenommene
Feuchtigkeit zersezt werden sollte; der ausgepreßte Saft war ganz frisch und
unveraͤndert und so concentrirt, daß auch bei laͤngerem Aufbewahren
eine Entmischung desselben nicht wahrscheinlich gewesen waͤre, und die
Ruͤbe gab ausgepreßt und scharf getroknet 13 Proc. Preßruͤkstand.
In so fern es also erwiesen ist, daß der aus unzerschnittenen, getrokneten
Ruͤben gepreßte Saft viel reineren Krystallzuker enthaͤlt als der aus
den frischen Ruͤben gepreßte, scheint dieses Verfahren aus folgenden
Gruͤnden geeignet, durch im groͤßeren Maaßstabe angestellte Versuche
dessen Ausfuͤhrbarkeit im Großen nachzuweisen, woruͤber
natuͤrlich Versuche im Kleinen allein nicht entscheiden koͤnnen.
a) Wird das Arbeitslohn fuͤr Schaͤlen und
Wuͤrfeln der Ruͤben erspart, welches im Großen sehr bedeutend ist und
mit den Kosten des Zerschneidens jeder Ruͤbe in zwei oder vier Theile keinen
Vergleich aushaͤlt.
b) Nehmen die ganzen Ruͤben beim Troknen weniger
Raum ein als die gewuͤrfelten, koͤnnen leichter verfuͤhrt und
hin und wieder gelegt werden; es ist daher eher Hoffnung, einen Raum zum Troknen
aufzufinden, der nicht eigens fuͤr die Ruͤben geheizt werden muß.
c) Ist die getroknete ganze Ruͤbe durch die
zusammengeschrumpfte Oberhaut vor der zersezenden Einwirkung der Atmosphaͤre
vollkommen geschuͤzt und der darin enthaltene Saft so vollkommen concentrirt,
daß bei laͤngerem Aufbewahren desselben keine Entmischung erfolgen kann.
Daher blieb er in der Ruͤbe Nr. 3 auch nach zwei Monaten vollkommen frisch
und unveraͤndert. Bei gewuͤrfelten Ruͤben ist die
Beruͤhrung mit der Atmosphaͤre durch die vergroͤßerte
Oberflaͤche vermehrt; werden sie so getroknet, daß sie noch weich bleiben, so
schimmeln sie leicht auf der Oberflaͤche; werden sie vollkommen hart
getroknet, so muß ein Theil des Saftes verloren gehen, ein Theil des Krystallzukers
zerstoͤrt werden.
d) Ist es nicht nothwendig, die unzerschnittenen
getrokneten Ruͤben zur Zukergewinnung erst mit Wasser auszukochen, wie die
Ruͤbenwuͤrfel; der ausgepreßte Saft ist farblos und so concentrirt,
daß ich nicht zweifle, er koͤnnte, im Großen gewonnen, ohne weitere
Behandlung gleich zum Anschießen hingestellt werden, woruͤber weitere
Versuche erst entscheiden muͤssen, und es waͤre ein wichtiger
Vortheil, wenn auf diesem Wege das bei aller Vorsicht immer nachtheilige Kochen ganz
vermieden werden koͤnnte.Dieß scheint besonders zu beruͤksichtigen, da nach dem polyt. Journal
1837, 5. H. S. 393 die Société
d'encouragement in Paris einen Preis von 10,000 Fr. fuͤr die
Erfindung aussezt: im Großen in den vier Monaten zwischen September und
Februar 8 Proc. Krystallzuker aus den Runkelruͤben zu gewinnen, und
als das Maximum der gegenwaͤrtigen Zukergewinnung aus
Runkelruͤben in den spaͤteren Monaten 3–4 Proc.
feststellt.A. d. O. Selbst in dem Falle, als durch das bloße Pressen der concentrirte Saft nicht
vollstaͤndig aus dem Ruͤbenmarke getrieben werden koͤnnte, wie
dieß bei der starken Concentration an der Ruͤbe Nr. 3, wo der Saft kaum
fließen konnte, wirklich der Fall war, wuͤrden keine bedeutenden Mehrauslagen
entstehen, indem man die Preßruͤkstaͤnde zur gaͤnzlichen
Ausziehung des Zukers nach Schrader's Methode: Polyt. Journal, 1. Sept.-Heft 1837, nur
den heißen Wasserdaͤmpfen aussezen und sie dann wiederholt auspressen
duͤrfte, welches ich im Kleinen mit Erfolg anwandte, und was im Großen ohne
bedeutende Vermehrung der Ausgabe mit dem Pressen verbunden und durch denselben
Arbeiter ausgefuͤhrt werden koͤnnte, wenn er die ausgepreßten
Ruͤben auf ein Seihtuch oder Sieb wirft, wo sie durchstroͤmenden
Wasserdaͤmpfen so lange ausgesezt bleiben, bis inzwischen getroknete, noch
nicht gepreßte Ruͤben ausgepreßt worden sind.
e) Daß die auf diese Weise behandelten Ruͤben
immer ein groͤßeres Gewicht an Preßruͤkstaͤnden geben
muͤssen, naͤmlich beilaͤufig 11 Proc., waͤhrend die
geschaͤlten und geriebenen Ruͤben nach meinen vorjaͤhrigen
Versuchen, mit derselben Presse behandelt, 4–5 Proc. gaben, kann nicht sogleich als
Beweis gelten, daß der durch das Troknen stark concentrirte Syrup nicht
gaͤnzlich ausgepreßt werden kann und folglich bei dieser Art, die
Ruͤben zu behandeln, Verlust an Krystallzuker eintrete, der in den
Preßruͤkstaͤnden, ohne ihren Werth zu vermehren, zuruͤkbleibe,
denn dieses Mehrgewicht findet seine Erklaͤrung erstens in dem Gewichte der
Schale, welches den getrokneten Preßruͤkstaͤnden zunaͤchst und
leicht auf die Haͤlfte ihres Gewichtes angesezt werden kann; zweitens darin,
daß durch den Wasserverlust waͤhrend des Troknens ohne Zweifel das Eiweiß,
welches der Saft enthaͤlt, groͤßten Theils unloͤslich
ausgeschieden wird und in den Preßruͤkstaͤnden zuruͤkbleibt;
denn der concentrirte Saft aus den getrokneten Ruͤben gab bei der Versezung
mit Alkohol auffallend wenig und der noch mehr concentrirte von der Ruͤbe Nr.
3 fast gar keinen Eiweißstoff, und wenn mit dem Troknen zugleich der Eiweißstoff aus
dem Safte entfernt wird, muß die Darstellung des Krystallzukers bedeutend
erleichtert werden, ja es werden, wenn man diese beiden Umstaͤnde
gehoͤrig in Rechnung bringt, kaum mehr Preßruͤkstaͤnde als aus
den geriebenen, frisch ausgepreßten Ruͤben bleiben, so daß von einem Verluste
an Krystallzuker wohl kaum die Rede seyn koͤnnte.
Es duͤrfte demnach aus diesen Versuchen hervorgehen, daß durch das Troknen der
Runkelruͤben ihr Krystallzuker keineswegs zerstoͤrt werden
muͤsse, wiewohl dieß, wenn die Temperatur beim Troknen unvorsichtig
gesteigert wird, allerdings geschehen kann; daß es am vorteilhaftesten waͤre,
unzerschnittene und ungeschaͤlte Ruͤben zu troknen, sie dann bloß in
vier Theile zu schneiden und auszupressen, wobei sie, wenn kein Saft mehr ausfließt,
den Daͤmpfen des kochenden Wassers ausgesezt und von Neuem ausgepreßt werden
koͤnnen. Denn nicht nur, daß der in so getrokneten Ruͤben enthaltene
Saft kein atmosphaͤrisches Wasser anzieht und sich Monate lang nach dem
Troknen unveraͤndert erhaͤlt, so ist er auch von Eiweißstoff mehr
gereinigt als der frisch gepreßte Saft, wird durch Einwirkung der Atmosphaͤre
nicht schwarz, bedarf keines Wasserzusazes und vielleicht nicht einmal des Kochens,
um den Krystallzuker daraus zu erhalten. Es duͤrfte also die
Ruͤbenzukererzeugung auf diesem Wege weit einfacher und wohlfeiler seyn.
Indeß kann die bekannte Bemerkung nicht zu oft wiederholt werden, daß wohl nicht
alles, was Versuche im Kleinen lehren, eben so leicht und vorteilhaft im Großen
ausgefuͤhrt werden kann, daß aber deßwegen der Werth solcher Versuche nicht
verkannt oder wohl gar von Vorne herein schon abgelaͤugnet werden darf, denn
es ist kein Zweifel, daß all das Vortreffliche, was unsere Fabriken geleistet haben
und noch leisten werden, seine erste Quelle in den Laboratorien im Kleinen experimentirender Chemiker
hatte und haben muß, wenn nicht alle Verbesserungen des Fabrikwesens ein blindes
Hineingreifen in den Gluͤkstopf seyn sollen, der unter tausend theuer
bezahlten Nieten in einem Winkel seines Bodens einen Treffer verborgen haͤlt.
(Wiener
Zeitung vom 3. Maͤrz.)