Titel: | Ueber eine Methode gebrochene Ruderräder im Falle der Noth temporär auszubessern. Von Hrn. G. Pearne, Dampfschiffsingenieur. |
Fundstelle: | Band 68, Jahrgang 1838, Nr. VII., S. 25 |
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VII.
Ueber eine Methode gebrochene Ruderraͤder
im Falle der Noth temporaͤr auszubessern. Von Hrn. G. Pearne, Dampfschiffsingenieur.
Aus dem London Journal of arts. December 1837, S.
172.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Pearne's Methode gebrochene Ruderraͤder
auszubessern.
Jede Maschinerie kann in Unordnung gerathen, und da rasche Reparaturen wohl nicht
leicht irgendwo noͤthiger sind, als auf den Dampfbooten, so halte ich es
fuͤr die Pflicht eines Jeden, dem es gelang, irgend eine Beschaͤdigung
eines wesentlichen Theiles der Maschine, der Kessel oder der Ruderraͤder
rasch so auszubessern, daß der Dienst keinen zu großen Schaden leidet, das von ihm
eingeschlagene Verfahren zur allgemeinen Kenntniß zu bringen. In der Hoffnung,
wenigstens einigen Nuzen zu stiften, erlaube ich mir daher zu zeigen, wie ich ein Ruderrad des
Dampfbootes, „die Vestalin“, an welchem auf einer Fahrt um
England und Schottland in der Naͤhe der Nabe drei der gußeisernen Arme
brachen, so reparirte, daß wir unsere Reise ohne weiteren Unfall fortzusezen im
Stande waren.
Fig. 23 zeigt
das Rad in einem Frontaufrisse; Fig. 24 hingegen zeigt es
von der Seite und zum Theil im Durchschnitte. a ist die
Welle der Maschine; b das Ruderrad; c die Nabe; d, d, d sind die
Bruchenden der Arme. Da in dem gegebenen Falle zum Behufe der weiteren Fortsezung
der Fahrt eine moͤglichst sichere Spleißung noͤthig war, und die
Schwaͤchung der Nabe sowohl als der Arme, welche aus einer Durchbohrung
derselben wahrscheinlich erwachsen seyn wuͤrde, vermieden werden mußte, so
kam ich auf die Idee, einen eisernen Ring e, e schmieden
zu lassen, welcher solche Einschnitte hatte, daß er saͤmmtliche Arme des
Rades umfaßte. Diesen Ring befestigte ich alsogleich mit Tauen an den einzelnen
Armen, wie man dieß bei f sieht; und nachdem dieß
geschehen war, befestigte ich quer durch das Ganze mittelst der Fesseln h, h, h den Balken g, g,
damit die Gewalt der Drehung gleichmaͤßiger vertheilt wuͤrde. In vier
Stunden war Alles fertig; und die Fahrt wurde, ungeachtet die See oft hochging,
nicht weiter unterbrochen.
Mancher duͤrfte vielleicht daruͤber laͤcheln, daß ich statt der
Taue nicht lieber Schraubenmuttern und Bolzen anwendete; allein 1) durfte ich das
Eisen durch Einbohren von Loͤchern in dasselbe nicht schwaͤchen; 2)
erforderte das Binden weit weniger Zeit, als das Bohren der Loͤcher und das
Einpassen der Bolzen; und 3) endlich stunden mir beim Binden viele helfende
Haͤnde, beim Bohren etc. hingegen nur wenige zu Gebot. Schließlich bemerke
ich nur noch, daß die Welle meines Rades nicht uͤber die Nabe hinaus ragte,
und also in dem Gebaͤlke des Kastens des Ruderrades keine Anwelle hatte;
waͤre dieß der Fall gewesen, so wuͤrde ich zu jeder Seite der Welle
und nicht bloß uͤber die Mitte des Rades einen Balken angebunden haben.