Titel: Ueber den Gasreinigungsapparat des Hrn. J. Hutchison.
Fundstelle: Band 66, Jahrgang 1837, Nr. XXIII., S. 123
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XXIII. Ueber den Gasreinigungsapparat des Hrn. J. Hutchison. Aus dem Mechanics' Magazine, No. 733, S. 338. Mit Abbildungen auf Tab. II. Ueber Hutchinson's Gasreinigungsapparat. Es duͤrfte, indem wir hier eine Beschreibung dieses vorzuͤglichen Apparates mittheilen, am Plaze seyn, an die Umstaͤnde zu erinnern, welche zur zufaͤlligen Entdekung jener Verwandtschaft fuͤhrten, die zwischen dem Kalke und dem in den Steinkohlen enthaltenen geschwefelten Wasserstoffgase besteht. Die Sache trug sich bei Gelegenheit einiger jener Versuche vor, die Hr. J. Hutchison in Gegenwart des Gruͤnders der ersten Gascompagnie in London anstellte. Die Vorrichtung, deren er sich hiebei bediente, bestand aus einer Retorte, welche in senkrechter Stellung uͤber einem Ofen angebracht war, und deren unterer Theil mit einer Rinne umgeben war, wie man sie in Fig. 43 bei a angedeutet sieht. Diese Rinne wurde, nachdem die Retorte gefuͤllt worden war, gewoͤhnlich mit Thon oder Sand ausgefuͤttert; und sowohl die eine als die andere dieser beiden Substanzen verhuͤtete das Entweichen von Gas. b, b ist ein Gefuͤge, an welchem der Vorstoß mit dem oberen Theile der Retorte in Verbindung stand. Als nun einer der Versuche bewerkstelligt werden sollte, bemerkte man, daß man weder Sand, noch Thon zur Hand hatte; und da eine bedeutende Anzahl von Personen auf den Versuch wartete, so nahm man seine Zuflucht in der Noth zu geloͤschtem Kalk, der eben zur Ausbesserung des Locales, in welchem die Versuche vorgenommen wurden, in Bereitschaft stand. Alles ging vortrefflich, und zur Verwunderung bemerkte man dieß Mal nichts von dem uͤblen Geruͤche, der bei den fruͤheren Versuchen so laͤstig wurde. Hr. Hutchison, der allein wußte, daß dieß Mal Kalk anstatt Sand zu dem erwaͤhnten Zweke genommen wurde, verfiel sogleich auf die Idee, daß diese guͤnstige Wirkung dem Kalke zuzuschreiben seyn duͤrfte, wovon er sich denn auch durch Versuche vollkommen uͤberzeugte. Er suchte demnach den Kalk auf verschiedene Weise zur Reinigung des Gases anzuwenden. Anfaͤnglich vermengte er die Steinkohlen, bevor er sie in die Retorte brachte, mit trokenem Kalke: eine Methode, die er jedoch wegen ihrer nachtheiligen Einwirkung auf die Kohks alsbald wieder aufgab. Die zweite Methode bestand darin, daß er den Kalk in duͤnnen Schichten auf durchbrochene Eisenplatten streute, und diese dann auf die Oberflaͤche der in die Retorte gebrachten Kohlen legte, damit die sich entwikelnden schaͤdlichen Gase von dem Kalke absorbirt wuͤrden. Auch diese Methode ward jedoch bald aufgegeben, und gegen die Anwendung des Kalkes in eigenen getrennten Gefaͤßen umgetauscht. Diese ganz zufaͤllige Entdekung war es, welche mehr als irgend ein anderer Theil der angestellten Versuche mehrere der Anwesenden veranlaßte, unmittelbar einen Fond von 700 Guineen zur Gruͤndung einer Gascompagnie zusammenzuschießen! Dieser Kern der Gesellschaft begann sogleich seine Arbeiten, und in Kuͤrze sah man die Lampen von Pall Mall mit Gas beleuchtet. Der damalige Prinz von Wallis interessirte sich lebhaft fuͤr die Sache, und befahl eines seiner Gebaͤude mit Gas zu beleuchten; der Herzog von Athole und Ludwig Grant waren jedoch die Hauptfoͤrderer der Unternehmung, und unermuͤdet waren sowohl sie, als die Gesellschaft und Hr. Hutchison, um das Publicum fuͤr die neue Beleuchtungsmethode zu gewinnen. Bis zu den lezten vier Jahren blieben uͤbrigens die zur Reinigung des Gases verwendeten Apparate immer noch so mangelhaft, daß das Gas haͤufig in den Gasometer gelangte, ohne vorher in hinreichendem Maaße der reinigenden Einwirkung der Kalkmilch ausgesezt gewesen zu seyn. All dem ist nun durch den Reinigungsapparat gesteuert, auf den Hr. Hutchison im Jahre 1833 ein Patent nahm, und der in allen Faͤllen, in welchen er in Anwendung kam, noch nie seinen Dienst versagte, und dem man es hauptsaͤchlich verdankt, daß man dermalen reines, ganz unschaͤdliches Gas brennt. Das Gas wird in dem neuen Apparate in allen seinen Theilchen der Einwirkung des Kalkes ausgesezt; denn es wirb unmittelbar, nachdem es durch den Verdichter gegangen und in den Reiniger eingetreten ist, durch die in dem Apparate befindliche Scheidewand so fein vertheilt, daß das geschwefelte Wasserstoffgas, welches einen seiner Bestandtheile bildet, sich alsogleich mit dem Kalkwasser verbindet. Und da sich dieser Vorgang in saͤmmtlichen Reinigungsgefaͤßen wiederholt, so entweicht das Gas bei der Hauptroͤhre in vollkommen reinem Zustande. Hr. Green, der beruͤhmte Luftschiffer, hat der Gesellschaft, Die ihm das zur Fuͤllung seiner Ballons noͤthige Gas liefert, die groͤßten Lobspruͤche uͤber dessen Reinheit ertheilt. Wir geben nunmehr die Beschreibung des Hutchison'schen Apparates, den man in Fig. 44 abgebildet sieht. Das Gas gelangt durch die Roͤhre A aus dem Verdichter in den Reinigungsapparat, und trifft daselbst als erstes Hinderniß, welches seiner weiteren Stroͤmung entgegensteht, auf die durchloͤcherte Platte B, durch die es in kleine Theilchen vertheilt wird, damit die Kalkmilch, die durch die Fluͤgel f, f in bestaͤndiger gleichmaͤßiger Bewegung erhalten wird, demselben das in ihm enthaltene geschwefelte Wasserstoffgas entziehen kann. Die mit C, F und G bezeichneten Theile sind nach demselben Principe eingerichtet, wie die Platte B, und dienen zur Vermehrung der Hindernisse, auf welche das Gas vor seinem Austritte aus dem Apparate zum Behufe seiner vollkommenen Waschung zu stoßen hat. Zu demselben Zweke dienen auch die schief gestellten Bretter 1, 2 und 3. K, L sind zwei hydraulische Schließvorrichtungen, welche das Entweichen des Gases aus den senkrechten Roͤhren, in denen die Spindeln Q, R umlaufen, verhuͤten. S ist eine horizontale Welle, an der zwei senkrechte Zahnraͤder angebracht sind, welche die Winkelraͤder N, O umtreiben. An lezteren sind die Spindeln oder Wellen der Agitatoren oder Fluͤgel f, f befestigt. Ueber der Platte K, L befindet sich eine Schichte trokenen Kalkes, an die das Gas gelangt, nachdem es bereits durch die unterhalb befindliche Fluͤssigkeit getreten ist, um daselbst alle Unreinigkeiten abzusezen, die allenfalls der Einwirkung der Kalkmilch entgingen. Die Roͤhre H laͤßt das gereinigte Gas entweichen, waͤhrend I die zur Speisung des Reinigungsapparates mit Kalkmilch dienende Roͤhre ist.

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