Titel: | Verbesserte Methode Kühe und andere Thiere zu melken, worauf sich William Blurton, Gentleman von Field Hall bei Uttoxeter in der Grafschaft Stafford, am 26. März 1836 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 63, Jahrgang 1837, Nr. LXIII., S. 308 |
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LXIII.
Verbesserte Methode Kuͤhe und andere
Thiere zu melken, worauf sich William Blurton, Gentleman von Field Hall bei Uttoxeter in der
Grafschaft Stafford, am 26. Maͤrz 1836
ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of Arts. November 1836, S.
93.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Blurton's verbesserte Methode Kuͤhe und andere Thiere zu
melken.
Den Kuͤhen die Milch auf schnellere Weise und mit weniger Muͤhe zu
entziehen, ist der Zwek gegenwaͤrtiger Erfindung, welche lediglich darin
besteht, daß die Ausfuͤhrungscanaͤle der Zizen der Kuͤhe oder
sonstigen Thiere durch Einfuͤhrung kleiner hohler Roͤhren ausgedehnt
und geoͤffnet werden sollen. Beim gewoͤhnlichen Melken mit der Hand
wird nur jener Theil der Milch, der sich unmittelbar in den Zizen oder Strichen
befindet, ausgepreßt, indem der Druk der Finger die Kraft uͤberwindet, womit
die Schließmuskeln die Ausmuͤndungen der Milchcanaͤle geschlossen
halten. Laͤßt der Druk nach, so schließen die Muskeln die
Ausmuͤndungen abermals, und es tritt eine neue Quantitaͤt Milch aus
dem Euter in die Striche, welche dann neuerdings ausgepreßt wird, u. s. f. bis das
Melken beendigt ist. Nach der neuen Methode dagegen wird die Wirkung der
Schließmuskeln durch das Einfuͤhren der kleinen Roͤhrchen aufgehoben,
so daß die Milch frei und ununterbrochen aus dem Euter in das untergesezte
Gefaͤß abfließen kann, so lange sich Milch in dem Euter angesammelt findet.
Man koͤnnte glauben, daß das Einfuͤhren und Ausziehen der
Roͤhren aus dem Euter den Thieren Schmerzen verursacht; allein dem soll
durchaus nicht so seyn, wie sich der Patenttraͤger durch die Erfahrung
uͤberzeugt haben will; ja derselbe versichert sogar, daß sich die
Kuͤhe bei diesem ununterbrochenen Ausflusse der Milch eher behaglich zu
fuͤhlen scheinen.
Die auf Taf. V. abgebildeten verschiedenen Roͤhren
und Apparate haben dem Patenttraͤger zur Erreichung seines Zwekes am besten
entsprochen; er
beschraͤnkt sich jedoch durchaus auf keine bestimmten Formen und Dimensionen,
da diese je nach den Thieren, fuͤr welche die Roͤhren bestimmt sind,
und je nach anderen Umstaͤnden mannigfach abgeaͤndert werden
koͤnnen.
Fig. 22 gibt
eine seitliche Ansicht einer einfachen, hohlen, am oberen Ende geschlossenen
Roͤhre, welche zum Behufe des leichteren Einfuͤhrens derselben in die
Zize in eine stumpfe Spize auslaͤuft, und in deren oberem Ende zum Behufe des
Ausfließens der Milch Loͤcher angebracht sind. Diese Vorrichtung zeigte sich
jedoch minder vortheilhaft, als die in den weiteren Figuren abgebildeten, indem es
zuweilen geschieht, daß nach dem Entleeren der Milch Luft in das Euter eindringt,
was zur Verhuͤtung von Entzuͤndung und Schmerz vermieden werden muß.
Damit dieß nicht geschehen koͤnne, hat der Patenttraͤger
naͤmlich das Ende der hohlen Roͤhre mit einem sogenannten
fluͤssigen Ventile verschlossen, welches man in Fig. 23, 24, 25 und 26 abgebildet sieht. Da
naͤmlich in dem kleinen Naͤpfchen, in welches die Muͤndung der
hohlen Roͤhre herabsteigt, ein Theil Milch zuruͤkgehalten wird, so ist
deren unteres Ende waͤhrend des Auslaufens der Milch aus dem Euter mit Milch
bedekt; ebendieß ist aber auch der Fall, wenn das Auslaufen bereits
aufgehoͤrt hat, so daß solcher Maßen dem Eintritte der Luft in das Euter
vorgebaut ist. a ist naͤmlich die hohle
Roͤhre, welche in das kleine Naͤpfchen oder in die Kammer b, an die sie geloͤthet ist, hinabsteigt. Die
Milch fließt zuerst durch die Roͤhre in dieses Naͤpfchen oder in die
Kammer, und dann erst durch die Muͤndung c in den
untergesezten Milchtopf.
Der ganze Apparat kann aus irgend einem geeigneten Materials, wie z. B. aus Silber,
Argentan, oder bestem Blokzinne verfertigt werden; lezterem gibt der
Patenttraͤger den Vorzug, obschon er auch andere Metalle oder Materiale
zulaͤßt. Um sich desselben zu bedienen, ergreift der Melker mit der einen
Hand einen der Striche um den anderen, waͤhrend er mit der anderen die hohlen
Roͤhren beilaͤufig einen Zoll tief in die
Ausmuͤndungscanaͤle derselben einfuͤhrt. Ist dieß geschehen, so
wird die Milch frei auslaufen, und man braucht zu deren Aufsammlung nur einen
Kuͤbel um den hinteren Theil des Ruͤkens der Kuh zu haͤngen.
Gut ist es, wenn man das Euter nach Einfuͤhrung der hohlen Roͤhren an
dem oberen Theile mit beiden Haͤnden sachte eine Viertelminute lang
zusammendruͤkt, indem dann die Milch freier und leichter ausfließen wird.
Nach dieser Methode kann eine Person dem Melkgeschaͤfte bei 7 bis 8
Kuͤhen zugleich
vorstehen, ohne daß sie mehr brauchte, als den Apparat von einer Kuh auf die andere
zu uͤbertragen.Wir finden uns veranlaßt, gegen die hier beschriebene
Patent-Melkmelhode in so lange zu warnen, als nicht durch vielfache
Erfahrung hergestellt ist, daß die Kuͤhe dadurch keinen Schaden
leiden. Anderweitigen Erfahrungen gemaͤß ist naͤmlich zu
schließen, daß die Schließmuskeln der Zizen durch das haͤufige
Einfuͤhren der Roͤhren leicht so geschwaͤcht werden
duͤrften, daß sie zu ihren Verrichtungen untauglich werden, und daß
die Kuͤhe also die Milch nicht halten koͤnnen, soͤndern
sie fortwaͤhrend verlieren: ein Uebel, welches ohnedieß in einigen
Gegenden nicht so gar selten ist.A. d. R.