Titel: | Ueber einen von Hrn. Raub in Pennsylvania erfundenen Dampfmanometer. Bericht einer vom Franklin Institute zu dessen Prüfung ernannten Commission. |
Fundstelle: | Band 63, Jahrgang 1837, Nr. XLVIII., S. 243 |
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XLVIII.
Ueber einen von Hrn. Raub in Pennsylvania erfundenen Dampfmanometer.
Bericht einer vom Franklin Institute zu dessen Pruͤfung
ernannten Commission.
Aus dem Mechanics' Magazine, No.
696.
Raub's Dampfmanometer.
Der Manometer des Hrn. Raub besteht in einem
Sicherheitsventile, welches sich nur dadurch von den gewoͤhnlichen Ventilen
dieser Art unterscheidet, daß es vermittelst eines Hebels mit einem Gewichte
verbunden ist, welches dergestalt in dem Wasser des Kessels aufgehaͤngt ist,
daß, wenn das Wasser unter jenen Punkt herabsinkt, an welchem das Gewicht angebracht
ist, dieses Gewicht in Folge der hieraus erwachsenden Vermehrung seiner Kraft, d. h.
in Folge des Verschwindens des zu seiner Unterstuͤzung dienenden Wassers, mit
zum Oeffnen des Sicherheitsventiles beitraͤgt. Praktisch wirkt diese
Vorrichtung folgender Maßen: wenn das Ventil so graduirt ist, daß der Dampf bei
einem gewissen Druke, z. V. bei 75 Pfd. auf den Zoll, ausgetrieben wird, wenn der
Kessel gehoͤrig mit Wasser gefuͤllt ist, so wird er, wenn das Wasser
zu niedrig steht, bei einem niedrigeren Druke, z. B. je nach der Groͤße des
Gewichtes bei 60 oder 70 Pfd. Druk auf den Zoll entweichen. Auf diese Weise sollen
demnach die Explosionen oder uͤberhaupt jene Nachtheile beseitigt werden, die daraus erwachsen
koͤnnen, daß ein Theil des Kessels troken gelegt und auf einen
hoͤheren Grad erhizt wird.
Das Princip, nach welchem hier das fragliche Gewicht wirkt, ist ganz dasselbe, wie
jenes, nach welchem die bisher gebraͤuchlichen Schwimmer die Hoͤhe des
Wasserstandes in dem Kessel andeuteten; nur ist das Gewicht an Hrn. Raub's Manometer an dem Sicherheitsventile angebracht;
auch entweicht hier im Falle eines zu tiefen Sinkens des Wassers der Dampf in Masse,
waͤhrend die Schwimmer in demselben Falle nur Laͤrm machen.
Es fraͤgt sich nun, ob diese Vorrichtung auch wirklich Vortheile
gewaͤhrt. Es ist in dieser Hinsicht zweifelhaft, ob die Austreibung eines
Theiles des Dampfes bei Wassermangel im Kessel nicht eher schaͤdlich als
nuͤzlich ist, indem dadurch der Vorrath an Wasser nur noch mehr
erschoͤpft wird; und ob die Anwendung der Schwimmer zur Regulirung der
Speisung der Kessel mit Wasser nicht besser ist. Diese Frage uͤbrigens ganz
bei Seite gesezt, so scheint es der Commission, daß, man mag ein Gewicht oder einen
Schwimmer anwenden, um bei zu tiefem Sinken des Wasserstandes den Dampf entweichen
zu lassen, es besser waͤre dieses Gewicht an einem eigenen und nicht an dem
gewoͤhnlichen Sicherheitsventile anzubringen; indem es in lezterem Falle
selbst bei wirklichem Wassermangel nicht gehoͤrig wirken wird, wenn der Dampf
eine geringe Dichtigkeit besizt oder einen niederen Druk ausuͤbt; und indem,
wenn das Gewicht auch wirkt, der Maschinist doch nicht weiß, ob diese Wirkung dem
Mangel an Wasser oder einem zu hohen Druke zugeschrieben werden muß. Hieraus folgt,
daß man sich von der neuen Vorrichtung nicht jene Vortheile erwarten darf, die die
Anwendung der Schwimmer gewoͤhnlich gewaͤhrt. Ob die Schwimmer oder
Gewichte mit Sicherheit angewendet werden koͤnnen, um den niedrigen Stand des
Wassers im Kessel anzudeuten und die daraus entstehenden Folgen zu verhuͤten,
ist eine Frage, die nur durch Versuche erledigt werden kann, und auf deren
Loͤsung die Commission sich nicht einlaͤßt, indem Hr. Raub keineswegs diese Vorrichtungen selbst, sondern nur
eine Verbesserung in deren Anwendung als seine Erfindung in Anspruch nimmt.
Uebrigens glaubt die Commission, daß die Raub'sche
Vorrichtung in ihrer gegenwaͤrtigen Form praktisch nicht vortheilhaft
befunden werden duͤrfte.