Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 62, Jahrgang 1836, Nr. XXX., S. 153 |
Download: | XML |
XXX.
Miszellen.
Miszellen.
Ueber die London-Birmingham-Eisenbahn.
Nach dem Berichte, den die Directoren dieser Bahn am 5. August 1836 erstatteten,
duͤrften die ersten 21 Meilen von London aus bis zum Fruͤhlinge 1837,
die ganze Bahn dagegen im Sommer 1838 beendigt seyn. Der Primrose-Tunnel von 1105
Yards Laͤnge ist bis auf 114 Yards, der Watford-Tunnel von 1793 Yards
Laͤnge bis auf 370 Yards; der Kensal-Green-Tunnel aber ganz vollendet. Durch
lezteren fahren die Locomotive bereits ohne allen Anstand. Die bisherigen Ausgaben
belaufen sich auf 1,492,100 Pfd. Sterl. 16 Sch. 8 D. Ueber die Lieferung der
Locomotive hat die Gesellschaft mit Hrn. Bury in
Liverpool einen dreijaͤhrigen Contract geschlossen. Die Zahl der an der Bahn
beschaͤftigten Arbeiter betraͤgt zwischen 10 und 11,000.
Ungluͤksfaͤlle sind sehr selten. (Mechanics'
Magazine, No. 681.)
Besprizen der Eisenbahnen mit Wasser.
Der Vorschlag Sprizkruͤge vor den Raͤdern der auf den Eisenbahnen
laufenden Wagenzuͤge anzubringen, den Dr. Lardner
bei Gelegenheit der lezten Versammlung in Bristol machte, und von dem wir
kuͤrzlich Nachricht gaben, veranlaßte Hrn. W. I. Curtis im Mechanics' Magazine, No. 682
folgende Bemerkung einruͤken zu lassen. „Jeder Maschinist weiß
laͤngst, daß die Wagen bei nassem Wetter leichter laufen, als bei
trokenem. Ich suche daher das durch den Kessel und durch den Munitionswagen
sikernde Wasser zu benuzen, indem ich dasselbe nicht nur in den
Aschenbehaͤlter leite, sondern indem ich den Ueberschuß in einem kleinen
Strome unmittelbar hinter den Raͤdern der Locomotivmaschine auf die
Eisenbahn fließen lasse. Die Maschinenraͤder laufen dieser Einrichtung
gemaͤß auf der trokenen, jene des Wagenzuges hingegen auf der nassen
Bahn, wodurch an lezteren die Reibung vermindert wird, waͤhrend die
Adhaͤsion ersterer keine Beeintraͤchtigung erfaͤhrt. Sollte
der Kessel so wasserdicht seyn, daß das Aussikern nicht hinreicht, so
koͤnnte man zu demselben Zwek auch zwei kleine Roͤhren mit
Regulirhaͤhnen von dem Munitionswagen aus an die Schienen herablaufen
lassen, um auf diese Weise einen duͤnnen Wasserstrahl auf die Bahn zu
leiten.“
Ueber das Magnetisiren von Stahlstaͤben.
Die Society for the Encouragement of Arts ertheilte dem
Hrn. Rich. Knight
jun. ihre silberne Medaille fuͤr seine Versuche
uͤber das Magnetisiren von Stahlstaͤben, aus denen hervorgeht, daß das
Metall den hoͤchsten Grad von magnetischer Kraft annimmt und behaͤlt,
wenn sein Korn offen ist, und wenn dasselbe reich an Kohlenstoff ist. Ebendieß ist
der Fall, wenn der Stahl an den beiden Polen so gehaͤrtet ist, daß er von der
Feile etwas angegriffen wird. Offenkoͤrniger, blasiger Stahl (blistered steel), wie man ihn zu nennen pflegt, eignet
sich sehr gut zu kraͤftigen Magneten; verdichtet man sein Korn durch Erhizen
und Haͤmmern, so leidet diese Eigenschaft, wenn der Stahl auch nichts von
seinem Kohlenstoffe verliert, bedeutend Schaden; und sucht man ihn durch Einwirkung
der Hize wieder zu oͤffnen, so wird er hiedurch zwar sehr verbessert, allein
seine fruͤhere Guͤte erlangt er doch nicht wieder. Das Verfahren,
wonach Hr. Knight seine Magnete verfertigt, ist
folgendes. Er verschafft sich Staͤbe aus Blasenstahl von der erforderlichen
Groͤße, und erhizt sie so weit, daß sich die Blasen schließen lassen, wobei
jedoch so wenig als moͤglich gehaͤmmert werden darf. Hierauf erhizt er
sie in der Mitte, damit man sie in die Hufeisenform biegen kann, und feilt dann die
Enden flach und glatt, damit sie den Anker mit ihrem ganzen Flaͤchenraume
beruͤhren. In diesem Zustande sind die Staͤbe zum Haͤrten
geeignet; und dieß vollbringt er, indem er ihre beiden Enden bis auf ein Dritttheil
von der Biegung zum Rothgluͤhen erhizt, und hierauf in kaltes Wasser
eintaucht. Zulezt wird zum Magnetisiren geschritten. Er legt die Staͤbe,
deren beide Enden mit dem sogenannten Anker (Keeper) aus
welchem Eisen verbunden sind, auf eine flache Tafel, und bezeichnet jenes Ende,
welches zum Nordpole werden soll, mit einem Querstriche. Dann faßt er mit der Hand
einen anderen Hufeisenmagnet so, daß er sich in senkrechter Stellung befindet, und
daß der Nordpol nach Außen gekehrt ist, worauf er mit diesem Magnete von dem
Nordpole des zu magnetisirenden Stabes beginnend uͤber dessen
Oberflaͤche und auch uͤber den Anker hin ohne Unterbrechung streicht,
und diese Bewegung 10 bis 12 Male wiederholt, um endlich den Magnet beim
Suͤdpole abzunehmen. Hiemit ist der Magnet vollendet. Haͤngt man den
neuen Magnet auf, und haͤngt man ihm so viele Gewichte an, daß der Anker
abfaͤllt, und wiederholt man hierauf denselben Versuch abermals, so wird sich
zeigen, daß sich die zur ersten Trennung erforderliche Kraft zu jener, welche das
zweite Abfallen bewirkte, beinahe wie 10 zu 7 verhaͤlt. Bei weiteren
Versuchen hingegen scheint sich die Kraft des Magnetes nicht mehr zu vermindern.
Deriard's Metalllegirung zur
Verfertigung von Kochgeschirren.
Hr. Deriard empfiehlt anstatt der zinnernen und kupfernen
Geschirre Geraͤthe anzuwenden, die er aus einer Metalllegirung bereitet,
welcher folgender Maßen zusammengesezt wird. Man schmilzt naͤmlich 32 Pfd.
sogenanntes Bancaszinn und sezt diesem, wenn es rubinroth gluͤht, 30 Pfd. in
Spaͤne geschnittenes Kupfer zu. Das Kupfer muß vorher in ein Gemeng aus
Essig, Salmiak und Harz eingetaucht, und nur in kleinen Quantitaͤten und
unter jedesmaligem Umruͤhren eingetragen werden. Ist das Kupfer ganz
geschmolzen, so erhaͤlt man die Legirung beilaͤufig noch 15 Minuten
rothgluͤhend, bevor man sie in Klumpen gießt. Die Dosis des Kupfers
laͤßt sich abaͤndern, und zwar von 1 bis zu 1 1/2 Pfd. Kupfer auf 16
Pfd. Zinn, je nachdem die Geraͤthe, die man verfertigen will, einen
groͤßeren oder geringeren Grad von Haͤrte bekommen sollen. Die
physischen Eigenschaften dieser Legirung sind: 1) Sie besizt einen silberartigen
Klang, besonders wenn ihr 1 1/2 Pfd. Kupfer beigesezt sind; 2) sie ist viel
haͤrter als Zinn; 3) sie ist in einem gewissen Grade haͤmmerbar; 4)
sie ist weißer als irgend eine andere bekannte Legirung; 5) sie ist einer
hoͤheren Politur faͤhig, als das Zinn, woraus man gewoͤhnlich
Geschirre zu verfertigen pflegt. Was ihre chemischen Eigenschaften betrifft, so ist
sie viel weniger oxydirbar, als das Zinn, so daß sie von der atmosphaͤrischen
Luft nicht angegriffen wird, die Essigsaͤure, so wie man sich ihrer im
Hausgebrauche bedient, wirkt nicht auf sie, waͤhrend sie das Zinn stark
oxydirt; Citronen-, Aepfel-, Klee- und Weinsteinsaͤure wirken nach 36 Stunden
nur schwach auf sie, waͤhrend sie das Zinn auf bedeutende Tiefe angreifen;
eine starke Kali-Schwefelleber-Aufloͤsung brachte nur eine schwache Wirkung
hervor; Zwiebel- und Knoblauchsaft, so wie Schwefelwasserstoffgas erzeugen nicht die
geringste Veraͤnderung. (Journal des connaissances
usuelles, Junius 1836, S. 275.)
Amerikanische Maschine zum Korkschneiden.
Das Franklin Journal enthaͤlt eine Beschreibung
einer Maschine zum Korkschneiden, auf welche die HH. Jonathan
Cutler und Isaac Keyes von Putnam, Vermont, in
den Vereinigten Staaten ein Patent nahmen, und woruͤber das Mechanics' Magazine in Nr. 668 Folgendes bemerkt:
„Die Maschine hat eine Doke, welche wie jene einer
gewoͤhnlichen Drehbank umlaͤuft. Die Schneidmesser, deren vier
oder eine beliebige Anzahl vorhanden sind, bestehen aus Stahl und sind an den
Enden wie ein gewoͤhnlicher Hohlmeißel geformt. Sie koͤnnen sich,
damit der Kork nicht walzen-, sondern kegelfoͤrmig zugeschnitten wird,
vor- und zuruͤkstellen lassen; jedes derselben ist an dem
entgegengesezten Ende durch ein Gewinde mit der umlaufenden Welle verbunden;
auch ist ein Halsring angebracht, der so eingerichtet ist, daß er die
Schneidmesser gegenseitig naͤhert, wenn der Kork durchschnitten werden
soll. Vor der Doke ist ein horizontales Rad, das sogenannte Speisungsrad,
aufgezogen, um dessen Umfang herum Ausschnitte, die zur Aufnahme der
zuzuschneidenden Korkstuͤke dienen, angebracht sind. Ein Daͤumling
bewirkt, daß dieses Rad ein Korkstuͤk nach dem anderen zwischen die
Schneidmesser empor bringt, worauf dann die geschnittenen Korke dafuͤr
bei einer geeigneten, hinter den Schneidmessern befindlichen Oeffnung austreten.
– Die Maschine scheint uns allerdings sehr sinnreich ausgedacht; allein
auch sie duͤrfte wahrscheinlich eben so wenig leisten, wie alle
uͤbrigen bisher zu demselben Zweke erfundenen Vorrichtungen. Abgesehen
davon, daß das Schneiden selbst nicht gut von Statten gehen wird (wie sich
abnehmen laͤßt, wenn man bedenkt, daß das Schneiden der Korke mit der
Hand nur mit sehr duͤnnen und scharfen Messern, welche nach jedem zweiten
oder dritten Schnitte auf einem Stuͤke Holz abgezogen werden, gelingt),
moͤchte ein großes Hinderniß gegen die Anwendung der Maschine in der
hoͤchst ungleichen Groͤße der zuzuschneidenden Korkstuͤke
gelegen seyn.“
Ueber das Steigen der Eisenpreise in England
enthaͤlt das American Railroad
Journal einen Bericht aus England, der sich im Mechanics' Magazine No. 670 abgedrukt findet, und woraus wir Folgendes
mittheilen. Das gewoͤhnliche Walliser Stabeisen galt am 25. August 1835 in
Newport und Cardiff nur 5 Pfd. Sterl. 10 Schill. die Tonne; bis zum 1. Dec.
desselben Jahres war es aber bereits in 4 Abstufungen auf 7 Pfd. 2 Schill. 6 D.
gestiegen: ein Preis, der bei der Versammlung der Walliser Huͤttenmeister in
Romney festgesezt wurde, von dem man jedoch ein abermaliges Steigen erwartete, und
zu welchem mehrere Huͤttenwerke schon damals keine Auftraͤge annahmen.
Der Eisenmarkt befindet sich wirklich in einem außerordentlichen Zustande; denn die
Nachfrage ist weit groͤßer als die Zufuhr. Leztere laͤßt sich auch
wirklich nicht einmal unmittelbar vermehren, indem sich nicht gleich eine
groͤßere Anzahl faͤhiger Arbeiter fuͤr die Eisen- und
Steinkohlengruben, und fuͤr die Huͤttenwerke selbst herschaffen
laͤßt. Von den Blei-, Kupfer- und Zinngruben ist dermalen auch keine
Aushuͤlfe an Arbeitern zu erwarten, indem sich auch diese gerade dermalen in
eben so bluͤhendem Zustande befinden. Bisher hielten sich die
Huͤttenwerksbesizer immer fuͤr sehr gluͤklich, wenn die Preise
den Winter uͤber nur nicht fielen; jezt richten die weisesten unter ihnen
dagegen im December alle ihre Anstrengungen dahin, ein uͤbermaͤßiges
Steigen der Preise zu verhuͤten, damit dieß nicht auf den Verbrauch selbst
wieder nachtheilig zuruͤkwirke. Mehr noch als dieß fuͤrchten sie
jedoch eine Verbindung der Arbeiter zur Erlangung hoͤherer Loͤhnungen.
Alle Eisenwerke sammt und sonders sind mit Auftraͤgen uͤberladen, und
der Verbrauch an Eisen, welches zu anderen Zweken bestimmt ist, haͤlt auch
wirklich mit der Nachfrage nach Eisen fuͤr Eisenbahnen gleichen Schritt,
indem die Baumwoll-, Wollen-, Flachs- und Seidenwaaren-Fabrication und uͤberhaupt
beinahe jeder Industriezweig auf einer hoͤheren Bluͤthe steht, als zu
irgend einer anderen Zeit seit Beendigung der Kriege. Die unerhoͤrte
Nachfrage nach Eisen, welches die Grundlage beinahe aller Gewerbe bildet, ist unter
diesen Umstaͤnden eine nothwendige Folge, welche freilich durch die
zahlreichen Eisenbahnunternehmungen aller Staaten außerordentlich gesteigert wird.
(Nach den Angaben des Mechanics' Magazine war der Preis
des englischen Stabeisens bis zum 6. Junius 1836 auch wirklich bis auf 12 Pfd.
Sterl., mithin in einem Jahre um das Doppelte gestiegen!).
Ueber die Benuzung des Steinmoͤrtels zu verschiedenen
Bauten.
Im Bulletin de la Société d'encouragement,
Mai 1836, S. 168 findet man einen sehr guͤnstigen Bericht, den Hr. Gourlier uͤber eine Schrift erstattete, welche Hr.
Lebrun im J. 1835 unter dem Titel „Methode pratique pour l'emploi du béton en
remplacement de toute autre espéce de maçonnerie dans les
constructions en général. 8. Paris chez
Carlhian-Goeury,“ herausgab. Nach Hrn. Gourlier ist diese Schrift nicht nur die beste praktische Anweisung
fuͤr Baumeister, welche weder Zeit noch Gelegenheit haben, alles uͤber
diesen Gegenstand Erschienene nachzulesen; sondern selbst derjenige, der diesen
Gegenstand zum speciellen Studium gemacht, wird darin Vieles finden, was von großem
Nuzen fuͤr ihn seyn wird, weßhalb sie denn allgemein empfohlen zu werden
verdient. Mit Hinweisung auf das, was wir im Polyt. Journale Bd. XLVI, S. 114 uͤber die Arbeiten
des Hrn. Lebrun berichteten, und ohne in ein
Inhaltsverzeichniß seiner neuen verdienstvollen Schrift eingehen zu wollen, bemerken
wir nur, daß Hr. Lebrun in Gaillac die Grundlagen des
großen Communalgebaͤudes in einer Ausdehnung von 600 Meter bei 1,60 Meter
Tiefe und 75 bis 80 Centimeter Dike, so wie auch einen Keller von 18 Meter
Laͤnge, 6 Meter Breite und 3 Meter Tiefe ganz aus Steinmoͤrtel
auffuͤhrte, wobei er sich als Lehrbogen der Gewoͤlbe des Erdbodens
selbst bediente, indem er diesen erst nach 4 Monaten, nachdem der Moͤrtel
gehoͤrige Festigkeit gewonnen, ausgraben ließ. Aus den amtlichen Berichten
hieruͤber ergibt sich, daß der Steinmoͤrtel schon nach einigen Tagen
eine solche Festigkeit gewonnen hatte, daß die Ueberbauten darauf ausgefuͤhrt
werden konnten; daß sich seit Vollendung des Baues nirgendwo ein Sprung oder eine
ungleichmaͤßige Senkung zeigte; daß sich in Hinsicht auf Wohlfeilheit eben so
große Vortheile ergaben, indem bei den Grundlagen der Kubikmeter auf 7, und bei den
Gewoͤlben auf 10 Fr. zu stehen kam, waͤhrend er nach der
gewoͤhnlichen Baumethode mit Baksteinen 16 bis 17 Fr. gekostet haben
wuͤrde; daß mehrere Einwohner von Gaillac in Folge dieser Resultate dieselbe
Baumethode mit Steinmoͤrtel eingeschlagen haben, und daß die Anwendung des
Steinmoͤrtels zu Gewoͤlben hauptsaͤchlich fuͤr
Weinlaͤnder von hoͤchster Wichtigkeit ist, indem hiedurch
außerordentlich an Geschirren erspart werden kann, waͤhrend zugleich die
Aufbewahrung der Weine nicht im Geringsten Schaden leidet. An zwei
Schulhaͤusern, an denen Hr. Lebrun nicht nur die
Grundlagen und Kellergewoͤlbe, sondern auch die Mauern aus
Steinmoͤrtel auffuͤhrte, konnte man seit Vollendung derselben auch
nicht die geringste Veraͤnderung bemerken: und zwar weder in den
Waͤnden, noch an dem Kellergewoͤlbe, welches am Schlusse nur 20
Centimeter Dike hat. Der Pisé-Bau, womit Hr. Lebrun seine Methode ebenfalls vergleicht, kommt freilich wohlfeiler;
allein er gewaͤhrt auch weit geringere Festigkeit, und namentlich weit
geringeren Schuz gegen Feuersgefahr. Der Bau mit Steinmoͤrtel hat in lezter
Hinsicht außerordentliche Vortheile; denn er gestattet die Entfernung des
Gebaͤlkes der Fußboͤden, und deren Ersezung durch Gewoͤlbe,
indem hier die Seitenmauern deßhalb nicht diker aufgefuͤhrt zu werden
brauchen. Eben so eignet sich dieser Bau besser fuͤr Gefaͤngnisse u.
dgl. Bauten, welche leicht ausgebrochen werden koͤnnen, wenn nur einmal ein
Bakstein losgemacht ist, waͤhrend der Steinmoͤrtel durch und durch
gleichen Widerstand bietet. Hr. Lebrun
beschaͤftigt sich gegenwaͤrtig mit dem Baue einer Bruͤke, die
er gleichfalls ganz aus Steinmoͤrtel auffuͤhren will. Endlich
empfiehlt er die Anwendung dieses Materiales zur Herstellung von Schwindgruben,
Wasserleitungen, Bassins, Cisternen, Traͤnken, Wein- und anderen
Behaͤltern, Terrassen und zu vielen anderen Zweken, wozu er die
gehoͤrige Anleitung gibt.
Einiges uͤber die neueren Apparate zur
Luftschifffahrt.
Hr. Green, von dessen Luftschifffahrten die
oͤffentlichen Blaͤtter berichten, und der nun bereits 220 Male mehr
oder minder hoch aufstieg, baute kuͤrzlich einen Ballon, der nur von dem
beruͤchtigten Lennox'schen Luftschiffe
„der Adler“ an Groͤße uͤbertroffen war. Der
Ballon bekam 157 Fuß im Umfange und mit dem angehaͤngten Schiffe 80 Fuß in
der Hoͤhe; er faßte 70,000 Kubikfuß Gas. Mit Luft gefuͤllt
wuͤrde er gegen 5346 Pfd. wiegen; mit reinem Wasserstoffgas hingegen nur 364
Pfd. Er bekaͤme also in lezterem Falle eine Aufsteigungskraft von 4982 Pfd.,
und wuͤrde, wenn man 700 Pfd. fuͤr das Gewicht der Seide und Apparate
und 362 Pfd. fuͤr Ballast rechnete, im Stande seyn mit 28 Personen, von denen
jede im Durchschnitte ein Gewicht von 140 Pfd. haͤtte, aufzufliegen. Da das
reine Wasserstoffgas jedoch zu theuer kaͤme, so soll der Ballon mit
Steinkohlengas gefuͤllt werden, welches zwar allerdings um Vieles schwerer
ist, dagegen aber auch um das Sechsfache wohlfeiler zu stehen kommt. Da das
specifische Gewicht des Steinkohlengases von 340 bis 790 wechselt, so laͤßt
sich die Steigkraft des damit gefuͤllten Ballons nicht genau berechnen;
jedenfalls wird er aber 8 bis 10 Personen nebst den erforderlichen Apparaten tragen.
Als Curiositaͤt verdient bemerkt zu werden, daß die aufgeblasene Seide einen
atmosphaͤrischen Druk von 20,433,600 Pfd. zu ertragen hat. Zum Baue sind 2000
Yards weiß und rother Seidenzeug erforderlich. Die Zwikel werden nicht
zusammengenaͤht, sondern deren Vereinigung geschieht mit einem von Hrn. Green erfundenen Kitte, welcher eine solche
Zaͤhigkeit besizt, daß die Verbindungsstellen, wenn sie ein Mal troken
geworden, die staͤrksten Punkte des Ballons werden. Das uͤber den
Seidenzeug gezogene Nez besteht aus Hanfseilen, das Schiff aus Flechtwerk; der
schmiedeiserne Anker wird an einem Kautschuktaue aus der Fabrik des Hrn. Sievier aufgehaͤngt werden. Man verspricht sich
von diesem großen Ballon folgende Vortheile. Man will damit auf eine bisher
unerreichte Hoͤhe emporsteigen, und hiedurch ermitteln, ob in dieser wirklich
Luftstroͤmungen Statt finden, die mehrere Monate hindurch gleich bleiben. Hr.
Green ist nach seinen Beobachtungen der Ansicht, daß
dieß in einer Hoͤhe, in welcher der Reflex der Sonnenstrahlen von der Erde
oder die dichten Nebelmassen keine Einwirkung auf die Atmosphaͤre haben,
wirklich der Fall ist. Ferner gestattet die Kraft des Ballons die Anbringung einer
kleinen Cajuͤte anstatt des Schiffes, damit 3 bis 6 Personen mit den
noͤthigen Instrumenten alle wuͤnschenswerthen Versuche uͤber
Elektricitaͤt, Magnetismus, Luftbeschaffenheit etc., so wie auch
astronomische Beobachtungen anzustellen im Stande sind. Hr. Green ist uͤbrigens der Ueberzeugung, daß die Luftschifffahrt in
praktischer Hinsicht nie eine ausgedehntere Anwendung erlangen kann und wird.
– Anderer Ansicht ist dagegen ein (Correspondent des Mechanics' Magazine, der die Luftschifffahrt weniger zum Emporsteigen auf
bedeutende Hoͤhen, sondern vielmehr zu rein praktischen, auch in einer
geringen Hoͤhe erreichbaren Zweken benuzt wissen will. Namentlich empfiehlt
er deren Anwendung zur Aufnahme von Planen, welche von einem erhoͤhten
Standpunkte aus sehr erleichtert werden muͤßte. Er macht uͤbrigens
keine bestimmten Vorschlaͤge, sondern besteht nur im Allgemeinen auf einer
Umwandlung der Ballonform in eine Form, welche der Bewegung in der Luft und der
Steuerung mehr entspricht. Die neuerlich in Frankreich patentirte Methode die
Luftballons mit Rudern, die mit Gas gefuͤllt sind, von dem Schiffe aus zu
steuern, scheint ihm nicht nur unzwekmaͤßig, sondern auch lediglich eine
unbedeutende Veraͤnderung des Montgolfier'schen
Verfahrens. – Hr. Robert Munro endlich macht einen
Vorschlag zu einem Zwillingsballon; d.h. er will einen groͤßeren Ballon, der
mit Steinkohlengas gefuͤllt werden soll, mit einem kleineren mit kohlensaurem
Gase zu fuͤllenden Ballon verbinden, und zwar mittelst eines duͤnnen
staͤhlernen oder noch besser mit einem aus Bambusrohr geflochtenen Stabe.
Zwischen den beiden Ballons soll an dem Stabe das Schiff und auch eine Art von Segel
angebracht werden. Jeder der Ballons soll mit einem nach Innen sich
oͤffnenden, und von dem Schiffe aus bewegbaren Ventile versehen seyn. Je
nachdem man aus dem einen oder dem anderen Ballon Gas austreten laͤßt,
koͤnnte man diesen Zwillingsballon, der hauptsaͤchlich zum Aufnehmen
von Planen u. dgl. bestimmt ist, in jeder beliebigen Hoͤhe anhalten, um ihn
dann mit Huͤlfe des Segels zu dirigiren und zu steuern. – Aus allem
diesem scheint uns hervorzugehen, daß die Luftschifffahrt noch immer in ihren
Kinderzeiten befangen ist.
Verbesserung der zum Indiennen-Druke bestimmten
Perrotine.
Der Recueil industriel vom Monate Julius l. I. gibt als
Nachtrag zu einem fruͤheren Aussaze uͤber die Perrotine, der unseren
Lesern aus dem Polytechn. Journale Bd. LVIII, S.
71 bekannt ist, Nachricht uͤber eine Verbesserung, welche Hr. Perrot neuerlich durch die Umstaͤnde gezwungen an
seiner Maschine anbrachte, und welche die Streichknaben gaͤnzlich entbehrlich
macht. Es hat sich naͤmlich gezeigt, daß die Streichknaben, um der weiteren
Verbreitung dieser Maschine vorzubeugen, haͤufig mit der Hand uͤber
die Druktafeln hinfuhren, dadurch die Farbe abstreiften, und mithin mehr oder minder
bedeutende Auslassungen in den Stuͤken verursachten. Die
Unregelmaͤßigkeit dieser Auslassungen fuͤhrte zur Entdekung des
boͤswilligen Betruges und zur Entdekung eines unter den Streichknaben in
Rouen gegen die Perrotine geschlossenen Complottes. Um nun nicht laͤnger mehr
solchen Bosheiten ausgesezt zu seyn, hat Hr. Perrot seine
Maschine mit einem mechanischen Streichapparate, der die Streichknaben vollkommen
entbehrlich macht, ausgestattet. Er brachte naͤmlich in dem Farbtroge zwei
Cylinder an, die sich mittelst eines sehr einfachen Mechanismus auf einander drehen,
und von denen der obere die Farbe an den ihm zunaͤchst liegenden Rahmen
abgibt, damit sie dann von diesem auf die gravirte Tafel, womit sie auf den Zeug
gedrukt wird, uͤbergetragen werde. Der Apparat arbeitet vollkommen regel- und
gleichmaͤßig, und erfordert keine andere Arbeit, als daß man den Farbtrog von
Zeit zu Zeit mit Farbe fuͤllt. Er gewaͤhrt den Vortheil, daß selbst
die dikste Farbe vollkommen abgerieben und gehoͤrig aufgetragen wird, was mit
der Buͤrste des Streichknabens nicht immer geschieht, da diese oft zu weich
ist, als daß sie die in solchen Farben befindlichen Kluͤmpchen zu zertheilen
vermoͤchte. Er traͤgt ferner die Farben gleichmaͤßiger auf, als
der gewandteste Streichknabe dieß zu thun im Stande ist; und ist einmal die
Quantitaͤt der aufzutragenden Farbe regulirt, so bleibt sie immer: eine und
dieselbe, wie lange man die Maschine auch gehen lassen will. – Die meisten
Fabrikanten in Rouen haben sich, wie der Recueil
berichtet, sehr zu Gunsten dieser Verbesserung ausgesprochen, namentlich auch Hr.
Barbet, dessen Haus zu einem der groͤßten
gehoͤrt. Nicht weniger als 92 Perrotinen hat der Erfinder bereits an
verschiedene Fabrikanten geliefert; 61 derselben befinden sich im Departement der
unteren Seine. Diese schnelle Verbreitung ist um so merkwuͤrdiger, als die
Verbreitung des Walzendrukes in derselben Gegend so langsam ging, daß sich
gegenwaͤrtig, 30 Jahre nach der Erfindung, nur 45 Walzendrukmaschinen in
jenem Departement befinden. Vom 1. November 1835 bis zum Julius 1836 fabricirte und
verkaufte Hr. Perrot nicht weniger als 75 seiner
mechanischen Streichapparate, die er Tireurs
mécaniques nennt. Bemerkt muß auch noch werden, daß sich die
Anwendung dieser Maschine zum Druke von Wollenzeugen in der Umgegend von Paris
bedeutend erweitert.
Versuche mit Scheult's Zukerkrystallisationsapparat.
Das Mémorial encyclopédique berichtet in
seinem Augusthefte, daß in der Raffinerie des Hrn. Korn
in Paris in Gegenwart mehrerer Raffineurs und Zukerfabrikanten ein Versuch mit dem
Cristallisateur-concréteur des Hrn. Scheult, womit der. Zuker aus allen zukerhaltigen
Saͤften ohne Erzeugung von Melasse gewonnen werden soll, angestellt wurden.
Man brachte in den neuen Apparat bei 31° R. 200 Liter eines sehr stark
gefaͤrbten Runkelruͤben-Klaͤrsels. Die Operation begann um
Mittag und war um 2 Uhr 42 Minuten beendigt. Der Saft zeigte allmaͤhlich 33,
34 und 37 Grade, und die Waͤrme, welche anfangs 53° R. betrug, stieg
auf 59°, um am Ende der Operation wieder auf 56° R. herabzusinken. Man
erhielt 12 Formen von 15 bis 15 1/2 Kilogr.; eine halbe Stunde nach dem Eintragen in
die Formen war der Zuker vollkommen erstarrt, und die sogenannte Hoͤhlung
(fontaine) zeigte sich so ausgesprochen, wie an gut
versottenem Zuker. Der Zuker hatte sich nicht gefaͤrbt, sondern war eher
heller. Bei einem zweiten Versuche, der angestellt wurde, um zu zeigen, daß man mit
dem Apparate eine vollkommenere Concretion erzielen kann, wurden 80 Liter dessen
Klaͤrsels in 1 1/2 Stunden in eine Masse verwandelt, die so dik war wie Sand,
welcher mit Kalk oder Moͤrtel angeruͤhrt worden ist; die Farbe war
jedoch deßhalb nicht dunkler geworben. Hr. Scheult
versichert, daß sein Apparat keine Melassen erzeugt; daß sich der Saft nicht dunkler
faͤrbt, und einen Zuker gibt, welcher dem Klaͤrsel nicht an Farbe nachsteht. Man versott
gleichzeitig und zum Vergleiche eine eben so große Quantitaͤt desselben
Klaͤrsels nach dem gewoͤhnlichen Verfahren, und erhielt damit 10
Formen und 14 Kilogr. Abkrazmasse. Der in die Formen gebrachte Zuker zeigte sich
jedoch dunkler von Farbe, als der in dem neuen Apparate eingedikte.
Laurence's Methode den
Runkelruͤbensaft zu gewinnen.
Hr. Laurence, Zukerfabrikant in la Grace-Dieu, Departement
de la Charente-Inférieure, empfiehlt ein neues Verfahren den Saft aus den
Runkelruͤben durch sogenannte doppelte kalte Maceration zu gewinnen. Man soll
hiedurch einen weit groͤßeren Ertrag erzielen, als nach irgend einem anderen
bekannten Verfahren, indem angeblich 1000 Pfd. Ruͤben 992 Pfd. Saft von
5° und 444 Pfd. zu 2,5° geben. Die aus dieser Methode erwachsenden
Vortheile sind uͤbrigens dieselben, wie jene des gewoͤhnlichen
Macerationsprocesses, den man wegen mehrerer Unvollkommenheiten aufgegeben hat. Man
braucht keine Pressen, keine Saͤke, keine Weidengeflechte, und ein
fuͤr 200 Fr. anschaffbares Material reicht hin, um in 24 Stunden 400
Hectoliter Saft zu gewinnen. Man hat selbst 24 Stunden nach dem Ausziehen des Saftes
noch nichts von Gaͤhrung zu befuͤrchten, und schlechte Wurzeln lassen
sich wie gute behandeln: mit dem einzigen Unterschiede, daß sie einen geringeren
Ertrag abwerfen. Die Arbeit ist sehr einfach und erfordert wenig
Menschenhaͤnde; das Eindiken und Versieden kann mit groͤßter
Leichtigkeit uͤber freiem Feuer vorgenommen werden; das Mark laͤßt
sich gleichfalls als Viehfutter benuzen, und gehoͤrig eingepreßt lange
aufbewahren. Der Ertrag an Zuker soll bei diesem Verfahren hoͤher ausfallen,
als bei irgend einem anderen. (Mémorial
encyclopédique, August 1836.)
Nuͤzliche Verwendung der Malzkeime.
Die getrokneten Malzkeime, das sogenannte Malzkehricht, finden gewoͤhnlich
keine Verwendung, sondern sind den Braͤuern zur Last. Nach Hrn. Maciet lassen sie sich jedoch sehr gut anstatt der Lohe
oder des Mooses oder des Mistes fuͤr Treibbeete verwenden, indem sie mehrere
Monate hindurch einer schwachen Gaͤhrung faͤhig sind, und dadurch
unter Mitwirkung der Feuchtigkeit eine gelinde Waͤrme unterhalten. Haben sie
zu diesem Zweke gedient, so geben sie eine Art von Erde, welche als Duͤnger
benuzt werden kann. Mehr hieruͤber findet man in den Abhandlungen der Société d'agriculture etc. de Meaux, 8.
1836. (Mémorial encyclopédique, Mai 1836,
S. 289.)
Ueber den Krappbau.
Wir entnehmen hieruͤber aus dem Bulletin de la
Société industrielle de Mulhausen, No. 41 folgende Notiz aus
einem am Schlusse des vorigen Jahres erstatteten Berichte des Hrn. Petit-Laffitte. – Der Krapp, diese hoͤchst
wichtige Farbepflanze, war neuerdings der Gegenstand mannigfacher Versuche in
unserer Gesellschaft. Diese Versuche bestaͤtigten abermals, daß der Krapp von
Avignon nur seinem Gehalte an kohlensaurem Kalke seine Superioritaͤt
verdanke; und daß es daher nicht ohne Grund geschah, wenn man in den
Elsaͤsser-Faͤrbereien beim Faͤrben mit dem im Elsaß gewachsenen
Krappe kohlensauren Kalk zusezte, um der Farbe mehr Haltbarkeit zu geben. –
Nach den angestellten Untersuchungen enthaͤlt der Krappboden bei Avignon bis
an 90 Proc. kohlensaure Kalkerde, waͤhrend im Elsaß der Krapp in einem
quarzigen, kalkarmen Boden gebaut wird. Es war demnach zu ermitteln, ob das Klima
oder das Erdreich einen groͤßeren Einfluß auf die Qualitaͤt des
Krappes uͤbe. Die Loͤsung dieser Frage bezwekte die
landwirthschaftliche Section der Gesellschaft durch mehrere Versuche, welche sie
anstellte, indem sie Krapppflanzen in einem Erdreiche, welches sie von Avignon
kommen ließ, und in Elsaͤsser-Boden, dem kuͤnstlich 50 bis 80 Proc.
kohlensaurer Kalk zugesezt worden, baute. Die von beiden gewonnenen Krappwurzeln
gaben beim Faͤrben eben so schoͤne und haltbare Farben, wie der beste
Avignoner-Krapp; waͤhrend mit Krapp, der nebenan auf gewoͤhnlichem
kieseligen Elsaͤsser-Boden gezogen worden, nur fluͤchtige Farben
erzielt werden konnten, die der Schoͤnung nicht widerstanden. Die Section
haͤlt es hiedurch fuͤr vollkommen erwiesen, daß Krapp auf kalkigem Boden in Elsaß und
anderwaͤrts eben so gut wird, wie zu Avignon, indem der an lezterem Orte
erzielte Krapp lediglich dem großen Kalkgehalte des Bodens seine große Guͤte
verdankt. – (Wir wuͤnschen sehr, daß die wichtigen Resultate dieser
Versuche bei unseren Oekonomen alle Beruͤksichtigung finden moͤchten,
damit unseren Fabriken zu wohlfeilerem Preise als bisher einer der wichtigsten
Farbstoffe geliefert werde; denn der Guͤte und der Wohlfeilheit seines
Krappes allein verdankt Frankreich die Vorzuͤge einiger weniger seiner
Fabrikate vor den unserigen. Wir besizen in unserem Vaterlande große Streken
unbenuzten Kalkbodens, die sich wahrscheinlich sehr gut zum Krappbaue eignen
duͤrften; wenigstens eben so gut als der Kreideboden der sogenannten lausigen
Champagne, auf welchem man in neuester Zeit den Krappbau mit Vortheil betrieben zu
haben versichert. Die Société industrielle
beguͤnstigt diesen Anbau durch zwekmaͤßige Anweisungen und Preise;
moͤchten unsere landwirthschaftlichen Vereine der Sache gleiche
Aufmerksamkeit schenken!)
Ueber den Byssus oder die Muschelseide
findet man in dem neuesten Bande der von der Akademie in Turin
herausgegebenen Abhandlungen einen sehr interessanten Aufsaz des Hrn. Prof. Lavini. Diese thierische Faser, womit sich die
Stekmuschel und namentlich die Pinna nobilis im Meere an
Felsen und dergleichen zu befestigen pflegt, zeichnet sich den angestellten
Untersuchungen gemaͤß durch die vielen Stoffe aus, die in ihr enthalten sind.
Die Analyse ergab naͤmlich, abgesehen von Kohlenstoff, Wasserstoff,
Sauerstoff und Stikstoff, auch noch Jod, Chlor, Brom, Phosphor, Sodium, Kalium,
Magnesium, Silicium, Calcium, Aluminium, Mangan und Eisen als die einfachen
Bestandtheile derselben. Der Byssus laͤßt sich bekanntlich zu Zeugen
verarbeiten, die sich durch ihre Waͤrme und durch ihre Geschmeidigkeit
auszeichnen; seine Faser besizt beilaͤufig die Staͤrke der Wolle.
Seine Farbe ist an einigen Stellen dunkelgrau, an anderen mordoré und an
anderen gelb; verduͤnnte Schwefelsaͤure veraͤndert diese Farbe
nicht; verduͤnnte Salpetersaͤure macht sie ins Rothgelbe
uͤbergehen. Essigsaͤure entfaͤrbt den Byssus an den Enden;
Aezkali verwandelt ihn in eine Gallerte. Schwefel war keiner in demselben zu
entdeken. (Hermés, No. 36.)
Naphtha-Quelle in Amerika.
Vor 10 Jahren bohrte man in der Naͤhe von Burksville in Nordamerika auf
Salzquellen, als man ploͤzlich in einer Tiefe von 200 Fuß nach Durchbrechung
von festem Gesteine auf eine Naphtha- oder Steinoͤhl-Quelle traf, die mit
solcher Gewalt emporstroͤmte, daß sich der Strahl 12 Fuß hoch uͤber
den Boden erhob. Diese Gewalt ließ zwar nach einigen Minuten, waͤhrend denen
ungefaͤhr 75 Gallons in der Minute ausgestroͤmt seyn mochten, nach;
allein die Quelle floß doch mehrere Tage und bahnte sich einen Weg in den
benachbarten Fluß Cumberland, auf dessen Oberflaͤche das Oehl fortschwamm.
Einige Neugierige, welche sehen wollten, ob dieses Oehl auch brenne,
naͤherten sich dem Flusse mit einem Lichte, worauf denn ploͤzlich der
ganze Fluß eine Flamme aufschlug, die sich uͤber die hoͤchsten
Baͤume erhob und den am Ufer gelegenen Laͤndereien großen Schaden
brachte. Die Quelle hoͤrte spaͤter von selbst zu fließen auf; man
glaubte mit Pumpen sie fortwaͤhrend in Fluß erhalten zu koͤnnen;
allein man irrte sich, und man bekam nie Oehl, ausgenommen die Quelle
oͤffnete sich von selbst, was in den lezten 6 Jahren zwei Mal Statt fand. Der
lezte Ausfluß ereignete sich am 4. Jul. 1835, und man sammelte waͤhrend der
sechs Wochen seiner Dauer gegen 20 Faͤsser Steinoͤhl oder Naphtha. Das
Oehl und das Salzwasser, womit es bei dieser Gelegenheit stets vermengt ist, scheint
durch ein Gas emporgetrieben zu werden, denn der Ausfluß findet gewoͤhnlich
unter einem unterirdischen, dem Donner aͤhnlichen Geraͤusche Statt.
Die ausfließende Naphtha ist sehr fluͤchtig, besizt den bekannten
durchdringenden Geruch, ist gruͤnlich, wird an der Luft jedoch bald
braͤunlich, und laͤßt sich nicht in hoͤlzernen Gefaͤßen,
welche sie durchdringt, aufbewahren. (Hermés, No.
20.)
Einfuͤhrung des Nutt'schen Bienenstokes im Elsaß.
Die Société industrielle in Mulhausen
uͤbergab Hrn. Oswald in Niederbruck in ihrer
Sizung vom 25. Mai l. I. auf einen sehr guͤnstigen und ausfuͤhrlichen
Bericht, den man in Nr. 44 des Bulletin dieser
Gesellschaft nachlesen kann, die silberne Medaille fuͤr Einfuͤhrung
des Nutt'schen Bienenstokes im Elsaß. Da wir uͤber
diesen Bienenstok bereits ausfuͤhrlich in unserem Journale gehandelt haben,
so begnuͤgen wir uns die hoͤchst guͤnstigen Resultate des Hrn.
Oswald zur allgemeinen Kenntniß zu bringen. Es wurden
naͤmlich in mehrere Bienenstoͤke aus Stroh Schwaͤrme, welche 3
1/2 Pfd. wogen, in den Nutt'schen hingegen einer von 4
Pfd. Schwere gebracht. Der beste der ersteren gab am Schlusse des Jahres eine Ernte
von 46 Pfd. Honig und Wachs, waͤhrend aus dem Nutt'schen mehr als das Doppelte, naͤmlich volle 105 Pfd. ausgenommen
wurden. Hr. Oswald hofft in solchen Jahrgaͤngen,
die der Bienenzucht guͤnstiger sind, als das J. 1835 es war, noch weit
vortheilhaftere Resultate zu erzielen. – Das Journal
des connaissances usuelles berichtet in seinem dießjaͤhrigen
Augusthefte, daß in dem heurigen heißen Sommer bei vieren von den 10 Nutt'schen Bienenstoͤken, welche die Redaction
besizt, das Schwaͤrmen nicht verhuͤtet werden konnte; daß man die
Schwaͤrme jedoch in die seitlichen Kasten brachte, in welchen die Bienen nun
friedlich fortarbeiten, obschon diese Kasten mit dem mittleren, in welchem sich der
alte Schwarm befindet, in offener Communication stehen. Er macht darauf aufmerksam,
wie nothwendig es ist in der heißen Jahreszeit, besonders bei den ersten Anzeichen
einer starken Bevoͤlkerung der Stoͤke, diese gegen die Hize zu
schuͤzen, indem man alle Communicationen der einzelnen Faͤcher und die
gegen Norden gelegene Oeffnung oͤffnet. Uebrigens ist nicht zu vergessen, daß
das Abschwaͤrmen im ersten Jahre uͤberhaupt schwerer zu
verhuͤten ist, als in den folgenden Jahren, weil die Bienen fruͤher
daran gewoͤhnt waren. Ob in den Stoͤken, in welche die
Schwaͤrme zuruͤkgebracht wurden, nur eine oder zwei Koͤniginnen
vorhanden sind, daruͤber ist das erwaͤhnte Journal nicht klar; dagegen
stimmt es mit in die Lobspruͤche uͤber den großen Ertrag der Nutt'schen Stoͤke ein.
Ueber unausloͤschliche Tinte.
Bei Gelegenheit einer Reclamation uͤber Sicherheitspapiere brachte Hr. Dulong der franzoͤsischen Akademie in Erinnerung,
daß das beste Mittel die Verfaͤlschung einer Schrift zu verhindern, darin
besteht, als Tinte chinesische Tusche anzuwenden, die in Salzsaͤure oder auch
bloß in Essigsaͤure aufgeweicht worden ist. (Hermés No. 41.) Man findet das Ausfuͤhrliche
hieruͤber in einem Bericht der franzoͤsischen Akademie im Polyt.
Journal Bd. XLIV. S. 117.
Anwendung des Jacquart-Stuhles auf
die Baumwollwaaren-Fabrication.
Hr. Fr. Med. Schlumberger betreibt die Fabrication von
baumwollenen Tischdeken und verschiedenen façonnirten Schnittwaaren auf dem
Jacquart-Stuhle, die erst seit dem Jahre 1830 durch
Hrn. Alex. Frank im Elsaß begruͤndet wurde, mit
bestem Erfolge im Großen. Er erzeugt seit einiger Zeit Teppiche oder Deken von
solcher Groͤße, daß beim Weben derselben bis an 2232 Haͤkchen und
12,000 Cartons erforderlich sind; er ahmt hiebei einen Artikel nach, den die
Englaͤnder aus Wolle, und aus Wolle, die mit Baumwolle vermengt ist,
fabriciren. Da seine Fabricate lediglich aus Baumwolle bestehen, so sind sie viel
wohlfeiler als die englischen, mit denen sie, was das aͤußere Aussehen
betrifft, dessen ungeachtet einen vortheilhaften Vergleich aushalten. Der Arbeiter
arbeitet nur mit einem Gange, und wird nicht viel muͤder als beim Weben eines
einfachen Calico. Er kann des Tages drei Teppiche von 5/4 Breite erzeugen. Einen
guͤnstigen Bericht uͤber die Fabricate des Hrn. Schlumberger findet man im Bulletin de la
Société industrielle de Mulhausen, No. 44.