Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 61, Jahrgang 1836, Nr. XXIX., S. 153 |
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XXIX.
Miszellen.
Miszellen.
Carter's Chronometer.
Bei der am 1. April l. J. geschlossenen Preisebewerbung, welche jaͤhrlich an
dem koͤnigl. Observatorium in Greenwich unter den Chronometern verschiedener
Kuͤnstler Start fand, wurde abermals ein Chronometer des Hrn. John Carter in London 207 Tooley-Street, und zwar
jenes, welches die Nr. 160 traͤgt, mit dem Preise beehrt. Von 64
Chronometern, welche im Maͤrz 1835 auf das Observatorium gebracht wurden, war
im Januar 1836 nur mehr jenes des Hrn. Carter
uͤbrig, da alle uͤbrigen bereits besiegt waren. Der groͤßte
Irrthum, der sich an diesem innerhalb 12 Monaten zeigte, betrug 1,47 Secunden! Die
Regierung hat fuͤr die Zukunft alle weiteren Chronometerproben eingestellt.
(Mechanics' Magazine, No. 662.)
Capital, Ertrag und Verkehr an den vorzuͤglichsten
Eisenbahnen in England.
Das Mechanics' Magazine enthaͤlt in dieser
Hinsicht in seiner No. 670 folgende Zusammenstellung, welche aus den Untersuchungen,
die von den Parliaments-Commissionen in dieser Beziehung angestellt wurden,
entnommen sind.
Textabbildung Bd. 61, S. 153
Nahmen der Bahn; Capital;
Laͤnge der Bahn in englischen Meilen; Zahl der Passagiere in einem Jahre;
Rindvieh; Zahl der Schafe, Laͤmmer u. Schweine; Zahl der jaͤhrlich
befoͤrderten Tonnen; Netto-Ertrag; Gewinn in Procenten; Eastern
Counties Railway (von London nach Chelmsford, Colchster; Ipswich; Norwich und
Yarmouth); London und Greenwich; Cambridge; Southampton; Birmingham; North
Midland; South Eastern (London nach Dover); Great Western (London nach Bath und
Bristol); Midland Counties (Leicester und Rugby); Manchester und Leeds;
Liverpool und Manchester; Newcastle und North Shields; Thames Haven; York und
North Midland; North of England; Pfd. St
Hiebei ist noch nicht in Anschlag gebracht, um wie viel der Verkehr
hoͤher steigen wuͤrde, wenn in Harwich und Yarmouth wieder
Paketbootstationen errichtet wuͤrden.
Die Dividenden dieser Compagnie sind durch eine Parliamentsakte auf 10 Proc.
beschraͤnkt.
Ueber die Eisenbahnen in den Vereinigten Staaten.
Nach glaubwuͤrdigen Angaben, schreibt das American
Railroad Journal, haben die gegenwaͤrtig in den Vereinigten Staaten
im Baue oder in der Ausmessung befindlichen Eisenbahnen zusammen eine Laͤnge
von 3000 engl. Meilen. Jeder Yard der hiezu erforderlichen Schienen wiegt 62 1/2
Pfd.; da eine Meile 1760 Yards hat, so braucht man. fuͤr jede Meile einer
doppelten Schienenbahn 238 Tonnen Eisen, abgesehen von den Ketten, Schrauben, Bolzen
etc. Man kann daher fuͤglich 250 Tonnen Eisen auf jede englische Meile
rechnen, wonach also auf obige 3000 Meilen 750,000 Tonnen Eisen kommen. Die
Nachfrage nach Schieneneisen fuͤr Amerika ist deßhalb in England auch so
außerordentlich gestiegen, daß dasselbe Stabeisen, welches vor einem Jahre an den
Eisenwerken in Wallis zu 6 Pfd. 10 Schill. bezahlt wurde, gegenwaͤrtig zu 9
Pfd. 10 Schill. notirt wird! Nach New-Yorker Blaͤttern haben
amerikanische Haͤuser in England bereits wirklich uͤber die Lieferung
von 400,000 Tonnen Schieneneisen contrahirt. Rechnet man die Tonne Schieneneisen,
welches theurer ist als das Stabeisen, zu 50 Dollars, so hat sich also das
amerikanische Volk durch diese Contracte verbindlich gemacht an England nicht
weniger als 20 Millionen Dollars fuͤr Schieneneisen zu bezahlen.
Wuͤrden vollends alle unsere projectirten Eisenbahnen mit englischen Schienen
gebaut werden, so wuͤrde Nordamerika in 7 Jahren, denn so lange kann der Bau
dauern, einen Tribut von 50 Millionen Dollars an England bezahlen, und dieß
fuͤr ein Material, welches in den Bergen der Vereinigten Staaten zugleich mit
der besten Kohle in solcher Menge zu finden ist, daß der Bedarf der ganzen Welt
damit gedekt werden koͤnnte!! (Mechanics' Magazine,
No. 670.)
John Macneill's Wegmesser.
Hr. John Macneill Esq., der unseren Lesern bereits
mehrfach bekannt ist, schreibt in einem an den Herausgeber des Magazine of Popular Science gerichteten Briefe, daß er
an dem Instrumente, welches er vor einigen Jahren erfand, und welches den Zustand
der Oberflaͤche der Straßen, so wie auch die Zugkraft, die auf jedem
einzelnen Theile derselben nothwendig war, andeutet, einige Verbesserungen
angebracht habe. Das neue Instrument wird mit großer Genauigkeit den Gesammtbetrag
der Impulse, weiche die Pferde mit ihren Schultern auf das Kummet ausuͤbten,
angeben; es wird nicht nur mittelst eines Zeigers den an jeder Stelle der Straße
gemachten Kraftaufwand andeuten, sondern zugleich auch die Zahl der Stoͤße
registriren; am Ende einer Tagreise wird man aus ihm abnehmen koͤnnen, welche
Gesammtkraft noͤthig war, um den Wagen fortzuschaffen, und welche Kraft an
jedem einzelnen Theile der durchfahrenen Straße erforderlich gewesen ist. Eben so
wird es endlich die zuruͤkgelegten Anhoͤhen oder Abhaͤnge
andeuten, so daß man sich auf diese Weise einen genauen Durchschnitt einer jeden
Straße verschaffen kann. Hr. Macneill verspricht eine
Zeichnung seines Instrumentes, welches er einen Road-Indicator nennt, demnaͤchst bekannt zu machen.
Ein Beispiel der Wirkung von Windstoͤßen auf
Kettenbruͤken.
Der Sturm, welcher am 23. Februar l. J. an der Meerenge von Menai wuͤthete,
war wahrscheinlich der heftigste seit der Erbauung der uͤber diese Enge
fuͤhrenden Kettenbruͤke. Der Wind, welcher aus SW tobte, schien gleichsam von Oben auf die
Bruͤke herab zu kommen, und erzeugte, obschon er keine seitliche Bewegung
hervorbrachte, der ganzen Laͤnge der zwischen den Tragpyramiden befindlichen
Streke nach, eine Undulirung, welche nicht weniger als 16 Fuß senkrechte
Hoͤhe hatte: d.h. der eine Theil befand sich um 8 Fuß uͤber und der
andere zu gleicher Zeit um 8 Fuß unter der horizontalen Linie. Die hoͤchsten
und tiefsten Punkte dieser Art von Woge befanden sich beilaͤufig in der Mitte
zwischen den Tragpyramiden und dem Mittelpunkte der Spannung. Die Undulirung hatte
ruhig und gleichmaͤßig Statt, quer gegen die Straße war jedoch die Gewalt
ungleich, so daß bald die eine, bald die andere Seite hoͤher stand. Wegen
dieser lezteren Unregelmaͤßigkeit kam die Verkleidung an einigen Stellen in
Unordnung; auch brachen einige der senkrechten Aufhaͤngstangen und einige der
kleinen Baͤnder, wodurch die Haͤngeketten mit einander verbunden sind. Die Saͤttel
auf dem Scheitel der Pyramiden, welche die mittleren Haͤngeketten mit den an
die beiden Ufer laufenden Ketten verbinden, hatten jedoch nicht den geringsten
Schaden, gelitten. Kaum hatte der Wind aufgehoͤrt, so hoͤrten auch
alle Undulationen auf, und Fuhrwerk passirte wie fruͤher uͤber die
Bruͤke. Die noͤthigen Reparaturen duͤrften sich im Ganzen nicht
hoͤher als auf 20 bis 30 Schill. erheben. Um die Gewalt des Windes, der
diesem herrlichen Baue des unsterblichen Telford eine so
unvermuthete Probe bereitete, vollkommen wuͤrdigen zu koͤnnen, ist zu
bemerken, daß die Tragpyramiden 173 Fuß uͤber dem niederen Wasserstande
betragen; daß sie 552 Fuß von einander entfernt sind, und daß sich zwischen ihnen
eine Last von wenigstens 650 Tonnen schwingt! (Aus dem Magazine of Popular Science, No. 2.)
Ueber die mechanischen Wirkungen der durch Reibung entwikelten
Elektricitaͤt in den Baumwollspinnereien und Tapetenfabriken.
Hr. Colladon besuchte bei trokener kalter Witterung die
Baumwollspinnerei der HH. Blech, Fries u. Comp. in
Muͤlhausen, und war erstaunt saͤmmtliche Vorspruͤnge der
Maschinen mit zahlreichen kleinen Baumwollfaserchen bedekt zu sehen. Die an den
Kanten angesammelten Fasern schienen einander stark abzustoßen, und divergirten wie
die Buͤschel, die man sonst zuweilen an den Elektrisirmaschinen anzubringen
pflegt. Naͤherte man diesen Fasern die Hand, so wendeten sie sich sogleich
auf die entgegengesezte Seite; zog man die Hand zuruͤk, so standen sie
sogleich wieder auf. Diese Erscheinung erklaͤrt sich leicht dadurch, daß die
Baumwolle beim Spinnen zusammengedruͤkt, ausgezogen und gedreht wird, hiebei
mit metallischen Oberflaͤchen in Beruͤhrung kommt, und viele
Elektricitaͤt entwikelt. Die Baumwollfaͤden nehmen die negative, die
Maschinen hingegen die positive Elektricitaͤt auf; ist die Luft feucht, so
werden die Faͤden zu Leitern, so daß sich beide Elektricitaͤten
beinahe unmittelbar vereinigen und unbemerkbar werden; ist die Luft hingegen sehr
troken, so wird die Leitung beeintraͤchtigt, die Faden behalten ihre
elektrische Spannung laͤnger und ihre Elektricitaͤt pflanzt sich an
die Luft mit. Dieser Spannungszustand, der die Trennung, der Fasern von einander
beguͤnstigt, ist offenbar der Spinnerei nachtheilig, indem er ein
haͤufigeres Blechen der Faͤden veranlaßt. In Manchester
unterlaͤßt man daher auch das Spinnen sehr feiner Nummern wenn Nordost weht;
und in mehreren Spinnereien wird, wenn der Hygrometer eine sehr trokene Luft
andeutet, ein Dampfstrahl in die Spinnsaͤle eingelassen. Man erklaͤrte
dieß bisher allgemein durch die Trokenheit der Luft, dieß mag zum Theil richtig
seyn; aber offenbar spielt hier die Elektricitaͤt eine noch weit wichtigere
Rolle. – Ein zweites Beispiel dieser Art beobachtete Hr. Colladon in der Tapetenfabrik des Hrn. Zuber. Bei der Fabrication der rauhen oder sammetartigen
Tapeten wird naͤmlich zuerst mit Modeln Leim auf jene Stellen des Papieres
gedrukt, auf denen man den Wollstaub fixiren will. Nachdem dieß geschehen ist,
laͤßt man das Papier durch zwei in den Seitenwaͤnden angebrachte
Oeffnungen in den oberen Theil einer großen Kiste laufen. Der Boden dieser Kiste ist
ein Paar Zoll hoch mit Wollstaub gefuͤllt, der durch elastische
Schnuͤre fortwaͤhrend nach allen Richtungen umher geschnellt wird, so
daß der ganze leere Raum der Kiste bestaͤndig mit dichtem Staube
erfuͤllt ist, der sich dann an die beleimten Stellen ansezt. Hr. Zuber versuchte mehrere Male auf dieselbe Weise auch
Seidenstaub aufzutragen, was jedoch immer mißlang. Die Ursache hievon liegt, wie Hr.
Zuber glaubt, in dem Einflusse der durch Reibung der
Seidenfasern entwikelten Elektricitaͤt, in Folge deren sich die Fasern nie
gleichmaͤßig an das Papier ansezen, wohl aber gleich nach wenigen Augenbliken
die Waͤnde der Kiste, besonders an den Kanten und Vorspraͤngen
derselben uͤberziehen. (Bibliothèque
universelle, Februar 1836.)
Ueber den Mechanismus der menschlichen Stimme.
Hr. Cagniard-Latour, Praͤsident der
philomatischen Gesellschaft in Paris, legte dieser Gesellschaft in einer Anfangs
Junius gehaltenen Sizung zwei kuͤnstliche, aus Kautschuk verfertigte,
menschliche Stimmrizen vor, um zu beweisen, daß die Stimme ein Mundstuͤkton (son d'anche) sey. Die sogenannte kuͤnstliche
Stimmrize besteht aus einer kurzen Kautschukroͤhre, welche unten in einem
Ringe aus Schilf von beilaͤufig 6 Linien im Durchmesser stekt,
waͤhrend sie sich oben in eine 15zollige Abplattung, die die Lippen der
Stimmrize vorstellen, endigt. Blaͤst man bei der unteren Oeffnung in diese
Vorrichtung, und haͤlt man die oberen Raͤnder mit den Fingern
gespannt, so hat man einige Muͤhe einen Ton herauszubringen; legt man
hingegen die Finger 7 bis 8 Linien unter dem Rande so an, daß hiedurch zwei andere
gespannte Linien entstehen, welche die unteren Baͤnder oder die unteren
Lippen der Stimmrize vorstellen, so kann der Ton, sehr leicht hervorgebracht und
sogar modulirt werden. Es scheint demnach waͤhrend des Durchganges der Luft
zwischen den unteren Baͤndern eine vorbereitende Schwingung zu entstehen. Hr.
Cagniard-Latour glaubt, daß namentlich der
Falsett durch die Wirkung dieser unteren Baͤnder hervorgebracht werde, (Hermes, No. 12)
Mignard-Billinge's kupferne Roͤhren ohne
Loͤthung.
In vielfachen Faͤllen, namentlich aber bei dem Baue hydraulischer Pressen,
fuͤhlte man schon lange das Beduͤrfniß nach kupfernen Roͤhren,
welche einen großen Widerstand zu leisten im Stande sind und sich zugleich nach
allen Richtungen centriren lassen. Die geschweißten Roͤhren lassen oft aus
und zwar gewoͤhnlich an den Loͤthungen und an den Stellen, welche
gebogen werden muͤssen; uͤberdieß dringt das Loth nicht selten auch in
das Innere der Roͤhren, wodurch deren Canal verengert wird, so daß man
gezwungen ist, den Roͤhren zur Vorsorge einen etwas groͤßeren
Durchmesser zu geben, als es eigentlich nothwendig waͤre. Alle diese
Maͤngel sind an den ausgezogenen Kupferroͤhren, welche Hr. Mignard-Billinge in Paris verfertigt, und
woruͤber Hr. Saulnier der Société d'encouragement Bericht erstattete, beseitigt. Nach
den vor einer Commission angestellten Versuchen halten derlei Roͤhren von 8
Millimeter im Lichten und 3 1/2 Millimeter in der Dike, wie man sie zu hydraulischen
Pressen braucht, einen groͤßeren Druk aus, als man zu erzeugen vermochte:
einen Druk, den man auf mehr als 500 Atmosphaͤren schaͤzte. Andere
derlei Roͤhren, die man absichtlich verduͤnnt hatte, gaben einem Druke
von beilaͤufig 200 Atmosphaͤren nach, eine derselben hatte 10
Millimeter im Durchmesser und 1 1/4 Millimeter Dike; eine andere hatte 12 1/2
Millimeter im Durchmesser und 1/2 Millim. Dike. Der Bruch erfolgte nach der
Laͤngenrichtung, und bot das Eigenthuͤmliche, daß der Sprung bereits
bis zur Haͤlfte der Kupferdike bestand, so daß nur die eine Haͤlfte
den Widerstand geleistet hatte. Hr. Mignard-Billinge hat bereits zwei goldene Medaillen von Seite der
Gesellschaft erhalten, und zeigt sich ihrer durch seine neuen, Anstrengungen
fortwaͤhrend wuͤrdig. (Aus dem Bulletin de la
Société d'encouragement. Maͤrz 1836.)
Ueber den Ursprung und die Bestandtheile des Gummigutts
trugen die DD. Christian und Graham kuͤrzlich vor der Royal Society in Edinburgh eine Abhandlung vor, in welcher lezterer
bewies, daß das Ceylanische Gummigutt weder von Linne's
Garcinia Gambogia, noch wie Murray und Koͤnig behaupteten, von Stalagmites gambogioides, noch wie Dr. Wight und Arnott meinten,
von Xanthochymus ovalifolius, sondern von Lamarck's und Gartner's
Garcinia oder Mangostana
morella gewonnen wird. Das Siamesische Roͤhrengummigutt
enthaͤlt nach Christison in 100 Theilen: 72,2
Harz, 23,0 Gummi, 4,8 Feuchtigkeit. Das Siamesische Gummigutt in Kuchen
enthaͤlt 64,8 Harz, 20,2 Gummi, 5,6 Sazmehl, 5,3 Holzfaser, 4,1 Feuchtigkeit.
Das Ceylanische Gummigutt von Oberst Walker eingesandt, besteht in 400 Theilen aus:
70,2 Harz. 19,6 Gummi, 5,6 Holzfaser, 4,6 Feuchtigkeit. Ceylanisches Gummigutt von
David Blair enthielt: 75,5 Harz, 18,3 Gummi, 0,7
Kirschengummi, 4,8 Feuchtigkeit. Das Verhaͤltniß des Gummi zum Harze
wechselte in saͤmmtlichen Sorten, der Unterschied betrug jedoch nie
uͤber 2 Proc. – Hr. Christison schließt aus
seinen Untersuchungen, daß das Siamesische Kuchengummigutt kein Naturproduct,
sondern ein Fabrikat ist; und daß das Ceylanische Gummigutt nach Entfernung der
Holzfaser dem Siamesischen vollkommen gleichkommt, (Repertory
of Patent-Inventions. Mai 1836, S. 317.)
Laurence's Macerationsproceß fuͤr die
Runkelruͤbenzuker-Fabrication.
Das Journal des connaissances usuelles schreibt in seinem
Maihefte S. 232, daß das doppelte Macerationsverfahren, welches Hr. Laurence, Zukerfabrikant in Gracedieu im Dept. de la Charente-Inferieure schon seit dem
Jahre 1832 erfunden, gegenwaͤrtig einen solchen Grad von Vollkommenheit
erlangt habe, daß man davon eine gaͤnzliche Umwandlung der Zukerfabrication
erwarten darf. 1000 Pfd. Runkelruͤbenbrei geben 992 Pfd. Saft zu 5°
und 444 zu 2,5°. Man braucht keine Pressen, keine Saͤke, keine
Geflechte, und kann mit einem Materiale, welches 200 Fr. kostet, in 24 Stunden je
400 Hectoliter Saft gewinnen. Der Saft geraͤth selbst nach 24 Stunden nicht
in Gaͤhrung; die Arbeit ist einfach, fabrikmaͤßig, und erfordert
weniger Menschenhaͤnde, als die aͤlteren Methoden; die
Laͤuterung und das Versieden geschieht mit groͤßter Leichtigkeit
uͤber freiem Feuer. Das ruͤkstaͤndige Mark gibt noch ein sehr
gutes Viehfutter und kann lange Zeit aufbewahrt werden. Hr. Laurence verspricht sich
außerdem auch noch andere Vortheile, namentlich den: selbst bei Anwendung der
gewoͤhnlichen Menge thierischer Kohle auf den ersten Guß schoͤnen
Zuker in Broden zu erzielen. Hr. Laurence verspricht
uͤber sein Verfahren billig mit den Fabrikanten unterhandeln zu wollen, und
bemerkt, daß sich seine Apparate nach einfacher Zeichnung herstellen lassen. In zwei
Stunden soll Jedermann den ganzen Gang des Verfahrens kennen lernen.
Recept zur Bereitung eines Johannisbeerenweines.
Das Journal des connaissances usuelles gibt folgende
Vorschrift zur Bereitung des sogenannten Johannisbeerenweines. Man preßt die reifen
Johannisbeeren durch ein Tuch, und sezt auf 6 Pfd. des truͤben Saftes 3 Pfd.
gutschmekenden Franzbranntwein, 1 1/4 Pfd. weißen Zuker und 6 Pfd. Wasser zu. Das
Gemenge wird in ein luftdicht verschlossenes irdenes Gefaͤß gebracht und von
Zeit zu Zeit aufgeschuͤttelt, wo der Zuker dann in 7 bis 8 Tagen
aufgeloͤst seyn wird. Nach dieser Zeit kann man die Fluͤssigkeit
abgießen, und in gut verschlossenen Gefaͤßen aufbewahren; sie gibt nach
einiger Zeit ein sehr gutes Getraͤnk, welches beinahe an den Constantiawein
erinnert! So schreibt man in einem Weinlande!
Bird's verbesserte Drukerschwaͤrze und
Anstreichfarbe.
Hr. John Wird, Gentleman von Birmingham, erhielt am 15.
Okt. 1835 ein Patent auf eine verbesserte Drukerschwaͤrze und Anstreichfarbe,
welches im Repertory of Patent-Inventions, Junius
1836, S. 363 folgender Maßen beschrieben wird. „Ich nehme eine gewisse
Menge einer mineralischen Substanz, welche sich auf meinem Besizthume in Dinas
Mowddwy in Merionethshire im Nordwallis und anderwaͤrts haͤufig
findet, reinige sie durch Waschen von allen schieferigen und sonstigen
fremdartigen Substanzen, und trokne sie. Diese Masse, welche ein roͤchst
feines, zwischen den Fingern kaum fuͤhlbares Pulver bildet, ist eine
natuͤrliche Verbindung von beilaͤufig 46 Kieselerde, 42 Thonerde
und 12 kohliger Substanz. Um aus ihr Buchdrukerschwaͤrze zu bereiten,
reibe ich sie mit dem gesottenen oder praͤparirten Oehle ab, welches man
gewoͤhnlich zu dieser Schwaͤrze nimmt. Zur Bereitung einer
Schwaͤrze fuͤr den Gebrauch der Kupferstichdrukereien nehme ich
meine Masse anstatt der Frankfurter Schwaͤrze, die man sonst
gewoͤhnlich dazu nimmt. Eben so bereite ich aus meiner Masse mit
verschiedenen Oehlen, Geistern etc. mehrere Anstriche, so wie auch
Stiefelwichse. Ich beschraͤnke mich hiebei auf keine bestimmten
Verhaͤltnisse, sondern nehme von allen Ingredienzien so viel als ich
fuͤr geeignet finde.“ Dieß ist der wesentliche Inhalt dieser
erbaulichen Patentbeschreibung!
Belang der schweizerischen Baumwollenspinnerei.
Nach einer neulich von Hrn. Regierungsrath Bruͤndli
mit großer Sorgfalt vorgenommenen Zaͤhlung enthaͤlt dermalen der
Kanton Zuͤrich 87 Baumwollenspinnereien mit 292,960 Spindeln. Sehr
wahrscheinlich kommt die Spindelnzahl in der uͤbrigen Schweiz jener im Kanton
Zuͤrich nicht ganz, doch beinahe gleich; fuͤglich lassen sich daher
fuͤr die ganze Schweiz wenigstens 560,000 Spindeln
rechnen.
Aus der Zahl der Spindeln laͤßt sich mit ziemlicher Zuverlaͤssigkeit
die jaͤhrliche Production an Garn ermitteln.
Nach der Baseler Zeitung ist diese per Spindel zu 30 Pfd.
(engl.) anzunehmen; die Schweiz producirte demnach circa
17 Mill. Pfd. Garn, und verbrauchte dazu nahe an 19 Mill. Pfd. Baumwolle, und dieses
Quantum stimmte wirklich ganz genau mit dem von Baines
angegebenen Consum uͤberein. Fast zu genau jedoch; denn da diese Angabe
fuͤr 1851 gilt, so muͤßte der Consum dermalen bedeutend groͤßer
seyn. In der That glauben wir aber denselben auch etwas hoͤher berechnen zu
duͤrfen.
In England consumirt die Spindel freilich nur 30 Pfd. Baumwolle, und liefert nur 27
Pfd. Garn; in der Schweiz hingegen mag jede wohl um so mehr oder 36–38 Pfd.
Baumwolle verspinnen. Denn 1) liefert unstreitig die Schweiz im Durchschnitte weit
groͤberes Garn, und wir koͤnnen, da England troz seiner vielen
Feinspinnereien Nr. 40 als durchschnittliche rechnet, diese fuͤr die Schweiz
nur zu 30 oder 32 annehmen. 2) betraͤgt die woͤchentliche Arbeitszeit
dort nur 69, in der Schweiz an 80 Stunden. 5) fuͤhrt hier jeder Spinner nur
einen Stuhl. Zu jener Annahme halten wir uns uͤbrigens um so mehr berechtigt,
da uns bekannt ist, daß gewisse Schweizer Spinnereien schon 70 und mehr Pfd.
Baumwolle jaͤhrlich per Spindel consumirt haben,
und aus einem 1831 dem Congresse der Vereinigten Staaten vorgelegten Berichte sich
ergibt, daß die dortigen Spinnereien, die allerdings noch weit niedrigere Nummern
produciren, per Spindel 61 Pfd. Baumwolle verbrauchten.
– So absurd also die in vielen Schweizerblaͤttern wiederholte Angabe
von 150 Pfd. Garn per Spindel ist, so halten wir doch
die Annahme von 32–33 Pfd. Garn oder 36–38 Pfd. Baumwolle nicht
fuͤr uͤbertrieben, und berechnen demnach fuͤr
saͤmmtliche 560,000 Spindeln in der Schweiz den Verbrauch an Baumwolle aus 20
1/2 – 21 Mill. Pfd. (engl.) und die Production an Garn auf 18 Mill. Pfd.
(Nimmt man an, daß 1 Pfd. Baumwolle 1 Fr. Fracht koste, und daß der Werth durch die
gesammte Fabrikation nur auf das 3fache erhoͤht werde (in England rechnet man
das 4fache, und in Frankreich das 6fache), so ergibt sich, daß ohne die Verarbeitung
des eingefuͤhrten engl. Garns in Anschlag zu bringen, die
Baumwollen-Fabrikation jaͤhrlich einen Werth von wenigstens 41 Mill.
Fr. erzeugt.) Stellen wir nun noch einige Vergleichungen an.
Großbritannien (mit 25 Mill. Einwohnern) verbrauchte nach Baines 1833 282 Mill. Pfd. Baumwolle mit 9 1/3 Mill. Spindeln.
England allein (mit 14 1/2 Mill. Einw.) 250 Mill. Pfd. Baumwolle mit 8 Mill.
Spindeln.
Frankreich (mit 32 1/2 Mill. Einw.) circa 80 Mill. Pfd. Baumwolle mit 3 Mill.
Spindeln.
Die Bereinigten Staaten (13 Mill. Einw.) 1851 in 791 Spinnereien mit 1 l/4 Mill.
Spindeln 77 Mill. Pfd. Baumwolle.
Die Schweiz (mit 2 1/4 Mill. Einw.) mit 560,000 Spindeln 20 1/2 Mill. Pfd.
Baumwolle.
Es kommen hiemit
in England auf
1000
Einw.
550 Spindeln,
und auf 1
Einw.
17 1/4
Pfd. Bw.
in Großbr.
–
–
373 –
–
11 1/4
–
in der Schweiz
–
–
248 –
–
9
–
in den Ver. St.
–
–
96
–
–
6
–
in Frankreich
–
–
93
–
–
2 1/2
–
Bekanntlich ist die Maschinenspinnerei in der Schweiz und in Frankreich zu gleicher
Zeit ungefaͤhr eingefuͤhrt worden, und bekanntlich ist sie dort von
Anfang an bis auf diesen Tag der engl. Concurrenz fortwaͤhrend bloßgestellt
gewesen, waͤhrend in Frankreich fast ununterbrochen das strengste
Prohibitivsystem angewendet wurde, um sie zu schuͤzen und emporzubringen. Aus
dem Obigen ergibt sich,
wie sehr nichts desto weniger die schweizerische Fabrication der
franzoͤsischen verhaͤltnißmaͤßig vorangeeilt ist, wie sehr
diese zuruͤkblieb troz alles Zwanges, der der Nation auferlegt wurde, und der
ihr innerhalb 25 Jahren weit uͤbel 1000 Mill. kostete; und wie wenig sogar
das feindselige Princip Frankreichs die natuͤrliche Entwikelung des kleinen
Nachbarstaates zu hemmen vermochte.
Es ergibt sich endlich aus diesen Notizen, daß, obgleich die mechanische Spinnerei
vornehmlich den Betrieb der Industrie in moͤglichst großen Factoreien
herbeifuͤhrte, solche durchaus nicht zum gedeihlichen Fortgange derselben
unerlaͤßlich sind. Nach der Enquête kommen im Elsasser Reviere (wo
ihrer 56 sind) auf 1 Spinnerei durchschnittlich 12,500 Spindeln; im Rouenrevier (wo
240 Spinnereien) und dem von Lille (wo 450 Spinnereien) auf 1 circa 4000 Spindeln, in Glasgow (wo 44) auf 1 an 14,500 Spindeln –
im Kanton Zuͤrich hingegen ist die durchschnittliche Spindelzahl nur 5000,
und in den Bereinigten Skaten gar nur 1560.
Actiengesellschaftenwesen in England.
Im Laufe des Jahres 1835 wurden in England nicht weniger als 121
Actiengesellschaften, zusammen mit einem Capitale von 49,957,200 Pfd. Sterl.
proponirt. Unter diesen Gesellschaften, deren Wirkungskreis sich beinahe auf alle
Laͤnder der Erde erstrekte, waren 37 Eisenbahn-Compagnien mit einem
Capitale von 35,424,000 Pfd. St.; 41 Bergwerks-Compagnien mit einem Capitale
von 3,006,200 Pfd. St.; 10 Dampfschifffahrts-Compagnien mit einem Capitale
von 1,889,000 Pfd. St.; 3 Gasbeleuchtungs-Compagnien mit einem Capitale von
295,000 Pfd. St.; 2 Banken mit einem Capitale von 1,150,000, und 28 andere
Gesellschaften zu mannigfachen Zweken mit einem Capitale von 8,193,000 Pfd. St. Nur
das beruͤhmte Speculationsjahr 1825 bot bisher ein Gleichniß hiezu. (Magazine of popular Science, No. 1)
Ueber den Ertrag der Posten in Frankreich und England.
Das Journal de Statistique universelle vom Jahre 1835
enthaͤlt folgende Daten uͤber das Postwesen in Frankreich und
England.
Frankreich.
Textabbildung Bd. 61, S. 159
Jahre; Rohertrag; Ausgaben;
Reinertrag; Fr.
England.
Textabbildung Bd. 61, S. 159
Jahre; Rohertrag; Ausgaben;
Reinertrag; Fr.
In Paris langen in weniger als 3 Stunden gegen 4000 Felleisen
an, welche 30 bis 36,000 Briefe enthalten, die sogleich tarifirt, gestempelt und
ausgetragen werden. Die Centralpostadministration in Paris arbeitet mit 3
Ober- und 519 Unterbeamten; jene in London nur mit 5 Ober- und 260
Unterbeamten, und doch ist der Dienst bei lezterer rascher. Im Durchschnitte hat die
Post in Paris und in London taͤglich folgende Expeditionen:
Paris.
London.
Vom Innern oder vom Auslande kommen
an
35,000
33,000
Auf der kleinen Post
15,000
40,000
In das Innere oder in das Ausland gehen
ab
70,000
45,000
Journale
85,000
90,000
––––––––––––––
205,000
208,000
In Frankreich ist die Brieftaxe fuͤr 2 Meilen 20 Cent., fuͤr 10 Meilen
30 Cent., fuͤr 40 Meil. 40 Cent., und fuͤr 100 Meil. 70 Cent. In
England betraͤgt sie fuͤr 3 Meil. 40 Cent., fuͤr 40 Meil. 60
Cent., fuͤr 40 Meil. 90 C., und fuͤr 100 Meil. 1 Fr. 25 Cent. In
Frankreich ist also das Personal doppelt so stark und die Taxe um die Haͤlfte
geringer.
Ein sehr inhaltreicher Spazierstok
wurde, wie Blaͤtter von Newcastle erzaͤhlen, in
juͤngster Zeit dem Geometer Sopwith daselbst als
Geschenk uͤberreicht. Er enthaͤlt naͤmlich, obschon er nicht
viel diker seyn soll, als die dermaligen fashionablen Stoͤke, zwei
Tintenzeuge, Federn, ein Federmesser, einen Papierstreicher aus Elfenbein,
Zuͤndhoͤlzchen, Siegellak, Oblaten, ein Petschaft, eine Wachskerze,
mehrere Bogen Brief- und Kartenpapier, einen vollkommenen Apparat zum
Zeichnen, Bleistifte, Haarpinsel, Kautschuk, Tusche, einen Thermometer und einen
Compaß. Alles ist so eingerichtet, daß man jedes Instrument mit aller Bequemlichkeit
benuzen kann. (Mechanics' Magazine, No. 170.)
Robert Gillespie's Verbesserungen
an den Bruchbaͤndern,
welche man im Repertory of
Patent-Inventions, Junius 1836, S. 360 beschrieben findet,
beschraͤnken sich darauf, daß der Patenttraͤger als Pellotte ein
Stuͤk weiches Holz, am besten Pappelholz anwendet, und diesem die Form eines
unregelmaͤßigen, stumpfen, an der einen Seite flachen Kegels gibt. Um den
Druk auf den Samenstrang zu vermeiden, bringt er in diesem Kegel manchmal eine zu
dessen Aufnahme dienende Furche an. Nach seiner Ansicht laͤßt sich bei diesen
Bruchbaͤndern, die sich durch Wohlfeilheit und Festigkeit auszeichnen sollen,
die Kraft der Feder mehr auf einen kleinen Umfang und auf die Stelle, bei welcher
das Eingeweide austrat, concentriren. Wir unsererseits finden in dieser
vermeintlichen Verbesserung nur einen Ruͤkschritt zu einer uralten und
laͤngst aufgegebenen Art von Bandagenstuͤk, welches hoͤchstens
in eine alte Ruͤstkammer gehoͤren duͤrfte.
Mittel gegen die Wanzen.
Hr. Cheval. Beraud zeigte in einem Schreiben an die
Akademie in Paris an, daß es ihm gelungen sey sein Schloß in Chaumont, welches
reichlich mit Wanzen besezt gewesen war, dadurch von dieser Plage zu befreien, daß
er saͤmmtliche Gemaͤcher mit frischem Heu anfuͤllen ließ.
Mehrere Moͤbels, in denen sich Wanzen in Menge befanden, wurden gleichfalls
vollkommen rein, nachdem sie einige Zeit in frisches Heu eingegraben waren, (Hermes, No. 7.)