Titel: Anleitung zum Baue der Unschlitt- oder Talgschmelzereien, um die Nachbarschaft gegen die von ihnen herrührenden Unannehmlichkeiten zu schüzen. Abgefaßt von Hrn. F. d'Arcet.
Fundstelle: Band 61, Jahrgang 1836, Nr. XIII., S. 62
Download: XML
XIII. Anleitung zum Baue der Unschlitt- oder Talgschmelzereien, um die Nachbarschaft gegen die von ihnen herruͤhrenden Unannehmlichkeiten zu schuͤzen. Abgefaßt von Hrn. F. d'Arcet.Die vortreffliche Instruction, die wir hier geben, wurde von dem Sanitaͤtscollegium in Paris auf Verlangen, der Polizeibehoͤrde durch den Berichterstatter, den hochverdienten d'Arcet, entworfen, und wird in Paris bereits seit dem Beginne des Jahres 1835 mit Strenge gehandhabt. Wir wuͤnschen sehr diese einfache Maßregel auch bei uns eingefuͤhrt zu sehen; denn unsere Seifen- und Lichterfabriken gehoͤren leider groͤßten Theils zu jenen, die ganze Straßen in Gestank einhuͤllen, und die in jeder Hinsicht noch auf einer sehr niederen Stufe der Ausbildung stehen. A. d. R. Aus dem Recueil industriel, Maͤrz 1836, S. 148. Mit Abbildungen auf Tab. I. d'Arcet's Anleitung zum Baue der Unschlitt- oder Talgschmelzereien. Das thierische Fett mit dem Zellgewebe, welches dasselbe umgibt, und mit den benachbarten haͤutigen Theilen ist im Handel unter dem Namen rohes Unschlitt (suif en branches) bekannt. Um aus diesem das reine Unschlitt zu gewinnen, muß man suchen die Zellchen des Zellgewebes zum Bersten zu bringen und das Unschlitt von den damit vermengten Haͤuten zu scheiden. Man bedient sich zu diesem Zweke verschiedener Verfahrungsweisen. Erstes Verfahren. Das aͤlteste und am allgemeinsten befolgte Verfahren besteht darin, daß man das rohe, in kleine Stuͤke geschnittene Unschlitt einer erhoͤhten Temperatur aussezt, um die Fettzellen oder Saͤke bersten und die Haͤute so zusammenschrumpfen zu machen, daß das geschmolzene Fett aus denselben tritt, und daß man dann aus dem Zellgewebe die moͤglich groͤßte Menge Fett austreibt, indem man dasselbe in eine Presse bringt, und es in dieser in sogenannte Grieben oder Talgnester (pains de creton) verwandelt. – Bei dieser Methode faͤrbt sich das Fett in Folge der hohen Temperatur, der es ausgesezt wird; es loͤst sogar einige haͤutige Theile auf, und es bleibt dennoch viel Fett in den Grieben zuruͤk. Ueberdieß veranlaßt dieses Verfahren sehr unangenehme Ausduͤnstungen, so wie es denn auch feuersgefaͤhrlich ist. Zweites Verfahren. Das rohe Unschlitt wird hienach, nachdem es in kleine Stuͤke geschnitten worden ist, auf reinem Wasser oder besser auf einer Salzaufloͤsung geschmolzen. Hiebet bersten die Fettzellen jedoch nicht vollkommen genug; es bleibt zu viel Fett im Zellgewebe zuruͤk, und das gewonnene reine Unschlitt muß uͤberdieß noch ein Mal auf 105 bis 110° Celsius (84 bis 88° Réaumur) erhizt werden, um alles Wasser, welches sich waͤhrend des Schmelzprocesses damit vermengte, auszutreiben. Uebrigens Ist dieses Verfahren offenbar weniger ungesund und weniger gefaͤhrlich, als das erste. Drittes Verfahren. Das rohe Unschlitt wird durch Dampf geschmolzen, und zwar indem man diesen als Heizmittel, oder auch so anwendet, wie es beim Ausziehen der Knochengallerte geschieht. Man erhaͤlt hier wie beim zweiten Verfahren reineres und weißeres Unschlitt, als wenn man uͤber freiem Feuer arbeitet; allein in den Grieben bleibt auch hier zu viel Fett zuruͤk, und man ist gleichfalls gezwungen das in dem Unschlitt enthaltene Wasser auszutreiben, bevor man es in den Handel bringen kann. Dieses Verfahren gewaͤhrt daher dieselben Vortheile und Nachtheile, die oben beim zweiten angedeutet worden sind. Viertes Verfahren. Das rohe Unschlitt wird auf reinem oder mit Salzen geschwaͤngerten Wasser oder auch mit Dampf geschmolzen, und wenn man hiedurch die moͤglich groͤßte Menge reinen weißen Unschlittes erhalten hat, so werden die Grieben uͤber freiem Feuer noch ein Mal auf dieselbe Weise, wie bei dem ersten Verfahren behandelt, so daß in den Grieben nur so viel Fett zuruͤkbleibt, als man nach der alten Methode darin ließ. In Bezug auf die Ungesundheit und Feuergefaͤhrlichkeit steht dieses Verfahren offenbar uͤber dem ersten, aber unter dem zweiten und dritten. Fuͤnftes Verfahren. Bei dieser Methode, die erst seit 10 Jahren bekannt ist, und welche bisher nur selten im Großen angewendet wurde, geschieht die Schmelzung auf eine von den vorhergehenden sehr verschiedene Methode. Das Zellgewebe und die Haͤute, die sich in dem rohen Unschlitt befinden, werden hier naͤmlich mit siedendem Wasser, welches mit Schwefelsaͤure gesaͤuert worden ist, aufgeloͤst; das auf der Oberflaͤche der Fluͤssigkeit schwimmende reine Unschlitt wird dann gesammelt, mit heißem Wasser ausgewaschen, und endlich zur Abscheidung des Wassers bei einer Temperatur von 105 bis 110° des hundertgraͤdigen Thermometers geschmolzen. Man erhaͤlt hier mehr Unschlitt als bei den vier vorhergehenden Methoden; allein dafuͤr erhaͤlt man keine Grieben, und die in der sauren, auf dem Boden des Kessels zuruͤkbleibenden Fluͤssigkeit enthaltenen haͤutigen Theile gehen verloren.Bis jezt wurde diese Fluͤssigkeit unbenuzt gelassen; man koͤnnte sie jedoch mit Kalkhydrat, d.h. mit geloͤschtem Kalke, saͤttigen, und dann mit Vortheil unter die Duͤngermassen mengen. A. d. O. Der bei diesen Operationen emporsteigende Dampf verbreitet nur wenig Geruch, weil keine Entwiklung von Ammoniak Statt findet. Der einzige Vorwurf, den man diesem Verfahren machen kann, besteht darin, daß man das Abwaschwasser des geschmolzenen Unschlittes, und das im Kessel zuruͤkbleibende, mit thierischen Substanzen geschwaͤngerte, gesaͤuerte Wasser nicht alt werden und nicht auf die Straße laufen lassen darf.Ein Mitglied der Commission hat dieses Verfahren im Großen befolgt, und dabei auf 1500 Theile rohen Unschlittes 750 Theile Wasser und 24 Theile Schwefelsaͤure von 66° genommen. 100 Theile rohen Unschlittes gaben dabei 92 bis 96 Theile reines. Weitere Details hieruͤber findet man in einem Berichte, den die Sanitaͤtscommission in Nantes im Jahre 1827 erstattete; in einem Werke, welches Hr. Ch. Lefebure im Jahre 1829 uͤber die Unschlittschmelzerei bekannt machte, im Dictionnaire technologique unter dem Artikel Suif. A. d. O. Von diesen fuͤnf Methoden ist unstreitig die erste die ungesundeste, die fuͤr die Nachbarschaft laͤstigste und auch die feuergefaͤhrlichste; die vierte ist dieß in einem etwas geringeren Grade; die zweite, dritte und fuͤnfte sind es am wenigsten: auch besteht zwischen ihnen in den angedeuteten Beziehungen nur ein sehr unbedeutender Unterschied. Wir wollen, nachdem wir diesen Ueberblik uͤber die gebraͤuchlichen Verfahrungsweisen vorausgeschikt haben, nunmehr untersuchen, welche Verordnungen getroffen werden koͤnnten, um diesen Industriezweig so wenig nachtheilig und unangenehm als moͤglich zu machen. Die zu Gebot stehenden Mittel zerfallen in allgemeine Vorsichtsmaßregeln und in entsprechende Apparate. Was erstere betrifft, so soll um die Unschlittschmelzereien weniger ungesund zu machen, den Fabrikanten befohlen werden, keine großen Vorraͤthe von rohem Unschlitt anzuhaͤufen, sich keines faulen und bereits von den Wuͤrmern angegangenen Unschlittes zu bedienen, die Ruͤkstaͤnde ihrer Operationen und die Waschwasser weder zu lange aufzubewahren, noch auf die Straßen abfließen zu lassen, ihre Anstalten rein zu halten, und endlich jede Feuersgefahr sorgfaͤltig zu vermeiden. In Hinsicht auf die anzuwendenden Apparate muß, wie uns scheint, je nachdem diese oder jene der fuͤnf angedeuteten Methoden befolgt wird, ein Unterschied gemacht werden. Will man das erste und fuͤnfte Verfahren, bei welchem alles oder ein großer Theil des rohen Unschlittes einer Temperatur ausgesezt wird, bei der die Zellen des Zellgewebes bersten und zusammenschrumpfen, gesuͤnder machen, so muß man die aus dem Kessel emporsteigenden Daͤmpfe durch dessen Heizstelle leiten, damit sie hiedurch gereinigt oder desinficirt werden, bevor sie durch den Rauchfang entweichen. Da wo es sich um die zweite, dritte und fuͤnfte Methode handelt, wobei der Talg nur einer Temperatur von 105 bis 110° des hundertgraͤdigen Thermometers ausgesezt wird, duͤrfte es dagegen genuͤgen, die aus dem Kessel entwikelten Daͤmpfe unmittelbar in den Rauchfang zu leiten, und diesem eine solche Hoͤhe zu geben, daß der mit den Daͤmpfen vermengte Rauch durch Stoßwinde nicht auf die benachbarten Haͤuser niedergeschlagen werden kann. Unter schwierigen Umstaͤnden koͤnnte man jedoch sogar auch hier diese Daͤmpfe durch die Heizstelle leiten, damit die Nachbarschaft ja keinen Grund zu Klagen haben kann.Das Sanitaͤtscollegium in Nantes laͤßt das rohe Unschlitt in einem geschlossenen Gefaͤße schmelzen, aus welchem die Daͤmpfe in einen gehoͤrig eingerichteten Kuͤhlapparat geleitet werden. Das Gelingen dieses Verfahrens unterliegt keinem Zweifel, es scheint uns aber zu complicirt und zu laͤstig, als daß wir es hier in unserer Instruction anrathen moͤchten. Weitere Aufschluͤsse hieruͤber findet man in dem bereits oben erwaͤhnten Berichte des genannten Collegiums.A. d. O. Hieraus ergibt sich, daß wir keine kostspieligen und complicirten Apparate zu empfehlen haben werden; sondern, daß wir nur einige leichte Modificationen in dem Baue der gegenwaͤrtig gebraͤuchlichen Oefen anzugeben haben, so daß die Unschlittschmelzer dem fraglichen Zwek ohne merkliche Kostenvermehrung entsprechen koͤnnen. Fig. 1 zeigt einen Frontaufriß eines Ofens, an welchem die waͤhrend des Unschlittschmelzens erzeugten Daͤmpfe vor ihrem Eintritte in den Rauchfang durch die Heizstelle geleitet werden. Fig. 2 gibt einen senkrechten Durchschnitt desselben nach der im Grundrisse Fig. 3 angedeuteten Linie C, D. a ist ein kupferner Kessel, der die gewoͤhnliche Form und eine der Anstalt entsprechende Groͤße haben kann. b ist der Fenerheerd, c das Aschenloch; d das Thuͤrchen des Heerdes; e die beweglichen Roststangen; f das Thuͤrchen des Aschenloches, welches aus starkem Eisenbleche verfertigt und in einem guten Rahmen aufgezogen seyn muß, damit es diese Oeffnung genau verschließe. g ist ein kreisrunder Guͤrtel, der den Kessel gegen die Mitte seiner Hoͤhe horizontal umgibt, und der den Hauptfeuerzug in zwei gleiche Theile abtheilt. Es sind, wie man aus dem Grundrisse Fig. 6 sieht, ungleiche Oeffnungen in demselben angebracht, und die ganze Einrichtung ist so getroffen, daß sich die von dem Heerde aus emporsteigende Flamme symmetrisch rings um den Kessel herum verbreitet, und diesen von allen Seiten gleichmaͤßig erwaͤrmt. Die Summe der Oeffnungen des Guͤrtels g muß wenigstens dem Durchschnitte des Rauchfanges gleichkommen. h ist ein blechener Dekel, der 3 oder 4 Centimeter (1 bis 1 1/2 Zoll) uͤber dem Dekel in horizontaler Richtung angebracht ist, und dessen vorderer Theil i emporgehoben werden kann, wie aus der Zeichnung ersichtlich ist. Dieser Theil i ruht, wenn er geoͤffnet ist, auf der eisernen Stuͤze k; er dreht sich beim Oeffnen in dem Charniergelenke l. m sind Unterlagen aus Mauerwerk, worauf der Dekel zur Rechten und zur Linken des Ofens befestigt ist. n ist eine aͤhnliche Unterlage, welche dem hinteren Theile des Dekels h als Stuͤzpunkt dient. o ist die Umkleidung des oberen Theiles des Kessels. p ist ein in dem Mauerwerke untergebrachtes Roͤhrensystem, welches, wie aus Fig. 3 ersichtlich ist, rechts und links vom Kessel von der Deke des Ofens auslaͤuft, in dem Mauerwerke, wie in Fig. 1 durch punktirte Linien angedeutet ist, senkrecht herabsteigt und mit dem Canale v, x communicirt, der selbst wieder bei q in den Boden des Aschenloches muͤndet.Der Canal v, x, Fig. 1 geht durch das ganze Mauerwerk des Ofens; die beiden gegenuͤberliegenden Muͤndungen dienen zur Reinigung dieses Canales sowohl als der beiden Roͤhren oder Canaͤle p, p; sie muͤssen genau verschlossen seyn, wenn man sich des Apparates nicht bedient. A. d. O. Die Summe der Durchschnitte der Canaͤle oder Roͤhren p, p muß der Summe der Durchschnitte der Canaͤle v und x, so wie auch der Muͤndung, mit der diese Canaͤle in das Aschenloch muͤnden, gleichkommen. Ueberdieß muß die Summe der Durchschnitte der Roͤhren q, q, so wie jene der Canaͤle v, x und die Muͤndung q beinahe einen doppelt so großen Flaͤchenraum darbieten, als die Oeffnung, welche sich an dem vorderen und oberen Theile des Ofens befindet, wenn der Theil i des Dekels h niedergelassen ist, und auf den Unterlagen m, m ruht. q ist eine Muͤndung, durch die der aus dem Kessel emporsteigende Dampf in den Aschenheerd des Ofens gelangt. r ein Feuerzug, durch den der aus dem oberen Theile des Ofens austretende Rauch in den Rauchfang s zieht. t ein Ventil zur Regulirung des Zuges im Feuerheerde und zur Ventilirung des uͤber dem Dekel befindlichen Raumes. Die unter dem Rauchfange angebrachte Oeffnung u endlich dient zur Reinigung des Feuerzuges r und des Rauchfanges s; sie muß genau geschlossen seyn, wenn man sich des Ofens bedienen will. Fig. 3 zeigt einen Grundriß des Ofens nach Abnahme des blechenen Dekels h, und nach der Linie A, B in Fig. 2 genommen. Man sieht hieraus die Einrichtung der Unterlagen m und n und die Muͤndungen der Canaͤle p, p. Die uͤbrigen Theile sind mit denselben Buchstaben bezeichnet. Dieser Apparat arbeitet auf folgende Weise. Das rohe in kleine Stuͤke zerschnittene UnschlittWenn das rohe Unschlitt zerschnitten worden ist, so ist es gut dasselbe ein oder mehrere Male mit kaltem Wasser auszuwaschen, indem man dann ein weißeres und reineres Unschlitt erhaͤlt, als dieß sonst der Fall ist. Waͤre das Unschlitt von Wuͤrmern angegangen, oder besaͤße es einen uͤblen Geruch, so muͤßte es, bevor man es mit Wasser abwaͤscht, mit einer schwachen Chlorkalkaufloͤsung desinficirt werden. A. d. O. wird in den Kessel gebracht, um in demselben nach einer der oben beschriebenen 5 Methoden geschmolzen zu werden. Man zuͤndet zu diesem Behufe auf dem Heerde ein Feuer an, senkt den beweglichen Theil des blechenen Dekels herab, schließt das Thuͤrchen des Aschenloches und beginnt dann die Operation. Das im Voraus angezuͤndete Feuer stellt den Zug in dem Rauchfange her, und dadurch wird die aͤußere Luft veranlaßt bei der vorderen Oeffnung unter den Dekel des Kessels einzutreten, uͤber die Oberflaͤche des in Fluß befindlichen Unschlittes wegzuziehen, alle aus dem Kessel emporsteigenden Daͤmpfe mit sich fortzureißen, und endlich durch die Canaͤle p, p, v, x und q in das Aschenloch des Ofens zu gelangen. Von hier aus treten diese Daͤmpfe durch den mit brennenden Kohlen oder anderem Brennmateriale beladenen Rost, um hiedurch gereinigt und von allen in ihnen enthaltenen organischen Stoffen befreit zu werden und um endlich mit der auf dem Heerde verbrannten Luft geruchlos in den Rauchfang zu gelangen. Man wird hienach die beschriebene Desinfectionsmethode leicht begreifen, und einsehen, wie nothwendig es zu deren vollkommenem Gelingen ist, daß das Thuͤrchen des Aschenloches vollkommen schließe, daß der bewegliche Theil des Kesseldekels waͤhrend der Schmelzung herabgesenkt werde, daß man in dem Rauchfange immer einen staͤrkeren Zug herstellen koͤnne, als er in gewoͤhnlichen Faͤllen zur Unterhaltung eines guten Zuges im Ofen noͤthig ist.Zur Herstellung eines gehoͤrigen Zuges genuͤgt es dem Rauchfange 8 bis 10 Meter Hoͤhe, und allen Canaͤlen fuͤr den Rauch so viel Mal 11 Quadratdecimeter Flaͤchenraum zu geben, als man in einer Stunde 30 Kilogramm Steinkohle zu verbrennen im Sinne hat. Bei einem so starken Zuge kann man den beweglichen Theil i des Dekels ohne Nachtheil mehr oder weniger oͤffnen, wenn dieß noͤthig ist. A. d. O. Was die im Kessel zu verrichtenden Arbeiten betrifft, so kann der Arbeiter zu deren Verrichtung von Zeit zu Zeit den beweglichen Dekel aufheben, um das Unschlitt umruͤhren oder um das geschmolzene Unschlitt herausnehmen zu koͤnnen. Will man den Kessel nach Beendigung der Operation reinigen, so braucht man den Dekel nur ganz abzuheben.Sollte man zu befuͤrchten haben, daß ein sorgloser Arbeiter den beweglichen Theil des Dekels waͤhrend des Schmelzens offen stehen laͤßt, so koͤnnte man auch ein Vorhaͤngschloß anbringen. Man koͤnnte den Kessel auch mit einem falschen beweglichen Boden versehen, um das Umruͤhren waͤhrend des Schmelzens zu vermeiden; oder dieses Umruͤhren koͤnnte mit einem gebogenen Stabe, dessen Griff durch die aͤußere Oeffnung des Dekels austraͤte, oder mit einem kreisrunden im Kessel angebrachten und von Oben bewegbaren Agitator bewerkstelligt werden.A. d. O. Aus der oben gegebenen Beschreibung wird man leicht auch die Einrichtung des in Fig. 4, 5 und 6 abgebildeten Apparates, an welchem die aus dem Kessel emporsteigenden Daͤmpfe unmittelbar in den Rauchfang uͤbergehen, begreifen, so daß wir uns hier kuͤrzer fassen koͤnnen. Die Canaͤle p, p, v, x und q sind hier weggelassen und durch den Canal p ersezt, der unter dem Dekel eine directe Verbindung zwischen dem oberen Theile des Kessels und der Basis des Rauchfanges herstellt. Das Aschenloch braucht hier bei diesem Ventilationssysteme nicht geschlossen zu seyn. Der Dekel h wird auf dieselbe Weise gehandhabt, wie es oben bei Fig. 2 beschrieben worden ist. Die Unterlage n, auf welcher der hintere Theil ruht, braucht nur in ihrer ganzen Breite die Oeffnung p frei zu lassen. An diesem Apparate vermengen sich die aus dem Kessel emporsteigenden Daͤmpfe mit der Luft, welche bei der vorderen Oeffnung des Kessels eintritt, um dann mit dieser vermengt durch den Zug des Ofens in die Rauchfangroͤhre getrieben zu werden, ohne dabei durch den Feuerheerd selbst zu ziehen. Dieser Ofen wirkt weniger desinficirend als ersterer, und es waͤre in dieser Hinsicht vielleicht besser gewesen seiner gar nicht zu erwaͤhnen. Wir fanden uns jedoch dessen ungeachtet hiezu veranlaßt, indem dieser Apparat einfacher ist als ersterer, und indem er bei der fuͤnften Methode oder bei der Behandlung des Unschlittes mit Schwefelsaͤure und vielleicht in allen jenen Faͤllen genuͤgen duͤrfte, in welchen die Fabriken von Wohngebaͤuden etwas weiter entfernt sind, und in welchen man den Rauchaͤngen bedeutende Hoͤhe geben kann. Wir wollten diesen einfachen und wohlfeilen Apparat um so mehr zur allgemeinen Kenntniß bringen, als er fuͤr sich allein hinreicht, um das Innere der Fabriken von den unangenehmen Daͤmpfen zu befreien, die sich fortwaͤhrend aus den Schmelzkesseln entwikeln, und als wir die Arbeiter einer laͤstigen und ihrer Gesundheit nachtheiligen Atmosphaͤre entledigen wollten.Zu den Gewerben, welche großen Vortheil aus diesen Apparaten ziehen koͤnnen, gehoͤren jene, welche das Fett aus den Knochen, den Rinds-, Hammel- und Pferdeklauen gewinnen, die Talgseifen-, Firniß-, Lak- und viele andere Fabriken.A. d. O. Die hier beschriebenen Apparate gewaͤhren nicht nur den Vortheil, daß sie den Unschlittschmelzereien und vielen anderen Werkstaͤtten, in denen man sich ihrer bedienen will, das Ungesunde benehmen, sondern sie vermindern eben so sehr auch die Feuersgefahren. Sollte naͤmlich das in dem Kessel befindliche Unschlitt Feuer fangen, so brauchte man nur die vordere Oeffnung des Dekels mit nassen Tuͤchern zu verstopfen, den oberen Theil des Dekels fortwaͤhrend zu befeuchten und das Ventil des Rauchfanges langsam zu schließen, um sowohl das brennende Unschlitt als das Feuer auf dem Feuerheerde auszuloͤschen. Der Zwek, den die Verwaltung beabsichtigte, als sie dem Sanitaͤtscollegium gegenwaͤrtige Instruction abverlangte, war nicht bloß Befreiung der Nachbarschaft von den nachtheiligen Wirkungen, welche die Ausduͤnstungen der gewoͤhnlichen Unschlittschmelzereien ausuͤben, sondern auch Verminderung der Feuersgefahr und Entfernung der der Gesundheit nachtheiligen Schaͤdlichkeiten in diesen Anstalten selbst. Sie wird diesen Zwek moͤglichst erreichen, wenn sie auf genaue Befolgung der in dieser Instruction gegebenen allgemeinen Maßregeln und auf Einfuͤhrung des in Fig. 1, 2 und 3 abgebildeten Ofens dringt. Der in Fig. 4, 5 und 6 abgebildete Apparat soll nur in den guͤnstigsten Verhaͤltnissen gestattet werden; dafuͤr soll man sich seiner in jenen Werkstaͤtten, in denen das Unschlitt nur umgeschmolzen wird und in den Kerzenfabriken bedienen, um auch diese Industriezweige so gesund und so wenig laͤstig als moͤglich zu machen.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    I
Tab. I