Titel: | Ueber die Erzeugungs- und Härtungsmethode der Säbelklingen in der Provinz von Cutch. Aus Mittheilungen des Hrn. Obristlieutenants Bagnold, ehemaligem Präsidenten der Regentschaft in Cutch, an seinen Bruder Capitän Bagnold. |
Fundstelle: | Band 61, Jahrgang 1836, Nr. II., S. 8 |
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II.
Ueber die Erzeugungs- und
Haͤrtungsmethode der Saͤbelklingen in der Provinz von Cutch. Aus
Mittheilungen des Hrn. Obristlieutenants Bagnold, ehemaligem Praͤsidenten der
Regentschaft in Cutch, an seinen Bruder Capitaͤn Bagnold.
Aus den Transactions of the Society of Arts. Vol. L. P. II., auch im Mechanic's Magazine,
No. 665, S. 78.
Bagnold's Haͤrtungsmethode der
Saͤbelklingen.
Die Saͤbelklingen von Cutch, die durch ganz Indien wegen ihrer
Vortrefflichkeit beruͤhmt sind, werden auf folgende Weise verfertigt. Man
schmiedet zoͤllige Staͤbe von feinem schwedischem oder englischem
Stahle in Klingen von 7 Zoll Laͤnge auf 1 Zoll Breite und 1/6 Zoll Dike. Dann
bereitet man sich aͤhnliche Staͤbe aus feinem geschmeidigem Eisen zu.
Diese Klingen schichtet man, nachdem sie mit einem Teige, der aus Borax und Wasser
besteht, bestrichen worden, auf einander, so daß abwechselnd 12 bis 9
staͤhlerne auf drei eiserne oder drei von ersteren auf eine von lezteren
kommen. Jede nach dieser Art aufgebaute Schichte umwikelt man hierauf mit einem
Lumpen, der dik mit Schlamm oder Lehm beschmiert worden ist; um sie dann zu erhizen,
zu schweißen und in Staͤbe von 1 1/8 Zoll Breite auf 1/3 Zoll Dike
auszuziehen. Jeder dieser Staͤbe wird drei oder vier Mal im Zigzag gebogen,
neuerdings geschweißt und zu Staͤben von 1/2 Zoll Dike ausgezogen, wobei man
waͤhrend das Metall im Feuer ist, oͤfter Borax darauf tropfen
laͤßt. Hierauf schweißt man zwei solche Staͤbe in einen zusammen, den
man dann, wenn er 12 bis 14 Zoll lang ist, in Form einer Schlinge oder eines
Riegelhakens (staple) biegt. In die Mitte dieses
gebogenen Stabes legt man endlich ein Stuͤk einer feinkoͤrnigen Feile
von gleicher Breite und beinahe gleicher Dike, worauf man das Ganze zusammenschweißt
bis die Klinge fertig ist.
Zum Behufe der Haͤrtung nimmt man einen irdenen Topf von 12 Zoll Weite auf 6
Zoll Tiefe, den man an gegenuͤberstehenden Punkten mit einer Feile
beilaͤufig 1/4 Zoll tief ausschneidet, um ihn dann bis zu diesen Ausschnitten
empor mit Wasser zu fuͤllen und oben darauf Oehl zu gießen. Ist die
Saͤbelklinge mittlerer Weile gleichmaͤßig bis zum schwachen
Rothgluͤhen erhizt worden, so nimmt man sie aus dem Feuer und zieht sie,
indem man die Spize in die in den Rand geschnittene Auskerbung bringt, gegen die
Auskerbung an der entgegengesezten Seite, wobei man die Schneide von 1/4 bis zu 1/2
Zoll tief in Oehl untergetaucht laͤßt. Auf diese Weise bewegt man die Klinge langsam so lange
hin und her, bis alles Zischen aufhoͤrt, und bis die ganze Klinge wieder
schwarz geworden ist, worauf man sie von der Spize bis zum Ende mit Wasser ohne Oehl
uͤbergießt. Um die durch dieses Haͤrten entstandene Biegung wieder zu
beseitigen, fuͤhrt man die Klinge, nachdem sie beinahe kalt geworden ist,
drei oder vier Mal uͤber dem Feuer hin und her, und schlaͤgt sie
hierauf auf dem Ambose mit regelmaͤßigen, aber nicht zu starken
Hammerschlaͤgen vollkommen gerade. Die auf diese Weise behandelten Klingen
werden vor dem Schleifen und Poliren probirt; man haut zu diesem Zweke mit ihnen auf
Steine, Ladstoͤke, Musketenlaͤufe oder Radreife, und sie
muͤssen, wenn sie gut befunden werden sollen, diese Probe ohne
Beschaͤdigung der Schneide aushalten.