Titel: Verbesserungen an den Federn für Kutschen und andere Zweke, worauf sich Robert Joseph Barlow von Badley in dem North Riding der Grafschaft York am 25. Nov. 1834 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 59, Jahrgang 1836, Nr. XL., S. 262
Download: XML
XL. Verbesserungen an den Federn fuͤr Kutschen und andere Zweke, worauf sich Robert Joseph Barlow von Badley in dem North Riding der Grafschaft York am 25. Nov. 1834 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. November 1835, S. 260. Mit Abbildungen auf Tab. I. Barlow's verbesserte Federn fuͤr Kutschen und andere Zweke. Meine Erfindung, sagt der Patenttraͤger, besteht in der Anwendung von Federn, die nur sehr geringe Elasticitaͤt besizen. Ich kann in Folge dieser Erfindung Federn aus Materialien verfertigen, welche viel leichter und wohlfeiler sind, als die bisher gebraͤuchlichen, und die sich auch leichter ausbessern oder durch andere ersezen lassen, als dieß bisher moͤglich war. Die Elasticitaͤt dieser Federn erhoͤhe ich dann in irgend einem beliebigen Grade mittelst eines Hebels, der zwei Arme von ungleicher Laͤnge hat, und dessen kuͤrzerer Arm auf die Feder wirkt, waͤhrend der laͤngere Arm den Wagen oder das sonstige Gewicht, welches der elastischen Aufhaͤngung bedarf, traͤgt. Die Zeichnungen, zu deren Beschreibung ich nunmehr uͤbergehen will, werden die Art und Weise, auf welche dieß bewerkstelligt werden soll, anschaulicher machen. Fig. 29 ist ein mit meinen Verbesserungen ausgestatteter Wagen. Fig. 30 zeigt einen Theil des Wagengestelles in voller Groͤße gezeichnet; man sieht daran einen Ausschnitt oder ein Zapfenloch, welches zur Aufnahme der sechs kurzen, staͤhlernen Federstuͤke a, b, c, d, e, f, die hier fuͤr einen gewoͤhnlichen Wagen eingerichtet sind, dient. Diese Stahlplatten oder Federn sind zu je dreien in zwei Reihen: eine obere und eine untere getheilt; und beide Reihen werden mittelst zweier eiserner Zapfen g, g in gehoͤriger Entfernung von einander erhalten. Die Platten einer jeden Reihe liegen eine auf der anderen und beduͤrfen keiner besonderen Befestigung, indem der fuͤr sie bestimmte Ausschnitt in dem Wagengestelle, den ich das Federzapfenloch nennen will, so geformt ist, wie er zur Aufnahme dieser Federn oder Platten erforderlich ist. Die Zapfen g, g sollen, wenn der Wagen fuͤr schlechte Straßen bestimmt ist, die Dike von beilaͤufig vier Platten bekommen; sind die Straßen hingegen gut, so kann man die diken Zapfen herausnehmen, und dafuͤr duͤnnere dazwischen bringen so daß auf diese Weise zwei oder mehrere Platten in das Federzapfenloch gebracht werden koͤnnen, wodurch eine groͤßere Steifheit der Feder zu erzielen ist. Die Federn sind hier der Deutlichkeit wegen offen dargestellt; es versteht sich jedoch von selbst, daß sie, wenn sie in Anwendung kommen, bedekt sind. i ist ein eiserner oder staͤhlerner Bolzen, welcher unter, und j ein aͤhnlicher Bolzen, welcher uͤber den Federn angebracht ist. Der Bolzen j ruht auf der oberen Platte der oberen Reihe, und bewegt sich mit Leichtigkeit in einer zu diesem Behufe in dem Gestelle angebrachten Oeffnung auf und nieder. Diese leichten, wohlfeilen, wenig elastischen und aus kurzen Platten zusammengesezten Federn lassen sich nun auf folgende Weise an Kutschen etc. anwenden. In Fig. 29 sieht man den Wagen auf die gewoͤhnliche Methode an Federn aufgehaͤngt, welche einer gewoͤhnlichen C foͤrmigen Kutschenfeder aͤhnlich, in der That aber steife, krumme Hebel sind, welche sich um den Stuͤzpunkt r drehen, und folglich mit zwei Armen versehen sind. l ist der laͤngere und m der kuͤrzere dieser Arme; uͤbrigens ersieht man die ganze Einrichtung dieses Hebels noch deutlicher aus Fig. 31, wo derselbe in groͤßerem Maaßstabe gezeichnet ist. Der Hebel besteht in der Mitte aus einem Stuͤke Holz, welches zwischen zwei eiserne oder staͤhlerne Platten eingeschlossen ist; das Ganze ist fest zusammengenietet. Die Metallplatten haben an dem einen Ende einen Bukel n, den man am deutlichsten in Fig. 32 erblikt, wo dieser Theil in noch groͤßerem Maaßstabe gezeichnet ist. Dieser Bukel n bewegt sich auf dem oberen Federbolzen j, waͤhrend der Stuͤzpunkt r durch ein metallenes Band o, welches unter dem Federzapfenloche und Gestelle hinlaͤuft, verhuͤtet wird emporzusteigen. Wenn daher das Ende p des Hebels l, m durch das Gewicht oder die Bewegung des Kutschenkastens herabgedruͤkt wird, so werden beide Federreihen von den beiden Federbolzen i und j zusammengedruͤkt werden; und obschon die Elasticitaͤt dieser Federn an und fuͤr sich gering ist, so wird sie doch bedeutend vermehrt, bevor sie durch den langen Arm l des Hebels l, m an den aufgehaͤngten Kutschenkasten fortgepflanzt wird, wie dieß jedem sachkundigen Mechaniker klar seyn wird. Dasselbe Princip laͤßt sich offenbar mannigfach modificirt zu verschiedenen anderen Zweken anwenden. So sieht man z.B. in Fig. 33 die neue Erfindung mittelst Federbolzen und Hebeln so angebracht, daß diese in seitlicher Richtung auf die Federn wirken. In diesem Falle muß der Kutschenkasten mit Ringen an dem Ende eines jeden der langen Hebelarme aufgehaͤngt werden: auf aͤhnliche Weise, wie man gegenwaͤrtig in England die Eilwagenkasten aufzuhaͤngen pflegt. Ich muß bemerken, daß ich es nicht fuͤr noͤthig halte, die Federn jedes Mal in zwei Reihen anzubringen, obwohl ich dieß fuͤr zwekmaͤßiger erachte. Eine Reihe von Federplatten auf aͤhnliche Art gelegt und an beiden Enden unterstuͤzt, wird naͤmlich eine aͤhnliche Wirkung hervorbringen. Eine aͤhnliche einfache Reihe sieht man z.B. in Fig. 34, wo die Bukeln der kurzen Arme mit den Baͤndern s, s auf die Feder wirken. Auch diese Einrichtung eignet sich fuͤr Eilwagen, Tilburys und andere derlei Wagen. Fig. 35 zeigt eine andere in einem Zapfenloche angebrachte Feder, welche hier aus einem Luftkissen oder Luftsake besteht. Dieses Kissen oder diesen Sak verfertige ich hauptsaͤchlich auf folgende Weise. Ich verschaffe mir eine Kautschukblase, fuͤlle sie mit Luft, und verschließe dann die Oeffnung, indem ich sie verkitte. Ueber diese Blase ziehe ich hierauf einen oder mehrere dicht anliegende lederne Ueberzuͤge. Dieses Luftkissen, welches an und fuͤr sich nur wenig Elasticitaͤt hat, bringe ich endlich in ein Zapfenloch oder in eine Aushoͤhlung, welche man in Fig. 35 bei A, A sieht. B ist eine Metallplatte, auf die der Bolzen j auf die oben beschriebene Weise wirkt. Um den Grad der Elasticitaͤt, welcher durch diese Art von Feder dem kuͤrzeren Arme des Hebels mitgetheilt wird, zu reguliren, wende ich folgende Mittel an. C ist eine Platte, womit die Dimensionen des Luftkissens vermindert werden koͤnnen, sobald man die Schrauben D, D anzieht; die Folge dieser Verkleinerung des Luftkissens ist dann, daß dieses dem kurzen Ende des Hebels l, m weniger Elasticitaͤt mittheilt. Daß meine Erfindung endlich auch noch auf Lehnstuͤhle und Saͤnften anwendbar ist, ersieht man aus Fig. 36 und 37. Meine Patentanspruͤche gruͤnden sich, schließlich sey es wiederholt, auf Federn von der hier beschriebenen Art, welche leichter und bequemer zu verfertigen und auszubessern sind, als die gewoͤhnlich gebraͤuchlichen, und die, obwohl sie an und fuͤr sich nur sehr wenig Elasticitaͤt besizen, doch durch ihre Verbindung mit ungleicharmigen Hebeln den an ihnen aufgehaͤngten Koͤrpern jeden erforderlichen Grad von Elasticitaͤt mittheilen.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    I
Tab. I