Titel: | Resultate einiger in Hinsicht auf den Kartoffelbau angestellter Versuche. Von Hrn. C. J. A. Mathieu de Dombasles. |
Fundstelle: | Band 59, Jahrgang 1836, Nr. XXIV., S. 143 |
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XXIV.
Resultate einiger in Hinsicht auf den
Kartoffelbau angestellter Versuche. Von Hrn. C. J. A. Mathieu de Dombasles.
Aus dem Journal des connaissances usuelles. Mai 1835, S.
203.
Resultate mehrerer Versuche uͤber den
Kartoffelbau.
Da man sich seit einiger Zeit an der Musterwirthschaft in Roville mit
vergleichsweisen Versuchen uͤber den Anbau verschiedener Gewaͤchse
beschaͤftigte, und da deren Resultate bisher besonders fuͤr jene
Landwirthe, die sich dem so nuͤzlichen Kartoffelbaue widmen, von Interesse
seyn duͤrften, so will ich Einiges hieruͤber mittheilen.
Die Versuche wurden im Allgemeinen in einem Boden von thonig-kieseliger Natur
unternommen, der jedoch von der kiesigen, leichten und lokeren, bis zur festen
Beschaffenheit, d.h. bis zu einem Boden ohne alle Kiesel, der beim nassen Pfluͤgen
große, schwer zu zerbrechende Schollen gibt, wechselte. Um jedoch auch bei so
verschiedenem Boden zu Resultaten, die unter einander verglichen werden konnten, zu
gelangen, befolgte man im Allgemeinen folgendes Verfahren. Die Kartoffeln wurden auf
einem Stuͤke Landes, welches durchaus gleiche Bearbeitung und Duͤngung
erhalten hatte, hinter dem Pfluge in Linien gepflanzt; dann theilte man den Aker in
bestimmte Laͤngenbeete von einer gleichen Anzahl von Furchen oder Linien, und
diese Beete unterwarf man dann jenen Behandlungen, die man mit einander vergleichen
wollte. Zulezt wurde das Resultat der Ernte auf jedem dieser Betten gebogen. Bei
diesem Verfahren, und da die schmalen Laͤngenbeete nicht nur geringe
Unterschiede im Boden darboten, sondern da sie auch so ziemlich gleichen
atmosphaͤrischen Einfluͤssen ausgesezt seyn mußten, fanden die
Versuche nochwendig so ziemlich unter gleichen Umstaͤnden Statt.
Bei dem ersten Versuche war die Aufgabe zu ermitteln, ob es, wie man vor einigen
Jahren in den englischen Werken angegeben fand, wahr sey, daß man eine
groͤßere Ernte erhaͤlt, wenn man die Kartoffeln in den Furchen enge
pflanzt: d.h. wenn man eine weit groͤßere Menge von Kartoffeln zum Ausbaue
verwendet. Ich pflanze die Kartoffeln immer in Linien, die 27 Zoll weit von einander
entfernt sind, indem ich zwei Furchen immer leer lasse, und die dritte bepflanze;
diese Entfernung wird bei mir sehr regelmaͤßig eingehalten, weil ich zu
dieser Arbeit die besten Pflugknechte, die mit gut regulirten Pfluͤgen eine
ziemlich gleichfoͤrmige Pfluͤgung vollbringen, verwende. Diese
Entfernung der Kartoffellinien von einander wurde auch bei allen Versuchen, von
denen hier Erwaͤhnung geschehen soll, beibehalten.
Nach der Methode, die ich gewoͤhnlich befolge, pflege ich die Kartoffeln in
diesen Linien 8 Zoll weit von einander zu pflanzen; und dabei brauche ich an
Kartoffeln von mittlerer Groͤße beilaͤufig 2200 Kil. per Hectare Landes. Um nun zu erfahren, ob es
vortheilhaft sey die Menge der ausgebauten Kartoffeln zu erhoͤhen, ließ ich
dieselbe in einem aus 4 Linien bestehenden Beete von 400 Meter Laͤnge
verdoppeln, so zwar, daß alle 4 Zoll weit eine Kartoffel gelegt wurde. Das Beet
wurde uͤbrigens auf dieselbe Weise behandelt, wie der uͤbrige Theil
des Feldes, der nach der gewoͤhnlichen Methode bepflanzt worden. Die
Kartoffelsorte, deren ich mich zu diesem Versuche bediente, und welche ich schon
seit sehr langer Zeit unter dem Namen Magdelaines baue,
war ein runder, eher kleiner als großer Kartoffel von blaßrother Schale, der zu
mittlerer Zeit reift, und großen und sehr guten Ertrag abwirft. Die Ernte dieser 4
Linien wurde eigens
gesammelt, so wie auch jene der benachbarten, aber nach der alten Methode bestellten
4 Linien. Der Ertrag war in beiden Beeten dem Gewichte nach beinahe gleich; allein
die Kartoffeln waren in dem eng gepflanzten Beete im Allgemeinen kleiner, daher
zahlreicher, und deßhalb muͤhsamer zu sammeln, weil die Arbeit bei der Ernte
im Verhaͤltnisse der Zahl der Pflanzen und nicht im Verhaͤltnisse des
Gewichtes der Ernte steigt. Da die enge Pflanzung uͤberdieß eine doppelte
Menge Kartoffeln beim Ausbaue erforderte, so war sie also in jeder Hinsicht
schlechter, als die nach der alten Methode vorgenommene. Noch muß ich bemerken, daß,
da ein Drittheil der Laͤnge der beiden Beete aus einem festen, reichen Boden
bestand, waͤhrend die beiden uͤbrigen Drittheile sehr kieselig waren,
man bei der Ernte sorgfaͤltig darauf sah, ob dieser Unterschied im Boden auch
einen Unterschied im Ertrage zur Folge haͤtte; es ergab sich hiebei kein
solcher Unterschied, sondern der Ertrag war dem Gewichte nach beinahe durchaus
gleichmaͤßig.
Da ich bei diesem im Jahre 1833 unternommenen Versuche vergessen hatte, zugleich auch
noch ein anderes Beer auf solche Weise zu bestellen, daß die Kartoffelpflanzen
weiter von einander entfernt waͤren, als nach meiner alten Methode, so suchte
ich im Jahre 1834 diesen Fehler durch einen anderen Versuch gut zu machen. Ich
unternahm diesen Versuch, den ich nun beschreiben will, mit der angegebenen
Kartoffelsorte, und zugleich mit einer anderen, sehr fruͤhreifen und sehr
ergiebigen, runden und vortrefflichen Kartoffel mit gelber Schale, der man, weil sie
im Jahre 1830 in Roville aus Samen erzogen worden, den Namen der Rovilienne beigelegt hatte. Diese beiden Sorten wurden
auf einem und demselben Felde in gleich weit entfernten Linien, in Entfernungen von
8, 15 und 24 Zoll, von einander gepflanzt; d.h. man bepflanzte zuerst 2 Linien mit
Magdelainen in Entfernungen von 8 Zoll; dann 2 Linien mit Roviliennen in gleicher
Entfernung; dann 2 Linien mit Magdelainen in Entfernungen von 15 Zoll; hierauf 2
Linien Roviliennen abermals in gleicher Entfernung; dann 2 Linien mit Magdelainen in
Entfernungen von 24 Zoll, und endlich 2 Linien mit Roviliennen in ebenderselben
Entfernung. Um ein genaues, von zufaͤlligen Verschiedenheiten im Boden und in
der Duͤngung unabhaͤngiges mittleres Resultat zu erhalten, wurden dann
abermals auf dieselbe Weise von 2 zu 2 Linien bepflanzt, so daß der ganze Versuch
aus 24 Linien bestand, die jedoch saͤmmtlich gleichweit von einander entfernt
waren. Das ganze Stuͤk Landes wurde nach der Methode, die ich
gewoͤhnlich befolge, gleichmaͤßig mit der von einem Pferde gezogenen
Haue und dem Haͤufelinstrumente behandelt. Saͤmmtliche Kartoffeln
wurden am 7. Mai 1834
gepflanzt und am 27. Septbr., wo ihre Staͤngel bereits vollkommen troken
geworden waren, und wo die Reife also vollendet war, geerntet. Die
Kartoffelpflanzen, welche weiter von einander entfernt standen, gaben merklich
groͤßere Knollen; ihr Ertrag ward, so wie jener aller uͤbrigen Beete
genau gewogen und aufgezeichnet. Das Resultat war folgendes:
Die Magdelaines
in Entfernungen
von 8 Zoll
gaben
19,254 Kilogr.,
–
– –
15
–
17,091 –
–
– –
24
–
15,962 –
die Roviliennen
in gleicher
Entfernung
16,069
Kilogr.
–
– –
–
16,280
–
–
– –
–
11,984
–
Hieraus ergibt sich, daß bei dem Baue der Magdelainen der Ertrag etwas geringer
ausfaͤllt, wenn man statt 8 Zoll 15 Zoll weit von einander pflanzt, und daß
der Ausfall bei einer Entfernung von 24 Zoll noch groͤßer wird. Dennoch
findet man, wenn man die Resultate der Entfernungen von 8 und 15 Zoll mit einander
vergleicht, daß im lezteren Falle beim Ausbaue eine Ersparniß von beinahe der
Haͤlfte oder von beilaͤufig 1000 Kilogr. Kartoffeln gemacht wurde, so
daß der zu Gunsten der 8zoͤlligen Entfernung bleibende Vortheil nach Abzug
der Ersparniß beim Ausbaue auf 1163 Kilogr. herabsinkt. Bringt man ferner noch in
Anschlag, daß bei der 15zoͤlligen Entfernung die Kosten der Anpflanzung und
der Ernte geringer sind, und daß man uͤberdieß schoͤnere und
groͤßere Knollen erhaͤlt, so wird man sich uͤberzeugen, daß
sich die Waage auf die Seite der 15zoͤlligen Entfernung neigt. Vergleicht man
die 8zoͤllige mit der 24zoͤlligen Entfernung, so wird man finden, daß
die Ersparniß beim Ausbaue im lezten Falle 1470 Kilogr. betragen mußte, so daß der
Mehrertrag der ersteren auf 1822 Kilogr. oder beilaͤufig auf 1/10 der Ernte
herabsinkt, und daß dieser geringe Mehrertrag beinahe durch die Ersparniß an Arbeit
bei der Ernte und durch die Groͤße der Kartoffeln ausgeglichen wird.
Bei den Roviliennen gab die 15zoͤllige Entfernung beinahe einen eben so großen
Ertrag wie die 8zoͤllige, so daß hier die Ersparniß am Ausbaue und die
Ersparniß an Arbeit, so wie die Groͤße der Knollen ganz zum Vortheile der
15zoͤlligen Entfernung ausschlagen. Bei der 24zoͤlligen Entfernung
hingegen ergab sich hier ein so großer und so sehr im Widerspruche stehender
Ausfall, daß ich fuͤrchte, es haben hier ungeachtet aller der Sorgfalt, die
ich anwendete, einige stoͤrende Umstaͤnde eingewirkt.
Ich glaube daher aus diesen Versuchen schließen zu koͤnnen, daß fuͤr
die beiden hier erwaͤhnten Kartoffelsorten und fuͤr den Boden, den ich bebaue, die
8zoͤllige Entfernung zu gering ist; und ich werde demnach in Zukunft die
Magdelaines in Entfernungen von wenigstens 12 und die Roviliennes in Entfernungen
von 15 Zoll pflanzen. Ich werde spaͤter die Resultate dieser Methode bekannt
machen, und bemerke hier nur noch, daß man bei Abschaͤzung der erzielten
Producte nicht vergessen darf, daß die Kartoffeln zur Zeit der Anpflanzung einen
weit hoͤheren Werth haben, als zur Zeit der Ernte, indem sie durch die
Aufbewahrung nicht nur eine bedeutende Verminderung an Groͤße und an Gewicht
erleiden, sondern die Aufbewahrung auch mit bedeutenden Kosten und Gefahren des
Verderbens verbunden ist. Es waͤre daher sehr schlecht berechnet, wenn man
bei gleicher Quantitaͤt der Ernte eine groͤßere Menge Kartoffeln zum
Ausbaue verwenden wollte.
Ich gehe nun auf einen Versuch uͤber, der gleichfalls im Jahre 1834 zum Behufe
des Studiums der Wirkungen des Anhaͤufelns in Hinsicht auf den Ertrag an
Knollen angestellt wurde. Man wild es zwar sonderbar finden, daß ich auf die Idee
kam, den Nuzen dieser von allen Oekonomen so sehr gepriesenen Operation, die ich
selbst bisher, in allen meinen Schriften empfohlen hatte, in Zweifel zu ziehen;
allein die wiederholte Beobachtung einiger Thatsachen brachte meine Ueberzeugung zum
Schwanken, und da ich mir's zum Grundsaze machte, in allen praktischen
Wissenschaften den Zweifeln Gehoͤr zu schenken, so unternahm ich einige
Versuche. Man hat in einer großen Menge von Dingen Meinungen angenommen, die sich
oft auf nichts Anderes fußen, als auf theoretische Ansichten und Analogien, und die
daher in wahre Vorurtheile ausarten, welche um so nachtheiliger wirken, da sie
selbst von einer großen Anzahl sonst aufgeklaͤrter und gut unterrichteter
Maͤnner getheilt werden. Man darf sich zwar von solchen allgemein
angenommenen Grundsaͤzen nicht leichtsinnig entfernen; allein wenn sich uns
Thatsachen ergeben, die denselben widersprechen, so muͤssen wir auch diesen
unsere Aufmerksamkeit schenken; denn am Ende muͤssen die bloßen Ansichten,
welche Autoritaͤten sie auch fuͤr sich haben moͤgen, doch immer
der klaren Beobachtung der Thatsachen weichen.
Der positive Versuch, den ich zur Herstellung der Resultate des Anhaͤufelns
der Kartoffeln unternahm, wurde auf demselben Stuͤke Landes, wie die oben
erwaͤhnten Versuche unternommen. Ich ließ naͤmlich ein Stuͤk
dieses Landes in 5 an einander graͤnzende Beete von beilaͤufig 20
Meter Breite abtheilen, und alle auf die gewoͤhnliche Weise mit Kartoffeln
von der Sorte der Magdelainen bepflanzen. Von den Beeten wurden abwechselnd die
einen bloß mit der von
einem Pferde gezogenen Hane bearbeitet, waͤhrend die anderen, wie dieß
gewoͤhnlich zu geschehen pflegt, nach der Behandlung mit dieser Haue auch
noch zwei Mal angehaͤufelt wurden. Das erste, zweite und dritte Beet wurde
demnach nach der Behandlung mit der Haue angehaͤufelt, und dieses
Anhaͤufeln ward wiederholt, als die Kartoffelpflanzen eine Hoͤhe von
beilaͤufig 15 Zoll erreicht hatten. Das zweite und vierte Beet hingegen wurde
nur ein Mal mit der Haue behandelt, und obwohl es gewiß besser gewesen waͤre,
wenn man diese Operation zur Zeit des Anhaͤufelns der uͤbrigen Beete
noch ein Mal wiederholt haͤtte, so unterließ man es doch, weil man durch
andere Arbeiten daran verhindert wurde, und weil das Unkraut wegen der Trokenheit
des Jahres so wenig wucherte, daß man nicht dazu gedraͤngt wurde.
Von dem Zeitpunkte des Haͤufelns an zeichneten sich die Beete, in denen
dasselbe vorgenommen worden war, wie ich es denn auch schon immer bemerkt hatte,
durch ein lebhafteres Wachsthum, durch ein hoͤheres, dichteres und dunkleres
Kraut aus; so zwar, daß der Unterschied gegen die benachbarten, nicht
gehaͤufelten Beete auffallend war. Da ich es bei der Ernte nicht fuͤr
noͤthig hielt, die auf saͤmmtlichen Beeten erzielten Kartoffeln
einzeln nach Beeten zu sammeln und abzuwaͤgen, so begnuͤgte ich mich
damit die Producte von 8 angehaͤufelten und 8 nicht angehaͤufelten
Linien einzeln sammeln und vergleichen zu lassen. Schon beim Ausreißen der
Kartoffeln konnte man sich hiebei uͤberzeugen, daß die in den nicht
angehaͤufelten Linien gewachsenen Kartoffeln groͤßer und eben so
zahlreich waren, als die in den angehaͤufelten; besonders auffallend war der
Unterschied an einer Stelle, wo 4 der nicht angehaͤufelten Linien in eine
Streke reicheren und tieferen Bodens fielen. Nach Beendigung der Ernte wog das
Product der 8 angehaͤufelten Linien 611, jenes der 8 nicht
angehaͤufelten Linien hingegen 704 Kilogr.; und beim Waͤgen der in den
besseren Boden gefallenen, nicht angehaͤufelten 4 Linien zeigte sich sogar
ein Unterschied von einem ganzen Drittheil zu Gunsten der nicht
angehaͤufelten Linien.
Ein Resultat dieser Art schien um so uͤberraschender, als der Sommer sehr
troken war, und als man haͤtte glauben sollen, daß dieser Umstand noch mehr
zu Gunsten der angehaͤufelten Kartoffeln haͤtte ausfallen sollen. Denn
gerade in trokenen Jahren bemerkte man bisher die auffallendsten Wirkungen des
Anhaͤufelns auf die kraͤftige Entwikelung des Kartoffelkrautes. Gewiß
waͤre der Unterschied in den Producten noch groͤßer gewesen, wenn die
nicht angehaͤufelten Beete wiederholt mit der von Pferden gezogenen Haue behandelt worden
waͤren, wie ein guter Culturbetrieb dieß eigentlich erfordert
haͤtte.
Wenn man sich nun nach einer theoretischen Erklaͤrung dieses Resultates
umsieht, so ergibt sich folgende als die natuͤrliche. Jeder Landwirth weiß,
daß die Kartoffeln ihre Knollen in einer gleichmaͤßigen Tiefe unter der
Oberflaͤche des Bodens bilden. Diese Tiefe ist je nach der Verschiedenheit
der Sorten, die man pflanzt, sehr verschieden; allein sie ist fuͤr jede Sorte
eine bestimmte und bleibende; so zwar, daß die eine Sorte ihre Knollen beinahe an
der Oberflaͤche der Erde ansezt, waͤhrend andere Sorten dieselben 1
bis 3 Zoll tief unter der Erde bilden. Beim Haͤufeln haben sich nun die
Wurzeln bereits zur Bildung der Knollen vorbereitet: ja einige dieser lezteren haben
sogar schon eine mehr oder minder bedeutende Groͤße erreicht. Haͤuft
man daher um den Fuß der Pflanze herum eine neue Schichte Erde an, so wird
nothwendig die bereits begonnene Knollenbildung gestoͤrt, und die Pflanze muß
entweder aus den mit neuer Erde umgebenen Stellen neue Wurzeln treiben, um abermals
Knollen zu erzeugen; oder jene Knollen, deren Bildung bereits begonnen hatte,
muͤßten fortfahren unter Umstaͤnden zu vegetiren, die ihrer Natur
zuwider sind. Gewoͤhnlich tritt das erstere dieser beiden Ereignisse ein,
wenn das Anhaͤufeln, wie es denn auch geschehen soll, fruͤhzeitig
unternommen wird. Die Nahrungssaͤfte, die zur Vergroͤßerung der
Knollen verwendet werden sollten, werden dann so lange den Staͤngeln
zugefuͤhrt, bis der neu erzeugte Wurzelapparat wieder die Bildung von neuen
Knollen gestattet; und daraus wird fuͤr die zuerst gebildeten Knollen eine
Verspaͤtung im Wachsthum von 14 Tagen bis zu einem Monate entstehen, so daß
sie folglich nie mehr ihre gehoͤrige Groͤße erlangen koͤnnen.
Erzeugen sich aber keine neuen Knollen, und wird der Nahrungssaft
fortwaͤhrend den zu tief vergrabenen Knollen zugefuͤhrt, so wird
dieser leztere Umstand ihrer weiteren Ausbildung und Entwikelung schaden, und jener
Theil des Saftes, den die Knollen nicht verarbeiten koͤnnen, wird abermals
den Staͤngeln zustroͤmen. Man wird demnach in beiden Faͤllen
jene Ueppigkeit des Kartoffelkrautes bemerken, die die Oekonomen verfuͤhrt zu
haben scheint, und in der wohl wahrscheinlich der Grund gelegen seyn duͤrfte,
warum man so sehr fuͤr das Anhaͤufeln ist.
Ich behaupte uͤbrigens keineswegs, daß mein Versuch beweise, daß das
Anhaͤufeln fuͤr alle Kartoffelsorten, auf jedem Boden und bei jeder
Temperatur schaͤdlich sey; allein ich halte mich dadurch wenigstens
berechtigt, unter den Umstaͤnden, unter denen ich Landwirthschaft treibe, das
Anhaͤufeln der Kartoffeln in Zukunft aufzugeben; nur ausnahmsweise und zum
Vergleiche werde ich kuͤnftig immer noch einige Linien meiner Kartoffelfelder
anhaͤufeln lassen. Ich hoffe, daß die Oeffentlichkeit, der ich meine Versuche
uͤbergebe, auch Andere zu gleichen Versuchen aneifern wird.