Titel: | Ueber das Gelbfärben der Goldarbeiten; von P. Berthier |
Fundstelle: | Band 59, Jahrgang 1836, Nr. XVIII., S. 102 |
Download: | XML |
XVIII.
Ueber das Gelbfaͤrben der Goldarbeiten;
von P. Berthier
Aus den Annales de Chimie et de Physique. August 1835, S.
337.
Berthier, uͤber das Gelbfaͤrben der
Goldarbeiten.
Durch das Gelbfaͤrben der Goldarbeiten beabsichtigt man ihren Feingehalt auf
der Oberflaͤche zu erhoͤhen, um ihnen dadurch die verschiedenen
Nuͤancen oder Farben zu ertheilen, welche der Kaͤufer verlangt. Sie
werden deßhalb nach vollstaͤndigem Façonniren mit geeigneten
chemischen Agentien behandelt. Diese loͤsen einen Theil des Kupfers und
Silbers, welche die Legirung enthaͤlt, aber verhaͤltnißmaͤßig
nur wenig Gold auf, so daß sich lezteres auf allen sichtbaren Theilen
anhaͤuft und zwar in groͤßerer oder geringerer Menge, nach der Dauer
der chemischen Behandlung.
Es gibt eine große Anzahl von Vorschriften zum Gelbfaͤrben; folgende ist aber
jezt die gebraͤuchlichste. Man vermengt 2 Theile Salpeter, 1 Theil Kochsalz
und 1 Theil roͤmischen Alaun mit einander, nimmt von diesem Gemenge das
dreifache Gewicht der zu behandelnden Goldwaaren und bereitet davon eine sehr
concentrirte Aufloͤsung in kochendem Wasser; man taucht die Goldwaaren in
diese Aufloͤsung, welche man die Sauce nennt und
laͤst sie darin stets bei der Siedhize, 15 bis 25 Minuten, nach der
Nuͤance, die man zu erhalten wuͤnscht: man zieht sie dann heraus,
wascht sie in reinem Wasser, und die Operation ist beendigt. Sie sind nun matt, aber
vollkommen rein und um ihnen Glanz zu geben, braucht man sie nur zu poliren. Sie
verlieren bei dieser Behandlung im Durchschnitt 1/16 an Gewicht.
Die Sauce entzieht ihnen Kupfer, Silber und eine gewisse Menge Gold; man bewahrt
dieselbe auf, um diese Metalle daraus abzuscheiden. Wenn sie einmal zum
Faͤrben gedient hat, nennt man sie Farbfluͤssigkeit. Man laͤßt diese Fluͤssigkeit
stehen, bis sie klar geworden ist; es bildet sich darin ein weißer Niederschlag, den
man besonders aufbewahrt und Saz der
Farbfluͤssigkeit nennt; die uͤber ihm stehende
Fluͤssigkeit wird klare
Faͤrbfluͤssigkeit genannt. Leztere versezt man mit schwefelsaurem Eisen (Eisenvitriol) und taucht Eisenstangen hinein;
es bildet sich dann ein schwarzer Niederschlag (boues noires), welcher das Gold enthaͤlt.
Die klare Fluͤssigkeit wird vom weißen Niederschlag durch bloßes Abgießen
getrennt, daher in lezterem viel von aufloͤslichen Salzen
zuruͤkbleibt. Ich fand in einem solchen:
Wasser, womit er befeuchtet war
0,108
Aufloͤsliche Salze
0,488
Unaufloͤsliche Substanzen
0,398
–––––
0,994
Der unaufloͤsliche Theil enthielt:
Basischen Alaun
0,718
Kupferchloruͤr
0,050
Chlorsilber
0,085
Beigemengtest Eisenoxyd
0,140
Metallisches Gold
0,00776
––––––
1,00076
Das Gold war darin in sehr kleinen, metallischglaͤnzenden Theilchen
eingemengt.
Der schwarze Niederschlag ist auch stark mit Salzen vermengt. Ich fand darin:
Wasser, das ihn befeuchtete
0,131
Aufloͤsliche Salze
0,445
Unaufloͤsliche Substanzen
0,418
–––––
0,994
und die unaufloͤslichen Substanzen bestanden aus:
Eisenoxyd
0,6400
Kupferoxyd
0,2600
Metallischem Gold
0,0508
Metallischem Silber
0,0112
––––––
0,9620
Das Kupfer, welches anfangs in metallischem Zustand durch das Gold niedergeschlagen
wurde, hatte sich dann von selbst wieder ganz oxydirt. Als man dieses Gemenge mit 20
Theilen Bleiglaͤtte und 3 Proc. Kohle probirte, schmolz es sehr gut und gab
einen Bleikoͤnig, welcher beim Abtreiben auf der Kapelle 6 Proc. goldhaltigen
Silbers hinterließ. Die Schlaken, mit 20 Theilen Bleiglaͤtte und 2 Proc.
Kohle umgeschmolzen, gaben einen Metallkoͤnig, der beim Abtreiben noch 0,002
silberhaltigen Goldes hinterließ.
Die Probirer schmelzen den schwarzen Niederschlag mit einem Gemenge von Potasche und
Borax, um das Gold und Silber daraus zu erhalten.
Ich verschaffte mir eine Farbfluͤssigkeit, womit
Goldwaaren behandelt und von welcher nichts weggenommen worden war; sie war bloß mit
dem reinen Wasser, womit man die Goldwaare abgewaschen hatte, vermischt. Zuerst goß
ich die Fluͤssigkeit ab und dann suͤßte ich den Saz vollkommen aus,
was lange dauerte und viel Wasser erforderte. Die abgegossene Fluͤssigkeit
vermischte ich mit dem Aussuͤßwasser, dampfte sie ein und ließ sie in der
Kaͤlte krystallisiren; die Mutterlauge wurde eingeengt und nochmals der
Krystallisation uͤberlassen, worauf die Salze mit schwachem Weingeist
abgewaschen und die lezte Mutterlauge (welche gruͤnlichgelb war) und die
geistigen Fluͤssigkeiten zur Trokniß verdampft wurden; der Ruͤkstand
wog 4 1/2 Gramm. Man schmolz ihn mit 10 Gramm schwarzem Fluß und 5 Gramm Borax und
er lieferte einen kleinen Goldknopf, der 0,20 Gr. wog und mit 0,03 Gr. Kupfer und
einer Spur Silber legirt war. Die mit Weingeist abgewaschene Salzmasse war
vollkommen weiß und enthielt keine Spur von Metallen.
Die gut ausgesuͤßten unaufloͤslichen Substanzen waren klebrig und weiß,
aber mit einigen Kohlenstuͤkchen und Sandkoͤrnern vermengt. Mit 5
Theilen Bleiglaͤtte und 1,50 Kohle vermengt, schmolzen sie sehr gut und gaben
0,25 Blei, welches beim Abtreiben auf der Kapelle 0,0824 Gr. einer weißen Legirung
von Gold und Silber hinterließ. Als man diese unaufloͤslichen Substanzen mit
Salzsaͤure behandelte, blieben 0,146 Gramm zuruͤk, woraus kohlensaures
Ammoniak 0,070 Chlorsilber auszog; der unaufgeloͤste, 0,076 Gr. wiegende
Theil gab beim Probiren 0,040 Gold, welches 0,003 Silber enthielt.
Durch starkes Ausgluͤhen verloren diese Substanzen 0,46 an Gewicht und blieben
pulverig; dieser Verlust repraͤsentirt das Wasser, die mit Alaunerde
verbundene Schwefelsaͤure, die Kohle und ungefaͤhr 0,01 Chlorsilber.
Behandelt man den Ruͤkstand mit kochendem Wasser, so zieht dieses 0,09
schwefelsaures Kali aus. Die vollstaͤndige Analyse ergibt also:
Schwefelsaures
KaliSchwefelsaͤureAlaunerde
0,0900,1700,335
basischer Alaun.
Gold
0,037
Chlorsilber
0,070
Basisch salzsaures Kupfer, Sand
0,076
Wasser und Kohle
0,222
–––––
1000
Hienach besteht die basisch schwefelsaure Alaunerde, welche in dem Gemenge mit
schwefelsaurem Kali zu basischem Alaun verbunden ist, aus:
Alaunerde
0,6635
– 100
Schwefelsaͤure
0,3365
– 50,7
Oder der basische Alaun ³ ² enthaͤlt:
Alaunerde
0,658
– 100
Schwefelsaͤure
0,342
– 52
Dieses Salz ist es also offenbar, welches in dem basischen Alaun vorkommt. Die 0,090
schwefelsauren Kalis, womit es verbunden ist, enthalten 0,0405 Schwefelsaͤure
oder ein Viertel von der in der basisch schwefelsauren Alaunerde; der basische Alaun
entspricht also der Formel 2 ³ ² + .
Wahrscheinlich enthaͤlt er 12 Atome Wasser.
Digerirt man die ausgetrokneten unaufloͤslichen Substanzen mit Aezammoniak, so
loͤst sich das Chlorsilber auf und der basische Alaun wird groͤßten
Theils zersezt; beim Abdampfen der Aufloͤsung sezt sich das Chlorsilber ab
und wenn sie dann bis auf einen gewissen Punkt eingeengt ist, bilden sich darin beim
Erkalten oktaëdrische Krystalle von gewoͤhnlichem Alaun; offenbar
deßwegen, weil sich die Alaunerde in betraͤchtlicher Menge im Aezammoniak
aufloͤst (?).
Aus der Zusammensezung des weißen Sazes, welcher sich in der Farbfluͤssigkeit
bildet, ersieht man, daß bei der Einwirkung der kochenden Aufloͤsung des
Salzgemenges auf die in dieselbe getauchte Legirung, der Alaun zersezt wird und
schwefelsaures Kali nebst einem großen Theil seiner Schwefelsaͤure verliert,
wobei er in ein unaufloͤsliches sehr basisches Doppelsalz umgewandelt wird.
Die Schwefelsaͤure, welche der Alaun verliert, wird ihm durch das Kali des
Salpeters und das Natrium des Kochsalzes, das durch die frei gewordene
Salpetersaͤure in Natron uͤbergeht, entzogen; es entbinden sich
Salpetergas und Chlor, die auf die Metalle gerade wie Koͤnigswasser wirken,
d.h. sie in Chloride umaͤndern. Zwei Ursachen tragen gleichzeitig dazu bei,
diese Reaction hervorzubringen, naͤmlich die Neigung des Alauns, in ein basisches
Salz uͤberzugehen, und die Neigung der salpetersauren Salze, die Basis der
Chloride zu oxydiren, indem sie sich selbst zersezen. Jede dieser Ursachen
wuͤrde an und fuͤr sich gar kein Resultat hervorbringen: der Alarm
wird naͤmlich nicht zersezt, wenn man eine concentrirte Aufloͤsung
desselben entweder mit Salpeter oder mit Kochsalz kocht; auch kann man ein Gemenge
von Salpeter und Kochsalz in einem Silbertiegel in voͤlligem Fluß erhalten,
ohne daß sich eine Spur von Gas entbindet; erhizt man aber die Aufloͤsung
eines Gemenges von Salpeter, Kochsalz und Alaun bis zum Kochen, so entwikelt sich in
dem Augenblik, wo die Fluͤssigkeit bis zum Krystallisationspunkt eingeengt
ist, Salpetergas und Chlor, und es entsteht ein weißer Niederschlag von basischem
Alaun, den das Wasser nicht mehr aufloͤsen kann. Die Gegenwart der Metalle
ist also zur wechselseitigen Zersezung der drei Salze nicht unumgaͤnglich
noͤthig; dessen ungeachtet ist es aber gewiß, daß sie diese Zersezung wegen
ihrer großen Verwandtschaft zum Chlor beschleunigen.
Wenn man bei dem Gelbfaͤrben bloß die Absicht haͤtte, die Legirung
theilweise anzugreifen um ihren Goldgehalt zu erhoͤhen, so koͤnnte man
sich ganz einfach eines sehr verduͤnnten Koͤnigswassers bedienen: der
Gegenstand muß aber auch vollkommen rein aus der Farbe kommen, so daß man ihn nicht
abzureiben braucht, um ihm das matte Aussehen, wenn dieses verlangt wird, lassen zu
koͤnnen; nun wuͤrde ihn aber das Koͤnigswasser mit einem
Haͤutchen von Chlorsilber bedeken, welches man nicht davon trennen
koͤnnte, ohne ihn zu beschaͤdigen: das Kochsalz, welches man anwendet,
hat zum Zwek, diese Kruste aufzuloͤsen; da es aber hiezu im Zustande einer concentrirtenconcentriten und kochenden Aufloͤsung seyn muß, so waͤre es
wahrscheinlich schwierig der Wirkung des Koͤnigswassers, so schwach dasselbe
auch seyn moͤchte, Meister zu bleiben. Ein mit Schwefelsaͤure
verseztes Gemenge von Salpeter und Kochsalz waͤre gewiß geeignet, die
Goldlegirungen gelb zu faͤrben, ohne sie zu verunreinigen und mit Chlorsilber
zu uͤberziehen; es wuͤrde aber schnell und lebhaft wirken und
wahrscheinlich bedient man sich eines solchen deßwegen nicht, weil eine zu
kleinliche Sorgfalt noͤthig waͤre, um eine gewuͤnschte
Faͤrbung damit zu erzielen und die Aufloͤsung einer zu großen Menge
Kupfer zu vermeiden. Allen diesen Uebelstaͤnden ist durch das Salzgemenge,
welches die Juweliere anwenden, begegnet und es ist gewiß merkwuͤrdig, daß
man auf rein empyrischem Wege ein Mittel aufgefunden hat, welches seinem Zwek so gut
entspricht.
Um sich die Wirkungsart der sogenannten Farbe vollkommen erklaͤren zu
koͤnnen, muß man ihr Verhalten zu jedem einzelnen der Metalle, woraus die Goldlegirung
besteht, kennen. Ich habe hieruͤber folgendes ausgemittelt.
Die concentrirte Farbfluͤssigkeit greift das reine Gold leicht an; das Metall
bleibt als Chlorid in der Fluͤssigkeit aufgeloͤst und basischer Alaun
sezt sich aus derselben ab.
Das Silber wird noch staͤrker angegriffen und in Chlorid verwandelt; ist genug
Kochsalz vorhanden, so loͤst sich dieses Chlorid wie das Gold auf; beim
Erkalten scheidet es sich aber zum Theil daraus ab und wenn man die
Fluͤssigkeit mit vielem Wasser verduͤnnt, so faͤllt auch das
uͤbrige noch nieder und die Fluͤssigkeit haͤlt nur mehr
unbedeutende Spuren davon zuruͤk.
Metallisches Kupfer verliert in der kochenden Farbfluͤssigkeit schnell seinen
Glanz, wird matt roth und es loͤst sich davon eine große Menge auf, ohne daß
sich etwas anderes als basischer Alaun niederschlaͤgt. Die
Fluͤssigkeit ist braͤunlich und alles Kupfer, welches sie
enthaͤlt, ist darin als Chloruͤr aufgeloͤst; sie truͤbt
sich weder beim Erkalten, noch auf Zusaz von Wasser; an der Luft wird sie aber bald
gruͤn, laͤßt basisch salzsaures Kupferoxyd fallen und enthaͤlt
nach kurzer Zeit nur noch Kupferchlorid aufgeloͤst.
Man begreift nun leicht, wie die Farbe auf die Goldlegirungen wirkt; sie greift die
drei Metalle, woraus dieselben bestehen, an, aber nicht in gleichem Grade und
loͤst verhaͤltnismaͤßig viel mehr Kupfer und Silber, als Gold
auf; es ist sogar wahrscheinlich, daß der Antheil Gold, welchen man nach dem
Gelbfaͤrben in der Sauce findet, von den spizen Rauhigkeiten und schneidenden
Kanten herruͤhrt, welche wegen ihrer Form stark angegriffen oder sogar ganz
beseitigt werden. Das Hauptverdienst dieses Salzgemenges besteht aber gerade in
seiner schwachen chemischen Wirkung. Damit es naͤmlich die Metalle angreifen
kann, muß es in concentrirter Aufloͤsung seyn, und selbst diese wirkt in der
Kaͤlte gar nicht und nur in der Siedhize langsam und wenig lebhaft. Wegen
dieser Eigenschaften kann man also mittelst des Gemenges der drei Salze die
Legirungen mehr oder weniger stark angreifen, ohne befuͤrchten zu
muͤssen die vorgesezte Graͤnze zu uͤberschreiten und einen zu
großen Abfall zu erhalten: man kann uͤberdies sehr leicht eine beliebige
Nuͤance des Goldes erzielen, indem man die Dauer der Operation darnach
einrichtet. Jede zerfressende Wirkung hoͤrt sogleich auf, wenn man die
Gegenstaͤnde aus der Sauce nimmt oder sobald diese auf einige Grade unter der
Siedhize erkaltet ist.
Laͤßt man die Farbe, nachdem die Gegenstaͤnde herausgenommen wurden,
stehen, gießt das Klare von dem Bodensaze ab und waͤscht diesen ein oder zwei
Mal mit einer geringen Menge reinen Wassers aus, so erhaͤlt man eine
Fluͤssigkeit, welche beinahe alles Gold und außerdem viel Kupfer und eine
sehr betraͤchtliche Menge Chlorsilber enthaͤlt; der groͤßte
Theil des lezteren scheidet sich aber waͤhrend des Erkaltens oder durch den
Zusaz von Wasser aus der Aufloͤsung ab und findet sich daher im Bodensaze.
Wenn die Farbe, ehe man das Klare abgießt, auf Ein Mal mit vielem Wasser versezt
wird, so bleiben nur Spuren von Silber aufgeloͤst und wenn man den Saz
sorgfaͤltiger, als es gewoͤhnlich geschieht, aussuͤßen
wuͤrde, so enthielte die klare Fluͤssigkeit beinahe alles Gold. Damit
dieses Metall aber ganz in der Aufloͤsung bleibt, ist es unumgaͤnglich
noͤthig dafuͤr zu sorgen, daß dieselbe nicht mit organischen
Substanzen in Beruͤhrung kommt, weil diese das Gold sehr leicht reduciren und
niederschlagen.
Das Verfahren, welches man gewoͤhnlich befolgt, um aus der
Farbfluͤssigkeit das Gold und Silber zu gewinnen, ist offenbar nicht sehr
empfehlenswerth; denn es ist umstaͤndlich und man erhaͤlt dabei als
Resultat bloß mit Silber legirtes Gold und mit Gold legirtes Silber, waͤhrend
man beide Metalle so genau als moͤglich von einander zu trennen suchen
sollte. Die beste Methode wuͤrde darin bestehen, die Farbe sogleich mit einer
mehr als hinreichenden Menge klaren Wassers zu verduͤnnen, so daß keine
bemerkenswerthe Menge Chlorsilber mehr darin zuruͤkbleiben kann, dann so viel
Schwefelsaͤure oder Salzsaͤure zuzusezen, daß sich der basische Alaun
und das Kupferchloruͤr wieder aufloͤsen und die Fluͤssigkeit
stark sauer bleibt und den Ruͤkstand, welcher bloß noch aus Chlorsilber, mit
Sand vermengt, bestuͤnde, gut auszuwaschen, und dann durch Schmelzen mit
kohlensaurem Natron oder mit Kalk etc. zu reduciren; endlich das in der klaren
Fluͤssigkeit aufgeloͤste Gold mit schwefelsaurem Eisen, oder
Kleesaͤure oder kleesauren Alkalien niederzuschlagen; man duͤrfte aber
kein metallisches Eisen anwenden, weil dieses mit dem Gold zugleich das Kupfer
faͤllt.
Der Alaun ist nicht die einzige Substanz, welche die wechselseitige Zersezung des
Salpeters und des Kochsalzes veranlassen und ihnen dadurch die Eigenschaft ertheilen
kann, die Metalle in Chloride zu verwandeln. Alle aufloͤslichen Salze mit
schwachen Basen thun dasselbe: so greift neutrales schwefelsaures Eisenoxyd, mit
Salpeter und Kochsalz vermengt, die Goldlegirungen sehr gut an; die
Salzaufloͤsung muß aber wie bei Anwendung von Alaun gesaͤttigt und bis
zum Sieden erhizt seyn: waͤhrend der Operation sezt sich okerfarbiges basisch
schwefelsaures Eisen ab. Bloße schwefelsaure Alaunerde wuͤrde sich eben so
verhalten wie das schwefelsaure Eisenoxyd. Die neutralen Salze, wie schwefelsaure
Bittererde, schwefelsaures Kupfer, schwefelsaures Eisenoxydul, koͤnnen diese
Wirkung nicht hervorbringen, weil ihre starken Basen sich der Entstehung basischer
Salze unter diesen Umstaͤnden widersezen. Reines zweifachschwefelsaures Kali kann den
Alaun ebenfalls nicht ersezen; es ist ganz unwirksam, selbst wenn die
Fluͤssigkeit bis zum Krystallisiren eingeengt und in rollem Kochen erhalten
wird: der Grund hievon kann kein anderer seyn, als daß das Kali eine so
maͤchtige Salzbasis ist.