Titel: | Verbesserungen an den Metallliederungen der Kolben für Dampfmaschinen, Pumpen und andere Apparate, worauf sich Benjamin Hick, Ingenieur von Bolton-le-Moors, in der Grafschaft Lancaster, Edward Evans der ältere, Kohlengrubenbesizer von Oldham, und John Higgens, Ingenieur von ebendaher, am 4. Jul. 1834 ein Patent ertheilen ließen. |
Fundstelle: | Band 56, Jahrgang 1835, Nr. LXVIII., S. 402 |
Download: | XML |
LXVIII.
Verbesserungen an den Metallliederungen der
Kolben fuͤr Dampfmaschinen, Pumpen und andere Apparate, worauf sich Benjamin Hick, Ingenieur von
Bolton-le-Moors, in der Grafschaft Lancaster, Edward Evans der aͤltere,
Kohlengrubenbesizer von Oldham, und John Higgens, Ingenieur von ebendaher, am 4. Jul. 1834 ein Patent ertheilen
ließen.
Aus dem London Journal of Arts. April 1835, S.
44.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Verbesserte Metallliederungen der Kolben fuͤr Dampfmaschinen
etc.
Der verbesserte metallene Kolben der Patenttraͤger besteht aus Ringen, welche
solcher Maßen an dem Bloke oder Kerne des Kolbens angebracht sind, daß das
Entweichen von Dampf zwischen dem Kolben und dem Cylinder vollkommen verhindert
wird. Dieselbe Vorrichtung ist aber auch auf die Luftpumpen der Dampfmaschinen, auf
Geblaͤscylinder, auf Wasser- und andere Pumpen, an welchen wegen ihrer
Dimensionen Liederungen mit Hanf oder anderen vegetabilischen Substanzen
erforderlich sind, anwendbar. Der neue Kolben unterscheidet sich von den
gewoͤhnlich gebraͤuchlichen metallenen Kollen hauptsaͤchlich
dadurch, daß er keiner Federn oder sonstiger mechanischer Vorrichtungen bedarf,
womit die Ringe nach Außen gedraͤngt werden, um sie in inniger
Beruͤhrung mit dem Kolbenstiefel zu erhalten. Diese Wirkung wird
naͤmlich an demselben durch die gravitirende Wirkung der Ringe selbst
hervorgebracht, indem leztere frei auf einem schiefen, an dem Kerne des Kolbens
abgedrehten Lager ruhen, und auf solche Weise durch ihr eigenes Gewicht mit solcher
Kraft gegen den Pumpenstiefel angedruͤkt werden, daß hiedurch der
gehoͤrige Grad von Schluß hervorgebracht wird. Das Princip, nach welchem
durch die Wirkung der Schwere selbst, oder mit anderen Worten durch die Neigung der
Ringe an dem Kerne des Kolbens herabzusinken, der gehoͤrige Grad von Schluß
erzielt werden soll, laͤßt uͤbrigens in der Ausfuͤhrung oder
praktischen Anwendung mannigfache Modifikationen zu:
Die beigegebenen Abbildungen zeigen zweierlei Methoden fuͤr den Bau der Kolben
fuͤr Dampfmaschinen und eine dritte Methode, welche sich mehr fuͤr
eine Luftpumpe eignet. Der abgebildete Kollen hat 32 Zoll im Durchmesser; der
Winkel, den das Lager des Kernes b, b, so wie auch die entsprechende
Oberflaͤche der Ringe c, d, mit dem Cylinder e, e bildet, ist in Fig. 8, 9, 10, 11, 12 und 13 beilaͤufig 55
Grad. Das Gewicht der gußeisernen Ringe betraͤgt gegen 150 Pfd. Dieser Winkel
und dieses Gewicht der Ringe eignet sich fuͤr Verdichtungsmaschinen, welche
mit Dampf von gewoͤhnlichem Druke in Bewegung gesezt werden; fuͤr
Hochdrukdampfmaschinen hingegen, dieselben moͤgen mit oder ohne Verdichtung
arbeiten, muß der Druk der Ringe gegen den Kolben verstaͤrkt werden; und dieß
kann leicht geschehen, theils indem man den Winkel der Ringe und des Lagers, auf
welchem sie an dem Kerne aufruhen, verkleinert, theils indem man das Gewicht der
Ringe erhoͤht.
Fig. 8 ist ein
Grundriß des oberen Theiles des Kolbens. Fig. 9 ist ein
Durchschnitt der Ringe und des Dekels nach der Linie x,
x in Fig.
8; waͤhrend Fig. 10 einen
aͤhnlichen Durchschnitt nach der Linie y, y gibt.
Fig. 11
ist ein Grundriß des Kolbens mit abgenommenem Dekel, woraus man die obere
Flaͤche der Ringe c ersieht. An
saͤmmtlichen Figuren sind gleiche Theile mit gleichen Buchstaben bezeichnet.
b, b ist der mittlere Blok oder der Kern des
Kolbens, der auf die gewoͤhnliche Weise an dem kegelfoͤrmigen Ende der
Kolbenstange a festgemacht ist. c, d sind zwei einzelne Ringe aus Gußeisen, Messing oder einem anderen
Metalle, welche so abgeschliffen sind, daß sie nicht nur genau an einander, sondern
auch genau an den Kern b, b und an die Waͤnde des
Cylinders e, e passen. Diese Ringe werden, nachdem sie
zu diesem Behufe genau abgedreht und abgeschliffen worden sind, je nachdem
Durchmesser des Cylinders in drei, vier oder mehrere gleiche Theile getheilt, und so
auf einander gelegt, daß die Fugen des einen die Fugen des anderen durchkreuzen, wie
Fig. 11
zeigt, und daß dadurch das Entweichen von Dampf, Luft oder anderen
Fluͤssigkeiten kraͤftig verhindert wird. Um jeder Bewegung der Ringe
um den Kern des Kolbens herum vorzubeugen, ist in dem Kerne der Zapfen f befestigt, welcher in ein an dem Ringe c angebrachtes Zapfenloch einpaßt, und der Auf-
und Niederbewegung der Ringe an dem schiefen Lager oder Bette des Kernes
hinreichenden Spielraum gestattet; und um ferner die Bewegung des Ringes d um den Ring c herum zu
verhindern, ist zur Vereinigung dieser ein aͤhnlicher Zapfen angebracht.
Der Dekel g ist genau auf den Kern des Kolbens gepaßt,
und mittelst der vier Bolzen h, h, h, h darauf
befestigt. Vier Stellschrauben i, i, i, i, welche in
diesen Dekel und so durch denselben hindurch geschraubt sind, daß deren Enden auf
dem festen Kerne aufruhen, verhindern, daß der Dekel nicht auf die Ringe
druͤkt. Der Dekel g kann also demnach gestellt,
und den Ringen so weit genaͤhert werden, daß keine Unreinigkeiten zwischen ihn und die
Ringe eindringen koͤnnen, und dabei dennoch allem Druke auf die Ringe
vorgebeugt wird. Der Dekel kann ferner in dem Maße als sich die Ringe
abnuͤzen, denselben nachfolgen. In dem oberen Theile des Dekels ist ein
Ausschnitt k, k angebracht, der zur Aufnahme einer
geringen Quantitaͤt Hanf oder irgend einer anderen vegetabilischen Liederung
bestimmt ist, damit auf diese Weise eine geringe Menge des verdichteten Dampfes oder
des Oehles oder Fettes, womit der Kolben und der Cylinder schluͤpfrig
erhalten wird, zuruͤkgehalten werde. Diese Liederung wird mittelst eines
gußeisernen Ringes l, l, der mit 8 kleinen Schrauben m, m an dem Dekel g
festgemacht ist, niedergehalten.
Eine Modification des eben beschriebenen Kolbens ersieht man aus Fig. 12, wo drei Ringe
c, d, n an dem Kolben angebracht sind; zwei dieser
Ringe c, d ruhen auf einer flachen, statt auf einer
winkeligen Basis, welche an dem Bloke abgedreht ist. Der seitliche Druk gegen den
Cylinder oder gegen den Stiefel wird in diesem Falle durch den keilfoͤrmigen,
ganzen, metallenen Ring n ausgeuͤbt, der so
abgeschliffen ist, daß er der inneren Oberflaͤche des Ringes c und der senkrechten Oberflaͤche des Kernes des
Kolbens entspricht.
Fig. 13 gibt
eine aͤußere Ansicht des Kolbens in vollkommen fertigem Zustande. Fig. 14, 15 und 16 zeigen eine
dritte Modification, wonach die gravitirenden Kolbenringe fuͤr den Stiefel
einer Luftpumpe eingerichtet sind. Die Ringe der Segmente sind auf aͤhnliche
Weise gebaut, wie die in Fig. 8, 9, 10, 11 und 12 abgebildeten; da es
jedoch an den Luftpumpen der Dampfmaschinen, so wie an den Stiefeln anderer Pumpen
von Wesenheit ist, daß der Wassercanal so weit als moͤglich ist, so
muͤssen die Ringe oder Segmente an dem Theile, mit welchem sie aufruhen, so
schmal gemacht werden, als dieß fuͤglich geschehen kann. Um denselben aber
auch unter diesen Umstaͤnden einen hinreichenden Druk gegen den Cylinder zu
geben, wird oben stuf sie ein ganzer metallener Ring i
gelegt, welcher genau abgeschliffen, und sowohl der oberen Flaͤche der
Ringsegmente, als der senkrechten Flaͤche des Cylinders genau angepaßt ist.
Das Emporsteigen der Ringe wird hier nicht, wie es bei dem Dampfkolben gezeigt
worden ist, durch einen Dekel, sondern durch vier Stellschrauben p, p, p, p verhindert, welche durch die hervorstehenden
Arme der Messingstaͤbe q, q, an denen sich die
Enden der Cylinderdekel r, r bewegen, geschraubt sind.
Diese Schrauben koͤnnen so gestellt werden, daß sie nicht auf die Ringe
druͤken, und daß sie dieselben dennoch hindern aus ihrer Stelle zu treten, im
Falle irgend welche
Unreinigkeiten oder fremde Koͤrper zwischen sie und den Cylinder oder Stiefel
treten.
Die Patenttraͤger nehmen nicht die Form des hier beschriebenen Dampf-
oder Luftpumpenkolbens im Allgemeinen als ihre Erfindung in Anspruch; allein sie
erklaͤren als solche die Anwendung metallener Ringe, welche auf schiefen
Flaͤchen des Kernes der Kolben ruhen und so eingerichtet sind, daß sie
lediglich durch die Wirkung ihrer Schwere und ohne alle Mithuͤlfe
mechanischer Vorrichtungen dampf-, luft- und wasserdicht schließen.
Sie beschraͤnken sich uͤbrigens hiebei nicht auf die drei
beschriebenen und abgebildeten Arten; sondern sie beschrieben diese bloß deßhalb,
weil sie ihnen unter allen uͤbrigen die besten zu seyn schienen.