Titel: | Ueber die Möglichkeit Eisen mit Kupfer zu legiren; von David Mushet, Esq. |
Fundstelle: | Band 56, Jahrgang 1835, Nr. IV., S. 11 |
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IV.
Ueber die Moͤglichkeit Eisen mit Kupfer zu
legiren; von David
Mushet, Esq.
Aus the Philosoph. Magazine and Annals of
Philosophy. Februar 1835, S. 81.
Ueber die Moͤglichkeit Eisen mit Kupfer zu
legiren.
Ich las im 3. Bd. von Dr. Lardner's Schrift: Manufactures in Metal, die Behauptung, daß die
Moͤglichkeit Eisen mit Kupfer zu legiren, bisher noch durch keine Thatsache
erwiesen und auch an und fuͤr sich hoͤchst unwahrscheinlich sey. Die
Erfahrung lehrt aber, daß es nicht unter allen Umstaͤnden unmoͤglich
ist, Eisen mit Kupfer zu legiren, und da ich mich schon vor vielen Jahren
uͤberzeugte, daß
durch eine solche Legirung viele mechanische Vorrichtungen wesentlich verbessert
werden koͤnnten, so glaube ich mich uͤber diesen Gegenstand
ausfuͤhrlicher verbreiten zu muͤssen.
Man sieht keinen Grund ein, warum sich das Eisen nicht eben so gut mit Kupfer wie mit
anderen Metallen vereinigen sollte; uͤberdieß wird auch in den
Lehrbuͤchern der Chemie die Moͤglichkeit, eine Legirung dieser Metalle
herzustellen, nicht bezweifelt, und in einigen Journalen werden sogar Versuche
uͤber die Verbindung des Eisens mit Kupfer mitgetheilt. Die Unsicherheit in
diesem Gegenstande ruͤhrt bloß daher, daß man die Natur und Beschaffenheit
des zur Legirung mit Kupfer angewandten Eisens nicht genau angab; es ist
naͤmlich in den meisten Werken nicht gesagt, ob es Gußeisen oder Stahl oder
haͤmmerbares Eisen war. Auch Hr. Johnson, welcher
behauptet, eine Vereinigung zwischen Kupfer und Eisen bewirkt zu haben, laͤßt
es zweifelhaft, ob das von ihm angewandte Eisen nicht Stahl oder Gußeisen anstatt
reines oder haͤmmerbares Eisen war. Wegen der Verwandtschaft des Eisens zum
Kohlenstoff ist es unmoͤglich, haͤmmerbares Eisen in Beruͤhrung
mit einer großen Menge Holzkohle (wie es bei seinen Versuchen der Fall war) zu
erhizen und zu schmelzen, ohne daß es in Stahl oder Gußeisen uͤbergeht; daher
man annehmen muß, daß er bloß eine Verbindung des Kupfers mit Gußstahl oder
Roheisen, und keineswegs mit Schmiedeeisen oder haͤmmerbarem Eisen erhielt.
Ob seine Producte aber wirklich chemische Legirungen oder bloß mechanische Gemenge
waren, kann man aus folgenden Bemerkungen abstrahiren, die sich auf zahlreiche
Versuche gruͤnden.
Schon vor vielen Jahren wuͤnschte ich verschiedene Maschinentheile, wie
Wellbaͤume, Kurbeln, Hebel etc., aus einem Material zu gießen, welches die
Steifigkeit des Gußeisens mit der Strekbarkeit und Staͤrke des
gehaͤmmerten Eisens verbaͤnde. Ich sah wohl ein, daß der Mechaniker
mit Huͤlfe eines solchen Materials viele Maschinentheile (besonders bei
Dampfbooten und Dampfwagen) besser und zwekmaͤßiger verfertigen
koͤnnte, als gegenwaͤrtig durch das Schmieden, Abdrehen und Bearbeiten
des haͤmmerbaren Eisens. Diese Eigenschaft suchte ich natuͤrlich bei
einer Legirung von Eisen mit Kupfer, und da ich wußte, daß unsere Kupfererze
meistentheils Sulfuride von Eisen und Kupfer sind, so begann ich damit, daß ich das
Eisen und Kupfer gemeinschaftlich aus denselben zu reduciren versuchte. Nach vielen
Versuchen brachte ich es auch dahin, daß ich den ganzen Metallgehalt jedes gegebenen
Sulfurids vollstaͤndig zu einer haͤmmerbaren Substanz reduciren
konnte. Als ich aber die Resultate untersuchte, fand ich, daß sie in Staͤrke
und Qualitaͤt sehr von einander unterschieden waren, und ich uͤberzeugte mich bald,
daß es mir bloß gelungen war, das Eisen und Kupfer mit einander vollstaͤndig
vom Schwefel abzuscheiden. Die Legirungen wurden folgender Maßen classificirt:
1) Metallklumpen, die oben kupferroth aussahen und mit einer schwaͤrzlichen,
dem Eisen aͤhnlichen Schlake uͤberzogen waren; sie erschienen auf dem
Bruch blaß, aber gleichfoͤrmig, und wirkten mehr oder weniger auf die
Magnetnadel.
2) Metallklumpen mit einer graulichen Kupferfarbe auf der Oberflaͤche und
außen ebenfalls mit einer schwaͤrzlichen, dem Eisen aͤhnlichen Schlake
uͤberzogen. Auf dem Bruch zeigten sich deutlich Koͤrner von reinem
Kupfer, als wenn das Eisen mit Kupfer ganz gesaͤttigt worden waͤre.
Nach dem Anfeilen bemerkte man kleine, harte und glaͤnzende Eisenpunkte.
Diese Metallklumpen wurden vom Magnet angezogen.
3) Metallklumpen mit eisenfarbiger Oberflaͤche und kupferfarbigen Stellen
unter einer schwarzen duͤnnen Schlake. Sie waren hart und zeigten beim
Anfeilen eine Kupferfarbe mit glaͤnzenden Stellen gemischt. Auf dem Bruche
bemerkte man deutlich ein Gemenge von Eisen und Kupfer, worin jenes vorzuwalten
schien. Der Magnet wirkte stark auf sie. Die untere Oberflaͤche war zellig
und krystallisirt, Producten von geschmolzenem Stahl aͤhnlich.
Obgleich ich diese Producte nur in drei Classen eingetheilt habe, so erhielt ich doch
viele dazwischen liegende Resultate, deren Eisengehalt ich auf 5 bis 7 Procent
schaͤzte. Unter 5 bis 7 Proc. Eisen fand keine chemische Verbindung Statt,
und so wie die Menge des reducirten Eisens im Verhaͤltniß mit der zugesezten
Kohle stand, so sonderten sich auch die beiden Metalle in demselben
Verhaͤltnisse von einander ab. Daraus folgerte ich, daß sich
haͤmmerbares Eisen (d.h. moͤglichst wenig Kohle enthaltendes Eisen)
mit Kupfer legiren lasse, Stahl oder Gußeisen aber nicht. Um die Guͤltigkeit
dieses Schlusses zu pruͤfen, wurde eine neue Reihe von Versuchen angestellt,
wobei man Kupfer mit Eisen in seinen verschiedenen Zustaͤnden,
naͤmlich als Gußeisen, Stahl und haͤmmerbares Eisen geradezu zu
verbinden suchte; ich will die allgemeinen Resultate derselben, ohne in die Details
einzugehen, in moͤglichster Kuͤrze mittheilen.
Reines haͤmmerbares Eisen kann mit Kupfer in jedem Verhaͤltnisse
zusammengeschmolzen werden, bis es dem Gewicht des Kupfers gleichkommt oder dasselbe
sogar uͤberschreitet; die Farbe der Legirung wird immer mehr kupferroth, bis
die Quantitaͤten gleich sind und der Bruch wird dann blaͤsser in dem
Verhaͤltnisse, als die Menge des Eisens die des Kupfers
uͤberschreitet. Mit 50 Proc. Eisen hat die Legirung große Staͤrke: ihre Haͤrte
nimmt mit der Menge des Eisens zu, aber ihre Staͤrke nimmt dann ab. Daß die
Staͤrke in dem Verhaͤltnisse abnimmt, als mehr Eisen zugesezt wird,
ruͤhrt, wie ich glaube, daher, daß die Kupferfaser durch die sehr hohe
Temperatur, welche zum Schmelzen der groͤßeren Menge haͤmmerbaren
Eisens erforderlich ist, leidet. Der Bruch der so erhaltenen Metallmasse ist immer
spiegelig und glaͤnzend, was eine Neigung zur Sproͤdigkeit
beurkundet.
Schmilzt man 19/20 Stahl mit 1/20 Kupfer zusammen, so erhaͤlt man einen
Metallklumpen, der wie Gußstahl aussieht und krystallisirt ist, aber nicht
geschmiedet werden und keine Schneide erhalten kann. Man kann weder auf der
Oberflaͤche noch auf dem Bruche desselben die geringste Spur Kupfer bemerken,
wohl aber ist die Haͤrte bedeutend groͤßer geworden.
Schmilzt man Kupfer mit 1/10 seines Gewichtes Stangenstahl, so erhaͤlt man
einen Metallkuchen, welcher aͤußerlich dem vorigen gleicht, aber wobei die
strahlenfoͤrmige Krystallisation weniger auffallend ist. Der Bruch ist hart
und sproͤde, zeigt jedoch durch kleine Kupferpunkte, daß sich die beiden
Metalle nicht mehr weiter verbinden oder legiren koͤnnen.
Schmilzt man Kupfer mit 1/3 seines Gewichtes Stahl zusammen, so erhaͤlt man
einen Metallklumpen, welcher nach dem Anseilen zum Theil kupferartig aussieht, unten
dunkelroth und oben stahlglaͤnzend ist. Der Bruch zeigt ein
regelmaͤßiges Korn, woraus man schließen sollte, daß die Verbindung zwischen
Kupfer und Eisen inniger ist, als in den beiden vorhergehenden Legirungen.
Sezt man dem Stahl 1/3 Kupfer zu, so scheint sich lezteres abzusondern und sezt sich
in betraͤchtlicher Menge in weichem und haͤmmerbarem Zustande im
untersten Theile des Tiegels ab. Aus dem Bruche zeigt dieses Kupfer Streifen und
Knollen, daher es offenbar nicht legirt ist.Stahl, sowohl englischer als indischer, wurde von den HH. Stodart und Faraday
mit zwei Proc. Kupfer legirt; sie sagen, daß sie an der Anwendbarkeit dieser
Legirung zweifeln, haben jedoch dieselbe nicht im Großen darzustellen
versucht. (Polyt. Journal Bd. III, S.
91.)
Weißes Gußeisen, welches dem Stahl in seinem Kohlenstoffgehalt sehr nahe kommt, gibt
beinahe dieselben Resultate, wenn es mit den naͤmlichen Quantitaͤten
Kupfer zusammengeschmolzen wird; die Legirung hat jedoch weniger Staͤrke und
eine groͤßere Neigung sich zu trennen, wenn die Menge des Kupfers 1/20
uͤberschreitet.
Wenn sich das Kupfer anders mit grauem Gußeisen legiren laͤßt, so kann es sich
doch gewiß nur in einer sehr geringen Menge mit demselben verbinden; denn als ich 5 Proc. Kupfer mit
grauem Roheisen Nr. 1 schmolz, zeigte sich dunkelroth gefaͤrbtes Kupfer am
unteren Theile des Metallklumpens, und Spuren davon waren auch auf dem Bruche
sichtbar. Bei dem Verhaͤltnisse von 1/10 erhielt das Kupfer eine dunkelrothe
Farbe, sonderte sich in Blaͤttern ab und hing sich an die aͤußere
Seite des Gußeisens an; wenn man endlich bis 1/3 Kupfer anwandte, so fand sich ein
fester Knopf von Kupfer unter dem Gußeisen auf dem Boden des Tiegels.
Aus allen meinen Versuchen schließe ich, daß sich das Kupfer um so leichter mit Eisen
verbindet, je weniger Kohlenstoff lezteres enthaͤlt; es scheint hienach
unmoͤglich, eine Legirung von Kupfer und Eisen dadurch zu erhalten, daß man
ein Erz, worin diese beiden Metalle vorkommen, in einem Geblaͤseofen in
Beruͤhrung mit kohligen Substanzen schmilzt. Zwar haben wir Erze, welche bei
geeigneter Behandlung schon beim ersten Schmelzen Rohstahl liefern, der nur eine
sehr geringe Menge Kohlenstoff enthaͤlt, und dem man so viel Kupfer zusezen
koͤnnte, als sich chemisch damit verbindet, naͤmlich 5 bis 7 Proc.
Aber diese Quantitaͤt wuͤrde, wie ich fuͤrchte, zu gering seyn,
um eine Legirung von solcher Staͤrke zu erzeugen, daß man daraus
Guͤsse fuͤr die oben erwaͤhnten Zweke anfertigen
koͤnnte.
Ich habe nun zwar durch zahlreiche Versuche erwiesen, daß man Kupfer mit
haͤmmerbarem Eisen in den erforderlichen Verhaͤltnissen vollkommen
legiren kann, da sich diese Legirung aber nur in verschlossenen Tiegeln bereiten
laͤßt, so ist sie offenbar nicht zum Gießen großer und schwerer
Gegenstaͤnde anwendbar. Doch hoffe ich auch diese Schwierigkeit noch zu
uͤberwinden.