Titel: | Verbesserungen an den Maschinen zum Scheeren und Zurichten wollener Zeuge und anderer Fabrikate, auf welche sich Georg Oldland, Tuchweber zu Hillsley in der Grafschaft Gloucester, am 3. Mai 1832 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 51, Jahrgang 1834, Nr. XVII., S. 90 |
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XVII.
Verbesserungen an den Maschinen zum Scheeren und
Zurichten wollener Zeuge und anderer Fabrikate, auf welche sich Georg Oldland, Tuchweber zu
Hillsley in der Grafschaft Gloucester, am 3. Mai 1832 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of Arts. November 1833, S.
187.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Oldland's Verbesserungen an den Maschinen etc.
Meine gegenwaͤrtigen Erfindungen an den Maschinen und Apparaten zum Scheeren
und Zurichten der Tuͤcher und anderer Fabrikate, sagt der
Patenttraͤger, bestehen in gewissen Abaͤnderungen und Zusaͤzen an jener
Maschine, auf welche ich am 22. Jul. 1830 ein Patent erhielt.
Aus meiner fruͤheren PatenterklaͤrungDie Beschreibung dieses Patentes findet man im Polytechn. Journale Bd. XLV. S. 253. A. d. R. ist bekannt, daß ich fruͤher scheibenfoͤrmige
Schneidinstrumente anwendete, welche sich gegen eine gerade staͤhlerne
Stange, das sogenannte Lagerblatt (ledger blade),
bewegte, und dadurch die Haare des Tuches obschon. An meiner verbesserten Maschine
hat das Lagerblatt hingegen eine halbkreisfoͤrmige Gestalt, und um dessen
Rand bewegen sich zu gleichem Behufe die Schneidinstrumente.
An meiner fruͤheren Maschine brachte ich ferner die zum Aufrauhen der Wolle
des Tuches dienenden Karden, Drahtkarden oder Buͤrsten auf solche Weise in
Rahmen und Haͤltern an, daß sie sich in entgegengesezter Richtung mit der
Flaͤche des uͤber ein Lager gespannten Tuches bewegten. Durch meine
gegenwaͤrtige Erfindung gebe ich nun den Traͤgern dieses Lagers oder
den Rahmen oder Wagen, in welchen die Karden, Drahtkarden oder Buͤrsten
aufgezogen sind, Elasticitaͤt, damit die Spizen dieser Instrumente beim
Aufrauhen mehr gleichmaͤßig und mit besserem Erfolge auf die
Oberflaͤche des Tuches einwirken.
Außerdem habe ich auch noch die Einrichtung getroffen, daß waͤhrend des
Durchgehens des Tuches durch eine gewoͤhnliche Rauhmuͤhle oder
Zurichtmaschine Luftstroͤme auf dasselbe einwirken. Da, durch wird
naͤmlich die Verduͤnstung des in dem Tuche enthaltenen Wassers
waͤhrend des Zurichtens beguͤnstigt, und durch dieses Troknen wird die
Wolle gelegt oder fixirt.
Fig. 48 ist
eine horizontale Ansicht oder ein Grundriß der Maschine zum Scheeren des Tuches. aaa ist das halbkreisfoͤrmige
staͤhlerne Blatt, welches das Lagerblatt bildet, und bbb sind die scheibenfoͤrmigen
Schneidinstrumente, die sich auf dem Rande dieses Blattes herumbewegen.
Diese Schneid- oder Scheelinstrumente sind an senkrechten Spindeln aufgezogen,
welche in Spalten oder Oehren an dem Umfange des großen Rades c, c, c, c angebracht sind; und an jeder dieser Spindeln befindet sich ein
Getrieb, welches bei den Umdrehungen des Rades in die halbkreisfoͤrmige
Zahnstange d, d, d eingreift, und den
scheibenfoͤrmigen Schneidinstrumenten dadurch eine schnelle kreisende
Bewegung mittheilt. Das Rad c, das Lagerblatt b und die Zahnstange d
werden auf gehoͤrige Weise von dem oberen Theile des Gestelles der Maschine
getragen, und das Rad wird durch ein Laufband und eine Rolle, oder durch irgend eine andere geeignete
Vorrichtung getrieben.
Obschon ich in der Abbildung die scheibenfoͤrmigen Schneidinstrumente als in
Beruͤhrung mit dem concaven Rande des Lagerblattes arbeitend dargestellt
habe, so beschraͤnke ich mich doch nicht auf diese einzige Stellung, indem
diese Stellung leicht auch so abgeaͤndert werden kann, daß die
Schneidinstrumente mit dem convexen Rande in Beruͤhrung kommen.
Die Art und Weise, auf welche ich meine Erfindungen an der Maschine, die zum
Aufrauhen des Tuches der Wolle dient, anwende, ersieht man in Fig. 49, welche eine
Seitenansicht einer solchen Maschine gibt. a, a, a ist
hier das in Arbeit befindliche Tuch, welches vom Tische b aus durch die Maschine gezogen wird, und dann wieder auf diesen Tisch
zuruͤkgelangt, wie dieß an den Rauhmuͤhlen in Yorkshire
gewoͤhnlich gebraͤuchlich ist. c, c, c
sind die Rahmen oder kreisfoͤrmigen Wagen, an denen sich die Karden,
Drahtkarden oder Buͤrsten befinden. Diese Rahmen sind an den Spindeln dd befestigt, welche in Zapfenlagern oder in
Stangen aufgezogen sind, die sich die Maschine entlang erstreken, und an beiden
Enden auf die in meinem fruͤheren Patente beschriebene oder irgend eine
andere Weise an den Pfosten ee befestigt sind. Die
Spindeln und Rahmen werden durch ein Winkelraͤderwerk oder auf irgend eine
andere Methode in Bewegung gesezt.
Das Lager, auf welches das Tuch zu liegen kommt, sieht man bei k; es besteht aus einem hoͤlzernen oder metallenen Riegel. An der
unteren Seite dieses Riegels ist eine Buͤrste, oder ein Luftkissen mit einem
Ueberzuge aus Kautschuk angebracht, so daß ein elastisches Lager fuͤr das
Tuch oder ein elastischer Widerstand gegen die Karden oder Buͤrsten erzeugt
wird. Diese Einrichtung weicht nicht wesentlich von jener ab, welche ich in meinem
fruͤheren Patente beschrieb; das Neue meiner gegenwaͤrtigen Erfindung
liegt hauptsaͤchlich in den Federn, auf denen der Riegel f reitet, und in den Federn, die auf den Kardenrahmen
cc ruhen, dieselben moͤgen einzeln oder
gemeinschaftlich angewendet werden.
Der Riegel f erstrekt sich quer von der einen Seite der
Maschine zur anderen, und reicht uͤber das elastische Lager hinaus, damit sie
sich zwischen den Seitenriegeln der Pfosten auf und nieder bewegen kann. Die
Verlaͤngerungen oder Enden des Riegels, der das Lager bildet, ruht auf den
Federn g, von denen an jedem der auf einer Leiste in den
Seitenpfosten ruhenden Enden eine angebracht ist. Ich habe zwar die Federn als aus
zwei mit einander verbundenen Spirallinien bestehend abgebildet, muß jedoch
bemerken, daß ich mich
nicht auf diese Form allein beschraͤnke, indem verschiedene andere Formen von
Federn, wenn sie nur so angebracht sind, daß sie dem Lager als Stuͤzen
dienen, und demselben gestatten, dem Druke des Tuches und der Karden nachzugeben,
eben dieselben Dienste leisten koͤnnen.
Was die Elasticitaͤt der Rahmen oder Wagen, in welchen die Karden aufgezogen
sind, betrifft, so bediene ich mich hierzu zweier Vorrichtungen. Die eine derselben
besteht in einem mit Kautschuk uͤberzogenen und mit Luft aufgeblasenen
Kissen, welches ich unter den Karden oder Drahtkarden anbringe; die zweite hingegen
besteht in Spiralfedern, welche, wie man bei k sieht, um
die Spindeln herumgehen. Die Spindeln bestehen aus zwei, scheidenartig in einander
gestekten und an einander geschlossenen Theilen, die man in Fig. 50 im Durchschnitte
sieht. In Folge dieser Einrichtung werden das Lager sowohl, als die Kardenrahmen
nachgeben, welche Unregelmaͤßigkeit auch in dem Druke der Karden gegen das
Tuch und das Lager bei den Umdrehungen derselben Statt finden moͤgen.
Zum Behufe der Beschraͤnkung der Einwirkung der Karden auf diagonale, von der
Mitte des Tuches gegen dessen Sahlbaͤnder hin laufende Richtungen habe ich
das Lager der Rauhmuͤhle so eingerichtet, wie man es aus Fig. 51 ersieht. m, m, m sind naͤmlich die mit Borsten besezten
Theile des Buͤrstenbrettes, waͤhrend o, o,
o jene Theile sind, welche ohne Borsten gelassen sind. Man wird hieraus
sehen, daß die kreisfoͤrmigen Kardenrahmen bloß an jenen Theilen, an denen
die punktirten Kreise das Lager in bedeken, auf das Tuch einwirken, und daß dessen
Wolle also beim Durchlaufen des Tuches bloß nach der Diagonale aufgerauht wird.
Jeder Tuchscheerer wird von selbst einsehen, daß an einer Maschine, an der das
Lagerblatt halbkreisfoͤrmig ist oder ein anderes Kreissegment bildet, auch
ein entsprechendes Bett angebracht werden muß, und daß das Tuch mittelst eines auf
der oberen Flaͤche des Tuches befindlichen Gegenbettes in gehoͤriger
Spannung erhalten werden muß. Eben so bedarf es keiner Erinnerung, daß man den
Schneidinstrumenten und dem Lagerblatte entweder eine Laͤngenbewegung
uͤber das Tuch geben kann, oder daß dem Tuche umgekehrt eine solche Bewegung
gegeben werden kann, daß sich dasselbe unter den Schneidinstrumenten bewegt. Eben so
kann die Maschine sowohl nach Ruͤkwaͤrts, als nach Vorwaͤrts
schneiden. Ich beschranke mich daher auf keine bestimmte Methode, sondern wende
meine oben beschriebene Maschinerie an jeder beliebigen, und zur Erreichung des
angegebenen Zwekes tauglichen Maschine an. Was das Aufbuͤrsten und Zurichten
der Wolle des Tuches betrifft, so nehme ich die Anwendung der beschriebenen Federn zur
Vermeidung der ungleichen Einwirkung der Karden, und den Bau der Lager als meine
Erfindung in Anspruch.
Zur Erzeugung des zum Troknen des Tuches dienenden Luftstromes bediene ich mich
eigener Roͤhren, welche ich auf geeignete Weise an das Tuch bringe. In diese
Roͤhren wird die Luft durch ein Feuer oder durch irgend andere Mittel
eingetrieben, so daß sie dann bei den in ihnen angebrachten Oeffnungen gegen das
Tuch hin austritt.