Titel: | Verbesserungen in der Erzeugung von Gas aus Steinkohlen und anderen Substanzen, auf welche sich Jonathan Dickson und James Ikin, Mechaniker von Holland Street, Blackfriars-Road, Grafschaft Surrey, am 6. Febr. 1833 ein Patent ertheilen ließen. |
Fundstelle: | Band 50, Jahrgang 1833, Nr. LV., S. 262 |
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LV.
Verbesserungen in der Erzeugung von Gas aus
Steinkohlen und anderen Substanzen, auf welche sich Jonathan Dickson und James Ikin, Mechaniker von Holland Street,
Blackfriars-Road, Grafschaft Surrey, am 6.
Febr. 1833 ein Patent ertheilen ließen.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions.
September 1833, S. 144.
Verbesserungen in der Erzeugung von Gas.
Die unter diesem Patente begriffene Erfindung besteht aus drei Verbesserungen an den
Apparaten und dem Verfahren bei der Gasbereitung; und zwar 1) in der Art und Weise
die Retorten einzusezen und das Brennmaterial anzuwenden; 2) in einer Methode das
Gas durch Absorption im luftleeren Raume abzukuͤhlen, zu verdichten und zu
reinigen; und 3) in der Erzeugung eines luftleeren Raumes in dem mit den Retorten
verbundenen Apparate, wodurch diese Apparate und Retorten feinem Druke ausgesezt
werden.
Was nun 1) das Einsezen der Retorten betrifft, so sagen die Patenttraͤger, daß
die gewoͤhnliche Methode die Retorten zu erhizen darin besteht, daß man eine
geringe Menge Brennmaterial in sehr lebhafter Verbrennung unterhaͤlt, und daß
man mit Beihuͤlfe eines Rauchfanges oder durch irgend ein anderes Mittel
einen starken Strom erhizter Luft und einen starken Flammenkegel in verschiedenen
Richtungen unter und gegen die Retorten leitet, die in einen sogenannten Ofen
eingesezt sind, waͤhrend zwischen dem Feuer und den Retorten
Schuzwaͤnde aus Mauerwerk angebracht sind, um die Retorten gegen die
zerstoͤrende Wirkung der Hize zu schuͤzen, und um zugleich auch die
Flamme und den Strom erhizter Luft mehr zu vertheilen. Nach ihrer Erfindung soll
hingegen eine große Quantitaͤt Brennmaterial langsam verbrannt, und genau in
einer gemauerten oder anders gebauten Kammer eingeschlossen werden. In diese Kammern
oder Oefen werden Retorten von irgend einer Form und Groͤße gesezt, und zwar
auf solche Weise, daß sie unmittelbar mit dem Brennmateriale in Beruͤhrung
kommen, und uͤberall davon umgeben sind. Die Retorten werden also bei dieser
Einrichtung im Allgemeinen denselben Grad von Hize haben, den das
angezuͤndete Brennmaterial, mit welchem sie in Beruͤhrung stehen,
besizt; und dieser Grad von Hize wird regulirt, je nachdem man durch eigene
Loͤcher oder Oeffnungen, die zu diesem Behufe mit Thuͤrchen oder
Daͤmpfern ausgestattet sind, eine groͤßere oder geringere Menge
atmosphaͤrische Luft eintreten laͤßt. In Folge dieser Verbesserung
laͤßt sich, wie die Patenttraͤger sagen, die Gasdestillation ohne
Beihuͤlfe oder Anwendung eines Rauchfanges leiten, so daß man bloß Kohks oder
ausgegluͤhte Steinkohlen zu brennen braucht, und auf diese Weise eine große
Ersparniß an Brennmaterial bezwekt. In der Zeichnung, welche die Erfinder ihrer
Patenterklaͤrung beifuͤgten, sind 10 Retorten so in ein Mauerwerk
eingesezt, daß rings um dieselben ein Raum bleibt, der ganz mit Kohks
angefuͤllt wird, und der, wenn die Kohks entzuͤndet worden, eine große
Feuermasse bildet, deren Hize durch die Menge der zutretenden Luft regulirt wird.
Durch diese Erfindung soll nicht nur eine bedeutende Menge Brennmaterial erspart
werden, sondern es sollen uͤberdieß auch die Retorten weit weniger leiden,
indem sie keinem so heftigen Zuge, und folglich auch keiner ungleichen Einwirkung
des Feuers ausgesezt sind.
Die zweite Erfindung der Patenttraͤger bezieht sich auf die Reinigung und
Verdichtung des Gases in einem luftleeren Raͤume oder in einem Vacuum; sie
kommt dann in Anwendung, wenn das Gas bereits durch den hydraulischen Hauptapparat
gegangen, und folglich auf die gewoͤhnliche Weise seinen Kohlentheer und die
ammoniakalische Fluͤssigkeit abgesezt hat. Die gewoͤhnliche Methode das Gas
abzukuͤhlen, zu verdichten und zu reinigen besteht darin, daß man dasselbe
durch eine Reihe von Gefaͤßen oder Roͤhren leitet, welche bis an 1500
Fuß lang sind, und welche bald der atmosphaͤrischen Luft ausgesezt, bald
unter die Erde geleitet, haͤufiger aber von Wasser umgeben werden. Nachdem
das Gas durch diese Roͤhren gegangen, wird es in Wasser abgewaschen, und dann
in den gewoͤhnlichen Kalk- oder Reinigungsgefaͤßen durch Lagen
Kalk geleitet, wodurch ein bedeutender Druk auf die Retorten und andere Theile des
Apparates bewirkt wird. Der Zwek der Erfindung, welche sich auf diesen Theil des
Apparates bezieht, beruht in einer solchen Leitung des
Gasbereitungs-Processes, daß kein solcher Druk auf den Apparat Statt finden
koͤnne. Das Gas kann hierbei naͤmlich frei durch den hydraulischen
Hauptapparat an den Gasometer stroͤmen, und wird zugleich mit dem Wasser,
welches eine An von Regen oder kleine Stroͤmchen bildet, in unmittelbare
Beruͤhrung gebracht. Da das Ammonium eine große Verwandtschaft zum Wasser
hat, so wird dasselbe hierbei sogleich von dem Wasser aufgenommen werden; und sezt
man dem Wasser Kalk zu, so wird dadurch auch der Schwefel aus dem Gase abgeschieden
werden. Der Apparat, durch welchen dieser Theil der Erfindung in Ausfuͤhrung
kommt, besteht aus einem Gefaͤße, in welchem sich eine Reihe von Banken oder
Gesimsen befindet, die voll kleiner Loͤcher sind, durch welche das Wasser in
kleinen Stroͤmen herabfließt; und da diese Baͤnke abwechselnd gestellt
sind, und sich bald auf die eine, bald auf die andere Seite neigen, so
aͤndert das Wasser bestaͤndig seinen Lauf, waͤhrend das Gas an
dem untersten Theile eintritt, in entgegengesezter Richtung emporsteigt, und durch
die bestaͤndige Einwirkung des Wassers verdichtet und gereinigt wird. Einige
der durchloͤcherten Baͤnke, durch welche das Gas geht, enthalten Kalk,
damit die Reinigung um so vollkommener geschehe. Diese zweite Erfindung soll noch
durch die dritte, d.h. durch die Erzeugung eines luftleeren Raumes in den
beschriebenen Theilen, bedeutend erleichtert werden; und dieser luftleere Raum soll
dadurch hervorgebracht werden, daß man eine von dem oberen Theile des zulezt
beschriebenen Behaͤlters herfuͤhrende Roͤhre mit einem Apparate
in Verbindung bringt, welcher einige Aehnlichkeit mit einer Savary'schen Dampfmaschine hat. Der erste Cylinder wird mit Wasser
gefuͤllt, und diesesWasser wird durch den Druk des Dampfes aus diesem
Cylinder in den zweiten getrieben; und wenn hierauf der erste Cylinder mit Dampf,
der lezte hingegen mit Wasser erfuͤllt worden, so wird der Dampfhahn
geschlossen, und dafuͤr der Gasbahn, der von dem zulezt beschriebenen
Reinigungs- und Verdichtungsgefaͤße herfuͤhrt und mit dem zweiten Cylinder in
Verbindung steht, geoͤffnet. So wie nun auf diese Weise der Dampf in dem
ersten Cylinder verdichtet wird, fließt das Wasser zuruͤk, und das Gas
erfuͤllt dafuͤr den Raum, den das Wasser in dem zweiten Cylinder ließ.
Hierauf wird der Dampfhahn wieder geoͤffnet, und dadurch das Wasser aus dem
ersten in den zweiten Cylinder und das Gas aus dem zweiten Cylinder in den Gasometer
getrieben. Diese Operation wird waͤhrend des ganzen
Gaserzeugungs-Processes fortgesezt.