Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 49, Jahrgang 1833, Nr. XLIV., S. 230 |
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XLIV.
Miszellen.
Miszellen.
Dritte Versammlung der British
Association for the Advancement of Science.
Die British Association for the Advancement of Science,
welche sich in den lezten Jahren in England bildete, und welche ein Nachbild der in
Deutschland jaͤhrlich Statt findenden Versammlung von Naturforschern ist, hat
in diesem Jahre vom
24sten bis zum 29sten Junius ihre dritte Versammlung zu Cambridge gefeiert. Wenn man
sich nun schon als Freund der Verbreitung und Foͤrderung der Wissenschaften
und Kuͤnste uͤberhaupt freuen muß, wenn eine Gesellschaft, deren edler
Zwek lediglich in dieser Foͤrderung und Erweiterung des Wahren,
Schoͤnen und Nuͤzlichen liegt, immer mehr und mehr Aufschwung
erhaͤlt, die Gesellschaft mag was immer fuͤr einem Lande
angehoͤren, so muß man als Deutscher doch gewiß bedauern, daß die gute
deutsche Mutter bereits von ihrer Tochter auf englischem Boden uͤberwachsen
worden. Es hat sich, wie wir glauben, auch hier wieder sehr deutlich gezeigt, um wie
viel mehr Gemeinsinn, mehr Zusammenwirken, mehr Geist fuͤr Bildung von
Associationen in England, als bei uns in Deutschland Herrscht, und wie viel rascher
und erfolgreicher die Entwikelung dieser wissenschaftlichen Vereine in einem Lande
vor sich geht, in welchem das Wort Verein allein nicht schon eine aͤngstliche
Beaufsichtigung mit sich bringt. Ohne uns weiter hieruͤber verbreiten zu
wollen, wollen wir nur aus dem Mechanics' Magazine No.
517 Folgendes bemerken. Die Versammlung zu Cambridge war weit zahlreicher als die
vorjaͤhrige zu Oxford, denn die Zahl der Mitglieder der Gesellschaft, welche
am Anfange der Versammlung nur 680 betrug, war am Ende bis auf 1369 gestiegen! Den
Vorsiz fuͤhrte Hr. Professor Sedgwick, der die Versammlung mit einer feierlichen Rede
eroͤffnete, in der er unter anderem auch sein Bedauern daruͤber
ausdruͤkte, daß die Universitaͤt Cambridge der Gesellschaft keine so
großen Ehren erweisen koͤnne, als ihre Schwester Oxford. Allgemeine Freude
erregte die Ankuͤndigung des Hrn. Sedgwick, daß Sr. Majestaͤt Regierung ihn ermaͤchtigt
habe, bei dieser feierlichen Gelegenheit zu erklaͤren, daß sie, um einen
Beweis der Anerkennung zu geben, welche sie wissenschaftlichen Leistungen
gewaͤhrt, beschlossen habe, dem beruͤhmten Hrn. Dalton eine jaͤhrliche Pension von 150
Pfd. Sterl. zu ertheilen. Von den gehaltenen Vortraͤgen waren, insofern sie
in den Bereich unseres Journals einschlagen, vorzuͤglich folgende von
Wichtigkeit. Professor Oersted, uͤber die Zusammendruͤkbarkeit des Wassers; Prof.
Rennie uͤber die
Hydraulik; Challis uͤber die Theorie der
Fluͤssigkeiten; J. Owen Esq. uͤber den
Schiffbau, Newmann uͤber einen neuen Barometer;
Christie uͤber die magnetische Kraft; Barlow uͤber die Starke oder Festigkeit der
Materialien; Prof. Farish
uͤber die Eisenbahnen und die Dampfwagen (in welcher Rede der gelehrte Hr.
Professor die Ueberzeugung aussprach, daß die gewoͤhnliche Geschwindigkeit,
mit der auf der Manchester-Liverpool-Eisenbahn gefahren wird, und
welche 20 engl. Meilen per Stunde betraͤgt, sehr
leicht und ohne alle Gefahr verdoppelt werden koͤnne); John Taylor uͤber die Bergwerke; Dr.
Turner und Prof. Miller, Versuche uͤber den Isomorphismus; Dr. Dalton und Dr. Prout
uͤber die specifische Schwere der Gase; Dr.
Turner, Versuche uͤber einige atomische Gewichte; Dr. Dalton, Jahres-Bericht uͤber die
Leistungen in der Chemie etc. Die Gesellschaft wird ihre Verhandlungen gleich den
fruͤheren druken lassen. Ihre Einnahmen waren bei dieser Versammlung so groß,
daß ihr nach Abzug der allgemeinen Kosten eine Summe von 2000 Pfd. Sterl. in
Haͤnden blieb, wovon mehrere Personen, die sich mit wissenschaftlichen
Untersuchungen und Arbeiten beschaͤftigen, nach dem Gutachten einer
Commission Unterstuͤzungen, die nicht uͤber 600 Pfd. betragen
duͤrfen, zugewiesen werden sollen. Die Gesellschaft wird sich im September
1834 zu Edinburgh versammeln, wo
General-Lieutenant Sir Thomas
Brisbane als Praͤsident, und Sir David Brewster als Vice-Praͤsident functioniren sollen.
Bourne's Maschine zum Reinigen
der Straßenwege.
Die Maschine zum Reinigen der Straßen, auf welche sich John Bourne am 22. December 1832 ein Patent ertheilen ließ, besteht, nach der
kurzen und sehr undeutlichen Notiz, welche das Repertory of
Patent-Inventions daruͤber enthaͤlt, aus einer Reihe
von Scharren, welche an hoͤlzernen Stangen oder an Baͤndern, die sich
um eine gemeinschaftliche Achse bewegen, so angebracht sind, daß, sie einzeln und
von einander unabhaͤngig emporsteigen und herabfallen koͤnnen, damit
sie auf diese Weise auf alle Unebenheiten des Bodens treffen. Sie sind
saͤmmtlich in einem Rahmen angebracht, dessen unterer Theil auf die Scharren
druͤkt, waͤhrend der obere Theil den Griff bildet. Die Maschine ruht
auf Raͤdern und wird mit der Hand getrieben. Der Arbeiter faͤngt an
einer bestimmten Stelle an, hebt den Griff empor, wodurch die Scharren herabsinken, und
zieht die Maschine dann quer und unter rechten Winkeln mit dem Geleise uͤber
die Straße. Ist der Koth auf diese Weise auf die Seite gezogen worden, so
druͤkt der Arbeiter den Griff herab, wodurch die Scharren emporgehoben
werden, und folglich den Koth, den sie sammelten, wieder absezen. Da sich jede
Scharre einzeln und unabhaͤngig bewegt, so kann die Maschine in alle
Vertiefungen oder Loͤcher der Straße eindringen, und uͤber jeden
harten Vorsprung weggleiten, so daß sie sich also jeder Art von Oberflaͤche
anpaßt.
Hathaway's Wasch-Maschine.
Unter den vielen Wasch-Maschinen, welche in Nord-Amerika bereits
patentirt wurden, und deren große Zahl doch wenigstens einen Sinn fuͤr
Reinlichkeit in diesem Lande beurkundet, erwaͤhnt das Repertory of Patent-Inventions, Jun. 1833 S. 336 vorzuͤglich
auch jener, auf welche sich Silvanns Hathaway zu
Masillon, Stark County, Ohio, am 13 Febr. 1832 ein Patent geben ließ, obschon uns
dieselbe nur eine Nachahmung einer bereits vor mehreren Jahren in Frankreich
patentirten Maschine zu seyn scheint. Diese Hathaway'sche
Maschine besteht naͤmlich der kurzen, im angefuͤhrten Journale
daruͤber enthaltenen Notiz zu Folge bloß aus einer horizontalen Welle, die
durch eine Kurbel in Bewegung gesezt wird, und an welcher sich eine geriefte Walze
befindet, die durch ihre Umdrehungen einen kreisrunden Trog oder eine solche
kreisrunde Kufe veranlaßt, sich um ihre senkrechte Achse zu drehen. Der Boden dieses
Troges oder dieser Kufe ist gleichfalls gerieft, und wird gegen die Mitte hin
hoͤher, damit er einer kegelfoͤrmigen Walze entspricht. Auf das
aͤußere Ende der horizontalen Welle laͤßt der
Patent-Traͤger eine Spiral-Feder oder ein Gewicht wirken, durch
welches sowohl sie selbst, als ihre Walze herabgedruͤkt, und zugleich auch
emporgehoben werden kann, je nachdem es die Dike der zwischen den beiden
Oberflaͤchen befindlichen Waͤsche erfordert. – Wir glauben, daß
wir bereits manche bessere Wasch-Maschine besizen.
Platinna in Frankreich gefunden.
In der Sizung der Société d'encouragement
vom 8. Mai 1833 zeigte Hr. Gaultier de
Claubry der Gesellschaft an, daß man in Frankreich ein
Platinna-Lager entdekt habe. Nach den Analysen, die er mit dem Minerale
anstellte, betraͤgt die Platinna 1/2 bis 1 Hundertel desselben. Er
beschaͤftigt sich gegenwaͤrtig mit genaueren Untersuchungen, deren
Resultate er bekannt machen wird.
Der Eroberer von Antwerpen ist zersprungen!
Der ungeheuere Moͤrser, der bei der Belagerung von Antwerpen so viel Aufsehen
machte, und uͤber welchen wir im Polytechn.
Journale
Bd. XLVIII. S. 260 eine Notiz mittheilten,
ist am 18. Junius auf der Heide von Braschaet, wo einige Versuche mit demselben
angestellt wurden, geborsten. Man lud denselben drei Male hinter einander: ein Mal
mit 21 dann mit 17 und hierauf mit 15 Kilogrammen Schießpulver, und
uͤberzeugte sich hiebei, daß die Bombe mit der geringeren Quantitaͤt
Pulver eben so weit und mit eben so großer Kraft geschleudert wurde, als mit der
groͤßeren Quantitaͤt. Bei der vierten Ladung, zu welcher nur 9
Kilogrammen Pulver genommen wurden, die aber wahrscheinlich zu fest eingerammt war,
zersprang der Moͤrser, wobei ein 3000 Kilogramme schweres Stuͤk Eisen
uͤber 20 Fuß weit weggeschleudert wurde. Zum Gluͤke wurde Niemand bei
dieser Explosion beschaͤdigt.
Ueber Saulnier's Strekwerk zum Auswalzen von Blattgold und anderen
Metallen.
Hr. Saulnier d. aͤltere
hat eine neue Art von Strekwerk erfunden, an welchem dem an anderen Strekwerken so
haͤufig erfolgenden Zerbrechen beim Haͤrten oder bei dem Druke, dem er
ausgesezt ist, abgeholfen wird. Der Bulletin de la
Société d'encouragement enthaͤlt eine Beschreibung und
Abbildung dieser schoͤnen Maschine, auf die wir leider nur verweisen
koͤnnen, da wir die Abbildung bei ihrer großen Ausdehnung und bei unserem
beschraͤnkten Raume unmoͤglich geben koͤnnen. Das Wesentliche
der Erfindung besteht denn Annales de la
Société polytechniques S. 48 zu Folge darin, daß Hr.
Saulnier kleine Walzen aus
Gußstahl anwendet, und diese zwischen den beiden großen Cylindern anbringt, welche
aus Gußeisen oder nicht gehaͤrtetem Stahle bestehen koͤnnen. Auf diese
kleinen Walzen, die sich uͤber einander befinden und welche sich in
entgegengesezter Richtung umdrehen, druͤken in der ganzen Laͤnge der
Tafeln die großen Walzen, wobei man kein Zerbrechen der Walzen waͤhrend des
Auswalzens zu befuͤrchten hat. Die Verlaͤngerung oder Dehnung der
Metalle erfolgt in diesem Strekwerke unter geringerem Druke, und folglich mit
geringerem Kraftaufwande, weil der Durchmesser der staͤhlernen Walzen,
welcher beilaͤufig den dritten Theil von dem Durchmesser einer Strekwalze
betraͤgt, dem auszuwalzenden Metalle eine kleinere Oberflaͤche
darbietet, und folglich mehr dehnend auf das Metall wirkt. Ein solches Strekwerk
wird jezt in der Fabrik des Hrn. Saulnier zur Fabrikation von Blattgold benuzt, und zwar mit bestem
Erfolge. Die Maschine eignet sich uͤbrigens auch zum Auswalzen von Eisenblech
und anderen Metallen.
Hrn. Bockholtz's Wage fuͤr Chemiker etc.
Jeder Chemiker hat gewiß schon sein Klagelied uͤber die gegenwaͤrtig
gebraͤuchlichen, und bei zarteren chemischen Operationen doch
unumgaͤnglich nothwendigen Wagen ertoͤnen lassen. Das doppelte
Waͤgen, welches bei chemischen Analysen bei dem Gebrauche solcher Wagen
noͤthig ist, die große Neigung derselben selbst bei der
sorgfaͤltigsten Behandlung in Unordnung zu gerathen, die nachtheilige
Einwirkung verschiedener Daͤmpfe, der Umstand, daß die meisten dieser Wagen
bei verschiedenen Lasten nicht von gleicher Empfindlichkeit sind, und endlich der
außerordentlich hohe Preis dieses unumgaͤnglich noͤthigen Requisites
sind lauter Unannehmlichkeiten, die jeder Chemiker, und besonders der
juͤngere, nur zu oft schon gefuͤhlt haben wird. Hr. Bockholtz von Trèves, der
erst im J. 1832 mit Auszeichnung aus der Ecole centrale des
Arts et manufactures trat, theilte schon als Schuͤler diese
Gefuͤhle mit ihnen, und machte sich's zur Aufgabe, eine Wage ausfindig zu
machen, die diesen Unvollkommenheiten und Unannehmlichkeiten abhelfen soll. Er war
in der Erreichung dieses Zwekes auch so gluͤklich, daß ihm die Société d'encouragement zu Paris in ihrer
Sizung vom 15. Mai 1833 auf den Bericht des Hrn. Olivier ihre silberne Medaille fuͤr seine
Wage zuerkannte. Wir werden trachten, unseren Lesern so bald als moͤglich
eine ausfuͤhrliche Beschreibung und Abbildung dieser vortrefflichen Wage
mitzutheilen, und bemerken einstweilen aus dem Berichte des Hrn. Olivier nur soviel, daß Hr.
Bockholtz bei dem Baue
seiner Wage von folgenden Raisonnements ausging. Um eine bestaͤndig gleiche
Empfindlichkeit der Wage zu erreichen, muß auch die auf die Schneide oder das Messer
der Wage druͤkende Last bestaͤndig gleich seyn. Damit die Wage so
wenig Schaden als moͤglich leide, muͤssen saͤmmtliche Theile
derselben, mit Ausnahme der Messer oder Schneiden, aus Messing bestehen. Um das
doppelte Waͤgen zu vermeiden, muß man eine Schnellwage verfertigen, an der
der Laͤufer fix und veraͤnderlich ist, waͤhrend er an den
gewoͤhnlichen Schnellwagen beweglich und bleibend ist. Hr. Olivier versichert, daß die nach
diesen Principien verfertigte Bockholtz'sche Wage mit
einer Genauigkeit waͤgt, wie sie mit der besten Wage mit Wagebalken nur immer
erreicht werden kann; daß ihre Empfindlichkeit immer eine gleiche bleibt; daß deren
Behandlung und Handhabung durchaus keine besondere Fertigkeit erfordert; daß Hr.
Deleuil dieselbe um 200
Franken, und bei geringerer Schoͤnheit ohne Nachtheil fuͤr die
Genauigkeit selbst um 100 Fr. verfertigt, waͤhrend die bekannten Fortin'schen Wagen bisher 300 bis 500 Fr. kosteten! (Aus
dem Bulletin de la Société
d'encouragement. Mai 1833, S. 448.)
Ueber das Super-Schwefelblei von Dufton.
Hr. J. W. F. Johnston Esq. las
kuͤrzlich in einer der Sizungen der Royal Society
zu Edinburgh eine Abhandlung uͤber das als neu aufgestellte
Super-Schwefelblei von Dufton, in der er zeigt, daß dieses Mineral keine neue
Verbindung des Schwefels mit dem Bleie in neuen Verhaͤltnissen, sondern
nichts weiter als gewoͤhnlicher Bleiglanz ist, dem 6 bis 10 Procent reiner
Schwefel bei gemengt sind. (Edinburgh New Philosophical
Journal. Januar-April 1833.)
Thiogen, eine angeblich neu entdekte Substanz.
Ein Hr. J. M. Corbett zu Salop theilt im Mechanics'
Magazine, No. 515. S. 183 folgende Notiz uͤber eine von ihm
entdekte, angeblich neue Substanz mit, der er den Namen Thiogen beilegte. „Ich schloß etwas Schwefel in eine
glaͤserne Roͤhre von 3 Fuß Laͤnge und einem Zoll im
Durchmesser ein, ließ einen sehr feinen Spiral-Draht durch den Schwefel
gehen, und befestigte dann das Ganze in einem metallenen Bliz-Ableiter,
der uͤber dem Schwefel-Apparate isolirt wurde. Die
Glasroͤhre war so eingerichtet, daß alle Luft oder jedes Gas, welches
sich aus ihr entwikelte, in einen zu dessen Aufnahme dienenden Recipienten
uͤbergehen mußte. Ich wartete nun die Wirkung eines Blizstrahles auf
meine Vorrichtung ab, und haͤtte nur zwei Monate lang zu warten, als
gluͤklicher Weise ein heftiger Blizstrahl an meinem Bliz-Ableiter
herabfuhr. Bei der Untersuchung, welche ich gleich darauf mit meinem Apparate
anstellte, fand ich den Spiral-Draht zu meiner Freude geschmolzen, den
Schwefel in ein schneeweißes Pulver umgewandelt, und meinen Recipienten mit
Wasserstoff gefuͤllt. Ich nannte die weiße und neue Substanz Thiogen. Ihr specifisches Gewicht betraͤgt
1,707; sie hat eine große Verwandtschaft zum Wasserstoffe, und verwandelt
Salzsaͤure in Chlorine. Oehl und Fett verwandelt sie in Kohlenstoff, der
jedoch hier in einem ganz neuen und sonderbaren Zustande erscheint, indem er
sich, nach Abgabe seines Wasserstoffes, weiß, weich und beinahe durchsichtig
zeigt. Das Thiogen zersezt den Phosphor (!), in dem es demselben seinen
Wasserstoff entzieht; das hiebei zuruͤkbleibende Gas ist eine neue,
hoͤchst entzuͤndbare Gasart von der Farbe der Chlorine. Mit
Wasserstoff verbunden bildet das Thiogen eine braune bruͤchige Substanz,
welche keiner mir bekannten Form des Schwefels aͤhnlich ist. Ich bediene
mich nun eines elektrischen Drachen, um Elektricitaͤt an meinen
Bliz-Ableiter zu leiten.“ (Wir theilen diese Versuche bloß
wegen ihm sonderbaren Resultate mit, in welcher Beziehung sie allerdings wiederholt
zu werden verdienen. So viel laͤßt sich mit ziemlicher Gewißheit daraus
entnehmen, daß Hr. Corbett
weder in der theoretischen Chemie, noch in chemischen Manipulationen sehr bewandert
ist. A. d. R.)
Ueber die Erzeugung der Essigsaͤure aus Kohlenoxyd und
Wasserstoff.
Hrn. Matteuci gelang es
Essigsaͤure zu erhalten, in dem er Kohlenoxid gas durch Wasser leitete, worin
Kupfer suspendirt war. Das feinzertheilte Kupfer bereitete er auf die Art, daß er
essigsaures Kupfer gluͤhte und dann einen Strom Wasserstoffgas uͤber
das erhaltene Oxyd leitete; um Kohlenoxydgas zu erhalten, erhizte er ein Gemenge von
einem Theil gut gebrannter Holzkohle mit drei Theilen kohlensaurem Kalk in einem
Flintenlauf; in einem Theil des Flintenlaufes befand sich aͤzender Kalk,
damit das Gas beim Daruͤberstreichen die geringe Menge der gebildeten
Kohlensaͤure verlor.
Das Kohlenoxydgas leitete man dann in destillirtes Wasser, welches das Kupfer
enthielt: in kurzer Zeit wurde das Wasser gruͤnlich und nahm eine immer
dunklere Farbe an, je laͤnger man den Gasstrom durch das Wasser leitete. Hr.
Matteuci schloß hieraus,
daß die aufgeloͤste Substanz essigsaures Kupfer war, welches dadurch
entstand, daß das Wasser durch das Kohlenoxydgas und das Kupfer zersezt wurde, indem
sich der Wasserstoff mit jenem zu Essigsaͤure und der Sauerstoff mit lezterem
zu Kupferoxyd verband.
Um sich davon zu uͤberzeugen, filtrirte man die Aufloͤsung und dampfte
eine Portion ab; einen anderen Theil versezte man mit eisenblausaurem Kali, wodurch
man einen reichlichen roͤthlichbraunen Niederschlag erhielt;
Schwefelwasserstoff erzeugte in der Aufloͤsung einen schwarzen Niederschlag und
hinterließ eine saͤure Fluͤssigkeit, welche nach dem Erhizen Bleioxyd
aufloͤste. Mit Eisen behandelt gab die Aufloͤsung ein
gruͤnliches, aufloͤsliches Salz, welches sich an der Luft zersezte und
ein roͤthliches Pulver absezte.
Die abgedampfte Fluͤssigkeit hinterließ eine geringe Menge eines
gruͤnlichen Salzes, welches mit Schwefelsaͤure schwach aufbrauste und
Daͤmpfe entwikelte, die die Eigenschaften der Essigsaͤure besaßen.
Wenn man anstatt des Metalles Kupferoxyd nahm, bildete sich keine Essigsaͤure;
dieß geschah aber, wenn man einen Strom Cyangas in Wasser leitete, welches Kupfer
enthielt.
Hr. Matteuci fand auch, daß
wenn Essigsaͤure, Schwefelsaͤure und Mangansuperoxyd gemischt werden,
sich keine Ameisensaͤure bildet, was geschieht, wenn man einen Strom Cyangas
in Wasser leitete, welches Kupfer enthielt.
Hr. Matteuci fand auch, daß
wenn Essigsaͤure, Schwefelsaͤure und Mangansuperoxyd gemischt werden,
sich keine Ameisensaͤure bildet, was geschieht, wenn einige andere
Pflanzensaͤuren so behandelt werden; er betrachtet das Kohlenoxyd als eine
dem Cyan aͤhnliche Verbindung, die eine Saͤure bilden kann, wenn sie
sich entweder mit Sauerstoff oder mit Wasserstoff vereinigt. (Aus der Bibliotheque universelle, Junius 1832, im London and Edinburgh philosoph. Magazine, Februar 1833,
S. 156. Die Versuche des Hrn. Matteuci muͤssen mit reinen Substanzen wiederholt werden,
denn da seine Resultate mit der Zusammensezung der
hypothetisch trokenen Essigsaͤure nicht uͤbereinstimmen, so
ist es hoͤchst wahrscheinlich, daß irgend eine dem Kohlenoxydgas beigemischte
fremdartige Gasart die Aufloͤsung des Kupfers bewirkte. Es wundert uns sehr,
daß dieser Umstand dem sehr kritischen Redacteur des Philosoph. Magazine, Hrn. Phillips, entging. A. d. R.)
Einiges uͤber die neuesten Fabrikate aus
Kautschuk.
Hr. Brockedon hielt in den Friday Evening Meetings der Royal
Society am 14 Jun. einen sehr interessanten Vortrag uͤber den
Kautschuk, aus welchem das Repertory of
Patent-Inventions, Jul. 1833, S. 46 einen Auszug gibt. Wir
uͤbergehen hier das bereits schon oͤfter Gesagte uͤber die
Geschichte dieser hoͤchst wichtigen Substanz, so wie die laͤngst
bekannte Gewinnungs-Art derselben, und wollen unseren Lesern nur Folgendes
mittheilen, da dieß weniger bekannt seyn duͤrfte. Hr. Brockedon legte der Versammlung naͤmlich
eine Menge verschiedener Zeuge und Fabrikate vor, an denen die Kette oder die
Laͤngen-Faden aus Kautschuk, der Eintrag oder die Quer-Faden
hingegen aus Baumwolle, Seide oder Leinen-Garn bestanden. Er zeigte ferner
auch eine Maschine, in der elastische Gewebe verfertigt wurden, an denen ein
Kautschuk-Faden mit Seiden- oder anderen Faden uͤberzogen wird.
Die Kautschuk-Faden werden gegenwaͤrtig in einer eigenen Maschine mit
groͤßter Gleichheit und Leichtigkeit, und beinahe von jeder Staͤrke
geschnitten. Ein Pfund Kautschuk gibt einen 8000 Yards langen Faden von No. 5, und ein solcher Faden kann sehr leicht wieder in
vier andere zerschnitten werden, so daß ein Pfund Kautschuk also 32,000 Yards Faden
geben kann! Die Maschine arbeitet mit solcher Leichtigkeit, daß 2 Maͤdchen
taͤglich aus 30 Pfund Kautschuk 240,000 Yards Faden von No. 5 zu liefern im Stande sind! Bei der Bearbeitung der
Kautschuk-Faden zeigt sich, daß dieselben, wenn sie eine laͤngere Zeit
uͤber gespannt erhalten und der Kaͤlte ausgesezt werden, diese
Laͤnge bleibend behalten und dann nicht mehr elastisch sind; laͤßt man
aber wieder Waͤrme darauf einwirken, so erhalten sie wieder ihre
urspruͤngliche Laͤnge und ihre fruͤhere Elasticitaͤt.
Die mit Kettenfaͤden aus Kautschuk gewebten Zeuge sind daher anfangs nicht
elastisch, so daß man dieselben nicht dehnen kann; um ihnen Elasticitaͤt zu
geben, wird mit einem heißen Eisen daruͤber gefahren, wodurch die
Kautschuk-Faden wieder bis zu ihrer fruͤheren Laͤnge
zusammenschrumpfen, und dadurch elastisch werden. In einigen Faͤllen, in
welchen das elastische Fabrikat uͤber die aͤußerste
Elasticitaͤtskraft des Kautschuks hinaus ausgedehnt werden koͤnnte,
werden nicht alle Kettenfaden aus Kautschuk, sondern die abwechselnden Faden aus
Baumwolle, Seide oder Leinen-Garn aufgezogen. Auf diese Weise kann der
Kautschuk naͤmlich nicht zu sehr ausgedehnt werden, indem die
Ausdehnungskraft dann auf die Baumwoll-, Seide- oder Garn-Faden
trifft, welche keine
weitere Dehnung zulassen. Was das Aufblasen von Kautschuk-Ballons betrifft,
so bemerkte Hr. Brockedon, daß
man es dahin gebracht habe, aus einem Stuͤke von der Groͤße einer
Wallnuß einen Ballon von 50 Zoll im Durchmesser zu blasen. Auch er spricht sich
dahin aus, daß es am Besten sey, den Kautschuk zu diesem Behufe vorher eine oder
zwei Stunden lang in Wasser zu sieden, was andere verwerfen. Ueber die
Aufloͤsungsmittel desselben bemerkt er nichts Neues; auch er fand, jedoch
nach Prof. Mitchel, daß das
Sassafras-Oehl das beste Aufloͤsungsmittel fuͤr den Kautschuk
sey, indem sich dieses vollkommen verfluͤchtigt, und den Kautschuk ganz
unveraͤndert zuruͤklaͤßt. Neu ist die Erfindung der HH.
Cornish und Comp., welche eine Fluͤssigkeit ausfindig machten,
durch welche verdorbener oder vermoderter Kautschuk, der seine Elasticitaͤt
verloren hat, in ein Paar Minuten wieder vollkommen brauchbar und elastisch gemacht
werden kann. Diese Fluͤssigkeit wird jedoch bisher von den Erfindern noch
geheim gehalten. – Die Kautschukeinfuhr hat in lezter Zeit wegen der
mannigfaltigen Anwendung, die diese Substanz zulaͤßt, außerordentlich
zugenommen, und daher kommt es denn auch, daß dieselbe gegenwaͤrtig im Handel
um den vierten Theil wohlfeiler zu haben ist, als vor einigen Jahren. Man
befuͤrchtet aber leider ein baldiges Steigen im Preise, da die alles in die
Laͤnge ziehenden diplomatischen Conferenzen gegenwaͤrtig eine
ungeheuere Menge Gummi elasticum verbrauchen, und da namentlich in neuester Zeit
mehrere Commissionen beinahe alle Vorraͤthe davon fuͤr sich in
Beschlag genommen haben sollen.
Hrn. Demesmay's Methode das Runkelruͤbenfleisch
auszupressen,
welche wir im Polytechn. Journ.
Bd. XLV. S. 416 in einer
ausfuͤhrlichen Beschreibung mitgetheilt haben, wurde wegen der großen
Vortheile, die sie gewaͤhrt, im vorigen Herbste zu Bondues, Fives, Famars,
Saultain und Mareuil (Departement du Nord) bereits
allgemein befolgt. Ueberall stroͤmten
Runkelruͤbenzuker-Fabrikanten herbei, um sich an Ort und Stelle von
dem Gange der Fabrikation nach dieser neuen Methode zu uͤberzeugen, und wenn
auf dieselbe nicht bald eine noch vortheilhaftere Erfindung folgt, so wird man in
ganz Frankreich in Kuͤrze gewiß nur mehr nach Demesmay's Angabe verfahren. Die Société d'encouragement hat Hrn. Demesmay, der seine wichtige
Entdekung auf die uneigennuͤzigste Weise allgemein bekannt machte, in ihrer
Sizung vom 15. Mai 1833 auf den Bericht des Hrn. Payen eine goldene Medaille erster Classe
zustellen lassen, um ihm auf diese Weise einen Beweis der Anerkennung seiner
Verdienste von ihrer Seite zu geben. (Bulletin de la
Société d'encouragement. Mai 1833, S. 146.)
Neue Methode den Torf zu pressen.
Aus einer Abhandlung, welche Sir E. Leeds in einer der
lezten Sizungen der Dublin Society vortrug, ergibt sich,
daß man in Irland kuͤrzlich eine neue Methode den Torf zu pressen
einfuͤhrte, welche fuͤr dieses Land sowohl, als fuͤr andere
Staaten., in denen man die Schaͤze mit der sie Mutter Natur ausstattete, zu
benuzen versteht, von groͤßter Wichtigkeit zu werden verspricht. Das Wasser
wird naͤmlich mittelst einer Maschine (wahrscheinlich einer hydraulischen
Presse), welche sehr einfach ist und nicht uͤber 7 Pfd. Sterl. kostet, aus
dem Torfe aus, getrieben, und dieser leztere dadurch in eine Masse
zusammengedruͤkt, welche beinahe die Consistenz der Steinkohle hat. Der Torf
wird, so wie er gestochen ist, in diese Maschine gebracht, in der er durch einen
einzigen Arbeiter einem Druke von 7 Tonnen ausgesezt werden kann, und in welcher der
Torfkuchen in 3 Secunden bis auf den dritten Theil seiner urspruͤnglichen
Groͤße verkleinert wird. Die ausgepreßten Torfziegel werden dann an der Luft
und an der Sonne innerhalb 3 Tagen troken und vollkommen hart; sie wiegen in diesem
Zustande beinahe 4 Pfund, und sollen eine staͤrkere Hize geben, als die
Steinkohlen. Man glaubt, daß sich der auf diese Weise behandelte Torf sehr gut und
besser als gewoͤhnliche Braunkohle zum Eisen-Schmelzen benuzen lassen
duͤrfte. (Mechanics' Magazine, No. 513.)
Ueber ein Instrument zur Bereitung des Kartoffelbreies und
anderer Arten von Brei in den Kuͤchen.
Man bereitet aus den Kartoffeln, aus den Erbsen und anderen Fruͤchten in den
Kuͤchen bekanntlich einen Brei, welcher eine sehr angenehme und gesunde
speise gibt, und bedient sich hiebei meistens eines sogenannten Durchschlages oder
einer Art von Sieb, wodurch man die in Brei zu verwandelnden Substanzen treibt.
Dieses Durchtreiben ist eine langweilige und oft auch muͤhsame Arbeit, der
dem Journal des connaissances usuelles, Junius 1833, S.
360 zu Folge, leicht durch folgendes Instrument abgeholfen werden kann Man
laͤßt sich einen nach Bedarf mehr oder weniger großen Cylinder aus gut
verzinntem Eisenbleche verfertigen, und in diesen von Oben bis Unten eine große
Menge kleiner Loͤcher stechen. Ferner lasse man sich einen genau in diesen
Cylinder passenden Staͤmpel aus Buchen- oder Kirschbaumholz machen.
Man braucht dann den Cylinder nur mit den Kartoffeln, den Erbsen etc. zu
fuͤllen, den Staͤmpel darauf zu sezen und fest in den Cylinder zu
druͤken, um auf diese Weise den Brei durch die Loͤcher des Cylinders
zu pressen. – Wir wuͤßten nicht, daß dieses Verfahren in den deutschen
Kuͤchen bereits allgemein bekannt waͤre.
Body's Mittel gegen den
Trokenmoder des Holzes.
Ein Hr. Body von Devonport
versichert, daß er schon seit langer Zeit ein Mittel gegen den Trokenmoder des
Holzes entdekt habe, welches wenigstens eben so wirksam, und dabei viel schneller
und leichter anwendbar ist, als das Kyan'sche Mittel,
welches in lezter Zeit so viel Aufsehen erregte. Hr. Body hat sein Mittel bisher noch geheim
gehalten, und von demselben aͤcht charlatanmaͤßig nur so viel gesagt,
„daß es in einem kraͤftigen, unschaͤdlichen, chemischen
Menstruum bestehe, durch welches der klebrige Saft aus dem Innern des Holzes
ausgezogen wird, ohne daß das Holz dabei von Außen auch nur die geringste
Beschaͤdigung erleidet, und wodurch die Unzerstoͤrbarkeit des
Holzes bedingt ist.“ Man hat im Jahre 1825 einen von Hrn. Body zubereiteten, eichenen Balken
in die sogenannte Kuhbruͤke des Kriegsschiffes Windsor-Castle
eingesezt, wo sich derselbe bisher unveraͤnderlich im besten Zustande
erhalten hat. (Mechanics' Magazine, No. 513.)
Ueber die Benuzung der ausgefallenen Cocons.
Ein Correspondent des Journal des connaissances usuelles
Julius 1833 S. 60 bemerkt, daß es eine ganz falsche Idee sey, wenn man glaubt, daß
die Fluͤssigkeit, die der Schmetterling von sich gibt, um aus dem Cocon, den
er als Raupe gesponnen, entweichen zu koͤnnen, die Seidenfaden im Geringsten
beschaͤdige oder gar aufloͤse. Diese Fluͤssigkeit bewirkt nach
seiner Meinung nichts weiter als eine Erweichung der gummiartigen Substanz, durch
welche die Faden der Cocons an einander gebaken sind. In Folge dieser Erweichung
geben nun die Seidenfaden leicht nach, so daß die Schmetterlinge unter ganz geringer
Anstrengung aus ihrem Gehaͤuse entschluͤpfen koͤnnen, ohne daß
die Seidenfaden abgerissen oder aufgeloͤst werden, oder uͤberhaupt
irgend eine andere Veraͤnderung, als die erleiden, daß sie durch das Thier
aus ihrer bisherigen Lage gebracht werden. Er empfiehlt daher auch die ausgefallenen
Cocons abzuhaspeln, und behauptet, daß dieß leicht und vollkommen geschehen
koͤnne, wenn man an der Durchbruchsstelle nur einige Vorsicht anwenden will.
Es waͤre allerdings der Muͤhe werth, neuerdings einige Versuche
hieruͤber anzustellen.
Germain's seidene
Shawl's.
Hr. Henri Germain zu Lyon
verfertigt seit einiger Zeit ganz vorzuͤglich seidene Shawl's, welche in
Hinsicht auf Façon den aͤchten Cachemire-Shawl's und den aus
Seide und Wolle verfertigten Shawl's, den sogenannten Tibet-Shawl's,
aͤhnlich sind. Diese Shawl's haben naͤmlich auf einem Atlasgrunde
große Borduͤren und rosenartige Blumen, welche eine große und ganze Massen
bildende Zeichnung geben. Das Neue besteht also nur in der Uebertragung einer in
anderen Fabrikationszweigen gebraͤuchlichen Methode auf die
Seidenweberei.
Die Société d'encouragement hat daher Hrn.
Germain in ihrer Sizung
vom 15. Mai einer ehrenvollen Erwaͤhnung wuͤrdig befunden.
Ueber den Bau des vielstaͤngeligen Maulbeerbaumes in
Frankreich.
Die Société d'encouragement hat in einer
der lezten Sizungen im Jahre 1832 dem verdienten Botaniker und Weltumsegler Perrottet den Preis von 2000 Franken zuerkannt, den sie
fuͤr die Einfuͤhrung der Cultur der nuͤzlichsten Pflanze in
Frankreich ausgeschrieben haͤtte. Hr. Perrottet brachte naͤmlich aus einem
chinesischen Garten zu Manilla den vielstaͤngeligen Maulbeerbaum (Morus multicaulis), welcher den Angaben der Chineser
gemaͤß in China einzig und allein als der beste zur Seidenraupenzucht gezogen
wird, zuruͤk, und verbreitete die Cultur dieses Baumes nicht nur auf Isle de.
France und in Cayenne, sondern auch in Frankreich, wo sie in den lezten Jahren
außerordentlich rasch zugenommen hat, und am Senegal. Er hat bereits im ersten Bande
der Annales de l'Institut horticole de Fromont eine
ausfuͤhrliche Beschreibung der Cultur dieses Baumes bekannt gemacht, worauf
wir hier verweisen, so wie auf den Bericht, den Hr. Soulange-Bodin im Bulletin de la Société d'encouragement, December 1832, S.
486, uͤber die Verdienste des Hrn. Perrottet erstattete. Wir bemerken aus diesem Berichte hier nur
Folgendes, woraus unsere Leser abnehmen moͤgen, wie leicht sich diese Art von
Maulbeerbaum verwehren laͤßt. Die ruͤhmlich bekannten HH. Audibert zu Tonnelle bei Tarascon
hatten sich im Jahre 1822 ein Reis dieses Baumes fuͤr ihre Baumschule
verschafft, und vermehrten dasselbe so, daß sie im Jahre 1826 26, im Jahre 1827 nur
7, im Jahre 1823 nur 23, im Jahre 1829 bereits 71, im Jahre 1830 schon 731, im Jahre
1831 3348, und im Jahre 1832 sogar 6072 Baͤumchen verkauften, und dabei noch
15,015 Stuͤke disponibel behielten! Die Société d'encouragement hat daher auch den HH. Audibert zu Tonnelle und dem Hrn.
Barthère,
Baumschulenbesizer zu Toulouse, welche sich vorzuͤglich um die Verbreitung
dieses Baumes verdient machten, ihre silberne Medaille ertheilt.
Ueber einige wenig bekannte Benuzungen der
Acaciabluͤthen.
Das Journal des connaissances usuelles enthaͤlt in
seinem Juniushefte, einen langen Artikel uͤber die Cultur des Acacienbaumes
(Robinia Pseudo acacia) und verschiedener anderer
Arten von Robinien, theils um dieselben auf Holz, theils als Viehfutter zu benuzen.
Da bei uns in Deutschland aber in forstwirthschaftlicher Hinsicht schon vor vielen
Jahren mit den Acacien so viele Versuche angestellt wurden, daß dieser Gegenstand
beinahe als erschoͤpft betrachtet werden kann, so begnuͤgen wir uns
damit, aus oben erwaͤhntem Aufsaze nur ein Paar Notizen uͤber die
Benuzung der Acacienbluͤthen in Frankreich mitzutheilen Wir fuͤhlen
uns um so mehr hiezu veranlaßt, als man bei uns diese Bluͤthen
gewoͤhnlich zu gar nichts verwendet. Man benuzt naͤmlich die ihrer
Stielchen und Kelche entledigten weißen Blumen zur Bereitung eines sehr
wohlriechenden und angenehmen Syrupes, wobei man auf folgende Weise
verfaͤhrt. Man fuͤllt ein Gefaͤß mit abwechselnden Schichten
von solchen gereinigten Acacienbluͤthen und reinem Zukerpulver, laͤßt
dieß einige Stunden stehen und gießt dann so viel siedendes Wasser darauf, als zum
Zerfließen des Zukers noͤthig ist. Wenn nun die Masse 24 Stunden lang ruhig
gestanden, so bereitet man sich einen starken Zukersyrup, in welchen man, wenn er im
Sieden ist, die Blumen und den zerflossenen Zuker wirft, um ihn einige Minuten lang
damit aufwallen zu lassen und dann zu klaren. Die Staͤrke des Geruches, den
man dem Syrupe geben will, haͤngt von dem Geschmake der Leute und der
Staͤrke des Geruches der Blumen ab; zu bemerken ist aber, daß das Arom der
Acacienbluͤthen fluͤchtiger ist, als jenes der Orangenbluͤthen.
Mit sehr starkem Acaciensyrupe und gutem Weingeiste wird ein aͤußerst
angenehmer Liqueur bereitet. Die Acacienbluͤthen geben ferner, wenn man sie
in einem leichten Teige umkehrt und dann baͤkt, ganz vortreffliche und
aͤußerst wohlschmekende Kuͤchleins. Aus den Samen der Acacien bereitet
man eine Augensalbe; auch sollen sich die Chinesen der Acaciensamen zum
Schwarzfaͤrben der Haare bedienen, was kaum wahrscheinlich ist.
Wahrscheinlicher duͤrfte es seyn, daß sie die adstringirenden Samen irgend
einer wahren Acacia, und nicht jene einer Robinia hiezu verwenden.
Ueber die Benuzung der Samen der gemeinen Krebsdistel auf
Oehl.
Die gemeine Krebsdistel (Onopordon Acanthium), welche in
manchen schlecht cultivirten und besonders in sandigen Gegenden in ungeheuerer Menge
waͤchst, wird gewoͤhnlich ganz unbenuzt gelassen, oder
hoͤchstens mit zur Potaschen-Fabrikation verwendet. Ihre Samen geben
jedoch eine so bedeutende Menge Oehl, daß es allerdings der Muͤhe werth ist,
in jenen Gegenden ein Augenmerk auf diese Pflanze zu richten. 22 Pfunde Distelkopfe
geben naͤmlich 12 Pfunde Samen, und diese 12 Pfunde Samen geben, wenn man sie
in einer Oehlpresse auspreßt, 3 Pfunde eines Oehles, welches sich sehr gut als
Brennmaterial fuͤr Lampen und zu anderen weken eignet. Das
Krebsdisteloͤhl hat eine bedeutende spec. Schwere, denn der Araͤometer
sinkt in demselben nur bis auf 19° unter, waͤhrend er in dem
Repsoͤhl bis auf 21, in dem Hanf- und Olivenoͤhle bis auf 22,
in dem Leinoͤhle aber nur bis auf 18° einsinkt. Dieses Oehl kommt im
Winter nicht zum Stoken, und wurde selbst in einem Kaͤlte erzeugenden Gemenge
bei – 15°R. nicht fest oder dik. Zwei Unzen Krebsdisteloͤhl
brannnten in einer Lampe mit baumwollenem Dochte beinahe 42 Stunden lang; eine
gleiche Menge Hanfoͤhl brannte unter gleichen Umstaͤnden 44 Stunden
und einige Minuten; eben so viel Repsoͤhl brannte 10 1/2 Stunde; eine gleiche
Menge Olivenoͤhl brannte bis auf einige Minuten eben so lang, wie das
Repsoͤhl; 2 Unzen Leinoͤhl brannten aber nur 8 Stunden lang. Das
Krebsdisteloͤhl scheint also in dieser lezteren Hinsicht den Vorzug zu
verdienen. Die Flammen saͤmmtlicher Oehle waren in Hinsicht auf
Staͤrke des Lichtes ziemlich gleich. Der Geruch und Rauch ist beim Brennen
des Krebsdisteloͤhles nicht bedeutend. (Journal des
connaissances usuelles. Julius 1833, S. 11.)
Ueber den Bau des Strohes zur Fabrikation von
Strohhuͤten
hat Hr. Séringe, Director des botanischen Gartens zu Lyon, in den Mémoires de la Société d'agriculture de
Lyon, deren Jahrgang 1834 kuͤrzlich erschien, eine sehr interessante
Abhandlung niedergelegt, aus welche wir alle, die sich fuͤr diesen Gegenstand
interessiren, aufmerksam, machen zu muͤssen glauben. Hr. Séringe beschreibt sehr
ausfuͤhrlich die verschiedenen Methoden, nach welchen man in Italien und in
der Schweiz, wo dieser Industriezweig immer mehr Aufschwung gewinnt, die
Strohhuͤte fabricirt, und auf welche Weise man in beiden lindern den Bau des
dazu noͤthigen Strohes betreibt. Dieser Bau ist naͤmlich in der
Schweiz ein ganz anderer, als in Italien, obwohl man in beiden Laͤndern eine
und dieselbe Abart des gemeinen Weizens dazu benuzt. In der Schweiz, wo man meistens
Huͤte aus gespaltenen Halmen fabricirt, sorgt man naͤmlich durch gutes
Duͤngen und weites Saͤen den Halmen einen starken Wuchs zu
verschaffen, waͤhrend man in Italien, wo man meistens ganze Halme zur
Hutfabrikation verwendet, den Weizen auf mageren Boden und dicht baut.
W.
Brown's Mittel zur Vertreibung der Raupen von den Baͤumen.
Das Quarterly Journal of Agriculture, und aus diesem das
Repertory of Patent-Inventions, Julius 1853.
S. 33, macht eine neue Methode bekannt, nach welcher sich die Raupen sicher von
Obstbaͤumen und Baͤumen und Straͤuchen vertreiben lassen
sollen, die wir aber durchaus Niemandem eher empfehlen wollen, als bis zahlreiche
und lange fortgesezte Versuche unumstoͤßlich erwiesen haben, daß dieselbe
nicht fruͤher oder spaͤter zum Untergaͤnge oͤder zum
Erkranken des Baumes fuͤhrt. Das Verfahren bei dieser Methode, deren Erfinder
Hr. William Brown von
Pinefield bei Elgin ist, ist folgendes: „Man bohre beilaͤufig einen
Fuß vom Boden entfernt in absteigender Richtung ein Loch bis in das Herz des
Baumstammes, gieße in dieses Loch dann etwas weniges lebendiges Queksilber, und
verschließe dieses Loch hierauf mit einem nicht sehr genau passenden
Pfloͤkchen Holz. Dieses Pfloͤkchen schneide man hart an der Rinde
ab, worauf man dasselbe ringsum mit etwas Theer verschmiert, damit kein Wasser
in das Loch dringen kann. Baͤume, die auf diese Weise behandelt wurden,
sind nicht nur gegen die Angriffe von Raupen sicher, sondern, wenn sich bereits
welche darauf befinden, so entfernen sie sich wieder.“ Wenn diese
Thatsache richtig ist, so ist dieß ein Beweis, daß das Queksilber hiebei ebenso in die Saͤftemasse
der Baͤume uͤbergeht, wie man dasselbe auch in dem Blute, Harne,
Speichel, Schweiße etc. von Menschen und Thieren, die laͤngere Zeit
Queksilberpraͤparate zu sich nahmen, fand. Ob nun aber eine solche Versezung
des Baumsaftes mit Queksilber dem Gedeihen des Baumes keinen wesentlichen Nachtheil
bringt, daruͤber duͤrften erst laͤnger fortgesezte
Beobachtungen entscheiden, so viel ist gewiß, daß das Begießen der Pflanzen mit
Aufloͤsungen von Queksilbersalzen dieselben fruͤher oder
spaͤter toͤdtet.
Wie sich Baͤume und Stauden vor der Freßgierde der
Ziegen etc. bewahren lassen.
Die Schaͤfer im suͤdlichen Frankreich befolgen allgemein folgendes
Mittel, um die Olivenbaͤume und andere Stauden gegen die Angriffe der Ziegen,
Schafe und anderer Hausthiere zu schuͤzen. Sie sammeln naͤmlich
Hundekoth, ruͤhren diesen mit Wasser an, und besprengen damit die zu
schuͤzenden Stauden. Dieses Besprengen, welches jedoch von Zeit zu Zeit
wiederholt werden muß, soll ein weit sichreres Schuzmittel seyn, als die sogenannten
Wanzenrosen (Rosa Eglanteria), die man sonst in gleicher
Absicht um Baͤume und Straͤucher pflanzt, die aber ihrer Stacheln
ungeachtet von den Ziegen angegangen werden. (Journal des
connaissances usuelles. Julius 1833, S. 16.)
Literatur.
Englische.
The Builder's and Workman's New Director;
comprehending Definitions and Descriptions of the Component Parts of
Buildings, the Principles of Construction, and the Geometrical
Development of the chief Difficulties that usually occur in the
different Branches of the Mechanical Professions employed in the
Formation of Edifices; with separate Essays on the different Trades
concerned in Building. By Peter Nicholson, Architect.
A practical treatise on Masonry and
Stone-Cutting: containing the Construction of Profiles of Arches,
Hemispheric Niches and Domes, Cylindric Groins, Vertical Conic Vaults,
Cylindro-cylindric Arches, Right Arches, Oblique Arches, and
Gothic Ceilings: essential to Engineers, Architects, and
Stone-Masons, each article being proceeded by the requisite
Information in Plane and Solid Geometry: with 43 Plates. By Peter
Nicholson. 2d edit. royal 8vo, 18s. bds.
A treatise on Cast Iron Beams and Columns; shewing
their Fitness to resist Transverse Strains, Torsion, Compression,
Tension, and Impulsion; with; Tables of Constants, to be used for
calculating the Strength, Flexure, and Stiffness of similar Beams and
Columns of Wrought Iron, and several Sorts of Timber generally employed:
to which is added, a Collection of Rules in Words at length for
calculating the most important practical Cases investigated in the
course of the Work; intended as a Guide for those not versed in
Algebraic Reductions. By William Turnbull. 8vo. 10s. 6d. bds.