Titel: | Ueber einen neuen hydraulischen Spund, und über ein Instrument, womit sich Löcher und Stöpsel von jedem Durchmesser ausschneiden lassen. Von Hrn. Payen. |
Fundstelle: | Band 49, Jahrgang 1833, Nr. VII., S. 26 |
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VII.
Ueber einen neuen hydraulischen Spund, und
uͤber ein Instrument, womit sich Loͤcher und Stoͤpsel von jedem
Durchmesser ausschneiden lassen. Von Hrn. Payen.
Aus dem Bulletin de la Société
d'encouragement. Februar 1833, S. 49.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Payen, uͤber einen neuen hydraulischen Spund.
Die Arbeiten eines Chaptal, Thénard, Gay-Lussac etc. lassen keinen Zweifel uͤber die
Vortheile, die es gewaͤhrt, wenn man bei der tumultuarischen oder langsamen
Gaͤhrung der verschiedenen Getraͤnke, oder der Fluͤssigkeiten,
welche destillirt werden sollen, den Zutritt der Luft verhindert. Man bedient sich
daher auch bereits an manchen Orten verschiedener Apparate, durch welche die
Gefaͤße, in denen die Gaͤhrung Statt findet, luftdicht verschlossen
erhalten werden, so daß nur jenes Gas, dessen Anhaͤufung schaͤdlich
werden wuͤrde, unter einem leichten Druke entweichen kann.
Ich bediente mich um zu diesem Zweke zu gelangen bei den Versuchen, die ich
uͤber die Weingeistbereitung anstellte, lange Zeit einer doppelten
Sicherheitsroͤhre, die ich in der ersten Nummer des Journal de Chimie medicale beschrieb, bis ich endlich uͤber die
moͤglich groͤßte Vereinfachung dieses Apparates nachdachte, und fand,
daß sich derselbe Zwek auch mittelst eines hohlen Spundes, Fig. 3, erreichen
laͤßt.
Dieser Spund ist naͤmlich durch eine Scheidewand DD oder durch eine durch die Achse dieses abgestuzten Kegels gehende
Flaͤche in zwei Raͤume BC getheilt,
von denen der eine, B, mit dem Inneren des
Gefaͤßes, in welchem die Gaͤhrung vor sich geht, communicirt, was
durch eine kleine innere Roͤhre EF, die
sich unter dem Spunde bei E und in der Naͤhe des
oberen Theiles desselben bei F oͤffnet,
vermittelt ist.
Die beiden Raͤume communiciren nur durch eine am Grunde der Scheidewand
befindliche Oeffnung, so daß eine geringe Menge Fluͤssigkeit, welche man in
diesen Spund bringt, und welche beilaͤufig nur bis zum vierten Theile seiner
Hoͤhe reicht, eine hydraulische Verschließung bildet, durch welche das Gas
nur bei einem inneren Druke von 1 bis 2 Zoll Wasser austreten, und die Luft nur bei
einem eben solchen aͤußeren Druke eintreten kann. Die beste
Befestigungsmethode fuͤr diesen Spund besteht, meiner Erfahrung nach darin,
daß man mit Huͤlfe eines dem Danger'schen aͤhnlichen Ausschlageisens
aus einem Korkstoͤpsel eine Scheibe H von dem
kleinen Durchmesser des Spundes ausschlaͤgt. Was den Rost im Inneren des Spundes betrifft, so
laͤßt sich dieser leicht vermeiden, wenn man statt des Wassers eine
alkalische AufloͤsungZ.B. aͤzendes Laugenwasser oder eine Aufloͤsung, in welcher auf
100 Gewichtstheile 1/10 kohlensaures Ratrum enthalten ist.A. d. O. in demselben unterhaͤlt, und wenn man diese je nach Bedarf erneuert.
Auch kann man den ganzen Spund in eine solche Fluͤssigkeit einweichen, wenn
man sich desselben nicht bedient.
Hr. Collardeau, dessen Namen in Gegenstaͤnden
dieser Art eine vollgewichtige Autoritaͤt ist, hielt dieses kleine
Geraͤth fuͤr so nuͤzlich und zwekmaͤßig, daß er es in
die Zahl der schoͤnen Apparate aufnahm, die er dem Handel und der Industrie
liefert. Es scheint mir auch wirklich, daß der neue Sicherheitsspund, der sich so
leicht an Faͤssern, Kufen, Flaschen, Leitungsroͤhren etc. anbringen
laͤßt, auf eine hoͤchst einfache Weise alle die Vortheile
gewaͤhrt, welche die verschiedenen jezt gebraͤuchlichen
Sicherheitsmittel mit sich bringen, indem er allen freien Zutritt der Luft
verhindert, und doch zugleich gestattet, daß die inneren Gase bei vermehrtem Druke
entweichen, oder daß die aͤußere Luft bei zufaͤllig hoͤher
gestiegenem aͤußeren Druke eindringen kann. Mein Apparat laͤßt sich
daher an allen geschlossenen Gefaͤßen, in welchen man den Wein, den Obstmost,
das Bier und die zur Branntweinbrennerei bestimmten Fluͤssigkeiten
gaͤhren laͤßt, mit Vortheil anwenden; ja er wird diese Producte sogar
oͤfter auf einen hoͤheren Grad von Vollkommenheit bringen. Er ließe
sich aber auch an verschiedenen Vorrichtungen, deren man sich zur Heizung mit Dampf
bedient, an dem Marienbade, an dem Apparate zur Circulation des Wassers bei niederem
Druke benuzen; wie z.B. an den Vorrichtungen zum Bleichen der Waͤsche, zum
Heizen der Glashaͤuser und Trokenstuben, zum Sieden der Erdaͤpfel und
des Fleisches im Großen etc.
Hr. Collardeau hat sein Ausschlageisen mit einer ganzen
Reihe aͤhnlicher Roͤhren von immer kleinerem und kleinerem Durchmesser
vermehrt, die sich saͤmmtlich nach Belieben in einer und derselben Fassung
anbringen lassen. Dieses Sortiment von concentrischen und so wenig
voluminoͤsen Stuͤken laͤßt sich sowohl im Großen, als im
Kleinen bei Zusammensezung einer großen Menge von Apparaten sehr vortheilhaft
verwenden, um in Korkplatten kreisfoͤrmige Loͤcher von allen
Durchmessern zu schlagen, oder Stoͤpsel von verschiedenen Durchmessern daraus
zu schneiden. Bleierne, glaͤserne und andere Roͤhren von jedwelchem
Durchmesser lassen sich auf diese Weise sowohl unter sich, als mit Faͤssern
und anderen Vorrichtungen verbinden, wie z.B. bei der Bereitung des zu Luftballons
bestimmten Wasserstoffgases, bei der Bereitung der Kohlensaͤure fuͤr die
Bicarbonate und vielen anderen aͤhnlichen, mehr oder weniger haͤufig
vorkommenden Operationen.
Eben so leicht und ohne Verlust an Zeit und Material kann man sich mittelst dieser
Instrumente Korkuͤberzuͤge verschaffen, durch welche sich der
Durchmesser der hoͤlzernen Spunde vermehren, und die Befestigung derselben
erleichtern laͤßt; ebenso kann man sich mit deren Huͤlfe durchbohrte
Korkplatten verschaffen, durch welche sowohl Trichter, als umgekehrte Phiolen
uͤber großen Muͤndungen von Flaschen, Glaͤsern etc. erhalten
werden koͤnnen; ebenso lassen sich mehrere kleine Loͤcher in einer
Korkplatte anbringen, um verschiedene kleine Proberoͤhrchen durch dieselbe zu
steken, u.s.f. Kurz, die Ausschlageisen des Hrn. Collardeau werden in den Haͤnden aller Chemiker und Arbeiter eine
Masse von Arbeiten nicht nur wesentlich erleichtern, sondern auch einem bedeutenden
Zeitverluste steuern.
Das ganze gewoͤhnliche Sortiment dieser hoͤchst nuͤzlichen
Geraͤthe besteht aus 14 cylindrischen Messern, welche, damit sie leichter
tragbar werden und dabei nur einen sehr geringen Raum einnehmen, saͤmmtlich
von einer und derselben Fassung gehalten werden koͤnnen.
Man sieht dieses Instrument in Fig. 4 bis 7 abgebildet; wir wollen
nur eines dieser Messer und dessen Zusammenfuͤgung mir der Fassung
beschreiben, weil alle 13 uͤbrigen auf eben dieselbe Weise angebracht und
aufgezogen werden.
Jedes der Messer besteht aus einer gerundeten und in einen Cylinder A vereinigten Platte, deren unterer Rand B eine sehr scharfe, kreisfoͤrmige Schneide
bildet, waͤhrend sich an ihrem oberen Rande C
vier Ausschnitte E befinden, die jenen aͤhnlich
sind, deren man sich zum Stellen der Bajonette bedient.
Die Fassung selbst besteht aus einem Querarme H, der aus
einem Stuͤke mit dem Stiele J verfertigt ist,
welcher leztere senkrecht auf der Flaͤche der vier Arme des Querarmes steht.
Das obere Ende dieses Stieles ist vierekig zugeschnitten, so daß der Koͤrper
desselben an der Basis des vierekig geschnittenen Theiles einen Aufruhpunkt bildet.
Auf diesen vierekigen Theil wird dann bei T ein
abgerundeter Griff gebracht, der durch ein kleines Federkinnstuͤk M in dieser Stellung erhalten wird. Der laͤngere
Arm L dient zum Zuruͤkstoßen des in dem
Ausschlageisen befindlichen Korkes.
Die Art und Weise, auf welche man sich des eben beschriebenen Instrumentes bedient,
ist nun folgende. Man waͤhlt unter den kreisfoͤrmigen Messern zuerst
jenes aus, dessen Durchmesser der Groͤße des Stoͤpsels oder des
Loches, welches man erhalten will, entspricht. Nachdem der Griff L an dem Stiele J angebracht
worden, bringt man die vier Arme des Querstuͤkes in die vier Ausschnitte des
Messers. Ist dieß geschehen, so braucht man dann nichts weiter, als den schneidenden Rand des
Messers auf jene Stelle des Korkes zu bringen, welche durchbohrt werden soll, und
indem man den Griff mit der Hand ergreift, drehend darauf zu druͤken. Man
darf durchaus nicht fuͤrchten, daß die andere Hand, mit der man den Kork
haͤlt, verlezt werden koͤnnte; denn der in dem Ausschlag-Eisen
zuruͤkgebliebene Kork ragt immer so weit uͤber dasselbe hinaus, daß
man sich beim Durchdringen des Messers unmoͤglich damit verlezen kann.
Ist nun auf diese Weise ein Loch ausgeschlagen, so zieht man das
Ausschlag-Eisen zuruͤk, und stoͤßt dann den in dem Eisen
zuruͤkgebliebenen Stoͤpsel mit Huͤlfe des laͤngeren
Armes des Griffes hinaus. Man erhaͤlt also auf diese Weise sowohl ein rein
ausgeschnittenes Loch, als einen glatten Stoͤpsel.
Ich glaube daher, daß die Instrumente des Hrn. Collardeau
zu den nuͤzlichsten Apparaten gehoͤren, und in keinem Laboratorium
fehlen sollen.