Titel: | Ueber den Firniß zur Schwärze für den Steindruk. Von Hrn. Lemercier. |
Fundstelle: | Band 48, Jahrgang 1833, Nr. LVIII., S. 289 |
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LVIII.
Ueber den Firniß zur
Schwaͤrze fuͤr den Steindruk. Von Hrn. Lemercier.Hr. Lemercier erhielt von der Société
d'encouragement den auf die Verbesserung der
Firnisse ausgeschriebenen Preis von 600 Fr. zuerkannt.
Aus dem Bulletin de la
Société d'encouragement. Januar 1833,
S. 18.
Lemercier, uͤber den Firniß zur
Schwaͤrze fuͤr den Steindruk.
Die Fabrikation der Firnisse gehoͤrt zu den wichtigsten
Theilen des Steindrukes, wurde aber dessen ungeachtet bis auf
den heutigen Tag beinahe allgemein vernachlaͤssigt. Man
uͤberließ sie bisher, wie es scheint wegen der damit
verbundenen Muͤhseligkeit und Gefahr, groͤßten
Theils Leuten von so beschraͤnkten Faͤhigkeiten,
daß an eine Foͤrderung derselben durch fortgesezte
Beobachtungen kaum zu denken war.
Die Firniß-Fabrikation laͤßt sich gewisser Maßen
als die Basis des Steindrukes betrachten, und schon deßwegen ist
es von hoher Wichtigkeit, die bei derselben Statt findenden
Erscheinungen genau zu studiren. Von diesem Studium allein
haͤngt nur zu oft das Gelingen einer Zeichnung ab, wenn
dieselbe auch auf einen gut beschaffenen und gut
gesaͤuerten Stein gezeichnet worden. Selbst zugegeben,
daß ein schlechter Firniß das Gelingen der Zeichnung nicht immer
verhindert, beschrankt er die Zahl der guten Abdruͤke
doch auf eine sehr geringe Menge; der Arbeiter ist daher in um
so groͤßerer Verlegenheit, als er vor der Anwendung des
Firnisses sich nicht immer uͤber die gute oder schlechte
Beschaffenheit desselben Gewißheit zu verschaffen im Stande ist.
Um nun den Nachtheilen, welche beinahe taͤglich aus der
Anwendung schlechter Firnisse erwachsen, abzuhelfen, um die
muͤhsamen und schoͤnen Arbeiten der
Kuͤnstler nicht fortwaͤhrend solchen schreklichen
Proben auszusezen, will ich es versuchen, hier eine auf
mehrjaͤhrige Erfahrung gegruͤndete, praktisch
brauchbare Theorie uͤber die Firnisse aufzustellen.
Man verfertigte die Firnisse bisher, ohne sich von dem Zweke
einer jeden der dabei befolgten Operationen positive
Rechenschaft abzulegen; so daß, wenn das Product ja gelungen
ist, man dieses Gelingen oft einzig und allein dem Zufalle zu
verdanken hat. Ich werde mich daher hauptsaͤchlich bei
dem Entfetten (degraissage) der
Firnisse aufhalten, und dann deren Fabrikation zu vereinfachen
suchen.
Eine der vorzuͤglichsten Schwierigkeiten bei der
Firniß-Fabrikation besteht darin, dieselben einzudiken,
ohne daß sie dabei jene klebrige Beschaffenheit annehmen, die das Oehl beinahe immer
erhaͤlt, wenn es laͤngere Zeit fort gekocht wird.
Diese Schwierigkeit gelang es mir endlich nach einer großen
Reihe von Versuchen, die ich daruͤber anstellte, durch
ein ganz einfaches und leicht anwendbares Mittel zu
uͤberwinden. Ich bin in Folge dieses Resultates nun auch
im Stande, alle Gefahr bei der Bereitung des Firnisses zu
entfernen: ein Umstand, der um so mehr Beruͤksichtigung
verdient, als man bei der Eindikung des Oehles das Feuer
gewoͤhnlich auf eine solche Weise anzufachen,
genoͤthigt war, daß man oft nicht mehr im Stande war,
desselben Meister zu werden. Man pflegt den Tiegel, um ihn mehr
abzukuͤhlen, gewoͤhnlich in ein in den Boden
gegrabenes Loch einzusenken; allein auch dieses Mittel reicht
nicht immer aus, um das Entweichen des Oehles in brennendem
Zustande zu vermeiden; verschließt man den Tiegel hingegen mit
einem eingeschraubten Dekel, so kann leicht eine Explosion
erfolgen. Ich will daher, sowohl um dem Wunsche der Gesellschaft
zu entsprechen, als um in Zukunft den haͤufigen
Ungluͤksfaͤllen vorzubeugen, die Verbesserungen
bekannt machen, zu welchen ich in Folge meiner
vieljaͤhrigen Forschungen gelangte.
Die Substanzen, deren ich mich zur Bereitung meines Firnisses
bediene, sind Leinoͤhl, Brod, Zwiebeln und Harz.
Von der Wahl des Oehles.
Man kann sich, obschon man im Handel aͤußerst selten reine
Oehle findet, doch des kaͤuflichen Oehles bedienen. Das
Leinoͤhl ist unstreitig das beste unter allen Oehlen; man
soll dasselbe ein bis zwei Jahre alt, sehr durchsichtig und von
gelber Farbe waͤhlen. Solches Oehl laͤßt sich sehr
leicht von jungem Oehle unterscheiden, indem lezteres
gewoͤhnlich truͤb und von gruͤnlicher Farbe
zu seyn pflegt. Das alle Oehl ist naͤmlich nicht bloß
viel reiner, sondern es enthaͤlt auch viel weniger
Wasser, als das junge, und ist daher weniger der Gefahr
ausgesezt bei staͤrkerem Erhizen zu sprizen. Kann man
sich kein altes Oehl verschaffen, oder ist dasselbe ranzig, so
nehme man junges Oehl, und klaͤre es, indem man es durch
ein Stuͤk Wollen- oder Haar-Filz filtrirt,
um es auf diese Weise klar und hell zu erhalten.
Von dem Brode.
Ich las in mehreren Buͤchern, daß das Brod die Eigenschaft
besize, den uͤberschuͤssigen Waͤrmestoff,
der sich ohne dieses Mittel an einzelnen Theilen
anhaͤufen, und zu Ungluͤksfaͤllen
Veranlassung geben koͤnnte, unter seinem Dampfzustande
wegzuschaffen. Eine Erfahrung, die ich bei
meinen Versuchen uͤber die Zahl der anzuwendenden
Brodschnitte machte, ist diese, daß die ersten Schnitte, welche
man in das siedende Oehl wirft, besonders wenn das Oehl jung
ist, einen unertraͤglichen Geschmak annehmen, und daß
dieser Geschmak nach und nach in dem Maße abnimmt, in welchem
die Zahl der Brodschnitte steigt. Erst wenn das Brod keinen so
unangenehmen Geschmak mehr annimmt, kann man mit dessen Zusaz zu
dem Oehle aufhoͤren. Da jedoch die Zahl der Brodschnitte
nach dem Alter des Oehles verschieden ist, und da das Kosten
derselben wahrscheinlich vielen Leuten zu ekelhaft seyn
duͤrfte, so will ich bemerken, daß zwei Unzen Brod per Pfund Oehl hinreichen, um dem
Oehle diesen unangenehmen und dem Entfetten schaͤdlichen
Geruch zu benehmen.
Von den Zwiebeln.
Die Zwiebeln haben in Folge des Schleimes und der Saͤuren,
die in ihnen enthalten sind, die Eigenschaft, das Oehl zu
klaͤren, und demselben einen gewissen Grad von Dichtheit
zu geben, in Folge dessen es leichter troknet. Der Knoblauch
bewirkt beinahe dasselbe, allein er macht das Oehl mehr klebrig
und truͤber, ohne es deßhalb vollkommener zu entfetten.
Ich ziehe daher die Zwiebeln dem Knoblauche vor.
Von dem Harze.
Die Schwierigkeiten, auf welche ich taͤglich bei der
Anwendung der gewoͤhnlichen Firnisse stieß, indem ich sie
nur selten gehoͤrig entfettet und von gleicher
Beschaffenheit erhielt, veranlaßte mich zu zahlreichen
Versuchen, bei denen ich schwefelsauren Kalk, schwefelsaures
Kali, Bleioxyd, Schwefelsaͤure etc. anwendete. Alle diese
Versuche fuͤhrten mich jedoch zu keinem guͤnstigen
Resultate, bis ich endlich, in meinen Forschungen beharrend,
fand, daß die Harze alle moͤglichen Vortheile in sich
vereinigten, indem sie meistens troken und zerreiblich sind, und
sich selbst bei wenig erhoͤhter Temperatur im Oehle
vollkommen aufloͤsen. Nach mehreren, in dieser Hinsicht
angestellten Versuchen entschied ich mich endlich fuͤr
das kaͤufliche Pechharz (poix-résine), von welchem die beste Sorte blond und
zerreiblich ist. Diese Substanz gibt dem Firnisse, wenn das
Amalgam vollkommen ist, eine Consistenz und ein Mark, welches
dem gewoͤhnlichen Firnisse nicht eigen ist. Der
ordinaͤrste Firniß ist sehr schmierig; der Widerstand,
den dessen Faͤden leisten, und die Zaͤhigkeit,
welche er unter dem Laͤufer aͤußert, bewirken, daß
selbst der kraͤftigste Farbenreiber nicht im Stande ist,
genug Schwaͤrze mit demselben zu verbinden. Solcher
Firniß ist aus diesem Grunde immer schlecht abgerieben;
die Schwaͤrze veranlaßt mithin, indem sie sich nicht
gleichmaͤßig an den Stein anhaͤngt, schlechte
Abdruͤke. Daher kommt es auch, daß die meisten der großen
Zeichnungen beim Druke nicht immer gelingen; der Druker zieht
naͤmlich, indem er beim Schwarzen seines Steines zu
großen Schwierigkeiten begegnet, oft nur schwere und
undurchsichtige Abdruͤke ab; denn außer der Muͤhe,
die ihm das Schwaͤrzen seiner Zeichnung verursacht, ist
auch noch ein außerordenlicher Druk noͤthig, um die
Schwaͤrze von dem Steine abzureißen, so daß es ungeachtet
aller Vorsicht beim Abnehmen des Abdrukes doch oͤfter
geschieht, daß einzelne Stuͤke davon auf dem Steine
zuruͤkbleiben.
Anders verhaͤlt es sich mit dem Firnisse, zu dessen
Bereitung auch Harz genommen worden; dieser macht den Stein
weder fett, noch verkleistert er ihn; er hat uͤberdieß
das Gute, daß er fester an dem Steine haͤngt, und alle
seine Schwaͤrze an das Papier abgibt, ohne einen so
starken Druk zu erfordern. Der Druker ist daher in Folge der
Fettigkeit der Schwarze, welche ohne zu stark oder zu schwach zu
seyn, so viel Elasticitaͤt besizt, als noͤthig
ist, um den Stein je nach der Harmonie der Zeichnung zu beladen
oder zu entladen, vollkommener Herr seiner Walze. Diese
Schwaͤrze traͤgt sich auf eine fuͤhlbare
Weise auf das Papier uͤber, so daß oft nichts davon auf
dem Steine zuruͤkbleibt; die mit diesem Firnisse
abgezogenen Abdruͤke haben daher einen sehr
kraͤftigen Ton, ohne daß das Schwarz derselben jedoch
schwer und verklekst ist. Auch die halben Tinten erhalten mehr
Durchsichtigkeit und Anmuth, in Folge deren die Abdruͤke
eine Frische und Harmonie erhalten, die man mit den
gewoͤhnlichen Firnissen nur sehr schwer zu erzielen im
Stande ist. Die Fabrikation dieses Firnisses ist
uͤberdieß viel leichter und weniger gefaͤhrlich,
weil keine so große Eindikung des Oehles dabei nothwendig ist;
man braucht naͤmlich nur schwachen Firniß zu bereiten,
und diesem dann die unten angegebenen Quantitaͤten Harz
zuzusezen, um mit einem und demselben Sude Firnisse von
verschiedenen Nummern zu erhalten. Man koͤnnte das
Erhizen des Oehles am Feuer und auch den Zusaz der Brodschnitte
und der Zwiebeln ganz umgeben; doch lehrte mich die Erfahrung,
daß dieses Verfahren bei feinen Zeichnungen den Vorzug verdient.
In jedem Falle kann man hiernach alle im Handel vorkommenden
schwachen Firnisse modificiren, wenn man denselben Harz zusezt;
man braucht weiter nichts zu thun, als den Firniß zu erhizen,
und dann das Harz in kleinen Stuͤkchen einzutragen, wobei
jedoch Vorsicht zu gebrauchen ist, damit das Oehl nicht zum
Sieden komme.
Von der Bereitung.
Zur Bereitung des Firnisses hat man einen gußeisernen oder
kupfernen Tiegel mit einem Dekel, einen eisernen Loͤffel,
einen Abschaͤumloͤffel und einen Ofen
noͤthig, in welchen der Tiegel wenigstens zur
Haͤlfte eingesezt werden kann. Der Tiegel darf nur bis
zum dritten Theile oder hoͤchstens bis zur Haͤlfte
mit Oehl gefuͤllt werden.
Holzfeuer scheint meiner Erfahrung nach bei der Fabrikation des
Firnisses besser zu seyn, als Kohlenfeuer. Wenn das Oehl auf das
Feuer gebracht worden, so deke man den Tiegel, um die Hize zu
unterstuͤzen, so lange zu, bis das Oehl zum Sieden kommt.
So wie dieser Zeitpunkt eingetreten, deke man den Tiegel ab, und
beginne dann mit dem Eintragen der Brodschnitte. Man trage
naͤmlich eine oder zwei solcher Schnitte ein, und
beobachte, ob sie schnell genug troken werden. Waͤre die
Hize nicht stark genug, um dieses Troknen zu bewirken, so
muͤßte man das Brod mit dem Schaumloͤffel wieder
herausnehmen, und den Tiegel einige Minuten lang zudeken, um auf
diese Weise die Hize des Oehles noch etwas hoͤher zu
steigern. Diese Erhizung darf jedoch nicht zu weit getrieben
werden, denn das Oehl koͤnnte sich sonst, besonders wenn
es jung ist, mit solcher Schnelligkeit aufblaͤhen, daß es
uͤber die Raͤnder des Tiegels uͤberfließen
wuͤrde. Diesem Unfalle, der leicht eine Feuersgefahr mit
sich bringt, vorzubeugen, erfordert große Uebung; man muß immer
ein mit Oehl gefuͤlltes Gefaͤß zur Hand haben, um
kaltes Oehl nachgießen und dadurch das Oehl wieder auf sein
fruͤheres Niveau zuruͤksinken machen zu
koͤnnen; nur auf diese Weise ist man Herr und Meister
seines Verfahrens. Wenn das Oehl so heiß ist, daß es das Brod zu
troknen vermag, so nimmt man die erste Schnitte heraus, ehe sie
sich verkohlen konnte; wenn hierauf nach und nach
saͤmmtliche Brodschnitte eingetragen und wieder
herausgenommen worden: eine Operation, waͤhrend welcher
das Feuer so unterhalten werden mußte, daß der Hizgrad
allmaͤhlich stieg, werfe man einige Zwiebeln in das Oehl.
Beginnt der Schaum, den diese Zwiebeln erzeugen, abzunehmen, so
trage man neuerdings einige Zwiebeln ein, u.s.f. bis
saͤmmtliche Zwiebeln verbraucht sind. Ist man bis dahin
gelangt, so muß das Oehl eine solche Hize haben, daß es nur mehr
einer geringen Erhoͤhung der Temperatur bedarf, um es zur
Entzuͤndung zu bringen. Zur Erleichterung dieser
Entzuͤndung bediene man sich eines rothgluͤhenden
Eisens, welches man an die Oberflaͤche des Oehles bringt;
dieses Verfahren fand ich wenigstens viel besser als eine solche
Erhoͤhung der Temperatur, bei welcher das Oehl
von selbst in Flammen geraͤth, und bei welcher man dann
oft nicht mehr des Feuers Herr und Meister zu werden vermag.
Wenn sich das Oehl zu entzuͤnden beginnt, so wird die
anfangs blaͤuliche Farbe gelb; ehe jedoch leztere auf
erstere folgt, muß man den Tiegel vom Feuer nehmen und ihn mit
dem Loͤffel umruͤhren, damit die Hize nicht zu
schnell steige. Sollte die Flamme fortwaͤhrend gelb und
weiß bleiben, so muͤßte man den Dekel auflegen, um das
Feuer auszuloͤschen, und diesen Dekel, so wie die Flamme
erloschen ist, wieder abnehmen, damit der Rauch frei entweichen
kann. Ist das Oehl jung, so kann es sich selbst in diesem
Augenblike noch aufblaͤhen; in diesem Falle muͤßte
man dasselbe entzuͤnden und dann wieder
ausloͤschen, und dieses Verfahren abwechselnd so lange
fortsezen, bis der Rauch allen Wasserdampf, der dieses Aufwallen
veranlaßt, mit sich fortgerissen hat.
Man lasse das Oehl brennen, so lange dessen Flamme nicht gelb
ist, wird sie dieß, so loͤsche man sie aus. Man darf das
Oehl nicht so weit abkuͤhlen lassen, daß man gezwungen
ist, dasselbe noch ein Mal auf das Feuer zu bringen; vermeidet
man dieß, so laͤßt sich die Zeit, waͤhrend welcher
das Verbrennen anzudauern hat, ziemlich bestimmen. Hat man z.B.
die Substanzen im Verhaͤltnisse von 12 Kilogrammen
genommen, so soll man das Oehl beilaͤufig eine Stunde
lang brennen lassen; es ist jedoch viel besser nur mit einer
halb so großen Menge zu arbeiten, so daß man das Oehl nur 30
Minuten lang brennen zu lassen braucht. Nachdem man die Flamme
hierauf ausgeloͤscht, lasse man einige Tropfen Oehl auf
einen Teller oder auf ein Stuͤk Glas fallen, und versuche
nach dem Abkuͤhlen, ob sie, zwischen die Finger gebracht,
den gehoͤrigen Grad von Consistenz besizen. Diese
Consistenz braucht keine solche zu seyn, daß das Oehl dadurch
sehr klebrig wird; es ist genug, wenn es etwas weniges klebt.
Dann erst seze man das Harz zu, und zwar in einem
Verhaͤltnisse, wie es weiter unten fuͤr die
verschiedenen Nummern von Firniß angegeben werden wird. Das Harz
wird zu diesem Behufe in kleinen Stuͤken eingetragen,
wobei sich, wenn die Schmelzung vollendet ist, ein Schaum auf
der Oberflaͤche des Productes bildet. Um nun diesen
Schaum zu vertreiben, entzuͤndet man die Masse, um die
Flamme, nachdem sie hoͤchstens eine halbe Minute
angedauert, wieder auszuloͤschen. Sollte das Oehl so weit
abgekuͤhlt seyn, daß es, ungeachtet der leichten
Entzuͤndbarbeit des Harzes bei der Annaͤherung
eines rothgluͤhenden Eisens nicht Feuer faͤngt, so
ist es besser diesen Schaum sorgfaͤltig mit einem
Schaumloͤffel abzunehmen, als den Tiegel neuerdings
wieder auf das Feuer zu bringen, und so weit
zu erhizen, bis der Firniß Fener zu fangen vermag. Den auf diese
Weise bereiteten Firniß gieße man vor dem Abkuͤhlen in
das Gefaͤß, in welchen er aufbewahrt werden soll, und in
welchem er sich unbestimmt lange Zeit halten wird. Was die
Verhaͤltnisse betrifft, in welchen man die einzelnen
Substanzen anzuwenden hat, so fand ich folgende als die besten
bewaͤhrt.
24
Theile
Leinoͤhl,
4
–
weiches Brod,
4
–
Zwiebel,
3
–
blondes
kaͤufliches
Harz
fuͤr No. 1,
6
–
–
–
–
fuͤr No. 2,
9
–
–
–
–
fuͤr No. 3,
Von den verschiedenen Arten von
Schwarz.
Das Knochen-, Elfenbein-, Reben-,
Pfirsichkern- und Kork-Schwarz eignet sich
keineswegs fuͤr den Steindruk, indem alle diese Arten von
Schwarz zu kohlig sind, und sich nur schwer mit dem Firnisse
vermengen; alle geben sie nur eine schwere und compacte
Schwaͤrze, die fuͤr den Druk leichter Zeichnungen
nicht geeignet ist. Am haͤufigsten wendet man daher in
der Lithographie den leichten Kienruß an, den man durch
Verbrennung von schoͤnem Harze und Burgunder-Pech
erhaͤlt. Diese Art von Kienruß kann entweder so, wie sie
im Handel vorkommt, angewendet werden, oder man kann sie, um sie
noch reiner und feiner zu erhalten, vorher noch ein Mal
ausgluͤhen. Auch der Terpenthin gibt ein sehr
schoͤnes Schwarz; das schoͤnste unter allen ist
jedoch das Lampenschwarz, welches man mittelst einer, mit einem
convexen Recipienten bedekten Oehllampe erhaͤlt. Die
Flamme muß hiebei den sie bedekenden Theil beruͤhren, so
daß sich ein Schwamm bildet. Der Apparat braucht bei diesem
Verfahren nicht groß zu seyn; der Rauch verdichtet sich dabei
vollkommen. Da der leichteste Theil des Schwarz jedoch immer von
dem Recipienten entweicht, so muß man das Ganze mit einem
cylindrischen Gehaͤuse oder mit einem vierekigen Rahmen
umgeben, der mit einem haarigen und mit Papier
uͤberzogenen Zeuge ausgekleidet ist. Die Lampe wird alle
Stunden abgedekt, um mittelst einer Feder das an den
Waͤnden des Recipienten haͤngen gebliebene Schwarz
loszumachen. Hat man auf diese Weise eine hinlaͤngliche
Menge Lampenschwarz gesammelt, so bringt man dasselbe in einen
luftdicht verschlossenen und mit Draht zugebundenen Tiegel, denn
man dann in einem chemischen Ofen in einem Kohlenfeuer durch und
durch gluͤht.
Die Englaͤnder bedienen sich dieses Schwarz auch zum Druke
ihrer schoͤnsten nach der Schwarzkunst verfertigten
Kupferstiche; sie sezen demselben beinahe immer, etwas Rothbraun
oder Carminlak zu, wenn sie ein waͤrmeres Schwarz
erzielen wollen. Eben dieses Verfahrens kann man sich auch beim
Steindruke bedienen; man reibe die Farben nur zuerst mit Wasser
ab, und hierauf, nachdem man sie wieder getroknet, mit
lithographischem Firnisse.
Hat man sich sein Schwarz ausgewaͤhlt, so reibe man
dasselbe nach der von allen Drukern befolgten Methode auf einer
Marmorplatte mit einem Laͤufer mit dem Firnisse
gehoͤrig ab.