Titel: Ueber ein neues Sauerstoff-Wasserstoffgas-Löthrohr, von Hrn. J. F. Daniell, Esq., J. R. S. Professor der Chemie am King's College zu London.
Fundstelle: Band 48, Jahrgang 1833, Nr. L., S. 272
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L. Ueber ein neues Sauerstoff-Wasserstoffgas-Loͤthrohr, von Hrn. J. F. Daniell, Esq., J. R. S. Professor der Chemie am King's College zu London. Aus dem London and Edinburgh Philosophical Journal. Januar 1833, S. 57. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Daniell, uͤber ein neues Sauerstoff-Wasserstoffgas-Loͤthrohr. Das Loͤthrohr, oder vielmehr der Ansaz fuͤr Loͤthrohre, den ich hiermit der Oeffentlichkeit uͤbergebe, und den ich sowohl bei chemischen Untersuchungen, als beim Vorzeigen vieler bereits bekannter Versuche sehr zwekmaͤßig befunden habe, dient zur Verbrennung irgend eines brennbaren Gases mit Sauerstoffgas. Mehrere meiner Freunde und Bekannten haben sich gleichfalls dieser meiner Erfindung bedient, und waren ebenso wohl, wie ich, damit zufrieden, so daß ich mich auf deren Andringen veranlaßt finde, sie allgemein bekannt zu machen. Die beigefuͤgte Zeichnung, Fig. 18 und 19 zeigt meinen Loͤthrohr-Ansaz im Ganzen und im Durchschnitte, und zwar um 2/3 kleiner, als ich mich desselben in natuͤrlicher Groͤße bediene. ab ist ein messingener Ansaz, der mittelst des Sperrhahnes c und mittelst einer biegsamen Roͤhre mit einem, mit Sauerstoffgas gefuͤllten Behaͤlter verbunden wird. Dieser Ansaz wird mittelst einer Schraube in der Mitte eines zweiten Ansazes ef (den man bloß in der Durchschnitts-Zeichnung sieht) befestigt, und mittelst des Seitenarmes und der Schraube d mit einem, mit Wasserstoffgas gefuͤllten Gasbehaͤlter, oder, was noch besser ist, mit der Roͤhre eines Steinkohlen-Gasbrenners in Verbindung gebracht. Der zweite Ansaz bildet auf diese Weise gleichsam einen aͤußeren Ueberzug fuͤr den ersten; wenn daher ein Strom brennbaren Gases durch denselben stroͤmt und an der Muͤndung entzuͤndet wird, so kann mittelst des lezteren mit beliebiger Kraft ein Strom Sauerstoffgas in das Innere der Flamme geleitet werden. Man erhaͤlt durch diese Vorrichtung mit eben soviel Bequemlichkeit als Sicherheit alle die Wirkungen des Sauerstoff-Wasserstoffgas-Loͤthrohres, und zwar in einem Maßstabe, bis auf welchen man sie mit lezterem bei einiger Klugheit und Vorsicht nicht wohl treiben wird. Bedient man sich des Steinkohlen-Gases, so wird die in der Farbe der Flamme vorgehende Veraͤnderung sehr genau die Menge Sauerstoff andeuten, die zur Erzeugung einer vollkommenen Verbrennung noͤthig ist. Ich schmolz auf diese Weise 100 Grane Platinna-Spaͤne zu einem vollkommenen Metallknopfe, und brauchte dazu weniger als 3 Pinten Sauerstoffgas. Die Muͤndung des Ansazes wurde dabei nicht heißer, als so heiß, daß ich die Hand darauf erleiden konnte. Ja die Verbrennung dieser Gase ist bei dieser Vorrichtung so bequem und so oͤkonomisch, daß ich uͤberzeugt bin, daß man durch 3 oder 4 solcher, gehoͤrig mit einander verbundener Luftrohr-Ansaͤze sehr wohl die Platinna-Abfaͤlle, die sich beim Bearbeiten dieses Metalles ergeben, und welche, wenn man sie weiter benuzen will, vorher wieder neu aufgeloͤst werden muͤssen, zusammenzuschmelzen und zu anderweitigen Zweken zu verwenden vermag. Es gelang mir wenigstens, eine große Menge roher, vorher mit Salpetersaͤure digerirter Platinna-Koͤrper zusammenzuschmelzen; der Metallknopf, den ich dadurch erhielt, war jedoch unter dem Hammer sproͤde. Wenn ich das Ende des Ansazes bh in eine Laterne brachte, welche mit einem parabolischen Reflector versehen ist, und dann ein kleines Stuͤkchen Kalk auf einer Platinna-Nadel der Flamme aussezte, so gelang es mir vollkommen, den schoͤnen Versuch mit dem Lieut. Drummond'schen Lichte darzustellen; auch konnte ich ein prismatisches Spectrum erzeugen, welches jenem der Sonne kaum an Glanz nachgab. Durch die Concentration der hierbei erzeugten Lichtstrahlen mit Huͤlfe der Linsen eines Sonnen-Mikroskopes kann man Phosphor entzuͤnden und Silber-Chlorid schwaͤrzen, so daß sich auf diese Weise die Umwandlung von Hize, die nicht durch Glas geht, in Hize, welche durch Glas geht, mit allen Eigenschaften der Sonnenhize, und durch die strahlende Kraft eines festen Koͤrpers, der keine chemische Veraͤnderung erleidet, auf eine sehr schoͤne Art zeigen laͤßt. Speist man denselben Ansaz statt mit Sauerstoff-Gas aus einem mit gewoͤhnlicher Luft gefuͤllten Gas-Behaͤlter, so vertritt er auf eine sehr zwekmaͤßige Weise auch die Stelle eines guten Loͤthrohres; ja ich habe mich dieses Apparates sogar mit gutem Erfolge bedient, um im Kleinen den Versuch mit der Erhizung eines die Verbrennung unterhaltenden Luftstromes nach jenem Principe zu wiederholen, welches man nach Hrn. Dunlop's Patent mit so ausgezeichnetem Erfolge an den Hochoͤfen der Clyde-Eisenwerke befolgt. Ich verband zu diesem Behufe den Ansaz ba mit einer 7 Zoll langen messingenen Roͤhre, welche ich beinahe bis zur Rothgluͤhhize erhizte; doch trat ein durch dieselbe gehender Luftstrom bei der Muͤndung mit einer Temperatur aus, welche, wie ich glaube, unter 300° war. Wenn nun die Kohlengas-Flamme mit diesem erhizten Luftstrome gespeist wurde, so gelangte ein derselben ausgeseztes Platinna-Stuͤk offenbar auf eine hoͤhere Temperatur, als jene war, bis auf welche es in einer mit kalter Luft gespeisten Flamme stieg; doch gelang es mir nicht, es in Fluß zu bringen. Ein Stuͤk Platinna-Folio zeigte aber an den Kanten deutliche Spuren von Schmelzung, so daß ich die Platinna zum Schmelzen bringen zu koͤnnen glaube, wenn ich den Luftstrom dadurch hoͤher erhize, daß ich ihn einer groͤßeren und heißeren Oberflaͤche ausseze. Seitdem es mir gelang zu zeigen, daß die hoͤchste Temperatur unserer besten Oefen wahrscheinlich nicht uͤber 3500° F. betraͤgt, waͤhrend man sie neuerlich noch auf 22,000° schaͤzte, laͤßt sich wohl leicht begreifen, um wie viel die Kraft dieser Oefen erhoͤht werden muß, wenn man sie mit Luft von 600 bis 700° speist. Nothwendig muß dieß auch einen großen Einfluß auf den Schmelzpunkt des Eisens haben, den ich zu 2800° bestimmte; betruͤge dieser Schmelzpunkt wirklich 18,000°, wie man sagte, so koͤnnte die Wirkung der heißen Luft offenbar nicht so auffallend seyn.

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Tafel Tab. IV
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