Titel: | Bericht des Hrn. Garnier über die Sägemühle des Hrn. Guérin-Dubourg zu Frévent, Departement du Pas de Calais. |
Fundstelle: | Band 48, Jahrgang 1833, Nr. XVII., S. 111 |
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XVII.
Bericht des Hrn. Garnier
uͤber die Saͤgemuͤhle des Hrn. Guérin-Dubourg zu Frévent,
Departement du Pas de Calais.Die Société d'encouragement
ertheilte Hrn. Dubourg bekanntlich die goldene Medaille
zweiter Classe fuͤr seine Erfindung. A. d. Ueb.
Aus dem Bulletin de la
Société d'encouragement. Novbr. 1832,
S. 402.
Mit Abbildungen auf Tab. II.
Dubourg's neue
Saͤgemuͤhle.
Die Saͤgemuͤhle, welche Hr. Dubourg zu Frévent errichtete, und welche durch
ein Wasserrad getrieben wird, unterscheidet sich dadurch von
allen uͤbrigen bekannten Sagemuͤhlen, daß der
Saͤgetraͤger-Rahmen auf seinem ganzen Laufe
vollkommen dieselbe Bewegung macht, welche die Brettschneider
bei ihrer Arbeit vollbringen; eine Bewegung, die als die
vollkommenste von allen moͤglichen Bewegungen einer
Saͤge betrachtet werden muß, indem sich die Saͤge
bei derselben auf die moͤglich leichteste Weise von den
einzelnen Theilen des Holzes, auf welche sie wirkt,
losmacht.
Die Gesellschaft hat eine solche Bewegung der
Saͤgetraͤger-Rahmen zur wesentlichen
Bedingung des Preises gemacht, den sie auf die Verbesserung der
durch Wasser getriebenen Saͤgemuͤhlen ausschrieb,
wohl wissend, von welch großem Einfluͤsse dieselbe auf
die Vervollkommnung des Saͤgeprocesses seyn wuͤrde
und seyn muͤßte.
Die Saͤgemuͤhlen mit senkrechtem Rahmen sind im
Allgemeinen so eingerichtet, daß die durch die Enden der
Sagezaͤhne gehende Linie in hinreichendem Grade geneigt
ist, um mit den senkrechten Pfosten oder Pfeilern des Rahmens
einen Winkel zu bilden, dessen Oeffnung mit dem
Vorwaͤrtsschreiten des Stuͤkes Holz, welches man
zerschneiden will, im Verhaͤltnisse steht. Diese
Einrichtung der Sagen ist durchaus nothwendig, damit die
Saͤgen nur waͤhrend ihres Herabsteigens wirken;
vernachlaͤssigt hat man aber bisher das Aufsuchen von
Mitteln, durch welche verhindert werden koͤnnte, daß die
Saͤgen nicht auf die ganze Hoͤhe des Holzes,
welches zersaͤgt werden soll, zugleich wirken. Bei der
gewoͤhnlichen Wirkungsweise der Saͤgen wird
naͤmlich der zwischen zwei auf einander folgenden
Saͤgezaͤhnen befindliche Raum oft gaͤnzlich
ausgefuͤllt, ehe die Zaͤhne noch in eine solche
Stellung kommen, daß sie sich entleeren koͤnnen, und die
Folge hievon ist, daß die Saͤgespaͤne an den
beiden Seiten des Saͤgeblattes zu entweichen und
zuruͤkzutreten trachten, wodurch die Saͤge in
ihrem Gange gestoͤrt und das Sagen unvollkommen werden
kann. In Folge der continuirlichen Einwirkung eines jeden
einzelnen Zahnes auf die ganze Hoͤhe des Holzes kann
dieses leztere bei jedem Zuge nur um eine sehr
geringe Streke vorwaͤrts treten, weil die
Saͤgespaͤne, wenn sie sich in zu großer Menge
erzeugten, unfehlbar die Bewegung des
Saͤgetraͤger-Rahmens verhindern
wuͤrden, wie groß auch die angewendete Triebkraft seyn
moͤchte.
Die Nachtheile, welche die meisten der bis jezt bekannt
gewordenen Sagemuͤhlen darbieten, scheinen mir an jener
des Hrn. Dubourg gluͤklich
vermieden und beseitigt, und nur mit dem lebhaftesten Interesse
beobachtete ich die Bewegung, die er seinem
Saͤgetraͤger-Rahmen mittheilt, und die von
der bisher gebraͤuchlichen Bewegung derselben
gaͤnzlich abweicht.
Dieser Rahmen, in welchem gewoͤhnlich 4
Saͤgeblaͤtter aufgezogen werden, hat immer eine
Neigung gegen den Horizont; diese Neigung variirt aber an allen
Punkten seines Laufes mehr oder weniger, so jedoch, daß sie die
Graͤnzen eines Winkels von 73 bis zu 80° nicht
uͤbersteigt. Wenn sich der Rahmen auf seinem
hoͤchsten Punkte befindet, so bildet er mit einer
Senkrechten einen Winkel von 10 Graden; hat er hingegen den
niedrigsten Punkt seines Laufes erreicht, so betraͤgt
dieser Winkel nur 17 Grade, waͤhrend er auf der Mitte
desselben nur 10° 46 Min. mißt. Aus dieser
Veraͤnderung der Neigung, welche durch verschiedene
Gelenke, von denen weiter unten die Rede seyn wird,
moͤglich gemacht ist, ergibt sich, daß die
Saͤgeblaͤtter in dem Augenblike, in welchem der
Saͤgetraͤger-Rahmen im Begriffe des
Herabsteigens ist, zuerst auf den unteren Theil des zu
zersaͤgenden Holzes wirken, und daß, waͤhrend sich
ein Theil der Saͤgezahne immer mehr und mehr von dem
Saͤgeschnitte entfernt, ein anderer Theil sich zu
gleicher Zeit dem oberen Theile des Saͤgeschnittes
naͤhert, und um jene Streke, welche durch das
Vorwaͤrtsschreiten des Wagens bestimmt wurde, in das Holz
eindringt. Wenn der Rahmen endlich wieder zuruͤk
emporsteigt, so gehen die Saͤgeblaͤtter in Folge
der ihnen mitgetheilten Bewegung wieder uͤber die bereits
durchsaͤgten Stellen, um auf diese Weise einen Theil der
zuruͤkgebliebenen Unebenheiten zu beseitigen.
Man kann sich einen ziemlich genauen Begriff von dieser Bewegung
der Rahmen in der Saͤgemuͤhle des Hrn. Dubourg machen, wenn man die
verschiedenen Stellungen betrachtet, die in dem Systeme des Watt'schen Parallelogramms das
eiserne Stuͤk annimmt, welches die beiden Hebel, die sich
um zwei in zwei, horizontalen Flaͤchen gelegenen Achsen
drehen, mit einander verbindet: eine Einrichtung, durch welche
an den Dampfmaschinen mit doppelter Wirkung die senkrechte
Stellung der Kolbenstange erhalten wird.
Bei dieser Bewegung, welche Hr. Dubourg seinen Rahmen gab, wirken die
Sagezaͤhne nur nach und nach auf eine geringe
Hoͤhe des Stuͤkes Holz, durch welches
sie zu gehen haben, so daß sie sich also leicht entleeren
koͤnnen, und daß folglich kein Zahn gezwungen wird mehr
Saͤgespane zwischen sich aufzunehmen, als er
fuͤglich fassen kann.
Hr. Dubourg laͤßt das Holz,
welches er zerschneiden will, gewoͤhnlich um 1 1/2 Linien
vorwaͤrts schreiten. Seine Sagen, die er wegen der
vorzuͤglichen Guͤte des Fabrikates aus der Fabrik
des Hrn. Mougin zu Paris bezieht,
sind im Allgemeinen nur 1/2 Linie dik, und geben Sageschnitte,
die nur eine Linie Breite haben. Diese Saͤgen arbeiten
sehr gut, ohne daß man sie so stark zu spannen braucht, wie dieß
auf anderen Sagemuͤhlen der Fall ist, und wegen ihrer
geringen Dike geben sie nur wenig Abfaͤlle: ein Vortheil,
der sehr in Anschlag kommt, wenn das Holz in Bretter von 5 oder
6 Linien Dike geschnitten werden soll.
Die Sagemuͤhle des Hrn. Dubourg
hat drei Saͤgetraͤger-Rahmen, und diese
werden mittelst einer horizontalen, eisernen, aus drei
Kniestuͤken bestehenden Achse in Bewegung gesezt. Diese
Kniestuͤke bilden gleichsam eine dreifache Kurbel, und
dienen durch ihre gegenseitige Stellung zur Erhaltung des
Gleichgewichtes der verschiedenen Theile der
Saͤgemuͤhle. Einer jeden der Kurbeln dieser
eisernen Achse entspricht eine Art von Buͤgel, dessen
zwei, in zwei parallelen senkrechten Flaͤchen gelegenen
Arme an verschiedenen Stuͤken eines hoͤlzernen
Rechtekes festgemacht sind, waͤhrend sich die Zapfen des
einen der horizontalen Stuͤke dieses Rechtekes in einer
Sohle oder Unterlage drehen, welche sich hinter diesem Rahmen
und unter dem Boden, auf welchem die ganze
Saͤgevorrichtung angebracht ist, befindet.
An dem unteren Theile des Buͤgels ist gleichfalls wieder
der Saͤgetraͤger-Rahmen festgemacht,
waͤhrend auf die beiden Laͤngentheile dieses
lezteren zwei andere Stuͤke Holz aufgesezt sind, welche
beide wieder durch Gelenke mit anderen Stuͤken verbunden
sind, deren Rotirungs-Mittelpunkt in den oberen und
horizontalen Stuͤzen oder Traͤgern des ganzen, zu
einem Saͤgetraͤger-Rahmen gehoͤrigen
Gebaͤlkes gelegen ist.
Ein weiteres Gliederungssystem regulirt endlich den schnelleren
oder langsameren Gang des Wagens, und sezt zugleich auch den
oberen Theil der beiden beweglichen Stuͤke, welche sich
in der Verlaͤngerung der beiden Pfosten des
Saͤgetraͤger-Rahmens befinden, in
Bewegung.
Der Wagen, auf welchem das Holz, welches zerschnitten werden
soll, festgemacht ist, besteht aus zwei großen horizontalen
Balken, von denen der eine mit einer Zahnstange versehen ist,
die einen Gang von 10 Linien hat. Diese beiden Balken
sezt nun Hr. Dubourg auf folgende
sehr sinnreiche Weise in Bewegung.
Unter der erwaͤhnten Zahnstange befindet sich eine eiserne
Achse mit einer endlosen Schraube von 6 Zoll im Durchmesser, so
wie ein gußeiserner Cylinder von 3 Zoll Breite und 3 bis 4 Zoll
Laͤnge. Auf der Oberflaͤche dieses Cylinders
befinden sich zwoͤlf parallele und so gezogene Furchen,
daß, wenn man den Cylinder nach einer mit seinen beiden Enden
parallel laufenden Flaͤche durchschneiden wuͤrde,
die Durchschnittsflaͤche genau wie ein
zwoͤlfzaͤhniges Sperrrad aussehen
wuͤrde.
Die Achse, welche diesen Cylinder und diese endlose Schraube mit
rechtekigen Schraubengaͤngen traͤgt, ist
einerseits an dem unteren Theile eines Stuͤkes Holz
befestigt, welches unmittelbar an dem die Zahnstange tragenden
Holze liegt, andererseits hingegen in einem senkrechten eisernen
Bande, welches sich nach Belieben emporheben laͤßt, so
daß die Zahnstange und die endlose Schraube eingreift oder
ausgehoben ist. Dieses leztere eiserne Band hat selbst wieder
einen Hebel, dessen laͤngerer Arm, wenn er gesenkt wird,
auf den oberen Theil des Stuͤkes gehalten werden kann,
welches jenem, in welchem sich die Zahnstange befindet, als
Fuͤhrer dient.
Diese Vorrichtung erhaͤlt nun ihre Bewegung durch ein
senkrechtes Kurbelstuͤk, dessen unterer Theil mit einer
Art von Gabel oder Rechen ausgestattet ist, durch deren
Zaͤhne ein Bolzen mit sechs kleinen eisernen Haken geht,
von denen einer laͤnger als der andere ist, so daß, wenn
deren Kopf in einen jener Theile der aͤußeren
Oberflaͤche des gußeisernen Cylinders, der zwei Furchen
desselben von einander trennt, gebracht wird, der kleinste
dieser Haken gegen die erste der Furchen des Cylinders zu stehen
kommt, waͤhrend der lezte um den siebenten Theil der
Breite oder des Raumes, welcher sich zwischen den Zaͤhnen
des gußeisernen Cylinders befindet, von der zweiten Furche
entfernt ist.
Sezen wir nun, daß das Kurbelstuͤk, welches eben so viele
Stoͤße macht, als der Sagetraͤger-Rahmen,
eine solche Bewegung habe, daß, wenn es herabsteigt, nur der
laͤngere Haken allein in den Zahn eingreift, in dessen
Naͤhe er sich an dem Cylinder befindet, und daß er
nachdem er denselben vorwaͤrts getrieben, ihn wieder
verlasse, damit der naͤchstfolgende Haken gleichfalls
wieder auf denselben Zahn wirken koͤnne, so wird das
Holz, nachdem alle die Haken nach einander ihre Wirkung darauf
ausgeuͤbt haben, 6 Mal so weit vorwaͤrts
geruͤkt seyn, als die Zaͤhne an dem gußeisernen
Cylinder von einander entfernt sind. Da sich nun aber
zwoͤlf Zaͤhne an dem Cylinder befinden, so folgt
hieraus, daß die Schraube ohne Ende nach 72 Stoͤßen eine
vollkommene Umdrehung gemacht haben wird, und daß, da die
Schraubengaͤnge 18 Linien haben, das Holz, welches
zersagt werden soll, bei jedem Emporsteigen des Rahmens um 1/4
Linie vorwaͤrts schreiten wird.
Wuͤrde das Kurbelstuͤk hingegen jedes Mal, so oft
sich der Nahmen erhebt, einen groͤßeren Raum durchlaufen,
so wuͤrde (indem ich hier immer vorausseze, daß der
kuͤrzeste Haken in dem Augenblike, in welchem die
Maschine in Bewegung gesezt wird, gegen einen Zahn zu stehen
kommt) der laͤngste der Haken dann nicht mehr auf den
Zahn des Cylinders wirken, von welchem er beilaͤufig nur
um 9 Linien entfernt ist, und es wuͤrde z.B. der zweite
Haken, und nach diesem der vierte und der sechste das Sperrrad
vorwaͤrts treiben. In diesem Falle wuͤrde nach 36
Stoͤßen eine vollkommene Umdrehung der Schraube ohne Ende
erfolgen, so daß das Holz bei jedem Emporsteigen des Rahmens um
eine halbe Linie vorwaͤrts schreiten wuͤrde. Man
sieht also aus dieser Methode den Wagen vorwaͤrts zu
treiben, daß, wie groß auch diese Bewegung nach Vorwaͤrts
seyn mag, nie mehr als ein Haken auf ein Mal auf einen der
Zaͤhne oder der Furchen des gußeisernen, an der Achse der
endlosen Schraube angebrachten Cylinders wirke.
Es ist zwar allerdings richtig, daß diese Einrichtung dem Zweke,
zu welchem sie ausgedacht wurde, sehr gut entspricht; allein ich
glaube, daß sich die endlose Schraube in Folge ihrer
bestaͤndigen Reibung gegen die Zahnstange schnell
abnuͤzen wird und muß.
Da sich in der Saͤgemuͤhle des Hrn. Dubourg drei
Saͤgetraͤger-Rahmen befinden, so folgt
hieraus, daß, wenn die Arbeit nie eine Unterbrechung erleiden
soll, bestaͤndig zwei Nahmen auf die Stuͤke Holz
wirken muͤssen, die zerschnitten werden sollen. Dieß ist
auch wirklich der Fall, so daß die Saͤgemuͤhle
taͤglich eine bedeutende Menge zersaͤgtes Holz
liefert.
Ich suchte das taͤgliche Product dieser Sagemuͤhle
mit jenem mehrerer anderer, in verschiedenen Bulletins der
Gesellschaft beschriebenen Saͤgemuͤhlen zu
vergleichen, war aber nicht so gluͤklich zu einem
befriedigenden Resultate zu gelangen, weil in den
fruͤheren Berichten meistens nur die Zahl der
Quadratmeter angegeben ist, die in einigen Mimen zersaͤgt
wurden, und weil sich aus den Leistungen so kurzer
Zeitraͤume durchaus mit keiner Sicherheit auf die
taͤgliche Arbeit einer Saͤgemuͤhle
schließen laͤßt. Die Zeit, welche man zum Anhalten der
Saͤgen und zum Einsezen von frischen Holzstaͤmmen
in die Wagen noͤthig hat, hat naͤmlich einen
großen Einfluß auf die Quantitaͤt der Tagesarbeit einer
Saͤgemuͤhle, und gerade in dieser Hinsicht glaube
ich, daß die von Hrn. Dubourg
erfundene Einrichtung wegen der damit verbundenen ununterbrochenen Bewegung ein guͤnstigeres Resultat
geben wird, als man bisher mit den senkrechten Saͤgen zu
erreichen im Stande war.
Die Gesellschaft wird den Beweis hiefuͤr aus folgender
Tabelle ersehen, die ich nach den von mir angestellten
Beobachtungen anfertigte, wobei ich bemerken muß, daß die
Arbeiter waͤhrend dieser Beobachtungen durchaus nicht
emsiger arbeiteten, als sie dieß gewoͤhnlich zu thun
pflegen. In jedem Rahmen waren vier Saͤgeblaͤtter
von beilaͤufig 1/2 Linie Dike aufgezogen. Ich ließ in
zwei auf einander folgenden Stunden 19 Stuͤke Buchenholz,
deren Laͤnge zugleich mit den Dimensionen der 5 Bretter
oder Dielen, die ich durch das Zersaͤgen erhielt,
angegeben ist, zersaͤgen.
Textabbildung Bd. 48, S. 116
Nummer der
Stüke; Länge derselben; Zahl der daraus geschnittenen
Dielen; Breite dieser Dielen; Deren Zahl; Kleine
Dimensionen; Große Dimensionen; Durchsägte Oberfläche für
jedes Stük in Quadratmetern ausgedruͤkt; Bemerkungen;
Die drei Sägeträger-Rahmen waren während des
Zerschneidens der 19 in dieser Tabelle aufgeführten Stüke
Holz bestaändig in Bewegung; es wirkten jedoch nie mehr als
die Saägen zweier dieser Rahmen zugleich auf die Hölzer,
welche zersägt werden sollten. Auf diese Weise erlitt die
Arbeit keine Unterbrechung, indem die Arbeiter immer damit
beschäftigt waren die Hölzer in jenen der drei Rahmen
einzusezen, dessen Thätigkeit eben abgelaufen war
Aus dieser Tabelle ergibt sich, daß die durchsaͤgte
Oberflaͤche 111 Quadratmeter und 354
Quadrat-Centimeter betrug. (Diese Zahl druͤkt die
gesammte Saͤgeoberflaͤche aus, d.h. ich
multiplicirte an einem Stuͤke Holz, welches durch vier
Saͤgeblaͤtter in fuͤnf Dielen zerschnitten
worden, die Oberflaͤche, welche eine einzige Seite einer
solchen Diele darbot, mit 8, wobei jedoch die
durchsaͤgten Stuͤke Holz vollkommen vierekig
gewesen seyn mußten.)
Da die Tagarbeit eines in der Saͤgemuͤhle des Hrn.
Dubourg verwendeten Arbeiters 15
Stunden dauert, von denen derselbe drei stunden zum Essen und
Ausruhen verwendet, so belaͤuft sich die Tagarbeit dieser
Saͤgemuͤhle wenigstens auf 666 durchsaͤgte
Quadratmeter.
Indem ich der Gesellschaft hier uͤber die nuͤzende
Thaͤtigkeit oder die Tagarbeit dieser Sagemuͤhle
berichte, habe ich mich wohl gehuͤtet, dieselbe, wie dieß
so oft irriger Weise geschieht, von Versuchen abzuleiten, die
nicht laͤnger als einige Minuten dauerten. Wollte man auf
diese Weise zu Werke gehen, so koͤnnte man glauben, daß,
wenn man z.B. an einem einzigen senkrechten Nahmen zehn
Saͤgeblaͤtter anbringt, ein ansehnliches Resultat
zum Vorscheine kommen muͤßte, als man in der
Sagemuͤhle des Hrn. Dubourg
erhaͤlt: eine solche Meinung waͤre aber sehr
irrig, wie durch eine laͤnger fortgesezte Beobachtung
uͤber allen Zweifel erhoben wird.
Ich habe, ehe ich meine Versuche und Beobachtungen schloß, auch
die Arbeit, die man waͤhrend einer sehr kurzen Dauer des
Saͤgens erhielt, mit jener zu vergleichen gesucht, die
sich bei einem zwei Stunden lang fortgesezten Sagen ergab, und
mich dabei uͤberzeugt, daß man die Tagarbeit oder die
nuͤzende Thaͤtigkeit der Saͤgemuͤhle
waͤhrend eines Tages sehr wohl und ohne einen Irrthum
befuͤrchten zu muͤssen, aus den in der oben
angefuͤhrten Tabelle gegebenen Resultaten ableiten
koͤnnte.
Um beide Arbeiten vergleichen zu koͤnnen, ließ ich zuerst
zwei Stuͤke gruͤnes Buchenholz zugleich
durchsaͤgen, indem ich dieselben bei jeder Umdrehung der
Kurbel um 1 1/2 Linien vorwaͤrts schreiten ließ. Das
erste dieser Stuͤke haͤtte 0,252 Meter Dike und
2,274 Meter Laͤnge; das zweite hingegen war 0,352 Meter
dik und 2,274 Meter lang. Beide Stuͤke waren in 8 1/2
Minuten durchsaͤgt, und jeder
Saͤgetraͤger-Rahmen war mit vier
Saͤgeblaͤttern versehen, von denen jedes
linienbreite Saͤgeschnitte machte.
Die Saͤgeblaͤtter des ersten
Saͤgetraͤger-Rahmens waren 18 Linien, jene
des zweiten 2 1/2 Zoll weit von einander entfernt. Die Rahmen
machten 80 Stoͤße in einer Minute.
Die durchsaͤgte Oberflaͤche betrug am ersten
Stuͤke 4,584, und am zweiten 6,400 Meter, in Summe 10,984
Meter.
Da das Durchsaͤgen innerhalb 8 1/2 Minuten beendigt war,
so wuͤrde man, wenn die Arbeit eine Stunde fort
ununterbrochen angedauert haͤtte, 76 Quadratmeter
erhalten haben; waͤhrend nach obiger Tabelle die
nuͤzende Thaͤtigkeit der Maschine nur 55,67
Quadratmeter betrug.
Bei einem zweiten Versuche ließ ich zwei sehr knotige
Eichenstaͤmme durchsaͤgen, wobei die in einer
Stunde durchsagte Oberflaͤche, nach dem vorhergehenden
Beispiele berechnet 64 Quadratmeter per Stunde betrug.
Ich glaube, daß man bei einer sehr genauen Aufsicht, und wenn die
Saͤgeblaͤtter auf eine dem Holze, welches
zerschnitten werden soll, angemessene Weise eingerichtet sind
(was in dem angefuͤhrten zweistuͤndigen Versuche
nicht der Fall war, da mehrere der Saͤgen nur fuͤr
weiches Holz eingezogen waren), per
Stunde nahe an 70 Quadratmeter, und per Tag von zwoͤlf Stunden wirklicher Arbeit an
720 Quadratmeter erhalten koͤnnte.
Nimmt man an, daß nur Holz von 0,325 Meter Dike zerschnitten
wird, so koͤnnte man fuͤglich 1100 Meter per Tag zerschneiden.
Ich habe mich uͤberzeugt, daß das Saͤgen im
Allgemeinen sehr gleichmaͤßig geschah, und dabei bemerkt,
daß, wenn das Vorruͤken des Wagens nicht uͤber
eine Linie betrug, die eichenen Dielen beinahe als vollkommen
planirt betrachtet werden konnten, und ohne weitere Behandlung
mit dem Glatthobel zu eingelegten Boden tauglich waren. Die oben
beschriebene Bewegung der
Saͤgetraͤger-Rahmen traͤgt sehr viel
zur Erreichung dieses guͤnstigen Resultates bei.
Ich wollte auch noch bestimmen, welche Quantitaͤt
Thaͤtigkeit diese Sagemuͤhle verbraucht, wenn in
jedem Rahmen vier der beschriebenen Sagen aufgezogen sind, wenn
die Buchenholzstaͤmme im Durchschnitte eben so viel im
Gevierte messen, als die neunzehn Stuͤke Buchenholz, die
ich zerschneiden ließ; wenn diese Staͤmme bei jeder
Umdrehung der Kurbel um 1 1/2 Linien vorruͤken, und wenn
die Kurbel in einer Minute 75 bis 80 Umdrehungen machte; allein
dieß war mir leider nicht moͤglich, indem mir keine
gußeiserne, cylindrische Zwinge (manchon) zu Gebote stand, die ich an einer
schmiedeisernen Welle, welche die Bewegung des Triebrades an die
gekniete Kurbel mittheilt, haͤtte befestigen
koͤnnen. Eine solche cylindrische Zwinge, deren
Durchmesser wenigstens 7 bis 8 Zoll haͤtte betragen
muͤssen, war unumgaͤnglich nothwendig, um einen
Zuͤgel daran anbringen zu koͤnnen, mit dessen
Huͤlfe ich leicht die von der Saͤgemuͤhle
verbrauchte dynamische Wirkung haͤtte bestimmen
koͤnnen.
Der fehlerhafte Bau des Triebrades, an dessen Troͤgen oder
Eimern sich das Wasser, welches das Rad treibt, gegen alle
Grundsaͤze der Hydrodynamik bei zwei verschiedenen
Hoͤhen entleert, hinderte uͤberdieß eine genaue
Berechnung der Kraft dieses Rades. Approximativ erhielt ich
jedoch eine Kraft von fuͤnf Pferden (die Pferdekraft zu
80 Kilogrammen in einer Secunde auf einen Meter angenommen), als
das Resultat einer solchen unsicheren Berechnung.
Die Saͤgemuͤhle des Hrn. Dubourg, welche ganz aus Holz erbaut ist, laͤßt
in Hinsicht auf diesen Bau sehr Vieles zu wuͤnschen
uͤbrig; sie ist naͤmlich auf schlechtem Boden und
aus Holz, welches beinahe gruͤn war, erbaut, so daß sie,
wenn sie sich in Thaͤtigkeit befindet, durchaus nicht
jene Festigkeit und Staͤtigkeit zeigt, welche sie haben
sollte. Dieser Mangel an Festigkeit schadet offenbar auch der
Vollkommenheit des Saͤgeprocesses, so daß ich
uͤberzeugt bin, daß diese Saͤgemuͤhle noch
weit bessere Resultate geben wuͤrde, wenn dieselbe so
erbaut worden waͤre, wie dieß mit einem etwas
groͤßeren Aufwande an Capital leicht haͤtte
geschehen koͤnnen. Ich fuͤhle mich
uͤbrigens verpflichtet zu erklaͤren, daß diese
Sagemuͤhle selbst in ihrem gegenwaͤrtigen Zustande
aͤußerst gerade Bretter oder Dielen liefert, und daß,
wenn die und da die eine oͤder die andere Diele nicht in
ihrer ganzen Laͤnge von gleicher Dike ist, dieß
hauptsaͤchlich davon herruͤhren moͤchte,
daß das Holz nicht gleich anfangs fest genug auf dem Wagen
befestigt wurde. Was die Reinheit des Saͤgeschnittes
betrifft, so laͤßt diese nichts zu wuͤnschen
uͤbrig; ich sah nie etwas Vollkommneres.
Eine Saͤgemuͤhle dieser Art wuͤrde, gut und
fest erbaut, und mit drei
Saͤgetraͤger-Rahmen ausgestattet, nicht
hoͤher als auf 6000 Fr. zu stehen kommen, und
wuͤrde daher gewiß uͤberall, wo sich große
Waldungen befinden, große Vortheile gewaͤhren.
Beschreibung des Mechanismus, der die
Bewegung des Saͤgetraͤger-Rahmens in
der Saͤgemuͤhle des Hrn.
Guérin-Dubourg regulirt.
Das Modell, welches Hr. Dubourg der
Gesellschaft vorlegte, bezieht sich nur auf den Mechanismus, der
die Saͤgen so treibt, daß sie die Bewegung der
Brettschneider nachahmen. Die uͤbrigen Theile der
Saͤgemuͤhle werden schon ohne Zeichnung aus dem
vorstehenden Berichte deutlich genug erhellen.
Der fragliche Mechanismus besteht aus drei
Saͤgetraͤger-Rahmen, welche durch eine
Achse mit geknieten Kurbeln in Bewegung gesezt werden. Diese
Rahmen, von denen ein jeder mit vier
Saͤgeblaͤttern ausgestattet ist, sind immer gegen
den Horizont geneigt, die Neigung derselben wechselt jedoch an
allen Punkten ihres Laufes mehr oder weniger, und zwar innerhalb
Winkeln von beilaͤufig 73 bis 80°.
Die Saͤgetraͤger-Rahmen werden durch mehrere
Gelenke und Gefuͤge, welche einige Aehnlichkeit mit dem
an der Dampfmaschine gebraͤuchlichen Watt'schen Parallelogramme haben, in
Bewegung gesezt. Der Gang des Wagens, auf welchem das Holz,
welches zerschnitten werden soll, festgemacht wird, wird durch
eine andere Vorrichtung regulirt. Die dazu gehoͤrigen
Gelenke bestehen aus hoͤlzernen Hebeln und wagerechten
und senkrechten Kurbelstuͤken, deren Bewegung sich mit
jener der geknieten Kurbel, die den
Saͤgetraͤger-Rahmen treibt, verbindet.
Fig. 1 ist ein seitlicher Aufriß des Mechanismus,
durch welchen der Saͤgetraͤger-Rahmen, der
hier als an seiner tiefsten Stelle befindlich abgebildet ist, in
Bewegung gesezt wird. Die punktirten Linien deuten an, in welche
Stellung die gegliederten Hebel kommen, wenn der
Saͤgetraͤger-Rahmen auf seine
groͤßte Hoͤhe gehoben ist.
Fig. 2 gibt einen Grundriß dieses Mechanismus.
Fig. 3 zeigt denselben von Vorne.
Fig. 4 ist der Mechanismus, durch welchen die Neigung
des Saͤgetraͤger-Rahmens regulirt wird.
Gleiche Buchstaben beziehen sich an saͤmmtlichen Figuren
auf gleiche Gegenstaͤnde.
A, ist das Geruͤst, welches
die einzelnen Theile des Mechanismus traͤgt.
B, der
Saͤgetraͤger-Rahmen.
C, der Buͤgel, an welchem
derselbe aufgehaͤngt ist.
D, sind gewoͤlbte
Stuͤke, welche sich auf den Punkten aa bewegen und welche sich
nach Vorne hin zur Aufnahme des Buͤgels C mit einander verbinden.
E, ist ein geneigter Hebel, der
einerseits mit dem Buͤgel, andererseits aber mit dem
Hebel F Gelenke bildet. Dieser
leztere Hebel steht mit dem Rahmen G
in Verbindung, und dieser Rahmen bewegt sich an den Zapfen bb.
H, ist eine hoͤlzerne
Schraube, die mit dem Rahmen G einen
Koͤrper ausmacht, und welche zur Regulirung der Neigung
des Kurbelstuͤkes I und
folglich auch des Saͤgetraͤger-Rahmens B dient. Das Kurbelstuͤk I bildet nach Unten mit dem Hebel
J ein Gelenk; dieser Hebel
bewegt sich um den festen Punkt c,
und an ihm ist bei d das untere
Querstuͤk des Saͤgetraͤger-Rahmens
befestigt.
K, ist ein Hebel, welcher sich um
den festen Punkt de dreht, und
der dem Kurbelstuͤke I als
Fuͤhrer dient.
L, ist die gekniete Achse, welche
den Saͤgetraͤger-Rahmen in Bewegung
sezt.
M, ist die Kurbel dieser Achse.