Titel: | Verbesserungen an der Bauart der Steuerruder und an der Methode, dieselben an gewissen Arten von Schiffen oder Fahrzeugen anzubringen, auf welche sich Arthur Howe Holdsworth Esq. von Dartmouth in der Grafschaft Devon, am 29. November 1831 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 46, Jahrgang 1832, Nr. LXIX., S. 258 |
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LXIX.
Verbesserungen an der Bauart der Steuerruder und
an der Methode, dieselben an gewissen Arten von Schiffen oder Fahrzeugen anzubringen,
auf welche sich Arthur Howe
Holdsworth Esq. von Dartmouth in der Grafschaft
Devon, am 29. November 1831 ein Patent
ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Julius
1832, S. 4.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Holdsworth, uͤber die Bauart der Steuerruder.
Meine Erfindung besteht darin, daß ich die Steuerruder auf eine solche Weise an den
Schiffen oder Fahrzeugen anbringe, daß sie sich um ihre Achse drehen koͤnnen,
und daß diese Ruder folglich jederzeit, das Schiff mag sich nach was immer
fuͤr einer Richtung bewegen, die gehoͤrigen Seiten und Raͤnder
dem Wasser darbieten. Bei dieser Einrichtung wird das Steuern bedeutend leichter
seyn; die Steuerruder werden nicht so leicht fortgerissen werden koͤnnen,
wenn die See heftig an dieselben anschlaͤgt, oder wenn das Schiff
ploͤzlich umwendet, indem die auf meine Weise angebrachten Steuerruder eine
ganze Umdrehung um ihre Achse zu machen im Stande sind.
Ehe ich zur Beschreibung meines Ruders und der Methode dasselbe zu befestigen
uͤbergehe, muß ich jedoch noch bemerken, daß sich meine Erfindung bloß an
Schiffen mit einem einfachen Vorder- und Hintertheile, keineswegs aber an
Schiffen mit doppeltem oder Zwillings-Koͤrper anbringen laͤßt, an
welchen lezteren sich die Ruder zwischen den beiden Koͤrpern befinden.
Fig. 19 ist
ein Theil des Hintertheiles eines Schiffes, an welchem meine Erfindung angebracht
ist. Die Achse des Ruders (Fig. 20) ist von dem
unteren Theile des Hinterstevens entfernt, und zwar deßwegen, damit sich das Ruder
in einem vollkommenen Kreise umdrehen kann, ohne daß es mit dem Hintersteven in
Beruͤhrung kommt. A ist die Ferse des Ruders,
waͤhrend B den Kopf desselben vorstellt. Der
Theil von B bis zu C ist
rund, und laͤuft nur gegen den Kopf oder das obere Ende etwas duͤnner
zu. D ist ein metallenes Halsband, welches an dem
Hekbalken oder Worp oder an dem Gestelle des Hintertheiles so nahe als
moͤglich an der Absteigoͤffnung befestigt ist. Durch dieses Halsband
D geht der Theil BC des Ruders. An jenem Theile des Ruders, der in das Halsband D kommt, und der sich in demselben umdreht, kann man
einen metallenen Reifen F befestigen. Der Kopf des
Ruders B geht durch ein zweites metallenes Halsband oder
durch die Platte G, welche in Fischaugen oder auf eine
andere Weise an dem Deke befestigt ist. Auf diese Platte oder den Halsring G kommen ein oder mehrere Waͤscher oder Ringe H zu liegen; das Ruder selbst wird mittelst eines
Stiftes I, welcher durch eine, zur Aufnahme desselben in
den Kopf B gemachte, Oeffnung gestekt wird, getragen,
und an seiner Stelle erhalten. K ist eine
Verlaͤngerung oder Fortsezung des Kieles uͤber den Hintersteven
hinaus, wodurch dem Ruder noch groͤßere Festigkeit und Sicherheit gegeben
wird. Dieser Fortsaz traͤgt naͤmlich an seinem Ende eine metallene
Scheide oder ein Zapfenloch L, in welchem sich der
Zapfen M, der senkrecht mit der Achse des Ruders
befestigt ist, dreht.
Man ersieht aus der Zeichnung und aus der Beschreibung, daß an meinem Ruder die sonst
gewoͤhnlich gebraͤuchlichen Rudernaͤgel fehlen, und daß der
vordere oder bartige Theil N keilfoͤrmig
zugeschnitten ist. Ebenso wird man bemerken, daß, damit meine Verbesserungen
angebracht werden koͤnnen, der Hintersteven des Schiffes einen solchen Winkel
mit der Achse des Ruders bilden muß, daß so viel Raum entsteht, daß das Ruder eine
vollkommene Umdrehung um seine Achse zu machen im Stande ist. Will man sich dieses
Ruders bedienen, so kann es durch eine Ruderpinne und durch Ruderpinnenfeile in
Bewegung gesezt werden; in diesem Falle muß sich an dem Ende der Ruderpinne, in der
weitesten Entfernung von dem Ruder ein starker Stift befinden, oder das Ende der
Ruderpinne muß, wie Fig. 21
O zeigt, nach Aufwaͤrts gebogen seyn, und sowohl
an dem Stifte, als an dem nach Aufwaͤrts gebogenen Ende muß sich ein Drehring
P mit zwei Oehren befinden, an die die
Ruderpinnenseile befestigt werden. Das Ruder kann aber auch mittelst eines, an einer aufrechten
Welle befestigten, Triebstokes in Bewegung gesezt werden, wenn man diesen Triebstok
in ein horizontales, an dem Kopfe B des Ruders
befestigtes Zahnrad eingreifen laͤßt. Derselbe Zwek laͤßt sich aber
auch durch andere Verbindungen von Steuerraͤdern erreichen; nur muß man, man
mag die Ruderpinne oder irgend ein anderes Bewegungsmittel anwenden, darauf sehen,
daß dadurch eine vollkommene Umdrehung des Ruders bewirkt werden kann.
Beim Steuern eines Schiffes, an welchem meine Verbesserung angebracht ist, muß, im
Falle das Schiff mit dem Hintertheile vorwaͤrts gehen soll, der Steuermann
das Rad oder den Steuerungs-Apparat unmittelbar fahren lassen. Wenn sich nun
das Schiff mit dem Hintertheile nach Vorwaͤrts bewegt, so wird sich das Ruder
um seine Achse und in den Raum drehen, der sich zwischen dem Hintersteven und der
Achse befindet, und folglich in eine Linie mit dem Keile fallen; dann muß der
Steuermann die Ruderpinne oder das Rad wieder fassen, und das Ruder in jenen Winkel
mit dem Kiele stellen, der dem neuen Laufe des Schiffes angepaßt ist. Soll das
Schiff wieder mit dem Vordertheile vorwaͤrts steuern, so wird der Steuermann
dem Ruder gestatten, sich in jene Stellung zu drehen, die man aus der Zeichnung
ersieht.
Ich muß hier auch noch bemerken, daß meine Verbesserung von solcher Natur ist, daß
das Ruder an dem Hintertheile eines gehoͤrig ausgeruͤsteten Schiffes
oder Fahrzeuges auf dieselbe oben beschriebene Weise angebracht werden kann, und daß
man diese Ruder entweder gemeinschaftlich oder einzeln anwenden kann, je nachdem es
die Umstaͤnde erfordern.
Ich nehme keinen der einzelnen Theile, aus welchen das Ruder besteht, sondern die
Verfertigung und Anwendung solcher Steuerruder, die sich um ihre Achse drehen
koͤnnen, und die, in welcher Richtung sich auch das Schiff bewegen mag, dem
Wasser immer den bartigen oder scharf zulaufenden Rand darbieten, als meine
Erfindung in Anspruch.