Titel: | Verbesserungen an den Maschinen zum Treiben der Schiffe auf dem Wasser, welche Verbesserungen sich auch zu anderen Zweken benuzen lassen, und auf welche sich Sir James C. Anderson Bart. zu Butterant Castle, in der Grafschaft Cork, am 2. August 1831 ein Patent geben ließ. |
Fundstelle: | Band 46, Jahrgang 1832, Nr. LXVII., S. 252 |
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LXVII.
Verbesserungen an den Maschinen zum Treiben der
Schiffe auf dem Wasser, welche Verbesserungen sich auch zu anderen Zweken benuzen
lassen, und auf welche sich Sir James C. Anderson Bart. zu Butterant Castle, in
der Grafschaft Cork, am 2. August 1831 ein
Patent geben ließ.
Aus dem Register of Arts. Mai 1832, S.
102.
Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
Anderson, uͤber das Treiben der Schiffe.
Die verbesserte Maschinerie zum Treiben der Schiffe auf dem Wasser besteht in einem
eigens geformten Ruderrade, und in verschiedenen Mechanismen, durch welche die
noͤthige Triebkraft gegeben wird; die Benuzung derselben zu anderen Zweken
beruht auf der Anwendung des naͤmlichen Mechanismus zum Treiben von
Muͤhlen oder Wagen auf dem Lande. Wir beschraͤnken uns hier jedoch auf
die Beschreibung des Ruderrades, bei deren Erfindung der
Patent-Traͤger nicht bloß eine tiefe Kenntniß dieses Gegenstandes,
sondern auch sehr sinnreiche Ideen in Hinsicht auf jene Einrichtungen beurkundet
hat, durch welche den Nachtheilen der Erfindungen seiner Vorgaͤnger
abgeholfen werden soll.
Das Ruderrad ist eine neue Modification des Mechanismus, welcher, wie wir glauben,
zuerst von Hrn. Robertson Buchanan zum Treiben von
Dampfbothen vorgeschlagen wurde. Nach dieser Modification werden zwei excentrische
Kreise, die sich in parallelen Ebenen umdrehen, an ihrem Umfange mit einander
verbunden, so daß dadurch ein Parallelismus des Ruderbrettes entsteht. Hr. Anderson glaubt hiedurch nicht nur den gegen das Ruderrad
Buchanan's gemachten Einwuͤrfen zu begegnen,
sondern er meint, daß bei der Anwendung desselben an Segelschiffen, diese auch noch
den Vortheil genießen wuͤrden, daß man die Ruder leicht aus dem Wasser heben kann, um auf diese
Weise das Hinderniß im Segeln, welches die Ruderraͤder bei guͤnstigem
Winde verursachen, zu beseitigen. Wenn die Ruderbretter aus dem Wasser emporgehoben
sind, so nehmen sie saͤmmtlich eine mit dem Horizonte parallele Stellung an,
so daß die Wogen, wenn die See hoch geht, auf die Raͤnder der Ruderbretter
kommen.
Fig. 22 ist
ein Seitenaufriß des verbesserten Ruderrades; in Fig. 23 sieht man
dasselbe im Aufrisse vom Rande her. An beiden Figuren ist a die sich umdrehende Hauptwelle, welche an dem Mittelpunkte b des Leitungsrades c, c, c
festgemacht ist. ddddd sind die Ruderbretter oder
Schaufeln, welche im horizontalen Durchschnitte eine ekige Form haben. Diese
Ruderbretter sind an ihrem oberen Ende durch Verbindungsstuͤke bei eeeee an dem Leitungsrade, und an dem unteren Ende
durch aͤhnliche Gefuͤge fffff an dem
Triebrade ggg, deren Achse h sich in den Bleibloͤken (plumber-blocks) ii umdreht, gut
befestigt. Bei dieser Einrichtung muß, wenn das Leitungsrad durch irgend eine
angemessene Kraft in drehende Bewegung gesezt worden, diese Bewegung durch die
Ruderbretter oder Schaufeln nothwendig auch dem Triebrade mitgetheilt werden; die
Ruderbretter muͤssen ferner in Folge eben dieser Einrichtung immer in Linien,
welche mit einander parallel laufen, wirken. Da die Entfernung zwischen den
Mittelpunkten die gleichfoͤrmige Laͤnge der Ruderbretter ist, so
laͤßt sich die erforderliche Tiefe derselben auf diese Weise leicht
reguliren. Die Ruderbretter oder Schaufeln werden sehr schmal gemacht, wie man dieß
aus den in der Zeichnung dargestellten Verhaͤltnissen sieht; sie haben, wie
schon gesagt worden, eine winkelige Form, so daß sie dem Wasser in der Richtung des
Laufes des Schiffes eine keilfoͤrmige Oberflaͤche darbieten, um
dadurch das Hinderniß, welches durch die winkelige Bewegung der Ruderbretter
entsteht, zu vermindern. Wenn man nun denselben eine so schnelle, drehende Bewegung
gibt, daß sie sich waͤhrend der Zeit des Unter- und des Auftauchens
durch einen horizontalen Raum bewegen, der dem Raume gleich ist, durch welchen sich
das getriebene Schiff bewegte, so erleidet man keinen merklichen Verlust an Kraft.
Die Ruderbretter stehen an den entgegengesezten Eken in diagonaler Richtung mit den
Raͤdern in Verbindung, und sind durch Stangen verstaͤrkt, welche an
deren hohlen Seiten oder Flaͤchen horizontal quer uͤber dieselben
laufen, wie man dieß in Fig. 23 sieht. kk ist eine doppelte, aus zwei
halbkreisfoͤrmigen, schmiedeisernen Stangen gebildete Bahn. Die beiden
Stangen sind auf irgend eine sichere und feste Weise an der Wand des Schiffes oder
an einem von dem Schiffe ausgehenden Vorsprunge befestigt. Der Bleiblok i wird, wenn das Ruderrad in Anwendung kommt, von dieser Bahn, an der
er mittelst des Zapfens festgemacht ist, getragen. Sollen hingegen die Schaufeln aus
dem Wasser genommen werden, so wird das Triebrad durch folgende Mittel auf die Bahn
emporgehoben. An dem unteren Theile des Bleiblokes befinden sich zwei Wangen, die,
wie man aus Fig.
23 am besten sieht, die beiden Stangen der Bahn umfassen; bei mm befinden sich Querbolzen, welche die
entgegengesezten Wangen des Bleiblokes mit einander verbinden, und welche die
Endglieder der beiden Ketten no aufnehmen. Diese
Ketten gehen zwischen den beiden Stangen der Bahn durch, und rund um die Trommeln
pq, die an den Wellen der Zahnraͤder
rs angebracht sind. Diese beide
Zahnraͤder greifen in die beiden Triebstoͤke tu, an deren Achsen sich die Kurbeln vv und ww
befinden. Laͤßt man nun auf die Kurbel vv
irgend eine Kraft wirken, so wird der Triebstok t das
Rad r in Bewegung sezen, und die Kette n auf die Trommel p
aufwinden; die Kette wird ferner den Bleiblok i und das
Triebrad auf die Bahn emporziehen, wie dieß in der Zeichnung durch punktirte Linien,
die jedoch noch nicht die hoͤchste Stellung zeigen, angedeutet ist. Um die
Bewegung staͤtiger und sicherer zu machen, und um das Triebrad an jedem
Punkte der Bahn auf jeder Seite festzustellen, kann man sich zweier
Krahn-Vorrichtungen, die mit Sperrraͤdern und Sperrkegeln versehen
seyn muͤssen, bedienen. Ohne daß es in der Zeichnung bemerkt waͤre,
wird Jedermann einsehen, daß die Bahn verlaͤngert und das Raͤderwerk
mehr erhoͤht werden kann, um das Ruderrad auf jede beliebige Hoͤhe
heben zu koͤnnen, und daß, wenn die Welle des Triebrades auf gleiche
Hoͤhe mit der Welle des Leitungsrades gebracht worden, saͤmmtliche
Ruder eine horizontale Stellung annehmen, und mithin dem Durchgange des Wassers nur
wenig Widerstand leisten, wie dieß bereits erwaͤhnt worden. Der
Patent-Traͤger nimmt die Form der Schaufeln, die in der Zeichnung
dargestellte Weise sie mit den Raͤdern zu verbinden, die Bahn und die
Apparate, durch welche die Stellung der Ruderraͤder nach Umstaͤnden
veraͤndert werden kann, so wie endlich die Maschinerie in ihrer ganzen
Zusammensezung als seine Erfindung in Anspruch.