Titel: | Ueber die Verfälschungen, welche man mit dem Kochsalz vornimmt, ehe es in den Handel gebracht wird; von A. Chevallier und Henry d. V. |
Fundstelle: | Band 44, Jahrgang 1832, Nr. XLIV., S. 199 |
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XLIV.
Ueber die Verfaͤlschungen, welche man mit
dem Kochsalz vornimmt, ehe es in den Handel gebracht wird; von A. Chevallier und Henry d. V.
Aus dem Bulletin des Sciences technologiques. August
1831, S. 197.Dieser Aufsaz ist ein Auszug aus folgender Schrift: Essai sur la falsification
qu'on fait subir au sel marin avant de le livrer au commerce; par A. Chevallier et Henry
père. Brochure in 8° de 38 pag. Paris.
1831; Felix
Locquin.
Chevallier, uͤber die Verfaͤlschungen des
Kochsalzes.
Das Salz ist fast fuͤr alle Menschen ein Hauptbeduͤrfniß geworden, und
es werden davon ungeheure Quantitaͤten nicht nur in den Haushaltungen,
sondern auch in den Fabriken verbraucht. Im Handel trifft man oft ein mehr oder
weniger unreines Salz; solches eignet sich wohl fuͤr die chemischen
Operationen, zur Bereitung der Nahrungsmittel hingegen muß das Salz von allen der
Gesundheit schaͤdlichen Beimengungen frei seyn.
Seit einigen Jahren verkauft man oft Salz fuͤr die Zweke der Haushaltungen,
welches mehrere schaͤdliche Substanzen enthaͤlt. Es ist aber auch
schon in rein commercieller Hinsicht interessant, die Verfaͤlschungen kennen
zu lernen, welche mit diesem Product vorgenommen werden; es sind folgende:
1) Mit Wasser, um das Gewicht des Salzes zu vermehren;
2) mit dem Kochsalz der Salpetersieder, dem sogenannten Sel de
salpêtre, welches nicht so rein wie das Salz der Salinen ist;
3) mit dem Kochsalz von Varecsoda, das wohlfeiler als reines Kochsalz ist;
4) mit schwefelsaurem Natron, welches ebenfalls wohlfeiler ist;
5) mit sehr fein gepulvertem schwefelsaurem Kalk, welcher unter der Benennung poudre à mêler au sel verkauft wird;
6) mit Erde.
Verfaͤlschung mit Wasser.
100 Gramme von jeder der unten genannten Salzsorten wurden gleich lange Zeit bei
100° C. ausgetroknet und gaben:
Graues Salz von Marennes
8,30 Wasser
Graues Seesalz
8,80 –
Salz von Croisic
8,80 –
Salz von der Insel Ré
6,60 –
Salz von Noirmoutiers
7,90 –
Das Mittel ist 8 Procent Wasser.
Salzsorten von der Normandie, die 1 Jahr, 6 Monate, 8 Monate und 18 Monate alt waren,
enthielten im Durchschnitt 11 Procent Wasser.
Kochsalz von Bagnos, Vitterey und Mize verlor beim Austroknen nur 3,74 Procent Wasser
und Salz aus den 12 Arrondissements von Paris, im Durchschnitt 6,74.
Es scheint also, daß das Kochsalz nicht mit Wasser verfaͤlscht wird, und daß
die Gewichtsverminderung, welche es in den Magazinen durch den Verlust seines
Wassers erleidet, vielleicht die Salzhaͤndler veranlaßte es mit fremdartigen
Substanzen zu vermengen, um diesen Verlust auszugleichen.
Verfaͤlschung mit dem Salz der
Salpetersieder.
Von dem Salz der Salinen kosten die 100 Kil. wenigstens 42 Fr.; von dem Salz der
Salpetersieder hingegen kostet der metrische Centner nur 32 bis 34 Franken, daher
man lezteres mit nicht geringem Vortheil zum Verfaͤlschen des ersteren
benuzt.
Im Jahre 1830 fabricirten die Salpetersieder zu Paris nicht weniger als 17 bis 18,000
Kilogr. Salz.
Das Salz der Salpetersieder enthaͤlt 7 Procent Wasser, 4 Procent
unaufloͤsliche Substanzen, unaufloͤsliche schwefelsaure Salze, eine in
Aether aufloͤsliche organische Substanz, Spuren von Bittererde und eine
geringe Menge salpetersaures Kali. In der neuesten Zeit fand man darin auch
oͤfters Jod, was fruͤher nie der Fall war; lezteres scheint durch das
Salz von Varecsoda, welches man ihm nicht selten beimengt, hineinzukommen.
Man koͤnnte die Verfaͤlschung des Kuͤchensalzes mit dem Salze
der Salpetersieder leicht verhindern, wenn man ihm Terpenthinoͤhl oder eine
schwarze Substanz zusezen wuͤrde.
Verfaͤlschung mit dem Salze der Varecsoda.
Das Salz der Varecosda, welches bekanntlich Jod enthaͤlt, kommt in raffinirtem
Zustande von Cherbourg nach Paris. Nach Paris werden jaͤhrlich 15,000,000
Kil. Varecsalz geliefert, wovon ein großer Theil mit Seesalz gemengt ist; von
lezterem kommen jaͤhrlich 11 bis 12,000,000 Kil. hinein.
Von sieben und sechzig Mustern von Kochsalz, die in den 12 Arrondissements von Paris
gesammelt wurden, waren 22 mit Varecsalz gemengt: eines enthielt ungefaͤhr
2/0,0001 Jodkalium, ein anderes 4/0,0001, und endlich ein drittes 5/0,0001.
Um ein Salz auf Jod zu pruͤfen, versezt man ein Quentchen einer schwachen
Sazmehl-Aufloͤsung mit einem Tropfen Schwefelsaͤure, sodann mit
zwei Tropfen Chlorwasser und wirft ein Paar Finger voll Kochsalz hinein:
faͤrbt sich die Masse blau, so enthaͤlt das Salz Jod. Dieses Verfahren
wurde von Hrn. Barruel angegeben. Hr. Serullas zerreibt eine gewisse Menge des zu
pruͤfenden Salzes mit dem vierten Theile seines Gewichtes mit etwas Wasser
verduͤnnten Staͤrkekleisters, und gießt auf das Gemenge zwei bis drei
Tropfen Chlorwasser, welches eine blaue Faͤrbung verursacht, wenn Jod zugegen
ist.
Die HH. Chevallier und Henry
glauben, daß ein Gemisch von zwei Theilen einer verduͤnnten
Staͤrkeaufloͤsung und einem Theil Chlorwasser bequemer ist, um die
Beimengung von Jod zu erkennen, welche es auf der Stelle anzeigt.
Wir bemerken noch, daß wenn im Geringsten mehr Chlor zugesezt wird, als
noͤthig ist, um die blaue Farbe hervorzubringen, diese Farbe verschwindet;
und alsdann thut man besser, wenn man das zu pruͤfende Salz mit
Staͤrke vermengt und hierauf das Chlor mit vieler Vorsicht zugießt. Ein Zusaz
von ein oder zwei Tropfen Schwefelsaͤure befoͤrdert die Entwikelung
der blauen Farbe sehr. Dieses Verfahren wurde zuerst von Hrn. Lassaigne angewendet.
Um genau die Menge des Chlors in einem Kuͤchensalze zu bestimmen, pulverisirt
man es und zerreibt es mit Alkohol von 39° Baumé, welcher das
Jodkalium aufloͤst; die geistige Aufloͤsung wird abgedampft, der
Ruͤkstand wieder in Wasser aufgeloͤst, und leztere Fluͤssigkeit
mit salpetersaurem Silber versezt, welches Chlorsilber und Jodsilber
niederschlaͤgt, die man durch Ammoniak trennt.
Nach der Meinung vieler Aerzte ist das Jod, selbst in sehr geringer Dosis fuͤr
die Gesundheit gefaͤhrlich.
Verfaͤlschung mit schwefelsaurem Natron.
Diese Verfaͤlschung ist erst seit ungefaͤhr vier Jahren
gebraͤuchlich. Mit schwefelsaurem Natron vermengtes Kochsalz hat einen etwas bitteren Geschmak,
den man aber bei einiger Uebung leicht unterscheiden kann.
Das Seesalz enthaͤlt immer eine geringe Menge schwefelsaures Natron, das aber
selten uͤber 1 Procent betraͤgt; im Handel kommen hingegen Salzsorten
vor, die 10 bis 11 Procent schwefelsaures Natron enthalten.
Verfaͤlschung mit schwefelsaurem Kalk und erdigen
Substanzen.
Von 25 Salzmustern enthielten 4 schwefelsauren Kalk, und zwar 3 davon 10 Procent, das
vierte noch viel mehr.
Die HH. Chevallier und Henry
bemerken, daß der schwefelsaure Kalk nicht nur ein Betrug ist, sondern auch
gefaͤhrlich werden koͤnnte, weil es moͤglich waͤre, daß
er mit schwefelsaurem Strontian gemengt seyn wuͤrde oder mit Instrumenten,
die zu giftigen Substanzen gebraucht wurden, gestoßen wurde.
G. de Cl.