Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 44, Jahrgang 1832, Nr. XXX., S. 147 |
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XXX.
Miszellen.
Miszellen.
Verzeichniß der vom 22. Februar bis 22. Maͤrz 1832 in
England ertheilten Patente.
Dem George Freeman,
Spizenfabrikant in Tewkesbury, in der Grafschaft Gloucester: auf Verbesserungen
an den Maschinen zur Darstellung von Verzierungen auf Nezspizen. Dd. 22. Febr.
1832.
Dem Alexander Beattie
Shankland, in Liverpool Street, in der City von London: auf ein neues Verfahren Holz,
Steine und Metalle durch Maschinen zu schneiden, zu bearbeiten und zu ebnen. Von
einem Amerikaner mitgetheilt. Dd. 23. Febr. 1832.
Dem William Crofts,
zu Linton, in der Grafschaft Nottingham: auf
Verbesserungen an den Maschinen zur Verfertigung von Bobbinnet-Spizen.
Dd. 25. Febr.
1832.
Dem Ralph Watson,
Esq., zu York Place, Portman Square, in der Grafschaft Middlesex: auf eine
gewisse verbesserte Lampe. Von einem Auslaͤnder mitgetheilt. Dd. 23. Febr.
1832.
Dem Thomas de la Rue,
Kartenfabrikant in Crown Street, Finsbury Square, in der Grafschaft Middlesex:
auf Verbesserungen in der Verfertigung von Spielkarten. Dd. 23. Febr. 1832.
Dem William Church,
Gentleman in Bordesley Green, bei Birmingham, in der
Grafschaft Warwick: auf Verbesserungen an den Maschinen zur Verfertigung von
Naͤgeln. Dd. 25. Febr. 1832.
Dem Samuel Walker,
Tuchmacher in Millshaw, bei Leeds, in der Grafschaft
York: auf verbesserte Rauhmuͤhlen zum Dressiren der Tuche. Dd. 1.
Maͤrz 1832.
Dem John Joyce,
Gentleman in Portland Road, in der Pfarrei Saint Mary-le-Bone und
Grafschaft Middlesex: auf Verbesserungen an den Maschinen zur Verfertigung von
Naͤgeln, aus Eisen, Kupfer und anderen Metallen. Von einem
Auslaͤnder mitgetheilt. Dd. 1. Maͤrz 1832.
Dem Charles Beard,
Eisengießer in Coggeshall, in der Grafschaft Essex: auf verbesserte
Haͤhne zum Abziehen von Fluͤssigkeiten. Dd. 1. Maͤrz 1832.
Dem George Oldland,
Tuchscherer zu Hillsley, in der Pfarrei Hawkesbury und Grafschaft Gloucester:
auf Verbesserungen an den Maschinen oder Apparaten zum Scheren, Dressiren und
Appretiren des Wollentuches und anderer Fabrikate. Dd. 3. Maͤrz 1832.
Dem William Wells,
Maschinist in Manchester, in der Grafschaft Lancaster:
auf verbesserte Rauhmaschinen fuͤr wollene und andere Tuͤcher. Dd. 8.
Maͤrz 1832.
Dem Thomas Petherick,
Minenagent zu Penpelleck, in der Pfarrei Tydwardreoth und Grafschaft Cornwall
und John Filuiore
Kingston, Gentleman zu Islington, in der Grafschaft Devon: auf
verbesserte Apparate und Maschinen um Kupfer-, Blei- und andere
Erze von der Gangart oder den erdigen Substanzen abzusondern; diese
Verbesserungen sind auch besonders bei der Maschine, worauf Thomas Petherick am 28.
April 1830 ein Patent erhielt, anwendbar. Dd. 8. Maͤrz 1832.
Dem Frederick Collier
Bakewell, Gentleman zu Hampstead, in der Grafschaft Middlesex:
auf gewisse Verbesserungen an den Maschinen zur Bereitung von Sodawasser und
Mineralwasser. Dd. 8. Maͤrz 1832.
Dem Joseph Gibbs,
mechanischem Ingenieur in Kent Road, in der Grafschaft Kent, und William Chaplin,
Kutschenmacher in Adelphi, in der Grafschaft Middlesex: auf Verbesserungen an
Raͤderfuhrwerken und ihrer Einrichtung. Dd.
8. Maͤrz 1832.
Dem Henry Warner,
Strumpfhaͤndler in Loughborough in der Grafschaft Leicester, Charles Hood und Benjamin Abbot, Strumpfwirkern ebendaselbst:
auf ihre
Verbesserungen an den Maschinen zur Verfertigung von Struͤmpfen und
Strikwerk aller Art. Dd. 8. Maͤrz 1832.
Dem John Day,
Gelbgießer in Birmingham, in der Grafschaft Warwick: auf
verbesserte Haͤhne zum Absperren und Abziehen von Luftarten und
Fluͤssigkeiten. Dd. 15. Maͤrz 1832.
Dem Henry Brewer,
Drahtweber in Surrey Place, Old Kent Road, in der Pfarrei Saint George,
Southwark, in der Grafschaft Surrey: auf seine verbesserten Apparate zur
Papierfabrikation. Dd. 15. Maͤrz 1832.
Dem John Walmsley,
Seidenhaspler in Manchester: auf eine Maschine zum
Abschneiden des Haares von Biber- und anderen Haͤuten. Dd. 15.
Maͤrz 1832.
Dem Matthew Towgood,
Papiermacher zu Dartford, in der Grafschaft Kent: auf seine Verbesserungen im
Abschneiden des Papieres. Dd. 15. Maͤrz 1832.
Dem William Day,
Lithograph in Gate Street, Lincoln's-Inn-Fields, in der Pfarrei
Saint Giles in the Fields, in der Grafschaft Middlesex: auf Verbesserungen an
Drukerpressen. Dd. 22. Maͤrz 1832.
Dem Bennett
Woodcroft, Druker zu Manchester, in der
Pfalzgrafschaft Lancaster: auf verbesserte Ruderraͤder fuͤr
Dampfbothe und andere Fahrzeuge. Dd. 22. Maͤrz 1832.
Dem William Alexander
Brown, Kaufmann in Liverpool, in der Grafschaft Lancaster, und
Herman
Hendricks, Gentleman aus Passy bei Paris, jezt
in Russel Street, Covent Garden, in der Grafschaft Middlesex: auf ein
verbessertes Verfahren blausaures Kali und Natron, so wie Berlinerblau zu
bereiten, ferner aus verbesserte Apparate fuͤr diese Fabrikation und auf
eine verbesserte Methode das Berlinerblau und andere Verbindungen des Eisens mit
Blausaͤure als ein Surrogat fuͤr Indigo beim Faͤrben der
Wolle, Baumwolle, Seide, Leinen und aller anderen Faserstoffe zu benuzen um sie
blau, schwarzblau, schwarz und braunschwarz zu faͤrben und ihnen
uͤberhaupt jede Farbe zu ertheilen, wozu bisher Indigo angewandt wurde;
endlich auf eine verbesserte Anordnung gewisser Apparate und Maschinen bei
obigem Faͤrbeverfahren. Von einem Auslaͤnder mitgetheilt. Dd. 22.
Maͤrz 1832.
Dem Benjamin Cook,
Gelbgießer zu Birmingham, in der Grafschaft Warwick: auf
eine Verbesserung in der Anwendung eines Materiales, welches bisher noch nicht
bei Bereitung der Farben, Firnisse und zu anderen nuͤzlichen Zweken
angewandt wurde. Dd. 23. Maͤrz 1832.
Dem Peter Young,
Seilfabrikant in Fenchurch Street, in der City von London: auf die Anwendung der
Mangelwurzel zur Fabrikation mehrerer Handelswaaren. Dd. 22. Maͤrz
1832.
Aus dem Repertory of Pantent-Inventions. April
1832, S. 251.
Verzeichniß der vom 8. bis 23. April 1818 in England
ertheilten und jezt verfallenen Patente.
Des Sir Thomas
Cochrane, gewoͤhnlich Lord Cochrane genannt: auf eine
verbesserte Einrichtung der Straßenlaternen, um darin Theergeist oder
Theeroͤhl zu brennen. Dd. 8. April 1818.
Des John James Alexander
M'Carthy, N. 4 Spring Gardens,
Westminster, Middlesex: auf eine Methode den Granit und andere Materialien zum
Pflastern der Straßen anzuwenden. Dd. 8. April 1818. (Beschrieben im Repertory, Bd. XXXVI. Z. R. S. 276.)
Des William Annesley,
Architect in Belfast in Irland: auf gewisse
Verbesserungen in der Einrichtung der Schiffe, Bothe und anderer Fahrzeuge. Dd. 8. April
1818. (Beschrieben im Repertory Bd. XXXV.
Z. R. S. 18.)
Des William
Hopkinson, Kutschenmachers in High Holborn, Middlesex: auf einen
Apparat um das zufaͤllige Losgehen der Raͤder an Kutschen und
anderen Wagen zu verhindern, welchen er einen Rad-Aufhaͤlter (wheel detainer) nennt. Dd. 8. April 1818.
(Beschrieben im Repertory Bd. XXXVIII. Z. R. S.
202.)
Des George Whitham,
Spindelfabrikant in Sheffield, Yorkshire: auf gewisse
Apparate zum Schleifen, Haͤrten und Dressiren kleiner Spindeln
fuͤr Baumwolle und Wolle. Dd. 8. April 1818. (Beschrieben im Repertory
Bd. XXXV. Z. R. S. 197.)
Des William Booth,
Drechslers in Eckington, Derbyshire: auf ein Verfahren hoͤlzerne Sohlen
fuͤr Schuhe und Pantoffeln mittelst Maschinerie zu verfertigen. Dd. 8. April
1818.
Des William Church,
Gentleman in Clifton Street, Finsbury Square, Middlesex: auf Verbesserungen an
Dampfmaschinen. Dd. 8. April 1818.
Des Gilbert Lang und
Robert Smith,
beide Druker in Glasgow: auf die Erzeugung mehrerer
Farben durch topische Beizen. Dd. 11. April 1818. (Beschrieben im Repertory Bd. XXXIX. 3. R. S. 142.)
Des Robert Clayton,
Kuͤnstlers in Nelson Street, Dublin: auf ein
Verfahren gewisse Metalle oder Legirungen in Holz, Elfenbein, Horn, Papier und
Toͤpferwaaren hineinzubringen, wodurch das alte und umstaͤndliche
Verfahren des Einlegens sehr vortheilhaft ersezt wird. Dd. 16. April 1818.
Des William Crawshay,
Esq. in Cyfarthfa Iron-works, Glamorganshire und David Mushet,
Eisenmeisters in Coleford, Gloucestershire: auf ihre Verbesserungen in der
Fabrikation von Stangen- und anderem Eisen aus gewissen Abfaͤllen
beim Verschmelzen der Kupfererze. Dd. 18. April 1848. (Beschrieben im Repertory Bd. XXXVIII. Z. R. S. 13.)
Des Augustus
Applegarth, Drukers in Surrey Street, Surrey: auf gewisse
Verbesserungen im Gießen von sterotypen oder anderen Platten zum Druken und in
der Verfertigung von Platten zum Druken der Banknoten, Wechsel oder andere
Gegenstaͤnde, welche schwer nachzuahmen seyn sollen. Dd. 23. April
1818. (Beschrieben im Repertory Bd.
XXXVI. Z. R. S. 69.)
Des Edward Lillie
Bridgman, Talgkerzen-Fabrikant in Goswell Street Road, St. Luke's, Middlesex: auf gewisse Verbesserungen in der Einrichtung von
Saͤrgen und Leichenwagen. Dd. 23. April 1818.
(Aus dem Repertory of Patent-Inventions. April
1832, S. 249.)
Merkwuͤrdige projectirte Eisenbahn zwischen London und
Greenwich.
Zu den merkwuͤrdigsten, und man moͤchte sagen bizarrsten Ideen und
Vorschlaͤgen gehoͤrt wohl die Gruͤndung einer Eisenbahn
zwischen London und Greenwich, wozu bereits Schritte bei dem Parliamente gemacht
wurden. Die Errichtung von Eisenbahnen, die durch etwas lebhafte Staͤdte
liefen, wurde bisher fuͤr aͤußerst schwierig und jene durch einen Ort,
der so dicht bevoͤlkert ist, wie der Borough, fuͤr ganz
unmoͤglich gehalten. Um alle moͤglichen Hindernisse zu
uͤberwinden, hat man nun aber einen Plan ausgedacht, der, so sonderbar er
auch klingen mag, doch sehr großartig und bewundernswuͤrdig scheint. Man will
naͤmlich die Eisenbahn auf einer Reihe von Bogen fortfuͤhren, die von
dem suͤdlichen Ende der neuen London-Bruͤke beginnen, und bis
zu dem Parke von Greenwich fortlaufen. Auf diese Weise will man uͤber alle
Straßen ohne Hinderniß wegsezen, indem man eine herrliche Bruͤke von 4
englischen Meilen Laͤnge, mit 1000 Bogen baut, auf welche die Platform
fuͤr die Eisenbahn und die Eisenbahn selbst gelegt werden soll. Die
Passagiere werden auf dieser Bruͤke in Dampfwagen mit vollkommener
Sicherheit, uͤber die Koͤpfe der Einwohner des Borough weg, in 10
Minuten von London nach Greenwich gelangen!! So viel aus dem Mechanics Magazine Nr. 444, S. 352; so wie uns weiters Nachrichten
uͤber dieses Unternehmen zukommen, werden wir dieselben sogleich
mittheilen.
Jones's eiserne
Patentraͤder.
Die eisernen Patentraͤder von Theodor Jones und
Comp., die wir im Polytechn. Journal
Bd. XXVIII S. 444 beschrieben, und deren
Anwendung sich in England in neuerer Zeit, besonders seit den guͤnstigen
Resultaten, die die Versuche mit denselben auf der Steinbahn der Handelsstraße
gaben, immer mehr verbreitete, wurden im vergangenen Octover im koͤniglichen
Arsenale zu Woolwich in Gegenwart vieler ausgezeichneter Officiere mehreren
Versuchen unterworfen. Der Zwek dieser Versuche war auszumitteln, ob diese
Raͤder fuͤr den Militaͤrdienst der ostindischen Compagnie in
Indien tauglich waͤren, und einen Vorzug vor den hoͤlzernen
Raͤdern darboͤten. Das Mechanics Magazine
gibt in Nr. 445 einen Bericht uͤber diese Versuche, die sehr guͤnstig
ausfielen, und uͤber welche sich Generalmajor Hardwicke und Oberstlieutenant Forrest in ihrem
Berichte an die Compagnie folgender Maßen ausdruͤken: „Aus den
angestellten und angefuͤhrten Versuchen muͤssen wir den
patentirten Raͤdern mit Recht folgende Vorzuͤge zugestehen: 1)
sind sie staͤrker, werden bei Gefechten nicht so leicht untauglich, und
splittern sich nicht, wenn sie von einer Kanonenkugel getroffen werden, 2)
koͤnnen die Raͤder, wenn auch zwei oder drei Speichen gebrochen
sind, doch noch gebraucht werden, bis sich eine Gelegenheit zu deren
Ausbesserung ergibt; waͤhrend ein hoͤlzernes Rad unter dergleichen
Umstaͤnden fuͤr den Augenblik oder fuͤr immer ganz
unbrauchbar ist; 3) sind die eisernen Raͤder nicht jenen
Veraͤnderungen ausgesezt, welche die hoͤlzernen durch die
Einwirkung des Clima's und der Jahreszeiten erleiden. Wir haben bei diesen
Versuchen gesehen, daß ganz neue Raͤder, die einige Jahre im Magazine
standen, ausgebessert werden mußten, ehe sie fuͤr den Dienst abgegeben
werden konnten. Bei den eisernen Raͤdern des Hrn. Jones ist dieß nach langer Zeit noch nicht noͤthig.“
Man fuhr mit 12 und 24 Pfuͤndern in Trott und Galopp auf sehr unebenem
Pflaster, und so schnell, daß die Raͤder oft mehrere Fuß weit sprangen, und
daß die Deichsel ganz von der Laffete getrennt wurde, und doch erlitten die eisernen
Raͤder nicht die geringste Beschaͤdigung, waͤhrend die
hoͤlzernen Raͤder bedeutend gelitten hatten. Auf sumpfigen Boden
sanken die Patentraͤder ehe weniger tief als tiefer, als die
gewoͤhnlichen hoͤlzernen Raͤder ein.
Menge des Materiales zum Baue eines Dreidekers.
Zu Cherbourg wurde am Ende des vorigen Jahres ein Dreideker erbaut, zu welchem
beilaͤufig 113,000 Cub. Fuß Holz noͤthig waren, wovon der Fuß 6 Fr.
kostete. Dieses Schiff mißt am Kiele 180, von einem Ende zum anderen 220 Fuß; es ist
52 Fuß breit und hat einen Schiffsraum von 25 Fuß. Seine Hoͤhe
betraͤgt 48 Fuß, und es hat 126 Schußloͤcher fuͤr Kanonen und
Caronaden. In der ersten Batterie befinden sich 36 Pfuͤnder, in der zweiten
24, in der dritten 18 und in den Castellen 12 Pfuͤnder. Die
gewoͤhnliche Munition betraͤgt 60 Kugeln auf eine Kanone. Der große
Mast ist 120 Fuß lang und hat 9–10 Fuß im Umfange, er wiegt 40–42,000
Pfunde. Die große Marsstange auf dem großen Maste hat 72 Fuß, und die Bramstange mit
dem kleinen Bramsegel 52, was zusammen eine Hoͤhe von 244 Fuß gibt! (Die
Thuͤrme von Notre-Dame haben nur 200 Fuß.) Die große oder
Haupt-Raa ist 110 Fuß lang, die Fokstange hat 100 Fuß. Das Schiff braucht zur
vollen Bemannung 1000 Menschen, kann aber außerdem noch 5–600 Mann Soldaten
an Bord nehmen. Die Ankertaue, deren das Schiff 6 hat, haben 25 Zoll im Umfange und
wiegen zusammen 54,000 Pfd.; das Strikwerk fuͤr das Takelwerk wiegt 240,000
Pfd. Eisen aller Art wurde fuͤr das Schiff verbraucht, 138,979 Pfd.; Kupfer
in Stangen zu Bolzen und Naͤgeln 55,525 Pfd.; kupferne Scheiben 454 Pfd.;
5525 Kupferplatten zum Beschlagen im Gewichte von 30,824 Pfd.; kupferne
Naͤgel zum Beschlagen 4960 Pfd., mithin im Ganzen an Kupfer 91,763 Pfd. An
mittleren und kleinen eisernen Naͤgeln zu den Wassergaͤngen wurden
verbraucht 770 Pfd., an gewalztem Blei 6290 Pfd.; an fettem Theere 25,180 Pfd.; an
troknem Theer oder Schiffspech 13,312 Pfd., an Theer 4730 Pfd. Zu den Segeln waren
31,512 Meter Zeug noͤthig, und diese Menge mußte, da das Schiff
gewoͤhnlich 2 vollstaͤndige Segelwerke hat, doppelt genommen werden.
Zur großen Flagge allein brauchte man 270 Meter Zeug. Als Ballast liegen im Schiffe
700 Tonnen Eisengaͤnse im Kielraͤume, die beilaͤufig 2500
Fasern, jedes mit 2000 Pfunden gleichkommen. Wenn das Schiff unter Segel, und mit
seinem Ballast, seinen Kanonen, seiner Bemastung, seinem Segelwerke und seinen
Lebensmitteln versehen ist, so wiegt es 1000,400,000 Pfd., mithin beinahe so viele
Pfunde, als im Jahre 1831 das Budget Frankreichs Franken betrug. (Aus dem Supplément au Temps. August 1831.)
Monin's Rettungsmittel bei
Schiffbruch.
Hr. Monin trug am 22. August zu Paris eine Abhandlung
uͤber die Rettung aus der Gefahr des Ertrinkens bei Schiffbruch vor, und
empfiehlt darin, bei stuͤrmischem Wetter rund um die Schiffe große Blasen aus
Ochsen- oder Pferde-Haͤuten, welche mit Luft gefuͤllt
worden, zu befestigen. Diese Blasen wuͤrden das Versinken des Schiffes, wenn es
schon mit Wasser gefuͤllt waͤre, hindern. Um das Scheitern der Schiffe
an Felsen und Klippen zu verhindern, schlaͤgt er vor, zwischen den
Kupferbeschlag und das Holz der Schiffe Matrazzen aus Haaren oder alter Leinwand zu
bringen, und dadurch die Gewalt der Stoͤße zu vermindern. (Aus dem Register of Arts. Februar 1831, S. 28.)
Cummerow's Verbesserungen im
Treiben von Bothen.
Hr. Karl Cummerow ließ sich bekanntlich am 10. December
1828 in Folge einer Mittheilung, die ihm von einem Fremden gemacht wurde, ein Patent
auf Verbesserungen im Treiben von Bothen geben. Diese Verbesserungen sollen nun dem
London Journal of Arts December 1831 S. 144 zu Folge
durchaus nicht neu seyn, und in der Anwendung eines sich drehenden horizontalen
Ruders bestehen, welches aus einem duͤnnen, spiralfoͤrmig ein Mal um
eine Achse, nach Art eines Schraubenganges gewundenen Metallblatte gebildet wird.
Dieses Ruder wird an dem Hintertheile des Schiffes und in der Naͤhe des
Kieles horizontal unter das Wasser getaucht. Wird nun die Achse dieses Ruders in
drehende Bewegung gesezt, so soll sich die gewundene Flaͤche des Ruders durch
das Wasser schrauben, und auf diese Weise das Schiff vorwaͤrts treiben.
Fell's Maschine zum Heben von
Wasser.
Die Maschine oder der Apparat zum Heben von Wasser, auf welche sich Richard Fell von Fountain Yard am 24. Mai 1831 ein Patent
ertheilen ließ, zeigt, dem Register of Arts Januar 1832,
S. 298 zu Folge, so viele Verstoße gegen die Grundsaͤze der Hydraulik und der
Mechanik, daß sie hoͤchstens in sofern von Nuzen seyn kann, als sie andere
von aͤhnlichen Irrthuͤmern abhalten duͤrfte. Das Register findet es nur dadurch erklaͤrlich, wie
der Patent-Traͤger so viele Zeit und so große Kosten auf seine
patentirte Erfindung wenden konnte, daß es vermuthet, derselbe habe gar keine
Versuche mit seinem Apparate angestellt. Es ist uͤberzeugt, daß ein einziger
Versuch den Erfinder uͤber die Unzwekmaͤßigkeit seiner Erfindung
haͤtte aufklaren muͤssen.
Dr. Smith's Luftreinigungsmittel.
Hr. Dr. J. C. Smith will ein
Recept oder ein Mittel gefunden haben, durch welches er die Gebaͤude oder
Gemaͤcher, in denen sich irgend ein Anstekungsstok befinden soll, reinigen zu
koͤnnen vorgibt. Das Parliament verlieh dem Hrn. Doctor fuͤr seine
Entdekung eine Gratification von 500 Pfd. Sterl. (6000 fl.), die sie sich
fuͤglich haͤtte ersparen koͤnnen, da des Hrn. Dr. Smith's vermeintliche Erfindung lediglich in den
schon laͤngst bekannten salpetersauren Raͤucherungen besteht. Ist das
Parliament wirklich so unwissend, daß es hievon keine Kenntniß hatte? Man
haͤtte doch glauben sollen, daß es dann wenigstens Sachverstaͤndige
vorher zu Rathe gezogen haben sollte. Nach dem Repertory of
Patent-Inventions Februar 1832 S. 97 lautet des Hrn. Doctors Recept
folgender Maßen: Man nehme 6 Drachmen gepulverten Salpeter, und vermische ihn in
einer Theeschale mit 6 Drachmen Vitrioloͤhl, wovon man jedoch nur 1 Drachme
auf ein Mal zusezt. Man stelle die Schale waͤhrend dieser Zubereitung auf
einen heißen Herd, oder auf eine erhizte Eisenplatte, und ruͤhre die Mischung
mit einem Stuͤke eines koͤlnischen Pfeifenrohres oder mit einem
Glasstabe um. Die Schale muß an verschiedene Stellen des Zimmers gebracht
werden.
Weingeist und Terpenthinoͤhl, ein vorzuͤgliches
Brennmaterial fuͤr Lampen.
Hr. Isaiah Jennings in der City of New York ließ sich am
16. October 1830 ein Patent auf ein Brennmaterial geben, welches sich sehr
vortheilhaft statt des Oehles in den gewoͤhnlichen Lampen brennen
laͤßt. Dieses Material besteht nun aus einem Gemische von Alkohol und
Terpenthingeist. Der Patent-Traͤger sagt: „man mische, um
das Gemisch zu erhalten, gleiche oder ungleiche Theile Alkohol und
Terpenthingeist zusammen, schuͤttle sie gut, und lasse sie dann eine Zeit lang stehen.
Der Alkohol wird sich mit einer geringen Menge Terpenthingeist, ungefaͤhr
mit 1/8, verbinden, und kann dann abgezogen werden, wo er hierauf zum Gebrauche
fertig ist.“ Das Register of Arts Januar
1832, S. 304 bemerkt hierzu: „Es ist den Chemikern laͤngst bekannt,
daß sich der Alkohol und Terpenthingeist mit einander verbinden lassen, und daß
diese Verbindung mit glaͤnzender Flamme brennt. So viel wir wissen, wurde
dieselbe jedoch noch nicht als Brennmaterial zum Hausgebrauche empfohlen oder
angewendet, wir sahen sie in einer Argand'schen Lampe brennen, und fanden die
Flamme hell, dicht und glaͤnzend. Die Flamme laͤßt sich bedeutend
staͤrker machen, als jene des Oehles, ohne daß der geringste Rauch
entsteht. Der Terpenthin verbreitet nicht den mindesten unangenehmen Geruch. Der
Patent-Traͤger sagt, daß dieses Gemisch nicht hoͤher zu
stehen kommt, als der Wallrath, und daß er Einrichtungen treffen wird, in Folge
deren er es sogar bedeutend wohlfeiler liefern kann, als dieser zu haben ist.
Der Docht wird durch die Verbrennung kaum geschwaͤrzt, und die Lampe wird
weder naß noch schmierig. Der Patent-Traͤger benuzt Dochte aus
Draht, und findet dieselben sehr gut; wahrscheinlich duͤrfte aber
faseriger Asbest den Vorzug verdienen, wenn man keinen baumwollenen Docht, der
uͤberall zu haben ist und der allen Zweken entspricht, haben wollte. Die
Freunde der Maͤßigkeit, und die Temperance-Societies werden gegen diese Anwendung des
Branntweins gewiß nichts einzuwenden haben, und sie zu beguͤnstigen
suchen.“
Benuzung der Steinkohlen-Asche zu Kitt oder
Moͤrtel.
Hr. Verger theilte der Société industrielle zu Nantes eine interessante Notiz
uͤber die Benuzung der Asche der Oefen, die mit Steinkohlen geheizt werden,
zu Kitten und Moͤrtel mit, aus welcher der Bulletin
des Sciences technolog. Junius 1851, S. 124 Folgendes auszieht. Es ist
bekannt, daß der beruͤhmte hydraulische Kalk von Tournay seine
vorzuͤglichen Eigenschaften großen Theils dem Umstande verdankt, daß sich der
Kalk waͤhrend des Brennens mit der Asche des Brennmateriales verbindet,
welches zum Heizen des Ofens dient. Zu Mons wird auf folgende Art ein sehr guter
Kitt bereitet: man zermahlt die Asche der Steinkohlen in einer senkrechten
Muͤhle oder unter dem Stempel, und siebt sie dann; eben so verfaͤhrt
man dann mit dem Kalke, von welchem man hierauf etwas mehr als die Haͤlfte,
etwa 3/5 oder 5/9 unter die Asche mengt.
Ziegel aus Schlaken und Glasschaum.
Da, so viel wir wissen, bei uns die Schlaken der Hochoͤfen und
Glashuͤtten noch nirgendwo anders, als hoͤchstens zum Straßenbaue
benuzt werden, so wollen wir unsere Landsleute darauf aufmerksam machen, daß in
Schweden und England schon seit langer Zeit sehr gute Ziegel aus diesen Schlaken
verfertigt werden. Die große Bruͤchigkeit, dieser einzige Einwurf, der sich
bisher gegen die Benuzung der Schlaken als Baumaterial machen ließ, laͤßt
sich naͤmlich sehr leicht durch einige Versuche vermeiden, da diese
Bruͤchigkeit theils von einem zu geringen Gehalte an Kieselerde, theils und
meistens aber von der zu schnellen Abkuͤhlung herruͤhrt. Wir wollen
uns hier nicht bei den Bestandtheilen der Schlaken aufhalten, sondern bloß kurz
bemerken, daß dieselben meistens aus Kieselerde, Thonerde, Kalkerde, Schwererde,
Kohlenstoff, Metalloxyden, Schwefel oder Phosphor bestehen, je nach der Natur des
geschmolzenen Erzes und des angewendeten Zuschlages oder Flußmittels. Die Methode,
nach welcher man in Schweden aus den Schlaken sowohl Ziegel, als groͤbere
Gefaͤße verfertigt, wird von Hrn. Monneuse im Journal des connaiss. usuelles, und aus diesem im Bullet. des Scienc. technol. Junius 1831, S. 87 auf
folgende Weise beschrieben. In der Naͤhe der Oeffnung, bei welcher die
Schlaken ausfließen, wird ein kleiner, gut ziehender Krummofen mit einem Blasbalge
angebracht, dessen innerer Raum von Vorn nach Hinten erhoͤht ist, und einen
Tiegel bildet. An der Seite dieses Ofens befindet sich eine Oeffnung, durch welche
ein Arbeiter mit einem Stabe die Schlaken umruͤhren kann, die durch eine
Communicationsrinne in denselben gelangen. Ein zweiter Arbeiter nimmt dann die
umgeruͤhrte Masse mit einem Loͤffel und gießt sie in Model von
gehoͤriger Form, die auf heißen Sand gestellt werden muͤssen. Ein
dritter Gehuͤlfe ruͤhrt die Schlaken mit einer Eisenstange so lang in den Modeln um, bis
sie beinahe erkaltet sind. Die Ziegel ziehen sich etwas zusammen, und koͤnnen
noch ein Mal gehoͤrig gebrannt werden, wodurch sie sehr fest, wenig
bruͤchig und erst zum Verkaufe recht geeignet werden. Sollten die Ziegel
ungeachtet dieser Vorsichtsmaßregeln doch bruͤchig werden, so muͤßte
man Kohlenpulver, ausgelaugte Asche, Glasscherben, Fayence-Truͤmmer
oder weißen oder gelben Flußsand in die Schlake werfen, und den Blasbalg spielen
lassen. Diese Substanzen bilden naͤmlich, ohne zu schmelzen, einen Teig und
geben vortreffliche Resultate. Ein Versuch dieser Art ist gar nicht kostspielig; man
kann naͤmlich zuerst einen Probeziegel mit den Schlaken allein machen, aus
dem man sehen wird, woran man sich zu halten hat.
Statistische Uebersicht des Marmor-Handels und des
Steinmez-Gewerbes im Departement de la Seine im
J. 1827.
1. Anstalten und Unternehmer.
110, wovon: 4 Kaufleute, 6 Commissionaͤre und 100 Steinmeze. Der
Mobiliar- und Immobiliar-Werth dieser Anstalten betrug 1,859,000 Fr.,
wobei fuͤr jede Anstalt 14,500 Fr. Miethzins und 2400 Fr. fuͤr
Strafen, Kosten und Geraͤthschaften angenommen sind. Das Interesse dieses
Capitales zu 6 pCt. betraͤgt (A) 111,540 Fr.
2. Ausgaben. Es sind 925 Arbeiter beschaͤftigt,
naͤmlich: 90 Saͤger, (man zaͤhlt zwar 200 Saͤger, die
jedoch nur abwechselnd arbeiten, so daß man nur 90 annehmen kann, welche
bestaͤndig arbeiten); 40 Bildhauer (ohne jene, welche fuͤr die
Regierung arbeiten); 300 Steinmeze; 400 Polirer; 95 Magazin-Jungen. Da der
mittlere Taglohn der ersten 5 Fr. 50 Cent., jener der zweiten 6 Fr., der dritten 4
Fr., der vierten 3 Fr. 50 C. und der fuͤnften 2 Fr. 50 C. betraͤgt, so
ergibt sich hieraus ein Taglohn von (B) 938,875 Fr.
Die Materialien bestehen aus Marmor, Stein und Granit, der von Cherbourg und
Saint-Honorine kommt. Ein Theil des Marmors wird in Paris bearbeitet, und
kann roh auf 14,000 Cub. Fuß gerechnet werden: davon kommen 9000 Fuß aus den
suͤdlichen Departements und dem Auslande, und 5000 aus dem Norden, aus
Belgien und Flandern.
Der in Platten gesaͤgte Marmor wird auf eine Oberflaͤche von 216,000
Fuß geschaͤzt, und hiervon kommen 36,000 aus dem suͤdlichen Frankreich
und aus dem Auslande, und 180,000 Fuß aus dem Norden. Gin anderer Theil Marmor kommt
ganz bearbeitet nach Paris, und gibt 3600 Kamine, 1600 Zoll fuͤr
Moͤrser und andere Gegenstaͤnde, und Bodenplatten fuͤr 4000
Toisen.
Diese beiden Arten von Marmor geben eine
Auslage von
(C) 1,222,200 Fr.
Was die Steine betrifft, so muß man 4000
Toisenannehmen, die zu Bodenplatten bestimmt sind und 84,000
Fr.geben, waͤhrend man jene, welche zu Kaminen,
Grabmaͤhlern,Brunnen etc. bestimmt sind, auf 157,500 Fr.
schaͤzenkann: in Summa
(D)
241,500 Fr.
An Granit kommen 800 Cub. Meter nach Paris,
welcheeinen Werth geben von
(E) 146,700 Fr.
Die Kosten bei den Patenten, welche bei
jeder Anstalt500 Fr. betragen, geben eine Ausgabe von
(F) 55,000 Fr.
Rechnet man Alles von A bis F zusammen, so
erhaͤltman eine Gesammtausgabe von
2,715,815
Fr.
3. Einnahmen.
Der Werth der Materialien gibt
1,610,400
Fr.
Der Gewinn bei der Bearbeitung
1,595,000
Fr.
––––––––––––––
Summe
3,205,400
Fr.
Der Ueberschuß des Ertrages betraͤgt mithin 489,585 Fr., woraus sich
ergibt:
1) daß der Gewinn in Hinsicht auf den ganzen Betrag der Auslagen
18 pCt.
2) in Hinsicht auf den Gesammtbetrag des Verkaufes 15 pCt.;
und
3) fuͤr jeden einzelnen Unternehmer im Durchschnitte
jaͤhrlich 4450 Fr. betraͤgt. Aus diesem geringen
jaͤhrlichen Gewinne eines Steinmezes zu Paris laͤßt sich wohl die
fuͤr die Hauptstadt geringe Zahl derselben erklaͤren. (Aus dem Recueil industriel. August 1831, S. 69.)
Macomber's Composition zum
Bestreichen der Haare fuͤr Huͤte.
Hr. Laban. L. Macomber hat sich dem Franklin Journal zu Folge ein Patent auf eine Composition geben lassen,
durch welche der Filz so biegsam und elastisch gemacht werden kann, daß man die
daraus verfertigten Huͤte nach Belieben biegen und zur Waͤsche
einpaken kann, und daß sie dessen ungeachtet leicht wieder ihre fruͤhere
Gestalt annehmen. Er loͤst zu dieser Composition Cautschuck, mit
Gummi-Lak oder anderen Gummiarten vermengt, auf. Wenn man Gummi-Lak
nehmen will, so soll man den Cautschuck in Terpenthingeist oder in irgend einem
anderen zwekmaͤßigen Aufloͤsungsmittel, und den Gummi-Lak in
Weingeist aufloͤsen. – Ein aͤhnliches Patent wurde bereits in
England genommen. (Bullet. d. Scienc. technol. Junius
1831, S. 96.)
Wie alter Gyps wieder brauchbar gemacht werden kann.
Ein Hr. Belargent gibt im Journal
des Connaissances usuelles nachstehendes Verfahren an, durch welches man
alten Gyps wieder brauchbar machen kann. Man gibt in einen aufrecht stehenden
Wasserbehaͤlter mit einem einzigen Boden, welcher 40 Eimer zu fassen vermag,
ein halbes Pfund Aezkalk, und sezt, wenn dieser Kalk sich ganz aufgeloͤst
hat, 3 Liter Schwefelsaͤure zu. Nachdem nun dieses Wasser bis auf den Boden
mit einem Stoke gut umgeruͤhrt worden, gießt man es in andere, mit altem
Gypse gefuͤllte Faͤsser, in welchen dann die Wiederherstellung dieses
Gypses innerhalb 2 Stunden vollendet ist. Will man das Wasser wieder brauchen, so
muß man es wieder in seinen Behaͤlter bringen, und die Dosen des zugesezten
Kalkes und der Schwefelsaͤure erneuern. Man kann, anstatt das Wasser auf den
Gyps zu gießen, auch Bassins anwenden, den Gyps in Koͤrbe bringen, und ihn
darin eine gleiche Zeit uͤber begießen. Der Schaum, welcher sich hierbei
bildet, muß entfernt werden, da derselbe der Guͤte des Productes schaden
wuͤrde. Wenn der Gyps eine bestimmte Menge Wasser, beilaͤufig 1/6,
eingesogen hat, so muß man dasselbe ersezen, ehe man ihm neue Saͤure und
neuen Kalk zusezt. Der Gyps, den man so behandeln will, muß sehr troken seyn. Den
nach obiger Weise bearbeiteten Gyps bringt man dann an einen trokenen, luftigen Ort,
bis er seine Feuchtigkeit abgegeben hat, worauf man ihn auf irgend einem Herde
troknen, und zulezt mahlen kann. Er kann nun wie der beste Gyps gebraucht werden.
(Aus dem Bulletin d. Scienc. technol. Junius 1831, S.
89.)
Neues Ersazmittel fuͤr Holzschnitte.
Ein junger Kuͤnstler in England hat juͤngst eine Erfindung gemacht,
durch welche, wenn sie den Erwartungen und Hoffnungen desselben nur halb entsprechen
sollte, die Holzschnitte bald groͤßten Theils verdraͤngt werden
duͤrsten. Das Verfahren bei dieser neuen Erfindung, welches offenbar vom
Stereotypiren hergeleitet zu seyn scheint, ist, so viel bis jezt bekannt geworden,
folgendes: Eine glatte und ebene Metallplatte wird in der Dike des vorspringenden
Theiles von Buchdrukerlettern mit einer geschmeidigen, die Hize vertragenden
Substanz uͤberzogen. Was der Erfinder hierzu anwendet, ist nicht bekannt,
doch scheint es, daß manche Arten von Toͤpferthon diesem Zweke sehr wohl
entsprechen duͤrften. In diese Substanz wird, so lang sie noch weich ist, die
Zeichnung mit einem scharfen Instrumente gravirt, und zwar so, daß jeder der Striche
bis auf die Metallplatte dringt. Die großen Vortheile hierbei sind, daß der Graveur
mit einem Materiale zu thun hat, welches sich viel leichter bearbeiten laͤßt,
als das Buchsholz, daß die Zeichnung, wie beim Kupferstechen, in das Material
eingeschnitten wird, und daher nicht erhaben wird; und endlich, daß die Zeichnung
nicht umgekehrt gemacht zu werden braucht, was sehr wichtig ist, besonders wenn
zugleich Buchstaben oder Schriftzuͤge gravirt werden sollen. Ist dieß
geschehen, so braucht die Platte nur mehr gehaͤrtet zu werden, so daß man
eine oder mehrere Platten aus Stereotypmetall von derselben abziehen, und mit diesen
auf gewoͤhnliche Weise eine beliebige Zahl von Abdruͤken machen kann.
Sollte diese Methode gelingen, und sich tauglich beurkunden, so duͤrften die
Kosten von Abdruͤken dieser Art aͤußerst gering werden. (Aus dem Mechanics Magazine Nr. 443)
Nachricht fuͤr Schnellschreiber.
Der Bulletin de la Société d'encouragement
Oktober 1831 S. 460 enthaͤlt einen sehr ausfuͤhrlichen und sehr
interessanten Bericht des Hrn. Jomard uͤber die
verschiedenen Methoden der Tachygraphie und Stenographie, den wir wegen seiner
großen Ausdehnung, und wegen Mangel an Raum um so weniger mittheilen koͤnnen,
als dieser Gegenstand, streng genommen, nicht in das Gebiet der Polytechnik
einschlaͤgt. Wir muͤssen uns daher damit begnuͤgen, jene, die
besonderes Interesse an der Geschwindschreibekunst haben, auf diesen Aufsaz
aufmerksam gemacht zu haben.
Ueber die Seidenfabrikation in England.
Es wurde lange in England daruͤber geklagt, daß es keine erschoͤpfenden
und genauen Abhandlungen und Werke uͤber die Geschichte und die
allmaͤhlichen Fortschritte der verschiedenen Fabrikationszweige gibt, denen
doch dieses Land lediglich sein hohes Emporkommen, alle seine Bluͤthe und
seinen ganzen Reichthum zu verdanken hat. Die Gesellschaft zur Verbreitung
nuͤzlicher Kenntnisse hat diesen Mangel erkannt; die Cabinet Cyclopaedia verspricht demselben abzuhelfen; denn schon hat der
erste Band dieser lezteren mit Dr. Larduer's Abhandlung
uͤber die Seidenfabrikation,A Treatise on the Origin, progressive Improvement and
present state of the Silk Manufacture. Kl. 8° London 1831.Longmanand Comp. bei welcher diese Luͤke besonders fuͤhlbar war, wenigstens in
dieser Hinsicht ein großes Beduͤrfniß befriedigt. Das Mechanics Magazine gibt in Nr. 430 S. 85 eine gedraͤngte Uebersicht
dieses Werkes, die sehr zu dessen Gunsten spricht, so daß wir dasselbe nicht bloß
allen denen, die sich mit diesem Fabrikationszweige in's Besondere
beschaͤftigen, sondern auch denen zur Nachlese empfehlen, die sich mit
Untersuchung der Vortheile der freien Einfuhr oder der Prohibitivmaßregeln abgeben.
Hr. Dr. Lardner ist naͤmlich ein Anhaͤnger
der Huskisson'schen Maßregel, die schon so oft vertheidigt, und eben so oft
angefochten worden. Er zeigt, daß die Seidenfabrikation seit Befolgung dieses
Systemes zugenommen hat, und schreibt diese Zunahme lediglich diesem Systeme zu,
obschon sie vielleicht ohne dasselbe noch groͤßer gewesen seyn wuͤrde.
Ueberdieß ist Hr. Lardner auch den Beweis schuldig
geblieben, daß sich, bei dieser Zunahme der gelieferten Arbeit, auch der Gewinn in
gleichem oder wenigstens gehoͤrigem Verhaͤltnisse vermehrt habe, daß
die Fabrikanten in dem Maße besser stehen, worauf es doch hauptsaͤchlich
ankommt, wenn uͤber den Nuzen einer aͤhnlichen Maßregel abgeurtheilt
werden soll. – Das Werk des Hrn. Lardner
zerfaͤllt in drei Abschnitte, von denen der erste, welcher der Geschichte
gewidmit ist, besonders großes Interesse hat. Wir wollen nur ein Paar Stellen
ausheben, die im Mech. Mag. mitgetheilt sind. Im J. 1718
waren die Maschinen fuͤr Seidenarbeiten in England noch so unvollkommen, daß
die meiste Organsin-Seide aus Italien eingefuͤhrt wurde; erst um diese
Zeit gelang es Hrn. Lombe von Derby, indem er sich als
einfacher Arbeiter verkleidete, sich genaue Zeichnungen der piemontesischen
Maschinen zu verschaffen. Nach diesen errichtete er bei seiner Zuruͤkkunft an
dem Flusse Derwent in Derby eine ungeheuere Spinnmuͤhle, fuͤr die er
fuͤr 14 Jahre ein ausschließliches Privilegien erhielt. Diese große Maschine
hatte 26,586 Raͤder und 97,746 Bewegungen, durch welche bei jeder Umdrehung
des Wasserrades, welches die Maschine in Bewegung sezte, 73,726 Yards
Seidenfaͤden erzeugt wurden. Da nun das Rad in jeder Minute drei Umdrehungen
machte, so konnte die Maschine taͤglich die ungeheuere Menge von 318,504,960
Yards Organsin-Seide hervorbringen! Die gesammte Maschinerie wurde von einem
einzigen. Wasserrade getrieben, das der damaligen Mechanik große Ehre machte, indem
einzelne oder mehrere der Bewegungen nach Belieben gesperrt werden konnten,
waͤhrend die uͤbrigen ungestoͤrt fortliefen. Das
Fabrikgebaͤude hatte 5 Stokwerke und eine Laͤnge von 1/8 einer
englischen Meile. Der Bau desselben dauerte so lang, und veranlaßte so große Kosten,
daß der Patent-Traͤger nach dem Verlaufe der Dauer seines Patentes
noch unmoͤglich Ersaz dafuͤr erhalten haben konnte. Er wendete sich
daher im J. 1731 an das Parliament, um eine Verlaͤngerung Seines Patentes auszuwirken,
die ihm jedoch verweigert wurde, weil das Parliament das Wohl seines Landes so gut
verstand, daß es einsah, daß ein Gegenstand von so großem und nationalem Interesse
nicht laͤnger das Monopol eines Einzigen bleiben koͤnne und
duͤrfe. So wohlthaͤtig das Parliament hierdurch auf den Aufschwung
dieses Industriezweiges im ganzen Lande wirkte, eben so wollte es sich auch gegen
Sir Thomas Lombe fuͤr seine großen
Bemuͤhungen und Aufopferungen, mit welchen er der ganzen Nation unendlichen
Nuzen verschaffte, dankbar bezeugen. Es bewilligte ihm daher eine Summe von 14,000
Pfund Sterling unter der einzigen Bedingung, dgß er Sachverstaͤndigen
erlaube, ein genaues Modell seiner Maschine zu verfertigen, welches die Regierung
zur Belehrung fuͤr Jedermann aufstellen ließ. Unter den Gruͤnden, aus
welchen obige Summe dem Sir Thomas bewilligt wurde, ist
auch aufgefuͤhrt, daß der edle Sir dadurch großen Nachtheil erlitt, daß der
Koͤnig von Sardinien, einsehend was die Seidenfabrikation seiner Staaten von
der Verbreitung dieses Industriezweiges in England zu fuͤrchten habe, die
Ausfuhr der rohen Seide aus seinen Staaten verbot.
Als Beweis, daß die englischen Seidenfabrikate jenen des Continentes, und namentlich
den franzoͤsischen, nicht mehr nachstehen, erzaͤhlt Hr. Lardner Folgendes. Kurze Zeit bevor noch die
Huskisson'sche Verordnung vom Jahre 1824 eintrat, ließ sich ein sehr angesehener und
erfindungsreicher, franzoͤsischer Fabrikant in London nieder, und erregte die
Eifersucht der englischen Seidenweber in hohem Grade. Man sagte sogar, der Hauptzwek
des franzoͤsischen Fabrikanten sey, durch seine Fabrik einen Dekmantel
fuͤr die eingeschwaͤrzten franzoͤsischen Seidenwaaren zu
bilden. Man umlagerte daher die Fabrik bestaͤndig mit Spionen, worauf der
Unternehmer selbst auf die genaueste Untersuchung seines Waarenlagers drang. Bei
dieser Untersuchung fanden sich nun 37 Stuͤke, die von den ersten
Sachverstaͤndigen zu Spitalfields fuͤr fremde Waare erklaͤrt
wurden, bis der Fabrikant die englischen Weber
vorstellte, welche diese Stuͤke verfertigt hatten! – Man glaubt
gegenwaͤrtig, daß die englischen Seidenwaaren die Lyoner sogar bald
uͤbertreffen werden, weil in England weit mehr mechanische Kenntnisse
verbreitet sind, und weil man in Folge derselben bestaͤndig Verbesserungen an
den Maschinen anbringt, waͤhrend man zu Lyon beinahe immer noch den
Jacquard'schen Stuhl mit allen seinen urspruͤnglichen Unvollkommenheiten
beibehaͤlt. In einer einzigen und sehr wichtigen Hinsicht behaupten jedoch
die Lyoner-Waaren noch immer einen Vorzug vor den englischen. Ihre Dessins
sind gefaͤlliger, anmuthiger, bieten mehr Abwechslung dar, und zeigen auch
einen besseren Geschmak, als man ihn an den englischen trifft, die mehr dem
englischen Nationalcharakter entsprechen. Abgesehen von der groͤßeren
Leichtigkeit aller franzoͤsischen; abgesehen davon, daß man daran gewohnt
ist, die Moden in dieser Hinsicht aus Frankreich zu erhalten, und daß man deßwegen
allein schon den franzoͤsischen Mustern den Vorzug einraͤumt;
abgesehen von dem Talente und der Fruchtbarkeit der Franzosen in diesen Dingen,
scheint ein wesentlicher Grund ihres Vorsprunges, wie Hr. Lardner treffend sagt, darin zu liegen, daß sie dieses Talent systematisch
bilden und vervollkommnen. Diese Ausbildung erhaͤlt dasselbe ganz
vorzuͤglich durch die École des Arts zu
Lyon, in welcher die Zeichenkunst in allen ihren einzelnen Zweigen gruͤndlich
gelehrt wird, und die Musterzeichner nach den besten Regeln der Kunst unterrichtet
werden.
Feuersbruͤnste zu London und in der Nachbarschaft im
Jahr 1831.
Hr. Baddeley gibt im Mechanics'
Magazine Nr. 442 S. 309 eine interessante Uebersicht der
Feuersbruͤnste, welche im Jahr 1831 in und um London Statt fanden. Ihre Zahl
betrug 220, wovon sich im Januar 23, im Februar 21, im Maͤrz 21, im April 20,
im Mai 14, im Junius 17, im Julius 12, im August 15, im September 19, im October 15,
im November 24 und im December 19 ereigneten. Bei diesen Feuersbruͤnsten
wurden 72 Gebaͤude zerstoͤrt, 16 zum Theil zerstoͤrt und 132
beschaͤdigt; Menschenleben gingen 10 zu Grunde! Beruͤksichtigt man die
vielen Rettungsapparate, die in England schon erfunden worden, so wird man diese
Zahl immer noch sehr groß finden; sie ist jedoch bedeutend geringer, als in den
vorhergehenden Jahren, und Hrn. Baddeley zu Folge sind
alle diese Ungluͤksfaͤlle entweder durchaus unabwendbar gewesen, oder
durch die verkehrten
Handlungen der Ungluͤklichen selbst bewirkt worden. Auch die Zahl der
Feuersbruͤnste hat sich vermindert; das Verhaͤltnis der
zerstoͤrten Gebaͤude zur Gesammtzahl der Feuersbruͤnste hat
sich zwar verbessert, ist aber immer noch unguͤnstig genug. Die Zahl der
Stationen, an welchen die Assecuranz-Compagnien dermalen Feuersprizen haben,
betraͤgt gegenwaͤrtig 31; die Zahl der Feuersprizen und der
Sprizenleute hat in Folge der Vereinigung einiger Compagnien seit 5 Jahren
abgenommen. Vor 5 Jahren wurden naͤmlich 50 Feuersprizen unterhalten,
dermalen nur 38, was fuͤr London eine aͤußerst geringe Menge ist.
Diese Vereinigung der Huͤlfsmittel mehrerer Compagnien wurde zwar fuͤr
diese vortheilhafter, nicht so aber fuͤr das Publicum, indem die
Schnelligkeit und Sicherheit der Rettung immer mit der Zahl der Feuersprizen und der
Sprizenleute im Verhaͤltnisse stehen wird. – Um den Einfluß
verschiedener Gewerbe auf die Feuersgefahr zu zeigen, wollen wir ein Verzeichniß der
Feuersbruͤnste nach diesen hier beifuͤgen. Man wird finden, daß bei
jenen Gewerben, bei welchen die meiste Gefahr Statt findet, doch nicht immer die
meisten Unfaͤlle sich ereignen, weil mit dem Grade der Gefahr auch mehr
Vorsichtigkeit beobachtet wird. Bemerken muͤssen wir jedoch, daß bei weitem
nicht alle der angegebenen Feuersbruͤnste auf Rechnung der Gewerbe kommen, da
sie großen Theils in den Wohnstuben ausbrachen.
Zahl der
Feuersbruͤnste.
Baͤker
7
Korbmacher
1
Buchhaͤndler und
Papierhaͤndler
4
Schuhmacher
3
Brauer
3
Maurer und Baumeister
3
Troͤdler
2
Buͤrstenmacher
2
Fleischer
3
Kunstschreiner
8
Zimmerleute
4
Bildhauer und Vergolder
1
Kraͤmer
8
Kaͤshaͤndler
5
Chemiker und Materialisten
4
Kohlenhaͤndler
3
Kaffeeroͤster
1
Zukerbaͤker
1
Boͤttcher
1
Kupferniederlagen
1
Branntweinbrenner
1
Einsalzer
1
Privat-Wohnhaͤuser
46
Faͤrber
1
Mechaniker
1
Kupferstecher und Buchdruker
6
Seiler
1
Gasbereiter
1
Gaswerke
1
Glas- und
Porcellan-Niederlagen
4
Kurzwaaren- und
Leinenwaaren-Haͤndler
3
Hutmacher
3
Friseurs
2
Hopfenhaͤndler
1
Eisenhaͤndler
1
Lederbereiter
5
Manchester-Niederlagen
2
Bureaus und Staͤlle
2
Papiermacher
1
Gefaͤrbtes
Papier-Fabriker
1
Pfandverleiher
2
Fabriken wissenschaftlicher
Instrumente
1
Bleiarbeiter und Glasirer
2
Toͤpfer
2
Saͤgmuͤhlen
1
Sattler
1
Schiffbauer
1
Dampfwasch-Compagnie
1
Strohhut-Fabrik
1
Zukerbaͤker
3
Schneider
4
Talgkerzenmacher und
Oehlhaͤndler
10
Theater
1
Theehaͤndler und
Gewuͤrzkraͤmer
3
Bauholzverkaͤufer
2
Zinngießer
2
Tabakhaͤndler
1
Regenschirmmacher
1
Leichenbesorger
1
Traiteurs und
Kaffeehaus-Inhaber
27
Weinhaͤndler
2
Watt-Fabrikanten
2
Literatur.
Franzoͤsische.
Canal des Pyrénées, joignant l'ocean
à la Mediterranée, ou Continuation du canal du midi depuis
Toulouse jusqu'à Bayonne: par Louis Galambert. Paris, chèz
Félix Locquin, imprimeur, rue notre-Dame-des victoires,
Nr. 16. 1831. Groß 4°, 132 Seiten mit 2 geographischen Karten,
mehreren Beilagen und Tabellen.
Der große Zwek, welchen Pierre-Paul Riquet
unter der Regierung Ludwigs des Vierzehnten bei dem von ihm entworfenen und
ausgefuͤhrten Bau eines schiffbaren Canals von dem Hasen Cette im
Meerbusen von Lyon bis nach Toulouse im Auge hatte, war: eine directe Verbindung
des mittellaͤndischen Meeres mit dem Ocean mittelst der schiffbaren
Garonne herzustellen, welche von Toulouse uͤber Castel-Sarazin,
Agen, Marmende und Bordeaux fließt, und bei Bec d'Aube in den Ocean sich
ergießt. Allein dieser Zwek ist durch den so beruͤhmten Canal du midi, oder Canal de
Languedoc nur auf eine sehr unvollkommene Art erreicht worden, da der
genannte Fluß zwar stromabwaͤrts, in der Richtung von Suͤdost nach
Nordwest, schiffbar ist, in der entgegengesezten Richtung aber sehr große
Schwierigkeiten darbietet, und zu gewissen Zeiten so seicht ist, daß oft zwanzig
Bothe der Garonne nicht hinreichen, um die Ladung einer Barke des Canals von
Languedoc aufzunehmen.
Die erste Bedingung eines Seefahrt-Canals (canal
maritime), welche darin besteht, daß Schiffe von bedeutender
Groͤße und Ladung von einem Meere zum andern, ohne irgendwo umzuladen,
und mit gleicher Leichtigkeit in beiden Richtungen fahren koͤnnen, ist
also durch diesen Canal nicht erfuͤllt, und eine directe Verbindung der beiden Meere nicht bewirkt worden. Die Bewegung
auf diesem Canale, von welcher man sich eine außerordentliche Lebhaftigkeit
durch den großen Welthandel zwischen dem Ocean und dem mittellaͤndischen
Meere versprochen hatte, blieb daher groͤßten Theils auf den innern
Verkehr der zunaͤchst liegenden suͤdlichen Provinzen
beschraͤnkt; und, wie wohlthaͤtig auch seine Einwirkung auf diese
Gegenden unmittelbar sich erwies, so blieb doch der finanzielle Ertrag bis jezt
so gering, daß die Zinsen des hierauf verwendeten sehr bedeutenden Capitals, und
die Kosten seiner Unterhaltung durch den Ertrag von den
Schleußengebuͤhren nicht gedekt wurden, und die Schifffahrt auf diesem
Canale, statt eines Gewinnes, mit einem jaͤhrlichen Verluste von mehr als einer
Million Franken betrieben worden istDie erste Anlage dieses 24 1/2 deutsche Meilen langen Canals, auf welchem
nur 45 Schleußen sich befinden, hat, ohne die in der Folge
noͤthig gewordenen Verbesserungen und Zusaͤze, nach
jezigem Geldwerthe, 33 Millionen Livres gekostet, was in unserm Gelde 15
1/8 Millionen Gulden, und fuͤr die halbe deutsche Meile oder eine
bayerische Stundenlaͤnge 316,120 fl. betraͤgt; und obwohl
uͤber 3 Millionen Centner von Waaren und Producten verschiedener
Art auf diesem Canale jaͤhrlich verfuͤhrt werden, so ist
doch, nach den genauesten Berechnungen der HH. Andreossy, Say und anderer franzoͤsischen
Schriftsteller, das finanzielle Ertraͤgniß kaum 1 1/4 Procent des
ausgelegten Capitals..
Um diesen Uebelstand zu heben, eine wahrhafte Verbindung der beiden Meere
herzustellen, und dem Canal von Languedoc selbst die ihm urspruͤnglich
zugedachte Wichtigkeit zu geben, sind schon fruͤher vom General Lamarque, vom Inspecteur
général des ponts et chaussées
Dechamps, von dem Ingènieur en chef
Laupies, von den HH. de
la
Boulinière und Dralet, Vorschlaͤge zur Fortsezung dieses Canals von Toulouse
bis Bayonne gemacht worden, welche alle darin uͤbereinkamen, daß der neue
Canal von Toulouse bis St. Gaudens und Montrejeau neben der Garonne
aufwaͤrts zum Theilungspunkte am Fuße der oͤstlichen Seite der
hohen Flaͤche (plateau) zwischen Labarthe und
Avezac, und von da abwaͤrts im Thale des Arros neben diesem Flusse und
dem Adour bis in die Naͤhe von Bec-du-Gave gefuͤhrt
werden soll, wo sich derselbe in einer geringen Entfernung von Bayonne mit dem
Strome des Adour verbaͤnde.
Hr. Galabert, ein pensionirter Obrist, hat nun diese
Idee von Neuem aufgefaßt, und, nachdem er die ganze Linie auf seine eigenen
Kosten untersucht, nivellirt und aufgenommen, durch eine Unterwerfungsacte (Soumission) gegen die Regierung sich anheischig
gemacht, diesen neuen Canal, in Verbindung mit einer Gesellschaft von
Capitalisten, ohne alle Kosten fuͤr den Staat oder die Regierung,
auszufuͤhren. Die ganze Laͤnge dieses Canals wird 339,943 3/4
Meter,Dieß sind 91 7/10 bayerische Stundenlaͤngen, und um 98,798 Meter
mehr als die Laͤnge des Canal du
midi. seine Breite 22 Meter, und seine Tiefe 3 Meter betragen. Der
hoͤchste oder Theilungspunkt liegt von der oͤstlichen Seite
uͤber Toulouse 422 Meter, 22, und am westlichen Abhang gegen Bayonne 543
Meter, 97 uͤber dem Ausfluß des Adour; und diese Erhoͤhung wird
durch 276 Schleußen uͤberstiegen. Das noͤthige Speisewasser wird
dem hoͤchsten Punkte des Canals aus dem Flusse Neste, welcher in einem
suͤdwaͤrts hoͤher liegenden Thale seinen Lauf hat, durch
einen gegrabenen Stollen von 3666 Meter Laͤnge zugefuͤhrt. Die
Kosten der ganzen Anlage, welche durch den Beitritt vieler an der Unternehmung
betheiligten Unternehmer, die ihre Gruͤnde hiezu unentgeldlich abzutreten
sich erboten haben, und durch den außerordentlich niedrigen Preis der meisten
Materialien, so wie der Arbeitsloͤhnungen in jenen armen Gegenden,
ungemein erleichtert werden, schlaͤgt Hr. Galambert zu 40 Millionen Franken an, was im Durchschnitte nur 117,66
Franken fuͤr ein Meter betraͤgt.Von dem Canal de Languedoc, dessen Anlage bei
einer Laͤnge von 241,146 Meter 33 Millionen Franken gekostet hat,
kommen auf 1 Meter 136,8 Fr., und von dem Canal
Saint-Quentin, dessen Laͤnge nur 52,522 Meter
betraͤgt, 228,4 Fr. auf 1 Meter. Eine von der Direction générale des ponts et
chaussées abgeordnete Commission hat in ihrem
uͤber den Plan des Hrn. Galambert
erstatteten Berichte vom 26. December 1826, die Kosten des Canal des Pyrenées zu 58,598,482 Fr.
angeschlagen; was auf 1 Meter 172 Fr. betragen wuͤrde. Hr. Ritter
von Baader hat in seinem zu Paris im Jahre
1829 erschienenen Werke: Sur l'avantage de
substituer des chemins de fer à plusieurs canaux navigables
projetés en France, eine synoptische Tabelle von 115
englischen, franzoͤsischen und nordamericanischen Canaͤlen
von verschiedenen Dimensionen geliefert, nach welcher die Kosten der
Anlage von einem Meter im Durchschnitte auf 330,38 Fr. zu stehen kommen;
was fuͤr eine halbe deutsche Meile oder eine bayerische
Stundenlaͤnge 561,336 Gulden betraͤgt.
Dagegen berechnet Hr. Galambert das Ertraͤgniß der
Schleußengebuͤhren, welche von allen auf seinem Canale transportirten
Waaren und Producten verschiedener Art erhoben wuͤrden, mit Einschluß von 501,600
Franken, die er von der Abgabe des uͤberfluͤssigen Speisewassers
zu Bewaͤsserungen und zum Betriebe von Muͤhlen, Hammerwerken und
dgl. zu ziehen hofft, jaͤhrlich auf 5,064,385 Franken in
gewoͤhnlichen Zeiten, welches hingegen beim Ausbruche eines Krieges mit
Spanien, wenn einer in der Naͤhe von Bayonne zusammengezogenen Armee von
hundert tausend Mann die noͤthigen Lebensmittel, Fourage, Canonen,
Munition und dgl. zuzufuͤhren waͤren, bis zu 7 1/2 Millionen
jaͤhrlich steigen wuͤrde. Hienach wuͤrde das auf die Anlage
verwendete Capital im ersten gewoͤhnlichen Falle zu beinahe 13 Procent,
im lezten außerordentlichen Falle zu fast 19 Procent sich verzinsen; wovon
jedoch die Kosten der Unterhaltung und Aufsicht, welche Hr. Galambert bei seinen Berechnungen in Anschlag zu
bringen vergessen hat, abgezogen werden muͤßten.
Nun hat zwar Hr. Galambert die Kosten der Anlage
dieses Canals offenbar viel zu gering angeschlagen; und wahrscheinlich werden
diese bei der wirklichen Ausfuͤhrung die hier berechneten um das Doppelte
uͤbersteigen, wie dieß auch bei allen bis jezt in Frankreich erbauten
Canaͤlen der Fall war. Da indessen der eigentliche Zwek dieses Canals
nicht bloß auf den innern Verkehr sich beschraͤnkt, sondern
hauptsaͤchlich auf den ungleich wichtigeren großen Welthandel berechnet
ist, so duͤrften die Resultate selbst bei einem dreifachen Aufwande noch
immer sehr guͤnstig fuͤr die Unternehmer ausfallen. Denn die
Dimensionen dieses neuen Canals und seiner Schleußen sind, so wie jene des
aͤlteren Canals von Languedoc, groß genug, um kleine Seehandlungsschiffe
von 100 bis 150 Tonnen Ladung aufzunehmen, und da eine sehr bedeutende Anzahl
von Schiffen dieser Groͤße, worunter auch Dampfbothe sich befinden,
gegenwaͤrtig von den Kuͤsten des baltischen Meeres und der
Nordsee, aus Rußland, Schweden, Daͤnemark, Holland, England, Schottland,
und von den noͤrdlichen Seehaͤfen Frankreichs nach dem
mittellaͤndischen Meere, und umgekehrt aus diesem nach jenen Gegenden
segeln, wobei sie den langen Umweg um die ganze pyrenaͤische Halbinsel
machen, und die Meerenge von Gibraltar passiren muͤssen, auf welchem Wege
eine Menge derselben jaͤhrlich verungluͤkt, so ist wohl nicht
daran zu zweifeln, daß, wo nicht alle diese Schiffe, doch die meisten derselben
den ungleich kuͤrzeren, schnelleren, bequemeren, und zu jeder Jahreszeit
und bei jeder Witterung ganz gefahrlosen Weg auf dem Canale einschlagen werden,
welcher die beiden Meere mit einander verbindet, und daß die von einem so
bedeutenden Transito-Verkehr zu erhebenden Schleußengebuͤhren
allein hinreichen moͤgen, die Zinsen des ganzen auf diese Unternehmung
verwendeten Anlagcapitals nebst den Kosten der Unterhaltung und Aufsicht
reichlich zu deken.
Hierin liegt aber eben der große Vorzug der Seefahrt-Canaͤle (canaux maritimes) vor den
Binnenland-Canaͤlen, deren Ertraͤgniß, selbst bei einem
lebhaften innern Verkehre, groͤßten Theils so unbedeutend ist, daß das
auf ihre Anlage verwendete Capital im Durchschnitte kaum zu 1 1/2 Procent sich
verzinset, ja oft nicht einmal die Unterhaltungskosten verguͤtet. Aus
diesem Grunde hat man denn auch in den neuesten Zeiten uͤberall, wo eine
innere commercielle Verbindung herzustellen ist, diese kostbaren, dabei
langsamen und vielfaͤltigen, Zufaͤllen und Unterbrechungen
ausgesezten kuͤnstlichen Wasserstraßen aufgegeben, und an deren Stelle,
ja sogar neben denselben, die ungleich wohlfeiler und leichter herzustellenden
Eisenbahnen eingefuͤhrt, durch welche alle staatswirthschaftlichen
Vortheile, die von Canaͤlen dieser Art zu hoffen sind, in einem weit
hoͤheren Grade, und nicht nur ohne große finanzielle Opfer, sondern mit
einem bedeutenden Gewinne fuͤr die Unternehmer, erhalten werden
koͤnnen. Aus diesem Grunde halten wir auch die Anlage von Canaͤlen
zur Verbindung zweier Fluͤsse, die doch in einer Richtung schiffbar sind,
uͤberhaupt fuͤr eine ungluͤkliche Spekulation; und wir
koͤnnten dem allerneuesten Canalprojecte in Bayern nur dann unsern ganzen
Beifall schenken, wenn Kellheim am mittellaͤndischen Meere, und Bamberg
an der Nordsee laͤge.