Titel: | Bericht der Akademie der Wissenschaften in Paris über die Mittel, wodurch man die Verfälschung von Acten, Banknoten, Wechseln etc. und das betrügerische Ausbleichen der Schrift bei alten gestempelten Papieren verhindern kann. |
Fundstelle: | Band 44, Jahrgang 1832, Nr. XXV., S. 117 |
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XXV.
Bericht der Akademie der
Wissenschaften in Paris uͤber die Mittel, wodurch man die
Verfaͤlschung von Acten, Banknoten, Wechseln etc. und das betruͤgerische
Ausbleichen der Schrift bei alten gestempelten Papieren verhindern kann.
Aus den Annales de Chimie et de Physique. September
1831, S. 5.
Ueber Verhinderung des Ausbleichens der Schrift etc.
Der Justizminister hat in Betracht daß die straͤfliche Verfaͤlschung
der Staats- und Privatacten sehr haͤufig Statt findet, die Akademie
uͤber die Mittel berathschlagt, wodurch sie verhindert werden konnte; er
wollte außerdem wissen, ob es nicht moͤglich sey, zu verhindern, daß
Privatpersonen die Schrift aus alten gestempelten Papieren ausbleichen, um dieses
Papier dann wohlfeiler als das neue gestempelte Papier wieder zu verkaufen, wodurch
sie den Schaz um einen Theil seiner Einkuͤnfte bringen. Die Akademie ernannte
zur Untersuchung dieser wichtigen Fragen eine Commission, welche aus den HH. Gay-Lussac, Dulong, Chaptal, Deyeux, Thenard, d'Arcet,
Chevreul und Serullas bestand. Das Resultat
dieser Untersuchung legt die genannte Commission nun der Akademie vor.
Sowohl die Verfaͤlschung von Acten als das Bleichen alter gestempelter Papiere
kann durch zweierlei Mittel verhindert werden, entweder dadurch, daß man eine Tinte
anwendet, die, nachdem sie auf das gewoͤhnliche Papier aufgetragen wurde,
vollkommen unzerstoͤrbar ist, oder dadurch, daß man ein Papier gebraucht,
welches so zubereitet ist, daß man die Schriftzuͤge, welche mit
gewoͤhnlicher Tinte darauf gemacht wurden, nicht mehr veraͤndern
(ausbleichen) kann, ohne daß Spuren der Verfaͤlschung zuruͤkbleiben.
Die Commission glaubt daher die ihr vorgelegten Fragen aus einem doppelten
Gesichtspunkte betrachten und sich sowohl uͤber die unzerstoͤrbaren
Tinten, als auch uͤber die Sicherheitspapiere erklaͤren zu
muͤssen: sie wird zuerst, die Mittel, welche bis auf die Zeit, wo sie mit
dieser Untersuchung beauftragt wurde, zur Verhinderung von Verfaͤlschungen
angewandt worden sind, durchgehen.
Die Tinte der Alten war viel dauerhafter als diejenige, welche heut zu Tage im
Gebrauch ist: daruͤber wird man sich auch nicht wundern, indem dieselbe nach
Plinius, Vitruvius und Dioscorides aus Kienruß oder sehr fein zertheilter Kohle, in Gummiwasser
suspendirt, bestand. Wenn man mit dieser Tinte auf Substanzen schrieb, die so
poroͤs waren, daß sie in dieselben eindrang, so konnte man sie mit dem
Radirmesser nicht mehr so beseitigen, daß keine Spuren zuruͤkblieben; es war
also damals sehr schwer Acten zu verfaͤlschen, welche außerdem bei weitem
nicht so haͤufig waren, wie heut zu Tage. Die Tinte der Alten hatte dagegen
den Uebelstand, daß sie nicht gut floß; schrieb man damit auf weniger
poroͤses Papier, so widerstand sie weder dem Wasser noch dem Radiren und bot
dann keine hinreichende Garantie mehr dar. Dieß ist ohne Zweifel der Grund, daß die
aus Gallaͤpfeln und schwefelsaurem Eisen bereitete Tinte in Gebrauch kam,
welche besser in das Papier eindringt und leichter anzuwenden ist, als die Tinte der
Alten. Blagden fand bei der Untersuchung mehrerer
Manuscripte aus dem neunten Jahrhundert, daß man sich schon damals dieser Tinte
bediente; deßwegen muß man aber nicht glauben, daß die Tinte der Alten zu jener Zeit
schon ganz aufgegeben war; denn wenn auch einerseits das Beduͤrfniß die
Manuscripte zu vervielfaͤltigen und die Erfindung der PapiermacherkunstNach dem Pater Montfaucon hat man erst gegen das
Ende des neunten oder am Anfange des zehnten Jahrhunderts Papier aus
Baumwolle verfertigt und aus alter Leinewand nicht fruͤher als am
Anfange des vierzehnten Jahrhunderts.A. d. O. zu Gunsten der neuen Tinte waren, so sahen sich doch wieder die Copisten
wegen des hohen Preises der Manuscripte veranlaßt, nur dauerhafte Tinte anzuwenden;
sie mischten daher auch haͤufig die Tinte der Alten mit der neuen und dieses
Gemisch hatte dann den
Vortheil, daß es dauerhafter als diese und fluͤssiger als jene war; als aber
durch die Entdekung der Buchdrukerkunst die Kunst der Copisten ihre Wichtigkeit ganz
verlor, sah man bei der Schreibtinte mehr auf dunkle Farbe, Glanz und
Fluͤssigkeit als auf Unzerstoͤrbarkeit. So geschah es, daß man die
Tinte der Alten (selbst vermischt mit der neuen) ganz aufgab: uͤbrigens
konnte der nachtheilige Umstand, daß die Time keine Kohle enthielt, zu einer Zeit,
wo der Gebrauch chemischer Reagentien so zu sagen unbekannt war, nicht sehr
fuͤhlbar werden; anders verhielt es sich aber im achtzehnten Jahrhundert. Die
Entdekung des Chlors, welches eine Menge organischer Substanzen so schnell und
gaͤnzlich veraͤndert; die Anwendung desselben zum Bleichen der Zeuge,
alter leinenen Lumpen, alter Kupferstiche u.s.w.; die Verbreitung chemischer
Kenntnisse in allen Classen der Gesellschaft; die Vervielfaͤltigung der Acten
in Folge des Aufschwungs der Industrie, alle diese Umstaͤnde vereinigten sich
damals, um den Schriftverfaͤlschern die Vervollkommnung ihrer Kunst zu
erleichtern.
Wir haben bereits bemerkt, daß man schon im neunten Jahrhundert sich der
gewoͤhnlichen Tinte ohne Zusaz von Kienruß oder fein zertheilter Kohle
bediente; in der Schrift von Carreparius uͤber
Tintenbereitung, welche im Jahre 1660 erschien, findet man aber Nichts, was
vermuthen ließe, daß man damals schon das Beduͤrfniß fuͤhlte, sie
unveraͤnderlicher zu machen. Erst in dem sehr merkwuͤrdigen Werke,
welches von Lewis im Jahre 1764 uͤber denselben
Gegenstand herausgegeben wurde, wird dieser Umstand erwaͤhnt und Lewis theilt sogar Alles mit, was uͤber die
Bereitung unzerstoͤrbarer Tinten bis auf seine Zeit bekannt wurde; wir
muͤssen jedoch auch der spaͤteren Bemuͤhungen, wodurch man in
dieser Fabrikation einige Fortschritte machte, mit Lob erwaͤhnen.
Sehr viele Schriftsteller empfahlen nach dem Beispiele von Lewis, oder indem sie seine Ansichten uͤber die Bereitung
unzerstoͤrbarer Tinten weiter verfolgten, der gewoͤhnlichen Tinte
Kienruß, Elfenbeinschwarz, chinesische Tusche, die Fluͤssigkeit des
Tintenfisches, oder gefaͤrbte Extracte gewisser Pflanzen etc. zuzusezen.
Besonders stellten in dieser Hinsicht Pitolx, Wohrs, Grunner,
Lentin, Thorey, Wiegleb, Westrumb, Murray, Bosse, Scherer, Roard und Haldat Versuche an. Bosse
schlug außerdem vor, die gewoͤhnliche Tinte mit gepulvertem Braunstein
(Mangansuperoxyd) zu vermengen. Andere Schriftsteller,
unter welchen wir besonders Scherer, William Close und Scheldrake
anfuͤhren muͤssen, nahmen Kienruß, welcher mit praͤparirten
Firnissen zerrieben war; als Firniß wandten sie Copal, Ambra oder Asphalt in
wesentlichen Oehlen und
in Trokenoͤhl aufgeloͤst, an. Proust machte
die gewoͤhnliche Tinte durch eine Art Kreide (crayon), welche durch Kohle gefaͤrbt ist, unzerstoͤrbar. Thompson empfahl den Kienruß mit einer Aufloͤsung
von Stoklak in Borax anzuruͤhren, und endlich schlug Mac Culloch vor, eine Aufloͤsung von Holztheer in Kali statt
gewoͤhnlicher Tinte zu nehmen. Unter der großen Anzahl von Sicherheitstinten,
welche in den Handel gebracht, deren Bereitungsart aber geheim gehalten wurde, sind
besonders diejenigen der HH. Delunel, Dizé, und
Tarry bemerkenswerth, uͤber welche auch zu
verschiedenen Zeiten sehr guͤnstige Berichte erstattet wurden; wir wollen
jedoch hier nicht weiter in historische Details eingehen. Die Commission hatte nur
die Absicht den Weg anzudeuten, auf welchem sie die Tintenbereitung zu
vervollkommnen suchen mußte. Die Tinten, welche man in den Handel brachte und
fuͤr unzerstoͤrbar ausgab, konnten uͤbrigens alle aus dem
Papier beseitigt werden, wenn man sich mehrerer Reagentien mit Geschiklichkeit zu
bedienen wußte; sie waren außerdem gewoͤhnlich nicht fließend genug, bildeten
beim Stehen einen betraͤchtlichen Saz, hatten eine unangenehme Farbe,
erweichten die Federn, griffen das Papier an oder konnten sogar mit der Zeit die
Natur desselben veraͤndern, und so gewaͤhrten sie dem Publikum keinen
Vortheil. Man sieht also, daß vor dem Jahre 1826 dieser Theil der Frage nicht
geloͤst war; wir wollen nun sehen, wie weit es damals durch eigends
zubereitetes Papier moͤglich war die Verfaͤlschung der Acten zu
verhindern.
Bekanntlich war vor Zeiten der Inhalt der Acten durch die Unterschriften und die
Siegel, womit sie die contrahirenden Theile versahen, garantirt. In der Folge
stellte man in derselben Absicht die Acten doppelt aus oder deponirte sie bei den
Notaren und in den Staatsarchiven, oder man stempelte sie, und endlich nahm man
Papiere, welche mit geheimen Erkennungszeichen oder mit mehr oder weniger
veraͤnderlichen deutlichen Schriftzuͤgen versehen waren, wie dieses
seit vierzig Jahren bei der Fabrikation der Banknoten und des Papiergeldes
geschieht.
Lewis schlug im Jahre 1764 vor, ein duͤnnes,
poroͤses oder wenig geleimtes Papier anzuwenden, in das die
unzerstoͤrbare Tinte eindringen soll. Er riech außerdem den Papierzeug mit
Gallaͤpfelaufloͤsung zu versezen, damit das Papier die Eigenschaft
erhaͤlt, die Farbe zu befestigen, indem das uͤberschuͤssige in
der Tinte aufgeloͤste schwefelsaure Eisen oder Eisenoxyd im Innern des
Papiers durch den Gerbestoff gefaͤllt wird.
Hr. Molard der Aeltere empfahl im Jahre 1792 das Papier,
um es mit unzerstoͤrbaren Schriftzuͤgen zu versehen, mit einer
damascirten, durch das
Scheidewasser ungleichfoͤrmig angegriffenen, Stahlplatte zu bedruken, die man
nach Art der Kupferstecher anwendet.
Im Jahre 1802 gab Hr. Haldat das Blaufaͤrben des
Papierzeuges mit Lakmus als ein untruͤgliches Mittel an, um jeden Versuch zu
entdeken, welcher gemacht wird, das daraus fabricirte Papier zu
verfaͤlschen.
Die HH. Learier, Delisle und Guittot schlugen im Jahre 1811 vor, in der Mitte der Banknoten bei ihrer.
Fabrikation verschiedene Schriftzuͤge anzubringen, die aus Wolle oder Lumpen
bestehen, welche man zuvor in Farben, welche von Saͤuren und Alkalien
angegriffen werden, gefaͤrbt und sodann in feines Pulver verwandelt hat, wie
man es bei der Fabrikation der Scherwoll-Tapeten macht.
Mehrere andere, besonders englische Schriftsteller, schlugen auch vor dem Jahre 1826
vor, ein Papier anzuwenden, das von eisenblausaurem Kali durchdrungen ist, nicht nur
in derselben Absicht, weßwegen Lewis
Gallaͤpfelextract in den Papierzeug brachte, sondern auch damit die Schrift
von gewoͤhnlicher Tinte durch Saͤuren nicht zerstoͤrt wird.
Wir wollen uns nun mit den Tinten beschaͤftigen, welche der Commission als
unzerstoͤrbar uͤberschikt und dann mit den verschiedenen Sorten von
Sicherheitspapieren, die der Akademie vorgeschlagen wurden und zulezt die Resultate
der Versuche mittheilen, welche die Commission anstellen mußte, um obige beide
Fragen, so gut sie konnte, zu beantworten.
Ueber die Tinten, welche der Akademie als unzerstoͤrbar
uͤberschikt wurden.
Die Commission glaubt erklaͤren zu muͤssen, daß sie mit der
gewissenhaftesten Aufmerksamkeit die ihr zur Untersuchung uͤbergebenen
Documente studirt hat; sie koͤnnte in dieser Hinsicht in die kleinlichsten
Details eingehen; aber das voluminoͤse Actenpaker, welches sie auf dem Bureau
deponirt, und worin jedes Stuͤk den Beweis der genauesten Untersuchung
liefert; die Tabellen, welche sie ihrem Berichte beifuͤgt; die Zeit, welche
noͤthig gewesen waͤre, ihre zahlreichen Versuche zu beschreiben, und
besonders die Gefahr, welche mit der Bekanntmachung vieler Versuche (die die
Commission anzustellen fuͤr noͤthig erachtete) verbunden gewesen
waͤre, alles dieses wird sie hinreichend entschuldigen, wenn sie hier die
Details weglaͤßt, welche uns dem vorgesezten Zwek nicht naͤher bringen
koͤnnen: sie wird also nur dann von Personen sprechen, wenn es diesen
nuͤzlich seyn kann, und von Sachen nur in so fern, als sie zur Loͤsung
der Frage beitragen koͤnnen.
Die der Akademie uͤberschikten Tinten waren entweder in fluͤssigem oder in festem Zustande;
da sie hiernach unter uͤbrigens gleichen Umstaͤnden sehr große
Verschiedenheiten bei ihrer Anwendung darbieten, so wollen wir jede Sorte besonders
betrachten.
Ueber die fluͤssigen unzerstoͤrbaren Tinten,
welche der Akademie uͤbergeben wurden.
Unter neunzehn Sorten fluͤssiger Sicherheitstinten waren nur fuͤnf,
welche hier angefuͤhrt zu werden verdienen; es sind die der HH. Bosc, Dizé, Pallu, Da-Olmi und Cagnard-Latour. Alle anderen besaßen die oben
angefuͤhrten nachtheiligen Eigenschaften, welche man bisher den
Sicherheitstinten vorwarf, in hohem Grade; einige davon konnten auf dem Papier durch
die vereinte Wirkung verschiedener Reagentien ausgeloͤscht werden und
veraͤnderten sich uͤberdieß mit der Zeit in den Flaschen (worin man
sie stehen ließ, ohne sie umzuruͤhren) gaͤnzlich.
Die Tinte, welche Hr. Bosc, Director der directen Steuern
in Besançon, einschikte, ist ohne Zweifel die beste unter allen von uns
gepruͤften; sie widerstand eben so lange als das Papier allen Versuchen,
welche wir anstellten, um sie auszuloͤschen. Ihre Farbe ist aber etwas matt;
sie erweicht außerdem die Federn ein wenig und sezt mit der Zeit einen Theil ihres
Faͤrbestoffes ab, so daß man sie vor dem Gebrauch jedes Mal in der Flasche
umschuͤtteln oder in dem Tintenfaß aufruͤhren mußte; es waͤre
daher moͤglich, daß diese Tinte mit der Zeit ebenfalls die bedeutende
Veraͤnderung erleidet, welche sich bei den anderen Tinten zeigte, die
fruͤher eingeschikt wurden. Hr. Bosc sagt, daß
wenn diese Tinte an der Luft eingetroknet ist, man ihr den geeigneten
fluͤssigen Zustand durch Zusaz von Wasser oder derselben Tinte wieder
ertheilen kann; sie kommt, wie er bemerkt, nicht theuer zu stehen und koͤnnte
zu dem naͤmlichen Preise wie die gewoͤhnliche Tinte in den Handel
gebracht werden.
Die Tinte, welche Hr. Dizé unter der Benennung encre asphalique einschikte, ist nicht so
unveraͤnderlich wie die des Hrn. Bosc; sie fixirt
sich nicht augenbliklich auf dem Papier, und die frische Schrift kann sogar durch
bloßes Waschen mit Wasser großen Theils beseitigt werden; nach laͤngerer Zeit
aber wird sie unzerstoͤrbar; sie fließt außerdem nicht gut aus der Feder und
erweicht dieselbe sehr. Die Farbe der Schrift ist matt und unrein, und wird an der
Luft nicht dunkler. Diese Tinte gibt einen bedeutenden Saz, welchen man jedes Mal
aufruͤhren muß, ehe man zu schreiben anfaͤngt; endlich
veraͤndert sie sich mit der Zeit in einer gut verkorkten Flasche.
Die von Hrn. Pallu eingeschikte Tinte widersteht den
Reagentien, jedoch nicht so gut wie die beiden vorhergehenden: sie sezt sich
schnell, ist aber schoͤn schwarz und fließt gut aus der Feder. Kali ist das
Reagens, welches sie am leichtesten angreift.
Hr. Da-Olmi uͤberschikte drei Muster von
unzerstoͤrbarer Tinte; die beste darunter wird von den Reagentien nur sehr
wenig veraͤndert, hat aber eine schoͤne Farbe und fließt sehr gut aus
der Feder; die mit dieser Tinte geschriebenen Schriftzuͤge werden jedoch
durch Kali ein wenig verloͤscht. Sie laͤßt ihren Faͤrbestoff
viel zu schnell fallen und veraͤnderte sich uͤberdieß
vollstaͤndig in der Flasche.
Die Commission glaubt hier noch einer sehr fein zertheilten Kohle erwaͤhnen zu
muͤssen, welche von Hrn. Cagnard-Latour
eingeschikt wurde, und die man erhaͤlt, wenn man Kienruß in der Waͤrme
mit Schwefelsaͤure behandelt: diese Kohle bleibt sehr lange in destillirtem
Wasser suspendirt, und wuͤrde sich sehr gut zur Bereitung
unzerstoͤrbarer Tinte eignen; da die Commission aber nur eine sehr geringe
Quantitaͤt davon erhielt, so konnte sie keine hinreichende Anzahl von
Versuchen damit anstellen; sie erwaͤhnt daher dieses Productes nur, um nichts
unberuͤhrt zu lassen, was zur Verbesserung der Sicherheitstinten beitragen
kann.
Ueber die troknen unzerstoͤrbaren Tinten, welche der
Akademie uͤberschikt wurden.
Die Commission erhielt nur drei Muster unzerstoͤrbarer Tinten in festem
Zustande; die vorzuͤglichste darunter war Hrn. Dizé's
encre asphalique in Stangen. Diese Tinte hat den
Uebelstand, daß sie frisch aufgetragen zum Theil ausgewaschen werden kann und von
den Alkalien angegriffen wird. Sie fließt nicht gut, erweicht die Federn und hat nur
eine matte Farbe ohne Glanz; wenn sie aber auf dem Papier ausgetroknet ist,
widersteht sie der vereinten Einwirkung der Reagentien sehr gut. Die trokne Tinte,
welche Hr. v. Lasteyrie in Stangenform einschikte, ist
zwar hinreichend unausloͤschlich, aber doch in jeder Hinsicht geringer als
die des Hrn. Dizé. Den dritten Rang nimmt die
Tinte des Hrn. Tarry ein, uͤber welche der
Akademie im Jahre 1810 ein vortheilhafter Bericht von den HH. Berthollet, Vauquelin und Deyeux erstattet
wurde.Annales de Chimie Bd. 75. S. 194. Sie hat eine dunkelblaue Farbe; die damit geschriebenen Buchstaben
erscheinen sehr schoͤn schwarz; sie widersteht den Reagentien, welche man
nach einander darauf wirken kaͤßt, sehr gut und verdient in dieser Hinsicht
den Beifall, welcher ihr zu Theil wurde. Indessen sezt sie sich leicht, fließt nicht
ganz gut und greift die Federn ein wenig an. Hr. Tarry
versuchte seine Tinte in Stangenform zu bringen; die Muster, welche er einschikte,
besaßen aber nicht Festigkeit genug, um leicht angewendet werden zu koͤnnen:
nach laͤngerer Zeit zerfielen sogar mehrere davon in Pulver, was ein großer
Fehler ist.
Resultat der Versuche, welche die Commission
anstellte.
Die Commission hat sich bei der Untersuchung der eingeschikten Muster von
Sicherheitstinten uͤberzeugt, daß der vorgesezte Zwek durch die Fabrikation
einer Tinte, die man im fluͤssigen Zustande verkauft, nicht gaͤnzlich
erreicht werden kann. Alle diese Timen sezten naͤmlich ihren
Faͤrbestoff, wegen seiner groͤßeren Dichtigkeit viel zu schnell ab:
eine mehrjaͤhrige Erfahrung bewies uͤberdieß, dgß dieser Uebelstand
immer groͤßer wird, indem die Faͤrbestofftheilchen nach und nach ihre
Cohaͤsion verlieren und dann nicht mehr in der Fluͤssigkeit suspendirt
bleiben koͤnnen. Hieraus folgt, daß fluͤssige unzerstoͤrbare
Tinten, welche lange in Flaschen aufbewahrt wurden, weder mit Bequemlichkeit noch
mit Sicherheit angewendet werden koͤnnen, und daß die Consumenten, wenn sie
dieselben nicht in kurzer Zeit verbrauchten, oft in den Fall kommen wuͤrden,
nur mehr eine verdorbene, keine Sicherheit gewaͤhrende Tinte anzuwenden.
Unter den unzerstoͤrbaren Tinten, welche in Stangenform im Handel vorkommen,
schien uns die chinesische Tusche vor allen anderen als Basis bei unserer Arbeit
dienen zu koͤnnen. Man kennt zwar in Frankreich ihre Zusammensezung nicht
genau; sie kommt aber seit so langer Zeit und in so großer Menge im Handel vor, daß
ihre Bereitungsart in China kein Geheimniß seyn und ihre Guͤte offenbar nicht
von dem Willen eines einzigen Fabrikanten abhaͤngen kann. Man kann der
chinesischen Tusche nur den Vorwurf machen, daß sie nicht tief genug in so stark
geleimtes Papier, wie man es heut zu Tage haben will, eindringt; diese Tinte wird
naͤmlich von den Reagentien durchaus nicht veraͤndert, laͤßt
sich leicht und so lange als man will, aufbewahren, verbindet sich chemisch mit dem
Papier und waͤre darauf vollkommen unzerstoͤrbar, wenn sie immer
hinreichend in dasselbe eindringen koͤnnte.
Man fabricirt in Europa eine Art fester Tinte (Tusche) aus Kienruß, thierischem Leim
und Gummi, welcher man die aͤußeren Kennzeichen der chinesischen Tusche
ertheilt und die man auch oft statt solcher verkauft. Wird diese Tusche mit Wasser
zerrieben, so befestigt sie sich zwar nicht so gut wie die chinesische auf dem
Papier, eignet sich aber dessen ungeachtet sehr wohl fuͤr unseren Zwek. Man
koͤnnte sich derselben also in Ermangelung chinesischer Tusche bedienen und
was wir uͤber die Anwendung dieser lezteren sagen, gilt auch fuͤr jene
in Frankreich fabricirte Tusche.
Die Tinte der Alten, welche aus Kienruß und Gummi bestand, hatte wie die chinesische
Tusche den Fehler, daß sie nicht tief genug in das Papier eindrang. Plinius sagt, man muͤsse sie in Essig aufweichen, um ihre Anwendung
sicherer zu machen und die Commission hat die Guͤte dieses Verfahrens
bestaͤtigt; auf der anderen Seite wußte die Commission, daß Hr. Berzelius mit Erfolg die Salzsaͤure zum Aufweichen
der chinesischen Tusche anwendete, und daß Hr. Haussmann
im Jahre 1805 mit schwefelsaurem und essigsaurem Mangan eine unausloͤschliche
Farbe zum Zeichnen der gedrukten Kattune bereitete. Von diesen Bemerkungen
ausgehend, hat die Commission zahlreiche Versuche angestellt und kann folgende beide
Recepte zur Bereitung einer unausloͤschlichen Tinte als gut garantiren.
Erste unausloͤschliche Tinte, welche die Commission vorschlaͤgt.
– Man verduͤnnt Salzsaͤure mit so viel
Wasser, daß sie nur noch 1 1/2 Grad an
Beaumé's Araͤometer oder 1010 spec. Gew. zeigt.100 Theile dieser Saͤure muͤssen 5 Theile weißen Marmor
saͤttigen.A. d. O.
Dieser verduͤnnten Saͤure bedient man sich
anstatt Wasser um die chinesische Tusche aufzuweichen, mit welcher man schreiben
will.Wenn man auf duͤnnes oder sehr schwach geleimtes Papier schreibt, so
muß man noch schwaͤchere Salzsaͤure zum Aufweichen der
chinesischen Tusche anwenden, weil sonst die Tinte so sehr in das Papier
eindraͤnge, daß man bis Schrift auf der entgegengesezten Seite sehen
wuͤrde und folglich auf derselben nicht schreiben koͤnnte. Wir
empfehlen in diesem Falle Salzsaͤure von 1 Grad oder 1007 spec. Gew.
zu gebrauchen. 100 Theile dieser Saͤure muͤssen
hoͤchstens 2 Theile weißen Marmor aufloͤsen
koͤnnen.A. d. O.
Die chinesische Tusche laͤßt sich in Salzsaͤure viel leichter als in
reinem Wasser aufweichen. Die so erhaltene Tinte fließt gut aus der Feder, dringt
gehoͤrig in das Papier ein und ist sehr wohlfeil: man braucht naͤmlich
nur 4 oder 5 Gramme chinesische Tusche in einem Kilogramm Salzsaͤure von 1
1/2 Grad aufzuweichen, um 1 Liter unausloͤschliche Tinte von dunkler Farbe zu
erhalten; da nun das Kilogramm chinesischer Tusche im Großen nur auf 20 Fr. zu
stehen kommt, das Liter Salzsaͤure von 1 1/2 Grad aber nur 2 Cent. kostet,
und eine Arbeiterin, welcher man taͤglich 1 Fr. bezahlt, 3 Liter Tinte jeden
Tag bereiten kann, so ergibt sich, daß 1 Liter solcher Tinte hoͤchstens auf
42 Cent. zu stehen kaͤme, waͤhrend man das Liter gewoͤhnlicher
Tinte im Großen um 50 bis 60 Cent. verkauft. Ueber die Anwendung der
Salzsaͤure bemerkt die Commission, daß zwar einige Saͤuren, indem sie
sich auf dem Papier concentriren, dasselbe nach laͤngerer Zeit
zerstoͤren koͤnnten; bedenkt man aber, daß die gewoͤhnliche
Tinte uͤberschuͤssige Schwefelsaͤure enthaͤlt und doch
der Dauerhaftigkeit des Papiers nur sehr selten schadet; ferner daß unter allen
Mineralsaͤuren die Salzsaͤure ihm am wenigsten schaden kann, weil sie
sich leicht verfluͤchtigt; daß endlich das Papier immer mehr oder weniger
kohlensauren Kalk enthaͤlt, uͤberdieß eine mit vier bis fuͤnf Mal
staͤrkerer Saͤure bereitete Tinte nach zwei Jahren das Papier fast gar
nicht geschwaͤcht hatte, so wird man es wohl fuͤr unnoͤthig
halten, auf dem Papier die geringe Menge Saͤure, welche die Tinte darauf
bringt, zu saͤttigen.Bewahrt man diese Tinte in einer Flasche auf, so sezt sie bald einen Theil
ihres Farbestoffes ab. Wollte man sich davon fuͤr eine Woche Vorrath
bereiten oder die am Ende eines Tages uͤbrig gebliebene fuͤr
den folgenden Tag aufbewahren, so muͤßte man sie vor der Anwendung
jedes Mal gut umschuͤtteln.A. d. O.
Zweite unausloͤschliche Tinte, welche die Commission vorschlaͤgt.
– Man verseze eine Aufloͤsung von essigsaurem
Mangan, welche 10 Grad an Baumé's Araͤometer zeigt oder deren
specifisches Gewicht 1074 betraͤgt, mit 1/9 ihres Volumens Essigsaͤure, wovon 100 Theile ungefaͤhr 160
krystallisirtes kohlensaures Natron saͤttigen und bediene sich dieser
Fluͤssigkeit zum Aufweichen der chinesischen Tusche; nachdem man mit
dieser Tinte auf Papier geschrieben hat, braucht man dasselbe, um die Schrift
darauf zu befestigen und unausloͤschlich zu machen, nur uͤber ein
Gefaͤß zu bringen, welches fluͤssiges Ammoniak enthaͤlt und
in einen Kasten eingeschlossen ist.
Dieses Verfahren ist etwas complicirter, als das vorhergehende, weil man das
essigsaure Mangan, nachdem das Papier beschrieben ist, durch Ammoniakdampf zersezen
muß, hat aber den Vorzug vor jenem, daß das Papier mit keiner freien Saͤure
getraͤnkt wird.
Ueber die Sicherheitspapiere, welche der Akademie eingeschikt
wurden.
Sicherheitspapier des Hrn. Coulier. – Hr. Coulier
bereitet sein Sicherheitspapier auf folgende Art. Er nimmt eine Platte damascirten
Stahls durch Scheidewasser, und erhaͤlt dadurch eine außerordentlich feine
und in ihren Schlangenlinien sehr complicirte Zeichnung; er beschikt diese Platte
dann mit einer schwarzen Farbe, deren Bereitungsart er nicht angab, welche aber
durch Chlor zerstoͤrt wird; endlich drukt er auf eine sinnreiche Art diese
Platte auf dem Papier ab, das er garantiren will. Auf die so abgedrukte Zeichnung
schreibt man nun mit gewoͤhnlicher Tinte den Werth eines Wechsels oder die
Hauptstipulationen irgend eines Vertrages etc.
Der Faͤlscher, welcher einen solchen Wechsel oder eine solche Stipulation
veraͤndern will, kann dieses, wie man leicht einsieht, nicht thun, ohne auch
die darunter befindliche Zeichnung zu zerstoͤren; diese Zeichnung ist aber so
fein und complicirt, daß es fast unmoͤglich ist, sie anders als mit der
naͤmlichen Platte wieder hervorzubringen. Wenn die Schrift eines nach dem
Verfahren des Hrn. Coulier gesicherten Wechsels
verfaͤlscht worden ist, so wird also derjenige, welcher ihn unterschrieb, die
Verfaͤlschung leicht erkennen.
Die Idee, mittelst einer damascirten Stahlplatte eine so feine und verwikelte
Zeichnung zu druken, daß ihre Nachahmung außerordentlich schwer ist, gehoͤrt
Hrn. Molard den Aelteren an, welcher dieses Mittel
fuͤr die Assignate vorschlug. Hr. Coulier aber
hatte die gluͤkliche Idee, diese Zeichnung nicht mit
Buchdrukerschwaͤrze, sondern mit einer zerstoͤrbaren Farbe
aufzudruken, wodurch dieses Verfahren eine noch groͤßere Sicherheit
gewaͤhrt. Das Verfahren des Hrn. Coulier wird
bereits von mehreren Handlungshaͤusern bei ihren Wechseln angewendet; zu
diesem Zweke ist es oͤkonomisch und scheint die beabsichtigte Sicherheit
vollkommen zu gewaͤhren; es eignet sich aber nicht, um das gestempelte Papier
gegen das Bleichen zu sichern, wobei die Kostspieligkeit des Stahldruks und die
Zeit, welche diese Operation erheischt, große Hindernisse waͤren.
Sicherheitspapier des Hrn. Chevallier. – Hr.
Chevallier uͤberschikte der Akademie zweierlei Sorten von
Sicherheitspapier: die eine war einfarbig und in der Buͤtte gefaͤrbt;
die andere war mit Zeichnungen versehen, welche mittelst eines sehr weit gewobenen
Zeuges anstatt mit Metallplatten aufgedrukt wurden; die Farben auf diesen Papieren
werden alle durch die Agentien, welche die Schreibtinte wegaͤzen,
veraͤndert; folglich kann man leztere nicht ohne die Farben
zerstoͤren.
Die einfarbigen Papiere haben jedoch den Fehler, daß man sie nach ihrer
Verfaͤlschung leicht wieder faͤrben kann. Die Papiere der zweiten
Sorte sind eine Nachahmung des Sicherheitspapieres mit regelmaͤßigen
Zeichnungen, wovon vorher die Rede war, gewaͤhren aber keine so große
Sicherheit wie diese. Die Zeichnungen des Hrn. Chevallier
sehen uͤbrigens nicht gut aus, well die Linien ungleich sind und die
Symmetrie fehlt; anders verhaͤlt es sich bei derselben Papiersorte, wenn die
Zeichnungen auf dem Drehrade guillochirt sind. Sie gewaͤhrt dann, wie das
Papier des Hrn. Coulier auch noch den großen Vortheil vor
der anderen, daß im Falle eines Processes die Person, welche einen Wechsel auf
solchem Papier unterschrieben hat, immer den Originaltypus, welcher ihm als Garantie
dient, vorlegen kann, wo es sich dann leicht ausmitteln laͤßt, ob die
Zeichnungen auf dem Papier, welches die Person, die es unterschrieb, fuͤr
verfaͤlscht haͤlt, mit der gravirten Platte identisch sind oder nicht.
Man kann gegen die von Hrn. Chevallier vorgeschlagenen
Papiere noch einige andere Einwendungen machen, da sie aber auch die anderen Papiere
treffen, so wollen wir auf dieselben weiter unten zuruͤkkommen.
Sicherheitspapier des Hrn. Mérimée. – Hr.
Mérimée hat die Idee, welche die Basis des Patentes der HH.
Lévrier, Delisle und Guittot ausmacht, weiter verfolgt und vorgeschlagen ein Sicherheitspapier
zu fabriciren, indem man dem Papierzeug Fasern von Wolle, Baumwolle oder Leinen
zusezt, welche in verschiedenen Farben gefaͤrbt sind, wovon einige durch
Saͤuren und andere durch Alkalien veraͤndert und die alle durch Chlor
gebleicht werden: dieser Vorschlag wurde folgender Maßen ausgefuͤhrt.
Mit Alaun und Weinstein gebeizte Wolle wurde mit Brasilienholz roth gefaͤrbt;
auch wurde Wolle mit schwefelsaurem Kupfer und Kampescheholz violettblau
gefaͤrbt. Auf hundert Theile troknen Papierzeug nahm man zwei bis dritthalb
Theile eines aus gleichen Gewichtstheilen rother und violettblauer Wolle bestehenden
Gemenges. Mit diesen Materialien verfertigte man Papier unter der Leitung des
Berichterstatters und mit Genehmigung der Regierung in der Papierfabrik zu Cusset
(Dpt. de l'Allier), wo das Papier, welches
gestempelt werden soll, fabricirt wird.
Vorausgesezt nun, daß dieses Papier wirklich wohlfeil zu stehen kommt und die
gefaͤrbten Fasern ihm kein unangenehmes Ansehen ertheilen; daß jene Fasern,
wie dieses mehrere Zeugnisse erweisen, weder der Regelmaͤßigkeit der
Schriftzuͤge schaden, noch das Schreiben erschweren, noch die Federn
abstumpfen; daß endlich ein Faͤlscher, welcher auf solchem Papier die Schrift
und die Farben der Fasern ausgeloͤscht hat, lezteren ihre
eigenthuͤmliche Farbe nicht mehr so leicht wieder ertheilen koͤnnte,
als er ein einfarbiges Papier nach dem Bleichen wieder faͤrbt, – so
lassen sich doch noch immer so starke Einwuͤrfe gegen das auf Hrn. Mérimées Vorschlag verfertigte Papier
machen, daß die Commission es nicht empfehlen kann.
Bei mehreren Versuchen, welche wir mit diesem Papier anstellten, nachdem es mit
gewoͤhnlicher Tinte beschrieben worden war, loͤschten die
Schriftzuͤge durch Chlor oft noch eher aus, als die rothen Fasern sich
entfaͤrbten; man uͤberzeugte sich außerdem, daß dieses Papier, wenn es
der Sonne und der Luft ausgesezt wird, schnell verbleicht. Man begreift nun, daß auf
solchem Papier eine Schrift moͤglicherweise durch eine andere ersezt seyn
koͤnnte, ohne daß die Fasern veraͤndert sind, und daß man es auf der
anderen Seite nicht mit Bestimmtheit fuͤr verfaͤlscht erklaͤren
koͤnnte, wenn die Fasern entfaͤrbt waͤren.
Allgemeine Betrachtungen uͤber die Anwendung der
Sicherheitspapiere.
Faͤrbestoffe koͤnnen nur in dem Falle ein Papier sicherstellen, wenn
sie durch die Agentien, welche die gewoͤhnliche Tinte zerstoͤren,
veraͤndert werden; ungluͤklicher Weise widerstehen diese Substanzen aber nicht dem
Einfluß der Luft und des Lichtes, und die meisten unter ihnen koͤnnen
außerdem durch Koͤrper, mit welchen sie zufaͤllig in Beruͤhrung
kommen, dieselbe Veraͤnderung erleiden, die die chemischen Agentien, welche
man zum Verfaͤlschen der Acten benuzt, bei ihnen hervorbringen:
Sachverstaͤndige, die uͤber die Verfaͤlschung eines auf
Sicherheitspapier geschriebenen Actes aburtheilen sollten, wuͤrden daher in
große Verlegenheit kommen, wenn sie beflekte oder vollkommen entfaͤrbte
Papiere zu untersuchen haͤtten. Auch sagt kein Gesez, daß ein Act nur dann
guͤltig ist, wenn auf dem Papier, worauf er geschrieben ist, die Buchstaben
etc. ganz unversehrt erhalten sind, so daß der Faͤlscher der gerechten Strafe
dennoch entgehen koͤnnte. Wenn wir uns aber auf diese Art uͤber den
Werth der Sicherheitspapiere im Allgemeinen aussprechen, so wollen wir doch ihre
Anwendung damit nicht ganz verwerfen, denn sie koͤnnen immer nuͤzlich
seyn, wenn man von den unausloͤschlichen Tinten, deren Bereitung oben
angegeben wurde, keinen Gebrauch machen will. Wir glauben daß z.B. das Papier des
Hrn. Coulier fuͤr Wechselbriefe sehr vortheilhaft
angewendet werden kann, ferner ein Papier mit feinen und regelmaͤßigen
Zeichnungen und sogar ein einfarbiges, in der Buͤtte gefaͤrbtes,
fuͤr Acten von groͤßerem Umfang; denn mancher Faͤlscher,
welcher einen auf weißes Papier geschriebenen Act veraͤndern koͤnnte,
duͤrfte es nicht wagen, wenn das Papier gefaͤrbt oder gar mit
Zeichnungen versehen ist, die sich schwer nachahmen lassen und wovon man immer den
Typus wieder vorzeigen koͤnnte. Wir wollten mit Obigem bloß sagen, daß die
Garantien, welche die Sicherheitspapiere darbieten, keinen so großen Werth haben,
wie die Anwendung unausloͤschlicher Tinten.
Antwort auf die zweite Anfrage des Hrn.
Justizministers.
Wenn durch ein Gesez die ausschließliche Anwendung von unausloͤschlicher Tinte
fuͤr Schriften auf gestempeltem Papier angeordnet wuͤrde, so
waͤre der Fiscus gegen alle Versuche, altes gestempeltes Papier
auszubleichen, um es als neues wieder zu verkaufen, sicher gestellt. In Ermangelung
eines solchen Gesezes schlaͤgt die Commission der Regierung folgende
Verfahrungsarten vor, welche nicht kostspielig sind und wodurch derselbe Zwek
erreicht wird.
Man druke auf gewoͤhnliches Papier, nicht mit Kupferplatten, sondern mit
Cylindern, wie man sie gegenwaͤrtig in einigen Tapetenfabriken anwendet,
welche auf dem Drehrade guillochirt sind, Zeichnungen mit feinen,
wellenfoͤrmigen und symmetrischen Strichen. Als Farbe wende man
gewoͤhnliche, gehoͤrig verdikte Tinte oder den schwarzen Niederschlag an, welcher sich in
den Farbkesseln der Hutmacher bildet. Die Zeichnungen sollten vier Centimeter breit
seyn und sich in der Mitte des gestempelten Papiers in der Richtung seiner
Laͤnge befinden.
Bei Acten, welche auf gewoͤhnliches Papier geschrieben sind, und die man
stempeln lassen will, kann man sich statt des Cylinders einer Rollwalze
bedienen.
Da jene Zeichnungen eben so dauerhaft sind als die gewoͤhnliche Tinte, so wird
man sie eben so lang sehen als die Schrift, welche mit gewoͤhnlicher Tinte
darauf geschrieben ist. Uebrigens glauben wir nicht, daß der Gewinn, den das
betruͤgerische Bleichen alter gestempelter Papiere abwirft, jemals so groß
seyn kann, daß der Faͤlscher die Kosten, welche die vollstaͤndige
Wiederherstellung dieser Papiere bei obigen Vorsichtsmaßregeln nach sich ziehen
wuͤrde, bestreiten koͤnnte und sich außerdem den Gefahren aussezen
duͤrfte, womit eine Operation dieser Art verbunden ist.
Schluß.
Nach den vorhergehenden Bemerkungen hat die Commission sich uͤber folgende
Erklaͤrung vereinigt:
In Betreff der ersten Frage, naͤmlich der Mittel, wodurch sich die
Verfaͤlschung der Schriften verhindern laͤßt, glaubt die Commission,
daß man diesen Zwek unzweifelhaft erreichen wird, wenn man sich der
unausloͤschlichen Tinten bedient, die mit der chinesischen Tusche bereitet
werden, indem man sie entweder in schwacher Salzsaͤure oder in essigsaurem
Mangan mit uͤberschuͤssiger Saͤure aufweicht und
uͤbrigens auf die im Bericht angegebene Weise verfaͤhrt.
Da man sich jedoch noch in sehr vielen Faͤllen der gewoͤhnlichen Tinte
bedienen wird und die Sicherheitspapiere alsdann, obgleich sie keine so große
Garantie darbieten wie die unausloͤschlichen Tinten, doch die
Verfaͤlschungen seltener und schwieriger machen koͤnnen, so glaubt die
Commission die Anwendung dieser Papiere nebenbei als ein Huͤlfsmittel
empfehlen zu duͤrfen. Sie bemerkt noch, daß man durch das gestempelte Papier,
wovon S. 129 die Rede war, denselben Zwek erreichen kann.
Was die zweite Frage betrifft, naͤmlich die Mittel, wodurch sich das
betruͤgerische Bleichen alter gestempelter Papiere verhindern laͤßt,
so glaubt die Commission, daß die Regierung diesen Zwek auf folgende Weise erreichen
wird:
1) Wenn sie auf alle Papiere, die gestempelt werden sollen, eine Vignette, welche auf
dem Drehrade guillochirt ist, abdruken laͤßt, zur Rechten der Stempel, in der
Mitte und nach der ganzen Laͤnge jedes Blattes.
2) Wenn sie hiehei eine Farbe anwendet, deren Basis der schwarze Niederschlag ist, welcher sich
in den Farbkesseln der Hutmacher bildet, oder auch gewoͤhnliche Tinte, die
nach Art der Farben in den Kattundrukereien gehoͤrig verdikt ist.
3) Wenn sie die gestempelten Papiere mit einem legalen Datum versieht, der entweder
in den Papierzeug eingedrukt oder auf die Vignette oder die Stempel gravirt werden
koͤnnte.
Unterzeichnet: G. S. Sérullas, Graf Chaptal, Gay-Lussac, Dulong, E. Chevreul, d'Arcet als Berichterstatter.