Titel: | Ueber die Vorsichtsmaßregeln, die man bei der Fabrikation des Obstmostes zu nehmen hat. |
Fundstelle: | Band 43, Jahrgang 1832, Nr. XXX., S. 138 |
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XXX.
Ueber die Vorsichtsmaßregeln, die man bei der
Fabrikation des Obstmostes zu nehmen hat.
Aus den Annales de l'Agriculture
française im Agriculteur manufacturier. August 1831, S.
265.
Ueber die Vorsichtsmaßregeln beim Obstmoste.
Die Bereitungsarten des Obstmostes sind so bekannt, daß wir hier dieselben nicht zu
wiederholen wagen; um so weniger, da wir nichts wesentlich Neues in diesem
Fabrikationszweige vorzuschlagen haben. Allein es gibt sehr viele kleine
Vorsichtsmaßregeln bei denselben, deren Nichtbeachtung, so geringfuͤgig sie
auch scheinen moͤgen, doch einen sehr nachtheiligen Einfluß auf die
Guͤte dieser Fluͤssigkeit ausuͤbt; und diese Nichtbeachtung ist
ungluͤklicher Weise so allgemein daß wir dem Lande einen großen Dienst zu
erweisen glauben, wenn wir unseren Landwirthen diese Vorschriften in Erinnerung
bringen.
Nachdem die Aepfel mit Sorgfalt gesammelt worden, seze man dieselben einige Tage lang
an einem trokenen Orte der Sonne aus.
Man suche die Aepfel aus, und werfe alle, die man unreif oder angefault findet, den
Schweinen vor.
Man spare bei der Reinigung aller Theile der Presse weder Wasser, noch Arbeit, bis
aller saure oder schimmelige Geruch gaͤnzlich verschwunden.
Man mische so viel als moͤglich nur Aepfel von einer und derselben Art
zusammen.
Man sorge dafuͤr, daß das Stroh ganz rein und frisch ist.
Das wenige Wasser, welches man anwendet, muß ein sehr reines und gesundes seyn.
Man sorge dafuͤr, daß die Tonnen oder Faͤsser in gutem Zustande, gut
geluͤftet und ganz geruchlos sind.
Wenn die Aepfel auf der Muͤhle in einen feinen Brei zermahlen worden, so muß
man dieselben, ehe man sie in die Presse bringt, eine gehoͤrige
Gaͤhrung erleiden lassen. Die hiezu noͤthige Zeit betraͤgt
20–72 Stunden, je nach dem Zustande der Luft: je heißer es ist, um so
schneller geht die Gaͤhrung. Die Farbe des Breies soll, ehe man ihn in die
Presse bringt, beinahe kirschroth seyn.
Um sich zu uͤberzeugen, daß es sehr viele Vortheile hat, wenn man erst nach
der Gaͤhrung preßt, darf man nur eine geringe Menge Aepfel zerquetschen, und
diese dann sogleich auspressen; man. wird auf diese Weise einen beinahe wasserhellen
Saft erhalten, waͤhrend man, wenn man die zerquetschten Aepfel 24 Stunden
gaͤhren ließ, einen Saft bekommt, welcher eine reiche Mostfarbe besizt.
Treibt man den Versuch noch weiter, und bringt man den Saft, den man in beiden
Faͤllen erhielt, in Flaschen, um ihn die gewoͤhnliche Gaͤhrung
erleiden zu lassen, so wird man auch hierbei sich durch die groͤßere
Guͤte des Lezteren uͤberzeugen, daß es weit besser ist, wenn man den
Aepfelbrei vor dem Pressen gaͤhren laͤßt.
In vielen Weinlaͤndern werden die Faͤsser, ehe man sie fuͤllt,
geschwefelt; dieses Verfahren scheint uns auch fuͤr den Aepfelmost sehr
empfehlenswerth. Man kann hierbei auf folgende Weise verfahren. Man gieße in ein
Faß, welches man innen ganz rein und geschmaklos befunden, einen Eimer Most, den man
vorher in einem Bottiche durch die Gaͤhrung sich seiner Unreinigkeiten
entledigen ließ, und brenne dann einen geschwefelten Docht darin ab. Ist das Faß
innen mit den Produkten der Verbrennung des Schwefels gefuͤllt, so
schuͤttle man den Most mit Kraft, fuͤlle das Faß vollends, und mache
es dann sorgfaͤltig zu.
Es gibt eine Menge Recepte, durch welche die Guͤte des Mostes erhoͤht
werden soll. Nach unserer Meinung verschlechtern alle diese Vorschriften denselben
ehe; man braucht nur die hier gegebenen, aus langjaͤhriger Erfahrung
geschoͤpften Vorsichtsmaßregeln zu beobachten, und kann sicher seyn, daß man,
besonders auf gutem Boden, einen gesunden Aepfelmost erhaͤlt, welcher sich so
lang aufbewahren laͤßt, als die meisten Weine, und auch ebenso angenehm
schmekt.