Titel: Ueber die Bereitung des grünen Schabzieger-Käses des Kantons Glarus, und über die Vortheile, welche die französischen Viehhälter aus derselben ziehen könnten. Von Hrn. I. I. Frey, Ingenieur.
Fundstelle: Band 43, Jahrgang 1832, Nr. XXIX., S. 135
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XXIX. Ueber die Bereitung des gruͤnen Schabzieger-Kaͤses des Kantons Glarus, und uͤber die Vortheile, welche die franzoͤsischen Viehhaͤlter aus derselben ziehen koͤnnten. Von Hrn. I. I. Frey, Ingenieur. Aus dem Agriculteur-Manufacturier. August 1831, S. 262. Frey, uͤber die Bereitung des gruͤnen Schabzieger-Kaͤses. Der sogenannte Schabzieger39) des Kantons Glarus ist ein Fabrikat, welches, wie uns scheint, die Aufmerksamkeit der franzoͤsischen Oekonomen in hohem Grade wuͤrdig seyn duͤrfte. Wenn man nun bedenkt, daß diese Art von Kaͤs im Glarus aͤußerst wohlfeil ist, waͤhrend sie bei uns, wo sie doch eben so gut bereitet werden koͤnnte, wegen des weiten Transportes theuer verkauft wird, so wird man sich von der Richtigkeit des Gesagten hinlaͤnglich uͤberzeugt fuͤhlen. Die Fabrikation dieses Kaͤses ließe sich in allen Gegenden Frankreichs um so leichter einfuͤhren, als die dazu noͤthige Pflanze, der Schabzieger-Klee (Melilotus caerulea, oder Trifolium Melilotus caeruleum L.), in vielen unserer Provinzen wild waͤchst, in allen aber mit Leichtigkeit gebaut werden kann. Wenn die Milch gemolken ist, so wird sie in Keller gebracht, in denen sie drei bis vier Tage bleibt.40) Diese Keller werden durch Quellen kuͤhl erhalten, und uͤberdieß die Milch dadurch abgekuͤhlt, daß man die Milchgefaͤße mit dem Boden einige Zolle tief in das kuͤhle Wasser sezt. Will man nun Kaͤs machen, so wird die Milch aus dem Keller heraufgetragen, abgerahmt, und der Ruͤkstand in einen Kessel gegossen, in welchen man zugleich etwas Lab oder eine schwache Saͤure, wie Essig oder Citronensaft bringt, um die beiden in der Milch noch vorhandenen Bestandtheile von einander zu scheiden. Diesen Kessel bringt man dann uͤber ein Feuer, wobei man die geronnene Milch stark umruͤhrt. Haben sich die Molken ganz abgeschieden, so nimmt man den Kaͤs vom Feuer, und bringt ihn in durchloͤcherte Formen,41) in welchen man ihn 24 Stunden lang abtropfen laͤßt. Nach Verlauf dieser Zeit nimmt man diese Kaͤse heraus, und bringt sie in groͤßeren Formen in die Naͤhe des Feuers, wo sie dann durch den Einfluß einer sanften Waͤrme die noͤthige Waͤhrung erleiden. Einige Tage darauf entfernt man sie vom Feuer, und bringt sie in durchloͤcherte Faͤsser, auf deren Dekel man Steine legt, damit der Topfen dadurch stark zusammengedruͤkt wird. In diesem Zustande laͤßt man die Kaͤse manch Mal bis zum Herbste,42) wo sie dann auf die Muͤhle zum Mahlen gebracht werden. Man nimmt hierauf auf 100 Pfunde Topfen 5 Pfund getroknete und gepulverte Blaͤtter des Schabzieger-Klees, und 8 bis 10 Pfund sehr troknes (verknistertes) Kochsalz, und mischt Alles dieß auf's Innigste unter einander. Ist dieß geschehen, so fuͤllt man mit dieser Masse Formen, die einem abgestumpften Kegel gleichen, und beilaͤufig 7 bis 10 Pfund zu fassen vermoͤgen, indem man sie mittelst eines hoͤlzernen Kloͤppels fest in dieselben preßt. Acht oder zehn Tage spaͤter nimmt man die Kaͤse aus den Formen,43) und laͤßt sie sorgfaͤltig troknen, damit sie an der Luft keine Spruͤnge bekommen. Jedermann wird hieraus begreifen, welcher Vortheil sich durch dieses einfache Verfahren aus dem Topfen, der in einigen Gegenden so außerordentlich wohlfeil ist, und dessen Werth hierdurch wenigstens verfuͤnffacht werden koͤnnte, ziehen laͤßt, abgesehen davon, daß sich die Paͤchter und Viehzuͤchter auf diese Weise auch ein gutes Nahrungsmittel fuͤr den Winter bereiten koͤnnten. Der Schabzieger-Klee ist eine Pflanze von einjaͤhriger Dauer, die alle Jahre neu gebaut werden muß, und die von unseren Landleuten wegen ihres durchdringenden Geruches sowohl als Parfuͤm, als zur Bertreibung der Insecten aus den Wollenzeugen benuzt wird. Man baut denselben im Fruͤhjahre in ein gut umgearbeitetes Stuͤk Landes, wobei man auf 30 Aren Landes einen Hectoliter Samen, und wenn der Samen sehr rein ist, nur den dritten Theil hiervon braucht. Zur gehoͤrigen Zeit muß das Unkraut ausgegaͤtet werden; und gegen Ende Junius, wenn der Klee in Bluͤthe getreten und die ersten Blaͤtter vertroknet sind, wird derselbe abgeschnitten, auf Tuͤchern an der Sonne getroknet, und dann auf irgend eine mechanische Weise gepulvert.44)