Titel: | Verbesserungen im Maschinenwerke der Dampfwagen, worauf David Napier in der Grafschaft Middlesex, Ingenieur, und James Napier und William Napier von Glasgow, Ingenieurs, am 4. März 1831 sich ein Patent ertheilen ließen. |
Fundstelle: | Band 43, Jahrgang 1832, Nr. II., S. 14 |
Download: | XML |
II.
Verbesserungen im Maschinenwerke der Dampfwagen,
worauf David Napier in
der Grafschaft Middlesex, Ingenieur, und James Napier und William Napier von
Glasgow, Ingenieurs, am 4.
Maͤrz 1831 sich ein Patent ertheilen ließen.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Novbr.
1831, S. 1.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Napier's Verbesserungen im Maschinenwerke der
Dampfwagen.
Unsere Verbesserungen im Maschinenwerke der Dampfwagen bestehen – erstens
darin, daß die Kraft der Maschine oder der Maschinen den Raͤdern des Wagens
durch ein Band oder einen Riemen ohne Ende, von Leder oder irgend einem anderen
tauglichen Stoffe, mitgetheilt wird, welcher Riemen zwei Scheiben umdreht, deren
eine an der von der Maschine bearbeiteten Achse, die andere an der Achse der
Wagenraͤder befestigt ist. Noͤthigenfalls kann man auch mehrere solche
Riemen neben einander anbringen.
Eine Ansicht der Zeichnungen, Fig. 20 und 21, wird diese
Anordnung deutlicher machen. Daselbst sind AA zwei
Dampfkessel; BB zwei Dampfcylinder, horizontal
arbeitend, und an den Kesseln befestigt; CCCC das
Maschinengestelle, welches gleichfalls an den Kesseln und Cylindern befestigt ist;
DD die Verbindungs- oder Kurbelstangen;
E die Kurbelachse der Maschinen, an welcher die
Scheibe F befestigt ist, von welcher der Laufriemen g die Kraft und Bewegung der Maschine der Scheibe H mittheilt, welche hier in der Mitte der
Raͤderachse I befestigt ist. KK sind die hinteren Raͤder des Wagens; LLL die vorderen Raͤder mit ihrer Achse und
ihrem Gestelle, welches auf einer kreisfoͤrmigen Platte oder Scheibe m gedreht werden kann, um den Wagen auf
gewoͤhnlichen Straßen zu senken.
Da auf diese Art die Kessel und Cylinder mit ihrem Rahmen oder Gestelle CC fest verbunden, ein ganzes Stuͤk bilden,
welches durch die Spiralfedern nnn, Fig. 21, an
dem Gestelle oder Rahmen oo aufgehaͤngt
ist, welches leztere auf den Raͤderachsen ruht, so daß beide Gestelle keine
andere Verbindung mit einander haben, als mittelst der Federn und Laufriemen, so
werden die dem Maschinenwerke so nachtheiligen heftigen Stoͤße und
Erschuͤtterungen auf den Straßen verhuͤtet.
Die Buchstaben in Fig. 20 und 21 bezeichnen dieselben
Theile in jeder.
Diese Vorrichtung ist fuͤr Dampffuhrwerke auf gewoͤhnlichen Landstraßen
bestimmt, kann aber leicht so abgeaͤndert werden, daß sie auch fuͤr
Dampfwagen auf Eisenbahnen anwendbar wird. Wir nehmen indessen weder diese noch jede
andere Zusammenstellung der Maschinentheile als unsere Erfindung in Anspruch,
sondern beschraͤnken uns, wie gesagt, bloß auf die Anwendung des Riemens ohne
Ende oder des Laufbandes mit cylindrischen oder konischen Scheiben oder Walzen zur
Mittheilung der Kraft der Maschine oder Maschinen an die Raͤder des
Wagens.
Unsere zweite Verbesserung besteht in der Construction der Dampfkessel, welche in den
Fig. 22,
23, 24, 25, 26, 27, 28 und 29 deutlich
dargestellt ist.
Fig. 22 ist
ein horizontaler Durchschnitt der aͤußeren Huͤlle, ein hohler Cylinder
zur Aufnahme von Wasser und Dampf, an einem Ende mit einem halbkugelfoͤrmigen
Boden geschlossen, am anderen offen, um den Ofen und die Feuerroͤhren in
seinem Inneren aufzunehmen.
Fig. 23 ist
die Ansicht des vorderen, offenen Endes ee des
genannten Cylinders.
Fig. 24 ist
ein horizontaler Durchschnitt des Ofens und der Feuerzuͤge, bestehend aus
einem weiten Rohre a und einem Behaͤlter oder
Kammer b, dann einer Anzahl kleiner Roͤhren oder
Zuͤge cccc u.s.w.; dieses Rohr und diese
kleinen Roͤhren stehen an einem Ende mit dem Behaͤlter b, an dem anderen mit der Platte dd in Verbindung.
Die Wirkungsart ist folgende:
Wenn der Cylinder Fig. 5, in den hohlen Cylinder Fig. 22 gestekt ist, wie
die Durchschnitt. Fig. 26 und 27 zeigen; wo Fig. 26 einen
horizontalen Durchschnitt des aͤußeren Cylinders und der Zugroͤhren
durch die punktirte Linie cc von Fig. 29 und Fig. 27 einen
vertikalen Durchschnitt derselben Theile durch die punktirte Linie ff
Fig. 26, und
die Platte d, Fig. 5, darstellen, welche
Platte an dem vorstehenden Rande (Flanch) e des aͤußeren Cylinders Fig. 22 festgeschraubt
ist. Saͤmmtliche Roͤhren sind mit Wasser umgeben, wie die punktirte
Linie Fig. 28
anzeigt, uͤber welcher ein leerer Raum fuͤr den Dampf bleibt. Die
Flamme, der Rauch und die heiße Luft ziehen vom Ofen durch das weite Rohr a in den Behaͤlter b,
und kehren von diesem wieder zuruͤk durch die kleinen Roͤhren cccc, und steigen von da in den Schornstein hh am Ofenende des Kessels. Die Richtung dieses
ganzen Zuges der Flamme u.s.w. ist durch die Pfeile, Fig. 24, angedeutet.
Fig. 28 ist
eine Ansicht von Oben des Dampfkessels in seiner aͤußeren Gestalt; Fig. 29 ist
eine Endansicht oder Aufriß von Fig. 28; Fig. 25 ist ein
vertikaler Durchschnitt von Fig. 28, durch die
punktirte Linie ee, das Ende der Rauchzuͤge
und des Ofens darstellend.
Wir machen indessen keine Anspruͤche auf eine bestimmte Zahl oder Form der
Roͤhren und Zuͤge, welche den Kessel bilden, und welche, nach
Belieben, groͤßer oder kleiner, in groͤßerer oder kleinerer Zahl, so
oder anders gebildet werden koͤnnen. So wie auch das Hauptrohr a einfach oder doppelt, der Ofen ganz oder nur zum Theil
in dem aͤußeren Cylinder angebracht, und die Gestalt des Behaͤlters
b nach Gefallen veraͤndert werden kann. Aber
was wir von dieser Seite als unsere Erfindung behaupten, ist: ein Behaͤlter
oder Kammer, in welche die Zugroͤhren vom Ofen sich einmuͤnden, und
von welcher eine andere Reihe von Zugroͤhren anfaͤngt, welche durch
den Kessel zuruͤkgefuͤhrt, in den Schornstein am Ende des Ofens gehen,
wie die Pfeile, Fig. 24, andeuten.
Bemerkungen des Uebersezers.
Die Anwendung von Laufbaͤndern oder Riemen ohne Ende, um die Achsen der
Raͤder an Maschinenwagen umzudrehen, welche die HH. Napier als den ersten wesentlichen Theil ihrer Erfindung und ihres
Patent-Rechtes in Anspruch nehmen, ist keineswegs eine neue Idee, und ist auf
dieselbe Art bereits von Mehreren vorgeschlagen und versucht worden. Ob indessen mit
dieser Anordnung fuͤr den hier vorgesezten Zwek eine wirkliche Verbesserung erzielt werde, moͤchten wir
bezweifeln. Die Mittheilung von Radbewegungen durch solche Baͤnder oder
Riemen hat zwar vor jener durch gezaͤhnte Raͤder und Getriebe den
Vorzug einer sanfteren Bewegung und geringeren Reibung, ist aber eigentlich nur bei
solchen Maschinen anwendbar, wo kein großer Widerstand zu uͤberwinden ist,
weil diese Riemen, wenn sie nicht bestaͤndig sehr stark angespannt sind (was
bei dem immer wechselnden hygrometrischen Einflusse der atmosphaͤrischen Luft
seine besonderen Schwierigkeiten hat), am Umfange der Scheiben leicht abgleiten,
ohne diese umzudrehen; und dieser Fall duͤrfte wohl bei dem Forttreiben eines
so schweren Fuhrwerkes auf gewoͤhnlichen rauhen Landstraßen haͤufig
eintreten.
Dadurch, daß das ganze Maschinenwerk mit den Dampfkesseln an Federn
aufgehaͤngt mit dem Raͤdergestelle zusammenhaͤngt, werden zwar
die beim Fahren uͤber solche holperige Straßen unvermeidlichen heftigen
Stoͤße und Erschuͤtterungen gemildert, so wie die Gefahr des Umwerfens
bei dem so tief unter die Achsen der Raͤder fallenden Schwerpunkte beseitigt
wird. Allein gaͤnzlich zu heben wird hiedurch der erste Nachtheil schwerlich
seyn, da die heftigsten Stoͤße, welche die hinteren Raͤder, besonders
bei einer schnellen Bewegung auszuhalten haben, auch dem Maschinenwerke durch die
Laufriemen mitgetheilt werden muͤssen, und diese lezteren selbst in Unordnung bringen oder
zerreißen koͤnnen.Wir wiederholen uͤbrigens bei dieser Gelegenheit unser bei der
Beurtheilung des Patentwagens des Dr. Church in das polytechn. Journal abgelegtes
Glaubensbekenntniß von der praktischen Unausfuͤhrbarkeit aller
Dampfwagen auf gewoͤhnlichen Landstraßen.
Wie bei einer so niedrigen Lage der Dampfkessel und ihrer Oefen unter dem
Wagengestelle das von Zeit zu Zeit noͤthige Nachschuͤren von
Brennmaterial waͤhrend des Fahrens bewerkstelligt werden soll, ist nicht zu
begreifen. Es muͤßte hiezu das Maschinengestelle CC hinten eine Verlaͤngerung erhalten, und auf dieser der zum
Unterhalten der Feuerung bestimmte Arbeiter bestaͤndig auf dem Bauche
liegen.
Daß diese Vorrichtung mittelst leichter
Abaͤnderungen auch fuͤr Dampfwagen auf Eisenbahnen anwendbar
zu machen sey, koͤnnen wir nicht zugeben, da die vorderen Raͤder in
einer engeren Spur als die hinteren laufen, folglich statt zweier eisernen Schienen
vier solche Geleise vorgerichtet werden muͤssen, wodurch die Kosten der
Anlage unnuͤzer Weise verdoppelt wuͤrden.
Was den zweiten Theil dieses Patentes betrifft, so finden wir auch hierin weder etwas
Neues, noch etwas wesentlich Besseres, sondern nur eine unbedeutende Modification
des laͤngst bekannten und auf die verschiedenste Art angewandten
Tubularsystems. Wir glauben vielmehr daß der Zwek, die moͤglichst
groͤßte Beruͤhrungsflaͤche zwischen den Feuerroͤhren und
dem Wasser im Kessel zu erhalten, und den Rauch ganz zu verbrennen, durch die von
den HH. Ericsson und Braithwaite an ihren Dampfwagen auf der Liverpool- und
Manchester-Eisenbahn vorgerichteten schlangenfoͤrmigen
Feuerzuͤge auf eine weit bessere und einfachere Art erreicht werde, und daß
das Reinigen des hier vorgeschlagenen Behaͤlters b, in welchem sich in kurzer Zeit eine bedeutende Menge von Ruß und Asche
anhaͤufen muß, mit sehr großen Schwierigkeiten verknuͤpft seyn
wuͤrde.
B.