Titel: | Verbesserungen an den Scheren, deren man sich zum Scheren wollener Tücher und anderer Fabrikate bedient, worauf William Clutterbuck, von Ozlebrook bei Stroud in der Grafschaft Gloucester, Scherenmacher, am 21. November 1829 sich ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 40, Jahrgang 1831, Nr. XX., S. 98 |
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XX.
Verbesserungen an den Scheren, deren man sich zum
Scheren wollener Tuͤcher und anderer Fabrikate bedient, worauf William Clutterbuck, von
Ozlebrook bei Stroud in der Grafschaft Gloucester,
Scherenmacher, am 21. November 1829 sich ein
Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions.
Maͤrz 1831, S. 138.
Mit einer Abbildung auf Tab. III.
Clutterbuck, Verbesserungen an den Scheren.
Meine Verbesserungen, welche sowohl auf die alte Construction der Handscheren als auf
diejenigen Scheren an den Maschinen, welche man harmers
nennt, sich beziehen, bestehen 1) in einer neuen Gestalt oder Form, welche ich der
Schneide der obersten Klinge, gemeiniglich genannt, gebe; 2) in einer verbesserten
Construction und Anbringung der Federn, durch welche die Klingen verbunden werden,
an die Stelle des gewoͤhnlichen sogenannten Scherenbogens; und 3) in einer
neuen Art, die Stellung der Schneiden beider Klingen gegen einander zu richten.
Die neue Gestalt der obersten oder laufenden Klinge verhuͤtet die
Beschaͤdigung, welche die alten Scheren dem Tuche oft durch das Krazen der
Schneide der laufenden Klinge zufuͤgen, welche Beschaͤdigung man
gemeiniglich den Schlag (beating) nennt, und welche daraus entsteht, daß diese Schneide beinahe
senkrecht auf die Tafel steht, und so die Oberflaͤche des Tuches in dem
Augenblike zusammenpreßt oder aufreibt, wenn solche nach einem vollbrachten Schnitte
sich wieder auflichtet oder zuruͤkspringt.
An meinen verbesserten Scheren stelle ich die Schneide der laufenden Klinge so nahe
als moͤglich horizontal und gleichlaufend mit der Tafel, auf welcher das Tuch
liegt, so daß die Klinge, wenn sie nach einem Schnitte zuruͤkspringt, dem
Tuche eine beinahe ganz glatte Flaͤche, und nicht die scharfe Schneide wie
sonst, darbietet. Dieses wird durch die Ansicht der beigefuͤgten Zeichnungen
vollkommen deutlich, wo Fig. 8. einen Durchschnitt
der beiden Scherenklingen in vertikaler Richtung darstellt; a ist die feste oder liegende Klinge (ledger-blade) und b die bewegliche oder
laufende Klinge in ihrer schiefen Stellung und mit gebogener Schneide c, deren Anordnung, da sie in den folgenden Figuren
sichtbar werden, keiner weiteren Erklaͤrung bedarf.
Der zweite Theil meiner Verbesserungen besteht in einer neuen Art, Federn zu
construiren und an den Scheren anzubringen, wovon die einen gewindartig an den
Schenkeln oder Enden der Klingen angebracht, die anderen als Bogenfedern an den
oberen Seiten der Klingen befestigt sind, statt der gewoͤhnlichen Weise,
diese Federt, oder Boͤgen an den Schenkeln zu befestigen. Diese verbesserte
Anordnung von Federn sezt mich in Stand, die Klingen der Schere
noͤthigenfalls einzeln abzunehmen, um selbe zu repariren oder zu schleifen,
ohne die Nachtheile fuͤr die Federn, und ohne die Erhizung des Bogens, welche
bei dem Schleifen der gewoͤhnlichen Scheren Statt finden.
Fig. 9, 10, 11 und 12. sind
verschiedene Darstellungen meinet verbesserten Scheren mit der neuen Construction
von gewindartigen Federn, welche ich an den Schenkeln oder Enden der Klingen
anbringe; a ist die liegende oder befestigte Klinge mit
ihrem Schenkelstuͤk e und Blatt f: b ist die laufende oder bewegliche Klinge mit der
gewindfoͤrmigen oder aufgewikelten Feder dd, wie selbe von ihrem Schenkel ausgeht, welche Feder an den Schenkel e der liegenden Klinge festgeschraubt wird, um die
beiden Blaͤtter f mit einander zu verbinden, wie
in Fig. 9. zu
sehen ist, welche die beiden Klingen in einer Ansicht von oben darstellt, wie solche
zusammengefuͤgt und zum Gebrauche fertig sind. Fig. 11 und 12. stellen
die Klingen von oben dar, wenn selbe einzeln genommen werden.
Die zweite Methode, naͤmlich die Anwendung von Bogenfedern an den
Hintertheilen oder Ruͤken der Klingen, wird durch die Figuren 13, 14, 15 und 16.
dargestellt, wo Fig. 13. ein Grundplan oder eine horizontale Ansicht der Scheren mit
ihren daran befestigten Federn ganz fertig zum Gebrauche ist.
Fig. 14. ist
eine Seitenansicht derselben; Fig. 15. eine Ansicht der
laufenden Klinge von vorne, und zeigt die Art, wie die Federn daran befestigt sind;
und Fig. 16.
ein Vertikalquerdurchschnitt durch beide Scherenklingen. a ist die liegende Klinge; b die laufende
Klinge; cc zwei gebogene Federn, mit einem Ende an
die obere Seite der liegenden Klinge festgeschraubt, mit dem anderen durch eine nach
Belieben zu regulirende Stellschraube an der vorderen Seite der laufenden Klinge
befestigt.
Durch diese Anordnungen der Federn wird das Unbequeme der Bogen an den alten Scheren
beseitigt; der Scherenrahmen nimmt weniger Raum ein, und man ist im Stande, auf das
Tuch mit einem Schnitte beinahe in der ganzen Laͤnge der Klingen zu
wirken.
Ich schlage vor, der laufenden Klinge meiner verbesserten Scheren, wie solche in Fig. 13 und
14.
dargestellt sind, die erforderliche Bewegung mittelst einer kleinen Kurbel an dem
Rahmen oder Gestelle der Scheren zu geben, welche Kurbel durch ein Laufband von
denjenigen Theilen der Maschine umgedreht wird, von welchen diese Bewegung bei den
gewoͤhnlichen Maschinen dieser Art bewirkt wird. Von der Kurbel an der Seite
des Scherengestelles kann die Bewegung mittelst der Verbindungsstange h, welche mit einem Ende an der Kurbel, mit dem anderen
an dem Hebel i befestigt ist, dem aͤußeren Ende
der Welle j mitgetheilt werden, deren Zapfen in den
Anwellen der Arme kk sich drehen, welche von der
oberen Flaͤche der liegenden Klinge hervorragen. An der Welle i ist die kleine Walze (drum) l befestigt, uͤber welche der Riemen
oder das Laufband m laͤuft, und am anderen Ende
mit dem Hebel n auf die gewoͤhnliche Art
verbunden ist, welcher Hebel, mittelst des Riemens o und
der Stellschraube p, gleichfalls mit der liegenden
Klinge in Verbindung steht. Man wird einsehen, daß durch diese Anordnung der Theile
die Klingen beinahe von Ende zu Ende schneiden koͤnnen, da kein Theil der
Scheren in den Weg des Lagers oder des Tuches kommt.
Um zu verhuͤten, daß die laufende Klinge von der liegenden Klinge zu weit
abspringe, lasse ich den gekruͤmmten Theil der Stellschraube p an dem Arme k bis an den
Ruͤken der laufenden Klinge reichen, wodurch diese gehindert wird zu weit
zuruͤkzuspringen.
Der dritte Theil meiner Verbesserungen, naͤmlich die Art, die Klingen der
Scheren zu stellen, wird durch die Figg. 10, 14 und 15. dargestellt.
In Fig. 10.
sieht man an dem Schenkel l der liegenden Klinge ein
Gelenk oder einen Ring r mit dem Ende eines Hebels s, und den Haken der Stellschraube t, welche durch ein Loch im Hebel s geht. Durch Anziehen der Mutter dieser Schraube wird der Schenkel der
Klinge ein wenig gebogen, und auf diese Art die Richtung der laufenden Klinge
veraͤndert, so daß diese mit der groͤßten Genauigkeit bis auf ein Haar
regulirt werden kann, ohne die Klingen oder Federn anzustrengen. Die Art, wie die
Schneiden der Scheren gerichtet werden, indem ihre Federn oben auf den Klingen
befestigt sind, ist in Fig. 14 und 15.
ersichtlich, wo das Ende jeder Feder an die laufende Klinge mittelst eines
Schraubenbolzens u befestigt ist, welcher in einer
Oeffnung in der Klinge spielt, mit einem Arme v, der von
der Seite der Feder hervorreicht, in welcher das Gewinde des Schraubenbolzens als in
einer Mutter arbeitet, waͤhrend die Schraube durch das Gestelle w gestuͤzt und in ihrer Lage festgehalten wird.
Durch Umdrehen der Schraube g kann die Klinge aufgehoben
oder niedergelassen, und so die Stellung der Scheren nach Belieben gerichtet
werden.
Eine andere Art, die Federn zu richten, welche nebst der so eben beschriebenen mit
Vortheil gebraucht werden kann, ist in Fig. 16. dargestellt, wo
man das Ende der Feder in dem Ausschnitte des kleinen Gestelles x auf der oberen Flaͤche der liegenden Klinge
befestigt sieht, so daß
diese Feder durch Umdrehen der beiden Stellschrauben y
und z vor- oder ruͤkwaͤrts bewegt,
und so die Richtung der Klinge regulirt werden kann.
Da ich in meiner gegenwaͤrtigen Erklaͤrung, in der Absicht, meine
Erfindung verstaͤndlicher zu machen, einige Theile beschrieben habe, welche
nicht neu sind, und auf welche ich keinen Anspruch mache, so wuͤnsche ich
besonders zu bemerken, daß meine Erfindung 1) in der beschriebenen neuen Gestalt der
laufenden Klinge, wodurch diese dem Tuche eine glatte Flaͤche darbietet, wenn
sie von der liegenden Klinge sich entfernt; 2) in den neuen Anordnungen oder Formen
der Federn, wie solche hier abgebildet und beschrieben sind, und in der Art, diese
Federn mit den Scherenklingen zu verbinden; und 3) in der hier beschriebenen Art,
die Schneiden der Klingen zu stellen, bestehe.