Titel: Ueber ein feststehendes Thermometer, womit man die Temperatur der Färbekufen bestimmen kann, welche mit Dampf erhizt werden; von Hrn. Achille Penot.
Fundstelle: Band 40, Jahrgang 1831, Nr. XVIII., S. 93
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XVIII. Ueber ein feststehendes Thermometer, womit man die Temperatur der Faͤrbekufen bestimmen kann, welche mit Dampf erhizt werden; von Hrn. Achille Penot. Aus dem Bulletin de la Société industrielle de Muhlhausen. N. 17. S. 215. Mit Abbildungen auf Tab. III. Penot, uͤber ein feststehendes Thermometer. Man hat schon seit langer Zeit auf die Unbequemlichkeiten aufmerksam gemacht, womit die Anwendung gewoͤhnlicher Thermometer verbunden ist, wenn man damit die Temperatur der Dampf-Faͤrbekufen bestimmen will; sie bestehen hauptsaͤchlich darin, daß wegen ihrer Zerbrechlichkeit von den Arbeitern immer eine große Menge zu Grunde gerichtet wird, und daß es sehr schwierig ist, damit genau den Gang der Temperatur in den Kufen zu verfolgen, wenn man dasselbe Instrument nach und nach in jede derselben bringen muß. Ein Thermometer, welches in der Kufe befestigt, deren Temperatur außen auf einer graduirten Flaͤche anzeigen wuͤrde, waͤre ohne Zweifel vorzuziehen, besonders wenn es bei einer genauen Angabe derselben zugleich wohlfeil und leicht zu verfertigen waͤre. Ich suchte diesen doppelten Zwek durch mein neues Thermometer, welches ich hier beschreiben will, zu erreichen, und ich glaube, daß es mit eben so großem Vortheil auch in den Brauereien, Zukerfabriken etc. wird angewandt werden koͤnnen. Bei einer der vertikalen Kanten der Kufe und in einer Hoͤhe von ungefaͤhr 25 Centimeter macht man an einer der Seitenwaͤnde pp Fig. 1. eine Oeffnung tt , in welche man eine hohle, an ihrem Ende s luftdicht verschlossene Bleiroͤhre einfuͤhrt, die beilaͤufig einen Meter lang ist und 15 bis 18 Millimeter innern Durchmesser hat. Man biegt sodann diese Rohre am Punkt t und erhebt sie vertikal nach tm, laͤngs der inneren Seitenwand der Kufe; man biegt auch den Theil to vertikal auf der aͤußeren Seitenwand auf. Es sey dc Fig. 2. der Theil to , wie man ihn von der Seite vor der Kufe sieht; man bringt am Punkt c (auf dieselbe Art wie man die Manometer an den Dampfkesseln befestigt) einen umgekehrten Glasheber c, e, f an, auf welchem eine Glasroͤhre fi von etwas kleinerem Durchmesser aufgesezt ist. Bei diesem Heber ist der Schenkel c, e, welchen man zum Theil in die Bleiroͤhre einfuͤhrt, laͤnger als der Schenkel ef. Ehe man den Heber an der Bleiroͤhre befestigt, gießt man so lange Queksilber hinein, bis es in der kleinen Roͤhre f, i, 3 bis 4 Centimeter hoch steht. Das Ende h der kleinen Roͤhre ist an der Lampe ausgezogen, so daß es nur noch eine sehr kleine Oeffnung hat und man kann es umbiegen wie in Fig. 1., um dem Eindringen von Staub moͤglichst zu begegnen. In dem Maße als das Wasser sich erhizt, dehnt die in der Bleiroͤhre enthaltene Luft sich aus und druͤkt auf das Queksilber, welches in der Roͤhre fi in die Hoͤhe steigt; diese Roͤhre nimmt man von kleinem Durchmesser, damit ein geringer Fall des Niveaus in dem Schenkel ce, 8 bis 10 Mal groͤßer in der Roͤhre ist. Da die Kufen nicht immer auf gleiche Hoͤhe mit Wasser gefuͤllt sind, so koͤnnte bisweilen der Fall eintreten, daß ein Theil der Bleiroͤhre sich außer dem Bade befaͤnde. Um dieses zu vermeiden kann man dieser Roͤhre eine geneigte Lage ts geben, wie in Fig. 1. Freilich wird man alsdann die Temperatur der Kufe vielleicht nicht genau haben, aber der Irrthum ist wegen der bestaͤndigen Bewegung der Fluͤssigkeit sehr gering und kann in der Praxis vernachlaͤssigt werden. Man graduirt das Instrument auf der Kufe selbst; man erhizt zuerst die Fluͤssigkeit bis zum Sieden und bezeichnet den Punkt wo das Queksilber sodann in der Roͤhre f, i stehen bleibt, mit 100. Man laͤßt sodann das Wasser erkalten und beobachtet seine Temperatur mit gewoͤhnlichen Thermometern, die man hineintaucht und bezeichnet die beobachteten Grade von fuͤnf zu fuͤnf auf der unbeweglichen Skale des Thermometers. Man theilt sodann jeden der so gefundenen Raͤume in fuͤnf gleiche Theile ein. Es ist zu bemerken, daß nicht alle Grade gleiche Ausdehnung haben, weil der Druk des Queksilbers mit der Hoͤhe der Saͤule zunimmt, aber der Unterschied, welcher zwischen fuͤnf auf einander folgenden Graden Statt finden kann, ist in der Praxis von wenig Belang; da das neue Thermometer sehr empfindlich ist, selbst noch um Vieles mehr als die gewoͤhnlichen Thermometer, so darf man es nur graduiren, wenn das Wasser langsam abkuͤhlt, damit man die Temperatur als einige Zeit constant betrachten kann. Um nur trokene Luft in der Bleiroͤhre zu haben, was noͤthig ist, kann man an dem Theil to Fig. 1. 24 Stunden lang eine Blase, geschmolzenen salzsauren Kalk enthaltend, anbringen und sie erst in dem Augenblike wo man den Heber befestigt, wegnehmen. Man hat gefunden, daß bei den Manometern der Dampfkessel das Queksilber bei einem Druk von 3 bis 4 Atmosphaͤren sich mit einem Theile des Sauerstoffs der Luft verbindet, was der Regelmaͤßigkeit des Instrumentes schadet (Bulletin de la Soc. industr. de Mulh. Bd. I. S. 48.). Ich glaube nicht, daß man hier denselben Fall zu befuͤrchten hat; wenn man jedoch bemerken sollte, daß er sich einstellt, so durfte man nur die Bleiroͤhre mit reinem und trokenem kohlensauren Gas oder Stikgas fuͤllen. Um das Instrument gegen jede Beschaͤdigung zu schuͤzen, muß man die Bleiroͤhre in einen hoͤlzernen Halbcylinder und den glaͤsernen Theil in ein Gehaͤuse aus Eisendraht einschließen. Die HHrn. Nicolas Koechlin und Bruͤder erlaubten mir in ihrer Fabrik einen Versuch mit meinem Thermometer zu machen, dessen Gang auch so regelmaͤßig war, wie ich es erwartet hatte. Hr. Eduard Koechlin hat selbst dieses Thermometer hinsichtlich seiner Dauerhaftigkeit noch verbessert; seine Abaͤnderung besteht darin, den ganzen Theil stoqv Fig. 1. aus einem einzigen Stuͤk Eisen zu machen, an welchem man sodann die Haarroͤhre anloͤthet; damit aber alsdann die aͤußere Temperatur keinen Einfluß haben kann, muß man den Theil ovq mit einem schlechten Waͤrmeleieer umhuͤllen. Wenn man eine eiserne Roͤhre aus einem einzigen Stuͤke anwendet, muß man eine Wand in einem der Ecken durchbohren und die Roͤhre stuͤzt sich fast horizontal auf die Nebenwand. Der Luftdruk muß nothwendigerweise auf den Gang des Instrumentes Einfluß haben; da dieses Thermometer aber nur fuͤr die Fabriken bestimmt ist, so ist es dessen ungeachtet hinreichend genau. Bericht des Hrn. Daniel Koechlin-Schouch, im Namen des chemischen Comités, uͤber dieses Thermometer. Um die Versuche mit diesem Thermometer laͤngere Zeit fortsezen und dessen Vortheile daher besser beurtheilen zu koͤnnen, brachte man ein solches an einer Faͤrbekufe an. Der vom Verfasser angegebenen Vorsichtsmaßregel gemaͤß wurde die Bleiroͤhre so wie auch die Glasroͤhre gut ausgetroknet, und nachdem man in diese leztere das noͤthige Queksilber eingefuͤllt hatte, wurden die beiden Roͤhren mit Siegellak an einander geloͤthet und der Apparat am Ende einer Kufe (Fig. 1.) angebracht. Der aͤußere Theil der Roͤhre oqv wurde mit einer hoͤlzernen Buͤchse gk und die kleine Roͤhre fi (Fig. 2.) von beiden Seiten mit Skalen versehen, zwischen welche sie wie die Haarroͤhren der gewoͤhnlichen Thermometer eingefuͤgt war. Die Bleiroͤhre ts neigte man schwach, um sie mit einer groͤßeren Anzahl Wasserschichten von verschiedenen Temperaturen in Beruͤhrung zu bringen und schloß sie in einen aus zwei kleinen Seitenbrettern bestehenden Kanal ein, welche dieselbe gegen die Stoͤße, denen sie bei den Faͤrbeoperationen ausgesezt seyn konnte, schuͤzten und doch das Wasser frei um die Roͤhre circuliren ließen. Das Thermometer wurde sodann graduirt, indem man die Temperatur der in der Kufe enthaltenen Fluͤssigkeit allmaͤhlich erniedrigte. Diese Vorsichtsmaßregel ist außer dem Vortheil, weßwegen Hr. Penot sie vorschrieb, auch nothwendig, denn man wuͤrde bei ihrer Vernachlaͤssigung einen geringen Unterschied in den Graden finden, weil der Theil to der Roͤhre (Fig. 1.), welche mit der Fluͤssigkeit der Kufe nicht in Beruͤhrung ist, Luft enthaͤlt, die allmaͤhlich an Volum zunimmt, indem sie sich durch Mittheilung erhizt. Nach allen diesen Betrachtungen und nachdem wir mehrere Tage lang den regelmaͤßigen Gang dieses Thermometers beobachtet hatten, glauben wir, daß es nicht ganz so genau wie die Thermometer der physikalischen Cabinette ist, aber allen Anforderungen in den Fabriken vollkommen entspricht. Dasselbe kommt nicht ganz auf 12 Franken zu stehen.Hrn. Penot wurde wegen seines Thermometers vor der Gesellschaft eine Ehrenerwaͤhrung zuerkannt, weil er als Mitglied derselben auf den von ihr ausgeschriebenen Preis keinen Anspruch machen konnte.

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