Titel: | Ueber eine einfache Methode, die Verbrennung des Demantes darzustellen. Von Hrn. W. Herapath. |
Fundstelle: | Band 38, Jahrgang 1830, Nr. VII., S. 13 |
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VII.
Ueber eine einfache Methode, die Verbrennung des
Demantes darzustellen. Von Hrn. W. Herapath.
Aus dem Philosophical Magazine and Annals of
Philosophy. Junius. 1830. S. 407.
Mit einer Abbildung auf Tab. I.
Herapath, uͤber Verbrennung des Demantes.
Ich wuͤßte nicht, daß man irgend eine einfache Methode bekannt gemacht
haͤtte, die Verbrennung des Demantes darzustellen. Ich sende Ihnen daher die
Beschreibung eines Apparates, mittelst dessen dieselbe leicht in Sauerstoffgas
bewirkt werden kann.
Man versehe sich mit einem Recipienten fuͤr das Sauerstoffgas mit weiter
Muͤndung und mit abgeschliffener Oberflaͤche, so daß er mit einer
Glasplatte geschlossen werden kann. Man versehe diesen mit einem Korke mit zwei
Loͤchern, durch welche man zwei Glasroͤhren laufen laͤßt: die eine,
durch welche das Wasserstoffgas aus einer Blase herbeigeschafft wird; die andere,
durch welche das kohlensaure Gas entweichen kann. Vielleicht erklaͤrt die
kleine Zeichnung hier besser, was ich meine.
AFig. 16. ist
eine Blase mit Wasserstoffgas, von welchem mittelst eines unten gekruͤmmten
glaͤsernen Rohres ein Strom auf den Demant geleitet werden kann. Der Demant
wird von einem Platinna-Drathe getragen, der als Zugschleife uͤber
denselben laͤuft, und dessen Enden Einen Zoll lang gelassen werden, so daß
sie sich um das zugespizte Ende eines starken Platinna-Drathes, B, winden koͤnnen, den man in den Kork stell. Bei
einer solchen Befestigung des Demantes kann derselbe nach dem Versuche leicht
abgenommen werden, und der feine Drath wird nicht so viel Waͤrmestoff
ableiten, daß die Verbrennung in ihrem Verlaufe dadurch gehindert wuͤrde. C ist eine zuruͤkgekruͤmmte Roͤhre
mit einem Sperrhahne, um das kohlensaure Gas in Kalkwasser leiten zu
koͤnnen.
Man bringt nun den Demant in eine schoͤne Weißgluͤhehize, indem man
einen Strom des entzuͤndeten Gases auf denselben leitet (man druͤkt
bloß auf die Blase, die man unter dem Arme haͤlt), und taucht ihn,
waͤhrend er sich in dieser Hize befindet, in das Sauerstoffgas, wobei man
nicht vergessen muß den Hahn an der Wasserstoffgasroͤhre zu sperren,
waͤhrend diese in das Sauerstoffgas eingefuͤhrt wird. Die Verbrennung
wird beginnen, und so lang fort wahren, als noch ein Atom des Demantes in dem Drathe
haͤngen bleibt. Ich halte diesen Versuch fuͤr den prachtvollsten in
der ganzen Chemie, da keine Flamme, kein Rauch, kein Funkenspruͤhen hier
Statt hat, und der Demant wie eine kleine Sonne gluͤht.
Das Sonderbarste bei diesem Versuche ist, daß, obschon hier eine bloße
Aufloͤsung des Kohlenstoffes im Sauerstoffe Statt hat, das Gas nicht
verdichtet wird, folglich der feste Kohlenstoff sich ausdehnen muß, um gasartig zu
werden, doch nicht bloß Waͤrmestoff genug entwikelt wird, um die Verbrennung
zu unterhalten, sondern sogar den stuͤzenden Platinnadrath zu schmelzen, der
vielmal schwerer als der Demant ist. Ich bediene mich gewoͤhnlich flacher
oder sogenannter Rosetten-Demante, indem sich dieselben leichter befestigen
lassen: ein Demant von dem Werthe von 2–3 Shillings (1 fl. 12 bis 1 fl. 48
kr.) ist groß genug hierzu. In einigen Faͤllen, in welchen ich den Versuch
unterbrach, um den Edelstein zu untersuchen, fand ich die Oberflaͤche
desselben matt, und noch immer mit den Spuren der urspruͤnglichen Facetten
versehen; die Kanten waren zugerundet, und man fand erhabene Rippen an jenen
Stellen, wo der Platinnadrath dem Gase den Zutritt verwehrte. Wenn man den Versuch
bis an das Ende fortsezt
und der Demant rein ist, so wird lezterer ganz verzehrt bis auf ein Stuͤkchen
von der Groͤße eines Steknadelkopfes, das in der geschmolzenen Platinna
eingebettet bleibt.
Es scheint mir, daß dieser Versuch gewisser Maßen auch die thierische Waͤrme
erklaͤrt; denn, wenn fester Kohlenstoff durch bloße Aufloͤsung in
Sauerstoff zur Bildung von kohlensaurem Gas so viel Waͤrmestoff von sich
gibt, so kann man ohne Schwierigkeit annehmen, daß Kohlenstoff in seiner
fluͤssigen Form im Blute unter gleichen Umstaͤnden gleichfalls
Waͤrmestoff entwikeln wird.
Bristol, 15. Maͤrz 1830.