Titel: | Verbesserung an vierräderigen Fuhrwerken zur Vermeidung des Umwerfens, Von Hrn. F. Ronalds, zu Croydon. |
Fundstelle: | Band 37, Jahrgang 1830, Nr. XCVI., S. 349 |
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XCVI.
Verbesserung an vierraͤderigen Fuhrwerken
zur Vermeidung des Umwerfens, Von Hrn. F. Ronalds, zu Croydon.
Aus dem Register of Arts. Mai 1830. S.
299.
Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
Ronald's Verbesserung an vierraͤderigen
Fuhrwerken.
Hr. Ronalds hat vor ungefaͤhr zwei Jahren ein
Modell zu einem vierraͤderigen Wagen verfertigt, welcher nicht so leicht
umwerfen kann, auch wenn man damit uͤber Stok und Steine fuͤhre.
Dieses Modell befindet sich gegenwaͤrtig in dem National-Repository, und wirkt ganz ausgezeichnet und trefflich; es
faͤhrt uͤber die groͤßten Unebenheiten mit der vollkommensten
Sicherheit hinweg.
a in Fig. 44. ist die
Langwied, an welcher unter einem rechten Winkel die Achse der Hinterraͤder,
bb, befestigt ist. cc, sind die Vorderraͤder, deren Achse in
der Mitte getheilt ist, wo die Enden derselben halbkreisfoͤrmig sind, so daß
sie, wenn sie zusammengebolzt werden, einen Ring bilden, der einen Theil eines
Nußgewindes (universal joint) bildet d. Bei diesem Gewinde moͤgen nun die beiden
Achsen was immer fuͤr einen Winkel mit der Erde bilden, so wird die Langwied
immer horizontal bleiben, und der auf derselben angebrachte Kasten wird immer senkrecht stehen: der
Wagen kann also nicht umwerfen.Diese Vorrichtung ist nicht neu; wir sahen sie an einigen sogenannten
Kinderwagen auf dem festen Lande, in welchen Kinder gefahren werden und mit
welchen Kinder spielen. Das Gewinde ist zum Theile dieselbe Vorrichtung,
mittelst welcher der Compaß im Schiffe aufgehaͤngt wird. Allerdings
wuͤrde die Verfertigung dieses Nußgewindes fuͤr Lastwagen und
fuͤr schwere Reisewagen einige Schwierigkeiten haben; fuͤr
leichte Reisewagen hingegen und fuͤr Kutschen, in welchen man bloß
spazieren faͤhrt, hat auch nicht die mindeste Schwierigkeit Statt.
Das einzige Hinderniß ist die bodenlose Faulheit der Arbeiter, die von ihrem
Schlendrian nicht abweichen wollen, und die sclavische
Anhaͤnglichkeit der Fahrenden an die alten Formen der Wagen. Einen
Kasten bloß auf die Langwied sezen, das wird weder einem Wagenmacher noch
einem Kaͤufer eingehen: ersterer weiß nicht, daß eine hohle eiserne Roͤhre von dem Durchmesser
einer gewoͤhnlichen Langwied um nichts schwerer ist, als die
gewoͤhnliche hoͤlzerne und dafuͤr 30 Mal
staͤrker, und lezterer wird einen solchen Wagen nicht kaufen, weil er
nicht die herkoͤmmliche Form hat. Er wird sich lieber in der
eleganten mechanischen Sottise, die unsere besten und schoͤnsten
Wagen seit Jahrtausenden bis auf den heutigen Tag geblieben sind, den Hals
brechen lassen, als daß er einen sicheren Wagen bestiege, der anders
aussieht, als jene, in welchen die elegante Welt fahrt. Dagegen ist nun
nicht zu helfen. „Totus mundus
stultizat“ sagte eine erlauchte Person, und sie hat
sehr wahr gesprochen: es ist den Fexen nicht zu helfen; man muß sie laufen
und sich die Haͤlse brechen lassen; denn sie wollen es nicht
anders.A. d. Ue.