Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 35, Jahrgang 1830, Nr. XL., S. 144 |
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XL.
Miszellen.
Miszellen.
Verzeichniß der Patente, welche zu London vom 26. November bis
14. December 1829. ertheilt wurden.
Dem Franz Westby,
Messerschmid zu Leicester in Leicestershire; auf gewisse verbesserte Apparate
zum Scharfen und Wezen der Barbiermesser, Federmesser und anderer schneidenden
Instrumente. Dd. 26. November 1829.
Dem Joh. Marshall,
Theehaͤndler in Southampton Street, Strand; auf ein Verfahren,
Cacao-Extract zu bereiten, das er „Marshall's Extract of Cocoa“ nennt. Dd. 10. Dec.
1829.
Dem Benj. Goulson,
Wundarzte zu Pendleton bei Manchester; auf gewisse Verbesserungen in der
Bereitung von Starkmehl und Zuker aus Pflanzenstoffen. Dd. 14. Dec. 1829.
Dem Karl Derosne,
Gentleman, Leicester-Square; auf gewisse Verbesserungen in der Bereitung
des Zukers oder der Syrupe aus Zukerrohr und anderen zukerhaltigen
Koͤrper, und im Raffiniren des Zukers und der Syrupe. Mitgetheilt von
einem Fremden. Dd. 14. Dec. 1829.
Verfallene Patente.
Patent des Georg Young, Gentleman's in Paul's Wharf,
Thames Street; auf ein Verfahren, eine besondere Art von Canevaß zu weben, der
zum Militaͤrgebrauche und zu anderer Zweken besser laugt, als der jezt
gebraͤuchliche Canevaß. Dd. 5. Dec. 1815.
– des Marquis de Chabarmes, Russel Place,
Fitzroy-Square, Middlesex; auf eine oder mehrere Methoden, die Luft durch
Haͤuser oder Gebaͤude zu leiten und die Temperatur in denselben zu
reguliren, Luft oder Fluͤssigkeiten auf eine schnellere und bequemere und
weniger kostbare Weise, als bisher in diesem Koͤnigreiche
gebraͤuchlich war, zu kuͤhlen oder zu waͤrmen; welche
Methoden zu verschiedenen Zweken dienen koͤnnen und von großem
allgemeinen Nuzen sind. Dd. 5. Dec. 1815. (Die Specification ist im Repertory Bd. XXVIII. S. 321.)
Patent des Jak. Lee, Gentleman's in Old Ford, Middlesex; auf gewisse Verbesserungen in den bisher erfundenen Methoden Hanf und
Flachs zuzurichten, wodurch auch andere Pflanzenstoffe zu manchem Zweke
verwendet werden koͤnnen, wozu man jezt Hanf und Flachs braucht. Dd. 5. Dec.
1815.
– des Christoph Dill, Esq. in Frith Street,
Soho; auf gewisse Verbesserungen in der Methode oder in den Apparaten zur
Destillation. Dd. 5. Dec. 1815.
– Joh. Maͤlzl, Mechanikers in Middlesex, Poland Street; auf ein
Instrument oder Instrumente, auf eine Maschine oder auf Maschinen zur
Verbesserung der Musik, die er Metronom oder musicalischen Tasthaͤlter nennt. Dd. 5. Dec.
1815. (Die Specification ist im Repertory
XXXIII. Bd. S. 7.)
– Dav.
Redmund, Maschinisten in Johnson's Court, Fleet-Street; auf
eine Maschine zur Verfertigung von Hahnen und Spunden. Dd. 9. Dec. 1815.
– Sam. Clegg,
Mechanikers an den Gaswerken in Peter-Street, Westminster; auf einen
verbesserten Gasapparat. Dd. 9. Dec. 1815. (Die Specification ist im Repertory XXX. Bd. S. 1.)
– Rob. Kinder,
Gentleman's in Hill Street, Liverpool, Lancashire; auf eine Methode oder ein
Verfahren, Schiffe, Bothe oder andere Fahrzeuge vorwaͤrts zu treiben. Dd.
19. Dec. 1815. (Die Specification
ist im Repertory XXVIII. Bd. S. 261.)
– Rob.
Dickinson, Esq., Great-Queen Street, Lincoln's-Inn Fields; auf eine Verbesserung in den Reifen der Faͤsser. Dd. 17. Dec.
1815. (Die Specification ist im Repertory
XXIX. Bd. S. 157.)
– Wilh.
Plenty, Eisengießers zu Newbury bei Werks; auf einen verbesserten
Pflug, der zu einem doppelten Zweke, zum Reinigen und zum Pfluͤgen des
Feldes, dienen kann. Dd. 22. Dec. 1815. (Die Specification ist im Repertory Bd. XXIX. S. 193.)
– Wilh.
Adamson, Gentleman in St. George's, Hanover-Square; auf
eine Methode, wodurch ein horizontales Rad von dem Wasser so um seine Achse
getrieben werden kann, daß es eine weit groͤßere Kraft erhaͤlt,
als wenn es in irgend einer anderen Lage sich befindet. Dd. 22. Dec. 1815.
(Aus dem Repertory of Arts. Jaͤner 1830. S.
64.)
Schnellste bisher bekannte Fahrt von New-York nach
Havre.
Das Dampfboth Edward Bonaffè haͤtte eine so
gluͤkliche Fahrt von New-York nach Havre, daß es dieselbe in 16 Tagen
vollendete. So schnell ist seit 7 Jahren (so lang zwischen New-York und Havre
Dampfbothe laufen) noch keines gekommen. Da von New-York nach Havre in
gerader Linie 1075 Leagues (ein League = 3 engl. Meilen) sind, so legte dieses
Dampfboth taͤglich 67 Leagues (201 engl. oder 50 deutsche Meilen)
zuruͤk. Manchen Tag war die Geschwindigkeit uͤber 100 Leagues! Galignani. N. 4605. (Das neue Dampfboth, the President, fuͤhr von New-York nach
Providence bei einem starken Gegenwinde in 14 Stunden! Es legte 18 Meilen in Einer Stunde zuruͤk. Galign. 4606.)
Neueste Versuche mit dem Novelty
des Hrn. Ericsson auf der Eisenbahn zu Liverpool.
Das Mechan. Magaz. N. 333. 26. Decbr. 1829. S. 314.
theilt folgende Notizen uͤber die neuesten Fahrten des Novelty (des Dampfwagens des Hrn. Ericsson)
mit.
Nachdem der Dampfwagen des Hrn. Ericsson, the Novelty, in der Fabrik der HHrn. Fawcett und Comp. gehoͤrig ausgebessert wurde,
erschien er den 17. December wieder auf der Eisenbahn und lief
den ganzen Tag uͤber ohne irgend einen Zufall. Er fuhr bald mit,
bald ohne Passagiere, und bald mit einer Schnelligkeit von 25, bald von 32 engl.
Meilen in Einer Stunde. In mehreren Fahrten fuhr er sogar mit einer Schnelligkeit
von 40 engl. Meilen (10 bayer. Postmeilen) in Einer
Stunde. Die Hauptgefuͤge, die Kurbeln, die excentrischen Scheiben,
die Achsen wurden den ganzen Tag uͤber nicht geschmiert. Man kann sich nichts
sanfteres denken, als die Bewegung dieses Wagens. Der Dampf wurde mit der groͤßten
Leichtigkeit und mit dem kleinsten Aufwande von Brennmaterial immer in
gehoͤriger Kraft erhalten. Die Actien auf diese Eisenbahn, die bereits bis
auf 80 p. C. Praͤmium gestiegen sind, werden nach diesen Versuchen noch mehr
steigen. Auch der Rocket hat Wunder gethan in Bezug auf
Schnelligkeit.
Am 21. Decbr. wurden Versuche mit der Novelty in Hinsicht
auf Kraft angestellt. Sie fuhr mit einer zehn Mal groͤßeren Last als ihre
eigene Schwere, zwoͤlf englische Meilen (3 bayer.
Postmeilen) in Einer Stunde.
Wichtige Versuche uͤber die Reibung an
Wagenraͤdern.
Nach dem Mechan. Mag. a. a. O. haben die HHrn. Mechaniker
Hartley und Rastrick auf
der Eisenbahn zu Liverpool Versuche angestellt, um 1) zu sehen, welche Patentachsen
und Raͤder fuͤr Eisenbahnen die besten sind. 2) den wirklichen Grund
der Reibung eines jeden zu bestimmen, oder uͤberhaupt das Verhaͤltniß
der Kraft zur Last.
Diese Herren werden ihre Resultate selbst bekannt machen. Bisher verlautet nur so
viel.
1) Daß eine Verminderung des Verhaͤltnisses des Lagers der Achsen an
Eisenbahnwagen zu dem Umfange der Raͤder eine bedeutende Verminderung der
Reibung veranlaßt.
2) Daß, wenn bei beladenen Wagen der lagernde Theil der Achse 1 1/2 Zoll ist und der
Durchmesser des Rades ungefaͤhr 5 Fuß, die Reibung weniger als 6 Pfd. auf die
Tonne betraͤgt, das heißt nur wie 1 : 400 ist.
3) Daß, wenn auch Reibungswalzen an den Wagen in gewisser Hinsicht nuͤzlich
sind, die neueste Verbesserung, Verkleinerung des Durchmessers der Achse, doch immer
weit vorteilhafter ist.
Hiernach scheint bei den fruͤheren Berechnungen der Kraft des Novelty, Rocket etc. ein Fehler begangen worden zu seyn,
in dem man bei denselben die Reibung als 12 Pfd. auf die Tonne annahm, oder 1 : 200.
Hieraus ergibt sich ferner, daß Dampfwagen immer nur auf Eisenbahnen mit dem besten
Erfolge laufen koͤnnen. Die Reibung ist hier wie 1 : 400, waͤhrend sie
auf den besten ebenen Straßen im Sommer nur wie 1 : 20, im Winter oder in der
Haͤlfte des Jahres wie 1 : 10 ist. Auf gewoͤhnlichen ebenen Straßen
kann ein Dampfwagen nur als Zugwagen vor schweren Lastwagen, wo keine besondere Eile
nothwendig ist, mit Vortheil verwendet werden.
Kraftsprung eines Pferdes.
Hr. Homfray, Eigenthuͤmer des
Veterinaͤr-Institutes in Kinnersten-Street, wettete, mit einem,
Pferde uͤber eine Barrière von 2 Fuß Hoͤhe so zu springen, daß
die Hinterfuͤße des Pferdes vor den Vorderfuͤßen auf die Erde kommen.
Man wettete 20 gegen 1, daß dieß nicht moͤglich ist. Bei dem zweiten Sprunge
gewann er die Wette. (Observer. Galignani 4596.).
Ueber Dixon's Pendel, als Kraft
angewendet,
bemerkt ein Leser im Mech. Mag. N.
333. S. 320., daß diese Vorrichtung bereits in einem im J. 1635. herausgegebenen
Werke beschrieben und abgebildet wurde. Er gibt aber weder den Verfasser noch den
Titel des Werkes an.
Neue Vorrichtung, aus jeder geradelinigen Bewegung auf und
nieder oder vor- und ruͤkwaͤrts eine Kurbelbewegung zu
erhalten, und umgekehrt.
Ein ungenannter franzoͤsischer Mechaniker bietet im Recueil industriel N. 33. diese neue Erfindung, die vorzuͤglich
fuͤr Besizer von Dampfmaschinen wichtig ist, zum Kaufe an. Nach der
Ankuͤndigung soll man dadurch sehr viel an Zeit, Kraft und Raum gewinnen.
Kauflustige haben sich an den Directeur du Recueil
industriel, rue
Godot-de-Mauroy, N. 2., Paris, zu
wenden.
Ueber die neueren Dampfmaschinen mit Geblaͤse
der HHrn. Braithwaite und Ericsson bemerkt Hr. Hebert im
Mech. Mag. N. 332., 49. Dec., S. 292., daß diese
Maschinen vorzuͤglich dadurch gefaͤhrlich werden, daß sie die Kessel
an jener Stelle, an welcher das Geblaͤse die Flammen an dieselben anschlagen
macht, anbrennen.
Ueber die artesischen Brunnen in Frankreich
gibt auch das Journal de Pharmacie,
December-Heft 1829. S. 622. Nachricht, und zwar uͤber jene,
die an der Gare von St. Ouen in einer Tiefe von 150 und
200 Fuß gebohrt wurden. Man traf hier zwar nicht auf Quellen von Trinkwasser, aber
auf sehr merkwuͤrdige Mineralwasser, deren treffliche Analyse Hr. Henry
fils gegeben hat.
Daß es in bedeutender Tiefe, und selbst in Gegenden, die auf Kreidenfloͤzen
liegen, Wasserspiegel gibt, und daß das Wasser aus einer Tiefe von 150 bis 200 Fuß,
wenn man in diese Tiefe Roͤhren einsenkt, einige Fuß hoch uͤber das
Mundloch aus dieser Roͤhre emporquillt, ist eine durch so viele in
Frankreich, England und Nord-Amerika gebohrte artesische Brunnen erwiesene
Thatsache. Die Industrie und die Landwirtschaft mancher Gegenden in diesen
Laͤndern haben dadurch unendlich gewonnen, und das Springbrunnenbohren (denn
die sogenannten artesischen Brunnen sind eigentlich Springbrunnen) wird in diesen Laͤndern immer
allgemeiner.
Man fand unter den tiefsten Gyps- und Muschelkalklagern und selbst im
Chloritsande die herrlichsten Springquellen, und kam bei diesen Bohrversuchen
zufaͤllig noch auf andere unerwartete Resultate, z.B., daß die Bohrstange,
waͤhrend sie durch Thon-, Kalk-, Gyps- und
Sandstein-Lager bohrte, in hohem Grade magnetisch wurde.
Es waͤre der Muͤhe werth, daß man aͤhnliche Bohrversuche in
wasserarmen Gegenden, z.B. in der oberen Pfalz in Bayern, in Wuͤrtemberg auf
der rauhen Alp etc. anstellte. Man duͤrfte sich jedoch nicht abschreken
lassen, wenn man bei den ersten 50 Fuß keinen Wasserspiegel trifft: wir sehen, daß
man an der Gare d'Ouen Geduld genug haͤtte, um
150 bis 200 Fuß tief zu bohren. Einzelnen Privaten wollten wir es nie rathen, solche
Versuche zu wagen, außer in Gegenden, wo man des Erfolges vollkommen gewiß ist, wie
uͤberall in den flachen Gegenden an der Isar, am Lech, am Inn; in den
wasserarmen Gegenden, wie die oben angefuͤhrten, sollten solche Versuche, wie
in England und N. Amerika, auf Subscription unternommen werden, so daß einzelne
Individuen nur ein paar Gulden des Jahres dazu beitragen. Es gilt bei solchen
Versuchen, wie bei vielen anderen, das alte Sprichwort: „es kommt nur auf
den ersten Schritt an;“ wenn unter mehreren mißlungenen Versuchen nur
Einer gelingt, so kann dieser fuͤr eine Menge anderer als Norm dienen, und
das Gelingen derselben sichern.
Es wird indessen, wie es scheint, noch mancher Tropfen die Donau hinabfließen, bis
ein gluͤklicher Zufall in irgend einer Gegend eine gehoͤrige Anzahl
unternehmender Maͤnner, die eine Ausgabe von einigen Gulden des Jahres zum
Besten ihrer Gegend nicht scheuen, zusammenfuͤhrt, und bis dieses seltene
Haͤuflein einen geschikten Bohrmeister findet, der die Blechroͤhren
auf der Bohrsonde einzuziehen versteht. Wir haben mit einigen Maͤnnern, denen
wir mehr Kenntnisse und Erfahrung, als uns selbst, in dieser Sache zutrauten,
gesprochen, und sie laͤugneten geradezu die Moͤglichkeit, 200 Fuß tief
zu bohren, und in dieser Tiefe Roͤhren einzuziehen. Wo man Thatsachen,
wiederholte Thatsachen, fuͤr Unmoͤglichkeiten erklaͤrt; wie ist
da zu helfen?
Wie jezt in England gebaut wird.
Die Londoner Mauth-Administration und der Baumeister Hr. Peto (ein furchtbarer Name!) fuͤhren jezt einen sonderbaren Proceß
vor dem Hofgerichte, wovon ein Theil im Spectator und
Galignani N. 4593. nachgelesen werden kann. Hr. Peto schloß einen Contract ab, das neue
Hauptmauth-Gebaͤude (Coustom-House)
um 165,000 Pfd. Sterl. (1,980,000 fl.) zu bauen. Als das Gebaͤude fertig war,
kostete es aber 371,835 Pfd. (4,462,020 fl.). Man zahlte ihm gutwillig 313,773 Pfd.
Nachdem dieß bezahlt war, fiel ein Theil des neu gebauten Mauthgebaͤudes ein. Man
klagte, und die Advocaten der Krone und die Richter riechen zu einem Vergleiche!
Ueber das Brennen des Gypses, um der Paste desselben eine
groͤßere Haͤrte zu verschaffen.
Hr. Payen hat gefunden, daß, wenn man den Gyps beim
Brennen einer hoͤheren Temperatur aussezt, z.B. einer Hize von 105°,
man eine weit haͤrtere Paste bekommt, als wenn man denselben bei der
gewoͤhnlichen Temperatur brennt. Er fand indessen, daß eine Temperatur von 70
bis 80° schon hinreicht, wenn der Gyps in feines Gypsmehl zermahlen wurde,
daß aber, bei ganzen Stuͤken, obige Temperatur immer besser seyn wird. (Journal de Pharm., Dec. 1829,
S. 654.)
Die franzoͤsische oder deutsche Art, Moͤrtel zu
bereiten, ist in England ganz unbekannt.
Ein Ungenannter lehrt im Mecha. Mag. N. 333. S. 320., wie
man in Frankreich (und auch in Deutschland, das Verfahren ist beinahe dasselbe)
Moͤrtel bereitet, und schließt mit den Worten: „dieses Verfahren
ist weit zwekmaͤßiger und reinlicher, als das schmuzige Durchsieben des
ungeloͤschten Kalkes mitten in den Straßen durch ein grobes Sieb, so daß
Alles in der Nachbarschaft umher mit weißem Staube bedekt wird, und die Arbeiter
wie die Voruͤbergehenden dadurch in Gefahr gesezt werden, zu
erblinden.“
Neuer Apparat zum Schlaͤmmen des Thones. Von Hrn. George.
Ein Hr. Ant. George erbietet sich, allen
Steingutfabrikanten, Toͤpfern, Ziegelschlaͤgern eine neue Vorrichtung
zum Schlaͤmmen des Thones mitzutheilen, wodurch sie 14/15 an Zeit gewinnen.
Man wendet sich, wenn man diesen Apparat zu benuͤzen wuͤnscht, an den
„Directeur du recueil industriel, Paris,
rue Gaudot-de-Mauroy. N. 2.“
Festungsbau zu Quebec.
Der Festungsbau zu Quebec in Canada schreitet rasch vorwaͤrts. Man hat in zwei
Jahren Wunder gebaut. Das Hauptwerk (the Diamond) liegt
auf einem hohen senkrechten Felsen am Strome. Es schien unmoͤglich Steine auf
diesen Fels hinauf zu bringen. Eine kleine Eisenbahn von 340 Fuß wurde unter einem
Winkel von 45° an diesem Felsen angelegt, am untern Ende derselben eine
Dampfmaschine hingestellt, und diese Maschine foͤrdert Karren mit 25 Ztr.
Steinen beladen diese 540 Fuß in 2 1/2 Minute hinauf. Jede Stunde gehen 8 solche
Ladungen hinauf und die Karren kommen wieder leer zuruͤk. (Courier Galignani. N. 4549.)
Leder wasserdicht zu machen.
Der Recueil industriel gibt N. 34., ohne Angabe der Quelle (die er so oft vergißt) folgendes Recept, Leder
wasserdicht zu machen, welches mit dem Patente des Baron Wetterstedt (Polyt. Journ. Bd. XXXIV. S. 141.) große Aehnlichkeit hat.
In einem Gefaͤße, das 35–40 Gallons faßt (ein Gallon ist 4 1/2 Pariser
Pintes und haͤlt 10 Pfd. destillirtes Wasser), loͤst man 10 Pfd.
klein, zu Stuͤken von einem halben Quentchen zerschnittenen Kautschuk in 20
Gallons Terpenthingeist auf, und stellt dieses Gefaͤß in einen mit Wasser
gefuͤllten Kessel, der als Wasserbad dient. Auf eine aͤhnliche Weise
loͤset man in einem anderen Gefaͤße 150 Pfd. gemeines Wachs, 20 Pfd.
burgundisches Pech, und 10 Pfd. Weihrauch in 100 Gallons Terpenthingeist auf. Beide
Aufloͤsungen werden unter einander gemischt, und nachdem man sie erkalten
ließ, sezt man denselben 10 Pfd. des besten Copalfirnisses zu. Die ganze Masse kommt
hierauf in einen großen Behaͤlter, in welchem man sie mit 100 Gallons
Kalkwasser anruͤhrt, wovon man aber nur 5 Gallons auf Ein Mal unter
bestaͤndigem Umruͤhren zusezt, und damit 7–8 Stunden lang
fortfaͤhrt. So oft man etwas davon aus dem Behaͤlter herausnimmt, um
es in Flaschen oder Faͤsser zu fuͤllen, muß es neuerdings stark
aufgeruͤhrt werden. Um die Mischung schwarz zu
faͤrben, sezt man ihr 20 Pfd. Kienruß zu, der mit 20 Gallons Terpenthingeist
abgeruͤhrt wird, welche von obigen 100 Gallons Terpenthingeist abgezogen
werden. Dieser Kienruß muß vor dem Kalkwasser zugesezt werden. Die Mischung wird
dann mittelst einer Buͤrste auf das Leder aufgetragen und in dasselbe
eingerieben, wie man es mit den gewoͤhnlichen Wichsen zu thun pflegt, wodurch
das Leder vom Wasser undurchdringlich und zugleich weich und nachgiebig wird.
Meisterstuͤke englischer Messerschmide zu
Sheffields.
Sir Richard Phillipps erzaͤhlt in seiner lezten
Reise, daß er zu Sheffields bei den HHrn. Rodgers folgende Arbeiten gesehen hat: – ein
Messer mit 200 Klingen, eine schoͤner als die andere. Es kostete nur 200
Guineas. Der Koͤnig von England besizt ein solches Messer. – Ein
Messer mit 75 Klingen, wovon man jede zu besonderem Zweke verwenden kann. Dieses
Messer ist nicht laͤnger als 4 Zoll, 1 1/2 Zoll breit und 3 Zoll dik. Es gilt
50 Guineas. – Ein Miniaturmesser mit 75 Artikeln, das nur sieben Dwts (zwei
Quentchen 48 Gran) schwer ist. Es kostet 50 Guineas. – 25 Duzend Scheren in
einem Federkiele. – Ich fand, sagt Hr. Richard,
daß die Vortrefflichkeit der Stahlarbeiten zu Sheffield vorzuͤglich auf der
zwekmaͤßigen Vertheilung der Arbeiten beruht. Ich sah Transchir- und
Barbier-Messer in wenigen Minuten aus einer Stahlstange verfertigen. (British Traveller. Galignani Messeng. N. 4602.)
Bier aus Runkelruͤben.
Ein Hr. Homo empfiehlt im Mech.
Mag. N. 332., 19. Dec., S. 293., Runkelruͤben zum Bierbrauen Statt
des Malzes, und hofft auf diese Weise der Malzsteuer zu entgehen, die in England
nicht weniger als 175 p. C. betraͤgt. Sein Verfahren ist folgendes. Die
Runkelruͤben werden gewaschen, quer entzwek geschnitten, in einen Kessel
gethan und in demselben, beschwert mit einem Gewichte, ungefaͤhr anderthalb
Stunden lang gesotten, dann herausgenommen und ausgepreßt. Der Absud und der
ausgepreßte Saft wird zusammengemischt und zur beliebigen Staͤrke
eingesotten. Diesem Einsude wird die gehoͤrige Menge Hopfens beigesezt, und
dieser eine Stunde lang damit gekocht. Diese Abkochung kuͤhlt man so schnell
als moͤglich ab und sezt derselben die gehoͤrige Menge Hefen zu. Er
nahm 150 Pfd. Runkelruͤben und kochte den erhaltenen Saft bis auf 28 Pfd.
Zukerstoff in 36 Gallons (360 Pfd. ungefaͤhr) nach Saddington's Saccharometer.Dieses Saccharometer ist im IX. Bd. S. 361. des Mech.
Mag. beschrieben. A. d. O. Ein Pfund Hopfen wurde eine Nacht uͤber mit obiger
Fluͤssigkeit angebruͤht, und dann nach obiger Vorschrift gekocht. Die
Abkochung wurde so schnell als moͤglich auf 70° F. abgekuͤhlt,
Ein Pfd. gute Hefen zugesezt und 24 Stunden lang in Gaͤhrung gelassen. Die
durch die Gaͤhrung erzeugten neuen Hefen wurden nach 12 Stunden, und dann von
6 zu 6 Stunden, abgenommen, eine Hand voll Hopfen in das Faß gethan und zugespundet.
Auf diese Weise versichert er 16 Gallons (160 Pfd.) gutes, starkes Ale (Bier wie Weizenbier) erhalten zu haben, wovon ihm
der Gallon (3,264 Wiener Maß) auf 5 Pence (ungefaͤhr 16 kr.) zu stehen kam.
Der Ruͤkstand ist gutes Schweinfutter. (Schwerlich wird ein Bayer ein solches
Weißbier trinken koͤnnen.)
Schlechtes, der Gesundheit gefaͤhrliches, Kochsalz in
Frankreich.
Hr. Commesny, Apotheker zu Reims, sandte Hrn. Planche einen Aufsaz uͤber ein unreines, der
Gesundheit sehr gefaͤhrliches, Kochsalz, welches in mehreren Gemeinden des
Marne-Departement vorkommt. Die Akademie hat schon oͤfters Notizen
hieruͤber erhalten. Hr. Mercier hat mehr als 400
Personen gesehen, welche in Folge dieses Salzes geschwollenes Gesicht, Kopfschmerz,
brennenden Durst, Entzuͤndung der Mandeln, unaushaltbare Schmerzen im Magen
und in den Gedaͤrmen mit blutigem Stuhlgange etc. bekamen. Hr. Commesny fand in diesem Salze
Pottasche-Bromuͤr und Jod. Hr. Boullay
bestaͤtigte, daß das Salz von Guérande in der Bretagne, welches nach
Veilchen riecht, so wie das Seesalz aus mehreren anderen Lagunen, Jod enthaͤlt. Hr. Laugier bestaͤtigte dieß gleichfalls, und
bemerkte, daß auch Brom in geringerer Menge darin vorkommt. Das rosenrothe und
violette Steinsalz von Vic erhaͤlt seine Faͤrbung, nach den HHrn. Planche und Caventou, nur von
Eisenoxyd, und lezterer fand auch Glaubersalz in dem gemeinen Kochsalze. –
Man sieht hieraus, wie nothwendig es ist, daß Chemiker, und nicht Schreiber, die in
ihrem Leben nichts von Chemie gelernt haben, den Salzsiedereien vorstehen. (Journ. d. Pharm. Octobre. S. 534. Vergl. auch Polyt. Journal
Bd. XXXIV. S. 396.)
Analyse der Galle.
Hr. Prof. Braconnot beschreibt in den Annales de Chimie, Octbr. S. 171–185. die von ihm
unternommene Analyse der Ochsengalle. Sie ist, nach ihm, gegen Fourcroy, Thenard und Berzelius, eine wahre
Seife, wie schon die Alten behaupteten, und der Hauptbestandtheil der Galle, das
sogenannte Picromel, besteht nach ihm, 1) aus einem
eigenen saueren Harze, welches den groͤßten Theil derselben ausmacht; 2) aus
Margarsaͤure; 3) aus Oehlsaͤure; 4) aus einem thierischen Stoffe; 5)
aus einem sehr bitteren, seiner Natur nach alkalischen, Stoffe; 6) aus einem
farbelosen zukerhaltigen Stoffe, welcher durch Schwefelsaͤure purpur, violett
und blau wird; 7) endlich aus einem Faͤrbestoffe.
Ueber Aufbewahrung der Pflanzensaͤfte
findet sich im Journal de Pharmacie,
December-Heft 1829, S. 632. ein langer Aufsaz des Hrn. Gay, in welchem die Brauchbarkeit des bisherigen
Verfahrens zur besseren Aufbewahrung der Pflanzensafte (das wir im Polyt. Journale a. m. O. angegeben haben),
naͤmlich sie in einem siedend heißen Wasserbade zu kochen, und dann die
herausgenommenen Flaschen hermetisch zu schließen, bestaͤtigt wird.
Die groͤßten und besten bisher bekannten Linsen zu
einem Teleskope.
Die franzoͤsische Regierung besaß seit einiger Zeit zwei der groͤßten
und schoͤnsten Linsen zu einem Teleskope, die die weite Welt aufzuweisen hat:
es sollte endlich einmal auch in Frankreich ein kraftvolles astronomisches
Instrument auf die Welt kommen. Allein, so gewaltig wirkt die Kraft des Goldes, daß
ein einzelner Mann „aus dem Lande des
Kraͤmer-Volkes“ die Vatersorge der Minister
des Unterrichtes und des Inneren in dem heutigen Frankreich dahin galvanisiren
koͤnnte, daß dieses fuͤr die Ehre Frankreichs und das allgemeine Wohl
der Wissenschaften in diesem großen Koͤnigreiche bestimmte Teleskop nur das
Cabinet eines englischen Physikers in der Naͤhe von Kensington zieren wird.
Ehre den Ministern des heutigen Frankreichs! Sie fordern die Wissenschaften und das
Wohl ihres Landes ganz himmlisch. (Atlas. Galignani
4596.)
Explosion durch Unvorsichtigkeit bei Gasbeleuchtung.
In dem Gewoͤlbe eines Liqueurhaͤndlers zu Glasgow, welches mit
Leuchtgas erleuchtet wird, mußten die Roͤhren ausgebessert werden. Die
Hauptroͤhre stand nur eine Minute lang waͤhrend der Arbeit offen, ehe
die Nebenroͤhren wieder eingesenkt werden konnten. Ungluͤklicher Weise
stand aber auch, aus Versehen, ein Licht an einem Fenster. In dieser Minute
entwikelte sich so viel brennbare Luft aus der Hauptroͤhre, daß das ganze
Gewoͤlbe mit Knallluft gefuͤllt wurde, die sich am Lichte
entzuͤndete und eine solche Explosion herbeifuͤhrte, daß das Haus in
seiner Grundfeste dadurch erschuͤttert wurde, alle Fenster und Thuͤren
zerschmettert wurden und die Wand einen maͤchtigen Riß bekam. Von vier
Personen, die eben im Gewoͤlbe waren, wurden drei schwer beschaͤdigt.
(Glasgow Chronicle. Galignani N. 4596.)
Verbesserung an den Raketen zum Schlagen des
Federballes.
Das Federballspiel ist eine gymnastische Uebung, die man den Vaͤtern und
Erziehern nicht genug fuͤr ihre Kinder empfehlen kann. Im suͤdlichen
Deutschland ist dieses
Spiel zu wenig bekannt. Man bekommt in manchen Staͤdten desselben nicht
einmal die Werkzeuge dazu, und wenn man sie hier und da in Haupt- und
Residenz-Staͤdten findet, so sind sie auch daselbst noch so plump
gemacht, daß der Arm eines Erwachsenen, viel weniger der eines Kindes, schnell in
dem Spiele mit denselben ermuͤden muß. Man kaufte neulich ein Paar solcher
Rakete in einer Hauptstadt um 1 fl. 30 kr., an welchen der gebogene Reif nicht
weniger als Einen Zoll breit ist! Die Nachtheile hiervon sind offenbar.
Gute und zwekmaͤßige Raketen muͤssen einen so leichten und elastischen
Bogen haben, als moͤglich. Dazu dient nun ein leichter Streifen Fischbein,
nur von hoͤchstens vier Linien Breite und 1 1/2 Linien Dike, in welchem die
Loͤcher, durch welche die Saiten gezogen werden, durchgebrannt wurden. Reife
aus gespaltenen, duͤnnen, sogenannten spanischen Roͤhrchen, wie man
sie zu den gemeinsten Regen schirmen hat, dienen gleichfalls. Am besten sind jedoch
schmale, nur zwei Linien breite Stahlfedern, an welchen die Kanten der
durchgeschlagenen Loͤcher jedoch abgefeilt oder zugerundet seyn
muͤssen. Solche Bogen an Raketen geben einen ungemeinen Effekt, und man
koͤnnte sie um obigen Preis liefern, und dabei noch reich werden.
Gelegentlich wollen wir noch bemerken, daß der Federball ungemein verbessert wird,
wenn man an seinem unteren Ende, mit welchem er auf die Saiten auffallt, ein kleines
Kaͤppchen, oder selbst nur eine kleine Scheibe, von Kautschuk (Gummi elasticum) anbringt.
Brand eines Baumwollenlagers.
Zu Glasgow brannte das Baumwollenlager des Hrn. Donaldson
ab, auf welchem um mehr als 50,000 Pfd. Sterling (um mehr als 600,000 st.) Baumwolle
aufgespeichert lag. Das Feuer war schreklich, und die ganze Stadt in Gefahr. Zu
Paisley, einem Fabrikstaͤdtchen einige Stunden von Glasgow, ward es so hell
des Nachts von diesem Brande, daß man glaubte, es brenne daselbst auch. Man weiß
nicht, wie das Feuer entstand, und vermuthet bloß, es sey durch einen Funken aus der
Tabakspfeife eines Arbeiters entstanden (wahrscheinlicher durch
Selbstentzuͤndung). (Glasgow Chronicle. Galignani
4594.)
Baumwollenmarkt zu Liverpool.
In den lezten beiden Monaten wurde zu Liverpool fuͤr 1,200,000 Pfd. Sterl.
rohe Baumwolle gekauft, und der Preis stieg um 12 p. C. Das Mißrathen der
Baumwollenernte in N. Amerika, der Baumwollenbrand zu Glasgow, wird die Preise noch
hoͤher treiben. (Globe. Galignani 4589.)
Ueber den Baumwollenbau im suͤdlichen
Maratten-Lande
theilt Hr. Dr. Turnbull Christie
vorzuͤglich nach den Bemerkungen des Hrn. J. R. Stevenson zu Darwar, folgende Bemerkungen mit. Die Baumwollenpflanze wird
nur im schwarzen Regur-Lande gebaut. Der Boden wird nie geduͤngt, es
wird aber nur alle drei Jahre Baumwolle auf dasselbe Feld gebaut: in den beiden
Zwischenjahren saͤet man Sorgh (Holcus
Sorghum. L. Sorghum
vulgare) auf dasselbe, welcher in dem ersten Jahre nach
der Baumwollenernte außerordentlich uͤppig gedeiht. Der Baumwollensaame wird
mittelst eines Drillpfluges Ende Augusts oder Anfangs Septembers zehn bis
zwoͤlf Zoll weit aus einander gelegt: die Saatzeit haͤngt von dem Ende
der Regenzeit ab, das in verschiedenen Gegenden verschieden, in den
oͤstlichsten am spaͤtesten, ist. In acht Tagen ist der Saame
aufgegangen und ungefaͤhr im November, wo das Gaͤten beginnt, die
Pflanze bereits fuͤnf bis sechs Zoll hoch. Das Instrument zum Gaͤten
ist eine doppelte Haue, deren Blaͤtter drei bis vier Zoll weit von einander
stehen und die von Ochsen gezogen wird: sie wird mittelst einer Sterze geleitet. Die
beiden Blaͤtter sind etwas nach einwaͤrts gekehrt und zerschneiden das
Unkraut, waͤhrend sie die Erde an die Wurzeln der Baumwollenpflanze werfen.
(Dieser Gaͤtepflug heißt im Indischen Yedi,
was dem deutschen Gaͤten oder Jaͤten ziemlich nahe kommt.) Man gaͤtet
alle acht bis zehn Tage, und zuweilen noch oͤfter. Die Baumwolle muß bis
Anfangs Januar zum Ernten reif seyn. Die erste Ernte ist nicht die beste; die
reichlichste ist die zweite und dritte, und die Ernte dauert so lang, als die Pflanze tragt, was bis
Ende Maͤrzes hinausreicht. Die Arbeiter, die die Baumwolle einsammeln, werden
in natura bezahlt: von der ersten Ernte erhalten sie ein
Viertel; von der zweiten ein Sechstel oder Achtel, und von den uͤbrigen ein
Viertel oder Fuͤnftel. Wenn die Zeit zum Umpfluͤgen herbeigekommen ist,
werden die Staͤngel ausgezogen und als Brennmaterial oder zum Korbflechten
gebraucht.
Die Baumwolle kommt nach Hause zum Landwirthe, der sie baut, wird daselbst in die
Sonne gelegt und mit Stangen gedroschen, damit die Huͤlsen abfallen. Hierauf
wird die Baumwolle von den Saamen gereinigt, entweder mittelst der sogenannten Ein-Muͤhle (die aus zwei kleinen
hoͤlzernen Walzen besteht, durch welche die Baumwolle durchgezogen wird, so
daß der Saame zuruͤkbleibt; sie ist der amerikanischen Ein-Muͤhle aͤhnlich, nur daß sie mit der Hand
getrieben wird), oder mittelst einer kleinen eisernen Walze, die eine Weibsperson
mit ihren Zehen auf einem glatten Steine rollt, waͤhrend sie mit den
Haͤnden die Baumwolle nachgibt. Die Saamen dienen theils zur
Fuͤtterung der Hausthiere, theils wird der Arbeiter mit denselben bezahlt.
Die Baumwolle wird keiner weiteren Reinigung unterworfen, und so, wie sie ist, zu
Markte gebracht.
Die sogenannte Bourbon-Baumwolle wird hier nicht gebaut, sie nimmt, wie man
sagt, zu viel Raum weg, gibt nicht so viel Ertrag, und vertraͤgt die Hize
nicht an ihren Wurzeln, wenn die Erde im Maͤrz und April aufspringt, sie
muͤßte begossen werden. Indessen meint Hr. Dr.
Turnbull doch, daß sie hier und da, wenn auch nicht auf Regur-Boden,
gebaut werden koͤnnte, z.B. westlich von Darwar. Diese
Bourbon-Baumwolle ist ausdauernd, nicht einjaͤhrig, und wuͤrde,
obschon sie erst im dritten Jahre traͤgt, erlauben, daß man zwischen ihre
Reihen in den beiden ersten Jahren, wo sie noch klein ist, andere Pflanzen baut. Sie
braucht, nach Dr. Turnbull's Erfahrungen in seinem
Garten, kein Begießen, und ihre Baumwolle ist weit besser.
Die Baumwolle um Darwar ist gut, aber selten gehoͤrig gereinigt; sie
wuͤrde mehr Gewinn geben, wenn sie gut gereinigt waͤre. Ein
sogenannter Sandy derselben, von 500 Pfund, gilt zu
Darwar 62 Rupien. Paktuch und Paken kommt auf 10 Rupien, und die Fracht bis zum
naͤchsten Hafen, bis nach Sedaschegur, auch 10 Rupien; so daß demnach 500
Pfund Baumwolle auf 82 Rupien kommen. Wenn wir die Rupie zu 1 Shilling 10 Pence (1
fl. 6 kr.) rechnen, so kommt diese Baumwolle, zu Sedaschegur auf das Schiff geladen,
das Pfund auf 3 1/2 Pence (10 1/2 kr.). Zu Sedaschegur ist kein Ausfuhrzoll. Gin
großer Theil dieser Wolle wird von Parsischen (Parsee) Kaufleuten uͤber
Comtah nach Bombay gebracht, wohin es aber zu Land und zur See weiter ist: die Nahe
des Pfefferlandes scheint allein diese Kaufleute nach Comtah zu loken. Einige Wolle
geht auch nach Mysore. (Edinburgh New Philosophical
Journal, July.)
Neue Dreschmaschine von Hrn. George.
Hr. George bietet eine neue Dreschmaschine aus, welche
hoͤchst einfach ist und beinahe gar keine Reparatur fordert; die tragbar ist
und von Einem Manne mittelst einer Kurbel in Bewegung gesezt werden kann; die nur
einen Raum von 15 Fuß Laͤnge und 8 Fuß Breite fordert, wenn sie in
Thaͤtigkeit gesezt wird, und selbst nur 8 Fuß lang und 6 Fuß breit ist. Sie
drischt mit 8 Flegeln, zerschlaͤgt und verdirbt das Stroh nicht und schwingt
zugleich das gedroschene Korn. 2–3 Weiber oder Kinder versehen sie mit dem
auszudreschenden Getreide. Sie kostet 900 Franken. Man wendet sich an den Directeur des Recueil industriel, Paris, rue
Gaudot-de-Mauroy, N. 2.
Wie Verfall der Industrie den Verfall der Landwirthschaft
herbeifuͤhrt.
Daß Tausende der fleißigsten Einwohner Englands gegenwaͤrtig durch die
verkehrten Huskinsonschen Maßregeln im tiefsten Elende darben; daß taͤglich
nach Duzenden in allen Fabrikstaͤdten fleißige Fabrikarbeiter
buchstaͤblich verhungern und bis auf die Knochen abgezehrt todt gefunden
werden; davon sind jezt alle englischen Zeitungen voll, diejenigen ausgenommen,
welche bezahlt sind um zu schweigen. Das Ungluͤk, welches so schwer
uͤber das arme England gefallen ist, beschraͤnkt sich aber nicht
allein auf diejenigen, welche verhungern und bitter darben muͤssen, auch
diejenigen, die sich noch naͤhren koͤnnen, muͤssen sich harten
Abbruch thun, wenn sie
fortbestehen wollen; sie muͤssen sich nicht bloß Genuͤsse, sondern
selbst Beduͤrfnisse versagen; sie koͤnnen nicht mehr vom Markte
heimtragen, was sie ehevor auf demselben kauften, und dadurch, durch Mangel an
Absaz, sinken die Preise der Erzeugnisse des Landwirthes zu einer solchen Tiefe, daß
dieser nicht laͤnger mehr im Stande ist, seine Abgaben zu bezahlen.
Kaͤse (ein Hauptnahrungsmittel des Englaͤnders, mit welchem sogar
Kranke in Spitaͤlern genaͤhrt werden) sanken jezt von 109 Shill. (65
fl. der Ztr.) auf 55 bis 45 Shillings herab. Butter (ein Hauptbeduͤrfniß des
Englaͤnders) sank bis auf 75, sogar bis auf 60 Shill. der Ztr., da sie ehevor
zu 94 stand. Schinken sanken auf 43 bis 45 Shill. Die Regierung und die Magistrate
gefallen sich bei diesen wohlfeilen Preisen, in dem sie die Armee und die
Armenhaͤuser leichter versorgen. Die Rentiers finden gleichfalls ihr Behagen
an diesem Faͤllen der Preise. Allein der Landmann, der Paͤchter und
Guͤterbesizer, der wahre Nerve des Staates, geht dabei zu Grunde: er geht dem
Fabrikanten und Kaufmanne mit der Leiche und faͤllt in das Grab derselben, in
welches auch die Rentiers bald stuͤrzen werden. Da weder in Gewerben, noch im
Handel, noch mit Guͤtern Speculationen zu machen sind, so kauft man
Staatspapiere. Diese steigen bei der immer haͤufigeren Nachfrage nicht nur im
Preise, sondern verlieren so sehr in Interessen, daß man jezt in jedem Staate damit
umgeht, die Zinsen so sehr herabzusezen, daß es beinahe besser ist, man
behaͤlt sein Geld im Kasten. (Observer. Galignani
N. 4592.) – So wahr ist es, was der gute alte Beckmann sagte, und was so Wenige glauben, daß Wohlfeilheit der
Lebensbeduͤrfnisse in einem Lande, das nicht auffallend schlecht
bevoͤlkert ist, wie Ungarn, Polen, Rußland etc, der sicherste Maßstab seines
Elendes ist.
Gegenwaͤrtiger Zustand der Landwirthe in
England.
Die Devizes Gazette und das Falmouth Packet (in Galignani Messenger N.
4599.), die Bucks Gazette (in Galignani N. 4601.) bemerkt, als Maßstab der Tiefe des Elendes, in welches
England gegenwaͤrtig gesunken ist, daß ein Duzend Laͤmmer auf dem
Viehmarkte zu Marlborough um 42 Shill. (um 25 fl. 12 kr.) verkauft wurden; daß sechs
Jersey-Kuͤhe und Heiser (von den ersteren vier traͤchtig)
fuͤr 22 Pfd. Sterl. (um 264 fl.) verkauft wurden, wofuͤr man noch vor
zwei Jahren hoͤchstens zwei Kuͤhe kaufen koͤnnte. Die
Paͤchter muͤssen jezt gemaͤstetes Vieh wohlfeiler verkaufen,
als sie dasselbe mager kaufen, und verlieren am Stuͤke Rind 24 bis 72 fl.; an
Schafen 2 fl. 24–5 fl. 36 kr. beim Stuͤke. Dafuͤr hat aber jezt
der Treiber des John Bull, bloß fuͤr das Treiben
allein, jaͤhrlich 22,000 Pfd. (264,000 fl.). Nur ein so erbaͤrmliches
Blatt, als die Times in neueren Zeiten geworden sind,
kann dem Elende der armen englischen Paͤchter auch noch Hohn sprechen, wo
zwei oder drei Zahlen mehr Wahrheit verkuͤnden, als die groß geformten Times in 12 Columnen Luͤge.
Akerbau in Indien.
Das Edinburgh New Philosophical Journal,
April-July, gibt S. 49. einige Notizen uͤber den Akerbau in Indien,
von Dr. Alex. Turnbull
Christie, die sehr sonderbar sind. Der sogenannte Regur- oder Baumwollen-Boden in
Indien, welcher verwitterter Trapp zu seyn scheint, bildet die ungeheueren Ebenen
von Decan und Kandeisch und
eines Theiles von Hydrabad. Er ist von 2–20 Fuß
tief, liegt nie einen Augenblik brach, und erhaͤlt nie auch nur eine Spur von
Duͤnger. Selbst die Staͤmme der Baumwollenpflanze, die er trug, werden
ausgezogen, und als Brennmaterial verbrannt, um den Kuhduͤnger, das
Brennmaterial in dieser Gegend, in Glut zu halten. Baumwolle, Sorgh (Holcus
Sorghum L.), Weizen und andere Getreidearten werden
abwechselnd in demselben gebaut, geben reichliche Ernten, und der Boden, der sie
traͤgt, hat dafuͤr, wenigstens seit zwei bis drei Jahrhunderten mit
aller Sicherheit, nichts, vielleicht seit zwei bis drei
Jahrtausenden nichts erhalten. „Dieß
beweist,“ sagt Dr. Turnbull,
„die Mangelhaftigkeit der Ansicht der Landwirthe, die da behaupten,
daß, wenn man dem Boden nicht immer etwas gibt, was dasjenige ersezt, das man
aus ihm gezogen hat, er immer schlechter werden muß. Auf Wechsel im Baue muß
aber sorgfaͤltig gesehen werden.“ Wir wollen die Wahrheit
obiger Thatsachen durchaus nicht in Zweifel ziehen, wir wissen, daß auch in Ungarn
in manchen Boden der Aker ohne Duͤnger traͤgt, und sogar, wie ein
schwaͤbischer Landwirth, der sich daselbst ansiedelte, uns versicherte,
zuweilen durch Duͤnger verdorben wird; wir zweifeln aber sehr, daß Dr. Turnbull richtig schließt, wenn er von Indien auf
Europa schließt, obschon wir ihm gern zugeben wollen, daß Wechsel halber
Duͤnger ist. Hr. Turnbull findet die Ursache der
Fruchtbarkeit dieses Bodens, nach Sir Humphrey Davy,Elements of Agricultural Chemistry. p. 160. in seiner großen Faͤhigkeit, Feuchtigkeit aus der Atmosphaͤre
einzusaugen. Davy fand, daß die fruchtbarsten Erden in
England und Schottland, bei 62° Fahrenh. sehr nasser Luft ausgesezt und
getroknet bis auf 212° F., 16 bis 18 Tausendtel Feuchtigkeit einsaugen. Hr.
Turnbull fand, daß die Erde aus diesem
Regur-Grunde in einigen Wochen 8 p. C. Feuchtigkeit einsaugt, d.h., in
feuchter Luft so lang aufbewahrt, um 8 p. C. schwerer wird. Nun ist es aber, wenn es
in Indien feucht ist, gewiß acht Mal feuchter, als in Europa, in dem es dort
waͤhrend der Regenzeit in einer Woche mehr regnet, als in England (wo es doch
viel regnet) in Einem Jahre, so daß uns auch dieser Schluß nicht ganz richtig
scheint. Hr. Turnbull brachte Erde aus diesem
Regur-Boden nach Europa und ließ sie von einem Hrn. Reid, Lecturer on Chemistry, analysiren. Die
S. 50. angegebene Analyse lehrt uns aber so viel als nichts; denn sie sagt bloß, daß
diese Erde aus feiner Kieselerde mit etwas Kalk und Thonerde und Eisenoxyd besteht,
ohne das Verhaͤltniß) dieser, beinahe in allen tragbaren Erden des Erdballes
vorkommenden, Bestandtheile anzugeben. Aus dem Umstande, daß sie vor dem
Loͤthrohre sehr leicht in eine schwarze Schlake schmolz, und in einem Tiegel
geschmolzen eine Rinde von Eisenoxyd an der Oberflaͤche bildete, scheint
allerdings hervorzugehen, daß sie, mehr als gewoͤhnlich, Eisen
enthaͤlt; allein, nach diesem Umstande sollte sie ehe mehr unfruchtbar als
fruchtbar seyn, um so mehr, als ausdruͤklich bemerkt wird, daß sie nur wenig
vegetabilische und animalische Reste enthaͤlt. Ob Salze darin vorkommen und
welche, wird gar nicht gesagt: mit einem Worte, die angefuͤhrte Analyse ist
schlechter als keine, und es wundert uns, wie Hr. Jameson
sie einruͤken koͤnnte, obschon sie nur 9 Zeilen betruͤgt.
Waͤhrend der heißen Jahreszeit zerreißt, wie Dr.
Turnbull bemerkt, das Regur-Land nach allen Richtungen in tiefen
Spruͤngen; waͤhrend der Regenzeit erscheint es in der Form eines sehr
zaͤhen Thones. Eben dieß ist auch in den fruchtbarsten Streken Ungerns der
Fall. Fast Alles, was in dieses Land gebaut wird, wird am Ende der Regenzeit gebaut,
und erhaͤlt also waͤhrend der ganzen uͤbrigen Zeit seines
Wachsthumes nur aͤußerst wenig Regen mehr, oft gar nichts, als den Thau des
Himmels.
Ueber Industriebedarf des Inlandes und Handel mit dem
Auslande.
Einer der vielen Irrthuͤmer unserer neuen Staatswirthschaftler, sagt der Herald (Galignani N. 4579)
ist unter anderen auch dieser, daß sie dem Handel mit dem Auslande einen viel zu
hohen Werth beilegen, und den Hausbedarf des Inlandes an Fabrikaten viel zu gering
anschlagen oder gar vernachlaͤssigen. Der gesunde Menschenverstand
durchschaut sehr bald das Spinnengewebe von Sophismen, in welches diese gelehrten
Herren die einfachste Sache zu verhuͤllen wissen. Wird ein Englaͤnder
von gesundem Menschenverstande sagen koͤnnen: „ihr 15 Millionen
meiner lieben Landsleute seyd der Herr Niemand; wir muͤssen zuerst auf
den auslaͤndischen Kaͤufer Ruͤksicht nehmen.“
Ist nicht gerade dieser Herr Niemand diejenige Kundschaft, die taͤglich von
uns tauft, und kaufen muß, wenn die Geseze weise sind, waͤhrend der
Auslaͤnder nur eine Kundschaft ist, die so zu sagen, wie vom Himmel
herabgefallen zu unserem Waarenlager kommt? Waͤhrend die Huskinson'sche
Schule den fleißigen Bruder-Buͤrger des Inlandes gaͤnzlich
vernachlaͤssigt, bringt sie dem Auslaͤnder jedes Opfer. „Hol
der Guckguck, „sagt sie,“ den ganzen Verkehr im Inlande,
wenn nur unser Handel mit dem Auslande so gestellt ist, daß er den
Beduͤrfnissen und den Forderungen der Finanzminister des Auslandes
entspricht.“ Dieser nagelneuen Theorie haben wir bereits unseren
Tribut schwer bezahlt. Wir haben dem Auslande gesagt: wir legen uns euch zu
Fuͤßen; Wir wollen mit euch auf die nachtheiligste Weise fuͤr uns,
und auf die vorteilhafteste fuͤr euch fortan Handel treiben.“
Und was war das Resultat dieser Unterthaͤnigkeit? Auch nicht eine einzige
Kundsch fuͤr haben wir dadurch mehr im Auslande erhalten, waͤhrend wir unseren Absaz und
unseren Verkehr im Auslande uns muthwillig erschwerten, in dem wir das Ausland an
dem Gewinne desselben Theil nehmen ließen. Das Resultat hiervon ist Verarmung der
Buͤrger und folglich auch Erschoͤpfung der Staatscasse selbst. (Bei
dem lezten Termine des Gerichtshofes waren um 5000 Klagen wegen Schniden mehr, als
im vorigen Jahre.) Es ist also eine bare Tollheit der Huskinson'schen Schule, auf
das Ausland zu sehen, und fuͤr die Beduͤrfnisse des Inlandes blind
bleiben zu wollen. Jeder Staat ist ein kuͤnstliches Gebaͤude, und
England ist es mehr, als jeder andere. Wir muͤssen ungeheuere Auflagen
bezahlen, um die Interessen unserer Staatsschulden zu entrichten, und es ist reine
staatswirthschaftliche Narrheit zu behaupten, daß wir es bei einer solchen
Schuldenlast, bei solchen Steuern mit Voͤlkern aufnehmen koͤnnen, die
weniger verschuldet sind, und weniger Steuern zu bezahlen haben.
Neue deutsche Colonie in British-Canada.
Nach dem Globe hat Sir J. Colborne eine große deutsche Colonie (large parties
of Germans) in British-Canada angesiedelt. (Galignani. 4606.)
Ueber den Handel der ostindischen Compagnie.
In einem sehr gut geschriebenen Artikel im Herald (Galignani Messenger N. 4589.), in welchem wir mit
Vergnuͤgen unsere fruͤhere in diesem Journale ausgesprochene
Behauptung bestaͤtigt sehen, daß entweder England oder die ostindische
Compagnie zu Grunde gehen muß, wenn die Lage beider gegen einander so, wie bisher,
fortbesteht, wird der Ungrund der Behauptungen gegen die ostindische Compagnie aus
folgenden, von Hrn. Milburn mitgetheilten, officiellen
Ein- und Ausfuhr-Listen erwiesen.
wurden nach Ostindien aus England
ausgefuͤhrt Pfd. Sterl. Waaren:
Vom Jahre
1708–9 bis 1733–4
– –
3,064,774
– jaͤhrlicher Durchschnitt
117,877
1734–5 – 1765–6
– –
8,434,769
– – – – –
263,586
1766–7 – 1792–3
– –
16,454,016
– – – – –
609,408
1793–4 – 1809–10
– –
31,060,752
– – – – –
1,827,103
wurden aus Ostindien nach England
ausgefuͤhrt Pfd. Sterl. Waaren
Vom Jahre
1708–9 bis 1733–4
– –
33,571,798
– jaͤhrl. Durchschnitt
1,291,219
1734–5 – 1765–6
– –
64,452,377
– – – – –
2,014,136
1766–7 – 1792–3
– –
101,383,792
– – – – –
3,754,953
1793–4 – 1809–10
– –
102,737,954
– – – – –
6,043,409
Die Ausfuhr im lezten Decennium betrug 21,413,807 Pfd. Sterl., groͤßten Theils
in Wollenwaaren; also jaͤhrlich 2,141,380. Hieraus wird klar, daß der Handel
nach Indien, ungeachtet alles Schreiens gegen die ostindische Compagnie, in
schoͤner Zunahme fortschreitet. Was soll aber das Loos der Millionen armer
Indier werden, wenn man Ostindien mit brittischen Baumwollenwaaren
uͤberschwemmt? Die armen Hinduhs werden verhungern muͤssen, und die
ostindische Compagnie wuͤrde hoͤchstens ihre Knochen nach England
fuͤhren koͤnnen, um die Acker auf dieser Insel damit zu
duͤngen.
Zustand der Weber in Irland.
Ein Correspondent des Globe (Galignani N. 4805.) sagt: „ich habe nun das Elend in der
sogenannten „Liberty“ gesehen.
Ich sah nicht weniger als 1300 Familienhaͤupter (Seiden-,
Baumwollen- und Wollen-Weber), deren jedes der
Repraͤsentant von wenigstens 5 Menschen ist. Diese 6500 Individuen
muͤssen bis Weihnachten, da der Wohlthaͤtigkeitsfond bis dahin
erschoͤpft seyn wird, buchstaͤblich
verhungern, wenn keine Huͤlfe kommt, so wie bereits schon viele
derselben verhungert sind. Man darf gegen Huskisson's System nichts sagen, wenn man von der
Regierung etwas erhalten will.
Temperance-Society in Irland.
Es ist hoͤchst erfreulich, daß die amerikanische Temperance-Society bereits anfaͤngt in England festen Fuß zu gewinnen, und
zwar dort, wo man es am wenigsten haͤtte vermuthen sollen, und wo es am
meisten nothwendig war: in Irland, zu Dublin, und in
mehreren Filialen zu New-Roß, Cookestown, Rathfriland, Drogheda etc.
Professor Edgar hat sich durch Gruͤndung dieser
Gesellschaft bleibende Verdienste um sein Vaterland erworben. Es ist
merkwuͤrdig, daß, waͤhrend wir die Tuͤrken jezt Wein trinken
lehren, die amerikanischen Christen das weise Gesez Mahomeds: „Du sollst
dich aller berauschenden Getraͤnke enthalten,“ in ihren
Katechismus aufnehmen. (Vgl. Mech. Mag. N. 332., 19.
Dec. S. 296.).
Die Smithsonean-Institution.
Der Hr. Sir James Smithson, Sohn des Herzogs von
Northumberland, stiftete die Smithsonean-Institution
„zur Vermehrung und Verbreitung nuͤzlicher Kenntnisse unter den
Menschen.“ (Courier. Galignani 4606.)
Noth regiert oft weiser, als alte
Buͤrgermeister.
Da die englischen Paͤchter jezt so sehr in Noͤthen sind, und, außer von
den alten und neuesten Huskisson'schen Gesezen, auch noch von den Mezgern geschunden
werden, so geriethen sie auf den Einfall, ihr Vieh selbst zu schlachten und dasselbe
geschlachtet zu verkaufen. Dadurch erhaͤlt nun das Publikum von dem
Paͤchter fuͤr 5 Pence (15 kr.) so viel Fleisch, als es ehevor von den
Mezgern um 8–9–10 Pence (24, 27, 30 kr.) erhielt. (Brighton Herald. Galignani N. 4606.).
Nordamerikanische Literatur. (Eisenbahnen.)
Report of the Board of Directors of internal Improvement of
the State of Massachusett, on the Practicability and Expediency of a Railroad
from Boston to the Hudson River, and from Boston to Providence. Submitted to the
General Court. January. 1829. To which are annexed the Reports of the Engineers,
containing the Results of their Surveys and Estimates of the Cost of
Constructing a Railroad on each of the Routes selected. With Plans and Profiles
of the Routes. 8. Boston. 1829. b. the Boston daily Advertiser. 76 S. und
119 S. mit 6 großen Karten.
Es ist schwer zu sagen, ob man an den Nordamerikanern mehr ihre Werke oder ihre Ideen
bewundern soll. In kaum zwei Generationen haben diese guten Leutchen zwei Mal ein
Volk aus ihrem Lande und aus ihren Meeren verjagt, vor welchem alle Staaten Europens
zittern, und welchem jezt noch der Ocean angehoͤrt; in eben dieser Zeit haben
sie, mitten in ihren Waldwuͤsten, eine Industrie geschaffen, die, in
schoͤnem Einklange mit ihrem Akerbaue und mit ihrer Viehzucht, bereits alle
Meere aller Welttheile mit ihren Handelsschiffen bedekt; und alles dieses geschah
ohne Universitaͤten, ohne Kanzelleischreiber, ohne alle die vielen Anstalten,
durch welche die Staaten in Europa waͤhrend dieser Zeit theils nicht in
demselben Maße fortschritten, theils stehen blieben, theils gar zuruͤksanken.
Es liegt nicht in dem Zweke unserer Blaͤtter, die Ursachen dieser sonderbaren
Erscheinungen auf den zwei entgegengesezten Hemisphaͤren zu untersuchen oder
zu entwikeln; wir halten es aber fuͤr unsere Pflicht, auf dasjenige
aufmerksam zu machen, was, in industrieller Hinsicht, in Amerika
buchstaͤblich waͤhrend jener Zeit geschieht, waͤhrend welcher
wir in Europa schlafen.
Eine Eisenbahn auf einer Streke von 200 engl. Meilen, mit einem Kostenaufwande von
16,455 Dollars fuͤr die Meile, also von 3,287,000 Dollars fuͤr diese
ganze Streke errichten, in einem Lande errichten, das eine Menge schiffbarer
Fluͤsse, die groͤßten Canaͤle des Erdballes, treffliche
Landstraßen und mehrere Eisenbahnen besizt; das auf der ganzen Streke, durch welche
diese Straße laͤuft, nur 75,000 Einwohner zaͤhlt, und nicht mehr als
300,000 Einwohner in dem ganzen Lande, nach welchem diese Straße hinfuͤhrt;
das die Haͤlfte des Jahres uͤber in einem beinahe sibirischen Winter
begraben liegt; eine solche Idee wird manchem Europaͤer Tollheit scheinen:
dem Amerikaner, der die Ausfuͤhrbarkeit derselben wohl berechnete, scheint
sie Klugheit. Er hat sich genau erkundigt, wie viel aus jedem Staͤdtchen,
durch welches die projectirte Eisenbahn geleitet wird, jaͤhrlich aus-
und eingefahren wird; wie viel Individuen reisen; und hat gefunden: daß jaͤhrlich auf dieser
Streke in verschiedenen Entfernungen von 40, 95, 450 bis 200 Meilen 402,818 Tonnen
(die amerik. Tonne haͤlt 2240 amerik. Pfd.; wir wollen sie aber nach
englischer Art nur zu 20 Ztr. rechnen, und so diese Last zu 2,056,960 Ztr.
anschlagen) hin- und hergefahren werden, und 23,475 Reisende hin- und
Herreisen. Wenn ich nun, sagt er, fuͤr jede Tonne (fuͤr 20 Ztr.) mit
nur 2 Cents (zwei Hundertel Thaler) und von jedem Reisenden nur 1 Cent auf die engl.
Meile bezahlen lasse, so erhalte ich jaͤhrlich, groͤßere und kleinere
Streken, die auf dieser Bahn befahren werden, mit eingerechnet, einen Wegzoll von
490,780 Dollar. Dabei ist das Capital verzinst, die Bahn hergehalten, und in 30
Jahren wieder in der Tasche meiner. Familie oder in der meinigen, wenn ich noch
lebe. Waͤhrend ich mir nuͤzte, habe ich meinen Mitbuͤrgern noch
mehr genuͤzt; ich schenke ihnen das Kostbarste, was der Mensch auf Erden
besizen kann, Zeit; ihre Geschaͤfte sind, drei Mal schneller besorgt; ich
erspare ihnen Auslagen, da sie zehn Mal weniger Pferde
halten duͤrfen, also dort fuͤr sich Weizen bauen koͤnnen, wo
sie jezt Hafer fuͤr ihre Gaͤule bauen muͤssen; jedes Feld,
jedes Haus, das jezt in dem Verhaͤltnisse weniger werth ist, als es weiter
von der Hauptstadt (von Boston) entfernt liegt, erhaͤlt durch diese Straße in
dem Maße mehr Werth, als seine Verbindung mit der Hauptstadt dadurch erleichtert
wird. Und so wird nun in Amerika eine Eisenbahn von 50 deutschen Meilen
Laͤnge errichtet, auf Actien mit 5 p. C., wie das ganze uralte und
hochcultivirte feste Land Europens noch keine auf eine
Viertelstunde weit aufzuweisen hat.Wir kennen die Eisenstraße, die Oesterreich einem geistreichen
Boͤhmen, Hrn. v. Gerstner, verdankt, und
ehren ihn und sein Meisterwerk. Er wird uns aber gestehen, daß seine eben so
nuͤzliche als schoͤne Eisenbahn ein Holzweg ist, wenn man sie
mit der Rail-Road von Boston vergleicht. Da wir indessen jezt auf dem
festen Lande von Europa alle auf dem Holzwege sind, so sind solche Holzwege
das Beste, was wir aufzuweisen haben.
Es ist uns unmoͤglich, aus diesem lehrreichen Werke einen Auszug zu liefern,
der unseren Lesern einen deutlichen Begriff von der wahrhaft bewundernswerthen
Genauigkeit geben koͤnnte, mit welcher der Plan zu diesem Riesenwerke
entworfen wurde. Man kann sagen, daß Zoll fuͤr Zoll hier abgewogen wurde in
der bergigen Streke Landes, durch welches diese „via Frankliniana“ gefuͤhrt werden soll, die der
herrlichsten Roͤmerstraße gleich kommen wird. Nur sehr kleine Streken auf
dieser Straße haben eine Neigung von 10–26 Fuß auf die engl. Meile (1/4
bayersche Postmeile), die meisten steigen oder fallen mit 30, 40, 60, 80 Fuß auf die
engl. Meile. Die musterhafte Genauigkeit in der Nivellirung und Topographie einer
Streke von 50 deutschen Meilen, die wir diesem Berichte beigegeben finden, ist
fuͤr sich allein schon ein Werk der Unsterblichkeit wuͤrdig, und wenn
auch die Zukunft, die nie in der Gewalt der Gegenwart liegt, die Ausfuͤhrung
dieser herrlichen Unternehmung hindern sollte, so moͤgen die Amerikaner sich
damit troͤsten, daß sie uͤber Straßen, die sie bauen wollten, genauere
und bessere Plane entwarfen, als mancher Staat in Europa nicht uͤber
diejenigen besizt, die er wirklich gebaut hat. Diese hart scheinende Bemerkung
koͤnnten wir mit Urkunden aus den Archiven des Wasser- und
Straßenbaues zweier europaͤischen Staaten belegen, die wirklich
schoͤne Straßen besizen. Die cultivirtesten Staaten Deutschlands, Preußen und
Sachsen, sind erst seit 20 Jahren im Besize einiger Chausseen (Kunststraßen!), die,
wenn sie beide aufrichtig seyn wollen, sie vorzuͤglich ihrem Feinde,
Napoleon, zu danken haben. Preußen ist zu entschuldigen, sein Sandmeer
koͤnnte auch Friedrichs Kraft nicht uͤberall gewaͤltigen;
unverzeihlich war es aber an den Sachsen, die der Steine genug haben in ihrem armen
Lande, und noch unverzeihlicher ist es an ihnen, daß sie die schoͤnen Straßen
so muthwillig zu Grunde gehen lassen, die Napoleon ihnen erbaute. Die Russen, die
vor zwei Generationen noch tiefer standen, als die Nord-Amerikaner vor sechs,
besizen, seit ein paar Jahren, eine eigene und ganz ausgezeichnete Zeitschrift fuͤr Straßen- und Wasserbau,
wie noch kein Staat auf Erden eine aufzuweisen haͤtte. Es scheint, daß die
Staaten, die erst seit Kurzem in den Stand der Cultur getreten sind, sie
moͤgen nun fruͤher die Kinder eines Franklin, eines Czar oder eines
Sultans gewesen seyn, weit besser wissen, was ihnen zu ihrem Gedeihen Noth thut, als
diejenigen, die in Cultur bereits grau geworden sind, und auf welchen der Schimmel
und die Flechten der Zeiten wuchern, die sie werden sahen. So weiß das Kind oft besser, was ihm
taugt, als die alte Großmutter, die es auf den Armen wiegt; es schreit und
straͤubt sich, dasjenige hinabzuwuͤrgen, mit welchem die Ahnfrau ihm
den Mund vollpfropft. Die Großvater commandiren sich heiser, wenn sie mit ihren
Enkeln sich in's Freie wagen: Lauft nicht! Springt nicht! Die Kinder fuͤhlen,
ohne es zu wissen, daß sie sich in den Gebrauch ihrer Glieder einuͤben
muͤssen, und daß Huͤpfen und Laufen ihnen besser bekommt, als
großahnherrliches Einherschreiten. Nicht selten hoͤrt man sie ganz naiv dem
aͤngstlich warnenden Großvater zurufen: „Fang mich! Fang
mich!“ Dieß scheint nun in industrieller Hinsicht so ziemlich das
Verhaͤltniß zwischen N. Amerika und Europa. „Wer nicht rasch
vorwaͤrts geht, der geht zuruͤk,“ sagen die Amerikaner
(Those, who are not positively advancing, are
retrograding.) Waͤhrend dieß in Amerika geschieht, halten wir in
Europa Wettlaͤufe im Ruͤkwaͤrtslaufen, und haben wirklich
buchstaͤblich gelernt, vier englische Meilen (1 bayersche Postmeile) in 62
Minuten ruͤklings zu laufen.Wir sahen einen wahren Virtuosen in dieser Kunst obiges Meisterstuͤk
in mehreren Staͤdten Bayerns auffuͤhren.
Wir wollen aus diesem herrlichen Berichte nur einzelne Bemerkungen uͤber die
Weise ausheben, wie die Amerikaner Eisenbahnen betrachten und behandeln, und
bedauern herzlich, das Beste in dieser Schrift, das Detail, die Ruͤksicht auf
die kleinsten Lokalverhaͤltnisse, worin gerade das Meisterhafte derselben
gelegen ist, weg lassen und uns begnuͤgen zu muͤssen, diejenigen
unserer Leser, die fuͤr die Nothwendigkeit und die Vortheile der Eisenbahnen
Sinn haben, darauf aufmerksam zu machen. Wir wuͤnschten sehr, daß dieses
lehrreiche Werkchen in einer deutschen Zeitschrift fuͤr Straßen- und
Wasserbau uͤbersezt wuͤrde, wenn wir unter unseren vielen papiernen
Zeitschriften eine uͤber einen so hochwichtigen Gegenstand besaßen.
Die Amerikaner fanden die englische Methode, Eisenbahnen anzulegen, wegen des hohen
Preises, in welchem das Eisen noch bei ihnen steht, unanwendbar, und ziehen auf der
hier anzulegenden Straße den Granit, der uͤberall in der Naͤhe
derselben vorkommt, dem Eisen vor. Sie fanden ferner, daß bei ihren strengen Wintern
eine weit tiefere Grundlage fuͤr die Bahn nothwendig ist, als in England, in
dem der Frost bei ihnen tiefer in die Erde dringt, und die Grundlage immer frostfrei
liegen muß. Sie fuͤhren demnach eine gehoͤrig tiefe Steinmauer als
Grundlage auf, beleben diese oben, wo die Bahn gebildet werden soll, mit behauenen
Granitfelsen von der Groͤße eines Kubikfußes, und bringen auf diesen die
eiserne Schiene an, welche als Bahn oder Geleise dienen soll. Diese Schienen werden
mittelst Bolzen und Nieten auf dem Granite befestigt, und stehen 5 Fuß weit von
einander entfernt, so daß demnach ein Geleise oder eine Wagenspur von 5 Fuß Breite
entsteht. Der Zwischenraum zwischen beiden Geleisen oder Schienen ist
ungefaͤhr einen halben Fuß tief mit feinem Schutte oder Sande
ausgeschuͤttet, und dient als Bahn fuͤr die Pferde. Weniger oder
selbst schuhtiefer Schnee hindert den Gebrauch der Bahn im Winter nicht, in dem die
Schiene ein paar Zoll mit den Granitwuͤrfeln uͤber der Flaͤche
der Straße emporsteht, und, bei maͤßigem Schnee, nur an dem ersten Wagen noch
ein Pferd vorgespannt werden darf, welches zwei Streichbretter zieht, die den Schnee
zu beiden Seiten von den Schienen abstreifen. Wenn jedoch der Schnee sehr tief ist,
oder wenn es stark wehet, geht es natuͤrlich mit der Eisenbahn, wie mit jeder
anderen Straße: indessen hat man bei ersterer den großen Vortheil, daß bei
eintretendem Thauwetter, wo die gewoͤhnlichen Straßen so lang grundlos sind,
die Eisenbahn beinahe eben so gut ist, wie mitten im Sommer.
„Dieser Bau ist so einfach, und die Vortheile desselben sind so
einleuchtend, daß es unbegreiflich ist, wie man sich desselben nicht schon
laͤngst bedient hat, in dem, auf ebenem Wege, auf einer solchen Bahn,
eine Kraft von 11 Pfd. eine Last von einer Tonne (2240 amerik. Pfd.) bewegt;
folglich Ein Pferd leicht eine Last von 10 Tonnen (oder 200 Ztrn.) zieht, wenn
man die Kraft des Pferdes nicht hoͤher als zu 125 Pfd. anschlaͤgt,
bei welcher Kraftaͤußerung das Pferd bekanntlich 20 engl. Meilen oder 5
deutsche Meilen bequem in Einem Tage zuruͤklegen kann.“ Wo die
Bahn keine staͤrkere Abweichung von der vollkommen horizontalen Ebene, als
eine Neigung von 26 Fuß auf die engl. Meile (eine halbe Stunde) hat, rechnet man
fuͤr jede 2 1/2 Fuß aufwaͤrts uͤber die horizontale Ebene Ein
Pfd. Kraft mehr auf die Tonne, und eben so viel weniger bei derselben Neigung nach
abwaͤrts, indem dem bei 26 Fuß Neigung auf die engl. Meile die Schwerkraft der Reibung vollkommen
gleichkommt. Wenn daher die Bahn unter solchen Neigungswinkeln oͤfters auf
und nieder steigt, so mag es das Pferd sehr wohl aushalten, 200 Ztr. ohne besondere
Anstrengung zu ziehen, in dem die auf kurzen Streken noͤthige groͤßere
Anstrengung bald durch gaͤnzliche Arbeitslosigkeit oder freien Gang wieder
ersezt wird. Wo aber eine Neigung von mehr als 26 Fuß auf die englische Meile
vorkommt, und diese zuweilen bis auf 78 und 80 Fuß steigt, kann man nicht mehr als 5
Tonnen (100 Ztr.) auf das Pferd rechnen. Wenn indessen auch vollkommene Ebene die gluͤklichste Bedingung zu einer wohlfeilen
und guten Eisenbahn ist, so koͤnnen auch lange Bergruͤken, die einen
solchen Fall besizen, daß der Wagen von selbst laͤuft, mit groͤßtem
Vortheile zu Eisenbahnen benuͤzt werden. Dieß ist z.B. in Nord-Amerika
der Fall mit der Eisenbahn zu Darlington und zu Mauch-Chunk. Hier wird das
Pferd, nachdem es den leeren Wagen hinaufgezogen hat, und dieser oben an den
Kohlen- und Erz-Gruben beladen wurde, auf eine Buͤhne hinter
dem Wagen gestellt, und, waͤhrend es auf dieser Buͤhne ruhig sein
Futter frißt, mit dem Wagen uͤber den Abhang hinabrollen gelassen: es kommt
gerade unten in der Ebene an, nachdem es auf dieser Spazierfahrt abgefuͤttert
ist und ausgeruht hat, so daß es dann wieder mit frischer Kraft zur Arbeit kann.
Vergleicht man obige Bemerkungen mit der topographischen Lage Bayerns, so scheint es
beinahe unbegreiflich, daß man in Bayern noch nicht auf eine Eisenbahn von Passau nach Muͤnchen
und nach Regensburg gedacht hat. Kein Land in Europa ist
zu Anlegung einer Eisenbahn gluͤklicher gelegen, als Bayern auf der hier
angezeigten Streke von 24 Postmeilen, wo auch nicht Ein Huͤgel von einem
Falle von 26 Fuß auf die halbe Stunde vorkommt. Von Passau uͤber Vilshofen, Plattling, Pilstling,
Woͤrth, Landshut, Moosburg und zwischen Erding und Freysing durch nach Garching und Muͤnchen
ist die Poststraße, wie man zu sagen pflegt, kugeleben. Es ist keine andere Neigung
auf dieser ganzen Streke von 24 Meilen, als die hoͤhere Seehoͤhe
Muͤnchens uͤber Passau, die man auf 90 Klafter schaͤzt, was
demnach eine Neigung in einer 48 Stunden langen Eisenbahn von 11 Fuß auf die halbe
bayersche Meile, oder 5,5 Fuß auf die englische gibt. Von Plattling bis Regensburg uͤber Straubing und Pfada, auf einer
Streke von 9 Postmeilen, ist dieser Fall noch geringer, und die Ebene ist, wenn
moͤglich, noch vollkommener. Am linken Donauufer ist von Passau bis Plattling (und
fuͤr die Eisenbahn nach Regensburg bis Pfada aufwaͤrts) der herrlichste Granit in
Entfernungen von 1/2 bis 3 Stunden von der anzulegenden Eisenbahn. Wenn die Straße
von Passau bis Plattling vollendet ist, so kann von Plattling aus der Granit zur
Fortsezung des Baues leicht auf der bereits vollendeten Bahn nachgefahren werden:
„Ein Pferd zieht 200 Ztr.!“ Wenn wir nun die Baukosten
einer solchen Bahn in Bayern ganz nach dem Ueberschlage der N. Amerikaner berechnen,
naͤmlich zu 16,455 Dollars fuͤr die englische, oder zu 65,740 Dollars
fuͤr die deutsche Meile, so kaͤme die ganze Eisenbahn von 24
Postmeilen von Passau bis Muͤnchen auf 1,577.760 Dollars (oder Laubthaler).
Diese amerikanische Rechnung scheint sich so ziemlich auf Bayern anwenden zu lassen,
wenn man bedenkt: 1) daß in N. Amerika Alles wenigstens drei Mal so theuer ist, als
in Bayern. Das Taglohn eines Arbeiters ist zu 1 Dollar angeschlagen, eines Pferdes
zu Dollar. 2) Daß auf der Eisenbahn in N. Amerika haͤufig Neigungen oder
Faͤlle von 30 bis 80 Fuß auf die engl. Meile vorkommen, waͤhrend hier
24 deutsche Meilen kugeleben sind. 3) Daß wir kein Geleise von 5 Schuh brauchen. 4)
endlich, daß, wenn diese Bahn auf der Streke von Passau
bis Muͤnchen zwekmaͤßiger angelegt
wuͤrde, als die gegenwaͤrtige Poststraße, die, so oft ohne Noth,
mitten in der herrlichsten Ebene zik-zak laͤuft (wie auf der Straße
von Plattling nach Landshut,
von Moosburg gegen Erding, von
Freising gegen Muͤnchen), sich leicht 8 Stunden ersparen ließen, so daß die ganze
Eisenbahn nur 20 deutsche Meilen betragen wuͤrde. Man sollte nun, scheint es,
sagen koͤnnen, wenn in N. Amerika 300,000 Menschen fuͤr sich allein in
ihrem inneren Bedarfe und in ihrer Ein- und Ausfuhr an die
Meereskuͤste, auf einer Straße von 50 deutschen Meilen jaͤhrlich 2
Millionen Ztr. hin- und herfahren; so sollten 300,000 Menschen in der Mitte
Europa's, die auf der einen Seite die Millionen Menschen in Oesterreich etc., auf
der anderen die Millionen in Wuͤrtemberg, Baden, Frankreich etc. zu ihren
Nachbarn haben, eben so viel auf einer Straße von 20 deutschen Meilen
jaͤhrlich hin- und herfahren; und wenn folglich der Amerikaner, bei
einem Soll von 2 Cents
aus die engl. Meile fuͤr die Tonne, und 4 Cent fuͤr den Passagier,
490,789 Dollars gewinnt, sollte man auf dieser Eisenbahn in Bayern, bei gleichem
Zolle, 91,579 Dollars jaͤhrlich gewinnen. So richtig dieser Schluß von
Millionen auf Hunderttausende zu seyn scheint, so moͤchten wir ihn indessen
nicht unbedingt und nicht ehe unterschreiben, als bis wir, so genau wie die
ehrenwerthen neun Direktoren von Massachusett's, wissen, wie viel jaͤhrlich
Fracht auf dies Straße geht. Man muͤßte hier genau die Zahl der Wagen, die
nicht bloß taͤglich zu Muͤnchen und Passau an den Endpunkten dieser
Straße einfaͤhrt, sondern auch die Zahl der Wagen wissen, die, eine bestimmte
Streke weit, von einem Orte zum anderen, auf dieser Straße faͤhrt, z.B. an
Markttagen nach Vilshofen, Landau, Dingolfing, Landshut, Moosburg, Erding, Freysing
mit Holz, Getreide. Wenn die Direktoren des Inneren von Massachusetts dieß auf einer
Streke von 50 Meilen mit einer solchen Genauigkeit erfahren konnten, daß sie
hiernach im Stande waren, eine aͤhnliche Unternehmung zu gruͤnden, so
wird man dieß wohl auch in Bayern koͤnnen. Es muͤßte demnach, vor
Allem, ein Jahr lang genau beobachtet werden, wie viel Wagen und mit welcher Last,
und welche Streke sie jaͤhrlich auf dieser Straße fahren. Diese Beobachtung
wuͤrde nicht den zehnten Theil des Geldes kosten, welches die Direktoren von
Massachusetts aufwenden mußten, um ein aͤhnliches Resultat in N. Amerika zu
halten. Es ließe sich allerdings erwarten, daß, wenn eine Eisenbahn von Passau bis
Muͤnchen ginge, keine Guͤter von Linz aus uͤber Braunau, Muͤhldorf, Ampfing nach Muͤnchen und Augsburg
gehen wuͤrden, und umgekehrt, von Augsburg und Muͤnchen nach Linz;
sondern, daß alle schwere Fuhren sich auf die Straße von Passau nach Muͤnchen ziehen
wuͤrden. Man muͤßte also auch auf der Straße von Muͤnchen uͤber Ampfing nach Braunau die Zahl der Ztr. notiren lassen, die
jaͤhrlich auf derselben auf und nieder geht. Ergaͤben sich 2 Millionen
Ztr., in solchen Streken gefahren, daß ein Zoll von 91,579 Dollars hervorginge, so
koͤnnte wahrlich kein Capital besser verwendet werden, als die Kleinigkeit
von drei Millionen, die zur Erbauung einer solchen Straße noͤthig
waͤre. Indessen scheint uns hier viel zu einer jaͤhrlichen Fracht von
2 Millionen Ztrn. zu fehlen. Wir koͤnnen, nach unserer Erfahrung, nicht mehr
als taͤglich 40 Wagen zu 40 Ztr. Fracht auf der Straße von Passau nach Muͤnchen
annehmen: naͤmlich 20 aufwaͤrts, 20 abwaͤrts; so daß
naͤmlich taͤglich 4 von Muͤnchen
nach Passau, und eben so viel von Passau nach Muͤnchen, abfahren, und 5
Tage unter Weges bleiben. Dieß gibt dann erst eine Fracht von 584,000 Ztr.
jaͤhrlich. Wenn wir eben so viel Ztr. fuͤr die Straße von Braunau nach Muͤnchen
rechnen, die sich auf die Eisenbahn werfen wuͤrden; so bekamen wir erst
1,168,000 Ztr. Die uͤbrige Million Ztr. muͤßten die Getreide-
und Holz-Fuhren geben. Ob diese Rechnung nicht eine Rechnung ohne Wirth ist,
koͤnnen bloß genaue Beobachtungen, wie jene der neun Direktoren des Inneren
von Massachusetts, beweisen oder widerlegen. Es ist der Muͤhe werth sie
anzustellen; es waͤre fuͤr jeden Fall besser, daß diese Direktoren des
Inneren Wagen Statt Sylben zaͤhlten, und ihr Land mit ebenen Wegen Statt der
holperigen begluͤkten. Um den Gewinn an Fracht, an Land, das man mit Weizen,
Statt mit Hafer bestellen kann etc., sich anschaulich zu machen, darf man nur
bedenken, daß dort, wo jezt 2 Millionen Ztr. gefahren werden, 200,000 Pferdetagwerke
noͤthig sind, waͤhrend, wenn diese 2 Millionen Ztr. auf einer
Eisenbahn gefahren werden, nur 20,000 Pferde dazu noͤthig sind; folglich
nicht weniger als 180,000 Pferdetagwerke erspart werden. Von dem Zeitgewinne wollen
wir nicht sprechen; fuͤr diesen haben wir noch zu wenig Sinn; es heißt bei
uns: „Komm' ich heute
nicht, so komm' ich morgen.“
Einen Beweis, wie sehr, in Hinsicht auf Zeitgewinn, der Charakter des
englischen Landmanns und des Englaͤnders uͤberhaupt von jenem
des Deutschen abweicht, beweist folgende Geschichte, die sich Ende Mai's in
einem Landstadtchen Englands zutrug, und in Galignani
Messenger 4436. erzaͤhlt wird. Ein Verbrecher sollte gehenkt
werden. Sein Bruder kam zur Execution, um dem Ungluͤklichen bei der
Beerdigung die lezte Ehre zu erzeigen. Als er hoͤrte, daß die
Execution erst um 12 Uhr, Statt um 11 Uhr, Statt haben sollte, ging er zum
Sheriff, und bat ihn, „daß man doch die Guͤte haben
moͤchte, seinen Bruder um eine Stunde fruͤher henken zu
lassen, in dem er viele Arbeit bei Haust habe, und nicht eine Stunde
umsonst verlieren koͤnne.“