Titel: | Ueber den gelben Färbestoff in den Blüthen der Kartoffeln und in den Blättern einiger Landbäume, von Hrn. Eduard Schwartz. |
Fundstelle: | Band 35, Jahrgang 1830, Nr. XVII., S. 44 |
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XVII.
Ueber den gelben Faͤrbestoff in den
Bluͤthen der Kartoffeln und in den Blaͤttern einiger Landbaͤume,
von Hrn. Eduard
Schwartz.
Vorgelesen in der Sizung der
Société industr. zu Muͤlhausen, am 31. Juli
1829. Aus dem Bulletin de
la société industrielle de Mulhausen, N. 12, S.
181.
Schwartz, uͤber den gelben Faͤrbestoff in den
Bluͤthen der Kartoffeln etc.
Ein italiaͤnisches landwirthschaftliches Journal kuͤndigte vor einiger
Zeit an, daß die Kartoffelbluͤthen einen Faͤrbestoff enthalten,
welcher mit der Alaunerdebeize eine lebhafte und dauerhafte gelbe Farbe hervorbringt. (Vergl. polyt.
Journal Bd. XXXII. S. 391.) Die Gesellschaft
trug ihrem chemischen Comité auf, diesen Gegenstand zu pruͤfen; ich
habe es auf mich genommen, die Versuche anzustellen, und um ihnen mehr Interesse zu
ertheilen, habe ich sie zugleich auf die Bluͤthen und Blaͤtter
mehrerer Landbaͤume, in welchen ich einen gelben Faͤrbestoff
vermuthete, ausgedehnt. Ich habe sie alle in frischem Zustande angewandt, weil ich
im Voraus wußte, daß die meisten dieser Bluͤthen und Blaͤtter nach
vorlaͤufigem Troknen mit der Alaunerdebeize keine gelben Farben mehr
hervorbringen; auch habe ich ihren Saft nicht ausgepreßt, wie es in dem
erwaͤhnten Journale fuͤr die Kartoffelbluͤthen vorgeschrieben
wird, weil dieses Verfahren zu kostspielig waͤre, wenn man es im Großen
anwenden wollte, und weil ich durch das allgemein uͤbliche Verfahren,
naͤmlich durch das Auskochen in Wasser, dieselben Resultate zu erhalten
hoffte.
Die Substanzen, womit ich Versuche anstellte, waren: Kartoffelbluͤthen,
Lindenbluͤthen und Blaͤtter, Erlenblaͤtter, Pappelblatter,
Blaͤtter vom wilden Kastanienbaum und Eichenblatter; jede derselben wurde in
frischem Zustande angewandt, eine halbe Stunde lang ausgekocht und sodann
Stuͤke von Baumwollenzeugen, welche mit derselben Alaunerdebeize und
derselben Eisenaufloͤsung getraͤnkt waren, in die Fluͤssigkeit
getaucht. Aus der Musterkarte, welche ich dieser Abhandlung beilege, kann man
vergleichungsweise ersehen, wie viel Farbestoff diese Substanzen abgeben, und den
verschiedenen Grad von Lebhaftigkeit der mit Alaunerdebeize erzeugten gelben Farben,
so wie die Intensitaͤt der mit demselben Extract in Verbindung mit einer
Eisenbeize hervorgebrachten grauen Farben beurtheilen.
Das Hauptresultat dieser Versuche ist, daß alle diese Substanzen viel weniger
Faͤrbestoff als der Wau und die Querzitronrinde enthalten, und daß die
Blaͤtter des wilden Kastanienbaums nach diesen beiden davon die
groͤßte Menge enthalten und eine eben so lebhafte gelbe Farbe wie jene geben;
nach einem Versuche im Großen glaube ich jedoch, daß wenigstens 35 Pfund frische
Blaͤtter erforderlich sind, um einem 27 Ellen langen und 3/4 breiten
Stuͤk einen satten gelben Grund zu ertheilen. Hieraus kann man ersehen, wie
wenig gelben Faͤrbestoff die uͤbrigen oben genannten Substanzen
enthalten; nach den Blaͤttern des wilden Kastanienbaums enthalten aber die
Kartoffelbluͤthen am meisten und geben wie jene die reinste gelbe Farbe. Die
Blaͤtter des Nußbaums geben zwar eine sehr intensive gelbe Farbe, allein sie
ist falb und sticht in die Olivenfarbe; hingegen geben diese lezteren so wie auch
die Erlenblaͤtter das intensivste Grau, welches man darstellen kann.
Was die Aechtheit der gelben Farben betrifft, so habe ich gefunden, daß alle der
Seife und der Luft nicht so gut widerstehen, wie das durch Wau erzeugte Gelb, und
daß der Faͤrbestoff obiger Substanzen in dieser Hinsicht jenem der
Querzitronrinde nahe kommt; unter allen schienen der Farbestoff des wilden
Kastanienbaums und der Kartoffelbluͤthen den genannten Agentien am besten zu
widerstehen.
Zur Erzielung eines lebhaften Gelb von mittelmaͤßiger Aechtheit kann ich also
die Anwendung der Blaͤtter des wilden Kastanienbaums und der
Erdaͤpfelbluͤthen im frischen Zustande mit Recht empfehlen; da man
aber hiervon eine sehr große Quantitaͤt noͤthig hat, so wird ihr
Gebrauch wohl nur sehr beschraͤnkt seyn.
Ich muß noch bemerken, daß es in unserem Departement sehr viele Pflanzen gibt, deren
Bluͤthen gelben Farbestoff in reichlicher Menge enthalten; man wendet sie in
einigen Fabriken an, besonders fuͤr Olivenfarben; einige davon koͤnnen
jedoch auch sehr gut zum Gelbfaͤrben gebraucht werden, man gebraucht sie aber
nicht allgemein, weil die dadurch erzeugte gelbe Farbe nicht aͤcht ist und
hauptsaͤchlich weil man diese Substanzen nur im frischen Zustande anwenden
kann, was sehr unbequem ist.