Titel: | Ueber die Maschinen und über das Verfahren auf der mechanischen Wäscherei an der Seine zu Paris. |
Fundstelle: | Band 34, Jahrgang 1829, Nr. LXXXVI., S. 343 |
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LXXXVI.
Ueber die Maschinen und uͤber das
Verfahren auf der mechanischen Waͤscherei an der Seine zu Paris.
Aus dem Industriel, Juni 1829. S. 49.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Ueber das Waschen an der Seine zu Paris.
Diese Waͤscherei befindet sich auf einem fest gebauten Schiffe von 150 Fuß
Laͤnge und 28 Fuß Breite. Das Gebaͤude hat ein gefaͤlliges
Aeußere, ist leicht gebaut und zwei Stokwerke hoch. Die untere Abtheilung desselben
dient zu den verschiedenen Arbeiten des Waschens, die obere zum Troknen,
Plaͤtten etc.
Beschreibung des Verfahrens. Die in der Anstalt
abgegebene Waͤsche wird zuvorderst mit einer Tinte bezeichnet, welche den
Alkalien widersteht, und dann in drei Classen sortirt: in grobe, feine und in
farbige Waͤsche. Jede dieser drei Gassen von Waͤsche wird auf eine
besondere Weise behandelt.
Jede Waͤsche von was immer fuͤr einer Classe wird zuerst in laues
Wasser geweicht. Diejenige, welche nur wenig schmuzig ist, wird mit der Hand in
Kufen aus dem Groben gewaschen (essanger), die mittelst
Dampfes geheizt werden, und in welchen eine staͤte Stroͤmung
unterhalten wird, so daß das Wasser jeden Augenblik sich in denselben erneut. Der
Dampf wird so in die Kufen geleitet, daß die ganze Masse Wassers dadurch in Bewegung
gesezt und immer in gleicher Temperatur erhalten wird. Die sehr schmuzige
Waͤsche wird in den Waschraͤdern aus dem Groben gewaschen, von welchen
weiter unten die Rede seyn wird, Anfangs mir einer leichten warmen
Seifenaufloͤsung, und hierauf in Wasser. Die aus dem Groben gewaschene
Waͤsche laͤßt man ein paar Stunden lang abtroͤpfeln, und bringt
sie dann in die Laugenkufen. Die Weise, wie die Waͤsche in diese Kufen
eingelegt wird, ist nicht ohne alle Regel, und es gehoͤrt eine lange Uebung
dazu, um gut und schnell einzubreiten (encuver).
Nachdem die Waͤsche in die Kufen eingebreitet wurde, oͤffnet man nach
und nach den Dampfhahn, der die Lauge hizen und aufsteigen machen soll: in
ungefaͤhr einer halben Stunde faͤngt sie an zu sieden. Nun beginnt das
Auslangen (coulage), wobei man vorzuͤglich
dafuͤr sorgen muß, das Durchstroͤmen der Lauge immer zu unterhalten.
Nach 4, 5 oder 6 Stunden, je nachdem die Kufe groß ist, ist die Arbeit vollendet.
Zwei Stunden darauf faͤngt man an, die Waͤsche herauszunehmen, und in
ein Nez zu geben, das man wie einen Sak zuschnuͤrt. Dadurch wird die weitere
Arbeit erleichtert, und die Waͤsche vor dem Zerreißen gesichert.
Die mit der Waͤsche angefuͤllten Nezsaͤke werden in die
verschiedenen Abtheilungen der Waschraͤder gestekt, in welche man Anfangs eine leichte
Seifenaufloͤsung gelangen laͤßt, die man nach und nach mit Dampf
erhizt. Nachdem die Waͤsche einige Minuten lang gesotten hat, laͤßt
man das Seifenwasser abstießen, und spuͤlt die Waͤsche mit Wasser aus,
das man durch Kohle durchfiltrirteDieß ist nur an dem Seinewasser noͤthig, an dem Wasser der Themse, des
Donauarmes bei Wien und an der Spree, oder wo immer ein kleiner Fluß durch
den Unrath einer großen Stadt zur Kloake wird.A. d. Ue.: Anfangs laͤßt man dieses Wasser lauwarm zufließen, dann kalt, und so
lang, bis es rein und klar abfließt. Die Anwendung des filtrirten Wassers Statt des
schlammigen „(der Seme)“ zum Ausspuͤlen ist ein
merkwuͤrdiger Umstand; die Waͤsche wird dadurch viel reinerUm nichts reiner, als sie bei uns im Lech oder in der Isar, oder in der Wien
ober Hitzing wird. Und doch gibt es noch viele vornehme Leute in
Deutschland, die ihre Waͤsche in dem schmuzigen Seinewasser waschen
lassen.A. d. Ue..
Hiermit hat nun die Arbeit des eigentlichen Waschens ihr Ende. Nachdem die
Waͤsche gehoͤrig ausgespuͤlt ist, nimmt man sie aus dem Neze,
blaͤut sie im Blauwasser, und gibt sie in die maͤchtige hydraulische
Presse, um den groͤßten Theil des Wassers aus derselben auszupressen. Die
ausgepreßte Waͤsche kommt in Koͤrbe, und wird durch eine
Fallthuͤre uͤber der Presse auf den Trokenboden zum
Aushaͤngehinaufgezogen.
Der Trokenboden wird mittelst zweier Hizer (Calorifères) am untersten Theile desselben geheizt. Die warme Luft
stroͤmt durch zwei Waͤrmeroͤhren (bouches de Chaleur), die etwas hoͤher, als der Fußboden liegen,
ein, und der zum Troknen unerlaͤßliche Luftzug wird durch hoͤlzerne
Schornsteine unterhalten, deren Oeffnungen sich am Fußboden befinden. Auf diese
Weise steigt die warme Luft Anfangs gegen die Deke hinauf, und dann wieder bis auf
den Fußboden herab, um daselbst durch die hoͤlzernen Schornsteine zu
entweichen, wodurch dann alle Luftschichten in dieser Trokenstube gleiche Temperatur
erhalten.
Die Waͤsche wird auf Stangen von Fichtenholz aufgehaͤngt, die vor den
Striken den großen Vortheil voraus haben, daß die Waͤsche sich auf denselben
leichter ausbreiten laͤßt.
Nachdem die Waͤsche troken geworden ist, wird sie wieder, und zwar nach ihren
Zeichen, sortirt, um daraus Paͤke zu bilden, die, nach geschehener Vorarbeit,
zum Plaͤtten getragen werden. Eine schoͤne, auf einem Gestelle von
Gußeisen aufgezogene, Maschine, die aus zwei starken papiernen Walzen und aus einem
hohlen Cylinder aus Gußeisen besteht, der mit Dampf gehizt wird, mangt oder
cylindrirt die
Tischwaͤsche, die Bettuͤcher, Vorhaͤnge etc., uͤberhaupt
alle lange Waͤsche.
Mit eben dieser Maschine (die im Industriel, April, S.
634, Polytechn. Journ. Bd. XXXVIII. S. 383.
beschrieben ist) kann man auch Seidenzeuge und Calicots etc. waͤssern. Grobe
Waͤsche wird, nachdem sie zusammengelegt wurde, einige Zeit uͤber der
Einwirkung einer Schraubenpresse uͤberlassen, was Statt des Plaͤttens
dient.
Diese, obgleich sehr kurze, Darstellung des Verfahrens bei der mechanischen
Waͤscherei wird hinreichen, um die Vorzuͤge desselben vor dem
gewoͤhnlichen Verfahren der Waͤscherinnen darzustellen. Das
gewoͤhnliche Verfahren derselben besteht in Folgendem.
1) wird mit einer harten Buͤrste aus Roßhaar aus dem Groben gewaschen. Dann
kommt
2) das Baͤuchen (Saͤchteln) in der Lauge;
3) das Bleichen im Chlorkaliwasser (eau de javelle);
4) das Buͤrsten und das Klopfen mit dem Blaͤuel;
5) das Auswinden, um das Wasser wegzuschaffen;
Wir wollen nun diese verschiedenen Arbeiten genauer zergliedern. Die Waͤsche
besteht, als Gewebe, aus Faden, und diese Faden bestehen aus Fasern. Die Wirkung der
Buͤrste auf diese Faden kann keine andere seyn, als daß sie die an der
Oberflaͤche dieser Faden befindlichen Fasern wegnimmt. Es ist auch richtig,
daß, wenn auf einer Waͤsche ein Flek sich befindet, der nur die außersten
Fasern der Faden derselben beschmuzt, der Flek verschwindet, sobald man diese
aͤußersten Fasern wegnimmt; und diese Wirkung bringt die Buͤrste auf
eine bewundernswuͤrdige Weise hervor. Es ist aber auch eben so richtig, daß
das Gewebe dadurch auf eine außerordentliche Weise leidet, und daß durch diese
Einwirkung der Buͤrste die ganze Leinwand nach Verlauf einiger Zeit zur
wahren Charpie werden muß.
Der Blaͤuel wirkt auf eine andere Weise. Es ist offenbar, daß die Gewalt, mit
welcher er geschlagen wird, sich ploͤzlich an der Waͤsche bricht, und
daß die Luft und das Wasser, welches in den Hoͤhlungen eingeschlossen ist,
die die Falten der Waͤsche bilden, augenbliklich heraussprizt, und sich den
Weg mitten durch die Zwischenraͤume des Gewebes bahnen muß. Eine nothwendige
Folge hiervon ist, daß diese Zwischenraͤume groͤßer, und die Faden,
die dieselben einschließen, stark gespannt und gezerrt werden muͤssen: wenn
daher diese Faden nicht stark genug sind, um einer solchen Einwirkung zu
widerstehen, sind Risse unvermeidlich.
Die Waͤscherinnen schlagen mit dem Blaͤuel bald flach, bald mit der
Kante desselben zu. (carre in der Sprache der Pariser
aͤscherinnen). Man sollte glauben, das erstere Verfahren waͤre weniger
nachtheilig, weil
waͤhrend desselben die Wirkung des Blaͤuels sich uͤber eine
groͤßere Oberflaͤche erstrekt, oder, wenn man lieber will,
uͤber eine groͤßere Masse von Luft und Wasser, so daß also die Wirkung
nicht gar so heftig ist. Allein, wenn man bedenkt, daß die Waͤsche
waͤhrend dieses Blaͤuens gegen die Unterlage (selle) angedruͤkt liegt, und folglich zwischen dieser und dem
Blaͤuel sich befindet, so oft breit geklopft wird; so sieht man, daß das
Wasser nur an den Seiten heraussprizen kann, die noch frei liegen, und man kann sich
einen Begriff von dem Unheile machen, welches dadurch entstehen muß.
Bei dem Klopfen mit der Kante hat dieser Nachtheil zwar nicht Statt; allein, da hier
nur auf eine kleine Oberflaͤche eingewirkt wird, so faͤhrt nur wenig
Wasser ploͤzlich heraus; und waͤhrend der Faden breit geklopft wird,
wird er ungleich gespannt, und das Gewebe eben so verdorben.
Ueberhaupt hat derjenige, der den Blaͤuel erfand, man mag ihn anwenden, wie
man will, keine andere Erfindung an demselben gemacht, als eine hoͤchst
ungluͤkliche, und hoͤchst verderbliche, und die Arbeit, die dem
Blaͤuel auf der Ferse folgt, das Auswinden, ist nicht minder verderblich,
indem dadurch die Faden des Gewebes ungleich gespannt werden, und dieses folglich
dadurch auch immer muͤrber oder gar zerrissen wird.
Das Baͤuchen (Saͤchteln) in der Lauge, so wie die Waͤscherinnen
es gewoͤhnlich treiben, hat auch seine großen Nachtheile. Diese Arbeit ist zu
einem Schlendrian geworden, ohne alle Regel und ohne allen Grundsaz. Man sezt hier
Alkali zu, ohne zu wissen, was man damit will, und tappt blindlings nach demselben,
ohne einzusehen, wie viel man davon nehmen soll. Hieraus folgt nun, daß die
Waͤsche bald gut, bald schlecht von ihrem Schmuze befreit wird, bald die
Lauge gaͤnzlich umschlaͤgt etc. Wenn die Lauge schlecht
angebruͤht ist, was nothwendig sehr oft der Fall seyn muß, so wird die
Waͤsche nur halb rein; man muß zu den mechanischen Mitteln, zur
Buͤrste, zum Blaͤuel seine Zuflucht nehmen, und die Folge davon ist,
daß die Leinwand durch ein einziges Waschen mehr leidet, als wenn man sie einige
Monate lang gebraucht haͤtte. Man muß, nach allen diesen Bemerkungen,
gestehen, daß unsere gewoͤhnliche Waschkunst, so wie sie von unseren
Waͤscherinnen betrieben wird, sich in einem hohen, oder, wenn man lieber
will, tiefen Grad von Unvollkommenheit befindet. Es ist schwer zu begreifen, wie
diese Kunst so lang in diesem Zustande bleiben konnteSehr leicht begreiflich, wenn wir bedenken, daß wir beinahe seit
Jahrtausenden im Allgemeinen das System der halben
Maßregeln befolgen, unsere Haͤlfte (und der bessere Mann wird die Hand auf's Herz legen, und mit uns sagen,
unsere bessere Haͤlfte)
vernachlaͤssigen; folglich, in so fern jedes Ganze nur aus zwei
Haͤlften besteht, nie ein vollkommenes
Ganzes auf die Welt bringen. Nur bei dem Wilden und Halbwilden ist
das Weib in seiner vollen Wuͤrde, und nur bei dem Wilden und
Halbwilden ist die Hauswirthschaft in strenger Ordnung; das Weib sorgt
fuͤr das Haus, der Mann fuͤr die Erhaltung des Hauses und des
Weibes. So wie die Cultur steigt und in Aftercultur ausartet (denn wahre Cultur ist nur Veredlung der Natur,
uͤber deren Graͤnze sie sich nicht um ein Haar breit zu
entfernen wagt), verliert das Weib seine Rechte, seine Wuͤrde, wird
eine miserabilis persona, wird hoͤchstens
der erste Bediente (le prèmier
domestique) im Hause. Und so, wie in jedem Hause, wo der erste Diener,
heiße er nun Baumann oder Minister, mehr Kopf oder Herz hat, als der Herr,
es am Ende nach dem Willen des ersten Dieners im Hause geht, und nicht nach
dem Willen des Herrn; so sehen wir auch, daß in jenen Laͤndern (und
dieß ist gluͤklicher Weise fuͤr die Menschheit, bei den groben
Irrthuͤmern, in die sie auf ihrem Wege zur Cultur gerieth, die
groͤßte Anzahl der Laͤnder uͤber der Erde), in welchen
das Weib nur die Rolle der ersten Dienerin, und nicht die des „Alter Ego“ spielt, Alles und
Alles nach dem Willen der Weiber geschieht. Die Geschichte aller
Voͤlker und Zeiten, aller Hoͤfe und aller Bauernhoͤfe
liefert die Urkunden-Beweise zu dieser Behauptung, wenn man an der
Wahrheit derselben auch nur einen Augenblik zweifeln koͤnnte.
„Naturam expellas furcâ,
tamen usque recurret, Et mala perrumpet furtim fastidia
victrix.“ Und so raͤcht sich die Natur
fuͤr die Schmach, die wir ihr in Vernachlaͤssigung und
Mißhandlung der schoͤneren Haͤlfte ihrer Schoͤpfung zu
bringen uns nicht entbloͤdeten. Alles, was das Geschaͤft, die
Pflicht des Weibes ist, ist dort, wo das Weib der „Alter Ego“ des Mannes ist, in
seiner Vollendung, und dort, wo das Weib zum Sclaven herabgewuͤrdigt
wurde, zur Puppe mit der sich Maͤnner spielen, im Verfalle, in
jaͤhrlich groͤßerem Verfalle. Der Held vor Troja und in Troja
kleidete sich noch in Kleider, die ihm sein Weib gefertigt hatte, so wie die
Weiber der Sieger der Roͤmer in Deutschlands Waͤldern ihre
Maͤnner in die Arbeit ihrer Nadel kleideten, muthvoll den Mann in das
Gewuͤhl der Schlacht begleiteten, und nicht selten tapferer waren,
als er. Jezt ist es dahin gekommen, daß mancher deutsche Mann nicht mehr
einen Lappen am Leide, nicht ein rein gewaschenes Hemd auf dem Leibe haben
wuͤrde, wenn er es aus der Hand seiner Frau erhalten sollte, die
lieber Romane und Komoͤdien liest oder schreibt oder gar spielt, als
sich um die Hauswaͤsche zu kuͤmmern, die den Maͤgden
uͤberlassen bleibt, welche bekanntlich derjenigen Classe
angehoͤren, die man seit Jahrhunderten immer duͤmmer und
unwissender zu machen bemuͤht war, und noch ist. Man denke nur einen
Augenblik uͤber die Erziehung nach, die das weibliche Geschlecht von
Hermansschlacht bis auf unsere Zeiten erhalten hat, und man wird leicht
begreifen, wie es kommt, daß wir, ungeachtet der Cultur, auf die wir so sehr
pochen, im Gebiete der Weiberarbeiten und
Kuͤnste hinter den Wilden und Halbwilden zuruͤk
geblieben sind..
Die Waschanstalt an der Seine wurde in der Absicht errichtet, die Waͤscherei
mehr in Einklang mit unseren heutigen Kenntnissen zu bringen, und ein Verfahren
einzufuͤhren, durch welches die Waͤsche nimmermehr verdorben und
zerrissen werden kann. Der gemachte Versuch wurde mit dem gluͤklichsten
Erfolge gekroͤnt, und man sieht jezt bereits allgemein die Vortheile dieses
Verfahrens bei dem Waschen ein, sowohl in Hinsicht auf die Reinheit und Weiße der
Waͤsche, als auf die Schonung derselben und auf die Wohlfeilheit bei dem
geringen Waͤscherlohne, das man zu bezahlen hatEs faͤllt uns auf, daß unter den vielen Vortheilen einer solchen
Waschanstalt einer der groͤßten nicht angegeben wurde,
naͤmlich dieser, daß man seine Waͤsche alsogleich waschen
lassen kann, nachdem sie schmuzig geworden ist: einVortheil, dessen
wohlthaͤtige Folgen nicht zu berechnen sind, und woruͤber die
meisten Haushaltungen durch ein verderbliches Vorurtheil getaͤuscht
werden. Man haͤlt es naͤmlich in den meisten großen
Haushaltungen fuͤr gut, die schmuzige Waͤsche Monate lang
liegen zu lassen, und nur alle Viertel- oder halbe Jahre zu waschen;
in manchen großen Haͤusern wird gar nur ein Mal im Jahre gewaschen.
Man sezt einen Stolz darein, dadurch seine Wohlhabenheit zu zeigen, daß man
so viele Waͤsche besizt, daß man nur ein oder zwei Mal im Jahre
waschen lassen darf, und seine Waͤsche Monate lang in ihrem Schmuze
und Unrathe kann verstinken und verfaulen lassen. Man findet hierin sogar
noch Ersparniß, indem man bei solchen großen Waͤschen weniger Holz,
Lauge, Seife braucht, als wenn man in einzelnen kleinen Partien
waͤscht, und immer frisch heizen, baͤuchen etc. muß. So
richtig diese leztere Bemerkung auch seyn mag, so ist es eine andere
Bemerkung noch weit mehr, naͤmlich diese: daß schmuzige
Waͤsche, die durch Schweiß, thierisches Fetz und thierische
Saͤfte aller Art verunreinigt ist, wenn sie in diesem Schmuze Monate
lang aufbewahrt wird und uͤber einander liegt oder haͤngt, in
eine Art von Gaͤhrung geraͤth, die nicht nur fuͤr die
Nase, sondern auch fuͤr die Augen deutlich wird, und die Leinwand in
dieser Waͤsche in denselben Zustand bringt, in welchem wir sie in den
Lumpen der Papier-Muͤhlen findet, wo man die Lumpen faulen
laͤßt. Der Schmuz und vorzuͤglich der Faͤrbestoff,
welcher die Fleken bildet, die durch thierische Saͤfte in der
Waͤsche entstehen, verbindet sich, wenn er in Gaͤhrung
geraͤth, so innig mit der vegetabilischen Faser, daß er die
Waͤscherinn zur groͤßten Anstrengung mit der Buͤrste
verleitet, wodurch dann nothwendig die Faden geschwaͤcht werden, und
die durch anfangende Faͤulniß muͤrbe gewordene Leinwand
zerreißt. Nicht das Aufbewahren der reinen
Waͤsche im Kasten ist es, was alle Waͤsche so bruͤchig
macht, sondern der Umstand, daß sie Jahre lang im Schmuze faulte. Die Weiber
der Wilden und Halbwilden wissen es besser, als unsere reichen Hausfrauen,
die auf den Vorrath ihrer Waͤsche stolz sind, wie man mir
Kleidungsstuͤken umzugehen hat, wenn sie schmuzig geworden sind, und
wenn sie lang gut und brauchbar erhalten werden sollen: man sieht sie den
ganzen Tag am Flusse. „Eine gute Hausfrau hat immer etwas zu
waschen“ heißt es in einem alten deutschen Sprichworte, dem
man in spaͤterer Zeit einen garstigen Sinn unterlegte; es
waͤre zu wuͤnschen, daß es immer im mechanischen oder
hauswirthschaftlichen Sinne wahr geblieben und nie im moralischen parodirt
worden waͤre Aehnliche Waschanstalten, wie die Pariser, scheinen uns
vorzuͤglich dadurch aͤußerst nuͤzlich, daß man
taͤglich seine schmuzige Waͤsche in das Waschhaus schiken, und
Tags darauf wieder rein in den Kasten legen kann. Dieß conservirt die
Waͤsche besser, und erspart mehr an derselben, als wenn man sie, um
Feuer und Lauge zu sparen, halb anfaulen, und wie gute oberdeutsche
Hausmuͤtter sagen, den Schmuz „eingrinden“
laͤßt.A. d. Ue..
Feine Waͤsche muß mit der Hand geplaͤttet werden, und durch dieses
Plaͤtten, wenn es nicht mir der gehoͤrigen Aufmerksamkeit und
Geschiklichkeit geschieht, leidet die schoͤne Weiße der Waͤsche
unendlich. Man hat daher auch bei dieser Waschanstalt sich alle erdenkliche
Muͤhe gegeben, diesen Theil der Wascharbeit zu verbessern und zu
vervollkommnen: es bleibt jedoch in dieser Hinsicht noch vieles zu leisten
uͤbrig.
Einer der schwierigsten und verdrießlichsten Theile bei dieser Anstatt, der am
meisten Aufmerksamkeit fordert, ist die innere Verwaltung derselben, die Handhabung
der strengsten Ordnung und wechselseitigen Verantwortlichkeit der verschiedenen
Individuen gegen einander, durch deren Haͤnde die Waͤsche gehen muß.
Nach vielen Versuchen hat man endlich ein Verfahren gefunden, welches die
vollkommenste Regelmaͤßigkeit im Gange des Geschaͤftes gewaͤhrt, und das
Fortbestehen der Anstalt auf das Kraͤftigste sichert.
Man hat auch neuerlich eine Maschine zum Glaͤtten der Waͤsche in dieser
Anstalt errichtet. Sie besteht aus einer glaͤsernen Scheibe, die in einer
hoͤlzerneu Furche hin und her laͤuftEin Stuͤk Bergkrystall, Achat, Chalcedon oder Jaspis wuͤrde
besser als Glas seyn.A. d. Ue.. Die Politur des Glases, welches auf der Waͤsche, die auf dem Holze
liegt, gerieben wird, gibt lezterer eine schoͤne Glaͤtte, die man auch
bei Gilets aus Ziegenhaar mit Vortheil anwenden kann. Wir haben die Resultate dieser
Arbeit gesehen, und sie in ihrer Art vollkommen gefunden.
Beschreibung der Waschraͤder an der mechanischen
Waͤscherei auf der Seine zu Paris.
Fig. 1. zeigt
das Rad von der Vorderseite;
Fig. 2. von
der Seite;
Fig. 3. im
Durchschnitte nach der Achse;
Fig. 4. im
senkrechten Durchschnitte auf die Achse.
Das Rad besteht, wie man in den vier Figuren sieht, aus starken Brettern von weißem
Tannenholze, indem dieses Holz nicht nur das Wasser nicht faͤrbt, sondern
auch wenig von der Einwirkung der Hize leidet. Um die Peripherie dieser
Raͤder vollkommen parallel mit der Achse zu erhalten, sind diese Bretter an
derselben mittelst zweier starken eiserner Reife aa zusammengehalten, die mit der Hand aufgezogen, und durch einen
Vorstekkeil befestigt sind, wie man in Fig. 2. sieht. Die beiden
Boͤden bb sind in dem Cylinder mittelst
einer Zunge verbunden, die in eine Furche des Cylinders paßt, Fig. 3. Ueberdieß
erhaͤlt es noch mehr Befestigung durch starke hoͤlzerne
Kreuzstoͤke, c, Fig. 1, welche mit den
vier Scheidewaͤnden d,
Fig. 4
correspondiren. Diese vier Scheidewaͤnde theilen den Hohlraum des Rades in
vier von einander abgesonderte Faͤcher.
Der vordere Baken des Rades, d.h. derjenige, der sich auf der Seite der
Roͤhren befindet, durch welche die Waschmittel eingelassen werden, hat vier
elliptische Fallthuͤren e, von welchen jede zu
einem der vier Faͤcher fuͤhrt. Diese Fallthuͤren werden
mittelst eines eisernen Schweifes gestellt, den man in einen Einschnitt 1
einfuͤhrt. Auf der anderen Seile, bei 2, fuͤhren sie einen Drehestift,
der sie fest haͤlt: uͤberdieß hat jede einen in das Holz
eingeschnittenen Griff. Die Achse des Rades ruht auf zwei Stuͤzen aus
Gußeisen A, die mit einer starken Reibungswalze zur
Verminderung der Reibung versehen sind. Diese Reibungswalze, und die Achse, die sie
fuͤhrt, ist in Fig. 5. in zwei Mal
groͤßerem Maßstabe dargestellt. A ist ein Rad aus Gußeisen,
welches eine Reibungswalze bildet. B ist das Ende der
Stuͤze aus Gußeisen. B' zeigt diese Stuͤze
von oben, und A' ist ein Durchschnitt dieses Rades. Die
Achse ist, gegen das linke Ende, Fig. 2 und 3, voll oder dicht, und
fuͤhrt zwei Rollen, wovon die eine, f, fest ist,
die andere, g, los laͤuft. Die Rolle f wird von einer Lauftrommel bewegt, die von einer
Dampfmaschine in Umtrieb gesezt wird.
Im Mittelpunkte des Rades befindet sich ein kleiner Cylinder aus Holz h, der mit dem Rade concentrisch ist, und mit jedem der
vier Faͤcher mittelst eines Loches in Verbindung steht. Diese Loͤcher
stellen demnach eine Verbindung zwischen den Faͤchern mittelst des Cylinders
h her. Die beiden Baken des Rades werden mittelst
Schraubenbolzen i kraͤftig an einander gezogen.
An der Vorderseite des Rades, d.h. an jener Seite des Bakens, wo die
Fallthuͤren sind, ist die Achse hohl, und laͤßt eine kupferne
Roͤhre k durch, die bei j offen ist. Diese Roͤhre steht in Verbindung mit den
Roͤhren l, m, n, die mit Haͤhnen versehen
sind. Diese Roͤhren, die man nach Belieben oͤffnen und schließen kann,
fuͤhren mittelst der Roͤhre kj in
das Innere des Fasses durch in den Dampf, durch l das
Seifenwasser, durch n das Wasser zum Ausspuͤlen.
(Man vergleiche obige Abhandlung und sehe die Roͤhren und den Einlaßhahn in
doppeltem Maßstabe in Fig. 6 dargestellt.)
Unter dem Rade ist eine Art von Eimer, B, aus Brettern,
welche zwei gegen einander geneigte schiefe Flaͤchen bilden. In demselben
werden die Fluͤssigkeiten gesammelt, die allenfalls durchschlagen, und durch
die Rinne C nach Außen abgeleitet.
D ist die Hoͤhe des Bodens, auf welchem das Rad
aufgestellt ist.
Die Art, wie das Wasser aus dem Rade gelassen wird, besteht hier in einer ganz neuen
Vorrichtung, welche wir beschreiben wollen.
An der Peripherie des Rades befinden sich, correspondirend mit den vier
Faͤchern, vier flache Haͤhne o. Diese
Haͤhne sind in Fig. 7. in zwei Mal
groͤßerem Maßstabe dargestellt. E zeigt sie von
oben gesehen; F im Laͤngendurchschnitte und G im Querdurchschnitte. Dieser Hahn besteht aus zwei
Messingplatten, die mit 6 gleich großen rechtwinkeligen Loͤchern versehen
sind, welche eben so groß sind, als die Fuͤllungen. Die Platten sind an der
Flaͤche, an welcher sie sich wechselseitig beruͤhren, sehr genau
zugeschliffen, und eine derselben ist fest, die andere beweglich. Die Weite, in
welcher sie sich uͤber einander bewegen, ist auf die Breite einer
Fuͤllung, oder eines Loches beschraͤnkt, so daß, wenn man die
bewegliche Platte rechts oder links bewegt, die Loͤcher oder leeren
Raͤume dieser Platte mit den Loͤchern oder mit den Fuͤllungen
der feststehenden correspondiren, und hiernach die Haͤhne oͤffnen oder
schließen, und das Wasser in den Faͤchern entweder zuruͤkhalten, oder
frei ausfließen lassen durch die 6 Oeffnungen. Die bewegliche Platte wird mittelst
einer sehr einfachen Bremse-Vorrichtung in Thaͤtigkeit gesezt, die man
in Fig. 8.
einzeln dargestellt sieht. Man sieht in Fig. 7. einen Stift r, der auf der beweglichen Platte befestigt ist. Diesem
vorne gegen uͤber sind zwei eiserne Hoͤrner s und s', die waͤhrend der Arbeit sich
irgendwo in t befinden, und gegen den Hahn die Stellung
halten, die man in Fig. 8. sieht. Die beiden Hoͤrner, die eine Art von Leitern
bilden, sind auf dem Bremse-Hebel u befestigt,
welchem man eine in der Richtung der Achse beschraͤnkte veraͤnderte
Lage geben kann, so zwar, daß in einer Richtung das Horn s die Stifte r der vier Haͤhne
waͤhrend der Bewegung des Rades druͤkt, und in der anderen Richtung
eine entgegengesezte Veraͤnderung der Lage der beweglichen Platte in Folge
der Wirkung des Drukes des Hornes s' Statt hat. Diese
beiden Bewegungen oͤffnen oder schließen die Haͤhne, und wenn man sich
in die Mitte der beiden aͤußersten Graͤnzen dieser Bremsung stellt,
hat die Oeffnung der Haͤhne mehr oder minder schwach Statt.
Man gibt dem Rade 18 Umdrehungen in Einer Minute. Vorne vor den Thuͤren
befindet sich eine Art von Tisch, worauf die Saͤke Nezes gelegt werden, die
man in die Raͤder schiebt, oder aus denselben heraus nimmt.
Wir fanden es dienlich, diese Maschine zu beschreiben, indem sie manche neue
Vorrichtung besizt, die an den alten Waschraͤdern, deren man sich an
englischen und franzoͤsischen Waschereien bedient, nicht vorkommen.
An diesen Waschraͤdern findet man zwar, wie an dem gegenwaͤrtigen, nur
vier Faͤcher; da jene aber nur zum Ausspuͤlen dieuen, so wird das
Wasser in dieselben nicht auf die hier angewendete Weise eingelassen. Das Wasser
gelangt durch eine Roͤhre in dieselbe, die vorne an dem aͤußersten
Ende eines der beiden Baken angebracht ist, wo sich eine Reihe von Lochern befindet,
die das Wasser in die Faͤcher eindringen lassen. Das Wasser fließt an diesen
Raͤdern durch Locher aus, die sich in dem Umfange derselben befinden.
Man hat bei den Waͤschereien bemerkt, daß die Waschraͤder (Dashwheels) große Kraft fordern, und, was nach dem alten
Baue derselben auch wahrscheinlich ist, viel Wasser brauchen. Daher auch die
verschiedenen Formen, die man diesen Raͤdern gab, um mittelst derselben die
Waͤsche auszuspuͤlen: Formen von so großer Mannigfaltigkeit, wie man
sie vielleicht noch bei keiner Maschine fand, die zu einem und demselben Zweke
dient.
Die Waͤschereien, welche bisher Waschraͤder brauchen, haben entweder
eine große Triebkraft, oder feine Waͤsche, weßwegen man sie bei
Batist- und Mußlinwaͤsche brauchte, nicht aber bei Calicots und
geduckten Stoffen, die andere Apparate fordern.