Titel: | Ueber das Vorkommen von Kali-Salzen in Salz-Quellen und im Steinsalze. Von E. W. Brayley, Jun. A. L. S. |
Fundstelle: | Band 34, Jahrgang 1829, Nr. LXXXI., S. 291 |
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LXXXI.
Ueber das Vorkommen von Kali-Salzen in
Salz-Quellen und im Steinsalze. Von E. W. Brayley, Jun. A. L. S.
Aus dem Philosoph. Magazine and Annals of Philos.
Junius 1829. S. 411.
Brayley, uͤber das Vorkommen von Kali-Salzen in
Salz-Quellen und im Steinsalze.
Als Dr. Marcet seine chemische
Untersuchung des Seewassers aus verschiedenen Meeren des Erdballes begannDie Resultate siehe in Philosophcal Transactions
1829.A. d. O., machte Dr. Wollaston
ihn auf die Wahrscheinlichkeit aufmerksam, daß das Seewasser Kali „in
Folge der verwitterten Land-Pflanzen, deren Reste die Fluͤsse in
den Ocean fuͤhren,“ enthalten koͤnnte. Dr.
Wollaston bestaͤtigte seine Vermuthung selbst
noch, und fand es wahrscheinlich, daß das Kali im Seewasser im Zustande einer
schwefelsauren Verbindung vorkommt. Die lezte Abhandlung des obigen Chemikers in den
Phil. Trans. fuͤr das Jahr 1822 (Philos. Mag. LX. Bd.) enthaͤlt Untersuchungen
uͤber die weniger bekannten Bestandtheile des Seewassers, und zeigt das
Vorkommen einer dreifachen Verbindung von Kali und Bittererde mit
Schwefelsaͤure in demselben nebst noch einem Antheile Potasche in
wahrscheinlicher Verbindung nur Salzsaͤure.
Ich weiß nicht, ob bisher irgend ein Chemiker in Folge dieser Resultate irgend ein
Steinsalz oder eine Kochsalz-Quelle auf Kali gepruͤft hat. Dr.
Henry's Analyse des Steinsalzes in Cheshire und der Sohle
daselbst, so wie Hrn. L. Horner's Analyse der Sohle der
Quellen zu Droitwich in Worcestershire gibt hieruͤber keinen Aufschluß. In
der lezten Nummer des Phil. Mag. hat Hr. Bigsby, in seiner Skizze einer
Geologie des Ontario-See's, die Resultate einer Analyse des trokenen
Salzes „(dry salt)“ aus der
Salz-Quelle zu Salina (einem Staͤdtchen zwischen Liverpool (N. A.) und
Onondago, in der Naͤhe des Oueida-See's) gegeben, welche Dr. Mac-Neven zu
New-York mit demselben vorgenommen hat, und aus welcher erhellt, daß nicht
weniger als 2,525 p. C. schwefelsaures Kali in diesem Salze vorkommen. Hr. Bigsby hat diese Angaben aus Prof. A. Eaton's
Geological Survey of the District adsoining the Erie
Canal 1824 entlehnt; sie scheinen aber bisher der Aufmerksamkeit der
Chemiker entgangen zu seyn.
Weder Dr. Henry, noch Hr. Horner hatten Gelegenheit direkte Versuche auf Kali im
Kohlsalze oder in Salz-Sohlen anzustellen. Dr.
Henry hat indessen mehrere Versuche eingeleitet, um
auf die Gegenwart alkalischer schwefelsaurer Verbindungen zu gelangen, und dieselben
nach dem Vorkommen verschiedener anderer Salze abgeaͤndert. Wenn Dr. Henry, als er seine
Analysen auf diese Weise anstellte, die Natur seiner Reagentien und ihre
stoͤchiometrischen Verhaͤltnisse so genau gekannt haͤtte, wie
er sie, mit allen anderen Chemikern, gegenwaͤrtig kennt, so haͤtte ihm
die Entdekung der Gegenwart des schwefelsauren Kalis in den verschiedenen Arten von
Kochsalz, die er untersuchte, nicht entgehen koͤnnen, wenn anders etwas von
dieser in denselben vorhanden war. Da aber seine Schaͤzung der Bestandtheile
der schwefelsauren Schwererde und des sauerkleesauren Kalkes, aus welcher er seine
Berechnungen ableitete, beide etwas unrichtig sind; so laͤßt sich nicht mit
Sicherheit behaupten, daß er, nach den allgemeinen Angaben in seiner Abhandlung,
einen Ueberschuß von Schwefelsaͤure durch sein Verfahren und nach seiner
Berechnung habe finden koͤnnen oder muͤssen. Es ist vielmehr
hoͤchst wahrscheinlich, daß, wo er mit geringen Quantitaͤten
arbeitete, er nie auf die Entdekung eines Ueberschusses derselben gekommen seyn
wuͤrde. So konnte z.B. das Lymington-Salz, wenn man die Resultate, die
Dr. Henry in der Analyse
desselben erhielt, nachrechnet, 1,216 Theile schwefelsaures Kali in 1000 Theilen
enthalten haben, ohne daß er es bemerken konnteDr. Henry erhielt aus
1000 Gran Lymington-Salz „31 Gran calcinirte schwefelsaure
Verbindungen, bestehend aus 19 Gran trokener (wasserfreier, anhydrous) schwefelsaurer Bittererde und aus
12 Gran trokenem (wasserfreien) schwefelsauren Kalk. „Nun
sollten,“ sagt er, „aus der schwefelsauren
Bittererde 38 Gran schwefelsaure Schwererde entstehen, und aus dem
schwefelsauren Kalke 21 Gr., zusammen 59. Ich erhielt aber 59,8. Es
ist folglich nur ein wirklicher Ueberschuß von 0,8 uͤber dem
berechneten; ein Unterschied, der zu unbedeutend ist, um auf das
Daseyn irgend einer schwefelsauren alkalischen Verbindung schließen
zu lassen, und der wahrscheinlich durch unvermeidliche Fehler bei
der Arbeit entstanden ist.“
Philos. Trans. 1810. p. 15. oder Philos. Mag. XXXVI. Bd. p.
167.Wir wollen nun diese Resultate noch ein Mal einer Rechnung unterziehen. 60 :
118 : : 19 : 37,366; und 68 : 118 : : 12 : 20,823. Die Summe dieser
corrigirten Resultate ist demnach 58,189 Gran, welche, von 59,8 abgezogen,
einen Ueberschuß von 1,631 an schwefelsaurer Schwererde uͤber der
wirklich erhaltenen gibt. Nun verhaͤlt sich 118 : 88 : : 1,631 :
1,216, oder der Menge des schwefelsauren Kalis, die in dem Kochsalze von
Lymington der Entdekung entgangen seyn konnte.A. d. O., und da schwefelsaures Kali im See-Salze eine derjenigen salzigen
Verbindungen ist, die vorzugsweise in der Mutterlauge zuruͤkbleiben; so
koͤnnen wir nicht anders vermuthen, als daß das Lymington-Salz nur eine sehr
geringe Menge davon enthaͤlt, die von dem Seewasser herruͤhrt, aus
welchem dieses Salz bereitet wird.
Dieß gilt von allen Analysen des Dr. Henry, nicht bloß vom Steinsalze und von den
verschiedenen Salz-Arten, die man aus der Cheshire-Sohle bereitet,
sondern auch von den verschiedenen Arten von See-Salz, und von den Bitterlaugen (Bitterns)
sowohl aus der Sohle als aus dem Seewasser, und von den unreinen Arten, die aus
beiden Fluͤssigkeiten waͤhrend der Krystallisation des Kochsalzes
abgeschieden werden. Wenn die verschiedenen Arten von Salz, die er untersuchte,
salzsaures Kali enthielten, so mußten sie unter dem Antheile begriffen seyn, den Dr. Henry
„reines salzsaures Kali“ nennt.
Hr. Horner fand aber in seiner Analyse der Sohle von
Droitwich (in den Trans. of Geol. Soc. I. Series. Vol. II.) Chlornatrium, schwefelsauren Kalk, und
Chlor-Magnesium, und uͤberdieß noch einen Ueberschuß von
Schwefelsaͤure, welchen er, nachdem er sich vorlaͤufig
uͤberzeugte, daß weder freie Saͤure noch schwefelsaure Bittererde
zugegen war, als Beweis des Daseyns von schwefelsaurem Natron in der Sohle
betrachtete, ohne daß er jedoch versucht haͤtte auszumitteln, ob nicht ein
anderes Alkali gegenwaͤrtig seyn koͤnnte. Wenn wir die numerischen
Resultate, die er erhielt, noch ein Mal uͤberrechnen, und zwar nach unseren
gegenwaͤrtigen Kenntnissen der Verhaͤltnisse der verschiedenen
Bestandtheile der hier vorkommenden Salze, wobei wir Dr.
Thomson's Aequivalent-Tafeln zum Grunde legen
wollen, so wie Hr. R. Philipps dieselben in den Annals of Philosophy, N. S. X. Bd. S. 293. mitgetheilt
hat; so zeigt sich dieser Ueberschuß an Schwefelsaͤure in einem Betrage von
3,909 Gran in der ganzen Salz-Menge, die Hr. Horner durch Abdampfen der Sohle bis zur Trokenheit
erhielt, und untersuchte. Nun ist es durchaus eben so wahrscheinlich, daß dieser
Ueberschuß von schwefelsaurem Kali herruͤhrt, als daß er durch schwefelsaures
Natron entstand; vielleicht ist selbst die erstere Wahrscheinlichkeit noch
groͤßer. Dieß erhellt aus Folgendem.
Wenn man Hrn. Horner's Resultate noch ein Mal
uͤberrechnet, so ergibt sich, daß die 431,860 Gran der ganzen analysirten
Salzmasse enthalten:
Chlor
251,235
Schwefel-Saͤure
7,457
Kalk
2,484
Magnesium
0,080
die Menge Natron nach gewoͤhnlicher Induction angenommen.
Das Magnesium befindet sich offenbar in dem Salze im Zustande eines Chlorides. 0,080
Magnesium verbinden sich mit 0,240 Chlor, und geben 0,320 Magnesium-Chlorid. Dieß
laͤßt demnach 250,995 Chlor, welche sich mit 167,305 Natrium verbinden, und
418,300 Chlornatrium gebenEs waͤre gegen die Wahrheit der Chemie als Wissenschaft gehandelt,
wenn man, bei wiederholter Berechnung der Resultate der Analyse des Hrn. Horner, nicht die Ausdruͤke Chlor,
Magnesium, Natrium und ihre Zahlenwerthe fuͤr Salzsaͤure,
Bittererde und Natron substituirt haͤtte. Hierdurch soll aber keine
bestimmte Meinung uͤber den wirklichen Zustand der Verbindung, in
welcher die Elemente der salzsauren Salze sich in der Sohle befinden,
ausgedruͤkt werden. Der wahre Stand der Frage uͤber diesen
Gegenstand scheint im Allgemeinen dieser: einige Chloride werden durch
Aufloͤsung in Wasser in chlorwasserstoffsaure Salze verwandelt,
waͤhrend andere auch in der Aufloͤsung die Chlorid-Form
behalten.A. d. O..
Ferner verlangen 2,484 Kalk zu ihrer Verwandlung in schwefelsauren Kalk 3,548
Schwefelsaͤure, was 6,032 schwefelsauren Kalk gibt.
Wenn wir daher den Ueberschuß an Schwefelsaͤure vernachlaͤssigen, so
finden wir als Bestandtheile der ganzen Salz-Masse
Chlornatrium
418,300
Magnesium-Chlorid
0,320
schwefelsauren Kalk
6,032
–––––––
424,652
Abgang
7,208
–––––––
431,860.
Bei diesem Abgange sind die 3,909 Schwefelsaͤure nun noch nicht untergebracht.
Wenn wir annehmen, daß sie mit Kali verbunden sind, so haben wir 8,599 Kali, was nur
einen Ueberschuß von 1,391 uͤber die ganze Menge des analysirten Salzes gibt.
Nehmen wir aber an, daß sie mit Natron verbunden waͤre, so haͤtten wir
7,081 schwefelsaures Natron, was nur 0,127 Abgang von der ganzen Salzmenge gibt.
Hr. Horner fuͤhrt die HHrn. Nicholas, Hassenfratz und Montigny an, welche
schwefelsaures Natron als Bestandtheil aller auslaͤndischen
Salz-Sohlen angeben, die sie zu untersuchen Gelegenheit hatten. Sie hatten
aber keinen Grund das Daseyn von Kali zu vermuthen. Wenn wir uns an den Zustand
erinnern, in welchem die Chemie sich befand, als diese Maͤnner analysirten,
so wird es uns klar, daß die Methode, nach welcher sie zu Werk gingen, sehr
mangelhaft war; und es ist eben so wahrscheinlich, daß Nicholas und Hassenfratz dem schwefelsauren
Natron die Saͤure zuschrieben, die dem schwefelsauren Kali angehoͤrt,
als daß das erstere dieser Salze wirklich in der Sohle vorhanden war, die sie
analysirten. Montigny, dessen Analyse vom J. 1762 her
ist, erhielt sein schwefelsaures Natron ohne Zweifel durch wechselseitige Einwirkung
der Bestandtheile der Sohle waͤhrend der VerdampfungWir koͤnnen Hrn. Brayley versichern, daß in
den oberoͤsterreichischen, steyermaͤrkischen, salzburgischen,
tyrolischen und bayerschen Sohlen, so wie in jenen in Galizien,
Glauber-Salz in bedeutender, selbst fuͤr die Leitung in
Roͤhren nachtheiliger, Menge vor aller
Verdampfung vorkommt. Siehe Schuttes Briefe
uͤber das oͤsterreich.
Salzkammergut. 8. Tuͤbingen b. Cotta. 2 Theile.A. d. Ue..
Wenn die Sohle zu Droitwich salzsaures Kali
enthaͤlt, so muß sie unter demjenigen Bestandtheile vorkommen, den Hr. Horner fuͤr salzsaures Natron erklaͤrt.
Im Phil. Mag. Bd. LXIV. S. 74. finden sich die Resultate
der Analysen, welche Hr. G. Chilton mit den
vorzuͤglichsten Salz-Quellen im Staate von New-York vorgenommen
hat, nebst der Angabe des bei Benuͤzung derselben angewendeten Verfahrens. Er
erwaͤhnt weder des Kali noch irgend einer alkalischen schwefelsauren
Verbindung. Wenn leztere in diesen Sohlen vorgekommen waͤre, so muͤßte
sie sich durch sein Verfahren entdekt haben, wenn anders seine Aequivalente genau
waren, was man, nach dem Jahre, in welchem die Analyse angestellt wurde (1824)
vermuthen darf. Salzsaures Kali will er nicht gefunden habenEs ist ein merkwuͤrdiger Umstand, daß, wenn Hrn. Chiltons Analyse genau und richtig ist, die Quellen, die er
untersuchte, in demselben Bezirke liegen, wie jene zu Salina, und genau unter denselben geometrischen
Verhaͤltnissen entstehen.A. d. O.. In Dr. Beck's
Analyse des ganzen Salzes aus der Salina-Sohle, welche in Hrn. S. Smith's Notiz uͤber die Salz-Quellen an
diesem Orte in Silliman's Journal, Bd. X. S. 11. angefuͤhrt wird, ist
weder von Kali, noch von irgend einer alkalischen schwefelsauren Verbindung die
Rede. Die Art der Analyse ist nicht angegeben. In wie fern Klaproth's Analysen uͤber Salz-Quellen Licht uͤber
diesen Gegenstand verbreiten koͤnnen, ist mir nicht bekannt.
Um obige Darstellung des gegenwaͤrtigen Zustandes unserer Kenntnisse
uͤber diesen wichtigen Gegenstand chemischer Untersuchung zu vollenden (sie
wurde bloß in der Absicht entworfen, die Nothwendigkeit neuer Untersuchungen
desselben zu beweisen), will ich noch folgende Notizen beifuͤgen.
Dr. Wollaston entdekte Spuren von Kali in dem beinahe
gesaͤttigten Wasser des Sees Ourmia oder Schaͤhih in Persien, welches
in mancher Hinsicht jenem des todten Meeres sehr aͤhnlich ist. Philos. Trans. 1819. S. 194.
Im Phil. Mag. and Annals N. S. II. Bd. S. 232. finden
sich die Resultate der Analyse, welche Hr. C. G. Gmelin
mit dem Wasser des tobten Meeres anstellte, nach welcher in demselben 1,6738
Chlorkalium vorkommen: des schwefelsauren Kalis wird nicht erwaͤhnt.
Eine Reihe von Versuchen in der Absicht angestellt, um zu sehen, ob alle salzigen
Bestandtheile des Seewassers in demselben Verhaͤltnisse auch in dem Steinsalze zu finden
sind und in den Salz-Quellen wuͤrde in geologischer Hinsicht von dem
groͤßten Interesse seyn, indem noch immer, obschon so viele auffallende
Umstaͤnde an den Steinsalz-Lagern uns auf ihren Ursprung aus dem Meere
schließen lassen, sich Schwierigkeiten finden, die auch die schoͤnsten
Theorien uͤber dieselben schwankend machen. Eine sorgfaͤltige, in das
kleinste Detail niedersteigende, Begleichung der Bestandtheile des Steinsalzes etc.
mit jenen des Seewassers wuͤrde wahrscheinlich diese Schwierigkeiten
beseitigen.
Die Menge schwefelsauren Kalis, welche Dr. Wollaston im Seewasser gefunden hat, ist
Annaͤherungs-Weise, 2163 p. C. der ganzen in demselben enthaltenen
SalzmasseDr. Wollaston fand,
daß Seewasser von 1026,22 specifischer Schwere ungefaͤhr 1/1200
schwefelsaures Kali enthaͤlt. (Philos.
Trans. 1819. p. 201.) Nach Dr. Marcet's
Versuchen muß Seewasser von dieser Dichtigkeit 15,29 Gran salzige Stoffe in
500 Gran enthalten.Nun sind 500/1200 beinahe = 0,417, d.h., der Menge schwefelsauren Kalis,
welche in 560 Gran Seewasser enthalten ist, oder in den 19,28 Gran salziger
Stoffe, welche dieselbe in Aufloͤsung halten. Es ist demnach 19,28 :
0,417 : : 100 : 2,163. A. d. O. Es fiel dem Uebersezer auf, daß Hr. Brayley, und die englischen und amerikanischen
Chemiker alle, noch nicht zu wissen scheinen, daß Jod in der Mutterlauge der aus Steinsalz-Aufloͤsung
bereiteten Sohle vorkommt. In der Saline zu Hall in Tyrol hat Hr. Prof. Fuchs sie vor mehreren Jahren gefunden. In den
Salinen in Galizien kommt es hoͤchst wahrscheinlich auch vor, nach
einigen Notizen, die Prof. Schultes uͤber
dieselben zu einer Zeit gegeben hat, wo man das Jod noch gar nicht kannte.
(Vergl. Gehlen's Journal). Dieses Vorkommen des
Jod in der Mutterlauge der aus Steinsalz bereiteten Sohle waͤre ein
Beweis mehr fuͤr den oceanischen Ursprung der Steinsalz-Lager.
Es waͤre der Muͤhe werth, die Mutterlauge des Seesalzes auf
Jod zu pruͤfen; wir wissen noch nicht, daß dieß geschehen
waͤre, und finden hierin einen neuen Beweis fuͤr die
Richtigkeit des Grundsazes: „daß ein Koͤrper, den man
analysiren will, auf alle einfache
Grundstoffe gepruͤft werden muß.“
A. d. Ue.. Nun weicht diese Menge nur um 0,362 weniger von derjenigen ab, welche Dr. Mac. Neven in dem ganzen
Salze von Salina gefunden hat, und ist nur um 0,172 mehr im Vergleiche zu jener, die
man in der abgedampften Sohle von Droitwich fand, wenn man annimmt, daß die
Schwefelsaͤure, welche Hr. Horner gesunden hat,
mit Kali in Verbindung stand. Dieses nahe Zusammentreffen koͤnnte vielleicht
als Bestaͤtigung der Richtigkeit dieser Annahme betrachtet werden.
Es ist wahrscheinlich, daß das Kali in dem Seewasser nicht ausschließlich aus jener
Ursache entsteht, welche Dr. Wollaston angab, indem dieses Alkali ein Bestandtheil der aͤltesten
Felsen der Erde ist. Wenn wir aber auch die Gegenwart dieses Alkali im Seewasser
lieber gaͤnzlich den verwitterten Pflanzen zuschreiben sollten, so bleibt es
doch durch obige Ansicht leichter erklaͤrbar, wie Kali in den
uranfaͤnglichen Ocean gelangen konnte, aus welchem nun auf was immer
fuͤr eine Weise und durch was immer fuͤr eine Revolution die
Steinsalz-Lager abgesezt worden seyn mußten. Denn wir wissen, daß Land- und
Suͤßwasser-Pflanzen verschiedener Classen in großer Menge weit
fruͤher vorhanden waren, als das rothe Sandstein-Lager sich bildete,
in welchem die Salz-Steinlager vorkommenMit Erlaubniß des Hrn. Verfassers kommen die Steinsalz-Lager in der
Alpenkette des europaͤischen Festlandes nicht im Rothen Sandsteine, sondern im
Uebergangs-Kalksteine (Transition
Limestone) vor, immer in Nachbarschaft von Dolomit.A. d. Ue..
Wenn man die chemische Geschichte dieses Gegenstandes untersucht, so scheint es, am
Ende, daß eine Reihe neuerdings wiederholter und genauer Untersuchungen uͤber
die Bestandtheile des Seewassers und des Stein-Salzes und der Sohlen aller
Laͤnder jezt dringendes Beduͤrfniß der Wissenschaft geworden ist.
Untergeordnet diesen Untersuchungen bleibt noch die genauere Entwikelung folgender
wichtigen Punkte; naͤmlich: Bestimmung der Graͤnzen, innerhalb welcher
sich die verschiedenen hier erwaͤhnten Salze mit einander vertragen (Compatibility); ihre wechselseitigen Einwirkungen auf
einander in ihren Aufloͤsungen waͤhrend der Verdampfung derselben; des
Zustandes endlich der Verbindung, in welchem die Elemente der aus dem Seewasser
erhaltenen Salze in dieser Fluͤssigkeit wirklich enthalten sind. Die lezten
Arbeite!, des Drs.
Murray (Trans. Roy. Soc. Edinb.
vol. VIII.) und Drs. Marcet muͤssen, vorzuͤglich in Hinsicht auf den zweiten
Punkt, neuerdings untersucht, und gegen einander ausgeglichen werden.
5. Mai 1829.