Titel: | Neues und verbessertes Ruder-Rad für Dampf-Postschiffe und andere Fahrzeuge, worauf Wilh. Stead, Mühlenbauer und Maschinen-Macher zu Gildersome in Yorkshire, und Jak. Stead, Holz-Schäzer zu Doncaster, Yorkshire, sich am 18. Decbr. 1828 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 34, Jahrgang 1829, Nr. LXV., S. 257 |
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LXV.
Neues und verbessertes Ruder-Rad
fuͤr Dampf-Postschiffe und andere Fahrzeuge, worauf Wilh. Stead, Muͤhlenbauer
und Maschinen-Macher zu Gildersome in Yorkshire, und Jak. Stead, Holz-Schaͤzer zu
Doncaster, Yorkshire, sich am 18. Decbr. 1828
ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Octbr,
1829. S. 584.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Stead's neues verbessertes Ruder-Rad.
Unsere Erfindung ist durch folgende Zeichnung und Beschreibung erklaͤrt.
Fig. 11.
stellt ein Rad von 10 Fuß im Durchmesser und 5 Fuß Breite dar. Das Rad fuͤhrt
16 Ruder oder eigentlich Halb-Ruder; denn wenn sie waͤhrend des
Treibens geschlossen sind, sind ihrer nur 8: die Anzahl der Ruder muß nach dem
Durchmesser des Rades, oder nach der Tiefe, in welcher sie im Wasser arbeiten
sollen, vermehrt oder vermindert werden, indem sie in jeder Tiefe arbeiten
koͤnnen. Wenn das ganze Rad eingesenkt ist, so haben sie dieselbe Triebkraft,
als wenn sie nur theilweise eingesenkt waͤren, und diese Kraft wird, wie wir
unten zeigen werden, durch die Bewegung der Ruder erhalten. Die Ruder Aa in Fig. 11. muß man sich als
in das Wasser eingetaucht denken, und als wirklich rudernd oder das Schiff treibend.
Das Ruder B ist auf dem Punkte sich zu schließen; alle
uͤbrigen Ruder
C stehen mit ihren Kanten senkrecht, und haben ihre
Flaͤchen parallel mit den Felgen des Rades. Wenn das Rad in
Thaͤtigkeit ist, wird das Ruder B die Lage von
A annehmen, und a wird
in die Lage von C treten; seine Kanten werden senkrecht
und seine Flaͤchen parallel mit den Felgen des Rades stehen, und auf diese
Weise laͤßt es das Wasser fallen, welches die Triebkraft und das
Fortschreiten des Schiffes hindert, und beugt auch dem Schwalle vor, welcher durch
die gewoͤhnlichen Ruderraͤder erzeugt wird. Wie das Rad sich dreht,
nehmen die Ruder CC die Stellung von B an u.s.f. Wenn es nothwendig ist, die Raͤder in
entgegengesezter Richtung zu drehen, so drehen sich alle Ruder um, und arbeiten
wieder eben so, wie vorher, da sie nach beiden Richtungen rudern. Die Raͤder
sind mittelst ihrer Achsen, die durch dieselben laufen, nach gewoͤhnlicher
Art an der Seite der Schiffe befestigt, oder sie koͤnnen auch ganz
untergetaucht, oder in jeder anderen beliebigen Richtung angebracht werden.
Wir wollen nun dieses Rad, welches wir als unsere Erfindung in Anspruch nehmen, und
seine Bewegungen erklaͤren. Jedes halbe Ruder dreht sich auf seiner Achse
parallel mit den Armen des Rades in zwei Querstangen, die an den
gegenuͤberstehenden Armen des Rades befestigt sind; es laͤuft ferner
noch durch eine andere Stange, die ungefaͤhr einen Fuß weit von dem
Mittelpunkte des Rades befestigt, und breit genug ist, um sich mit der
naͤchsten Stange zu verbinden und an derselben angebracht zu werden, so daß
sich, wenn alles fertig ist, eine achtekige Saͤule um die Achse des Rades
bildet, wie man in Fig. 12. sieht, wo das Rad im Durchschnitte dargestellt ist. Diese
Stangen sind auf die Arme aufgebolzt und an denselben angeschraubt, so wie die
Knoͤpfe oder Naben D
Fig. 11.
Nachdem die Achse oder Spindel des Ruders durch obige Stange ging, bekommt sie an
ihrem Ende eine Kurbel von drei Zoll im Durchmesser, die jedoch nach dem Durchmesser
der Raͤder groͤßer oder kleiner werden kann. Das Ende der Kurbel ist
eine Art von Kugel von drei Zoll im Durchmesser und bewegt sich in einer Furche (wie
man im Durchschnitte an E in Fig. 12. sieht): die
Furche befindet sich in einem runden Knopfe oder Halsstuͤke, der eigens wegen
derselben da ist, und aussieht wie in Fig. 13. Diese beiden
Knoͤpfe, die auf diese Weise fuͤr jedes Ruder eingerichtet sind, sind
an einer Roͤhre FF im Durchschnitte Fig. 12.
befestigt, welche Roͤhre an der innereniuneren Seite der Nabe des Rades D
Fig. 1.
anfaͤngt, und ungefaͤhr drei Zoll durch die entgegengesezte Nabe
durchlaͤuft. An dieser Roͤhre ist ein Faͤnger befestigt,
welcher mit einem gleichen Faͤnger an der inneren Seite des Rahmens, in
welchem das Rad arbeitet, correspondirt. Der Nuzen dieses Faͤngers ist, die
Roͤhre fest zu halten, auf welcher die beiden gefurchten Knoͤpfe oder
Halsbaͤnder sich befinden, so daß, wenn das Rad in Bewegung gesezt wird, die Roͤhre fest
bleibt. Die Kurbeln an den Enden der Ruder-Spindeln drehen sich mit den
Raͤdern, und da das kugelfoͤrmige Stuͤk an dem Ende einer jeden
derselben sich in den Furchen der Knoͤpfe oder Halsbaͤnder befindet,
die an der Rohre befestigt sind, so drehen die Kurbeln sich schief, indem sie in der
Furche von 1 nach 2 (siehe Fig. 13.) gelangen. Denn
waͤhrend das Ende der Kurbel sich in dem Theile 1 befindet, sind die Ruder
senkrecht, und ihre Flaͤchen parallel mit den Felgen des Rades; wenn aber die
Enden der Kurbeln in den Theil der Furche 2 kommen, stehen die Ruder unter rechten
Winkeln auf die vorige Stellung, und in der Lage, in welcher sie das Schiff
vorwaͤrts treiben. Durch den Durchgang der Kurbeln in den so eben
beschriebenen Furchen, welcher durch die Umdrehung des Rades erzeugt wird, wird die
Stellung der Ruder mit großer Leichtigkeit bewirkt. Wenn das Rad in entgegengesezter
Richtung sich drehen soll, dreht der Fang auf der Roͤhre sich mit dem Rade,
bis er den Fang auf dem Gestelle trifft, wo dann die Ruder alsogleich in Bewegung
gesezt werden, und auf dieselbe Weise das Schiff treiben, wie da sie sich vorher in
entgegengesezter Richtung bewegten. Die Achse G im
Durchschnitte Fig.
12. ist in der Nabe an der Seite des Schiffes wohl befestigt,
laͤuft durch die Roͤhre, und ruht auf dem aͤußeren Gestelle.
Die Ruder und ihre Spindeln koͤnnen aus Metall verfertigt werden, oder zum
Theile aus Holz, zum Theile aus Metall, nach der Kraft, welcher sie widerstehen
muͤssen. Die Ruder ruhen, wenn sie in dem Wasser sind, auf den Armen der
Raͤder, und auch auf einer Unterlage in der Mitte der Querstangen. Wo
groͤßere Staͤrke nothwendig ist, muͤssen die Raͤder von
einer Querstange zur anderen gestuͤzt werden: da diese Stuͤzung aber
nicht zu unserer Erfindung gehoͤrt, so ist sie. in der Zeichnung weggelassen.
Fig. 13.
zeigt den lauf der Furche, als ob sie rings um den Knopf auf der Roͤhre
liefe. Auf zwei Winkeln des schiefen Theiles der Furche bringen wir zwei kleine
Reibungs-Walzen an, wodurch das Ruder in den Stand gesezt wird, besser zu
arbeiten. Wenn die Bewegung verkehrt werden muß, um das Schiff
ruͤkwaͤrts zu treiben, befinden sich diese Walzen in der hier
gezeichneten Stellung.
Unsere Erfindung besteht in einem solchen Baue der Ruder-Raͤder mit
Kurbeln und Furchen, daß die Ruder, nachdem sie das Schiff fortgestoßen haben, sich
senkrecht auf ihre Kante und dann wieder so stellen, daß sie weiter rudern
koͤnnenUnter allen Ruder-Raͤdern, die uns noch vorgekommen sind, hat
das gegenwaͤrtige die meiste Aehnlichkeit mit denjenigen
Ruder-Raͤdern, die die alma mater
den Wallfischen und Haifischen und allen schwimmenden Thieren verlieh. Die
Ruder falten sich hier wie Flossen, und bewegen sich in einem Gelenke,
wie die
Knochen und Graͤten, die die Floͤssen bewegen. Wenn der Hr.
Muͤhlenbaumeister Stead ein gelehrter
Mechaniker waͤre, so wuͤrden wir glauben, er habe seinen
Raͤderbau an einer Wallfisch-Flosse studirt er scheint
indessen das Original zu seiner Copie gar nicht gekannt zu haben; er
wuͤrde es sonst genannt und sich darauf etwas zu Gute gethan haben.
Indessen ist sein Ruderbau doch noch etwas zusammengesezter, als der der
Natur, die er so treu nachahmte; er ist vielleicht sogar kostbarer, als an
den gewoͤhnlichen Ruder-Raͤdern, und vielleicht nicht
so dauerhaft. Daruͤber kann indessen allein die große Lehrmeisterinn,
Erfahrung, entscheiden. Die Lords der Admiralitaͤt sollten den
Versuch mit diesen Raͤdern nicht scheuen; aher dann dieselben an
beiden Seiten deken, und nicht offen lassen, indem nach den neuesten
Versuchen im Register of Arts, selbst das
gewoͤhnliche gemeine Ruder-Rad um ein volles Drittel
kraͤftiger wirkt, wenn die beiden Waͤnde gedekt, und die
Speichen-Zwischenraͤume nicht offen sind.A. d. Ue..