Titel: | Ueber die Vortheile, die man gewinnen kann, wenn man den Hausthieren ihr Futter mittelst Dampfes erweicht und kocht, nebst Beschreibung eines verbesserten Apparates zu diesem Zweke. |
Fundstelle: | Band 34, Jahrgang 1829, Nr. LVII., S. 217 |
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LVII.
Ueber die Vortheile, die man gewinnen kann, wenn
man den Hausthieren ihr Futter mittelst Dampfes erweicht und kocht, nebst Beschreibung
eines verbesserten Apparates zu diesem Zweke.
Aus dem Recueil industriel. Julius 1829. S.
71.
Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
Ueber die Erweichung des Futters der Hausthiere.
Der Recueil industriel liefert gegenwaͤrtige
Abhandlung aus einem amerikanischen Journale (Journal
americain), ohne dasselbe genauer zu bezeichnen. Wir haben bereits mehrere
Aufsaͤze uͤber diesen Gegenstand im Polyt.
Journ. eingeruͤkt, und wollen auch noch den gegenwaͤrtigen
hier mittheilen.
„Wenn man sieht, wie klein die Zahl der Paͤchter und
Landeigenthuͤmer ist, welche die Wurzeln und anderes Futter fuͤr
ihre Hausthiere mittelst Dampfes kochen, so sollte man glauben, daß die
Vorzuͤge, welche gekochtes Futter in Hinsicht auf Nahrungskraft
erhaͤlt, und die bedeutende Ersparung, welche hiermit verbunden ist, noch
nicht allgemein bekannt ist. Es ist indessen eine allgemeine Regel, daß, wenn
irgend ein Pflanzenstoff in Folge seiner Aufbewahrung was immer fuͤr eine
Veraͤnderung erlitten hat, eine neue Veraͤnderung nothwendig wird,
um der Wirkung der ersteren entgegen zu arbeiten, oder, mit anderen Worten, daß
eine kuͤnstliche Nahrung eine kuͤnstliche Zubereitung fordert.
Wenn z.B. der Mays (Kukuruz) mehr als ein Jahr alt geworden ist, so wird er zu
hart, als daß die Verdauungs-Kraft irgend eines Thieres denselben zu
erweichen vermag, und muß daher kuͤnstlich erweicht werden. Eine zweite
Regel, welche Paͤchter und Landwirthe immer vor Augen haben sollten, ist
diese, daß die verschiedenen Organe der Thiere nur fuͤr ihren Natur-Zustand berechnet sind, und in Unordnung
gerathen und schwacher werden, wenn das Thier im Zustande der Cultur gehalten
wird. Am wilden Pferde werden die Baken- oder Mahlzahne des Pferdes auch
im hoͤchsten Aller mit ihren Flaͤchen in beiden Kinnladen immer
einander gegenuͤberstehen; wenn das Pferd aber der zarten und saftigen
Nahrung, die ihm die Natur bestimmte, beraubt, und dafuͤr auf die harte
und trokene Kost gesezt wird, die es im Stalle erhaͤlt, so sieht man, daß
seine Zahne sich auf eine widernatuͤrliche Weise abnuͤzen, und
eine schiefe Neigung nach der inneren Mundhoͤhle erhalten, so daß alte
Pferde beinahe nicht mehr zu kauen vermoͤgen.
Die Danungs-Kraft ist nicht bei allen Thieren dieselbe. Der Magen der
Hunde verdaut Knochen und selbst Elfenbein leichter als Erdaͤpfel und
Pastinak und andere Pflanzen, waͤhrend der Magensaft der
pflanzenfressenden Thiere Pflanzenstoffe weit leichter aufzuloͤsen
vermag, als thierische Stoffe, auf welche er beinahe gar nicht wirkt. Der Magen
des Menschen verdant Pflanzenstoffe und thierische Koͤrper gleich
gut.
Wenn man in den Magen der Thiere, in welchen die Muschel-Kraft des Magens
sehr groß ist, wie bei Huͤhnern, Gaͤnsen, Enten etc.,
Koͤrner in ihrer Huͤlle bringt, und diese in durchloͤcherte
Roͤhren von Eisenblech gibt, so werden die Koͤrner
unveraͤndert bleiben, wenn auch die Roͤhre oͤfters
gekruͤmmt und gebogen von dem Thiere abgeht; zum deutlichen Beweise, daß
die aufloͤsende Kraft des Magensaftes nur dann wirkt, wann die
Nahrungsmittel durch die zermalmende Kraft des Magens zerkleint wurden.
Diejenigen Voͤgel, bei welchen der Magen keine solche Muskel-Kraft
besizt, wie die Kraͤhen, Reiher etc., zerkleinen die Koͤrner und
die uͤbrigen hatten Koͤrper, die ihnen als Nahrungsmittel dienen,
mittelst des Schnabels, und lassen die Koͤrner und dasjenige, was sie
nicht zerkleinen konnten, ganz von sich abgehen. Bei dem Menschen, bei den
vierfuͤßigen Thieren, den Amphibien und den Fischen, bei welchen der
Magen aus zarten Haͤuten besteht, aͤußert dieses Organ so zu sagen
gar keine mechanische Wirkung, und verdaut bloß durch den Magensaft. Wenn also
harte oder nicht gehoͤrig erweichte Nahrungsmittel in den Magen dieser
Thiere kommen, erzeugen sie in demselben Schmerzen, ohne zu naͤhren.
Hieraus erhellt nun, daß es aͤußerst wichtig ist, die Nahrungsmittel
gehoͤrig zuzubereiten, ehe man sie in den Magen gelangen laͤßt.
Kein Paͤchter wird laͤugnen (denn jeder sieht es), daß es
fuͤr pflanzenfressende Thiere weit schwerer ist harte und trokene Stoffe
zu erweichen, als das zarte gruͤne Futter der Felder und Wiesen. Jeder
muß fuͤhlen, wie zwekmaͤßig es ist, das Winterfutter durch
Anwendung kuͤnstlicher Mittel nahrhafter fuͤr die Thiere zu
machen. Das schiklichste Mittel zu diesem Zweke ist, ohne Zweifel, die
Zubereitung mittelst Dampfes. Der Nahrungsstoff der Pflanzen besteht
vorzuͤglich aus Schleim, Zukerstoff, Eiweißstoff, Bitterstoff, und aus
einigen Salzen, und ist in Wasser aufloͤsbar. Diese fuͤnf Stoffe
sind es allein, die im Magen aufloͤsbar sind: der holzige Faserstoff der
Pflanzen geht, klein zerbrochen, ab, und bildet den Mist der Thiere.
Der Vortheil, welcher durch Zubereitung der Nahrungsmittel mittelst des Dampfes
entsteht, liegt vorzuͤglich darin, daß eine Menge Stoffe, die sonst auf
den Duͤngerhaufen geworfen werden und verloren gehen, in treffliches
Futter verwandelt werden; daß man die Kosten des Schrotens der zum Futter
bestimmten Koͤrner erspart, und diese schmakhafter und nahrhafter macht,
folglich die Thiere gesuͤnder und staͤrker erhaͤlt. Unter jene
Nahrungsmittel, bei welchen der Dampf mit Vortheil als Zubereitung angewendet
werden kann, rechnen wir alle Arten von Koͤrner, Stroh, Heu, Erdapfel und
ihre Staͤngel, Runkelruͤben, Ruͤben und Ruͤbchen,
und andere Wurzeln; der Hafer und das uͤbrige Kernfutter fuͤr
Schweine und fuͤr alte Pferde muß immer mit Dampf zubereitet werden. Die
Hausthiere fressen das frisch ausgedroschene Stroh gern; wenn dieses aber mit
Dampf erweicht, und wenn demselben etwas Salz zugesezt wurde, so wird dieses
Futter schmakhafter und nahrhafter. Heu, zumal solches, welches bereits einige
Zeit uͤber aufbewahrt wurde, wird mittelst Daͤmpfens und Salzens
außerordentlich verbessert. Erdaͤpfel-Staͤngel, gehakt und
mittelst Dampfes erweicht, mit etwas Kleie und Salz, sind ein Futter fuͤr
Kuͤhe, das diese Thiere mit der groͤßten Begierde fressenSind aber immer ein ungesundes Futter.A. d. Ue.. Die Paͤchter scheinen nicht zu wissen, wie viel Nahrungsstoff in
diesen Staͤngeln enthalten ist, die sie den Winter uͤber auf ihren
Erdaͤpfeln-Feldern ausfrieren lassen. Sie enthalten sehr viel
Zukerstoff, den besten Nahrungsstoff unter allen Pflanzenstoffen. Gehaktes
Stroh, mit Wurzeln gemengt und mit Dampf gekocht, gibt ein treffliches Futter.
Die Huͤlsen der Huͤlsenfruͤchte enthalten sehr viel
Nahrungsstoff; zerkleint und dann mit Dampf gekocht, geben sie ein
koͤstliches Futter. Man hat versucht eine Kuh mehrere Wochen lang
ununterbrochen mit Huͤlsen, die man mit Dampf zubereitete, zu
fuͤttern, und nach dieser Zeit bekam sie das schoͤnste glatte und
glaͤnzende Haar. Ein Scheffel Korn und Huͤlsen, zusammen gemahlen,
gab so viel Brantwein, als ein Scheffel Korn allein. Es gibt vielleicht keine
Pflanze, die, mit Dampf zubereitet, fuͤr den Paͤchter und
Landwirth nuͤzlicher und vortheilhafter werden koͤnnte, als die
Erdapfel. Mit gehaktem Strohe gemengt, ersezen sie Heu und Korn beim
Pferde-Futter. Ein Landwirth zu Liverpool hat, um den Ertrag von
gekochten und von rohen Erdaͤpfeln als Futter zu vergleichen, Versuche im
Großen an einer gewissen Anzahl Pferde angestellt. Er uͤberzeugte sich
sehr bald, daß Pferde, die mit Erdaͤpfeln gefuͤttert wurden,
welche mittelst Dampfes zubereitet wurden, ein glatteres und
glaͤnzenderes Haar bekamen, waͤhrend jene Pferde, die mit rohen
Erdaͤpfeln gefuͤttert wurden, struppiges Haar bekamen, und in
schlechtem Stande waren. Die zahlreichen und genauen Versuche Curwen's haben den Nuzen und die Vortheile der
Zubereitung der Erdaͤpfel mittelst Dampfes auf eine unwiderlegbare Weise
dargethan. Sie sind in diesem Zustande ein treffliches Futter zum Masten der
Schweine und des Federviehes. Dampfkochung ist dem Sieden der Erdapfel in Wasser
weit
vorzuziehen, indem die Erdaͤpfel dadurch mehliger und nahrhafter
werden.“
Wir wollen nun nur noch die Art, wie die Erdapfel mit Dampf zubereitet werden
koͤnnen, und die Kosten angeben, die bei derselben Statt haben. Wir haben
mehrere Apparate zum Daͤmpfen gesehen, glauben aber, daß der
gegenwaͤrtige, den wir hier beschreiben, vor demselben den Vorzug
verdient.
In Fig. 8. ist
A ein hohler hoͤlzerner Cylinder von
ungefaͤhr 3 Fuß Laͤnge und 2 Fuß Durchmesser, in welchen man einen
Ofen oder einen metallnen Cylinder schiebt, wie man ihn zuweilen zum Hizen der
Baͤder braucht, und wodurch das Wasser in dem hoͤlzernen Cylinder, das
den metallnen von allen Seiten umgibt, erhizt wird.
B sind Roͤhren zur Erleichterung des Umlaufes des
Wassers im hoͤlzernen Cylinder. Auf diese Weise braucht man nur wenig Brenn.
Material, um das Wasser so zu hizen, daß es sich in Dampf verwandelt.
F ist ein Aufsaz auf dem hoͤlzernen Cylinder, der
als Dampf-Behaͤlter dient: wo man nicht viel Futter zu daͤmpfen
hat, ist er nicht noͤthig.
G Sicherheits-Klappe.
D Trichter zum Einschuͤtten des Wassers mit dem
Sperrhahne E. CC
Haͤhne, durch welche man den Stand des Wassers im hoͤlzernen Cylinder
erkennt.
K Stelle, an welcher die Roͤhre H sich mit dem Behaͤlter F vereint.
I Hahn, um die Menge des Dampfes zu reguliren, die man
ausstroͤmen lassen will.
N Thuͤre des Ofens.
Wenn man nun das freie Ende der Roͤhre H mit dem
Boden eines Fasses, eines hermetisch geschlossenen Kessels oder irgend eines
geschlossenen Gefaͤßes, in welchem sich das Futter befindet, in Verbindung
bringt, so ist der Apparat fertig. Das Gefaͤß, in welchem das Futter liegt,
muß, es mag aus Metall oder aus Holz seyn luftdicht seyn, und eine Seite desselben
muß sich leicht wegnehmen lassen, um das Futter bequem hinein- und
herausbringen zu koͤnnen Ein solches Gefaͤß von 5 Fuß Hoͤhe und
Laͤnge und 4 Fuß Breite faßt eine hinlaͤngliche Menge
Erdaͤpfel, um 50 Kuͤhe 24 Stunden lang damit zu fuͤttern. Die
Erdaͤpfel brauchen eine Stunde, um mittelst dieser Vorrichtung
gehoͤrig gedaͤmpft zu werden. Das Brenn-Material zur Hizung des
Cylinders ist so unbedeutend, daß es gar nicht in Anschlag kommt.
Dieser Apparat laͤßt sich zu einer Menge Haus-Arbeiten,
vorzuͤglich zum Waschen verwendenEs ist derselbe Apparat, in hoͤlzernen Gefaͤßen Wasser siedend
zu machen, den Dr. Schultes schon vor 30 Jahren angegeben hat: nur ist er hier
horizontal gestellt und nicht ganz deutlich beschrieben.A. d. Ue..