Titel: | Neue Kloaken zu London. |
Fundstelle: | Band 34, Jahrgang 1829, Nr. LVI., S. 215 |
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LVI.
Neue Kloaken zu London.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Neue Kloaken zu London.
Das Mechanics' Magazine N. 319. S. 60. zeigt in Fig. 17. die
Fehler der jezt zu London befindlichen Stadt-Kloaken (oder, wie man die
Kloaken in Laͤndern nennt, wo man keine eigentlichen, keine schiffbaren,
Canaͤle kennt, der Canaͤle). 1 ist die Haupt-Kloake, (der
Canal!) der mitten durch die Straße laͤuft, deren Pflaster oben bei A angezeigt ist. B ist der
Fußweg (das Trottoir), an dessen Seite das
Graͤbchen hinlaͤuft, in welchem das Regenwasser und die
Ausfluͤsse aus Brauereien, Faͤrbereien etc. abfließen, und bei C durch ein Gitter in den Abzug EI, und aus diesem in die Haupt-Kloake (den
Haupt-Canal) J gelangen. Das Resultat dieses
schlechten Baues ist, daß aller groͤbere Unrath, der bei C hineinfaͤllt, sich bei G anhaͤuft, und endlich den ganzen Abzug EI, und auch die Haupt-Kloake J so verstopft, daß endlich kein weiterer Durchgang mehr
Statt haben kann, bei kleinen Regen oder bei groͤßeren Ausfluͤssen der
Abzug EI bei C
uͤberlaͤuft, und bei großen Regenguͤssen, wenn die
Haupt-Kloake J durch den groben Unrath und die
Steine bei G ganz verlegt ist, diese sogar von der
Gewalt des Wassers zerrissen, zersprengt wird.
Um diesem Unheile abzuhelfen, schlaͤgt ein Hr. Cuff
vor, den Kloaken die Form von Fig. 18. zu geben; den
Abzug EI durch eine Scheidewand H zum Theile zu unterbrechen, und die Sohle des
Schenkels E, des Abzuges tiefer, als die untere Wand des
anderen Schenkels des Abzuges I zu legen, so daß der
groͤbere Unrath, der bei C einfallt, auf der
tieferen Sohle von E bei G
liegen bleibt, und nie in die Haupt-Kloake (den Haupt-Canal) J gelangen und diesen verlegen kann. Das Wasser wird in
dieser Art von Senkgrube uͤber dem Unrathe und uͤber den Steinen G bis F hinauf stehen, und
so unter H durch in den Abzugs-Schenkel I nach der Haupt-Kloake J abfließen. Wenn sich endlich auf der Sohle von E zu viel Unrath etc. angehaͤuft hat, kann dieser mittelst des an
der Seite von Fig.
18. hingezeichneten Hakens herausgeschafft werden.
Es ist uns unbegreiflich, wie das Mechanics' Magazine
eine so ungluͤkliche halbe Maßregel empfehlen kann, durch welche, Statt einer
großen Haupt-Kloake J eben so viele kleine
entstehen, als es in den Seiten-Graben der Straße Gitter bei C gibt. Hr. Cuff meint, daß der Gestank dadurch
vermindert werden muͤßte. Offenbar muß er dadurch vermehrt werden; denn
alles, was stinken und nicht schwimmen kann, wird bei G
liegen bleiben, daselbst fortfahren zu faulen und zu stinken, und die
daruͤber stehende Wassermasse F theils mit den
Stik- und Stink-Gasen zu fuͤllen, theils aber, und noch weit
mehr, die uͤber dem Wasser F befindliche Luft,
die dann bei C sich in die Atmosphaͤre der Straße
verbreiten und diese verpesten wird.
In den Zeiten des blinden Heidenthumes, wo man der Goͤttin Cloacina
Altaͤre baute, um die Staͤdte gesund zu erhalten, verstand man es
besser, die Luft in den Staͤdten durch Kloaken zu reinigen, als heute zu
Tage, und die Ruinen der Kloaken der allen Roma sind noch heute zu Tage ein
wichtigeres Denkmal der classischen Baukunst, als unsere neuere Baukunst wohl
schwerlich der Nachwelt uͤberliefern wird.
Wenn unsere Hauptstaͤdte nicht bald bessere Kloaken erhalten werden, als die
gegenwaͤrtigen; wenn man nicht durch diese, in einem kraͤftigen Falle,
einen Theil des Flusses oder des Fluͤßchens leitet, an welchem die Stadt
gelegen ist, so wird, mit Zunahme der Bevoͤlkerung, ungeachtet aller Labarraque und Pariset, die
Pest fruͤher oder spaͤter uͤber die armen Einwohner derselben
kommen, die, moͤgen sie auch noch so mystisch rein und aͤtherisch
werden, doch immer physisch Mist machen muͤssen, welcher nicht zeitig genug
weggeschafft werden kann.
Die hier vorgeschlagenen halben Maßregeln bringen, wie allehalben Maßregeln, nur
Unheil und Verderben.