Titel: Verbesserungen im Baue der Schiffe und anderer Fahrzeuge, die zu verschiedenen Zweken dienen, und auch an den Maschinen derselben; worauf Karl Harsleben, Great Ormond-Street, Queensquare, Middlesex, sich am 20. December 1826 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 34, Jahrgang 1829, Nr. XXVI., S. 115
Download: XML
XXVI. Verbesserungen im Baue der Schiffe und anderer Fahrzeuge, die zu verschiedenen Zweken dienen, und auch an den Maschinen derselben; worauf Karl Harsleben, Great Ormond-Street, Queensquare, Middlesex, sich am 20. December 1826 ein Patent ertheilen ließWir haben von diesem Patente schon im XXVII. Bd. S. 239. des Polytechnischen Journales Nachricht gegeben, nach dem Repertory, welches eben nicht sehr beifaͤllig uͤber diese Erfindung urtheilt, aber auch keine Abbildung lieferte. Nach den hier gegebenen Abbildungen und der vollstaͤndigeren Beschreibung moͤgen nun die Schiffsbaumeister selbst urtheilen.A. d. R.. Aus dem London Journal of Arts. Julius 1829. S. 204. Mit Abbildung auf Tab. III. Verbesserungen im Baue der Schiffe und anderer Fahrzeuge. Dieses Patent umfaßt drei Gegenstaͤnde; erstens: den Bau der Schiffe, die zur Transportirung der Fische dienen sollen. Durch die an denselben hier angebrachte Verbesserung sollen diese Schiffe auch zu anderen Zweken dienen koͤnnen, und nicht bloß vom Winde abhaͤngen, sondern auch von Maschinen getrieben werden. Zweitens: ein verbessertes Ruder-System, wodurch diese Schiffe und die uͤbrigen Fahrzeuge entweder mittelst Dampfkraft oder auf irgend eine Weise getrieben werden koͤnnen. Drittens: einen verbesserten Apparat, um die Schiffe gegen eine starke Stroͤmung stromaufwaͤrts ziehen zu koͤnnen. Was den ersten Zwek betrifft, so waren bisher die zum Transporte der Fische bestimmten Schiffe gewoͤhnlich so gebaut, daß sie unten sogenannte Brunnen (wells) oder Behaͤlter hatten, die mit Wasser gefuͤllt und in welche die Fische gethan wurden, um sie lebend nach dem Hafen, Markte, oder an den Ort ihrer Bestimmung bringen zu koͤnnen. Diese Brunnen oder Behaͤlter nehmen aber viel Raum am Schiffe weg; man kann diese Schiffe nur einen Theil des Jahres uͤber brauchen, und die laͤngste Zeit des Jahres uͤber liegen sie ungebraucht, indem sie zum Transporte fuͤr trokene Guͤter oder zu jedem anderen Geschaͤfte unbrauchbar sind: hierdurch entsteht nun Verlust fuͤr den Eigentuͤmer des Schiffes, und das Schiff selbst leidet dabei. Um nun diesem Uebel abzuhelfen, und die Fahrzeuge, die zum Fisch-Transporte bestimmt sind, auch zu anderem Dienste brauchbar zu machen, schlaͤgt der Patent-Traͤger vor, die Brunnen an solchen Schiffen mit wasserdichten Scheidewaͤnden zu erbauen, und sie dadurch in mehrere Faͤcher zu theilen, welche unter einander mittelst Haͤhnen und Schleusen in Verbindung stehen, so daß man bei schlechtem Wetter einige derselben, und gelegentlich und fuͤr gewisse Zeiten auch alle auspumpen kann, um trokene Waaren in dieselben paken und das ganze Schiff befrachten zu koͤnnen. Die Scheidewaͤnde, welche diese Faͤcher trennen, muͤssen dik seyn und Luftgefaͤße zwischen sich halten, damit das Schiff desto leichter flott wird, selbst wenn es mit Wasser gefuͤllt ist. Der Patent-Traͤger schlaͤgt ferner vor, diese Schiffe mittelst Dampfkraft zu treiben, und zwar mittelst folgender verbesserter Ruder: Statt der gewoͤhnlichen Ruderraͤder soll eine Reihe von Rudern, die sich alle drehen, zu jeder Seite des Schiffes angebracht werden. Diese Ruder sollen auf senkrechten Achsen aufgezogen seyn, in horizontalen Kreisen durch das Wasser ziehen, und sich umkehren, um den Kehrzug (feathering) mit der Kante zu machen. Fig. 14. stellt den Durchschnitt eines Fahrzeuges mit flachem Boden vor, mit einer Reihe sich drehender Ruder zu jeder Seite. aa sind zwei dieser Ruder, in der Lage, in welcher sie das Schiff vorwaͤrts treiben. bb sind die correspondirenden Ruder, von der Kante gesehen, wie sie eben den Kehrzug nach ruͤkwaͤrts thun. An dem Ende der horizontalen Kreuz-Achsen sind vier Ruder angebracht; die Flaͤchen der gegenuͤberstehenden stehen unter rechten Winkeln auf einander. Diese horizontalen Achsen sind an dem unteren Theile der senkrechten Achse cc in Buͤchsen aufgezogen, und koͤnnen sich frei in denselben drehen. Die senkrechten Achsen sind in den Roͤhren dd aufgezogen, und laufen durch dieselben; wie man im Durchschnitte sieht. Die Roͤhren dd sind an den Seiten des Schiffes angebracht, und werden durch Seitenarme ee gestuͤzt. Wenn nun irgend eine drehende Kraft, wie z.B. jene einer Dampfmaschine, an den oberen Theilen der senkrechten Achsen cc angebracht wird, so werden diese sich drehen, und dadurch auch die Ruder an den horizontalen Achsen umtreiben; (von diesen Rudern sieht man nur zwei in der Figur.) Diejenigen Ruder, welche sich außen befinden, machen diese Haͤlfte ihrer horizontalen Umdrehung mit ihrer breiten Seite gegen das Wasser gekehrt, wie man an aa sieht; und dadurch wird der forttreibende Schlag gegeben, waͤhrend die gegenuͤberstehenden Ruder an dem entgegengesezten Ende durch die innere Haͤlfte ihres Umlaufes mit ihrer Kante das Wasser durchschneiden und den Kehrzug vollenden. Die Art, wie die Ruder sich umkehren, ist die Vorrichtung mittelst der Klopfer ff auf den Ruder-Armen, die auf eine Verlaͤngerung an der Roͤhre d bei g anschlagen, wodurch die horizontalen Achsen, so wie sie umherlaufen, umgekehrt werden, und jedes Ruder in die an den Enden a und b angezeigte Lage faͤllt: das aͤußere in die treibende Lage, das andere in die Kantenlage. Es laͤßt sich irgend eine Anzahl solcher Ruder an den beiden Seiten des Schiffes laͤngs demselben anbringen, und auf die oben angegebene Weise gleichzeitig in Umlauf sezen, wodurch dann das Schiff fortgerudert wird. Fig. 14. zeigt ein Both mit flachem Boden, und einem falschen Kiele h; wenn man aber Ruder-Arme brauchen wollte, die laͤnger sind, als die halbe Brette des Schiffes, so muͤßte der falsche Kiel weggenommen werden, damit die Ruder unten durchkoͤnnen. Damit ferner die Ruder leicht reparirt werden koͤnnen, muͤßten dann die stuͤzenden Arme sich auf Gewinden heben lassen. Da man zuweilen auch Schiffe mit sehr scharfen Kielen zu treiben hat, wie in Fig. 8, so sieht man an dieser Figur, wie die Ruder, schief gestellt werden muͤssen, die dann in dieser Stellung mit irgend einer Triebkraft verbunden werden koͤnnen. Um Schiffe in Fluͤssen gegen eine sehr starke Stroͤmung zu ziehen, wird hier ein kreuzarmiger Faͤcher empfohlen, mit Fluͤgeln, ungefaͤhr so wie an einer horizontalen Windmuͤhle. Diese Arme werden auf einer senkrechten Achse aufgezogen, und ganz unter die Oberflaͤche des Wassers getaucht. Da die Stroͤmung zum Theil durch die Scheidewaͤnde des Faͤcher-Gehaͤuses abgeschnitten ist, laͤßt man sie auf die Haͤlfte des Faͤchers wirken, damit sie diesen, und dadurch die Achse des Faͤchers treibt, auf welcher sich das an dem stromaufwaͤrts zu ziehenden Schiffe befestigte Seil wie auf einer Winde aufwindet, und das Schiff gegen den Strom treibtDiese Idee ist gut, und koͤnnte an vielen Stellen treffliche Dienste leisten: das Schwierige bei der Ausfuͤhrung liegt nur in dem, zur Befestigung der Achse dieser Wasser-Windmuͤhle (Tourbine) noͤthigen, Wasser- und Landbaue. Ein verticales gewoͤhnliches Muͤhlrad, das leichter vorzurichten ist, koͤnnte eben diese Dienste vielleicht noch besser leisten, ohne den weiter unten beschriebenen Apparat nothwendig zu machen. Eine andere noch nicht ganz entwikelte Frage, die einer Eroͤrterung durch Versuche werth waͤre, scheint diese: was waͤre die Folge einer solchen Wasser-Windmuͤhle am Hintertheile oder am Kiele eines Schiffes auf einem in starkem Falle stroͤmenden Flusse, wie die Donau, der Inn, der Rhone? Vielleicht fielen die fruͤheren Versuche, die Beatson und Haley anstellten (Polyt. Journ. Bd. XXVII. S. 239.), nur deßwegen nicht nach Wunsch aus, weil man in England keine stark stroͤmenden Fluͤsse hat, und die Waͤnde b und c nicht brauchte. Ließe sich ferner nicht durch ein, die Kraft eines vom Flusse getriebenen und am Schiffe angebrachten Rades multiplicirendes, Raͤderwerk ein Ruder-Apparat verfertigen, durch welchen das Schiff stromaufwaͤrts gerudert werden koͤnnte?A. d. Ue.. Fig. 9. ist eine horizontale Ansicht des Faͤchers a, mit vier Armen unter rechten Winkeln. In den senkrechten Rahmen an diesen Armen steht eine Reihe von Brettchen, die sich in Angel-Gewinden heben und senken. b und c sind zwei Scheidewaͤnde des Gehaͤuses, in welchem der Faͤcher sich befindet, und so gestellt, daß die Stroͤmung allzeit nur auf zwei Faͤcher auf ein Mal wirkt, indem die zwei anderen geschuͤzt sind. Es wird also die Gewalt des Wassers, die auf die Brettchen des Faͤchers stoͤßt und diese schließt, waͤhrend die anderen sich oͤffnen und im Wasser schwimmen, den Faͤcher umtreiben, und dadurch die Achse und das Seil auf dieser aufwinden. Da dieser Faͤcher von einer bedeutenden Groͤße seyn und auch oͤfters seine Stelle veraͤndern muß, um immer die vortheilhafteste Stroͤmung zu gewinnen, so schlaͤgt der Patent-Traͤger vor, auf einer luftdichten und mit Luft gefuͤllten Kiste eine Buͤhne zu errichten, und diese an den Ort ihrer Bestimmung hin zu steuern. Wenn die Kiste daselbst angelangt ist, wird der obere Theil derselben mit Steinen belegt, Wasser in die Kiste gelassen, und dieselbe dadurch an ihrer Stelle befestigt. Wenn man sie wieder von dieser Stelle weg und an eine andere bringen will, pumpt man das Wasser aus derselben aus oder pumpt Luft in dieselbe, raͤumt die Steine von ihr weg, und bringt sie an den verlangten Ort. Da dieser Faͤcher bereits fruͤher angewendet wurde, so beschraͤnkt der Patent-Traͤger hinsichtlich desselben sein Patent-Recht bloß auf die Waͤnde b und c, wodurch die Stroͤmung auf einen Theil des Faͤchers geworfen, und von dem anderen abgehalten wird.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    III
Tab. III